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Olympia von Clèves

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Das Spiel fing wieder an.

Der König, der sein Unrecht gut machen wollte, warf sich als ein Verzweifelter der Gräfin entgegen. Am Ende erhaschte sie ihn.

»Oh! sagte sie, »das ist wohl der König.«

Dann fügte sie ganz leise bei:

»Wer sollte es denn sein, wenn er es nicht wäre?«

Richelieu und Bachelier wechselten einen raschen Blick.

Ein Blitz der Freude hatte in den Augen des Königs geglänzt.

LX.
Herzog und Kammerdiener

Es ist das Eigentümliche der starken Gemütsbewegungen, daß sie notwendig die Ruhe nach sich ziehen. Die übermäßige Aufregung, wie Bachelier sagte, ist die ältere Schwester der Erschlaffung.

Die träumerische Neigung unserer zwei durch die Sympathie in Verbindung gebrachten Personen brach um Mitternacht gleichsam ab.

Kein anderes Spiel wurde vorgeschlagen.

Nach einigen Gesprächsversuchen, bei welchen Richelieu in Gedanken versunken, der König schläfrig, der Graf und die Gräfin von Toulouse lau und Louise von Nesle nervös waren, winkte der König Bachelier, der mit dem Handleuchter an der Thür erschien.

Er brachte den Leuchter für den Herrn Grafen von Toulouse; der Graf empfing ihn, sich verbeugend, aus der Hand des Königs, und diese rasche Rückkehr zu den ernsten Dingen, das heißt zur Hofetiquette, führte die Anwesenden vollends wieder zur Ehrfurcht, der Feindin aller Träumerei.

Der König blieb allein lange vor der Stunde, die er sich selbst für das Aufhören der Vergnügungen der Nacht bezeichnet hatte.

Richelieu hütete sich am andern Tage wohl, sein Rendezvous mit Bachelier zu vergessen.

Während der König mit seinem Kapitän der Schweizer und Frau von Toulouse nach Paris fuhr, während Frau von Mailly, welche zu gleicher Zeit abgegangen, nicht einen einzigen bezeichnenden Blick des Königs, nicht einmal ein alltägliches Abschiedswort hatte erhaschen können und sich allein in ihren großen Wagen begrub, der sie nach Paris zurückführte, fand Richelieu Herrn Bachelier auf einem guten Klepper, ungefähr zwei hundert Schritte hinter dem Cortége, reitend.

Man erinnerte sich damals noch der Fahrten, die der verstorbene König mit seinem ganzen Hofstaate nach Fontainebleau machte, wobei dreißig Karossen, eine Reihe von einer Viertelmeile bildend, sich in den Ebenen und unter den Waldgruppen hinschlängelten, mit einer glänzenden Einfassung von Musketieren und Chevaulegers, welche lachten, trommelten und plauderten, um alle Elstern des Cantons entfliehen zu machen.

Bei dem herrlichen Schauspiel der tändelnden Pferde, der funkelnden Waffen, der schallenden Equipagen, die das Echo einiger Dörfer erweckten, erschienen dann aus den Schwellen der Thüren, an den armen kleinen Fensterscheiben die erschrockenen Bauern und bewunderten und lachten zugleich, daß sie so viele glänzende Herren sahen.

Wenn dann ein Hundediener, ein Piqueur, ein Stallknecht, der zurückgeblieben. Hunger oder Durst hatte, wenn er angehalten hatte, um einen Gurt zu recht zu machen oder ein Loch in einen Riemen zu stechen, fiel das ganze Dorf, beruhigt, da es nur einen Einzigen zugleich sah, über den Säumigen her, wie die Ameisen über die verlassene Beute.

Tausend Fragen folgten den Anerbietungen von Milchwerk, Treberwein und Schwarzbrot.

