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Die Dame von Monsoreau

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»Von St. Lucas.«

»Nein, vom Marschall von Brissac, der mir diesen Morgen die Sache persönlich mitteilte.«

»Ah! das ist neu und seltsam, das wird Monsoreau schaden.«

»Ich habe es,« sprach Bussy.

»Was hast Du?«

»Ich habe es gefunden.«

»Was hast Du gefunden?«

»Den Dienst, den er Herrn von Anjou geleistet hat.«

»Saint-Luc?«

»Nein, der Monsoreau.«

»Wirklich?«

»Ja, oder der Teufel soll mich holen. Kommt mit mir, und Ihr sollt sehen.«

Und von Livarot und Antraguet gefolgt, setzte Bussy sein Pferd in Galopp, um den Herrn Herzog von Anjou einzuholen, der, müde ihm Zeichen zu machen, einige Büchsenschüsse vor ihm ritt.

»Ah! Monseigneur,« rief Bussy, als er in der Nähe des Herzogs war, »was für ein kostbarer Mann ist dieser Herr von Monsoreau!«

»Ah, wirklich!«

»Es ist unglaublich.«

»Du hast also mit ihm gesprochen?« versetzte der Prinz immer spöttisch.

»Gewiss, abgesehen davon, dass er einen sehr gebildeten Geist besitzt.«

»Und Du hast ihn gefragt, was er für mich getan?«

»Ganz gewiss, ich redete ihn nur zu diesem Behufe an.«

»Und er antwortete Dir?« fragte der Prinz heiterer als je.

»Auf der Stelle und zwar mit einer Höflichkeit, für welche ich ihm außerordentlich viel Dank weiß.«

»Was hat er gesagt, lass hören, mein wackerer Kämpe.«

»Er hat mir artiger Weise eingestanden, Monseigneur, er wäre der Lieferant von Eurer Hoheit.«

»Der Wildpretlieferant?«

»Nein, der Frauenlieferant.«

»Wie beliebt?« versetzte der Herzog, dessen Stirne sich rasch verdüsterte, »was soll dieser Spaß bedeuten?«

»Er soll bedeuten, Monseigneur, dass er für Euch Frauen auf seinem großen Rappen entführt, und dass er denselben, da sie ohne Zweifel die Ehre nicht kennen, die ihnen vorbehalten ist, die Hand auf den Mund drückt, um sie am Schreien zu verhindern.«

Der Herzog faltete die Stirne, presste zornig die Fäuste zusammen, erbleichte und setzte sein Pferd in so wütenden Galopp, dass Bussy und die Seinigen zurückblieben.

»Ah! ah!« rief Antraguet, »mir scheint, der Scherz ist gut.«

»Um so besser,« sagte Livarot, »als er nicht auf Jedermann den Eindruck eines Scherzes macht.«

»Teufel!« versetzte Bussy, »man sollte glauben, ich habe den armen Herzog fest gepackt.«

Einen Augenblick nachher hörte man die Stimme von Herrn von Anjou rufen:

»He! Bussy, wo bist Du? komm doch!«

»Hier bin ich,« Monseigneur, sagte Bussy, sich nähernd.

Er fand den Prinzen in vollem Gelächter.

»Ah!« rief Bussy, »es scheint, was ich Euch gesagt habe, ist spaßhaft geworden.«

»Nein, Bussy, ich lache nicht über das, was Du mir gesagt hast.«

»Desto schlimmer, denn ich hätte gern das Verdienst gehabt, einen Prinzen lachen zu machen, der nicht oft lacht.«

»Ich lache darüber, mein armer Bussy, dass Du das Falsche vorbringst, um das Wahre zu erfahren.«

»Nein, der Teufel soll mich holen, Monseigneur, ich habe Euch die Wahrheit gesagt.«

»Gut, so erzähle mir, während wir nur zu zwei sind, Deine kleine Geschichte; wo hast Du das genommen, was Du mir so eben mitteiltest.«

»In dem Walde von Méridor, Monseigneur!«

Der Herzog erbleichte abermals, sagte aber nichts.

»Offenbar,« murmelte Bussy, »offenbar ist der Herzog in irgend einer Beziehung bei der Geschichte des Räubers mit dem Rappen und der Frau mit dem weißen Zelter beteiligt.«

»Sprecht, Monseigneur,« fügte Bussy laut bei, während er darüber lachte, dass der Herzog nicht mehr lachte, »wenn es irgend eine Weise, Euch zu dienen, gibt, die Euch besser gefällt, als die andern, so belehrt uns, wir werden Nutzen daraus ziehen, und müssten wir auch hierbei mit Herrn von Monsoreau in die Schranken treten.«

»Bei Gott! ja, es gibt eine solche Weise, Bussy, und ich will sie Dir auseinandersetzen,« sagte der Herzog, Bussy bei Seite ziehend.

