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Die Taube

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Von diesem Augenblicks an war daher auch Ihre Liebe die einzige Hoffnung meines Lebens. Sie war der Stern, welcher allein an dem eben so finster gewordenen Himmel der Zukunft glänzte, als der der Vergangenheit glänzend gewesen war.

Ein Bote hatte Sie nicht gefunden; ich beschloß, mein eigener Bote zu sein. Ein Bericht von Ihnen war mir nicht zugekommen, ich beschloß, mir Ihre Antwort selbst zu holen.

Uebrigens war es nichts leichtes das Kloster zu verlassen. Ich war beaufsichtigt, man fürchtete,. daß ich gesehen oder erkannt werden möchte. Ich sprach daher nicht davon das Kloster, sondern Frankreich zu verlassen.

Dieser Vorschlag war der angenehmste, den ich der guten Äbtissin machen konnte. Es wurde verabredet, daß man sich mit Fischern verständige, daß ich Narbonne erreichen, und daß ich mich dort einschiffen würde. Von der Abtei sollte ich den Weg nach Narbonne in einem geistlichen Kostüme und in der Kutsche und. mit.den Pferden. des Äbtissin zurücklegen.

Außerdem hielt mich Jedermann für so gewiß todt, daß es nicht wahrscheinlich war, daß ich in dieser.Gegend, in welche ich zum ersten Male kam, erkannt würde.

Die gute Äbtissin stellte ihre Kasse zu meiner Verfügung, aber ich dankte ihr, ich hatte in dem Augenblicke, wo ich verwundet worden war, ungefähr zwei Hundert Louis d'or bei mir, die, man in. meinem Geldbeutel. wiederfand; außerdem Diamanten an Ringen und Spangen zu einem Werthe von ungefähr zehn Tausend Livres.

Sie waren reich, was brauchte ich reich zu sein!

Anfangs Januar verließ ich die Abtei voll Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, welche man mir darin gewährt hatte; ach! ich wußte nicht, daß mir diese Gastfreundschaft so theuer zu stehen kommen sollte.

Ich war acht und zwanzig Meilen weit von Narbonne. ich fühlte mich noch so schwach, daß wir nur kleine Tagereisen machen konnten. Außerdem übertrieb ich meine Schwäche vielleicht noch ein wenig, damit man weniger mißtrauisch gegen mich sein möchte.

Am ersten Tage übernachteten wir in Villepinte, am zweiten in Barbeira, am dritten in Narbonne.

Gleich am folgenden Tage war der Handel geschlossen, um mich nach Marseille zu führen. Ich war ein brustkranker Prälat, dem man die Luft von Hyéres oder von Nizza verordnet hatte.

Ich ruhte mich einen Tag in Narbonne aus, und schiffte mich am folgenden Tage ein. Bei günstigem Winde befand ich mich acht und vierzig Stunden nachher in Marseille..

Dort bezahlte ich meine Schiffer, schickte die beiden Diener der Äbtissin zurück, die mich begleitet hatten, und wurde wieder vollkommen frei.

Ich wurde sogleich Handels einig, um mich in einer Kutsche bis nach Avignon führen zu lassen, und wollte von Avignon die Rhone bis nach Valences hinauffahren.

Da mein cavalirmäßiges Aussehen mich verrathen konnte, so ließ ich mir eine Officier-Uniform der Garden des Herrn Kardinals machen. In dieser Uniform war ich sicher, nicht beunruhigt zu werden..

Ich brach. von Marseille auf, und erreichte Avignon in drei Tagen. Da die Winde von dem Meere kamen, und die Schifffahrt dem zu Folge gut war, so vertraute ich mich in Avignon der Rhone an; außerdem spannten wir, wenn der Wind uns fehlte, Pferde an unser Boot, und fuhren mit Hilfe eines von ihnen gezogenen Taues den Strom hinauf.

Von Weitem und mit Tagesanbruch sah ich Ihr Schloß. Dort mußten Sie sein, dort mußten Sie mich erwarten, oder zum Mindesten, wenn das wahr war, was man mir gesagt hatte, wenn Ihr Vater Sie nach Paris geführt hatte, so würde ich dort Nachrichten von Ihnen erhalten.

