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Die Dame von Monsoreau

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Siebenundzwanzigstes Kapitel
Der Morgen des Kampfes

Eine schöne Sonne erhob sich über Paris; kein Bürger hatte Kunde; doch die royalistischen Edelleute und die von der Partei von Guise, die letzteren noch in einer Bestürzung begriffen, erwarteten das Ereignis und nahmen Klugheitsmaßregeln, um den Sieger zu beglückwünschen.

Der König schlief, wie wir im vorhergehenden Kapitel gesehen haben, die ganze Nacht gar nicht; er betete und weinte, und da er im Ganzen ein mutiger und besonders im Punkte der Duelle erfahrener Mann war, so ging er gegen drei Uhr Morgens mit Chicot aus, um seinen Freunden den einzigen Dienst zu leisten, den er ihnen zu leisten im Stande war.

Er besuchte den Ort, wo der Kampf stattfinden sollte; es war eine merkwürdige und, wir sagen es ohne Spott, wenig bemerkte Szene.

In einer Kleidung von düsterer Farbe, in einen weiten Mantel gewickelt, den Degen an der Seite, die Haare und die Augen unter der Krempe seines Hutes verborgen, folgte der König der Rue Saint-Antoine bis auf dreihundert Schritte jenseits der Bastille; als er jedoch hier angelangt eine Versammlung von vielen Menschen etwas über der Rue Saint-Paul sah, wollte er sich nicht in die Menge wagen, schlug den Weg durch die Rue Sainte-Catherine ein und erreichte von hinten das Gehege der Tournelles.

Man erräth, was diese Menge hier machte: sie zählte die Toten der Nacht.

Der König vermied sie und erfuhr folglich nicht, was vorgefallen war.

Chicot, der dem Streite, oder vielmehr der Verabredung, welche acht Tage vorher stattgefunden, beigewohnt hatte, erklärte dem König auf dem Platze selbst, wo der Kampf stattfinden sollte, die Stellung, welche die Kämpfenden einzunehmen hatten, und die Bedingungen des Kampfes.

Kaum war Heinrich unterrichtet, als er den Raum zu messen anfing, zwischen die Bäume schaute, den Sonnenschein berechnete, und sprach:

»Quélus wird sehr ausgesetzt sein; er hat die Sonne rechts, gerade in dem Auge, das ihm bleibt27, während Maugiron ganz im Schatten ist. Quélus hätte den Platz von Maugiron, und Maugiron, der vortreffliche Augen hat, den von Quélus nehmen müssen. Das ist bis jetzt sehr schlecht angeordnet. Schomberg, der eine schwache Kniebeuge hat, findet hier einen Baum, welcher ihm im Falle der Not als Anhaltspunkt dient, und das beruhigt mich in Beziehung auf seine Person; doch Quélus, mein armer Quélus!«

Und er schüttelte traurig den Kopf.

»Du machst mir Pein, mein König,« sprach Chicot. »Schweige doch und quäle mich nicht so; den Teufel! sie werden haben, was sie haben sollen.«

Der König schlug die Augen zum Himmel auf, seufzte und murmelte:

»Mein Gott, höre, wie er blasphemirt; doch zum Glück weißt Du, dass er ein Narr ist.«

Chicot zuckte die Achseln.

»Und Épernon,« fuhr der König fort, »ich bin meiner Treue ungerecht, ich dachte nicht an ihn, wie wird er ausgesetzt sein! Betrachte die Lage des Terrain, mein braver Chicot: links eine Schranke; rechts ein Baum; hinten ein Graben; Épernon, der genötigt sein wird, jeden Augenblick die Stellung zu verändern, denn Bussy ist ein Tiger, ein Löwe, eine Schlange; Bussy ist ein lebendiges Schwert, das springt, das sich verkürzt, das sich entwickelt, das sich krümmt.«

»Bah!« versetzte Chicot, »Épernon beunruhigt mich nicht.«

»Du hast Unrecht, er wird sich töten lassen.«

»Er! er ist nicht so dumm; er hat sicherlich seine Vorsichtsmaßregeln getroffen.«

