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Johanna dArc die Jungfrau von Orleans

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Die französischen Anführer wollten bei, dieser Bedrohung aus der Stadt ziehen, und den Kampf annehmen; aber diesmal war es Johanna., die, anstatt ihren Mut aufzustacheln, ihre Hitze zu dämpfen versuchte.

»Um der Liebe und Ehrung des heiligen Sonntags, willen,« rief sie aus, »greift sie nicht zuerst an, und, verlangt nichts von ihnen; denn es ist das Belieben und der Wille Gottes, dass man ihnen fortzugehen gestatte, Wenn sie abziehen wollen. Wenn sie Euch angreifen, verteidigt Euch beherzt; denn dann werdet Ihr die Meister sein.«

Nun ließ sie Geistliche holen, mit ihren priesterlichen Gewändern angetan, und während sie vom Volke im Chor begleitete Hymnen und Gebete sangen, einen Tisch und eine geweihte Marmorplatte bringen. sogleich improvisierte man vermittelst dieser beiden Gegenstände einen Altar, auf dem die Priester zwei Messen lasen, welche Johanna kniend andächtig anhörte. Nach dem Ende der zweiten fragte sie, ob der Rücken oder das Antlitz der Engländer stadtwärts gewendet sei.

»Sie haben den Rücken gewendet, und den Rückzug angetreten,« antwortete man der Jungfrau.

»In diesem Falle lasset sie ziehen,« versetzte Johanna, »denn es beliebt dem Herrn nicht, dass man sie heute bekämpfe. Ein anderes mal wird Gott sie uns wiedergeben.«

Wie groß auch der Wunsch der Anführer war, den Feind zu verfolgen, so lag doch eine so göttliche Eingebung in Johanna's Stimme, dass diese Stimme sie zurückhielt, und sie so, wie sie es wünschte, die Engländer ruhig sich zurückziehen ließen; nur die Soldaten und gemeinen Leute gingen zur Stadt hinaus, und plünderten die beiden Schanzen, die noch standen; dann schleifte man sie nach Herausnahme der Kanonen und Steingeschütze, die man nach Orleans führte.

Ein Teil der Bevölkerung und die ganze Besatzung waren auf den Wällen, von denen herab sie die Engländer sich entfernen sahen. In dem Momente, da die Glocke Mittag schlug, verlor man sie aus dem Gesicht: die Belagerung von Orleans war aufgehoben.

Neun Tage hatten der Jungfrau genügt, um das erste Versprechen zu erfüllen, das sie im Namen Gottes gegeben hatte.

Siebentes Kapitel.
Jargau und Patay

Nach aufgehobener Belagerung hatte Johanna nichts mehr in Orleans zu tun; daher verließ sie die Stadt, welche sie eben erst auf eine so wundervolle Weise gerettet hatte, am darauf folgenden l3. Mai. Der Bastard von Orleans und fast alle Kriegsanführer begleiteten sie; denn da sie dieselbe so tapfer in der Schlacht, so bescheiden nachher, so fromm immer sahen, hatten sie aufgehört, auf sie eifersüchtig zu sein, und ließen ihr wetteifernd Gerechtigkeit widerfahren. Sie ritten also bis Tours, wo der König war, der Alle auf eine ausgezeichnete Weise empfing, vorzüglich aber die Jungfrau, und zwar mit vollem Rechte, denn sie hatte Alles geleistet, was sie versprach, und es gab keinen einzigen Anführer in der ganzen Armee, wie groß und kühn er auch sein mochte, der auch nur die Hoffnung zu hegen gewagt hätte, zu vollbringen, was sie versprochen hatte.