Ich wollte mich ans Land setzen lassen, das Boot ging so langsam! unglücklicher Weise war.ich noch zu schwach.

O! wenn ich eine Stunde gewonnen hätte! wenn ich Sie wiedergesehen hätte! Aber dem sollte nicht so sein, wir waren verdammt. . .

Ich vermochte es indessen nicht auszuhalten; eine halbe Meile vor Valence landete ich. Ich konnte noch nicht rasch gehen, meine Schnelligkeit übertraf indessen die des Bootes um Vieles.

Außerdem hatte die Hoffnung, Sie wiederzusehen, mir fast alle meine Kräfte wiedergegeben. Seit langer Zeit sah ich Ihren Balkon, den, von welchem aus Sie Abschied von mir genommen hatten, denn ich hatte die Biegung der Straße erreicht, nur war Ihr Balkon verlassen, die Jalousien desselben waren geschlossen. Es lag in dem ganzen Anblicke dieses Schlosses, das wiederzusehen ich mich so sehr gesehnt hatte, etwas Finsteres und Leeres, was mich erstarrte.

Plötzlich sah ich das Hauptthor sich öffnen und einen Zug herauskommen, der sich nach der Seite der Stadt wandte und verschwand.

Ich war. noch ungefähr eine halbe Viertelmeile entfernt; ich fühlte, ohne daß ich errathen konnte warum, mein Herz beklommen werden und meine Kräfte ermatten.

Ich lehnte mich an einen Baum der Heerstraße; ich trocknete meine mit Schweiß bedeckte Stirne ab, und setzte meinen Weg wieder fort.

Ich begegnete einem Diener.

– Mein Freund, fragte ich ihn mit halb erloschener Stimme, bewohnt denn Fräulein Isabella von Lautrec dieses Schloß nicht mehr?

– Doch, mein Officier, antwortete er, es gehört immer noch Fräulein Isabella von Lautrec. Nur wird man in einer halben Stunde sie anders nennen müssen.

–Man wird sie anders nennen müssen! Und wie wird man sie nennen müssen?

– Frau Vicomtesse von Pontis.

– Warum Frau Vicomtesse von Pontis?

– Weit sie in einer halben Stunde die Frau meines Herrn, des Herrn Vicomte von Pontis sein wird.

Ich fühlte, daß ich todtenbleich wurde, ich verbarg meine Stirn in meinem Taschentuche.

– Demnach also, fragte ich, war der Zug, den ich aus dem Schlosse habe kommen sehen. . .

– Es war der der Brautleute.

– Und in diesem Augenblicke?

– In diesem Augenblicke sind sie an der Kirche.

– O! das ist unmöglich!

– Unmöglich! sagte der Diener. Meiner Treue, wenn Sie sich mit eigenen Augen von der Sache überzeugen wollen, mein Officier, so ist es noch Zeit dazu. Schlagen Sie den kürzesten Weg ein, und Sie werden zu gleicher Zeit mit ihnen an der Kirche sein.

Ich ließ mir dies nicht zwei Male sagen, denn es drängte mich, mich mit eigenen Augen von der schrecklichen Wirklichkeit zu überzeugen; ich vermochte nicht an die Erzählung dieses Mannes zu glauben. Er hatte irgend einen Grund, um mir diese kecke Lüge zu sagen, aber zuverlässig log er.

Ich kannte Valence dadurch, daß ich drei Monate lang dort gewohnt hatte; ich ging rasch über die Brücke, ich trat in die Stadt, und schlug die kleinen Straßen ein, welche mich auf dem kürzesten Wege nach der Kirche führen mußten. Außerdem wurde ich durch das Läuten aller Glocken geführt.

Der Platz der Kathedrale war mit Menschen überfüllt. Nun denn! trotz diesen läutenden Glocken, trotz dieser den Platz überfüllenden Menge, vermochte ich nicht zu glauben, ich sagte mir, daß eine Andere, als Sie zum Altare ginge; ich wiederholte mir, daß dieser Mensch sich geirrt oder mich hintergangen hätte.

Und dennoch, indem ich mich unter die Menge mischte, wagte ich nicht, Jemand zu befragen.