»Wie verstehst Du das?«

»Ich meine, er wird sich nicht schlagen.«

»Gehe doch! hast Du ihn nicht so eben gehört?«

»Ganz gewiss.«

»Nun?«

»Gerade darum wiederhole ich Dir, dass er sich nicht schlagen wird.«

»Du bist ein ungläubiger, geringschätzender Mensch.«

»Ich kenne meinen Gascogner, Heinrich; doch glaube mir, lass uns zurückkehren, es ist heller Tag, lass uns in den Louvre zurückkehren.«

»Meinst Du, ich werde während des Kampfes im Louvre bleiben?«

»Alle Teufel! Du wirst dort bleiben, denn sähe man Dich hier, so würde Jeder sagen, wenn Deine Freunde Sieger bleiben, du habest den Sieg durch einen Zauberspruch erzwungen, und wenn sie besiegt werden, Du habest ihnen Unglück gebracht.«

»Ei! was kümmere ich mich um Gerüchte und Deutungen? Ich werde sie bis zum Ende lieben.«

»Du sollst wohl ein starker Geist sein, Heinrich; ich mache Dir mein Kompliment darüber, dass Du Deine Freunde liebst: es ist eine seltene Tugend bei Fürsten; doch Du sollst Herrn von Anjou nicht allein im Louvre lassen.«

»Ist Crillon nicht dort?«

»Ei! Crillon ist ein Büffel, ein Rhinozeros, ein Eber, Alles, was Du Tapferes und Unzähmbares haben willst; aber Dein Bruder ist die Blindschleiche, die Viper, die Klapperschlange, er ist jedes Tier, dessen Macht weniger in seiner Kraft, als in seinem Gifte liegt.«

»Du hast Recht, ich hätte ihn sollen in die Bastille werfen lassen.«

»Ich sagte Dir doch, Du habest Unrecht, ihn zu sehen.«

»Ja, ich wurde besiegt durch seine Sicherheit, durch seine Haltung, durch den Dienst, den er mir geleistet zu haben behauptete.«

»Ein Grund mehr für Dich, ihm zu misstrauen. Glaube mir, mein Sohn, lass uns nach Hause zurückkehren.«

Heinrich folgte dem Rate von Chicot und begab sich wieder auf den Weg nach dem Louvre, nachdem er einen letzten Blick auf den zukünftigen Kampfplatz geworfen hatte.

Es war im Palaste bereits Alles auf den Beinen, als der König mit Chicot zurückkam.

Die jungen Leute waren zuerst erwacht und ließen sich von ihren Lackeien ankleiden.

Der König fragte, womit sie sich beschäftigten.

Schomberg machte Biegungen, Quélus befeuchtete sich die Augen mit Rebenwasser, Maugiron trank ein Glas spanischen Wein, Épernon schliff seinen Degen an einem Steine.

Man konnte Épernon übrigens sehen, denn er hatte für diese Operation einen Sandstein vor die Türe des gemeinschaftlichen Zimmers bringen lassen.

»Und Du sagst, dieser Mann sei kein Bayard?« sprach der König, ihm voll Liebe zuschauend.

»Nein, ich sage, er ist ein Scherenschleifer und mehr nicht,« erwiderte Chicot.

Épernon sah ihn und rief: »Der König!«

Trotz des Entschlusses, den er gefasst, und den er auch abgesehen von diesem Umstand nicht zu halten die Kraft gehabt hatte, trat Heinrich nun in ihr Zimmer.

Es war, wie wir bereits erwähnt, ein König voll Majestät und von großer Selbstbeherrschung.

Sein ruhiges und beinahe lächelndes Antlitz verriet kein Gefühl seines Herzens.

»Guten Morgen, meine Herren,« sagte er, »es scheint, ich finde Euch in guter Stimmung.«

»Gott sei Dank, ja, Sire,« antwortete Quélus.