»Höre,« sprach er sodann zu ihm, »ich habe zufällig in der Kirche eine reizende Frau getroffen: da mich einige Züge ihres unter einem Schleier verborgenen Gesichts an die einer Dame erinnerten, welche ich sehr liebte, so folgte ich ihr, um mich zu versichern, wo sie wohnte. Ihre Zofe ist bestochen und ich habe einen Schlüssel zu dem Hause.«

«Bis dahin, Monseigneur, scheint mir die Sache gut zu gehen.«

»Warte. Man sagt, sie sei, obgleich frei, reich, jung und schön, doch vernünftig.«

»Ah! Monseigneur, das geht in das Phantastische über.«

»Höre, Du bist brav, Du liebst mich, wie Du behauptest.«

»Ich habe meine Tage.«

»Um brav zu sein?«

»Nein, um Euch zu lieben.«

»Gut, bist Du in einem von diesen Tagen?«

»Um Eurer Hoheit einen Dienst zu leisten, werde ich mich in einen solchen versetzen. Lasst hören.«

»Es würde sich darum handeln, das zu tun, was man gewöhnlich nur für sich selbst tut.«

»Ah! ah! Monseigneur, hätte man etwa Eurer Geliebten den Hof zu machen, damit sich Eure Hoheit überzeugen könnte, ob sie wirklich eben so vernünftig, als schön wäre? Das stünde mir an.«

«Nein. Es würde sich darum handeln, zu erfahren, ob ihr nicht ein Anderer den Hof macht.«

»Ah! das verwickelt sich, Monseigneur, erklärt Euch deutlicher.«

»Du müsstest Dich in Hinterhalt legen und mir sagen, wer der Mann ist, der zu ihr kommt.«

»Es gibt also einen solchen Mann?«

»Ich befürchte es.«

»Ist es ein Liebhaber oder ein Gatte?«

»Wenigstens ein Eifersüchtiger.«

»Desto besser, Monseigneur.«

»Wie, desto besser?«

»Das verdoppelt Eure Aussichten.«

»Ich danke. Mittlerweile möchte ich gern wissen, wer dieser Mensch ist.«

»Und Ihr beauftragt mich, hierüber Gewissheit zu erlangen?«

»Ja, und wenn Du einwilligst, mir diesen Dienst zu leisten… »

»So macht Ihr mich ebenfalls zum Oberstjägermeister, sobald dieser Posten wieder frei wird?«

»Meiner Treue, Bussy, ich würde um so lieber die Verpflichtung hierzu übernehmen, als ich nie etwas für Dich getan habe.«

»Ah! Monseigneur bemerkt das?«

»Ich sage es mir schon lange.«

»Ganz leise, wie sich die Fürsten dergleichen Dinge sagen.«

»Nun?«

»Was, Monseigneur?«

»Willigst Du ein?«

»Die Dame zu bespähen?«

»Ja.«

»Monseigneur, ich muss Euch gestehen, dieser Auftrag schmeichelt mir nur in geringem Maße, und ich würde einen anderen vorziehen.«

»Und Du erbotest Dich, mir einen Dienst zu leisten, Bussy, und weichst bereits zurück?«

»Verdammt! Ihr tragt mir ein Spionagehandwerk an, Monseigneur.«

»Nein, das Handwerk eines Freundes; glaube übrigens nicht, dass ich Dir damit eine Sinecur gebe; Du wirst vielleicht das Schwert ziehen müssen.«

Bussy schüttelte den Kopf und erwiderte:

»Monseigneur, es gibt Dinge, die man nur selbst gut macht; man muss sie auch selbst machen, und wäre man sogar Prinz.«

»Du schlägst es mir also ab?«

»Meiner Treue, ja, Monseigneur.«

Der Herzog runzelte die Stirne und sprach:

»Ich befolge Deinen Rat und gehe selbst, und werde ich hierbei verwundet oder getötet, so sage ich, ich habe meinen Freund Bussy gebeten, diesen Degenstich zu geben oder zu empfangen, und er sei zum ersten Male in seinem Leben klug gewesen.«

»Monseigneur,« versetzte Bussy, »Ihr sagtet mir kürzlich:

