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XXI
Der Vater und die Tochter

Der Schriftsteller, der unter Weges die Vortheile dieses bei Réveillon zugebrachten Abends überdachte, unterließ es, während er Ingénue den Arm gab, doch nicht, zu beobachten, was um ihn her vorging.

Die geschäftige und sogar verstörte Miene der Arbeiter war ihm aufgefallen.

Die Arbeiter von Paris, sobald die Geschäfte beendigt sind, plaudern gewöhnlich oder schlafen, wenn sie sich nicht die Zerstreuung des Theaters oder die der Schenke erlauben.

Plaudern sie, so geschieht es mit dem langsamen, weichen Wesen, das die Anstrengung des Tages verräth, und das immer der unterscheidende Charakter des Parisers gewesen ist, wenn er in sich selbst zurückgeht, um zu fühlen und zu leben, statt zu denken und zu handeln.

Diese thierische Instinctivität ist das Privilegium der bewunderungswürdigen Maschinen, die man die Proletarier von Paris nennt, – Naturen, welche, eben so wohl für die Ruhe, als für die Thätigkeit organisiert, zu jeder Zeit die Combinationen der Staatsbehörde vereitelt haben, die sie zum Handeln bereit glaubte, wenn sie ruhen wollten, und zur Ruhe bereit, wenn es ihre Laune war, zu handeln.

Für jeden wahren Pariser ist die Haltung der Spaziergänger oder der Flaneurs dergestalt bezeichnend, daß er sich nie über ihre Gesinnungen getäuscht hat, sobald er sie an der Ecke der Gassen umherschauen oder auf eine gewisse Art auf offener Straße stationieren sehen konnte.

Rétif begriff also, da er die verstörten und in ihren Schwärmen aufgeregten Arbeiter erblickte, sie beschäftigen sich mit irgend einem Ereignisse, und diesem Ereignisse mangle es nicht an Bedeutung.

Doch seine Einbildungskraft mußte vor den Unwahrscheinlichkeiten stehenbleiben. Guter Gott! was konnte es in dieser Stadt Paris geben? Unzufriedenheit? Ei! man hatte nichts Anderes seit hundert Jahren!

Rétif vergaß daher schnell die Ideen, die in ihm diese Aufregung der Arbeiter entstehen gemacht hatte, und um Ingénue durch ein wenig Conversation zu interessieren, fing er an mit ihr von Moral und gutem Beispiele zu sprechen.

»Ein schönes Haus,« sagte er, »das Haus von Herrn Réveillon! nicht wahr, Ingénue?«

»Oh! ja, lieber Vater.«

»Ein schönes Haus, verdient durch eine schöne Arbeit!«

»Und durch Glück,« erwiederte Ingénue, »denn Viele arbeiten, denen es weniger gelingt.«

»Ho!« machte Rétif .

»Sie, zum Beispiel,« fuhr Ingénue fort, »Sie, der Sie zwölf Stunden des Tages arbeiten und Talent haben . . . .«

»Schließe, schließe . . .«

»Sie haben kein schönes Haus, wie Herr Réveillon, lieber Vater.«

»Das ist wahr,« sagte Rétif hustend, »doch ich habe etwas Anderes.«

»Was denn?«

»Einen wahren Schatz,« antwortete Rétif .

»Einen Schatz?« rief Ingénue mit einer ihres Namens sehr würdigen Naivetät. »Oh! warum machen Sie keinen Gebrauch davon, mein Vater?«

»Mein liebes Kind, das ist ein Schatz allein für meinen Gebrauch, und wenn ich ihn mit Niemand theilen kann, so kann ihn mir dagegen auch Niemand nehmen.«

»Es ist? . . .« fragte Ingénue.

»Es ist vor Allem ein reines Gewissen . ..«

Ingénue machte eine kleine Geberde der Ungeduld.

»Was hast Du?«

»Nichts, mein Vater: ich sprang über die Gosse.«

»Ich sagte Dir ein reines Gewissen, das ist unschätzbar.«

»Mein Vater, hat nicht Jedermann diesen Schatz?«

»Oh! Kind.«

Man sieht wohl, daß Ingénue die Paysanne pervertie nicht gelesen hatte.

»Hast Du die Arbeiten vor der Thüre von Réveillon bemerkt?« fragte Rétif , um abzulenken; »hier Passiren drei, die ihnen gleichen.«

»Sie könnten wohl Recht haben,« erwiederte Ingénue, während sie auf die Seite trat, um drei Menschen, welche sich in aller Hast nach den Quais wandten, vorbeigehen oder vielmehr laufen zu lassen.