»Ihr seht düster aus, Maugiron.«

»Sire, ich bin sehr abergläubisch, wie Eure Majestät weiß, und da ich schlechte Träume gehabt habe, so stärke ich mir das Herz durch einen Fingerhut voll spanischen Wein.«

»Mein Freund,« sprach der König, »man muss sich stets erinnern, und ich sage dies nach der Behauptung von Miron, der ein großer Dichter ist, man muss sich stets erinnern, dass die Träume von den Eindrücken des vorhergehenden Tages abhängen, aber nie einen Einfluss auf die Handlungen des nächsten ausüben, abgesehen jedoch von dem Willen Gottes.«

»Ihr seht mich auch zum Kampfe gerüstet,« sagte Épernon. »Ich habe diese Nacht ebenfalls schlecht geträumt, aber trotz des Traumes ist der Arm gut und der Blick scharf.«

Und er fiel gegen die Mauer aus, an der er mit seinem frisch geschliffenen Degen einen Einschnitt machte.

»Ja,« sagte Chicot, »Ihr träumtet, Ihr hättet Blut an den Stiefeln; dieser Traum ist nicht schlecht, er bedeutet, man werde eines Tags Triumphator nach Art von Alexander und Cäsar sein.«

»Meine Tapferen,« sprach Heinrich, »Ihr wisst, dass die Ehre Eures Fürsten in Frage steht, da es gewissermaßen seine Sache ist, die Ihr verteidigt; doch es handelt sich nur um die Ehre, versteht Ihr wohl; bekümmert Euch also nicht um die Sicherheit meiner Person. Ich habe in dieser Nacht meinen Thron so befestigt, dass ihn wenigstens einige Zeit kein Stoß zu erschüttern vermag. Schlagt Euch also für die Ehre.«

»Oh! seid unbesorgt, wir verlieren vielleicht das Leben, doch die Ehre wird in jedem Fall unversehrt bleiben,« sprach Quélus.

»Meine Herren,« fuhr der König fort, »ich liebe Euch zärtlich, und ich schätze Euch auch. Lasst mich also Euch einen Rat geben: keinen falschen Mut; nicht wenn Ihr sterbt, habt Ihr Recht, sondern wenn Ihr Eure Feinde tötet.«

»Oh! ich, meinesteils, gebe keinen Pardon,« sprach Épernon.

»Ich stehe für nichts,« versetzte Quélus, »ich werde tun, was ich kann, und mehr nicht.«

»Und ich stehe Eurer Majestät dafür, dass ich meinen Mann, wenn ich sterbe, Stoß um Stoß töte,« sprach Maugiron.

»Ihr schlagt Euch auf den Degen allein?«

»Auf den Degen und auf den Dolch,« antwortete Schomberg.

Der König hielt seine Hand auf seine Brust.

Diese Hand und dieses Herz sprachen, sich berührend, vielleicht mit einander über ihre Befürchtungen durch ihr Beben und durch ihre Pulsschläge; doch im Äußeren stolz, das Auge trocken, die Lippe hochmütig, war er wohl der König, das heißt, er schickte Soldaten in den Kampf und nicht Freunde in den Tod.

»In der Tat, mein König, Du bist in diesem Augenblick wahrhaft schön,« sagte Chicot zu ihm.

Die Edelleute waren bereit; sie hatten nur noch von ihrem Gebieter ehrfurchtsvoll Abschied zu nehmen.

»Geht Ihr zu Pferde?« fragte Heinrich.

 

»Nein, Sire,« antwortete Quélus, »wir gehen zu Fuße; es ist eine heilsame Leibesübung, sie macht den Kopf frei, und Eure Majestät hat tausendmal gesagt, es sei der Kopf mehr als der Arm, was den Degen führe und leite.«

»Ihr habt Recht, mein Sohn. Eure Hand.«

Quélus verbeugte sich und küsste die Hand des Königs; die Andern ahmten sein Beispiel nach.

Épernon kniete nieder und sprach: »Sire, segnet meinen Degen.«

»Nein, Épernon,« erwiderte der König, »gebt Euren Degen Eurem Pagen zurück. Ich habe bessere Degen für Euch, als die Eurigen sind. Bringe sie, Chicot.«

»Nein,« versetzte der Gascogner, »gib diesen Auftrag Deinem Kapitän der Leibwachen, mein Sohn; ich bin nur ein Narr, nur ein Heide sogar, und die Segnungen des Himmels könnten sich in unglückliche Zaubersprüche verwandeln, wenn es dem Teufel, meinem Freunde, einfiele, auf meine Hände zu schauen, und er sehen würde, was ich trage.«

»Was für Degen sind es, Sire?« fragte Schomberg, einen Blick auf das Kistchen werfend, das ein Offizier herbeibrachte.

