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Die Prinzen von Orleans

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»Mein lieber Pinet, ich habe gehört, daß dieser Tage Unruhen vor Ihrem Hause. Stattgefunden haben; man muß das Volk fürchten; es will den reichen Leuten nicht wohl . . . ich rathe Ihnen, Ihr Geld nicht im Hause zu behalten . . . Sie sehen, wie ich mit dem Volke stehe, mein Palast ist ein sicherer Zufluchtsort!«

Pinet überlieferte Orleans sein ganzes Vermögen in einer Brieftasche. Einige Zeit darauf bat er ihn um einige tausend Franken, weil er eine Zahlung zu leisten habe, Orleans versprach sie ihm in einigen Tagen und bestellte ihn nach dem Hause in Passy. Abends zu der bestimmten Stunde kam Pinet daselbst an. »Haben Sie den Empfangschein?« war die erste Frage des Herzogs, und auf die bejahende Antwort erwiderte er:

»Ihre Brieftasche, mein lieber Pinet, werden Sie bei Bazin finden, der Sie in Vèsinet erwartet, . . .ich werde Ihnen ein Cabriolet geben mit Einem meiner Leute, der Sie zu Bazin fahren wird. Indem Sie demselben ein kleines Douceur geben, wird er Ihnen die Brieftasche zustellen.«

Pinet empfahl sich dem Herzoge und stieg in das Cabriolet, welches den Weg durch das Gehölz von Vésinet nahm . . . kaum war er eine Viertelstunde in demselben, als plötzlich Männer6 den Wagen umringten, Pinet zum Aussteigen nöthigten und ihn mit einem Pistol in den Hinterkopf schossen. Sie plünderten ihn und bemächtigten sich seiner Papiere, die sie. Orleans überbrachten. Pinet starb, den Herzog von Orleans als einen Mörder bezeichnend, zwei Tage darauf an den Folgen seiner Wunde. Philipp Egalité hatte ihm also vierundfünfzig Millionen gestohlen!!! Ein alter Kammerdiener des Herzogs versprach den Gläubigern Pinet’s, ihnen die Wahrheit zu sagen . . . indem er sich vor Gericht stellen wollte, ließ der Herzog ihn zu sich rufen. . . einige Tage darauf war dieser Mann verschwunden! . . . Andere Mitschuldige Orleans, die derselbe in verschiedene Departements geschickt hatte, wurden arretiert. Der Eine derselben, Bordier, ward in Rouen verhaftet. Die Akten dieses Prozesses sind bis jetzt den Geschichtschreibern unbekannt geblieben, so wie auch denen, die Interesse dabei haben, sie zu vernichten. Aber diese Akten sind vorhanden! Es würde zu weitläufig sein, sie mitzutheilen: sie beweisen, daß der Herzog von Orleans dem Bordier die Summe von dreißigtausend Livres gegeben hat, um den Bürgerkrieg anzuschüren und die Provinzen in Aufruhr zu bringen. Der Herzog bereitete. Alles zum Siege vor: er hatte schon seine Wappen umarbeiten lassen, welche an die Stelle derer der älteren Linie gesetzt werden sollten. In Beziehung auf diesen Umstand sagt Montjoie:

»Es fiel ihm damals nicht ein, daß der Sohn, den er nach seinem Herzen erzog, dieselben einst in einem Anfalle panischen Schreckens mit seinen eignen Händen zerkratzen würde.«

Der Herzog von Chartres (jetzt König der Franzosen) wohnte mit seinem Vater den stürmischen Sitzungen der National-Versammlung bei. Bei einer dieser Sitzungen machte derselbe sich bemerklich, indem er, als ein Deputierter gesagt hatte: »Wir müssen noch Opfer haben: es fehlt noch an Laternen,« ausrief:

»Ja, ja, es fehlt noch an Laternen!«

Indem Montjoie diesen Zug angeführt, fügt er hinzu:

»Diese abscheulichen Worte beweisen, daß der Sohn seines Vaters würdig war! Und dennoch gibt es eine Partei in unserm Vaterlande, welche diesen in den Grundsätzen seines Vaters erzogenen jungen Mann jetzt auf den Thron der Franzosen setzen möchte. Wenn unser Land so gedemüthigt würde, dann wäre die Verbannung, ja der Tod selbst, dieser Beherrschung vorzuziehen!«

Montjoie schrieb dieses vor 1830. Indessen ist seine Meinung von Ludwig Philipp I. 1834 nochmals publicirt worden.