›Bussy, ich hasse alle diese Mignons vom Gefolge des Königs, denn sie verspotten und beleidigen uns bei jeder Gelegenheit; Du solltest bei der Hochzeit von Saint-Luc eine Veranlassung zum Streit herbeiführen und uns von denselben befreien,‹ Monseigneur, ich bin gegangen, sie waren ihrer fünf, ich war allein; ich forderte sie heraus, sie legten mir einen Hinterhalt, griffen mich Alle mit einander an und töteten mir mein Pferd; dennoch habe ich zwei von ihnen verwundet und den dritten niedergeschlagen. Heute fordert Ihr mich auf, einer Frau Schaden zu bereiten; verzeiht, Monseigneur, das liegt außerhalb der Dienste, die ein Prinz von einem mutigen Manne verlangen kann, und ich weise es von mir.«

»Es sei,« sagte der Herzog, »ich werde allein Schildwache stehen, oder mit Aurilly, wie ich das bereits getan habe.«

«Verzeiht,« sprach Bussy, der es fühlte, als lüftete sich ein Schleier in seinem Innern.

»Was?«

»Waret Ihr im Begriff, die Wache zu beziehen, Monseigneur, als Ihr die Mignons erblicktet, die auf mich lauerten?«

»So ist es.«

»Eure schöne Unbekannte wohnt also in der Nähe der Bastille?«

»Sie wohnt Sainte-Catherine gegenüber.«

»Wirklich?«

»Es ist also ein Quartier, wo man vortrefflich ermordet wird, Du weißt etwas davon.«

»Hat Eure Hoheit seit jenem Abend abermals gelauert?«

»Gestern.«

»Und was hat Monseigneur gesehen?«

»Einen Menschen, der in allen Winkeln des Platzes umher spähte, ohne Zweifel, um zu schauen, ob ihn Niemand beobachte, und sich sodann, wahrscheinlich weil er mich erblickte, hartnäckig an der Türe hielt.«

»Und dieser Mann war allein, Monseigneur?« fragte Bussy.

»Ja, ungefähr eine halbe Stunde lang.«

»Nach dieser halben Stunde?«

»Kam ein anderer Mann zu ihm, der eine Laterne in der Hand hielt.«

»Ah! Ah!« machte Bussy.

»Der Mann im Mantel,« fuhr der Prinz fort …

»Der Erste hatte einen Mantel?« unterbrach ihn Bussy.

»Ja.«

»Der Mann im Mantel und der Mann mit der Laterne fingen sodann an, mit einander zu plaudern, und da sie nicht geneigt schienen, ihren Nachtposten aufzugeben, so überließ ich ihnen den Platz und kehrte zurück.«

»Dieses doppelten Versuches überdrüssig?«

»Meiner Treue, ja, ich muss es gestehen. Und somit, ehe ich mich in dieses Haus wage, das gar wohl eine Mördergrube sein könnte …«

»Wäre es Euch nicht unangenehm, wenn man daselbst einen Eurer Freunde erwürgen würde.«

»Oder vielmehr, dass dieser Freund, der kein Prinz ist, nicht die Feinde hat, die ich habe, und überdies mit dergleichen Abenteuern durch Gewohnheit vertraut ist, untersuchen würde, ob man wirklich eine Gefahr zu befürchten hätte, und dann zu mir käme, um mir Nachricht hierüber zu bringen.«

 

»An Eurer Stelle, Monseigneur, würde ich die Frau aufgeben.«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Weil sie zu hübsch ist.«

»Ihr sagt selbst, Ihr habet sie kaum gesehen.«

»Ich habe sie hinreichend gesehen, um ihre bewunderungswürdig schönen blonden Haare wahrzunehmen.«

»Ah!«

»Herrliche Augen.«

»Ah! ah!«

»Einen Teint, wie ich ihn noch nie gesehen, eine ausgezeichnete Gestalt.«

»Ah! Ah! Ah!«

»Du begreifst, man leistet nicht so leicht auf eine solche Frau Verzicht.«

»Ja, Monseigneur, ich begreife; die Lage der Dinge rührt mich auch.«

Der Herzog schaute Bussy von der Seite an.

»Bei meinem Ehrenwort!« sprach Bussy.

»Du scherzest?«

»Nein, und zum Beweise mag dienen, dass ich, wenn mir Monseigneur Verhaltensregeln geben und die Wohnung bezeichnen will, diesen Abend Wache halten werde.«

»Du gehst also von Deinem Entschluss ab?«

»Ei! Monseigneur, nur unser heiliger Vater Gregor XIII. ist unfehlbar. Sagt mir jedoch, was ich zu tun habe.«

»Du musst Dich in einiger Entfernung von der Thüre, die ich Dir bezeichnen werde, verbergen, und wenn ein Mensch hineingeht, ihm folgen, um Dich zu versichern, wer er ist.«