»Degen aus Italien, mein Sohn, in Mailand geschmiedete Degen; die Griffe sind gut, wie Ihr seht, und da Ihr, mit Ausnahme von Schomberg, insgesamt sehr zarte Hände habt, so würde Euch der erste Peitschenhieb entwaffnen, wenn Eure Hände nicht gut eingefügt wären.«

»Dank! Dank, Majestät!« sprachen einstimmig und gleichzeitig die vier jungen Männer.

»Geht, es ist Zeit,« sagte der König, der seine Erschütterung nicht länger verbergen konnte.

»Sire, werden wir zu unserer Ermutigung nicht die Blicke Eurer Majestät haben?« fragte Quélus.

»Nein, das wäre nicht anständig; Ihr schlagt Euch ohne dass man es weiß; Ihr schlagt Euch ohne meine Erlaubnis; geben wir also dem Kampfe keine Feierlichkeit; man soll besonders glauben, er sei die Folge eines Privatstreites.«

Und er entließ sie mit einer wahrhaft königlichen Gebärde.

Als sie ihm aus dem Gesicht waren, als die letzten Diener die Schwelle des Louvre überschritten hatten, als man kein Geräusch, keine Sporen, als man nichts mehr von den Panzern hörte, welche die kriegsmäßig bewaffneten Stallmeister trugen, da fiel der König auf eine Estrade nieder und rief:

»Ah! ich sterbe.«

»Und ich,« sagte Chicot, »ich will dieses Duell sehen; mir däucht, ich weiß nicht warum, aber es däucht mir, es werde etwas Seltsames in Beziehung auf Épernon vorfallen.«

»Du verlässt mich?« fragte der König mit kläglicher Stimme.

»Ja, denn wenn Einer unter ihnen seiner Pflicht schlecht entspräche, so wäre ich da, um seine Stelle zu ersetzen und die Ehre meines Königs aufrecht zu erhalten.«

»Geh' also,« sprach Heinrich.

Kaum hatte der Gascogner seinen Urlaub, als er schnell wie der Blitz forteilte.

Der König kehrte nun in sein Zimmer zurück, ließ alle Läden schließen, verbot männiglich, einen Schrei im Louvre auszustoßen oder ein Wort von sich zu geben, und sagte nur zu Crillon, der Alles, was vorgehen sollte, wusste:

»Wenn wir Sieger sind, Crillon, so wirst Du es mir sagen; sind wir im Gegenteil besiegt, so klopfst Du dreimal an meine Türe.«

»Ja, Sire,« antwortete Crillon, den Kopf schüttelnd.

Achtundzwanzigstes Kapitel
Die Freunde von Bussy

Wenn die Freunde des Königs die Nacht mit ruhigem Schlafen hingebracht hatten, so hatten auch die des Herzogs von Anjou dieselben Vorsichtsmaßregeln getroffen.

Nach einem guten Abendbrote, zu dem sie sich, ohne den Rat und die Gegenwart ihres Patrons, der sich nicht auf dieselbe Weise um seine Günstlinge kümmerte, wie es der König bei den seinigen tat, vereinigt hatten, legten sie sich in behagliche Betten bei Antraguet, dessen Haus man, weil es dem Kampfplatz am nächsten lag, als Versammlungsort gewählt hatte.

Ein Stallmeister, der von Ribeirac, ein großer Jäger und sehr geschickter Waffenschmied, hatte den ganzen Tag mit dem Putzen und Schleifen der Waffen hingebracht.

Er war überdies beauftragt, die jungen Leute bei Tagesanbruch zu wecken; dies war seine Gewohnheit an allen Morgen von Festen, Jagden und Duellen.

Antraguet hatte vor dem Abendbrot, in der Rue Saint-Denis eine kleine Kaufmannsfrau besucht, die er anbetete, und die man im ganzen Quartiere nur die schöne Bilderhändlerin nannte. Ribeirac hatte an seine Mutter geschrieben, Livarot sein Testament gemacht.