Philipp Egalité lächelte dem Volke zu, unter das seine Mitschuldigen sich mischten; er schwatzte vertraulich mit aller Welt und theilte zahlreiche Händedrücke aus. Es war eine Familien-Gewohnheit. Er ließ seine Freunde schreien:

»Es lebe Orleans! Es lebe unser Vater Orleans! Nieder mit dem Könige! Nieder mit der Königin!«

Und Orleans antwortete:

»Seid ruhig, meine Kinder, wir wollen ihre Herzen essen und uns aus ihren Gedärmen Kokarden machen!«

Orleans begnügte sich nicht damit, die traurigen Nothwendigkeiten der Revolution gut zu heißen; er veranlaßte die entsetzlichsten Blutbäder. Er hungerte Paris abermals aus. Durch alle möglichen Verbrechen war es ihm gelungen, sich in Besitz fast sämtlichen Getreides zu setzen. La Fayette hatte über diesen Punkt eine sehr stürmische Erklärung mit ihm: er erhob sogar die Hand, um dem Herzog eine Ohrfeige zu geben. Der feige Orleans wankte drei Schritte zurück und sank ohnmächtig in einen Lehnstuhl. La Fayette befahl ihm, sich zu Ludwig XVI. Zu begeben, der ihm andeutete, Frankreich zu verlassen. Orleans schwor, daß er gehorchen werde und kam ganz verstört in Passy an. Seine Anhänger warfen ihm vor, daß er sie im Augenblicke der Gefahr verlasse, und beschworen ihn, zu bleiben. Er wagte es nicht; La Fayette’s Drohungen machten ihn zittern, denn er war eben so geschmeidig gegen die, welche er fürchtete, als kühn gegen die, welche er nicht fürchtete. Vor seiner Abreise schrieb er folgenden Brief an den König:

»Paris, 13. October 1789.

»Sire, Empfangen Sie meinen aufrichtigen und ehrfurchtsvollen Dank für den besondern Auftrag an den König von England, mit dem Ew. Majestät mich beehrt haben. Dieser Beweis von Zutrauen unter den jetzigen Umständen ist das schmeichelhafteste Zeugniß von Hochdero Güte für mich, indem er auch zugleich ganz Frankreich zeigt, welche Gerechtigkeit Ew. Majestät dem Eifer und der Hingebung widerfahren lassen, die ich nie einen Augenblick für die Person Ihrer Majestät, Ihren Ruhm, Ihre Interessen und die der Nation, die von einander unzertrennlich sind, zu empfinden aufgehört habe.

Diese Aufträge vollziehend, werde ich mich bestreben, das fernere Vertrauen Ew. Majestät zu verdienen und mir die Freundschaft meiner Landsleute zu sichern.

Ich bin 2c.«

Am 16. Oktober reifte der Niederträchtige von Paris ab. In Boulogne erregte einer seiner Genossen einen Aufruhr, als er durchpassirte, um, wie er sagte,

»den Retter des Vaterlandes zu verhindern, dasselbe zu verlassen.«

Nachdem er sich an die National-Versammlung gewendet hatte, ließen die Behörden ihn sich ungehindert einschiffen. . . . Niemand wurde durch die vorgebliche Mission Orleans getäuscht: die Royalisten beschuldigten den König der Schwäche; sie meinten, er hätte ihn vor Gericht ziehen sollen. Orleans hielt Wort: er schickte das nach England gesandte Korn nach Frankreich zurück; er sah sich für überwunden an und fürchtete die Repressalien des Hofes. Er strebte denselben zu beruhigen.

Folgende Briefe, die er an den König und an die Königin schrieb, liefern einen neuen Beweis von der Schurkerei dieses Bösewichtes. In demselben Augenblick, wo er sich gegen seine Verwandten verschwor, richtete er Versicherungen der Freundschaft und Ergebenheit an sie.

Brief Orleans an Ludwig XVI.

London, 20. December 1789

»Sire, – In dieser Zeit des Jahreswechsels, wo alle Unterthanen Ew. Majestät sich beeifern, Ihnen den Tribut der Liebe und Ehrfurcht zu zollen, der Ihnen auf so vielfache Weise gebührt, flehe ich Hochdieselben an, mit Güte, sowohl, meine ehrfurchtsvollen Huldigungen, als auch meine Wünsche für Ihr Glück und Ihren Ruhm anzunehmen. Ich preise mich glücklich, daß Ew. Majestät, selbst mich in den Stand gesetzt haben, etwas dazu beizutragen; ungeachtet der schwierigen Umstände, die mich umgeben, gebe ich dennoch die Hoffnung dazu nicht auf. Nichts liegt mir in diesem Augenblick so sehr am Herzen, als Ew. Majestät meinen Eifer, Ihnen zu dienen, an den Tag zu legen. Ueber. Alles, was sich auf die, von Hochdenenselben mir gnädigst übertragene Mission bezieht, berufe ich mich auf die Briefe, von denen der Herr Graf von Montmorin Ihnen Bericht abgestattet haben wird, indem ich Ew. Majestät besonders auf einige Artikel aufmerksam mache, die mir eben so wichtig für Hochdero Ruhm, als für das Wohl der französischen Nation erscheinen.