»Ja, doch wenn er beim Eintritt die Türe hinter sich schließt?«

»Ich bemerkte Dir bereits, dass ich einen Schlüssel habe.«

»Ah! das ist wahr, es ist nur noch Eines zu befürchten: dass ich einem andern Manne folge und dass der Schlüssel zu einer andern Türe geht.«

»Man kann sich nicht täuschen, diese Türe ist eine Gangtür, am Ende des Ganges links ist eine Treppe, Du steigst zwölf Stufen hinauf und befindest Dich in einer Hausflur.«

»Woher wisst Ihr das, Monseigneur, da Ihr nie in dem Hause gewesen seid?«

»Habe ich Dir nicht gesagt, die Zofe sei mir ergeben? Sie hat mir Alles mitgeteilt.«

»Bei Gott! es ist doch bequem, ein Prinz zu sein! Ihr werdet in jeder Beziehung ganz vollständig bedient. Ich, Monseigneur, hätte das Haus allein erkennen, den Gang durchforschen, die Stufen zählen, die Hausflur untersuchen müssen. Das hätte mir ungeheuer viel Zeit weggenommen, und es wäre mir vielleicht erst nicht gelungen.«

»Du willigst also ein?«

»Kann ich Eurer Hoheit etwas abschlagen? Ihr werdet nur mit mir gehen, um mir die Türe anzugeben.«

»Unnötig, bei der Rückkehr von der Jagd machen wir einen Umweg, wir reiten durch die Porte Saint-Antoine, und ich zeige Dir die Türe.«

»Vortrefflich, Monseigneur, und was soll ich dem Manne tun, wenn er kommt?«

»Nichts Anderes, als ihm folgen, bis Du erfahren hast, wer er ist.«

»Das ist ein Auftrag von sehr zarter Natur; wenn dieser Mensch zum Beispiel die Diskretion so weit treibt, dass er mitten auf dem Wege stille steht, um meine Nachforschungen kurz abzuschneiden?«

»Ich überlasse Dir die Sorge, das Abenteuer zu betreiben, wie es Dir beliebt.«

»Eure Hoheit bevollmächtigt mich also, zu handeln, als ob es für mich wäre?«

»Ganz und gar.«

»Es soll geschehen, Monseigneur.«

»Nicht ein Wort zu allen unsern jungen Herren!«

»So wahr ich ein Edelmann bin.«

»Du nimmst Niemand mit Dir zu dieser Forschung!«

»Ich gehe allein, das schwöre ich Euch.«

»Wohl, das ist abgemacht. Wir kehren durch die Bastille zurück. Ich zeige Dir die Türe, Du kommst zu mir, ich gebe Dir den Schlüssel … und diesen Abend …«

»Ersetze ich Monseigneur, es bedarf keines weiteren Wortes mehr.«

Bussy und der Prinz holten die Jagd wieder ein, welche Herr von Monsoreau als ein Mann von Geist anführte. Der König war entzückt über die pünktliche Art und Weise, wie der vollendete Jäger alle Halte bestimmt und alle Relais geordnet hatte. Nachdem es zwei Stunden gejagt und mehr als zwanzigmal gesehen worden war, kam das Tier abermals zurück, um sich gerade beim Lancieren fassen zu lassen.

Herr von Monsoreau empfing die Glückwünsche des Königs und des Herzogs von Anjou.

»Monseigneur,« sagte er, »ich fühle mich zu glücklich, Eure Komplimente verdient zu haben, da ich Euch den Platz verdanke.«

»Doch Ihr wisst, mein Herr,« versetzte der Herzog, »dass Ihr, um sie fortwährend zu verdienen, noch diesen Abend nach Fontainebleau abreisen müsst; der König will dort übermorgen und die folgenden Tage jagen, und ein Tag ist nicht zu viel, um Kenntnis von dem Walde zu erhalten.«

»Ich weiß es, gnädigster Herr,« antwortete Monsoreau, »und meine Equipage ist schon bereit. Ich werde in dieser Nacht abreisen.«

»Ah! sieh da, Herr von Monsoreau,« sagte Bussy, »Ihr habt fortan keine Ruhe mehr für Euch. Ihr wolltet Oberstjägermeister sein; Ihr seid es, bei dem Amte, das Ihr verwaltet, gibt es fünfzig gute Nächte weniger als für die andern Menschen; zum Glück seid Ihr noch nicht verheiratet, mein lieber Herr.«

Bussy lachte, während er dies sagte; der Herzog heftete einen durchdringenden Blick auf den Oberstjägermeister; dann wandte er den Kopf auf eine andere Seite und beglückwünschte den König über die Besserung, welche seit dem vorhergehenden Tage sich in seiner Gesundheit bewerkstelligt zu haben scheine. Was Monsoreau betrifft, so hatte sich bei dem Scherze von Bussy sein Gesicht abermals mit der hässlichen Blässe überzogen, die ihm ein so finsteres Aussehen verlieh.