Nun wurden große Ratsversammlungen gehalten, um zu überlegen, was zu tun sei. Johanna drang sehr darauf, den König auf der Stelle nach Rheims zu führen, mit der Bemerkung, dass von der Stunde an, da er gesalbt wäre, die Macht der Engländer im Königreiche immer mehr abnehmen würde; aber es wurde beschlossen, zunächst damit zu beginnen, die Loire zu säubern, die wenigen Städte nehmend, welche die Engländer noch an diesem Fluss besaßen. Man berief folglich eine große Versammlung von Colen, zu deren Anführer der König den Herzog von Alencon ernannte, dem er jedoch anempfahl, in allen Vorfällen den Rat der Jungfrau einzuholen; dann marschierte man nach Jargau, der festesten von diesen Städten. Die Herzogin war, wie das erste mal, sehr betrübt, ihren Gemahl fortziehen zu sehen; aber, wie das erste mal, gelobte ihr Johanna, ihn ihr frisch und gesund zurückzubringen. Da in der Tat ein gleiches Versprechen bereits erfüllt worden war, fasste die Herzogin wieder guten Mut, und umarmte Johanna, den Herzog ihrem Gebete anempfehlend.

Man kam am 10. Juni vor Jargau an, und begann am folgenden Tage, welcher der Sanct-Barnabastag war, die Belagerung. Die Franzosen hatten in ihrem Heere den Herzog von Alencon, der den Oberbefehl führte, Johanna, den Bastard von Orleans, den Herrn von Boussac, den Herrn von Graville, den Herrn von Culant, die Herren Ambrosius von Loré und Stephan von Vignoles. Die Stadt war vom Grafen von Suffolk persönlich und von Alexander und Johann de la Poole, seinen Brüdern vertheidiget. Man durfte also erwarten, dass sie, wenn auch gut angegriffen, gut verteidigt würde.

Vom Tage der Ankunft an begann man auf die Mauern zu schießen. Den ganzen folgenden Tag über, fuhr man so gut fort, dass am Sonntage Morgens die Bresche gangbar war, und der Sturm befohlen wurde. Es war in der Tat keine Zeit zu verlieren, denn die Engländer erwarteten aus Paris eine ansehnliche Verstärkung, welche der berühmte Sir Falstaff bringen sollte, der die Franzosen am berüchtigten Tage der Häringe so. gewaltig geschlagen hatte.

Am vorhergegangenen Tage hatte Johanna eine neue Probe des Geistes der Wahrsagung abgelegt, der sie beseelte. Als der Herzog von Alencon mit dem Herrn von Lude sich voran gemacht hatte, um das Feuer einer Batterie zu leiten, deren Steine über den Wall flogen, rief ihm Johanna plötzlich zu, sich zurückzuziehen, und da er sie nicht hörte, eilte sie zu ihm, fasste ihn bei dem Arme, und zog ihn ungefähr zwei Toisen weit zurück. Im nämlichen Momente gab ein englisches Steingeschütz Feuer, und dem Herrn von Lude, welcher gerade den vom Herzog so eben verlassenen Platz eingenommen hatte, wurde der Kopf weggerissen. Der Herzog von Alencon liebte bereits Johanna sehr, auf die er, vom Anfange an, volles Vertrauen gesetzt hatte, doch von diesem Augenblicke an erhöhte noch die höchste Dankbarkeit seine Freundschaft, denn unzweifelhaft war sie so eben die Retterin seines Lebens gewesen. Da übrigens dieses Ereignis vor den Augen des ganzen Heeres geschehen war, schrie Jeder über Wunder, und schickte sich deshalb an, um so beherzter zu kämpfen.

In dem Momente, da der Sturm beginnen sollte, verlangte der Graf von Suffolk zu unterhandeln. Die Engländer waren nicht mehr jene Männer, welche, zwei Monate früher, die Franzosen überall angriffen, wo sie dieselben trafen, mochten unser auch Drei gegen Einen sein; jetzt dagegen beruhigten sie weder ihre Zahl noch ihre Mauern, und sie vermieden so sehr als möglich den Kampf.

Mehrere waren der Meinung, den Parlamentär nicht einmal anzuhören, und den Sturm fortzusetzen; aber Johanna und der Herzog erklärten, dass er gehört werden sollte. Der Parlamentär verfügte sich also zwischen die beiden Heere, und verlangte im Namen des Grafen von Suffolk zu unterhandeln, mit dem Versprechen, die Stadt in vierzehn Tagen zu übergeben, wenn keine Hilfe käme. Es wurde durch den Herzog geantwortet, dass er der Besatzung nur die Schonung des Lebens bewilligen könne, und den Edlen zudem die Erlaubnis, ihre Pferde mitzunehmen; allein der Parlamentär erwiderte, dass er einen solchen Antrag nicht annehmen könnte.