»Was macht der König?«

»Welches ist der König?«

»Wer ist die Dame, die ihn begleitet?«

»Wer Ist der Herr mit dem blauen Bande, der neben dem Schlage Seiner Majestät galoppierte?«

Ganz stolz aus seine Wichtigkeit, ließ sich der Diener herab, mit den Bauern zu schwatzen, ihnen die Abenteuer des Tags zu erzählen, sagte: »wir!« und entfloh im Galopp seines schwerfälligen Rosses, seine Zuhörer, die ihn im Staube aus dem Gesicht verloren, in voller Verwunderung zurücklassend.

In seiner Jugend, zur Zelt, da er von seinen Untertanen angebetet wurde, erregte Ludwig XV. ganz andere Sympathien: das war Vergötterung, nicht Neugierde.

Überall, wo der König durchkam, sah er nur ausgestreckte Arme, kniende Frauen und Männer, welche mit tränenfeuchten Augen beteten.

Diese träumten, sie umarmen den Stiefel des Königs; Jene hätten ihr Leben gegeben, um ihm die Hand küssen zu dürfen; Viele hätten, wie die Götzendiener von Jagrenat, um die Wonne gebeten, sich unter seinen vergoldeten Rädern zermalmen zu lassen.

Richelieu und Bachelier, welche zurückgeblieben waren, begannen die Unterredung als Leute, welche den Wert der Zeit und eines unumwundenen Verständnisses kennen.

»Nun!« sagte Richelieu, »haben Sie gestern gesehen, wie Sie Recht hatten?«

Bachelier überlegte. Er wollte nicht zu sehr Recht haben bei einem so vornehmen Herrn, wie es, wenn nicht dem Namen nach, doch nach seiner Stellung, Herr von Richelieu war.

»Recht worin, Herr Herzog?« fragte er mit Demut.

«Recht in dem, was Sie vorhergesehen?«

»Ich hatte also etwas vorhergesehen?«

»Erinnern Sie sich nicht mehr dessen, was Sie mir gesagt haben?«

»In welcher Beziehung?«

»In Beziehung aus den König und Frau von Mailly.«

»Nun?«

«Der König hat Frau von Mailly gefangen.«

»Und Frau von Mailly hat den König gefangen.«

Bachelier lachte. Richelieu ahmte ihm nach. Für den Augenblick war es der Herzog, der dem Kammerdiener den Hof machte.

»Sagen Sie, mein lieber Bachelier, was wird denn aus Allem dem hervorgehen?«

»Nichts Herr Herzog.«

«Ah! Ah! Sie versichern, der König sei entzündbar, Sie sagen, Louise von Mailly sei von dem Charakter, von dem die Frauen von Nesle gemacht sind, und behaupten, diese zwei Flammen werden sich nicht vereinigen?«

»Das ist wahr, Herr Herzog, doch der König schwebt.«

»Zwischen wem? auf was?«

»Der König denkt an die Königin; er hat Gewissensbisse, seitdem er Versailles verlassen; er hat sich an Versailles erinnert; seitdem die Königin ihn verlässt, sehnt er sich nach der Königin, das Bild der Königin nimmt ihn in Anspruch. erfahren Sie, Herr Herzog, daß ich den König zuweilen beim Anblick der Königin habe beben und schauern sehen, und daß ich dann ganz deutlich das Herz Seiner Majestät unter der Spitze seines Jabot schlagen hörte.«

»Das war Liebe.«

»Und zwar von der heftigsten Art. Dergleichen Leidenschaften haben ein unendliches Gedächtnis. Ich würde darauf schwören, daß die Königin, so kalt sie gegen ihren reizenden Gemahl ist, ich würde daraus schwören, sage ich, daß die Königin, die so rau gegen diesen schönen jungen Mann, wann sie will, den Vorrang vor allen den launenhaften Bildern, welche um den König flattern, einnehmen wird.«

Bachelier warf sich, wie man sieht, in die Poesie. Richelieu merkte nicht auf diese Ausschweifung und fuhr fort:

»Wird sie es wollen, Bachelier?«

»Nein.«

»Sie sind dessen sicher?«

»Ja, Herr Herzog.«

Bachelier legte aus dieses einsilbig Wort einen Nachdruck als ein Mensch, der den Wert jedes Buchstaben des Alphabets kennt.