Elftes Kapitel
Wie Bussy zugleich das Portrait und das Original wiederfand

Die Jagd war gegen vier Uhr Abends beendigt, und um fünf Uhr, als ob der König die Wünsche des Herzogs von Anjou geahnt hätte, kehrte der ganze Hof durch den Faubourg Saint-Antoine nach Paris zurück.

Herr von Montsoreau hatte unter dem Vorwand, sogleich abzureisen, von dem Prinzen Abschied genommen und wandte sich mit seinem Jagdgefolge nach Fromenteau.

Als man vor der Bastille vorüberkam, machte der König seine Freunde auf das zugleich stolze und düstere Aussehen der Festung aufmerksam: es war dies ein Mittel, sie daran zu erinnern, was ihrer harrte, wenn sie zufällig, nachdem sie seine Freunde gewesen, seine Feinde würden. Viele verstanden ihn und verdoppelten ihre Untertänigkeit gegen den König.

Während dieser Zeit sagte der Herzog von Anjou ganz leise zu Bussy, der an seiner Seite ritt:

»Bussy, schau links, betrachte jenes hölzerne Haus, das unter seinem Giebel eine kleine Bildsäule der Jungfrau beherbergt, folge mit dem Auge derselben Linie und zähle, das Haus mit der Jungfrau mit eingerechnet, vier weitere Häuser.«

»Gut,« sagte Bussy.

»Es ist das fünfte,« sprach der Herzog, »das gerade der Rue Sainte-Catherine gegenüber.«

»Ich sehe es, Monseigneur, doch schaut, bei dem Klange unserer Trompeten, welche den König verkündigen, erscheinen an den Fenstern von allen Häusern Neugierige.«

»Mit Ausnahme des Hauses, das ich Dir bezeichne, denn dort bleiben die Fenster geschlossen.«

»Aber die Ecke eines Vorhangs öffnet sich ein wenig,« versetzte Bussy mit einem furchtbaren Herzklopfen.

»Jedoch, ohne dass man irgend etwas gewahren kann. Ah! die Dame ist gut bewacht oder bewacht sich selbst gut. In jedem Fall ist hier das Haus, an meinem Hotel gebe ich Dir den Schlüssel.«

Bussy schoss seinen Blick durch diese enge Öffnung, doch er sah nichts, obgleich seine Augen beständig auf sie geheftet blieben. Als man zu dem Hotel Anjou zurückkam, gab der Herzog Bussy wirklich den Schlüssel des bezeichneten Hauses und empfahl ihm abermals, gute Wache zu halten. Bussy versprach, was der Herzog wollte, und kehrte nach Hause zurück.

»Nun?« sagte er zu Remy.

»Ich mache dieselbe Frage an Euch, Monseigneur.«

»Du hast nichts gefunden?«

»Das Haus ist unzugänglich bei Tag, wie bei Nacht. Ich schwebe zwischen fünf oder sechs Häusern, welche sich berühren.«

»Dann bin ich wohl glücklicher gewesen, als Du, mein lieber Haudouin.«

»Wie so, gnädigster Herr, Ihr habt also auch gesucht?«

»Nein, ich bin nur durch die Straße geritten.«

»Und Ihr habt das Haus erkannt?«

»Mein lieber Freund, die Vorsehung hat Umwege und Geheimnisvolle Kombinationen.«

»Ihr seid also Eurer Sache gewiss?«

»Ich sage nicht, ich sei gewiss, aber ich hoffe es.«

»Und wann werde ich erfahren, ob Ihr das Glück gehabt habt, das wiederzufinden, was Ihr suchtet?«

»Morgen früh.«

»Bedürft Ihr meiner bis dahin?«

»Durchaus nicht, mein lieber Remy.«

»Ich soll Euch nicht folgen?«

»Unmöglich.«

»Seid wenigstens klug, gnädigster Herr.«

»Ah!« rief Bussy lachend, »die Empfehlung ist unnötig, ich bin hierfür bekannt.«

Bussy speiste wie ein Mensch zu Mittag, der weder weiß, wo, noch auf welche Weise er zu Nacht speisen wird; als es acht Uhr schlug, wählte er den besten von seinen Degen, steckte trotz des kurz zuvor erst von dem König erlassenen Befehls ein Paar Pistolen in seinen Gürtel und ließ sich in seiner Sänfte an das Ende der Rue Saint-Paul tragen.