Wenn ich nicht mit der Uniform der Garden des Kardinals angethan gewesen wäre, so hätte ich zuverlässig nicht in die erste Reihe gelangen können, so groß war das Gedränge. Aber vor meiner Uniform trat Alles zurück.

Nun, o! – ich bedarf noch heute aller meiner Kraft, um Ihnen dieses schrecklichen Umstände anzugeben; gestern, als ich nicht wußte, daß Sie es waren, welche mir schrieb, hätte ich diesen Schmerz nicht wieder erneuern können, ohne eine tödtliche Wunde wieder aufzureißen. . . – O! Sie haben nur durch meinen vermutheten Tod gelitten; Ihr Verrath bereitete mir Höllenqualen.

Verzeihung, Verzeihung, Isabella, ich weiß es jetzt, Ihr Verrath war Schein, aber für mich, s! für mich Unglücklichen war es Wirklichkeit!

Meine Augen verschleierten sich bei Ihrem Anblick mit einer Wolke, gleich der, welche sich vor meine Augen legte, als ich von jenem Officier getroffen, von meinem Pferde zu Boden fiel. Es war dieselbe Empfindung, aber noch schmerzlicher, denn das, was ich das erste Mal in der Seite gefühlt hatte, fühlte ich dieses Mal im Herzen.

Ich sah Sie erscheinen, Sie waren bleich aber lächelten fast; Sie gingen festen Schrittes über den Platz, Sie schienen Eile zu haben in die Kirche zu kommen..

Ich legte meine Hand vor meine Augen. . . Gebückt, athemlos, flüsterte ich leise in Mitte meiner erstaunten Nachbarn: Mein Gott, mein Gott, es ist nicht wahr. . . mein Gott, sie ist es nicht. . . Mein Gott, meine Augen, meine Ohren, alle meine Sinne täuschen mich . . . Sie allein, sie allein betrügt mich nicht; sie allein kann mich nicht betrügen.

Alt Sie dann auf zehn Schritte weit von mir vorüber kamen, war ich ohne Stimme, und hoffte immer noch, daß Sie nicht bis zur Kirche gehen, daß Sie auf dem Wege anhalten und daß Sie ausrufen würden, daß man Ihnen Gewalt anthäte, daß Sie sich auf alle Frauen, auf die Aufrichtigkeit Ihrer Liebe berufen würden, und dann wäre ich vorgeeilt, hätte mein Leben gewagt, um zusagen: Ja, ich liebe sie, ja, sie liebt mich; ja, ich bin der Graf von Moret, todt für Jedermann, ausgenommen für sie, ausgenommen für Isabella von Lautrec, meiner Braut auf dieser und in jener Welt. . . Laßt mich durch mit meiner Braut!

Und ich hätte Sie im Angesichte Aller und trotz Aller entführt, denn ich fühlte die Kraft eines Riesen in mir.

O! Isabella! Isabella! Sie blieben stumm, Sie blieben nicht stehen, Sie traten in die Kirche. Ein langer, seit lange in der Tiefe meiner Brust angefangener Schrei drang in dem Augenblicke, wo Sie unter der Vorhalle verschwanden, aus ihr hervor, indem er sie zerriß, und bevor man mich gefragt hatte, was dieser Schrei bedeute, hatte ich Jedermann beseitigt, hatte ich das Gedränge verlassen, war ich verschwunden.

Ich erreichte das Ufer des Flusses wieder, ich fand mein Boot wieder, ich eilte wieder unter meine Matrosen, indem ich meine Hände in meine Haare begrub und ausrief: Isabella! Isabella!

 

Sie überließen mich einen Augenblick lang meiner Verzweiflung. Dann frugen sie mich, wo sie hingehen müßten.

Ich zeigte ihnen den Lauf des Flusses. Sie banden ihre Barke los und die Rhone trug uns fort.

