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La San Felice Band 13

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Achtes Capitel.
Die punische Treue

Der Cardinal war über diese Lösung, welche er weit entfernt gewesen zu erwarten, so hocherfreut, daß er am 27. Juni Morgens in der Kirche del Carmine ein Te Deum sang und zwar mit einem Pomp, welcher der Bedeutung der Ereignisse würdig war.

Ehe er sich in die Kirche begab, hatte er einen Brief an Lord Nelson und Sir William Hamilton geschrieben und ihnen seinen aufrichtigen Dank dafür ausgesprochen, daß sie durch Ratification des Tractats der Stadt, ganz besonders aber seinem Gewissen, die Ruhe wiedergegeben.

Hamilton schrieb darauf, wiederum französisch, den folgenden Brief

»Am Bord des »Donnerers« 27. Juni 1799.

»Eminenz!

»Mit dem größten Vergnügen habe ich den Brief empfangen, welchen Sie mir die Ehre erzeigt, mir zu schreiben. Wir haben in gleicher Weise für den Dienst des Königs und der guten Sache gearbeitet, nur gibt es je nach dem Charakter verschiedene Manieren, seinen Diensteifer zu beweisen. Alles geht, Gott sei Dank, gut, und ich kann Ew. Eminenz versichern daß Mylord Nelson sich Glück zu dem von ihm gefaßten Entschluß wünscht, die Operationen Ew. Eminenz nicht zu unterbrechen, sondern sie im Gegentheile mit allen seinen Kräften zu unterstützen, um das Unternehmen, welches Ew. Eminenz unter den kritischen Umständen, in welchen Sie sich befunden, bis jetzt so gut geleitet, auch glücklich zu Ende zu früheren. Mylord und ich werden uns zu glücklich schätzen, wenn wir, sei es noch so wenig, Ihren sicilischen Majestäten Dienste geleistet und Ew. Eminenz einen Augenblick gestörte Gemüthsruhe zurückgegeben haben.

»Mylord bitter mich, Ew. Eminenz für Ihr Billet zu danken und Ihnen zu sagen, daß er zu gelegener Zeit alle nothwendigen Maßregeln ergreifen wird.

»Ich habe die Ehre zu sein 2c.

»W. Hamilton.«

Man hat aus den von uns mitgetheilten Briefen Ferdinands und Carolinens an den Cardinal Ruffo gesehen, mit welchen Betheuerungen unerschütterlicher Achtung und ewiger Treue diese Briefe der beiden königlichen Personen endeten, die ihm ihr Königreich verdankten.

Unsere-Leser werden zu wissen wünschen, auf welche Weise diese Dankbarkeitsbetheuerungen übersetzt wurden.

Zu diesem Zwecke mögen sie sich die Mühe nehmen, den folgenden Brief zu lesen, welcher an demselben Tage wie der soeben mitgetheilte von Sir William Hamilton an den Generalcapitän Acton geschrieben ward.

»Am Bord des »Donnerers«, Bai von Neapel« am 27. Juni 1799.

»Gnädigster Herr!

»Ew. Excellenz habe aus meinem letzten Briefes ersehen, daß der Cardinal und Lord Nelson weit entfernt sind, mit einander übereinzustimmen. Nach reiflicher Ueberlegung aber ermächtigte Lord Nelson mich gestern Morgen, dem Cardinal zu schreiben, daß er nichts mehr thun würde, um den Waffenstillstand zu brechen, den der Cardinal angemessen erachtet mit den in dem Castello Nuovo und dem Castello d’Uovo eingeschlossenen Rebellen zu schließen; daß Mylord bereit sei, allen Beistand zu leisten, dessen die unter seinem Befehl stehende Flotte fähig sei, und welchen Se. Eminenz für den Dienst Seiner sicilischen Majestät nothwendig erachten würde.

»Dies hat die beste Wirkung hervorgerufen. In Neapel ging Alles drunter und drüber, weil man fürchtete, Lord Nelson werde den Waffenstillstand brechen, während heute Alles ruhig ist. Der Cardinal ist mit den Capitänen Truebridge und Ball dahin übereingekommen, daß die Rebellen im Castello Nuovo und im Castello d’Uovo Abends eingeschifft und mittlerweile fünfhundert Mann Marinesoldaten ans Land gesetzt werden, um die beiden Castelle zu occupiren, auf welchen, Gott sei Dank, endlich das Banner Sr. sicilischen Majestät weht, während die Banner der Republik (kurz ist ihr Leben gewesen) sich in der Cajüte des »Donnerers« befinden, wohin, wie ich hoffe, die französische Fahne, die noch auf San Elmo flattert, ihnen bald nachfolgen wird.