»Dann werden wir Euch mit Sturm nehmen,« antwortete die Jungfrau.

Der Parlamentär kehrte zurück.

»Vorwärts, edler Herzog!« rief nun Johanna; »zum Sturme! . . .«

»Glaubt Ihr aber,« fragte der Herzog, dass die Bresche gangbar genug sei, Johanna, und dünkt es Euch nicht, dass wir noch warten sollten?«

»Hegt keinen Zweifel,« versetzte Johanna, »und marschiert beherzt; e« ist immer rechtzeitig, wenn es Gott gefällt. Nun aber will Gott, dass wir vorwärts gehen, und hält sich bereit, uns beizustehen.«

»Jedoch…« äußerte der Herzog wieder zögernd.

»Ah!« unterbrach ihn Johanna, »Du fürchtest Dich also, edler Herzog, und vergisst, dass ich Deiner Gemahlin versprochen habe, Dich zurück zu bringen?«

»Vorwärts also,« versetzte der Herzog, »weil Ihr durchaus wollt, Johanna, dass nach Eurem Willen geschehe.« Dann rief er, die Stimme erhebend: »Zum Sturme! Zum Sturme!«

Jeder eilte nun mit einer bewundernswürdigen Kampfesglut zu den Mauern. Wie der Herzog es gedacht hatte, war die Bresche noch zu hoch, und man musste Leitern ,anlegen, um hinauf zu gelangen; dies war jedoch keine leichte Sache: denn an der zugänglichsten und folglich «in meisten angegriffenen Stelle, stand ein großer und starker, völlig gerüsteter Engländer, der Wunder tat, bald mit einem Kolben, bald mit großen Felsenstücken, die er mit der nämlichen Kraft schleuderte, als es eine Kriegsmaschine hätte tun können. .

Nun ging der Herzog von Alencon, als er die Verwüstung sah, die dieser Riese unter uns anrichtete, zu einem Stückmeister hin, der für einen sehr geschickten Zieler galt, wies ihm den Engländer, und fragte ihn, ob er ihm nicht diesen lästigen Feind vom Halse schaffen könnte. Der Kanonier, welcher Meister Johann hieß, und wirklich seines Rufes würdig war, lud sogleich seine Feldschlange, und richtete sie auf den Engländer, der sich gerade in diesem Momente sehr bloß stellte, und traf ihn so gewaltig mitten in die Brust, dass er vier- oder fünf Fuß rückwärts geschleudert wurde, und von der Bresche oben, wo er stand, tot in die Stadt herabstürzte.

Sogleich stieg Johanna, die durch diesen trefflichen Schuss unter den Engländern veranlasste Verwirrung benützend, ihre Standarte in der Hand in den Graben hinab, legte eine Leiter gerade an jener Stelle an, wo die Engländer sich am heftigsten verteidigten, setzte den Fuß auf die erste Sprosse, und ermutigte ihre Gefährten durch Zuruf. In diesem Momente wurde sie von den Engländern erkannt, und einer von ihnen nahm einen großen Stein, den er mit Mühe aufheben konnte, und schleuderte ihn ihr mit solcher Gewalt auf den Kopf, dass der Stein auf ihrem Helme in tausend Stücke zerschellte, und Johanna, vom Schlage betäubt, sich niedersetzen musste. Aber fast sogleich stand sie wieder auf, und rief mit noch größerem Nachdrucke und Glauben, als zuvor:

 

»Steigt beherzt hinauf, steigt hinauf, und geht hinein; Ihr werdet dabei keinen Widerstand mehr finden, denn ihre Stunde schlägt, und der Herr hat sie verurteilt!«

Bei diesen Worten stieg sie, das Beispiel gebend, zuerst hinauf, und wirklich hatten die Franzosen kaum eine letzte Anstrengung gemacht, als Alles vor ihnen wich, und die Engländer zu fliehen begannen. Die Belagernden verfolgten sie auf dem Fuße mit dem Schwerte in der Hand, und der Graf von Suffolk, der so eben seinen Bruder, Alexander von Poole, hatte umkommen sehen, floh wie die Übrigen, als er, da er allzu nahe von einem Edelmanne sich in die Enge getrieben sah, Namens Wilhelm Renault, der, während er ihn verfolgte, ihm zurief, sich zu ergeben, sich umwendete.