»Nun wohl!« sagte Richelieu, »da Sie der Gleichgültigkeit der Königin sicher sind, lassen Sie uns von diesem Punkte ausgehen, mein Freund. Sie sagten, der König schwebe?«

»Ja, er ist verliebt in einen Nebel.«

»Den Sie nennen?«

»Ah! Monseigneur, hier fängt meine Verlegenheit an. Neulich am Abend hieß der Nebel Olympia: das war eine schöne Schauspielerin, die er hat auftreten sehen.«

»Bah! eine Schauspielerin! und ich kenne das nicht?«

»Darüber dürfen Sie sich nicht wundern: sie kommt von der Provinz an, und Sie kommen von Wien.«

»Das ist richtig. Lassen Sie uns jedoch von Olympia sprechen, mein lieber Herr Bachelier. Wer ist das?«

»Ein Mädchen, das einen Knöchel hat so fein als der eines Rehs, große zugleich geschlossene und offene Augen, was sie mörderisch und schmachtend macht; Hände eines Kindes, einen Arm von Cleopatra, den Hals von Anna von Boleyn von Holbein.«

»Ah! mein lieber Bachelier, diese junge Person ist also die Göttin Venus in Person. Und Sie sagen, der König?«

»Der König hat von Ihr geträumt, Monseigneur. Sie gehört, ich weiß nicht wem.«

»Sie gehört dem König, bei Gott! wenn es der König will.«

»Man sagt nein.«

»Sie wird also sehr gut bewacht?«

»Noch besser, sie bewacht sich.«

»Bah! bah! Lassen Sie hören. Bachelier, sind Sie versichert, daß der König verliebt ist?«

»Wenn Ich dessen versichert wäre, Herr Herzog, so hätte ich schon den Gram des Königs zu heilen versucht, doch ich befürchte, den Busch leer zu finden. Sie, der Sie mit dem König gejagt haben, Herr Herzog,« fuhr Bachelier lachend fort, »Sie wissen, wie das den König in üble Laune versetzt.«

»Sehr gut, Bachelier; fahren Sie fort, Sie sind ein großer Philosoph, mein Freund.

Bachelier verbeugte sich. Bachelier dachte offenbar von sich das, was der Herzog sagte.

»Ich habe gesagt, neulich am Abend habe ich geglaubt, Olympia stecke ganz im Kopfe des Königs, wenn nicht in seinem Herzen; ich verlor ihn auch nicht aus dem Gesicht, während er wach war, um zu erfahren, ob er von ihr spreche; ich behorchte ihn während seines Schlafes, um zu erfahren, ob er von ihr träume. Er hat weder schlafend, noch wach etwas gesagt; im Gegenteil, ich habe ihn die Abfahrt nach Rambouillet verlangen sehen: er war von der Königin angeschnauzt worden. So oft er sich eine Idee in den Kopf setzt, geht er, um sie zu sühnen, zu Ihrer Majestät; er verlangt nichts Anderes, als ein Ehemann der Rue Saint-Martin zu sein! Die Königin ist es, die einen Ehemann von Versailles aus ihm machen wird.«

»Sie haben viel Geist, Bachelier, und ich verzweifle nicht mehr am König.«

»Der Herr Herzog ist zu gütig.«

»Fahren Sie fort.«

»Wohl denn, da er diesen Morgen dreimal gefragt hat, ob die Königin nichts geschickt, so hat der König gestern viel an Jemand gedacht. Ist es aber an Olympia? Ist es an Frau von Toulouse? Ist es an Louise von Mailly?«

 

Der würdige Bachelier ließ oft das Frau oder Fräulein mit einer Vertraulichkeit weg, welche von seiner Macht zeugte.