»Ich habe gegründete Hoffnung, daß die Ankunft Lord Nelsons in dem Golf von Neapel für die Interessen und den Ruhm Ihrer sicilischen Majestäten sehr nützlich sein wird. In der That war es aber auch Zeit, daß ich zwischen dem Cardinal und Lord Nelson intervenirte, denn sonst wäre Alles verloren gewesen, und zwar schon vom ersten Tage an.

»Gestern schrieb mir der gute Cardinal, um sich bei mir ebenso wie bei Lady Hamilton zu bedanken. Der nichtswürdige Freiheitsbaum, welcher vor dem königlichen Palaste stand, ist umgehauen und dem Riesen die rothe Mütze vom Kopfe gerissen worden.

»Jetzt noch eine gute Nachricht. Caracciolo und ein Dutzend andere Rebellen wie er werden bald in Lord Nelson’s Händen sein. Wenn ich mich nicht irre, so wird man sie direkt nach Procida schicken und dort verhören und richten, um sie dann zur Hinrichtung wieder hierher zurück zu befördern. Caracciolo wird wahrscheinlich an der großen Raa der »Minerva« aufgeknüpft werden und von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang hängen gelassen werden.

»Ein solches Beispiel ist auch nothwendig für den künftigen Dienst Sr. sicilischen Majestät, in deren Königreich der Jakobinismus so große Fortschritte gemacht hat.

»W. Hamilton.«

»Acht Uhr Abends. – Die Rebellen sind in ihren Schiffen, können aber ohne einen Paß von Lord Nelson nicht von der Stelle.«

In der That hatten wie der Gesandte von Großbritannien in dem Briefe, den wir soeben gelesen, sagt, die Republikaner im Vertrauen auf den geschlossenen Tractat und durch Nelsons Versprechen, sich der Einschiffung der Patrioten nicht zu widersetzen, beruhigt, keine Schwierigkeit gemacht, die Castelle den fünfhundert englischen Seesoldaten zu überlassen, welche an Land gekommen waren, um sie zu besetzen, und waren in die Felucken, Tartanen und andere Fahrzeuge gestiegen, in welchen sie nach Toulon gebracht werden sollten.

Die Engländer nahmen daher zunächst Besitz von dem Castello Nuovo, dem Werft und dem königlichen Palast.

Sodann erfolgte die Uebergabe und Uebernahme des Castello d’Uovo unter denselben Formalitäten.

Es ward über diese Räumung der Castelle ein Protokoll aufgenommen und im Namen der Patrioten von den Commandanten der Castelle und im Namen des Königs Ferdinand von dem Brigadier Minichini unterzeichnet.

Nur-zwei Personen machten Gebrauch von der ihnen durch die Capitulation zugestandenen Wahl, entweder ein Asyl auf dem Lande zu suchen, oder sich einzuschiffen. Sie verlangten ein Asyl im Castell San Elmo.

Diese beiden Personen waren Salvato und Luisa.

Wir werden später auf die Helden unseres Buches zurückkommen, um sie dann nicht wieder zu verlassen. Das gegenwärtige Capitel ist jedoch, wie wir bereits durch die Ueberschrift angedeutet, seinem ganzen Inhalte nach einer großen historischen Aufklärung gewidmet.

Da wir im Begriffe stehen, dem Andenken eines der größten Seehelden, welche England jemals gehabt, einen jener unauslöschlichen Flecken zuzufügen, welche selbst die Jahrhunderte nicht verwischen, so wollen wir, indem wir die Actenstücke, welche diese große Infamie beweisen, eines nach dem andern den Augen unserer Leser vorführen, zeigen, daß wir weder durch Unkenntniß irregeleitet, noch durch Haß verblendet sind.

Wir sind ganz einfach die Fackel, welche einen bis jetzt dunkel gebliebenen Punkt der Geschichte beleuchtet.

Es begegnete dem Cardinal, was jedem großen Herzen begegnet, welches eine Sache unternimmt, die von furchtsamen und mittelmäßigen Gemüthern für unmöglich erklärt worden.