Hier angelangt erkannte er das Haus mit der Bildsäule der Jungfrau, zählte die vier folgenden Häuser, versicherte sich, dass das fünfte das bezeichnete Haus war, und kauerte sich, in einen großen Mantel von dunkler Farbe gehüllt, in die Ecke der Rue Sainte-Catherine, entschlossen, zwei Stunden zu warten und nach Verlauf von zwei Stunden, wenn Niemand käme, für seine eigene Rechnung zu handeln.

Es schlug neun Uhr auf Saint-Paul, als sich Bussy in Hinterhalt legte.

Er war ungefähr zehn Minuten hier, da sah er in der Dunkelheit durch das Thor der Bastille zwei Reiter hervorkommen. Vor dem Hotel des Tournelles hielten sie an. Einer von ihnen stieg ab, warf den Zügel dem zweiten zu, welcher ohne Zweifel ein Lackei war, schaute diesem nach, während er auf dem Wege, auf dem sie gekommen, zurückkehrte und bis er sich wieder mit den zwei Pferden in der Finsternis verloren hatte, und ging dann auf das der Überwachung von Bussy anvertraute Haus zu.

Einige Schritte von dem Hause beschrieb der Unbekannte einen großen Kreis, als wollte er die Umgegend mit dem Blicke erforschen; als er sich sodann vor jeder Beobachtung sicher glaubte, näherte er sich der Türe und verschwand.

Bussy hörte das Geräusch dieser Türe, welche sich wieder hinter ihm schloss.

Er wartete einen Augenblick, aus Furcht, die Geheimnisvolle Person könnte hinter dem Gitter geblieben sein, um zu spähen. Nach Verlauf von einigen Minuten trat er vor, schritt über die Chaussee, öffnete die Türe und schloss sie wieder durch die Erfahrung belehrt ohne Geräusch.

Dann wandte er sich um; das Gitter war wirklich in der Höhe seines Auges, und aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er durch dieses Gitter Quélus betrachtet.

Das war noch nicht Alles, und Bussy war nicht gekommen, um hierbei stehen zu bleiben. Er schritt langsam, auf beiden Seiten den Gang betastend, fort und fand an dessen Ende links die erste Stufe einer Treppe.

Hier blieb er aus zwei Gründen stehen: einmal fühlte er seine Beine unter dem Gewichte der Aufregung wanken und dann hörte er eine Stimme sagen:

»Gertrude, meldet Eurer Gebieterin, ich sei es, und ich wolle hinein.«

Dieses Verlangen wurde mit einem zu gebieterischen Tone ausgesprochen, als dass es eine Weigerung geduldet hätte; nach einem Augenblick hörte Bussy die Stimme einer Kammerfrau antworten:

»Tretet in den Salon ein, gnädiger Herr; Madame wird sogleich kommen.«

»Dann vernahm er das Geräusch einer sich schließenden Türe.

Bussy dachte nun an die zwölf Stufen, welche Remy gezählt hatte; er zählte ebenfalls zwölf Stufen und befand sich auf dem Ruheplatz. Er erinnerte sich der Flur und der drei Türen und machte, den Atem an sich haltend und die Hand vor sich ausstreckend, einige Schritte. Es fand sich eine erste Türe unter seiner Hand, es war die, durch welche der Unbekannte eingetreten; er verfolgte seinen Weg, fand eine zweite, suchte, fühlte einen Schlüssel, drehte, vom Kopfe bis zu den Füßen zitternd, diesen Schlüssel im Schlosse und machte die Türe auf.

Das Zimmer, in welchem sich Bussy befand, war völlig dunkel, mit Ausnahme eines Teiles davon, der durch eine Seitentüre einen Lichtreffer aus dem Salon erhielt.

Dieser Reflex fiel auf ein Fenster, an welchem zwei gestickte Vorhänge angebracht waren, die das Herz des jungen Mannes von einem neuen Freudenschauer erbeben machten.

Seine Augen richteten sich auf einen von demselben Lichte beleuchteten Teil des Plafond, und er erkannte die mythologische Verzierung, die er bereits wahrgenommen halte.

Es gab keinen Zweifel mehr für ihn: er befand sich wieder in dem Zimmer, wo er in der Nacht erwacht war, in der er die Wunde empfangen hatte, durch die ihm die Gastfreundschaft zu Teil geworden.

 

Ein noch ganz anderer Schauer durchlief die Adern von Bussy, als er dieses Bett berührte und sich gleichsam von dem köstlichen Wohlgeruch umgeben fühlte, wie er stets dem Lager einer jungen und schönen Frau entströmt.

Bussy hüllte sich in die Bettvorhänge und horchte.