»Wackere Arbeiter!« fuhr Rétif fort, »sie gehen nach der Anstrengung des Tages zu ihrem Essen mit so raschem Schritte, als wir, wenn wir zum Vergnügen gehen. Schätzenswerthe Geschöpfe! nicht wahr, Ingénue?«

»Gewiß, mein Vater.«

»Welches Loos kann glücklicher sein, als das der Hausfrau, die sie am Abend erwartet, – vor der Thüre im Sommer, am Herde im Winter? Das Rebholz flammt, oder die Luft kreist; man hört im Hause das Quäcken des jüngsten Kindes und das Lied des Kessels, der das Abendbrod der Familie enthält. Der Arbeiter kommt indessen an; man erwartete ihn mit Ungeduld; er hat heiß, er streckt die Arme gegen seine Frau und feine Kinder aus, empfängt und verschwendet Liebkosungen, welche ein wenig lang für seinen unruhigen Appetit. Das Abendbrod dampft nun auf dem Tische, die Kinder gruppieren sich um die wohlriechende Pfanne; ihre Schemel stoßen und vermengen sich, und die Mutter, welche diese ganze Freude bereitet hat, lächelt und vergißt sich selbst in der Beschauung dieses ruhigen Glückes. Und das fängt alle Tage wieder so an!«

»Ah!« sagte Ingénue, die vielleicht weniger als der schäferliche Schriftsteller Geschmack an dieser Moral fand, welche etwas zu viel gewichst war, um nicht glänzend zu sein; – »mir scheint, ich höre ein seltsames Geräusch. Hören Sie, mein lieber Vater?«

»Wo denn?«

»Dort.«

Und sie streckte die Hand in der Richtung der Brücken aus. Rétif horchte.

»Ich höre nichts,« sagte er; »ist es nicht ein Geräusch von Wagen?«

»Oh! nein, mein Vater, das ist es nicht: man sollte glauben, es sei der Lärm einer ungeheuren Menge von Stimmen.«

»Gut! Stimmen. . . Warum Stimmen? und noch eine ungeheure Menge? Hüte Dich, Ingénue, vor der Uebertreibung, da sie alle gute Naturen verdirbt.«

»Ich glaubte zu hören . . .«

»Glauben ist nicht versichern.«

»Ich habe nicht versichert, mein Vater.«

»Ich sagte also, mein Kind, das Glück der Armen sei beziehungsweise viel größer als das der Reichen.«

»Oh!« machte Ingénue.

»Ja, denn es besteht aus einer kleinen Summe von materiellem Glücke verdoppelt durch eine unberechenbare Summe von moralischen Freuden . . . Ah! Du schaust die schönen Pferde an, welche den Phaeton dieser schönen Dame ziehen?«

»Ich gestehe es, mein Vater.«

»Erinnere Dich der Worte von Rousseau dem Genfer, mein Kind . . .«

»Welcher Worte, mein Vater?«

»»Die Frau eines Kohlenbrenners ist achtungswerther, als die Maitresse eines Fürsten.««

»Achtungswerth besagt nicht glücklich, mein Vater.«

»Ei! Ingénue, welches Glück ist denkbar ohne Achtung? . . . Ich, ich träume nur Eines für Dich.«

»Was, mein lieber Papa?«

»Daß ein guter Arbeiter mit edel gehärteten Händen Deine zarte, sanfte Hand von mir begehre.«

»Sie würden sie ihm geben?«

»Auf der Stelle.«

»Was würde aber dann für Sie aus dem Glücke, das Sie vor einem Augenblicke so gut geschildert haben? Wer würde das Feuer anzünden? wer würde den Kessel fingen machen? wer würde Ihre Suppe bereiten? wer würde die Arme gegen Sie ausstrecken, so oft Sie ohne Geld von Ihren Buchhändlern zurückkommen? Sie sehen wohl, daß Sie, wenn Sie mich nicht hätten, Ihr persönliches Glück dem eines Andern opfern würden!«

»Auch dem Deinigen!«

»Nein, nicht dem meinigen,« entgegnete lebhaft Ingénue, »denn ich, ich wäre nicht glücklich.«

Diese Worte trafen so richtig und so scharf an das Ohr von Rétif , daß er stehen blieb, um den Blick seiner Tochter zu beobachten; doch ein anderer Eindruck hatte schon den vorhergehenden verwischt, und Ingénue schaute nach allen Seiten mit einer Aufmerksamkeit, welche Rétif zu beunruhigen anfing.

Zum Glücke für das Mädchen, das der alte Argus mit seiner ganzen Erfahrung beobachtete, erscholl ein neuer Lärm auf der Seite der Quais und machte zugleich Rétif und seine Tochter horchen.