»Nun?«

»Ich antworte mir selbst,« sagte er, als er die Verlegenheit von Richelieu sah: »nicht an Olympia, er hat sie nicht wiedergesehen. Nicht an Frau von Toulouse, er hofft nicht.«

»An Frau von Mailly also, Bachelier?«

»Ja und nein, Herr Herzog.«

»Warten Sie,« sagte der Herzog, »ich will Ihnen einen Umstand mitteilen, der Ihre Ansteht vielleicht feststellen wird.«

Hier erzählte ihm Richelieu die Bemerkung, die er beim Blinde-Kuh, Spiel gemacht hatte.

»Frau von Mailly, Monseigneur, hat Augenblicke des Schwindels wie jede gute Französin ihrem König gegenüber; im Ganzen aber hat sie Grundsätze und einen Mann . . .«

»Einen Mann, mein lieber Bachelier, einen Mann, der sie vernachlässigt, der sie verlässt, und sie ist stolz. Das ist die Schwierigkeit. Ich muss übrigens gestehen, ich habe nicht gesunden, daß dies alle Schwierigkeiten sind.«

»Sprechen Sie, Monseigneur.«

»Ich nehme an, daß der König verliebt, sehr verliebt sogar in Louise von Mailly ist, oder ich nehme an, daß er in Olympia verliebt ist.«

Bachelier lächelte.

»Das ist,« sagte Richelieu, indem er mit Wohlgefallen Bachelier anschaute, der sich in den Augen des Herzogs zu spiegeln schien, »das ist ein Lächeln, welches ich begreife. Es bedeutet, der König werde nur verliebt sein, in wen Sie wollen.«

»Monseigneur, ich sage das nicht.«

»Aber Sie denken es, mein lieber Bachelier, und das ist noch mehr wert.«

»Monseigneur, die höchste Notwendigkeit gebietet, daß es so sei; sonst, und Sie wissen das selbst, sonst würden die größten Unordnungen daraus entspringen.«

»Sie treiben also auch Politik?«

»Für uns, ja, Monseigneur; Lebel und ich, wir haben ein Bündnis geschlossen. Der König gehört uns, die wir ihn gepflegt, aufgezogen, unterrichtet haben. Er gehört uns mehr, als der ganzen Welt.«

»Das sagt Herr von Fréjus auch.«

»Herr von Fréjus hat den König als König angethan. Wir, wir haben den König im Schlafrock. Darum glauben wir ihn mehr zu haben, als Jedermann in der Welt. Wir haben den jungen Mann.«

»Und Sie haben Recht. Ich sage also, Bachelier, Sie werden den König, der Ihnen gehört, nur mit denjenigen teilen, welche Sie für gut und dieser Teilung würdig erachten.«

»Ja, Monseigneur.«

»Wollen Sie Olympia?«

»Je nachdem.«

»Ich habe Lust, offenherzig mit Ihnen zu sprechen.«

»Sprechen Sie, um so mehr, als ich selbst offenherzig sein werde, Monseigneur.«

»Ist ein Gewinn dabei, den König mit Ihnen zu teilen, so will Ich, daß es ein Gewinn für Sie sein soll, ihn mit mir zu teilen.«

»Ah! sehr gut!«

»Ich weiß, daß Sie Alles haben, daß Ihr Ehrgeiz nicht maßlos ist. daß Sie nicht viel auf Würden halten, daß Sie aber die einträglichen Güter und die schönen Thaler lieben.«,

»Das ist natürlich, Monseigneur, ich bin kein hinreichend guter Edelmann, um es zu vermeiden, daß man über mich spotten würde, wollte ich Ritter vom Heiligen-Geist-Orden oder Pair von Frankreich werden. Doch wenn ich Geld und Güter habe, wie Sie sagen, so werden mein Sohn und meine Tochter Alles kaufen, was ihr Ehrgeiz ihnen sich eines Tags zu geben raten wird.«