Was soll ich Ihnen mehr sagen? ich habe ohne Zweifel seit vier Jahren gelebt, da Sie mich heute lebendig und Sie liebend finden. Aber ich habe nicht existiert. Ich erwartete, daß der Zeitpunkt den ich mir auferlegt hatte, herbeikäme, um meine Gelübde abzulegen. Sie nähern diesen Zeitpunkt, haben Sie Dank, Seitdem ich weiß, daß Sie mich nicht verrathen haben, seitdem ich weiß, daß Sie mich immer noch lieben, ist der Beruf mir leichter, und ich gehe ruhiger zu Gott.

Beten Sie für Ihren Bruder. . . Ihr Bruder wird für Sie beten.

Drei Uhr Nachmittags.

Zwanzigster Brief

Halb sechs Uhr am selben Tage.

Was sagen Sie mir da! ich versteht es nicht recht. Sie haben mich wiedergefunden, Sie sind überzeugt, daß ich Sie nicht verrathen habe, Sie sind überzeugt, daß ich Sie liebe, und das nähert, wie Sie sagen, den Zeitpunkt Ihrer Gelübde, und das macht Ihnen Ihren Beruf leichter, und das macht Sie ruhiger, um sich Gott zu widmen!

O mein Gott! hätten Sie immer noch den seltsamen Plan, auf die Welt zu verzichten?

Aber hören Sie mich recht an: Gott ist nicht ungerecht. Als ich mich ihm gewidmet habe, geschah es in dem Glauben Ihres Todes, Sie lebten, Gott hat das der Verzweiflung entrissene Gelübde nicht annehmen können, da die Ursache der Verzweiflung nicht bestand; ich bin also frei, frei, trotz meines Gelübdes.

– O! ja, ja, Sie sagen es; wir haben uns einen Augenblick lang in dieser Abtei fast berührt, und nichts hat uns gesagt, daß wir einander so nahe waren. O! ich irre mich, ich bin undankbar gegen mein eigenes Herz. Eine Stimme rief mir zu: Beharre, bleibe, bleibe, er ist hier.

Ja, ich begreife, sie hat für sich gezittert, die arme Frau, sie hat gezittert, daß die Gastfreundschaft, welche sie Ihnen gewährte, ihr Verderben sein möchte. O! warum habe ich Sie nicht wieder aufgefunden; ich wäre stolz über die mir von Gott gegebene Sendung gewesen, den Sohn Heinrichs IV. zu retten. Ich hätte Allem Trotz geboten, um des einzigen Stolzes, um des einzigen Ruhmes willen zu sagen: Als die ganze Welt ihn verließ, habe ich allein ihn aufgenommen, habe ich allein ihn beschützt.

Thörichte, die ich bin! indem ich das sage, ich hätte Sie verrathen und Sie wären verloren gewesen, wie es.der Marschall Herzog gewesen ist.

Es ist also besser, daß er selbst mir Ihr Dasein und daß Sie lebten verborgen hat; es ist also besser, daß ich leide, daß ich unglücklich bin, daß ich sterbe.

Aber warum sollte ich unglücklich sein? Warum sollte ich sterben? Sie haben kein Gelübde abgelegt, ich betrachte das meinige als gebrochen. Lassen Sie uns aufbrechen, lassen Sie uns nach Italien, nach Spanien, an das Ende Welt gehen. Ich bin noch reich; außerdem, wozu haben wir Reichthum nöthig? Sie lieben mich, ich liebe Sie! lassen Sie uns aufbrechen, lassen Sie uns aufbrechen!

O! antworten Sie mir. Ja, sagen Sie mir, wo Sie sind, sagen Sie mir, wo ich Sie aufsuchen kann.

Bedenken Sie, daß Sie mich beargwöhnt haben, mich, Ihre Isabella, einer Schändlichkeit beargwöhnt, und daß Sie mir eine Büßung schuldig sind.

Ich erwarte, ich erwarte!

Einundzwanzigster Brief

Fünf Uhr Morgens.

Ihr Brief hat alle Fiebern meines Herzens bis auf die geheimsten erbeben lassen.

Ach! welches Schicksal ist doch das unsrige! Sie bieten mir das gesuchte, erwartete, während meines ganzen Lebens ersehnte Glück an, und ich kann dieses Glück nicht annehmen.

Isabella! Isabella! Sie sind Edelfrau, wie ich Edelmann bin. Ein Versprechen, ein einfaches den Menschen gegebenes Versprechen würde uns binden, um wie viel mehr ein Gott geleisteter Eid.