»Diesmal habe ich gehört!« rief Rétif ; »ja, es sind Stimmen dort, zahlreiche und erzürnte Stimmen.«

Und er nahm eine schräge Richtung gegen rechts. »Wir wenden uns von unserem Wege ab, mein Vater.«

»Ja, wir gehen nach der Seite des Geräusches,« antwortete Rétif ; »das ist ohne Zweifel ein Kapitel, das sich für meinen Nächtlichen Zuschauer vorbereitet.«

XXII
Der Aufstand

Immer nach der Seite eilend, woher der Lärm erscholl, mündeten Rétif und Ingénue am Ende auf die Quais, und der Tumult hatte eben so wenig mehr etwas Dunkles für Sie, als für irgend Jemand.

»Es ist auf der Place Henri IV. oder auf der Place Dauphine!« rief Rétif . »Komm, Ingénue, komm geschwinde! zaudernd würden wir verlieren, was dort zu sehen ist.«

»Vorwärts, Papa!« erwiederte das Mädchen, ein wenig athemlos, verdoppelte aber dennoch die Geschwindigkeit ihres Ganges.

Sie kamen an die Ecke des Quai des Morfondus.

Die Menge war groß auf dem Pont-Neuf: alle Neugierige machten, in der Entfernung gehalten durch das Feuer des verbrannten Strohmannes, Chorus zum Gesange der Aufrührer, welche auf der Place Dauphine tanzten.

Dieses Schauspiel hatte etwas Piquantes: alle Gestalten beleuchtet durch den Reflex der prasselnden Flamme! alle Fenster besetzt! alle Lichter glänzend! alle Schatten an den gerötheten Häusern tanzend!

Rétif , ein Freund des Pittoresken konnte sich eines Freudenschreies nicht erwehren.

Ingénue fühlte sich ein wenig zu bedrängt; sie hatte zu viel Mühe, ihr Mäntelchen und die Falten ihres Kleides zu halten; mit einem Worte, sie beschäftigte sich zu sehr mit der Menge, die sich theilweise mit ihr beschäftigte, um dem Schauspiele die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdiente.

Rétif , der sich bei einem seiner Nachbarn nach der Ursache, welche alle diese Menschen zu handeln bewege, erkundigt hatte, spendete auch wie die Andern lauten Beifall dem Triumphe der öconomistischen und reformistischen Ideen, die der Brand dieses Strohmannes über Frankreich strahlen machte.

Doch in dem Augenblicke, wo er am Stärksten, mit Commentaren würdig seiner Philosophie, Beifall klatschte, bewerkstelligte sich eine große Bewegung vor ihm und warf auf die Gruppe, zu der er gehörte, die heftigsten Verbrenner von Herrn von Brienne zurück.

 

Man fing nämlich an über den Häuptern der Menge die Hüte der Soldaten von der berittenen Wache und da und dort einige Mähnen von Pferden, welche ihre Reiter in einem raschen Laufe rüttelten, erscheinen zu sehen.

»Die Wache! die Wache!« riefen dann Tausende von erschrockenen Stimmen.

»Bah! die Wache!« erwiederten die Prahler, seit ihrer Kindheit gewohnt, dieses friedliche Institut zu verachten.

Und ein Theil der Zuschauer blieb hartnäckig an seinem Platze, trotz der Anstrengungen der Furchtsamen, welche fliehen wollten.

An der Spitze der Nachtwache marschierte oder vielmehr galoppierte ihr Commandant, der Chevalier Dubois, ein unerschrockener und zugleich geduldiger Militär, einer der ausgezeichneten Typen von jenen mitten unter den Pariser Tumulten, wie ihre Pferde, geschmeidigen und unerschütterlichen Gendarmerie-Officieren.

Doch an diesem Abend hatte der Chevalier Dubois strenge Befehle und wollte nicht zugeben, daß man Erzbischofs- und Siegelbewahrers-Strohmänner unter dem ehernen Barte von Heinrich IV. verbrenne, der übrigens hierbei wahrscheinlich in seinen Bart lachte.

Er hatte also in Eile eine Handvoll berittene Wachmannschaft versammelt, und begab sich an den Ort des Aufruhrs im heißesten Augenblicke der Gährung.

Ungefähr hundert und fünfzig Mann bildeten seine Schaar. Er ließ sie mit Gewalt mitten auf die Place Dauphine vor den noch flammenden Brandhaufen rücken, der den Meuterern als Wall diente.

Zahlreiche Schreie, mehr ironisch, als beleidigend, empfingen seine Erscheinung.

Er ritt auf die Gruppen zu und befahl ihnen, sich zu zerstreuen.

Man antwortete ihm durch schallendes Gelächter und durch Zischen.

Er fügte bei, er werde angreifen lassen, wenn man den Widerstand fortsetze.

Man erwiederte seine Drohungen durch Steinwürfe und Stockstreiche.

Der Chevalier Dubois wandte sich gegen seine Leute um und befahl ihnen den einfachen Angriff.