Er hatte in der Nähe des Königs eine Cabale von Männern zurückgelassen welche, da sie keine Beschwerde ertragen und keine Gefahr bestanden, natürlich den Mann angriffen, der ein Werk zu Stande gebracht, welches von ihnen fürs unmöglich erklärt worden.

Der Cardinal ward – es wäre dies fast unglaublich, wenn man nicht wüßte, wie weit jene Natter der Höfe, die man die Verleumdung nennt, gehen kann – der Cardinal, sagen wir ward beschuldigt, bei Wiedereroberung des Königreiches Neapel-nicht für den König, sondern für sich selbst zu arbeiten. Man sagte, er habe die Absicht, mit Hilfe der Armee, die er zurückgebracht und die ihm völlig ergeben war, seinen Bruder Don Francesco Ruffo zum König von Neapel ausrufen zu lassen!

Nelson hatte vor seinem Abgange von-Palermo Instruction in dieser Beziehung empfangen und war beauftragt, bei dem ersten Beweises welcher die von Ferdinand und des Königin gefaßten Zweifel bestätigen würde den Cardinal an Bord des »Donnerer« zu locken und gefangen darauf zurückzubehalten.

Man wird sehen, daß dieser Act der Dankbarkeit beinahe zur Ausführung gebracht worden wäre, und wir gestehen, daß wir für unsere Person dies sehr bedauern, denn dann böte die Geschichte ein warnendes Beispiel mehr für diejenigen, welche sich den Fürsten opfern. Wir copiren die folgenden Briefe genau nach dem Original.

»Am Bord des »Donnerers« Bai von Neapel,

»An Sir John Acton. 29. Juni 1799.

»Gnädigster Herr!

»Obgleich unser gemeinsamer Freund Sir William Ihnen ausführlich über alle Ereignisse schreibt, welche sich bei uns zugetragen, so kann ich doch nicht umhin, ebenfalls die Feder zu ergreifen, um Ihnen rund heraus zu sagen, daß ich keines der Dinge billige, welche geschehen sind und im Begriff stehen noch zu geschehen. Mit einem Wort, ich muß Ihnen sagen, daß selbst wenn der Cardinal ein Engel wäre, doch die Stimme des ganzen Volkes sich gegen seine Handlungsweise erhebt. Wir sind hier von kleinlichen, erbärmlichen Cabalen und einfältigen Klagen umringt, welche nach meiner Ansicht nur durch die Anwesenheit des Königs, der Königin und des neapolitanischen Ministeriums beschwichtigt und beseitigt werden kann, so daß dann eine regelmäßige Regierung gegründet werden kann, die der Gegensatz zu dem System sein muß, welches gegenwärtig an der Tagesordnung ist.

 

»Allerdings wäre, wenn ich meiner Neigung gefolgt wäre, der Zustand der Hauptstadt ein noch schlimmerer als er ist, denn der Cardinal hätte seinerseits noch etwas Schlimmeres thun können als nichts. Deshalb hoffe ich sehnlichst auf die Gegenwart der Majestäten und hafte mit meinem Kopfe für ihre Sicherheit. Vielleicht werde ich genöthigt sein, mich mit dem »Donnerer« aus diesem Hafen zu entfernen. Bin ich aber gezwungen diesen Hafen zu verlassen, so fürchte ich, daß die Folgen meines Wegganges unheilvoll sein werden.

»Das »Seahorse« ist ebenfalls ein sicherer Aufenthalt für die Majestäten, und sie werden darin in so großer Sicherheit sein, als man dies überhaupt auf einem Schiffe sein kann.

»Ich bin wie stets Ihr 2c.

Nelson.«

Der nachfolgende zweite Brief ist von demselben Tage und ebenfalls an Acton gerichtet. Die Undankbarkeit der beiden gekrönten Häupter ist darin noch weit sichtbarer und läßt unserer Meinung nach diesmal nichts zu wünschen übrig.

»An Se. Excellenz Sir Johm Acton.

»29. Juni Morgens.

»Gnädigster Herr!