»Bist Du ein Edelmann?« fragte der Graf seinen Feind.

»Ich bin es,« antwortete dieser.

»Bist Du ein Ritter?« fragte der Graf wieder.

»Nein, aber ich hin würdig, es zu sein, weil der Graf von Suffolk vor wir geflohen ist,« versetzte Wilhelm.

»Wohl an, bei meiner Seele,« sagte der Graf, »Du wirft es sein, und zwar von meiner Hand. . . Auf die Knie!«

Wilhelm Renault gehorchte, und kniete vor den Grafen hin; dieser gab ihm dann auf die Schulter drei Schläge mit dem flachen Schwerte, indem er zu ihm sagte:

»Im Namen Gottes und des heiligen Georg schlage ich Dich zum Ritter.«

Hierauf überreichte er ihm sogleich das nämliche Schwert, mit dem er ihm so eben den Ritterschlag ertheilt hatte.

Diese gute Nachricht wurde unverzüglich dem Könige Karl gemeldet, während das französische Heer, nachdem es in Jargau Besatzung zurückgelassen hatte, wieder nach Orleans sich begab, wo es auszuruhen und sich zu erholen gedachte. Der König verfügte, ganz freudig über einen so reichen Fang, nachdem er Gott durch Messen und Prozessionen höchlich dafür gedankt hatte, eine neue Berufung der Edlen und Krieger, und da ihm jetzt, weil ihm das Glück wieder lächelte, von allen Seiten Verstärkungen zuströmten, sendete er sie alle, so viele ihrer kamen, nach Orleans, wo, wie gesagt, der Herzog von Alencon und die Jungfrau sich befanden; die Vornehmsten unter den neuen Ankömmlingen waren der Seigneur von Retz, der Seigneur von Chavigny, der Herr von Loheac, sein Bruder Guy von Laval, und der Seigneur von Latour d'Auvergne.

Kaum sah sich der Herzog von Alencon so verstärkt, als er die durch die Einnahme von Jargau eröffnete Reihe von Erfolgen fortzusetzen beschloss. Er marschierte nach Meung an der Loire, wo Lord Scales befehligte; allein dieser hielt sich nicht für stark genug, um zu widerstehen, verließ die Stadt, und zog sich in die Citadelle zurück. Die Franzosen setzten dann ihren Marsch nach Beaugency fort, wo Lord Talbot befehligte; aber dieser wagte es eben so wenig, wie Lord Scales, die Stadt zu verteidigen, ließ eine kleine Besatzung in der Festung, und zog ab. um zu der Kriegsschar zu stoßen, die Sir Falstaff von Paris herbeiführte, und die zu spät kam, um Jargau beizustehen.

Der Herzog von Alencon stand also vor Beaugency, als er die Nachricht erhielt, dass der Graf Arthur von Richemont, Connetabel von Frankreich, und den der Einfluss des Herrn de la Trémoille vom Könige entfernte, anrücke, um mit einem Heere zu ihm zu stoßen. In der Tat hatte sich der Connetabel, der jung und mutig, und zudem von Herzen Franzose war, an der Ruhe gelangweilt, in die eine Hofintrige ihn bannte, während so große Dinge geschahen; er war folglich von Parthenay mit einer großen Zahl von Edelleuten aus den ersten Familien der Bretagne aufgebrochen, und kam, wie gesagt, zum Herzoge von Alencon, um seinen mit Lilien verzierten Degen dem Dienste des Königs zu weihen, oder, nötigenfalls, Karl VII. wider dessen Willen zu dienen.