Die Reiter setzten ihre Pferde in den Trab; sodann ein wenig Raum gewinnend, Dank sei es dem Schrecken, der die letzten Gruppen lichtete, gingen sie zum Galopp über, und es trat eine völlige Verwirrung unter den Neugierigen ein, die sich über einander warfen.

Bei den Aufständen von Paris finden sich in der That immer zwei verschiedene Elemente: der Aufrührer, der sich voranstellt, um die Unordnung zu beginnen, und der Neugierige, hinter dem sich der Aufrührer schützt, wenn die Dinge im Zuge sind.

Nur spielten zu jener Zeit die Aufrührer ein schönes Spiel: sie forderten heraus und leisteten Widerstand. Tiefe Ueberzeugung oder Gewissen, – sie arbeiteten für ihre Rechnung, oder für Rechnung der Bezahlenden, doch sie arbeiteten am Ende.

Der Angriff der Reiter zerstreute alle Neugierige; es blieben nur die Aufrührer.

Unter den Neugierigen versuchten es Rétif und Ingénue zuerst, zu fliehen; eine Masse von erschrockenen Leuten trennte sie, und Rétif fiel in einen erschrecklichen Wirrwarr von Beinen, Armen, Perrücken und Hüten, die ihre Herren suchten oder von ihren Herren gesucht wurden.

Ingénue, die allein geblieben, stieß gräßliche Schreie aus bei jedem Ausschlagen, das sie von dem Thiere ohne Zügel, ohne Vernunft traf, welches sich unter dem Schrecken bäumte, und das man den Pöbel in Verwirrung nennt.

Zerrissen, verwickelt, gequetscht, war sie nahe daran, auch zu fallen, als plötzlich auf das Geschrei, das sie von sich gab, ein junger Mann herbeilief, mehrere Personen niederwerfend zu ihr gelangte, sie mitten um den Leib faßte, aufhob, mit einer Stärke, der man ihn nicht fähig geglaubt hätte, an sich zog und zu ihr sagte:

»Mademoiselle, Mademoiselle, sputen wir uns!«

»Mein Herr, was wollen Sie?«

»Ei! Mademoiselle, Sie aus der Verlegenheit ziehen.«

»Wo ist mein Vater?«

»Es handelt sich wohl um Ihren Vater! Sie werden errstickt, vielleicht getödtet werden.«

»Mein Gott!«

»Benützen Sie den freien Raum, der sich hier gebildet hat.«

»Mein Vater!«

»Auf! auf! die Wache wird schießen; die Kugeln sind blind . . . Kommen Sie, Mademoiselle, kommen Sie.«

Ingénue widerstand nicht mehr, als sie das Wuthgeschrei der zurückgedrängten Aufrührer, die Flüche der in der Finsterniß geschlagenen Reiter hörte. Plötzlich vernahm man einen Knall: es war ein Pistolenschuß, der den Commandanten Dubois an die Schulter getroffen hatte.

Wüthend, rief er seinen Reitern zu, sie sollen feuern.

Seine Reiter gehorchten. .

Das Feuer begann, und schon bei der ersten Salve konnte man zehn bis zwölf Leichen auf dem Pflaster zählen.

Mittlerweile wandte sich Ingénue, rasch von ihrem unbekannten Retter fortgezogen, nach dem Quartier, in welchem sie wohnte, wobei sie unabläßig wiederholte: »Mein Vater! wo ist mein Vater?«

»Ihr Vater, Mademoiselle, wird ohne Zweifel nach seinem Hause zurückgekehrt sein, in der Hoffnung, Sie dort zu finden . . . Wo wohnt er? wo wohnen Sie?«

»In der Rue des Bernardins, bei der Place aux Veaux.«

»Nun, so führen Sie mich nach jener Seite,« sprach der junge Mann.

»Guter Gott, mein Herr, ich kenne Paris wenig,« erwiederte Ingénue; »ich gehe nie allein aus, und überdies bin ich in diesem Augenblicke so verwirrt . . . Oh! mein Vater! mein armer Vater! wenn ihm nur nichts zugestoßen ist!«

»Mein Freund,« sagte der Unbekannte, sich an einen Mann wendend, der denselben Weg wie er zu machen schien, »bezeichnen Sie mir gefälligst die Rue des Bernardins.«

Der Mann verbeugte sich, ohne zu antworten, und schritt mehr mit der Miene eines Führers, welcher gehorcht, als eines Vorübergehenden, der einen Gefallen thut, voran.

Nach drei bis vierhundert Schritten rief Ingénue:

»Oh! wir sind da! wir sind in der Straße!«

»Gut! nun sind Sie nicht mehr so beängstigt, nicht wahr, da Sie das Haus erkennen, Mademoiselle?«

»Nein, mein Herr,« erwiederte Ingénue, »nein.«

Und immer mehr zitternd, je näher sie hinzukam, verdoppelte sie die Schritte.