Sire, ich bin Ew. Majestät unterthänigster und allergetreuester Diener und Unterthan 2c.«

Brief Orleans an die Königin von Frankreich.

»London, 20. December 1789.

»Madame,

Ich eile, Ihrer Majestät beim Jahreswechsel meine unterhänigsten Huldigungen und die Wünsche meines Herzens für Hochdero Glück darzubringen; ich bitte Ihre Majestät, nicht an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln; und Ihre Majestät werden diese Bitte erfüllen, wenn Sie mich mehr nach meinem Betragen, als nach den Schilderungen, die man Ihnen von mir gemacht hat, beurtheilen wollen. Ich rufe bei Ihrer Majestät die Erinnerung an die Vergangenheit auf; dieselbe gibt mir das Recht, mich für die Zukunft zu verbürgen, und auf das Vertrauen, auf die Gerechtigkeit Ihrer Majestät bauend, zu hoffen, daß Hochdieselben meine Gesinnungen und Handlungen kennen und richtig beurtheilen werden.

Madame, ich bin Ihrer Majestät unterhänigter, gehorsamster und getreuester Diener und Unterthan 2c.«

Brief Orleans an Ludwig XVI.

London, 12. März 1790.

»Sire,

Ich habe den Brief vom 28. vorigen Monats, mit dem Ew. Majestät mich beehrt haben, erhalten; und schreibe diese Zeilen nur, um Ihnen meinen ehrfurchtsvollen Dank dafür auszusprechen.

Ich habe mit größter Genugthuung aus demselben ersehen, daß Ew. Majestät meinen Gesinnungen. Gerechtigkeit widerfahren läßt und meine Huldigungen gütig aufnimmt.

 

Das Glück und der Ruhm Ew. Majestät waren immer der Gegenstand meiner Wünsche, wie die Triebfeder meiner Handlungen, und werden es ferner sein; und sowie ich nie einen größeren Wunsch hatte, als die Gelegenheit zu immer neuen Beweisen davon zu finden, so wird dies auch ferner mein höchstes Glück ausmachen.

Sire, Ew. Majestät 2c.«

Auszug eines Briefes von Orleans an Ludwig XVI.

»London, 25. Juni 1790.

»Zwar gebe ich nicht ohne Bedauern die Hoffnung auf, welche mich in dieses Land begleitet hatte, den Angelegenheiten. Frankreichs und dem Ruhme Ew. Majestät hier einigermaßen nützlich sein zu können; aber ich nehme die tröstende Ueberzeugung mit hinweg, daß ich im Stande sein werde, zur Vollendung von Arbeiten beizutragen, die schon die Billigung Ew. Majestät erlangt haben, und für immer Hochdero Glück und Ruhm sichern werden.

Besonders preise ich mich glücklich, den denkwürdigen Tag nahe zu wissen, wo ganz Frankreich Ew. Majestät in Ehrfurcht und Liebe jene Huldigungen darbringen wird, die Sie auf so vielfache Weise verdienen, und meine besondern Wünsche und Huldigungen vereinigen zu können mit denen, welche die dankbarste aller Nationen dem besten und größten aller Könige weiht.

Sire, Ew. Majestät 2c.«

Während Egalité’s Abwesenheit bildete sich der Jacobiner – Clubb; diese Gesellschaft, der Mittelpunkt aller revolutionären Bewegungen, war der Sammelplatz jener feurigen Redner, deren Energie die Einsetzung der Schreckensregierung zur Folge hatte. Die Tendenz dieses Werkes zwingt mich indessen, alle näheren Beschreibungen jener fürchterlichen Kämpfe zu unterlassen.

Bald indessen brach der Herzog von Orleans sein Wort und knüpfte von London aus neue Intriguen an.

»Unterdessen,« sagt Montjoie, »zeigte seine Tochter7 sich in den verschiedenen Garnisonen, redete die Soldaten an, betrug sich auf eine unanständig-vertrauliche Weise gegen sie und theilte Gold unter sie aus.«

Der Herzog von Orleans hatte seine Aufwiegler in London. Die Feinde Frankreichs haben immer Mitschuldige unter den Engländern gefunden.

Endlich ging Philipp-Egalité damit um, nach Frankreich zurückzukehren; vorher publizierte er seine Apologie unter dem Titel:

Darstellung des Benehmens des Herrn
Herzogs von Orleans, während der
französischen Revolution in London
von ihm selbst verfaßt

In diesem Werke versuchte er seine Verbrechen zu rechtfertigen; es gelang ihm jedoch nicht. Darauf schrieb er folgenden Brief an den Grafen de la Touche, den dieser in der National-Versammlnng vorlas:

London, 3. Juli 1790.