Der Herzog von Alencon befand sich in einer höchst bedenklichen Lage: ein ausdrücklicher Befehl des Königs verbot ihm, den Beistand des Connetabel anzunehmen, und der Connetabel, bereits zu Amboise angekommen, sendete die Herren von Rostrenen und von Carmoisen, um Quartiere für ihn und seine Leute in der nämlichen Stadt zu bestellen, worin der Herzog war. Zwischen die beiden Extremitäten gestellt, dem Könige ungehorsam zu sein, oder sich den Connetabel zum Feinde zu machen, den er schätzte, stand der Herzog von Alencon auf dem Punkte, sich zurückzuziehen. Da Johanna durchaus nicht wusste, wer der Graf von Richemont sei, und sie ihn wegen der Unruhe, die er in der französischen Armee veranlasst, für einen Feind hielt, riet sie anfangs, gegen ihn zu marschieren und ihn zu schlagen. Allein diese Meinung erregte ein großes Geschrei gegen sie, und viele Ritter, und selbst la Hiré, einer ihrer besten Freunde, sagten ganz taut, dass wenn man gegen Arthur von Richemont zöge, man nicht auf sie zählen dürfe, da ihnen der Connetabel viel lieber sei, als alle Jungfrauen des Königreiches.

Inzwischen erfuhr man, dass Lord Talbot mit Sir John Falstaff heranrücke. Nun war die Jungfrau, die sich hatte unterrichten lassen, wer der Connetabel wäre, die Erste, welche sagte, dass man weit entfernt sich zu teilen und zu schlagen, sich wechselseitig unterstützen und helfen müsse; sie erklärte folglich, dass sie dem Könige gegenüber Alles auf sich nehme, und der Herzog von Alencon, der es nicht besser verlangte, als sich mit dem Connetabel zu vereinigen, wofern ein Anderer die Verantwortlichkeit dieser Vereinigung übernahm, berief die ersten Anführer seines Heeres zusammen, um mit ihnen ihm entgegen zu ziehen.

Als sie auf die bretagnische Armee stießen, stiegen die französischen Ritter ab, und die Jungfrau, an der Spitze Allen voran tretend, bückte sich, um die Knie des Connetabel zu umfassen; allein der Connetabel hob sie sogleich auf, und sagte zu ihr:

»Johanna, man hat mir versichert, dass Ihr mich bekämpfen wollt; ich weiß nicht, ob Ihr im Namen Gottes kommt, oder nicht. Wenn Ihr von Gott seid, fürcht' ich Euch gar nicht, denn Gott kennt meinen guten Willen: wenn Ihr vom Teufel seid, fürcht' ich Euch noch weniger.«

Nach Johanna kam der Herzog von Alencon; die beiden Prinzen drückten sich aufrichtig und loyal die Hand; dann mischten sich Franzosen und Bretagner untereinander, und Jeder begann von den wunderbaren Dingen zu sprechen, die so eben geschehen waren. Alle schöpften daraus Mut zu dem Kampfe, der unfehlbar demnächst stattfinden konnte.

Die erste Wirkung dieser Vereinigung war, der Besatzung der Festung von Veaugency einen solchen Schrecken einzujagen, dass Herr von Gueten, der sie befehligte, zu unterhandeln verlangte. Am andern Tage wurde eine Capitulation unterzeichnet, laut welcher jeder in der Festung befindliche Engländer sie verlassen konnte, sein Pferd behaltend, seine Rüstung, und den Wert einer Mark Silber.

Indessen hatten sich Lord Talbot, Lord Scales und John Falstaff vereinigt, und marschierten gegen uns in der offenbaren Absicht, uns die Schlacht auf freiem Felde anzubieten; ein großes Glück war also das gute Einverständniß, das zwischen den Bretagnern und Franzosen herrschte; Johanna war mehr als Jemand darüber erfreut.

,Ah! edler Connetabel,« sagte sie, »Ihr seid nicht in meinem Namen gekommen, aber deshalb nicht weniger sehr willkommen.«

Nicht hierauf beschränkten sich die Ermutigungen der Jungfrau; sie tröstete selbst den geringsten Soldaten, den sie traf, indem sie sagte:

»Die Engländer kommen; man muss sie bekämpfen ohne Zögern, denn hingen sie auch an den Wolken, wir werden sie erreichen; Gott hat uns gesendet, sie zu bestrafen.»