Man vernahm im Nebenzimmer die heftigen Schritte des Unbekannten; von Zeit zu Zeit blieb dieser stehen und murmelte durch die Zähne:

»Nun, wird sie endlich kommen?«

Nach einer von diesen Ausrufungen öffnete sich eine Türe im Salon; diese Türe schien der gegenüber zu liegen, welche bereits ein wenig geöffnet war. Der Teppich zitterte unter dem Drucke eines kleinen Fußes; das Streifen eines seidenen Kleides drang bis zu dem Ohr von Bussy, und der junge Mann hörte eine Frauenstimme mit dem unverkennbaren Ausdrucke von Furcht und Verachtung sagen:

»Hier bin ich, mein Herr, was wollt Ihr abermals von mir?«

»Oh! oh!« dachte Bussy sich unter seinem Vorhang verbergend, »wenn dieser Mensch der Liebhaber ist, so wünsche ich dem Gatten Glück.«

»Madame,« sprach der Mann, dem der kalte Empfang zu Teil wurde, »ich habe die Ehre, Euch zu benachrichtigen, dass ich, genötigt, morgen früh nach Fontainebleau abzureisen, diese Nacht bei Euch bleiben werde.«

»Bringt Ihr mir Kunde von meinem Vater?« fragte dieselbe Frauenstimme.

»Madame, hört mich.«

»Mein Herr, Ihr wisst, was abgemacht ist; wenn ich Eure Frau zu werden eingewilligt habe, so geschah es vor Allem unter der Bedingung, dass mein Vater wieder nach Paris kommen oder ich ihn wieder aufsuchen würde.«

»Madame, unmittelbar nach meiner Rückkehr von Fontainebleau reisen wir ab, darauf gebe ich Euch mein Ehrenwort; doch mittlerweile …«

»Oh! mein Herr, schließt die Türe nicht, es ist unnötig; ich werde keine Nacht, nicht eine einzige Nacht unter demselben Dach mit Euch zubringen, bevor ich Gewissheit über das Schicksal meines Vaters habe.«

Und die Frau, welche auf eine so entschiedene Weise sprach, blies in ein silbernes Pfeifchen, das einen scharfen, langen Ton von sich gab. Auf diese Art rief man in jener Zeit, wo die Glocken noch nicht erfunden waren, der Dienerschaft. Sogleich öffnete sich die Türe, durch welche Bussy eingetreten war, abermals und die Zofe der jungen Frau erschien: es war ein großes, starkes Mädchen aus Anjou, das auf diesen Ruf der Gebieterin zu warten schien und, sobald es denselben gehört hatte, herbei eilte. Diese Zofe trat in den Salon und öffnete bei ihrem Eintritte die Türe.

Ein etwas breiterer Lichtstrahl drang in das Zimmer, in welchem sich Bussy befand, und er erkannte zwischen den zwei Fenstern das Portrait.

»Gertrude,« sprach die Dame, »Du wirst nicht zu Bette gehen und Dich im Bereiche meiner Stimme aufhalten.«

Die Kammerfrau entfernte sich, ohne zu antworten, auf demselben Wege, auf dem sie gekommen war, und ließ dabei die Türe des Salon weit offen, und es wurde dadurch das wunderbare Portrait beleuchtet.

Bussy konnte nicht mehr zweifeln; dieses Portrait war dasjenige, welches er gesehen hatte. Er näherte sich sachte, um sein Auge an die Öffnung zu halten, welche die Dicke der Angeln zwischen der Türe und der Mauer ließ; doch so leise er auch auftrat, so krachte doch in der Sekunde, wo sein Blick in das Zimmer drang, der Boden unter seinem Fuße. Bei diesem Geräusch' wandte sich die Frau um: es war das Original des Portraits, es war die Fee des Traumes.

Als der Mann sah, dass sie sich umwandte, wandte er sich ebenfalls um, obgleich er nichts gehört hatte.

Es war der Herr von Monsoreau.

»Ah!« sagte Bussy zu sich selbst, »der weiße Zelter … die entführte Frau … ich werde ohne Zweifel eine furchtbare Geschichte hören.«

Und er trocknete sein Gesicht ab, das sich unwillkürlich mit Schweiß bedeckte.

Bussy sah sie, wie gesagt, Beide, sie bleich, aufrecht und mit verächtlichem Ausdrucke, ihn sitzend, nicht bleich, sondern leichenfarbig, ungeduldig den Fuß bewegend und sich in die Hand beißend.