»Ich ersuche Sie, mein Herr Graf, so bald als möglich und in meinem Namen die Thatsachen, welche folgende Darstellung enthält, zur Kenntniß der National- Versammlung zu bringen:

Am 15. des vorigen Monats hatte ich die Ehre an den König zu schreiben, um Sr. Majestät anzuzeigen, daß ich im Begriff sei, mich augenblicklich nach Paris zu begeben; Herr von Montmorin muß am 29. desselben Monats meinen Brief erhalten haben. In Folge dessen hatte ich mich bei dem Könige von England beurlaubt, und meine Abreise auf heute, den 3. Juli, Nachmittag festgesetzt; aber heute Morgen kam der französische Gesandte zu mir und stellte mir einen Herrn vor, den er Herr v. Boinville, Adjutant des Herrn v. La Fayette nannte, und welcher am Dienstag, den 29. Juni, mit einem Auftrage von seinem General an mich, von Paris abgereist sei.

Darauf sagte mir dieser Herr v. Boinville in Gegenwart des Herrn Gesandten, daß Herr v. La Fayette mich beschwören lasse jetzt nicht nach Paris zurückzukehren – und führte außer mehren Gründen, die ich nicht der Beachtung werth gefunden haben würde, auch den an, daß übelwollende Leute, die nicht unterlassen würden, meinen Namen zu mißbrauchen, meine Rückkehr zum Vorwande von Unruhen nehmen würden, die sie angestiftet hätten.

»Der summarische Inhalt dieser Botschaft und jener Unterredung ist in einer Schrift, von der ich das Original in Händen habe und der ich eine von mir unterzeichnete Abschrift beifüge, von dem Herrn Gesandten Frankreichs bestätigt. Ohne Zweifel bin ich weit davon entfernt, die öffentliche Ruhe stören zu wollen und habe mich also entschlossen, mich jeder weitern Schritte zu enthalten; dies kann jedoch nur in der Voraussetzung geschehen, daß die National-Versammlung sich willig finden werde, mein künftiges Verhalten zu bestimmen, welches ich aus folgenden Gründen fordern muß: in

»Als ich nach England abreiste, war Herr de La Fayette der Erste, der mir im Namen des Königs vorschlug, die Mission, welche Seine Majestät mir anzuvertrauen wünschte, zu übernehmen. Die Mittheilung seiner damaligen Unterredung mit mir, findet sich in einer Erklärung meines Verhaltens, die ich erst nach meiner Rückkehr in Paris zu publizieren beabsichtigte, jetzt jedoch mich veranlaßt finde, in dem Büreau der National-Versammlung niederzulegen.

»Man wird darin finden, daß unter den Gründen, durch welche Herr de La Fayette mich bewegen wollte, diese Mission anzunehmen, einer der hauptsächlichsten war, daß Herr de La Fayette seiner Meinung nach weniger Mühe haben werde, Ruhe in der Hauptstadt zu erhalten, wenn ich abwesend sei, weil es viele Uebelwollende gebe, die sich meines Namens bedienten, um den Saamen der Unzufriedenheit auszustreuen; und diese Bemerkung war es, die mich bestimmte.

»Indisson, ich habe diese Mission übernommen, und die Hauptstadt ist nicht ruhig geworden, und wenn die Anstifter der Unruhen sich meines Namens nicht, bedienen konnten, um die selben zu erregen, so haben sie sich wenigstens nicht gescheut, denselben in zwanzig Libellen zu mißbrauchen, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

»Es ist wohl endlich Zeit, zu erfahren, wer jene übelwollenden Leute sind, deren Absichten man immer kennt, ohne doch jemals ihnen auf die Spur kommen zu können, um sie entweder zu bestrafen, oder wenigstens zu warnen; es ist Zeit, zu wissen, warum mein Name – 147. – mehr als jeder andre den Volksbewegungen zum Vorwande dienen sollte; es ist Zeit, nun nicht mehr dieses Gespenst erscheinen zu lassen, ohne mir die Möglichkeit zu gewähren, dasselbe ergreifen und verscheuchen zu können.

»Inzwischen erkläre ich, daß ich seit dem 25. vorigen Monats der Meinung bin, daß meine Anwesenheit in England nicht mehr geeignet ist, der Nation und dem König zu nützen, daß ich es folglich für eine Pflicht halte, meine Functionen als Deputierter der National-Versammlung wieder anzutreten; daß mein persönlicher Wunsch mich dazu antreibt; daß die Epoche des 14. Juli, nach den Decreten der Verfammlung, mich um so gebieterischer zurückzurufen scheint; und daß ich, wenn die Versammlung nicht entschieden wünscht und mir ihren Wunsch zu erkennen giebt, bei meinem ersten Entschlusse beharren werde.