»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich freue, den König, die Königin und Euer Excellenz ankommen zu sehen. Ich sende Ihnen das Duplicat einer Proclamation, welche ich den Cardinal aufforderte veröffentlichen zu lassen. Seine Eminenz hat sich jedoch rund und rein geweigert und gesagt, es wäre verlorene Mühe, ihm etwas zu schicken, denn er würde durchaus nichts drucken lassen. Der Capitän Truebridge wird heute Abend mit dreizehnhundert Mann englischen Truppen am Lande sein und ich werde Alles, was in meinen Kräften steht, thun um mit dem Cardinal bis zur Ankunft der Majestäten in gutem Einvernehmen zu bleiben. Der letzte Befehl des Cardinals verbietet, ohne seine Zustimmung irgend Jemanden gefangen zu halten; dies heißt unverkennbar die Rebellen retten wollen. Kurz gestern haben wir hier miteinander berathen, ob der Cardinal nicht eigentlich selbst festgenommen werden müßte. Sein Bruder ist schwer compromittirt, doch wäre es zwecklos; Sie, Excellenz, noch mehr langweilen zu wollen. Ich werde mich so einrichten, daß ich das Bestmögliche thun kann, und stehe für die Sicherheit der Majestäten mit meinem Kopfe. Möge Gott allen diesen Vorgängen ein baldiges und glückliches Ende machen.

»Indem ich Euer Excellenz bitte 2c.

»Horatio Nelson.«

Mittlerweile war der Cardinal, nachdem er seinen Bruder an Bord des »Donnerers« geschickt, nicht wenig erstaunt, von ihm ein Billet zu empfangen, welches ihm meldete, der Admiral schicke ihn nach Palermo, um der Königin die Nachricht zu überbringen, daß Neapel sich ihren Absichten gemäß ergeben habe.

Der Brief, welcher diese Nachricht enthielt, schloß mit den Worten:

»Ich sende Euer Majestät gleichzeitig einen Boten und eine Geißel.«

Man sieht, daß die Belohnung des Pflichteifers nicht lange auf sich hatte warten lassen.

Aber was sollte der Bruder des Cardinals an Bord des »Donnerers«?

Er brachte außer der Weigerung, sie zu drucken und zu veröffentlichen, folgende Note Nelson’s zurück, deren Inhalt der Cardinal bei dem Stande der Dinge und nach den gegebenen Versprechungen nicht verstanden hatte.

Diese Note oder vielmehr diese Notification lautete:

»Notification

»Am Bord des »Donnerers«, 29. Juni 1799 Morgens.

»Horatio Nelson, Admiral der britischen Flotte auf der Rhede von Neapel, fordert Alle, welche als Officiere in der Armee oder als Civilbeamte der nichtswürdigen sogenannten neapolitanischen Republik gedient haben, auf, wenn sie sich in der Stadt Neapel befinden, sich binnen längstens vierundzwanzig Stunden bei den Commandanten des Castello Nuovo und des Castello d’Uovo zu melden und sich in jeder Beziehung der Gnade Seiner sicilischen Majestät anzuvertrauen. Befinden sie sich bis auf eine Entfernung von fünf Meilen außerhalb der Stadt, so müssen sie sich in gleicher Weise den genannten Commandanten vorstellen, nur soll ihnen eine Frist von achtundvierzig Stunden vergönnt sein. Außerdem werden sie als Rebellen und Feinde Seiner sicilischen Majestät betrachtet werden.

»Horatio Nelson.«

Wie groß das Erstaunen des Cardinals aber auch über das Billet seines Bruders war, welcher ihm meldete, daß Mylord Nelson ihn nach Palermo schicke, ohne ihn zu fragen, ob er auch hingehen wolle, so gerieth er doch noch in weit größeres Erstaunen, als er von den Patrioten folgenden Brief erhielt:

»An Se. Eminenz den Cardinal Ruffo, Generalvicar von Neapel.

»Der ganze Theil der Garnison, welcher den Bestimmungen des Tractats zufolge eingeschifft worden ist, um unter Segel nach Toulon zu gehen, befindet sich gegenwärtig in der größten Bestürzung. In ihrem guten Glauben erwarteten diese Leute die Ausführung des Tractats, obschon vielleicht in ihrer Eile, das Castell zu verlassen, nicht alle Clauseln dieser Capitulation streng beobachtet worden sind. Jetzt ist der Wind schon seit zwei Tagen zum Auslaufen günstig, gleichwohl aber der für die Reise nothwendige Proviant noch nicht an Bord.