Versuchen Sie nicht, sich zu täuschen. Ihr Gelübte besteht wirklich, und Gott nimmt keine solchen Spitzfindigkeiten an.

Es gibt also für uns nur noch eine einzige Zukunft, die, in welche das Unglück uns gestürzt hat. Sie haben mir den heiligen Weg gezeigt, indem Sie ihn zuerst einschlugen. Ich folge Ihnen, wir werden mit einander ankommen, da wir dasselbe Ziel verfolgen. Ich werde für Sie beten, und Sie werden für mich beten. Jedes wird in sein Gebet eine Inbrunst legen, die es nicht für sich selbst darein legte, und das ewige Leben wird uns mit der ewigen Liebe von dem Herrn statt der vergänglichen Liebe, statt des sterblichen Lebens gegeben werden.

Und glauben Sie nicht, daß ich Sie, weil ich Ihnen das sage, weniger liebe, als Sie mich lieben. Nein, ich liebe Sie nicht mehr, ich weiß es; aber ich liebe Sie mit der Kraft eines um so stärkeren Mannes, als er höher herabgefallen und der Sturz tiefer gewesen ist, und der, als er sich wieder erhoben, nachdem er den Tod mit der Hand berührt hatte, aus dem Grabe jenes bleiche Gesicht mitgebracht hat, welches denen, die es gehabt haben, eine Offenbarungen eines anderen Lebens gewährt.

Glauben Sie mir. daher, Isabella, je mehr ich Sie liebe, desto mehr. werde ich von diesem Punkte festgehalten. Wagen Sie Ihr ewiges Heil nicht auf einen Trugschluß. Das Leben dieser Welt ist gegen die Ewigkeit das, was die Stunde gegen. ein Jahrhundert ist. Wir leben eine Secunde auf der Erde, wir leben eine Ewigkeit bei Gott.

Noch Eins, hören Sie wohl Folgendes, meine Braut in dieser und in jener Welt; Die Gewalt, welche bindet, hat das Recht zu lösen, und Gott ist es, der das gewollt hat, damit die Verzweiflung sich nicht eines Herzens bemächtigen möge, das betrogen worden, wie es das Ihrige gewesen ist. Urban VIII. ist Papst, Ihre Familie hat mächtige Verbindungen in Italien. Erlangen Sie die Lösung Ihres Gelübdes. An diesem Tage, Isabella, sagen Sie mir: Ich bin frei. . . und dann, dann. . . o! ich wage nicht an dieses Glück der Engel, an diese Glückseligkeit ohne Gewissensbisse zu denken, die uns vorbehalten ist!

Zweiundzwanzigster Brief

Um zwei Uhr Nachmittags.

Nun denn! ja, Sie hoben Recht, Nichts darf unser Glück trüben. Unser Herz darf weder Furcht noch Gewissensbisse haben, auf unseren stürmischen und finsteren Himmel muß ein reiner und ganz gestirnter Himmel folgen. Ja, der, an den ich mich wenden werde, wird mich erhören, ja, so unbeugsam er auch ist, wird er Erbarmen mit mir haben; ja, ich verlange drei Monate von Ihnen, um mich frei zu machen, und wenn in drei Monaten unsere Taube Ihnen nicht die Bulle überbracht hat, welche mich entbindet, dann ist es ein Beweis, daß unsere ganze Hoffnung für den Himmel ist.

Dann widmen Sie.sich Gott, wie ich, widmen Sie sich ihm durch unauflösbare Bande. O! ich würde zu eifersüchtig sein, Sie noch frei zu wissen, während ich gefesselt wäre, wie ich es bin.

– Morgen werde ich abgereist sein.

Dreiundzwanzigster Brief

Halb fünf Uhr Nachmittage.

Gehen Sie und möge Gott mit Ihnen sein.

Vierundzwanzigster Brief

l. Juni 1628.

Es ist gerade einen Monat her, daß ich Ihren letzten Brief erhalten habe, einen Monat, daß ich unsere Taube nicht habe kommen sehen, einen Monat, daß Nichts mir von Ihnen gesprochen hat, ausgenommen mein Herz.