»Ich füge hinzu, daß wenn die Versammlung gegen meine Erwartung nicht über meine Forderung beschließen zu müssen glaubte, ich daraus die Folgerung ziehen würde, daß dieselbe der Meinung sei, alles mir von Herrn v. Boinville Gesagte müsse als ungeschehen – 148 – betrachtet werden und daß sich nichts meiner Absicht entgegenstelle, mich der Versammlung wieder anzuschließen, deren Mitglied zu sein ich die Ehre habe.

»Ich bitte Sie, mein Herr, nachdem Sie Vorstehendes der National-Versammlung mitgetheilt haben, beiliegende, von mir unterzeichnete Erklärung in dem Bureau derselben nieder zu legen, und die Versammlung zur Berathung über dieselbe aufzufordern.

»Eine Abschrift des gegenwärtigen Briefes übersende ich durch Herrn v. Montmorin an. Seine Majestät und Herrn de La Fayette.

Sign. Louis-Philipp v. Orleans.«8

So affectirte der Herzog eine Unterwerfung unter den Beschluß der Deputierten und da er sich wohl bewußt war, sich zu tief mit den Demokraten eingelassen zu haben, sprach er von Seiner Ehrfurcht gegen den König.

So wollte er, Alle benutzend, sich alle möglichen Vortheile Sichern! Die Republikaner ließen sich jedoch nicht durch diese Taktik täuschen; sie benutzten Orleans nur als ein Werkzeug zu Förderung ihrer Pläne.

Auf Orleans Brief antwortete La Fayette Folgendes :

»Meine Herren. Nach dem was im Monat October zwischen dem Herrn Herzog v. Orleans und mir vorgefallen ist, und was zu wiederholen ich mir nicht erlauben würde, wenn er selbst nicht die Versammlung davon unterhielte, habe ich mich verpflichtet geglaubt, den Herrn Herzog zu unterrichten, daß die Gründe, die ihn bestimmten, jene Mission anzunehmen, noch vorhanden sind, und daß man vielleicht seinen Namen mißbrauchen möchte, um die öffentliche Ruhe auf eine Weise zu stören, die ich, so wie jeder brave Bürger, nicht billige, weil sie den Tag des Vertrauens und der allgemeinen Glückseligkeit entfernt und verdunkelt.

»Was Herrn v. Boinville anbetrifft, so wohnt derselbe schon seit 6 Monaten in England; er war auf einige Tage hierher gekommen, Und übernahm es, als er nach London zurückkehrte, dem Herzoge, zu sagen, was ich der Versammlung so eben wiederholt habe.«

Diese Antwort, eine erbärmliche Art, einen Feind zu bekämpfen, beweist La Fayette’s Unfähigkeit. Es wurde den Orleanisten nicht schwer, einen so schwachen Gegner aus dem Felde zu schlagen. Die Versammlung ließ Orleans wissen, daß er kommen könne. Er beeilte sich zurückzukehren. Triumphierend erschien er auf der Rednerbühne. Bevor er den Bürgereid ablegte las er folgende Rede ab:

»Nachdem ich mit der Genehmigung der Versammlung, und in Uebereinstimmung mit den Wünschen des Königs, mich entfernt hatte, um in England eine Mission zu erfüllen, mit welcher Seine Majestät mich an jenem Hofe beauftragt hatte,9 haben Sie beschlossen, daß jeder Repräsentant der Nation persönlich den Bürgereid, dessen Formular Sie aufgesetzt haben, leisten soll; damals, meine Herren, beeilte ich mich, Ihnen meine Zustimmung zu diesem Eide zu übersenden, und heute beeile ich mich, denselben in Ihrer Mitte zu wiederholen. Der Tag ist nahe, wo ganz Frankreich sich zu demselben Zwecke vereinigen wird und wo alle Stimmen das Gefühl der Liebe zum Vaterlande und zum Könige aussprechen werden, zu dem Vaterlande, welches den Bürgern, die ihre Freiheit wieder errungen haben, so theuer ist; zu dem Könige, den seine Tugenden so würdig machen, ein freies Volk zu regieren und seinen Namen der glücklichsten und größten Epoche der französischen Monarchie einzuverleiben. Dieser Tag wird, so hoffe ich wenigstens, auf immer alle jene Meinungsverschiedenheiten zerstreuen, welche sich künftig in der Meinung und dem Interesse der ganzen Nation vereinigen werden. »Ich, meine Herren, der ich nie etwas Anderes bezweckte als die Freiheit, kann nur wünschen, und dringend bitten, daß Sie meine Grundsätze und mein Verhalten zu jeder Zeit auf das Allergenaueste prüfen mögen. Ich kann mich keines Opfers rühmen, weil meine eignen Wünsche immer mit Ihren Anordnungen übereinstimmten; und seit langer Zeit schon, das kann ich frei behaupten, fühlte ich in meinem Herzen den Eid, den meine Lippen jetzt aussprechen werden:

»Ich schwöre der Nation, dem Gesetz und dem Könige treu zu sein und mit allen meinen Kräften die von der National-Versammlung proclamierte und vom König angenommene Constitution aufrecht zu erhalten.«

 

Die Freunde des Herzogs, die, welche an ihn glaubten, so wie die, welche sich nur seiner bedienten, obgleich sie ihn durchschauten, zollten ihm lauten Beifall. Eine Unannehmlichkeit wartete seiner indessen; die Richter des Chatelet sandten der National-Versammlung ihren Bericht über die Unruhen des 5. und 6. Oktobers ein; sie erklärten in demselben, daß Orleans und Mirabeau in Anklagestand versetzt werden müßten; doch diese brachten es dahin, daß sich in Mitte der Versammlung selbst Vertheidiger ihres Verhaltens fanden und dieselbe die Anklage fallen ließ; sie verbreiteten Vertheidigungsschriften im Volke und damit war die Sache abgemacht. Die Royalisten verbreiteten nun ihrerseits auch Schriften, in denen der Herzog v. Orleans der abscheulichsten Ränke und Verbrechen beschuldigt wurde; unter diesen Schriften fanden sich auch folgende Verse:

 
Célébrons la grande innocence
De ce grand prince de la France,
Qu’un grand décret du grand sénat
Purge d’un grand assassinat.
 
 
Vainement maint témoin le charge,
Son seul brevet le met au large,
Et, nous fait dire an souriant:
Ma foi, c’est un grand innocent!
 
 
Fallait-il que la calomnie
De la plus innocente vie
Vint termir le riche tableau!
Un décret brise, son pinceau.
Le noir au blanc cède la place.
Voyez, contemplez cette face;
Le beau personnage à présent
Ma foi, c’est un grand innocent.10
 

Der Herzog zeigte sich jetzt eifriger als je in Verfolgung seiner Pläne. Nach dem Mißgeschicke Ludwig XVI. und den energischen Aufständen des Volkes publicirte Orleans eine heuchlerische Erklärung, die er an einige Journale sandte, und in der er sagte, daß er der Regentschaft entsage, die ihm anzubieten noch Niemand eingefallen war. Der Sieg entschlüpfte seinen Händen, Robespierre begann seine Rolle zu spielen. Dieser Mann, dessen Character in der Geschichte noch nicht feststeht, dachte an nichts als eine Volksherrschaft. Robespierre kannte Orleans Pläne, er trachtete, dieselben zu vernichten und es gelang ihm. Um dem Volke zu schmeicheln, nannte der Abkömmling des Regenten sich Egalité, erklärte sich für den Sohn eines Kutschers, prunkte mit der rothen Mütze, und sang die Marseillaise gleich einem Sanscúlotten. Er schrieb an alle Journale, um zu betheuern, daß er nicht nach der Krone strebe, daß er kein Prinz von Geblüt, daß er ein Sanscúlotte sei 2c. . . . Wenn in jenen glühenden Tagen der Revolution einige Unschuldige umkamen, so war Orleans Schuld daran; er bezeichnete dem Dolche seiner Freunde die Herzogin von Lamballe und andere Frauen, die engelrein von dem Verbrechen des Königthums waren.

Es hatten sich Besorgnisse wegen der ehrgeizigen Absichten Philipp Egalité’s erhoben, und man sprach davon, ihn mit seiner ganzen Familie zu verbannen. Um diesen ihm so gefährlichen Argwohn zu zerstreuen, gab er folgende Erklärung ab:

»Mehre Journale suchen etwas darin, mir ehrgeizige und der Freiheit meines Vaterlandes gefährliche Absichten unterzuschieben und zu behaupten, daß ich für den Fall, daß Ludwig XVI. nicht mehr wäre, mich hinter dem Vorhang hielte, um meinen Sohn oder mich an die Spitze der Regierung zu stellen; ich würde mir weiter keine Mühe geben, mich gegen solche Beschuldigungen zu vertheidigen, wenn sie nicht Uneinigkeit und Disharmonie hervorbringen, Parteien hervorrufen und verhindern könnten, daß das System der Gleichheit, welche das Glück der Franzosen gründen und die Grundlage der Republik bilden soll, aufrecht erhalten wird. Ich erkläre also hiermit, daß ich eine ausdrückliche Entsagung aller Rechte eines Mitgliedes der regieren den Dynastie, in dem Bureau der National-Versammlung niederlegen und mir nur die Rechte eines französischen Bürgers vorbehalten will. Meine Kinder sind bereit. es mit ihrem Blute zu besiegeln, daß sie diese meine Gesinnungen theilen.«