Sie gelangten endlich vor die Thüre von Rétif , in einer dunklen Vertiefung dieser dunklen, einsamen Straße, welche nur eine, traurig im Sturmwinde sich schaukelnde, rothe Laterne erleuchtete.

Ingénue wagte es nun erst, demjenigen, welcher sie gerettet, ins Gesicht zu schauen.

Es war ein junger Mann von edlem Gesichte und elegantem Wuchse; ein wenig in Unordnung, offenbarten seine Kleider, – minder noch als der aristokratische Wohlgeruch, der seiner Frisur, seiner Wäsche, kurz seiner ganzen Person entströmte, – den Mann von Stande.

Während ihm Ingénue ihn schüchtern anschauend dankte, fand sie der junge Mann schön und sagte ihr dies durch kühne Blicke.

Ingénue machte ihren Arm vom Arme des Unbekannten los.

»Werden Sie mir nicht anbieten, ein wenig hinaufzugehen, und wäre es nur, um mich zu überzeugen, daß Sie völlig in Sicherheit sind?« fragte er Ingénue mit dem freien Tone, der damals jener Klasse der Gesellschaft angehörte, welche nichts sich verweigern zu sehen gewohnt war.

»Mein Herr,« antwortete Ingénue, »da mein Vater nicht zu Hause ist, so kann ich es nicht auf mich nehmen, Sie bei ihm eintreten zu lassen.«

»Wie werden Sie aber dann selbst in Ihre Wohnung kommen?«

»Ich habe meinen Schlüssel . . . den Schlüssel vom Gange.«

»Ah! sehr gut! . . . Sie sind schön, mein Kind!«

»Mein Herr!« sagte Ingénue mit einem Seufzer, der ihre ganze Bangigkeit verrieth.

»Was wollen Sie?«

»Mein Herr, ich sterbe vor Angst über das Loos meines Vaters.«

»Ah! Sie möchten gern, daß ich schon weggegangen wäre?«

»Oh! wenn Sie meinen Vater retten könnten, wie Sie mich gerettet haben, mein Herr!«

»Sie ist reizend! . . . Wie heißt Ihr Vater?«

»Es ist ein Schriftsteller Namens Rétif de la Bretonne.«

»Der Verfasser vom Pied de Fanchette und von der Paysanne pervertie! . . . Ah! Sie sind seine Tochter! Und wie heißen Sie?«

»Ingénue.«

,»Ingénue?«

»Ja, mein Herr.«

»Göttlich! und in Allem würdig Ihres Namens!« rief der Unbekannte.

Und er verbeugte sich und machte einen Schritt rückwärts, um noch besser das Mädchen zu sehen, das sich in dieser Bewegung täuschte und sie für ein Zeichen der Ehrfurcht hielt.

»Ich gehe nun in unsere Wohnung,« sprach Ingénue; »doch ich bitte um Ihren Namen, damit wir wissen, wem wir so sehr zu Danke verpflichtet sind.«

»Mademoiselle,« versetzte der junge Mann, »ich werde die Ehre haben, Sie wiederzusehen.«

»Mein Gott!«

»Was haben Sie?«

»Dieser Mensch, der dort im Schatten steht und zu warten scheint, nachdem er uns gefolgt ist!«

»Ei! es ist derjenige, welcher uns so gefällig als Führer gedient hat.«

»Was will er aber, da wir an Ort und Stelle sind? . . . Mein Herr, nehmen Sie sich in Acht, unsere Straße ist sehr öde!«

»Oh! seien Sie unbesorgt, Mademoiselle! dieser Mensch . . .«

»Nun? . . .«

»Nun, dieser Mensch ist in meinem Dienste.«

Ingénue zitterte, als sie die Unbeweglichkeit dieses Gespenstes sah. Sie nahm ihren Schlüssel, grüßte ihren Retter und schickte sich an, in ihr Haus einzutreten; doch der Unbekannte hielt sie zurück.

»Es kommt mir eine Idee,« sagte er, »mein schönes Kind . . .«

»Was denn, mein Herr?«

»Diese Ungeduld ist kaum natürlich: man verläßt nicht so schnell einen Mann, der uns einen Dienst geleistet hat, wenn man nicht einen Andern erwartet.«

»Oh! mein Herr! können Sie glauben?« rief Ingénue zuerst erröthend und dann erbleichend.

»Man hat noch außerordentlichere Dinge gesehen, als dies . . . Warum sollte ein hübsches Mädchen nicht einen Liebhaber haben?«

Schamroth, und mehr noch erschrocken als schamroth, öffnete Ingénue ungestüm die Thüre und schlüpfte in den offenen Gang.

Der junge Mann hätte es vergebens versucht, ihr zu folgen, so rasch und geschickt ging sie zu Werke.

Die Thüre that sich wieder zu, und der Schlüssel drehte sich zweimal im Schlosse.