Aber es ist keine Zeit zu verlieren. Nur sind die Minuten zu Stunden, die Stunden zu Tagen, die Tage zu Jahren geworden. Werde ich so noch zwei Monate warten können?

Ja, denn ich werde erst mit dem letzten Tage die Hoffnung verlieren.

Ich schrieb diesen Brief ohne zu wissen, ob Sie ihn jemals erhalten werden, aber ich schreibe ihn, damit Sie an dem Tage, der uns trennen oder uns vereinigen soll, wissen, Isabella, daß ich bei jedem Schlage meines Herzens an Sie gedacht habe.

Fünfundzwanzigster Brief

22. Juni 1683.

Fliege, geliebte Taube, fliege zu meinem teuren Wiederauferstandenen, sag ihm, daß es seine Gebete sind, die mich beschützt haben, sage ihm, daß ich frei bin, sage ihm, daß wir glücklich sind.

Frei! frei! frei! Laß mich Dir das erzählen, mein Geliebter.

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, ich bin außer mir vor Glück!

Du weißt, daß an demselben Tage, an welchem ich Dir meinen letzten Brief geschrieben habe, sich amtlich die glückliche Nachricht verbreitet hat, daß die Königin schwanger wäre. Bei dieser Gelegenheit mußte es große Feste in ganz Frankreich, und von dem Könige und von dem Kardinal bewilligte Gnaden geben.

Ich beschloß, mich dem Kardinal zu Füßen zu werfen, der für alle unsere geistlichen Angelegenheiten Vollmachten von Rom hat.

Deshalb verlangte ich nur drei Monate von Dir.

An demselben Tage, wo ich Dir geschrieben habe, bin ich mit einem Urlaub unserer Superiorin abgereist, Meine Zellennachbarin übernahm es, für unsere Taube zu sorgen. Ich war ihrer sicher, wie meiner selbst, ich ließ sie daher ohne Furcht zurück.

Ich reiste ab. Aber welche Eile ich auch darauf verwandte, ich konnte erst in siebzehn Tagen nach Paris kommen. Der Kardinal war auf seinem Landgute Rueil. Ich brach sogleich nach Rueil auf.

Er war leidend und empfing nicht. Ich logierte mich in dem Dorfe ein und wartete. Ich hatte dem Vater Joseph meinen Namen zurückgelassen.

Am dritten Tage kam der Vater Joseph persönlich, mir zu melden, daß seine Eminenz bereit wäre, mich zu empfangen.

Ich stand bei dieser Nachricht auf; aber ich sank wieder auf meinen Stuhl zurück, ich war erbleicht, wie um zu sterben, mein Herz schien bereit zu brechen, meine Kniee bogen sich unter mir.

Wie man sagt, hat der Vater Joseph kein weiches Herz, als er mich indessen beinahe sterbend bei dem bloßen Gedanken sah, mich dem Kardinal gegenüber zu befinden, ermuthigte er mich nach Kräften, indem er mir meldete, daß, wenn ich seine Eminenz um irgend Etwas zu bitten hätte, der Moment gut wäre, da der Kardinal sich besser befände, als er es seit langer Zeit gewesen wäre

O! das kam daher, weil mein ganzes Leben, so wie das Ihrige von dem abhing, was sich zwischen diesem Manne und mir zutragen würde.

Ich folgte dem Vater Joseph ohne etwas zu sehen, meine Augen waren auf ihn geheftet, mein Schritt richtete sich nach dem seinigen, wie als ob meine Bewegungen sich nach dem seinigen gerichtet hätten. Wir gingen durch einen Theil des Dorfes, wir traten in den Park. Wir schlugen eine Allee von großen Bäumen ein; jede dieser Veränderungen überraschte mich durch das Ganze, aber die einzelnen Umstände entgingen mir.

Endlich erblickte ich von Weitem unter einer Laube von Jelängerjelieber und wilden Reben einen auf einem Ruhesessel halb liegenden Mann. Er war in ein weißes Gewand gekleidet und trug die rothe Mütze, das Zeichen der Kardinalswürde. Ich streckte die Hand nach diesem Manne aus, der Vater Joseph verstand die Frage.