»Überdies sahen wir gestern Abend mit tiefem Schmerz die Generale Manthonnet, Massa und Bassetti, die Präsidenten der Executivcommission Ercole und d’Agnese, den der gesetzgebenden Commission Domenico Cirillo und mehrere andere unserer Genossen, unter diesen Emmanuele Borgo und Piati, von den Tartanen abholen. Man hat sie alle auf das Schiff des Admirals Nelson gebracht, wo sie die ganze Nacht zurückgehalten worden sind und wo sie sich auch jetzt, das heißt um 6 Uhr Morgens, noch befinden.

»Die Garnison erwartet von Ihrer Loyalität die Erklärung dieser Thatsache und die redliche Ausführung des Tractats.

»Rhede von Neapel, 29. Juni 1799 , 6 Uhr Morgens.

»Albanese.«

Eine Viertelstunde später waren der Capitän Bailly und der Chevalier Micheroux bei dem Cardinal, und dieser schickte Micheroux an Nelson, den er auffordern ließ, ihm nun diesen unerklärlichen Maßregeln Rechenschaft zu geben, und indem er ihn für den Fall, daß seine Absicht die wäre, welche er zu errathen fürchtete, zugleich bat, vor einem solchen Schandflecken nicht blos seinen Namen, sondern auch die englische Fahne zu bewahren.

Nelson lachte blos über die Reclamation des Chevalier Micheroux und sagte:

»Worüber beschwert sich der Cardinal? Ich habe versprochen, mich der Einschiffung der Garnison nicht zu widersetzen. Ich habe Wort gehalten, denn die Garnison ist eingeschifft. Jetzt, wo sie dies ist, bin ich meines Wortes ledig und kann thun, was ich will.«

Als der Chevalier Micheroux bemerklich machte, daß der Doppelsinn, auf den der Admiral sich berufe, seiner unwürdig sei, stieg letzterem vor Ungeduld das Blut ins Gesicht und er setzte hinzu:

»Übrigens handle ich nach meinem Gewissen und habe Vollmacht vom König.«

»Haben Sie auch Vollmacht von Gott?« fragte Micheroux; »ich bezweifle es.«

»Das ist nicht Ihre Sache,« entgegnete Nelson. »Ich bin es, welcher handelt, und bin bereit, dem König und Gott Rechenschaft von meinen Handlungen zu geben. Gehen Sie.«

Und er schickte den Boten zu dem Cardinal zurück, ohne sich die Mühe zu nehmen, ihm eine andere Antwort zu geben oder seine Unredlichkeit durch irgend eine Entschuldigung bemänteln zu wollen.

In der That die Feder entsinkt der Hand eines jeden ehrlichen Mannes, welcher durch die Wahrheit gezwungen wird, dergleichen Dinge niederzuschreiben.

Als der Cardinal diese Antwort des Chevalier Micheroux, erhielt, warf er einen beredten Blick gegen Himmel, ergriff eine Feder, schrieb einige Zeilen, unterzeichnete sie und sendete sie durch einen außerordentlichen Courier nach Palermo ab.

Es war seine Entlassung, welche er bei Ferdinand und Caroline einreichte.

Neuntes Capitel.
Zwei würdige Genossen

Nehmen wir die unseren Fingern entfallene Feder wieder auf. Wir sind mit unserer Erzählung noch nicht zu Ende und das Schlimmste bleibt uns noch mitzutheilen.

Man erinnert sich, daß in dem Augenblick, wo Nelson dem Cardinal nach dem Besuche aus dem »Donnerer« das Geleite gab und mit ihm eine kalte Verbeugung, das Resultat der zwischen ihnen zu Tage getretenen Meinungsverschiedenheit in Bezug auf den Tractat, wechselte, Emma Lyonna, indem sie die Hand auf Nelsons Schulter legte, gekommen war, um ihm zu sagen, daß Scipio Lamarra, derselbe, welcher dem Cardinal die von der Königin und ihren Töchtern gestickte Fahne überbracht, an Bord sei und ihn bei Sie William Hamilton erwarte.

Ganz wie Nelson vorausgesehen, kam Scipio Lamarra, um sich mit ihm über die Art und Weise zu besprechen, auf welche man sich Caracciolos bemächtigen könnte, der seine Flottille an demselben Tage verlassen, wo die großbritannische Flotte auf der Rhede erschienen war.