Und so flößte sie Jedermann Mut ein, so zwar, dass Jeder, die Tage von Vrevent, Verneuil und Rouvray vergessend, um sich nur an jene von Orleans und Jargau zu erinnern, gegen den Feind zu marschieren verlangte.

Der Herzog von Alencon und der Connetabel beschlossen, diese gute Stimmung zu benützen, und befahlen dem Heere, sich bereit zu halten, nicht . . . die Engländer zu erwarten und sich zu verteidigen, sondern ihnen entgegen zu ziehen, und sie anzugreifen. Man bildete eine Vorhut, aus den besten Kriegern gewählt, und befehligt von Ambrosius von Loré, von Herrn von Beaumanoir, James von Tillet, la Hiré und Yaintrailles. Die Jungfrau verlangte mit aller Gewalt, dabei zu sein, denn es sei ihre Gewohnheit, sagte sie, in der ersten Reihe zu marschieren; allein man forderte von ihr, mit dem Connetabel, dem Herzog von Alencon, dem Grafen von Dunois, dem Admiral von Culant, dem Marschall von Brousac, und den Seigneurs von Laval, von Albret und von Gaucourt, bei dem Hauptheer zu bleiben.

Man brach auf. Dieser Vorhut war der Befehl gegeben, die Engländer sogleich anzugreifen, sobald sie auf dieselben stieße, um ihnen keine Zeit zu lassen, sich in Schlachtordnung zu stellen, da unser großer Nachtheil im Kampfe mit ihnen stets durch ihre Geschicklichkeit in der Verteilung ihrer Heere veranlasst wurde. Man marschierte also durch die schönen Ebenen von Beauce dahin, wo man die Engländer zu treffen glaubte, als die Vorhut, bei Patay ankommend, an einer Stelle, die Aerte genannt, von wo der Blick nicht weit sich erstrecken konnte, wegen der kleinen Gehölze, die ihn maskierten, einen Hirsch auftrieb.

la Hiré und die Ritter in seiner Nähe, schauten dem Tier eine Zeitlang mit der Aufmerksamkeit von Männern nach, die außer dem Kriege kein edleres Geschäft kennen, als die Jagd, als man einige Minuten nach dem Verschwinden des Hirsches am Saum eines Waldes, laute Schreie hörte, und ihn erschrocken wieder erscheinen sah: er war mitten unter die englische Armee geraten, und die Schreie, welche man vernahm, waren jene des Feindes.

la Hiré reihte sogleich seine Vorhut in guter Ordnung, und ließ dem Herzog von Alencon melden, dass er so eben auf die Engländer gestoßen sei, mit der Anfrage, ob er, der anfänglichen Verabredung gemäß, angreifen müsse. Der Herzog von Alencon hielt neben Johanna, als der Bote ihm diese Nachricht brachte. Er wendete sich nun zu ihr, und fragte sie:

»Johanna, die Engländer stehen dort in Schlachtordnung; werden wir kämpfen?«

»Habt Ihr Eure Sporen, edler Herzog?« fragte ihn Johanna lächelnd.

»Wozu unsere Sporen, Johanna, denkt Ihr an einen Rückzug, und müssen wir fliehen?«

»Nein,« antwortete Johanna, »im Gegenteil; denn jene werden fliehen, und nicht wir; jene werden auf's Haupt geschlagen werden, und der edle Dauphin heute den größten Sieg erhalten, den er jemals errang, denn mein Rat sagte mir, dass sie unser seien; deshalb fragte ich Euch, ob Ihr Eure Sporen hättet, denn Ihr werdet viel zu tun bekommen, sie zu verfolgen.«

»Gut, gut, Johanna,« versetzte der Herzog; »wir können also vorwärts ziehen?«

»Lasst uns im Namen Gottes auf sie losgehen,« entgegnete die Jungfrau, »denn ich verbürge Euch zum voraus, dass sie unser sind.«