– Ja, sagte er, er ist es.

Ich ging in diesem Augenblicke an einem großen Baume vorüber; ich lehnte mich an ihn, denn ich fühlte, daß ich einen Schritt weiter ohne Stütze fallen würde.

Er sah mein Zögern, diese Bewegung, welche mein, Schwäche andeutete, er erhob sich.

Kommen Sie ohne. Furcht, sagte er.

Ich weiß nicht, welches Gefühl ihn seine gewöhnlich barsche Stimme für mich mildern ließ. Aber am Ende gelangte diese Stimme voll Hoffnung zu mir.

Ich bekam meine Kräfte wieder und lief fast, um mich ihm zu Füßen zu werfen.

Er gab dem Vater Joseph einen Wink mit der Hand, sich zu entfernen..Dieser gehorchte, indem er sich außer dem Bereich der Stimme, aber nicht außer dem Bereichs des Gesichts zurückzog.

Ich neigte den Kopf, indem ich die beiden Hände nach ihm ausstreckte.

– Was wollen Sie von mir, meine Tochter? Fragte der Kardinal Herzog.

– Gnädiger Herr, gnädiger Herr, eine Gnade, von welcher nicht allein mein Leben, sondern auch noch meine Seligkeit abhängt.

– Ihr Name?

– Isabella Lautrec.

– O! Ihr Vater war ein treuer Diener des Königs. Das ist in unseren Zeiten der Empörung etwas Seltenes. Wir haben das Unglück gehabt, ihn zu verlieren.

– Ja, gnädiger Herr. Ist es mir daher erlaubt, sein Andenken bei Ihnen anzurufen.

– Ich hätte ihm lebend das bewilligt, was er von mir verlangt hätte, ausgenommen das, was von dem Herrn allein abhängt und wofür ich nur sein geringer Stellvertreter bin. Sprechen Sie, was wünschen Sie?

 

– Gnädiger Herr, ich habe die Gelübte abgelegt.

– Ich erinnere mich dessen, denn auf das Verlangen Ihres Vaters habe ich mich diesen Gelübden aus aller meiner Gewalt widersetzt, und ich habe, statt sie zu beschleunigen, wie Sie es selbst verlangten, ein Jahr der Probezeit festgesetzt. Sie haben also trotz diesem Jahre die Gelübde abgelegt?

– Leider, leider! Gnädiger Herr.

– Ja, und Sie bereuen es jetzt?

Ich zog es vor, meine Reue lieber meiner Unbeständigkeit als meiner Treue zuzuschreiben.

– Gnädiger Herr, sagte ich zu ihm, ich war erst achtzehn Jahre alt, und der Tod eines Mannes, den ich liebte, hatte mich den Verstand verlieren lassen.

Er lächelte.

– Ja, und Sie sind jetzt vier und zwanzig Jahre alt und Sie sind jetzt vernünftig geworden.

Ich bewunderte das außerordentliche Gedächtnis dieses Mannes, der sich der Zeit eines so wenig wichtigen Ereignisses erinnerte, als für ihn die Einkleidung eines armen Kindes sein mußte, das er niemals gesehen hatte.

Ich wartete, immer mit gefalteten Händen.

– Und jetzt, sagte er, möchten Sie dieses Gelübde brechen, denn das Weib hat den Sieg über die Nonne davongetragen, denn die Erinnerungen der Welt haben Sie in Ihre Zurückgezogenheit verfolgt, denn Sie haben den Körper Gott gewidmet, aber die Seele, die Seele, nicht wahr, ist auf der Erde zurückgeblieben? O menschliche Schwäche!

– Gnädiger Herr, gnädiger Herr! rief ich aus; ich bin verloren, wenn Sie kein Erbarmen mit mir haben!

– Sie haben indessen ganz frei und ganz freiwillig Ihr Gelübde abgelegt?

– O! ja, frei und freiwillig. Ich wiederhole es Ihnen, gnädiger Herr, ich hatte den Verstand verloren.

– Und welche Entschuldigung können Sie Gott für diese wenige Beharrlichkeit in Ihrem Willen bieten?