»Bachelier, ich fasse mich kurz. Sie kennen ein substituiertes Gut Fronsac? das kleine?«

»Dasjenige, welches sechzehn tausend Livres Rente wert ist und von zwei Flüssen bespült wird?«

»Ja, Bachelier; lieben Sie es?«

»Ich hätte eine Leidenschaft dafür, wäre es nicht ein mit Pairie verbundenes Herzogtum.«

»Als substituiert, verliert es sein Vorrecht; es bleibt ein Gut, das um so vorteilhafter zu verpachten ist, als es seine Kosten und Amteien der Gerichtsbarkeit und des Straßenbaues verliert, um eine einträgliche Herrschaft zu werden.«

»Ich begreife.«

»Es ist die schicklichste Apanage für einen guten Diener des Königs, der den Adelsbrief erhalten hat und in der dritten Generation die Möglichkeit erschaut, den, wenigstens freiherrlichen, Wappenschild an den Gittern des Schlosses zu sehen.«

»Gut, Monseigneur.«

»Bachelier, wenn ich zum König eine Geliebte meiner Wahl bringe, so werden Sie Fronsac kaufen, und ich quittiere Ihnen gegen einen Händedruck.«

»Monseigneur, das heißt die Dinge als ein vornehmer Mann, wie Sie sind, abmachen.«

»Sie nehmen es an.«

»Einwendung. Soll dem König eine Geliebte gegeben werden, so will ich nicht, daß die Geliebte eine Frau ist, welche Politik machen würde.«

»Was verstehen Sie hierunter?«

»Ich verstehe, und Sie werden verstehen, wie ich, daß, wenn wir den König unter Vormundschaft stellen, die Vormünderin uns meistern wird.«

»Das ist eine Schwierigkeit.«

»Kennen Sie Frau von Mailly genau? denn ich sehe wohl, sie ist es, die Sie gern wählen möchten.«

»Sie oder eine Andere; es ist mir nicht gerade an ihr gelegen. Nach dem, was Sie mir gesagt haben, muss ich ernste Erkundigungen einziehen.«

»Begreifen Sie wohl, Herr Herzog, der Kardinal wird den Staat lenken wollen; der König von Polen wird die Königin lenken wollen; die Königin wird ihrerseits den König lenken wollen. Der König würde vielleicht nicht zu gern von seiner Geliebten gelenkt werden. Was würde aus diesem Conflicte entspringen? Ein durchaus unvermeidlicher Krieg, ein Krieg, dessen Pfeile alle auf den König, das heißt, auf uns regnen werden. Ich aber bin alt geworden; ich fange an fett zu werden. Diese Beleibtheit steht mir gut, wie die Leute sagen: ich will sie nicht verlieren. Darum will ich um jeden Preis die Ruhe im Hause.«

»Ah! ja,« sagte Richelieu; »das ist nur zu billig, mein lieber Bachelier.«

»Wird die Königin eifersüchtig und die Geliebte nimmt die Stellung einer zweiten Königin an, dann Krieg, Entfernung der Geliebten, denn die Königin wird bald, einen Dauphin haben, der ein Gewicht in der Wage bildet, Ist die Geliebte stärker, Demütigung der Königin, die man hier liebt; hierauf Haß der Pariser, Steine in meine Fenster und in die Scheiben Ihrer Wagen, Verbannungen, Bastille, wer weiß? Die Herrschaft Fronsac, Monseigneur, würde weder für Sie, noch für mich mehr ihre guten Weine erzeugen. Pariren wir diese gewichtigen Inconvenienzen, geben wir dem König eine Geliebte, über die wir Meister sein werden.«

»Ah! Bachelier, Bachelier, wie weise sind Sie! Wahrlich, der König Salomo wäre nicht würdig Ihr Kammerdiener zu sein,«