Betrachten wir nun das Verhalten des Herzogs bei dem Prozesse jenes Königs, von dem er gesagt hatte:

»Seine Tugenden machen ihn würdig, ein freies Volk zu regieren.«

Es war nicht genug, daß das Königthum aufgehoben war, es sollte und mußte vernichtet werden. Seit der Einnahme der Tuilerieen hörte man von allen Seiten das Verlangen, daß über Ludwig XVI. Gericht gehalten werden möge.

Drohende Gruppen umringten den Tempel, wo der König und seine Familie als Gefangene den Urtheilsspruch der Nation erwarteten. Die Berathung über die Verurtheilung dauerte einundzwanzig Tage; sie war feurig. Saint-Just, Mailhe, Valazé und Robespierre suchten zu beweisen, daß Ludwig XVI. gerichtet und verurtheilt werden müsse, und es wurde folgendes Dekret erlassen:

»Der National-Convent erklärt, daß er Gericht über Ludwig XVI. halten wird. «

Einige Tage darauf decretierte der Convent, daß eine Commission niedergesetzt werden solle, um die Anklageakte zu entwerfen. Am 11. Morgens waren alle Sectionen versammelt; die administrativen Behörden hielten Sitzung; der Maire von Paris und der Gemeinde-Procurator, von sechshundert Männern des Ausschusses begleitet, holten den König und führten ihn vor die Schranken des Convents.

»Bürger,« sagte der Präsident Barriere, als die Ankunft des unglücklichen Königs gemeldet ward, »Bürger, Europa sieht auf Euch. Die Nachwelt wird Euch mit unbeugsamer Strenge richten, bewahrt also die Würde und Kälte, welche Richtern zukommt. Erinnert Euch des entsetzlichen Schweigens, das die Rückkehr Ludwigs von Varennes bezeichnete.«

Bei dem Anblick des gefallenen Königs entstand Bewegung in der Versammlung . . . Nur Orleans, den Bande des Bluts mit Ludwig XVI. vereinten, blieb ungerührt. Während der ganzen Zeit, daß Ludwig XVI. vor Gericht stand, betrachtete er denselben unverschämt durch eine Lorgnette . . .

»Sein junger Sohn.11 « sagt Montjoie, »welcher sich zwischen der Volksmasse auf den Tribünen befand, zeigte dieselbe Gefühllosigkeit!«

Beide hielten sie ununterbrochen ihre Blicke grausam auf ihren unglücklichen Verwandten gerichtet, der wenigstens gegen sie sich nichts als zu große Güte und Schwäche hatte zu Schulden kommen lassen.

Man las dem Enkel Capet’s die Anklageakte vor, in welcher man ihm vorwarf, die Sitzungen der National-Versammlung gestört, eine durch die Insurrection vom 14. Juli vereitelte aristokratische Verschwörung angestiftet, die dreifarbige Cocarde beschimpft zu haben, ferner die Existenz des eisernen Schrankes, in welchem man geheime Papiere gefunden hatte, und die Briefe La Fayettes, welche eine Verschwörung gegen Frankreich bewiesen 2c. 2c.

Ludwig läugnete die Haupt-Thatsachen. Er weigerte sich, die Schriften anzuerkennen, die ihm vorgelegt wurden, und bestritt das Vorhandensein des eisernen Schrankes. Dieses Letztere war erwiesen und die bezügliche Abläugnung machte einen sehr nachtheiligen Eindruck auf die Versammlung. Ehe der König sich zurückzog, verlangte er einen Rechtsbeistand, der ihm gewährt ward. Er bezeichnete Target, der es ausschlug, und Tronchet, der es sehr bereitwillig annahm. Während der größte Tumult wegen der Wahl eines zweiten Vertheidigers in der Versammlung herrschte, wurde ein Brief von Malesherbes, einem der geachtetsten und achtungswerthesten Beamten Frankreichs, gebracht; er ersuchte in demselben den Präsidenten, Ludwig XVI. um die Erlaubniß zu bitten, daß er sich seiner Vertheidigung widmen dürfe. Ludwig XVI. nahm ihn zum Vertheidiger an, wie auch den jungen Advokaten Defèze. Als gewissenhaft unparteilicher Geschichtschreiber kann ich nicht umhin, zu erklären, daß die Resignation Ludwigs XVI. sich während dieser langen Debatten nicht einen Augenblick verläugnete, während welcher die von ihm erbetene Gunst, seine Gemahlin und seine Kinder nur einmal umarmen zu dürfen, ihm von der Gemeinde unbarmherziger Weise verweigert wurde, obgleich der Convent sie ihm durch ein Dekret gewährt hatte.