– Meine Entschuldigung, diese Gott, der Ihnen, meinen Geliebten, das Leben erhalten hat, so wohlbekannte Entschuldigung konnte ich ihm nicht angeben, da das Sie in das Verderben stürzen hieß. Ich schwieg, indem ich nur ein zweites Stöhnen entschlüpfen ließ.

– Sie haben keine Entschuldigung? sagte der Herzog. Ich rang die Arme vor Schmerz.

–Nun denn! ich muß also eine, vielleicht ein wenig weltliche finden, sagte er.

–O! stehen Sie mir bei, helfen Sie mir, gnädiger Herr, und Sie werden bis zu dem letzten Hauche meines Lebens von mir gesegnet sein.

–Es sei! als Minister König Ludwigs XIII. will ich nicht, daß ein so schöner und so rechtschaffener Name als der, den Sie führen, ausstirbt, Ihr Name ist eine der Verherrlichungen Frankreichs, und die wahren Verherrlichungen Frankreichs sind mir teuer.

Indem er mich hierauf fest anblickte, fragte er mich:

– Sie lieben Jemand?

Ich neigte meine Stirn bis in den Staub.

Ja, so ist es, begann der Herzog wieder, ich habe richtig errathen, Sie lieben Jemand, ist der frei, den Sie lieben?

Ja. gnädiger Herr.

– Er weiß von dem Schritte, den Sie gethan haben, und er wartet?

– Er erwartet.

– Es ist gut. Dieser Mann wird seinem Namen, welcher er auch sein möge, den Namen Lautrec hinzufügen, damit der Name des Siegers von Ravannes und von Brescia unvergänglich wie sein Gedächtniß sei, und Sie werden frei sein.

– O! gnädiger He«! rief ich aus, indem ich seine Füße küßte.

Er erhob mich athemlos vor Freude.

Er gab dem Vater Joseph einen Wink, der sich wieder näherte.

–Führen Sie Fräulein Isabella von Lautrec dahin zurück, wo Sie dieselbe abgeholt haben, sagte der Kardinal, und in einer Stunde werden Sie ihr die Bulle überbringen, welche sie ihres Gelübdes entbindet.

– Gnädiger Herr, gnädiger Herr, wie es anfangen, um Ihnen zu danken?

– Das ist sehr leicht: wenn man Sie um Ihre Meinung über mich fragt, so sagen Sie, daß ich zu bestrafen und zu belohnen verstehe. Lebend habe ich den Verräther Montmorency bestraft, todt belohne ich den rechtschaffenen Lautrec. Gehen Sie, meine Tochter, gehen Sie.

Ich küßte noch zehn Male seine Hände und folgte dem Vater Joseph.

Eine Stunde nachher überbrachte er mir die Bulle, welche mein Gelübde löst.

Ohne eine Minute zu verlieren, brach ich auf der Stelle, die kostbare Bulle auf meinem Herzen, und zuverlässig Gott weit ergebener auf, seitdem Gott mir mein Wort zurückgegeben hatte, als ich es jemals zuvor gewesen war.

Ich verwandte nur dreizehn Tage zu meiner Rückreise und hier bin ich, und.ich schreibe Ihnen, mein Geliebter, nicht Alles das, was ich Ihnen zu sagen habe, denn dann würde ich einen Band schreiben, und es wurden acht Tage vergehen, ohne daß Sie wüßten, daß ich frei bin, daß ich Sie liebe und daß wir glücklich sein werden.

Ich eile, den Brief zu schließen, damit Sie diese glückliche Nachricht eine Minute früher erfahren.

Die Pferde werden angespannt bleiben, und bei der Rückkehr der Taube. . . reise ich ab.

Sagen Sie mir nur, wo Sie sind und erwarten Sie mich.

Geh, meine Taube; ich habe niemals so sehr Deiner Flügel bedurft.

Geh und kehre zurück.

– Du verstehst, mein Geliebter, nichts anderes als den Ort, wo ich Dich finden werde. Ich will nicht, daß Du unsere Vereinigung um eine Minute verzögerst, wäre es auch, um die süßen Worte zu schreiben:

–Ich liebe Dich!