»Madame,« sprach endlich der Herr von Monsoreau, »hofft nicht lange gegen mich die Rolle der verfolgten Frau, die Rolle des Opfers fortzusetzen; Ihr seid in Paris, Ihr seid in meinem Hause, und mehr noch, Ihr seid jetzt die Gräfin von Monsoreau, das heißt, meine Frau.«

»Wenn ich Eure Frau bin, warum weigert Ihr Euch, mich zu meinem Vater zu führen, warum verbergt Ihr mich fortwährend vor den Augen der Welt?«

»Habt Ihr den Herzog von Anjou vergessen, Madame?«

»Ihr versichertet mich, einmal Eure Frau, hätte ich nichts mehr von ihm zu befürchten?«

»Das heißt …«

»Das habt Ihr mich versichert …«

»Aber ich muss noch einige Vorsichtsmaßregeln nehmen.«

»Wohl, so nehmt diese Maßregeln, mein Herr, und kommt wieder zu mir, wenn Ihr sie genommen habt.«

»Diana,« sprach der Graf, in dessen Innerem der Zorn sichtbar stieg, »Diana, treibt nicht Euer Spiel mit dem geheiligten Bande der Ehe. Nehmt diesen Rat von mir an.«

»Mein Herr, macht, dass ich kein Misstrauen mehr gegen den Gatten habe, und ich werde die Ehe achten.«

»Es scheint mir doch, ich habe durch die Art, wie ich gegen Euch gehandelt, Euer Vertrauen verdient.«

»Mein Herr, ich denke, bei dieser ganzen Angelegenheit hat Euch mein Interesse nicht allein geleitet, oder Ihr seid, wenn dem so ist, vom Zufall gut bedient worden.«

»Oh! das ist zu viel,« rief der Graf, »ich bin in meinem Hause, Ihr seid meine Frau, und sollte Euch die Hölle zu Hilfe kommen, Ihr werdet diese Nacht noch mein sein.«

»Seht,« sagte sie, einen Dolch aus ihrem Gürtel ziehend, »so antworte ich Euch.«

Und sie stürzte in das Zimmer, in welchem Bussy war, schloss die Türe, stieß den doppelten Riegel vor und rief, während Monsoreau sich in Drohungen erschöpfte und mit der Faust an die Bretter schlug:

»Wenn Ihr nur das kleinste Stückchen Holz von dieser Türe springen macht, Ihr kennt mich, mein Herr, so findet Ihr mich tot auf der Schwelle.«

»Oh! seid unbesorgt, Madame,« sprach Bussy, Diana mit seinen Armen umschlingend, »Ihr werdet einen Rächer haben.«

Diana wollte einen Schrei ausstoßen, aber sie begriff, dass die einzige Gefahr, die sie bedrohte, von ihrem Gatten kam. Sie beschränkte sich auf die Abwehr und blieb stumm, zitternd, unbeweglich.

Herr von Monsoreau stampfte heftig mit dem Fuße; ohne Zweifel überzeugt, Diana würde ihre Drohung ausführen, verließ er jedoch bald den Salon, die Türe gewaltig hinter sich zuschlagend. Dann hörte man das Geräusch seiner Tritte im Gange sich entfernen und auf der Treppe abnehmen.

»Doch Ihr, mein Herr,« sprach nun Diana, sich aus den Armen von Bussy losmachend und einen Schritt zurückgehend, »wer seid Ihr und wie kommt Ihr hierher?«

»Madame,« antwortete Bussy, die Türe wieder öffnend und vor Diana niederkniend, »ich bin der Mann, dem Ihr das Leben erhalten habt. Wie könnt Ihr glauben, ich sei in einer schlimmen Absicht bei Euch eingetreten, oder ich hege Pläne gegen Eure Ehre?«

Bei der Lichtwoge, die das edle Antlitz des jungen Mannes übergoss, erkannte ihn Diana.

»Ah! Ihr hier, mein Herr,« rief sie, die Hände faltend, »Ihr wart hier, Ihr habt Alles gehört?«

»Ach! ja, Madame.«

»Doch wer seid Ihr? Nennt mir Euren Namen, Herr.«

»Madame, ich bin Louis von Clermont, Graf von Bussy.«

«Bussy, Ihr seid der brave Bussy!« rief in reiner Unschuld Diana, ohne zu ahnen, welche Freude dieser Ausruf in dem Herzen des jungen Mannes verbreitete. »Oh! Gertrude,« fuhr sie fort, sich an die Kammerfrau wendend, welche, als sie ihre Gebieterin mit Jemand sprechen hörte, ganz erschrocken herbeilief, »Gertrude, ich habe nun nichts mehr zu befürchten; von diesem Augenblick an stelle ich meine Ehre unter den Schutz des hochherzigen und biedersten Edelmanns von Frankreich.«

Dann Bussy die Hand reichend sprach sie:

»Steht auf, mein Herr, ich weiß, wer Ihr seid; nun müsst Ihr auch wissen, wer ich bin.«