»Das Interesse, Monseigneur, ist eine philosophische Abhandlung, welche alle Gefühle tarifiert und alle Fehler misst. Ich hatte schon meine Zustimmung dieser Schauspielerin gegeben, welche ohne Konsequenz gewesen wäre.«

»Ja, aber sehen Sie zu, daß eine Schauspielerin keine Herrschaft über den König erlangt; das ist unmöglich. Und dann, das haben Sie nicht bedacht, dann wird der König seine Gelegenheitsgeliebte und seine Repräsentationsgeliebte haben. Bachelier, er wird in diesem Falle so viele Bacheliers brauchen, als er Geliebten hat.«

»Ah! Monseigneur, das ist wahre Diplomatie. Man sieht wohl, daß Sie Gesandter sind, während ich nur Kammerdiener bin. Es muss entschieden Jeder an seinem Posten bleiben, und ich bleibe an dem meinigen.«

»Eine einzige Geliebte, ein einziger Bachelier, das ist meine Ansicht.«

»Aber dann eine sehr sichere Geliebte.«

»Finden wir eine, welche in den König verliebt ist: wir werden ihrer sicher sein.«

»Verliebt in den König, Herr Herzog! wie rasch gehen Sie zu Werke! Ach! man findet nicht alle Tage die la Balliére!«

»Bah! man braucht nur eine Brünette statt einer Blondine zu nehmen, das ist das Ganze. Das dauert länger. Sie haben also nichts gegen Frau von Mailly?«

»Durchaus nichts, wenn Sie mir bewiesen haben werden, daß sie nie Politik treiben wird.«

«Ich werde es beweisen. . . wenn sie es erlaubt.«

»Ich mache Sie daraus aufmerksam, daß ich schwierig sein werde: ich spiele ein zu großes Spiel.«

»In welcher Beziehung? Ich nehme zur Hälfte daran Teil.«

»Nein, Monseigneur, Sie haben ein dem meinigen entgegengesetztes Interesse. Bei Ihnen ist es die Intrige, was Sie brauchen; die Intrige, das heißt der Krieg. Bei jeder Schlacht gewinnen Sie eine Stelle oder ein Ordensband; Sie haben von der Einen der Geliebten Dieses, von der Andern Jenes; ich habe nur Schlimmes.«

»Bachelier, ich werde Ihnen beweisen, daß ich denselben Hasen jage, wie Sie.«

»Dann, Monseigneur, sage ich Ihnen: Topp!«

»Doch, auf Ehre, es ist dort noch nicht anderswo etwas angebunden?«

»Ernstlich, nein.«

»Aber leicht?«

»Ah! das ist etwas Anderes.«

»Seien Sie offenherzig. Bachelier.«

Bachelier hielt einen Augenblick sein Pferd an.

Richelieu tat dasselbe.

Bachelier schaute umher.

Die Blicke von Richelieu befragten alle Punkte des Horizonts.

»Monseigneur,« sagte der Kammerdiener, »es hat gestern Abend Jemand mit mir gesprochen.«

»Wann denn? ich habe Sie nicht verlassen!« rief Richelieu mit einer Lebhaftigkeit, welche das Gewichtige der Eröffnung bezeichnete.

»Gestern, ehe Sie sich zu mir gesellt hatten.«

»Mein Gott, wer denn? Offenherzigkeit, Bachelier!«

»Offenherzigkeit, Monseigneur, gegen Sie.«

»Wer denn, mein lieber Bachelier?«

»Herr von Pecquigny.«

»Wegen Olympia?«

»Ja, Monseigneur.«

»Und Sie haben gesagt?«

»Ich werde es mir überlegen, Monseigneur.«

Der Herzog faltete die Stirne.«

»Ah!« sprach er, »mein lieber Bachelier, Sie sehen, daß ich richtig urteile, und daß eine Schauspielerin . . .«

»Monseigneur, eine Schauspielerin wird nicht Politik treiben; ich komme immer hierauf zurück, das ist mein Delenda Cathago

Richelieu fühlte den zähen Willen des Kammerdieners. Dieser Schraubstock würde sich nicht auftun.