Und der Bote brachte sogleich la Hiré den Befehl zurück, anzugreifen.

la Hiré ließ es sich nicht zweimal sagen: er stürzte so hastig auf die Engländer, dass diese, da sie nicht wussten, dass die Franzosen so nahe bei ihnen seien, und auf diesen Angriff durchaus nicht vorbereitet waren, keine Zeit fanden, ihre Schlacht zu ordnen; zudem herrschte die Zwietracht in ihren Reihen; die Einen wollten den Kampf annehmen, die Andern wollten ihn ausschlagen; Lord Talbot war der ersteren Meinung, und Sir John Falstaff war der zweiten; aber es war bereits zu spät, um zum Rückzuge zu blasen, und sie mussten, mochten sie wollen oder nicht, den Franzosen die Stirne bieten.

Nun entspann sich ein anderer Zwist: die Einen wollten auf der nämlichen Stelle kämpfen, wo sie standen, mit der Behauptung, durch eine starke Hecke genügend beschützt zu sein, die sich zu ihrer Rechten hinstreckte, die Andern wollten eine bessere Stellung nehmen, um sich mit der einen Seite auf die Abtei Patay, und mit der andern auf einen Wald zu stützen; da der letztere Rat von den Meisten gebilligt wurde, kam er zum Vollzuge. Nun begann Jeder zu laufen, um den vorgeschlagenen Ort zu erreichen; inzwischen hatte aber die französische Vorhut Terrain gewonnen; da unsere Ritter die Engländer laufen sahen, wähnten sie, dass sie die Flucht ergriffen, ohne uns zu erwarten; ihr Mut stieg dadurch noch mehr, und sie trieben ihre Pferde dergestalt an, dass sie mit dem Feinde vermengt auf dem Platze ankamen, wo sie sich aufstellen sollten: daraus erfolgte, dass, bevor die englischen Ritter ihre Lanzen eingelegt hatten, bevor ihre Reisigen abgestiegen waren, bevor ihre Bogenschützen die Pfähle gesteckt hatten, hinter denen sie gekämpft hatten, und welche sie gegen die Angriffe der Reiterei deckten, unsere Vorhut bereits rechts und links einhieb, Alles niederschmetternd, was sie traf; die Folge davon war, dass, als das Hauptheer ankam, der Sieg bereits in so gutem Zuge war, dass es sich nur zu zeigen brauchte, um Alles zu vollenden.

Sir John Falstaff und der Bastard von Thian nahmen die Flucht, Lord Talbot, Lord Scales und Lord Hungerfort wurden gefangen; zweitausend zweihundert Engländer blieben auf dem Schlachtfelde, die Übrigen wurden bis Janville verfolgt, wohin sie sich zurückzuziehen hofften; aber es kam ganz anders: da die guten Leute von Janville, welche von Herzen Franzosen waren, die Engländer in die Flucht geschlagen und zerstreut sahen, verschlossen sie ihnen die Tore, so dass sie weiterziehen mussten; überdies machte der Gouverneur der Stadt, da er sah, dass das Glück sich entschieden für den König von Frankreich erklärte den Siegern den Antrag, ihnen Janville zu übergeben, und Franzosen zu werden, wenn man sie mit heiler Haut und ihren tragbaren Habseligkeiten abziehen ließe; der Antrag wurde genehmigt, und mit einem Schlage eine Schlacht gewonnen und eine Stadt genommen.

 

Aber hierauf beschränkten sich die Resultate dieses großen Tages noch nicht, an dem die Jungfrau, man darf es sagen, durch den Schrecken gesiegt hatte, den ihre bloße Gegenwart einjagte. Die Bestürzung der Engländer war so groß, dass sie, ohne zu kämpfen, Meung, Montpipeau und Saint-Simon verließen, die Festungen anzündeten und auf Paris sich zusammenzogen.

»Die Jungfrau, der Herzog von Alencon, und die übrigen Kriegsanführer, kehrten nach Orleans zurück, wo sie am 18. Juni einzogen. Der Connetabel und seine Bretagner blieben zu Beaugency, im dort die Befehle des Königs zu erwarten.