Man hat nicht vergessen, daß die Königin ihrer Freundin Emma Lyonna mündlich und dem Cardinal schriftlich befohlen hatte, dem Admiral Caracciolo, der von ihr dem Tode geweiht war, keine Gnade angedeihen zu lassen. In denselben Ausdrücken hatte sie an Scipio Lamarra, einen ihrer eifrigsten und thätigsten Agenten, geschrieben, damit er sich mit Nelson über die Mittel verständige; die man anzuwenden hätte, um sich des Admirals Caracciolo zu bemächtigen, dafern derselbe zu der Zeit, wo Nelson in den Hafen einliefe, bereits die Flucht ergriffen haben sollte.

Nun aber war dies wirklich der Fall, wie man aus der Antwort des Hochbootsmannes des Kanonenbootes gesehen, auf welchem der Admiral sich während des Kampfes am 13. befunden, als Salvato, durch Ruffo von der Gefahr, in welcher der Admiral schwebte, unterrichtet, sich in dem Kriegshafen nach ihm erkundigte .

Aus einem ganz entgegengesetzten Beweggrund hatte der Spion Lamarra dieselben Schritte gethan wie Salvato und war zu demselben Ziele gelangt, das heißt, er hatte erfahren, daß der Admiral Neapel verlassen und bei einem seiner Dienstleute ein Asyl gesucht hatte.

Er kam jetzt, um diese Neuigkeit dem Admiral Nelson mitzutheilen, und ihn zu fragen, ob er wünsche, daß er dem Flüchtling nachspüre.

Nelson forderte ihn nicht blos dazu auf, sondern theilte ihm auch mit daß eine Prämie von viertausend Dukaten dem versprochen sei, welcher den Admiral ausliefern würde.

Von diesem Augenblick an nahm Scipio sich fest vor, der Mann zu sein, der die Prämie oder wenigstens den größeren Theil derselben einstriche.

Als Freund unter den Matrosen erscheinend; hatte er von denselben Alles erfahren, was diese selbst über Caracciolo wußten , nämlich daß der Admiral eine Zufluchtsstätte bei einem seiner Dienstleute gesucht, von dessen Treue er überzeugt sein zu können glaubte.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wohnte dieser Diener nicht in der Stadt, und der Admiral war ein zu schlauer Mann, als daß er sich so dicht in der Nähe der Krallen des Löwen aufgehalten hätte.

Scipio nahm sich daher nicht einmal die Mühe, sich in den beiden Häusern zu erkundigen, welche der Admiral in Neapel, das eine in Santa Lucia beinahe an die Kirche stoßend – und dies war das, welches er bewohnte – das andere in der Toledostraße besaß.

Nein, es war vielmehr wahrscheinlich, daß der Admiral sich auf eines seiner Landgüter zurückgezogen, um das offene Feld vor sich zu haben, wenn er vielleicht der Gefahr noch weiter entfliehen müßte.

Eines dieser Landgüter befand sich in Calvezzano, das heißt am Fuße des Gebirges.

Scipio war ein kluger Kopf und vermuthete sofort, daß dies der Ort sei, nach welchem Caracciolo sich geflüchtet.

Hier hatte er, wie wir gesagt, nicht blos das freie Feld, sondern auch die Gebirge, diesen natürlichen Zufluchtsort des Verbannten, vor sich.

Scipio ließ sich von Nelson freies Geleit geben, legte Bauernkleider an und machte sich auf den Weg, in der Absicht, in Calvezzano als Patriot zu erscheinen, welcher fliehend und vor Hunger und Erschöpfung fast dem Tode nahe, lieber die größte Gefahr riskieren, als sich noch weiterzuschleppen versuchen wollte.

Er trat daher keck in das Landgut ein und verlangte, das Vertrauen der Verzweiflung heuchelnd, von dem Pächter ein Stück Brot und ein wenig Stroh in einer Scheune.

 

Der vorgebliche Flüchtling spielte seine Rolle so gut, daß der Pächter keinen Verdacht schöpfte, sondern vielmehr unter dem Verwand, sich zu versichern, daß ihn Niemand in das Haus habe hineingehen sehen, ihn sich in einer Art Backstube verstecken ließ, indem er sagte, er wolle um ihrer gemeinschaftlichen Sicherheit willen die Runde um das Gut machen.