»Aber,« fügte er bei, »sie wird einen Monat dauern, Ihre Olympia!«

»Das mag sein, Monseigneur; nach diesem Monat wird man eine andere finden, welche einen weiteren Monat dauert.«

Richelieu hielt abermals an.

»Sie sehen, Monseigneur, Sie haben die Absicht, dem König eine politische Geliebte zu finden. Warum haben Sie Schlauheit gegen mich gebraucht, während ich ein offenes Spiel mit Ihnen spielte und geradeaus ging? Warum gehen Sie mit List gegen denjenigen zu Werke, der nur ja oder nein zu sagen braucht, um Ihr mit so großem Fleiß und dennoch so schwach gebautes Kartenhaus über den Hausen zu werfen? Ich wiederhole Ihnen, der König wird nie mit meinem Willen eine Geliebte haben, ich werde nie eine Geliebte von ihm dulden, welche mit ihm von Politik sprechen könnte. Geschieht das, Monseigneur, so dürfen Sie überzeugt sein, daß ich nicht mehr leben werde, und glauben Sie mir, Herr Herzog, ich besitze einen guten Fuß, ein trockenes Auge, und ich habe mir vorgenommen, so lange zu leben, daß man mich wird todtschlagen müssen.«

»Bachelier,« sagte endlich der Herzog, nachdem er sich alle Zeit, um zu überlegen, genommen hatte, »ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich nichts ohne Sie tun werde.«

»Es ist unnötig, zu schwören, denn ich würde Sie herausfordern, etwas ohne mich zu tun.«

«Sie verstehen mich nicht,« erwiderte Richelieu, gereizt durch den Übermut des Kammerdieners, aber seinen Verdruß verbeißend, »ich versichere Sie, ich verspreche Ihnen, daß ich Sie von allen meinen Schritten in Kenntnis setzen werde.«

»Und ich, Monseigneur,« versetzte Bachelier, »ich verspreche, Ihnen Alles zu sagen, was sich anspinnen wird. Übrigens werden Sie nicht hundert Schritte ohne mich gemacht haben, bis Sie die Richtigkeit meiner Worte anerkennen. Jede ehrgeizige Frau, welche den Staat beherrschen wird, wird Sie noch mehr beherrschen, als den König. Misstrauen Sie also. Verliebt, wird sie das Joch ertragen, es ist sanft. Trocken und concentrirt, wird sie Sie benützen oder zerbrechen!. . . Nehmen Sie sich in Acht! . . . Einfach, in den Tag hinein lebend, Sie und mich unumgänglich notwendig findend, wird sie sich weder um Herrn von Fleury, noch um den Herzog von Burgund, noch um die Jansenisten, noch um die Oesterreicher bekümmern; sie wird für den König tun, was die Königin von Spanien für ihren Gemahl Philipp gethan hat. Mein Gott! das ist wohl genug! Europa hat gesagt, es sei zu viel gewesen!«

»Bachelier, Sie haben mehr Geist in Ihrem Mantelsack, als ich in meinem Gesandtschaftspalais habe.«

»Seit einer Stunde, Monseigneur, habe ich es zu vermuten befürchtet. Doch sehen Sie, man fängt an zurückzuschauen. Man hat uns plaudern sehen, man wundert sich. Sie und ich, auf den zwei Sprossen oben und unten, wir sind die zwei Ersten des Hofes. Wir wollen uns trennen, das ist vernünftig.«

»Mit Versprechen?«

»Unter Bedingung.«

 

»Bachelier, ich nehme die Bedingung an.«

»Das Versprechen wird gehalten, Monseigneur.«

Wonach Bachelier und der Herzog sich verließen.