Am Morgen des 26. Decembers verließ Ludwig XVI. nochmals den Tempel, um sich nach den Feuillants zu begeben, wohin die ganze bewaffnete Macht ihn begleitete. Mit düsterm Schweigen nahm die Versammlung Defèz’s – 160 – Vertheidigungsrede auf. Nur Orleans allein hörte dieselbe mit allen Zeichen der Ungeduld an. . . O! unbeschreiblich war der Blick, mit dem er sein Opfer betrachtete! Nach seinem Vertheidiger las Ludwig XVI. selbst einige rechtfertigende Sätze, worauf er sich zurückzog. Nun wurde der Convent ein Schauplatz der entfesselten Leidenschaften . . .Jeden Abend hielt Orleans Orgien im Palais Royal. Dumouriez, der auf seinen Befehl nach Paris gekommen war, sollte ihn nach Ludwigs XVI. Tode als König ausrufen lassen. Als an den Herzog von Orleans die Reihe kam, zu erklären, ob Ludwig schuldig sei, antwortete er mit starker Stimme:

»Ja!«

Dieser Ruf erregte selbst unter denjenigen Deputirten, die am Meisten geneigt waren, den König zu verdammen, eine Bewegung des Abscheus, Robespierre und seine Freunde, welche der Meinung waren, daß das Königthum in der Person Ludwig XVI. verscheiden werde, fanden dieses »Ja!« entsetzlich. Auf die Frage, ob die Verurtheilung von der Beistimmung des Volkes abhängig gemacht werden solle? bestieg der Herzog von Orleans mit großer Eile die Rednerbühne und las denn er konnte nicht den kleinsten Satz im Gedächtniß behalten, folgende Worte ab:

»Ich bedenke nur meine Pflicht, ich sage Nein!«

Eine Menge Redner lösten einander auf der Bühne in dem Tumulte dieser zwischen allen möglichen Ungewißheiten schwankenden Menge ab. Die bemerkenswerthesten derselben waren Vergniaud, Rugot, Sers, Rabaut, Saint-Etienne. Nachdem sie das Betragen Ludwigs XVI. dem Tadel der Republikaner blosgestellt und behauptet hatten, daß demselben ernstlich Einhalt gethan werden müsse, erklärten sie indessen, ihre Schritte seien nicht Rache, sondern ein politischer Akt, den der Convent zu vollziehen habe, und verlangten einen Aufruf an das Volk.

Hierauf antwortete Robespierre:

»Meine Freunde, ich bin gerührt worden und fühlte die republikanische Tugend in meinem Herzen wanken bei dem Anblicke des gedemüthigten Schuldigen, der vor dem hohen Gerichtshof stand, doch der erste Beweis von Anhänglichkeit und Aufopferung für das Vaterland, ist Unterdrückung jeder Regung von Empfindsamkeit . . .

6Orleans hatte die höllische Vorsicht beobachtet, die Mörder in die Livree der Königin zu kleiden.
7Jetzt Madame Adelaide, Schwester des Königs Louis-Philipp, seit einigen Jahren vermählt mit dem General Athalin, die Trauung fand während der Fasten in Saint-Roche statt; diese Heimlichkeit hatte einige Zeugen.
8Man sollte glauben, gewisse Artikel aus unsern jetzigen Journalen zu lesen, so sehr ist dieses ein Französisch von jenseits des Canals. (Der Herausgeber) Die unterstrichenen Stellen sind schwer zu übersetzende Styl- und Sprachfehler in der Handschrift des Herzogs. (Anmerkung des Uebersetzers.)
9Er war in Wahrheit mit keiner Mission beauftragt. Sie war nur ein Vorwand, um seine Ungnade zu verbergen. An dem Londoner Hofe war er übel aufgenommen worden, und er hatte keine einzige Privatunterredung mit dem Könige gehabt.
10Feiert die Unschuld, Brüder, Des großen französischen Prinzen, Den ein großes Decret eines großen Senats, Eines Mordes, eines Verbrechens entband. Umsonst zeugen Hunderte gegen ihn, Ein einziges Decret macht ihn frei, Und lachend rufen wir: Der Teufel unschuldig muß er sein! Wie konnte die Verläumdung wagen Des unschuldigten Lebens reines Bild Mit ihren Farben zu beflecken! Ein Decret zerbricht ihren Pinsel. Was sie schwärzte, ist wieder weiß. Seht, betrachtet dieses Gesichts. Der schöne Herr, den Ihr hier seht, Der Teufel! unschuldig muß er sein!
11Louis Philipp, jetzt König der Franzosen.