»Ein Aal!« rief der Unbekannte, »ein wahrer Aal!«

Er wandte sich an den Mann, der bei der Gosse stand und wartete.

»Auger,« sagte er, »Du hast dieses junge Mädchen gesehen? Du kennst seine Adresse? Du weißt den Namen des Vaters? Denke wohl an Eines: daß ich dieses Mädchen haben muß!«

»Sie werden es haben, Monseigneur!« antwortete ehrerbietig der Mann, an den diese Worte gerichtet waren. »Doch ich muß Eurer Hoheit bemerken, daß Paris gegenwärtig nicht sicher ist, daß man dort viel todt geschossen hat, daß man auf dem Grevé-Platze noch schießt. Die Kugeln sind blind,

wie vorhin Eure Hoheit dieser kleinen Demoiselle sagte.«

»Laß uns also gehen; behalte aber wohl die Adresse.«

»Es ist geschehen, Monseigneur.«

»Nicht wahr, Du glaubst, daß sie einen Liebhaber erwartet?«

»Ich werde die Ehre haben, dies Eurer Hoheit morgen zu sagen.«

Sechstes bis Zehntes Bändchen

XXIII
Christian

Ingénue kehrte um so schneller in ihre Wohnung zurück, als sie eine Sache fürchtete und eine andere hoffte: fürchtete sie einen jungen Mann auf der Straße, so hoffte sie einen andern im Hause.

Darum hatte sie so bald heimzukehren gewünscht; darum hatte sie so sehr an den Ecken der Straßen geschaut, während Rétif vergebens für sie seine reinste Moral, abgefaßt in Worten, welche elegant genug, um Eindruck zu verdienen, verschwendete; deshalb endlich, statt empfänglich, wie sie es vielleicht gewesen wäre, für die Hingebung des Unbekannten zu sein, der sie dem Volksgedränge auf der Place Dauphine entrissen, deshalb beschränkte sie sich darauf, daß sie ihm auf eine Weise dankte, die ihm Verdacht einflößte.

Die große Tugend der Mädchen gleicht der Reinheit der wieder strahlenden Seen: ihre Durchsichtigkeit entspricht dem Verhältniß der Reinheit des Firmaments.

Derjenige, welchen Auger Monseigneur genannt hatte, schien also kein vermessenes Urtheil gefällt zu haben.

In der That, als Ingénue eintrat und zwei Stockwerke hinaufgestiegen war, fand sie auf dem Ruheplatze, sitzend, den Kopf in seinen Händen, einen andern jungen Mann, der, ihren Tritt erkennend, aufstand.

»Sind Sie es, Mademoiselle Ingénue?« sagte er.

»Ich bin es, Herr Christian.«

»Ich erwartete Sie sehr ungeduldig. Kommt Ihr Vater herauf? Nimmt er, wie gewöhnlich, sein Licht beim Nachbar Specereihändler?«

»Mein Vater ist nicht zurückgekehrt; mein Vater wird vielleicht nicht zurückkehren . . .«

»Wie! mit welchem Tone sagen Sie mir das, Mademoiselle?«

 

»Sie wissen also nicht, daß man sich schlägt?«

»Man schlägt sich! wo denn?«

»Auf dem Pont-Neuf, die Nachtwache und die Bürger.«

»Ist das möglich?«

»Man schießt, man tödtet Jedermann . . . Ich wäre beinahe getödtet worden; mein armer Vater ist es vielleicht!«

»Weinen Sie nicht! weinen Sie nicht! man darf hoffen . . .«

»Oh! nein, er wäre nach Hause gekommen.«

»Hoffen Sie, sage ich Ihnen, da Sie nach Hause gekommen sind.«

»Man hat mich gerettet! doch er . . .«

»Wer hat Sie gerettet?«

»Ein Mann, ein junger Mann . . . Oh! Herr Christian, mein Vater kommt nicht zurück.«

»Soll ich ihn aufsuchen?«

»Ich möchte es wohl. . . und . . .«

»Ich zählte auf diesen Augenblick, um Ihnen ein Wort, ein einziges zu sagen! . . . Ich weiß, wo Sie zu Mittag gespeist haben; ich sah Sie mit Ihrem Vater weggehen, als die Arbeiter vor der Thüre waren; da eilte ich voraus, um zuerst anzukommen und Sie auf der Treppe zu erwarten.«

»Aber, Herr Christian. . .«

»Und wie lange sind Sie ausgeblieben! mit welcher Bangigkeit habe ich gewartet! wie oft habe ich die Thüre des kleinen Zimmers auf- und zugemacht, das ich im Hause gemiethet, um das Recht zu haben, hier mit einem allen Miethsleuten gemeinschaftlichen Schlüssel einzutreten! Ah! Mademoiselle, es sind nun sechs Wochen, daß ich Sie alle Tage sehe, und drei Tage, daß ich Sie so verstohlener Weise spreche: ich halte es nicht mehr aus, ich muß wissen, was Sie von mir denken.«