In der That kehrte er zehn Minuten später mit beruhigter Miene zurück, ließ den angeblichen Flüchtling aus seinem Versteck herauskommen und an dem Tisch in der Küche Platz nehmen, wo er ihm Brot, Käse und Wein vorsetzte.

Scipio Lamarra warf sich über das Brod her wie ein Halbverhungerten und aß und trank mit solcher Gier, daß der Pächter als mitleidiger Wirth sich aufgefordert fühlte, ihn zur Mäßigung zu ermahnen und ihm zu sagen, daß es ihm an Brod und Wein nicht fehlen solle und daß er deshalb sich mit dem Essen und Trinken Zeit nehmen könne.

Während Lamarra anfing diesen guten Rath zu befolgen, trat ein zweiter Landmann ein, welcher dieselbe Kleidung trug wie der Pächter, aber ein wenig älter zu sein schien. Scipio machte eine Bewegung, um sich zu erheben und hinauszugehen.

»Fürchtet nichts,« sagte der Pächter. »Es ist mein Bruder.«

In der That ergriff der Neueingetretene, nachdem er gegrüßt, wie ein Mann, der zu Hause ist, einen Schemel und setzte sich in einen Winkel des Kamins.

Der falsche Patriot bemerkte, daß der Bruder des Pächters die Seite wählte, wo am meisten Schatten war.

Scipio Lamarra, welcher den Admiral Caracciolo in Palermo gesehen, brauchte nur einen Blick aus den angeblichen Bruder des Pächters zu werfen, um ihn sofort zu erkennen. Es war Francesco Caracciolo

Scipio durchschaute nun das ganze Manöver. Der Pächter hatte nicht gewagt, ihn ohne Erlaubniß seines Herrn aufzunehmen. Unter dem Vorwand nachzusehen, ob Niemand dem Fremden nachschliche, war er hinausgegangen, um Caracciolo um jene Erlaubniß zu bitten, und Caracciolo, welcher neugierig war, Nachrichten von Neapel zu erfahren, war hereingekommen und hatte sich in die Kaminecke gesetzt, denn er fürchtete seinen Gast um desto weniger, als nach dem was ihm gemeldet worden, derselbe ein Geächteter war.

»Ihr kommt von Neapel? fragte er nach einigen Augenblicken mit verstellter Gleichgültigkeit.

»Leider ja,« antwortete Scipio.

»Was geht denn jetzt dort vor?«

Scipio wollte Caracciolo nicht allzu sehr erschrecken, damit dieser nicht etwa ein anderes Asyl aufsuchte.

»Man schifft die Patrioten nach Toulon ein,« sagte er.

»Nun, warum habt Ihr Euch dann nicht auch mit nach Toulon eingeschifft?«

»Weil ich Niemanden in Frankreich kenne, dagegen aber einen Bruder in Corfu habe. Ich will daher versuchen, Manfredonia zu erreichen und mich dort einzuschiffen.«

Dabei blieb die Conversation stehen. Der Flüchtling schien so ermüdet zu sein, daß es grausam gewesen wäre, ihn noch länger am Schlafen zu hindern.

Caracciolo forderte deshalb den Pächter auf, ihn in sein Zimmer zu führen. Scipio nahm mit wiederholten Dankbarkeitsbetheuerungen Abschied von ihm und bat, in seinem Zimmer angelangt, seinen Wirth, ihn vor Tagesanbruch zu wecken, damit er seinen Weg nach Manfredonia weiter fortsetzen könne.

»Es wird mir dies um so leichter sein,« antwortete der Pächter, »als ich selbst vor Tagesanbruch aufstehen muß, um nach Neapel zu gehen.«

Scipio riskierte keine weitere Frage oder sonstige Bemerkung. Er wußte nun Alles, was er wissen wollte, und der Zufall, der sich zuweilen zum Mitschuldigen großer Verbrechen macht, diente ihm besser, als er zu hoffen gewagt.

Am nächsten Morgen um 2 Uhr trat der Pächter in sein Zimmer. Sofort war er auf den Füßen, kleidete sich rasch an und machte sich zum Aufbruch fertig.

Der Pächter gab ihm ein kleines im Voraus zurechtgemachtes Paket, welches ein Brod, ein Stück Schinken und eine Flasche Wein enthielt.

»Mein Bruder hat mich beauftragt, Euch zu fragen, ob Ihr Geld braucht,« setzte der Pächter hinzu.