»Herr Christian, ich denke, daß Sie ein sehr guter und gegen mich sehr nachsichtiger junger Mann sind.«

»Ist das Alles?«

Ei! dieses Zimmer, das Sie gemiethet und nicht bewohnen, diese Tracht, die nicht Ihre gewöhnliche Tracht ist, die Hast, mit der Sie von mir verlangen, was nur die Gewohnheit allein den Frauen einflößen kann . . .«

»Die Gewohnheit?«

»Kurz, Herr Christian, Sie sehen klar in Ihrem Herzen; ich, ich sehe nicht klar in dem meinigen.«

»Mademoiselle, mir scheint, Sie könnten, wenn Nachbarn uns so auf dem Ruheplatze plaudern sähen, compromittirt werden.«

»So sagen wir uns gute Nacht, Herr Christian.«

»Wie! Sie werden mir nicht erlauben, mich einmal in Ihrer Wohnung zu setzen, dort mit Ihnen zu plaudern? . . . Sie lieben mich also nicht, Mademoiselle?«

»Wie rasch Sie zu Werke gehen, Herr Christian! Sie lieben!«

»Oh! ich hielt Sie für empfänglicher: Ihre Augen sagten etwas Anderes, als was Ihr Mund sagt.«

»Man kommt von oben. . . Gehen Sie! gehen Sie!«

»Das ist die neugierige Alte, von der ich mein Zimmer gemiethet . . . Wenn sie uns gesehen hat. . .«

»Mein Gott!« wiederholte Ingénue, »gehen Sie doch!«

»Und nun öffnet sich eine Thüre im unteren Stocke! Was ist zu thun?«

»Man wird schlecht von mir denken, und ich thue nichts Schlechtes!« rief Ingénue ganz verdrießlich.

»Geschwinde! geschwinde! treten Sie bei Ihnen ein! Die Alte kommt herab und der Nachbar von unten kommt herauf!«

Von Angst ergriffen, öffnete Ingénue die Wohnung, durch deren Thüre Christian hinter ihr rasch eindrang.

Sie schlossen die Riegel sogleich wieder, Christian mit pochendem Herzen, Ingénue mit einer Art von Verzweiflung, die sich durch die Besorgnisse über ihren Vater vermehrte.

Plötzlich ertönte ein rascher Tritt auf dem Ruheplatze; eine durchdringende Stimme machte sich hörbar.

»Ingénue! Ingénue!« rief Rétif, »bist Du da?«

»Mein Vater! mein Vater!« antwortete von innen das Mädchen, halb freudig, halb erschrocken. , »So öffne doch!« sagte Rétif.

»Was ist zu thun?« flüsterte Ingénue Christian zu.

»Oeffnen Sie,« erwiederte dieser.

Und er öffnete selbst.

Rétif stürzte sich weinend vor Freude in die Arme seiner Tochter.

»Wir sind also Beide gerettet?« rief er.

»Ja, mein Vater, ja! . . . Wie sind Sie entkommen?«

»Niedergeworfen, mit Füßen getreten . . . zum Glücke bin ich den Schüssen entgangen . . . alsdann lief ich umher, Dich suchend, Dich rufend . . . Oh! wie habe ich unter Weges gelitten! wie habe ich gelitten, als ich das Fenster nicht erleuchtet sah. Aber, Gott sei gelobt! Du bist da . . . . Wie bist nun Du entkommen?«

»Ein edelmüthiger Unbekannter hat mich weggebracht, hierher geführt . . .«

»Oh! Du hast Deine Lampe nicht angezündet! Wie mir diese Finsterniß bange gemacht hat!«

»Guter Vater!«

Und sie umarmte Rétif noch einmal.

Sie hoffte, Christian werde diesen Augenblick benützen, um sich zu verbergen; er trat aber im Gegenteile hinzu, und über die Schulter des Kindes erblickte Rétif Christian, der ihn grüßte.

»Wer ist da?« sagte er. »Guten Tag, mein Herr . . . Ah! der Herr ist hier!«

Ingénue stammelte.

»Mein Herr,« antwortete Christian, sich dem guten Manne nähernd, »Sie sind mit Recht erstaunt, mich bei Mademoiselle zu sehen . . .«

»Ohne Licht!« fügte Rétif bei.

Dieses Wort ohne Licht fiel bleirecht auf das Mädchen, das den Kopf senkte.

»Wenn Sie nicht etwa der Retter von Ingénue sind, mein Herr,« fuhr der Vater fort, »in welchem Falle Sie mich ganz geneigt sehen, Ihnen zu danken.«

Rétif erinnerte sich seiner Vaterscenen in der Paysanne pervertie; er spielte seine edle Rolle mit Majestät.