Scipio schämte sich. Er zog seine Börse, welche einige Goldstücke enthielt, und zeigte sie seinem Wirth. Dann ließ er sich einen Querweg zeigen, nahm Abschied von seinem Wirth, trug ihm Danksagungen an seinen Bruder auf und entfernte sich.

Kaum aber hatte er hundert Schritte zurückgelegt, so schlug er eine andere Richtung ein, machte einen Umgang um den Pachthof herum und erwartete an einer Stelle, wo der Weg zwischen zwei Hügeln hindurchführte, den Pächter, welcher nicht verfehlen konnte, auf seinem Wege nach Neapel hier vorbeizukommen.

In der That bemerkte er eine halbe Stunde später in dem Dunkel, welches sich allmälig zu lichten begann, den Schattenriß eines Mannes, welcher den Weg von Calvezzano nach Neapel verfolgte und in welchem er sofort seinen Pächter erkannte.

Er ging sofort auf ihn zu. Der Pächter erkannte ihn seinerseits und blieb erstaunt stehen.

Es war augenscheinlich, daß er eine solche Begegnung nicht erwartet hatte.

»Ihr seid es?« fragte er.

»Wie Ihr seht, ja,« antwortete Scipio..

»Aber was macht Ihr hier, anstatt auf dem Wege nach Manfredonia zu sein?«

»Ich warte aus Euch.«

»Aber zu welchem Zweck?«

»Um Euch zu sagen, daß Lord Nelson bei Todesstrafe verboten hat, einen Rebellen zu verbergen.«

»Aber inwiefern kann mich das interessieren?« fragte der Pächter.

»Insoferne Ihr den Admiral Caracciolo bei Euch verborgen haltet.«

Der Pächter versuchte zu läugnen.

»Ach, schweigt doch,« sagte Scipio, »ich habe ihn erkannt. Es ist der Mann, den Ihr für euren Bruder ausgeben wolltet.«

»Das ist aber wohl nicht Alles, was Ihr mir zu sagen habt?« fragte der Pächter mit einem Lächeln, über dessen Bedeutung man sich nicht irren konnte.

Es war das Lächeln eines Verräthers.

»Es ist gut,« sagte Scipio, »ich sehe schon, daß wir einander verstehen.«

»Wie viel hat man Euch denn versprochen, wenn Ihr den Admiral Caracciolo ausliefert?«

»Viertausend Ducati,« sagte Scipio.

»Würden darunter zweitausend für mich sein?«

»Ihr thut den Mund ein wenig weit auf, Freund.«

»Und dennoch thue ich ihn nur halb auf.«

»Ihr werdet Euch also mit zweitausend Durati begnügen?«

»Ja, wenn man sich nicht allzusehr um das Geld kümmert, welches der Admiral vielleicht in meinem Hause verwahrt hat.

»Wenn man aber nun nicht will, wie Ihr wollt?«

Der Pächter trat rasch einen Schritt zurück und zog gleichzeitig aus jeder seiner beiden Taschen ein Pistol.

»Wenn man nicht so will, wie ich will,« sagte er, »so benachrichtige ich den Admiral, und ehe Ihr in Neapel seid, sind wir so weit, daß Ihr uns niemals einholen würdet.«

»Na, kommt her, Camerad. ich kann ohne Euch nichts thun und will auch ohne Euch nichts thun.«

»Also ist die Sache abgemacht?«

»Meinerseits ja. Wenn Ihr Euch mir anvertrauen wollt, so will ich Euch zu Jemanden führen, mit dem Ihr eure Interessen besprechen könnt und der – dafür bürge ist – sich euren Forderungen gegenüber sehr freigebig zeigen wird.«

»Und wie heißt dieser Mann?«

»Mylord Nelson.«

»O! Ich habe den Admiral Caracciolo sagen hören, Mylord Nelson sei sein größter Feind.«

»Dann hat er sich auch nicht geirrt. Eben deshalb stehe ich Euch aber auch dafür, daß Mylord Nelson an euren Forderungen nicht mäkeln wird.«

»Dann kommt Ihr also im Aufträge des Admirals Nelson?«

»Nein, in noch höherem.«

»Wohlan,« sagte der Pächter, »es ist, wie Ihr gesagt habt. Wir verstehen uns wunderschön; kommt.«

Und die beiden wackeren Männer setzten ihren Weg nach Neapel weiter fort.