Der junge Mann kam nicht aus der Fassung; indeß Ingénue zitternd ein Licht anzündete, erwiederte er:

»Ich bin so eben hierher gekommen, um Mademoiselle meine Liebe zu erklären.«

»Ho! ho!« rief Rétif ein wenig erstaunt, »Sie kennen also Ingénue?«

»Seit langer Zeit, mein Herr.«

»Und ich wußte es nicht!«

»Mademoiselle wußte es auch nicht. . . ich habe nur dreimal die Ehre gehabt, sie zufälliger Weise zu sprechen.«

»Wahrhaftig! wie dies?«

»Mein Herr, ich bewohne ein Zimmer in diesem Hause.«

Rétif ging von einem Erstaunen zum andern über.

Christian fuhr fort:

»Ich bin ein Ciseleur; ich verdiene auf eine ehrenhafte Weise meinen Lebensunterhalt.«

Rétif senkte seine grauen Augen auf die Hände des jungen Mannes.

»Wie viel verdienen Sie?« fragte er.

»Vier bis sechs Franken täglich.«

»Das ist hübsch!« sagte Rétif.

Und er schaute fortwährend die Hände des jungen Mannes an, welcher, da er endlich diese Beobachtung bemerkte, rasch, indem er sie an einander rieb, seine für einen Ciseleur ein wenig weißen Finger verbarg.

Rétif schwieg einige Augenblicke.

»Und,« sprach er sodann, »Sie kommen, um meiner Tochter zu sagen, daß Sie sie lieben?«

»Ja, mein Herr, ich kam in dem Momente, wo Mademoiselle ihre Thüre schloß; ich bat sie inständig, mich eintreten zu lassen.«

»Sie hat eingewilligt?«

»Ich sprach mit ihr von Ihnen, mein Herr, von Ihnen, über den sie besorgt war.«

»Ja, ja, von mir, über den sie besorgt war.«

Rétif schaute Ingénue an, welche rosenfarbig wie eine Rose und mit schmachtenden Augen dastand.

»War es möglich, daß sie nicht liebte oder nicht geliebt wurde?« dachte er.

Er nahm den jungen Mann bei der Hand und sagte:

»Ich kenne Ihre Eindrücke; lassen Sie nun Ihre Absichten hören.«

»Ich möchte gern Mademoiselle Ingénue heirathen, wenn sie mich lieben wollte.«

»Sie heißen?«

»Christian.«

»Christian! das ist kein Name.«

»Es ist der meinige.«

»Das ist ein fremder Name.«

»Ich bin in der That fremd, oder ich bin vielmehr von fremden Eltern geboren: meine Mutter ist eine Polin.«

»Und Sie sind Arbeiter?«

»Ja, mein Herr.«

»Ciseleur?«

»Ich habe die Ehre gehabt, Ihnen dies schon zu sagen,« erwiederte Christian erstaunt und sogar beunruhigt durch die Beharrlichkeit, mit der ihn Rétif befragte.

»Ingénue,« sprach Rétif, »bleibe hier, daß ich dem Herrn das Innere der Familie zeige, in welche einzutreten er die Ehre zu haben begehrt.«

Ingénue setzte sich an den Tisch, Christian folgte Rétif.

»Sie sehen hier mein Arbeitscabinet,« sagte der Romanendichter, indem er Christian in ein anstoßendes, armselig mit Portraits und Kupferstichen austapezirtes Zimmer einführte; »hier sind die Portraits von allen denjenigen, welche mich erzeugt haben, hier die Bilder von allen denen, welchen ich das Leben gegeben habe. Diese Pastelle stellen meinen Vater, meine Mutter, meinen Großvater, meine Großmutter vor; diese Stiche sind die Gegenstände der interessantesten Scenen meiner Romane. Die Ersten waren und sind noch ehrenwerthe Ackersleute, aus dem Volke hervorgegangen, – obschon ich vom Kaiser Pertinax abzustammen behaupte.«

»Ich wußte das nicht,« sagte der junge Mann erstaunt.

»Weil Sie meine Werke nicht gelesen haben,« erwiederte Rétif kalt; »Sie hätten darin eine von mir selbst aufgestellte Genealogie gefunden, die unverwerflich beweist, daß meine Familie von Pertinax abstammt, welcher Name im Lateinischen Rétif bezeichnet.«

»Ich wußte das nicht,« wiederholte Christian.

»Daran muß Ihnen wenig liegen,« sagte Rétif. »Was bekümmern Sie, ein Ciseleur, sich darum, daß Ihr Schwiegervater von einem Kaiser abstammt?«

Christian erröthete unter dem Blicke des Romanendichters. Dieser Blick war allerdings mit einem peinlichen Scharfsinne bewaffnet.