Als es drei Uhr schlug, das heißt, als die Freunde des Königs kaum erwachten, waren sie bereits insgesamt auf den Beinen, frisch, munter und wohl bewaffnet.

Sie hatten rote Hosen und Strümpfe genommen, damit ihre Feinde ihr Blut nicht sehen würden, und damit dieses Blut sie selbst nicht erschrecke; sie trugen Wämmser von grauer Seide, damit, wenn man sich ganz angekleidet schlüge, keine Falte ihre Bewegungen hemmen möchte.

Sie hatten endlich Schuhe ohne Absätze, und ihre Pagen trugen ihre Degen, damit ihr Arm und ihre Schulter keine Ermüdung erlitt.

Es war ein wunderbar schönes Wetter für die Liebe, für die Schlacht und für den Spaziergang: die Sonne vergoldete die Firste der Dächer, auf denen der funkelnde Tau der Nacht schmolz. Ein scharfer und zugleich köstlicher Geruch stieg von den Gärten auf und verbreitete sich durch die Straßen. Das Pflaster war trocken und die Luft frisch.

Ehe sie das Haus verließen, schickten die Freunde zum Herzog von Anjou, um sich nach Bussy zu erkundigen.

Man ließ ihnen antworten, er sei den Abend vorher um zehn Uhr ausgegangen und seitdem nicht wieder zurückgekehrt.

Der Bote erkundigte sich, ob er allein und bewaffnet ausgegangen sei.

Er erfuhr, dass er in Begleitung von Remy ausgegangen, und dass Beide ihre Degen bei sich gehabt hatten.

Man war übrigens bei dem Grafen nicht unruhig: es kamen sehr häufig ähnliche Abwesenheiten bei ihm vor; dann kannte man ihn auch als so stark, so mutig und so gewandt, dass selbst ein verlängertes Ausbleiben nur wenig Sorge veranlasste.

Die drei Freunde ließen sich diese Einzelheiten wiederholen.

»Ei! meine Freunde,« sprach Antraguet, »hörtet Ihr nicht sagen, der König habe eine große Hirschjagd im Walde von Compiègne befohlen, und Herr von Monsoreau habe zu diesem Behufe gestern abreisen müssen?«

»Ja,« antworteten die jungen Leute.

»Dann weiß ich, wo er ist: während der Oberstjägermeister den Hirsch bestätigt, jagt er die Hindin von Herrn von Monsoreau; seid unbesorgt, meine Herren, er ist dem Kampfplatz näher, als wir, und er wird vor uns dort sein.«

»Ja,« sprach Livarot, »aber ermüdet, abgemattet, nachdem er die Nacht nicht geschlafen hat.«

Antraguet zuckte die Achseln und erwiderte:

»Wird Bussy etwa müde? Aufgebrochen! vorwärts, meine Herren, wir nehmen ihn im Vorübergehen mit.«

Alle setzten sich in Marsch.

Es war gerade der Augenblick, wo Heinrich die Schwerter unter ihre Feinde austeilte; sie hatten also ungefähr zehn Minuten vor ihnen voraus.

Da Antraguet bei Saint-Eustache wohnte, so führte sie ihr Weg durch die Rue des Lombards, die Rue de la Verrerie und endlich durch die Rue Saint-Antoine.

Alle diese Straßen waren verlassen. Den Bauern, welche von Montreuil, von Vincennes oder von Saint-Maur-les-Fosses mit ihrer Milch und mit ihren Gemüsen kamen und auf ihren Karren oder auf ihren Maultieren schliefen, war es allein gestattet, den stolzen Zug von drei mutigen Männern, gefolgt von ihren drei Pagen und ihren drei Stallmeistern, zu sehen.

Keine Prahlereien, kein Geschrei, keine Drohungen mehr; wenn man sich schlägt, um zu töten oder um getötet zu werden, wenn man weiß, dass das Duell auf beiden Seiten erbittert, tödlich, unbarmherzig sein wird, so denkt man nach, und die Unbesonnensten waren an diesem Morgen die Träumerischsten.

Als man auf der Höhe der Rue Sainte-Catherine anlangte, richteten alle Drei mit einem Lächeln, welches andeutete, dass einer und derselbe Gedanke sie in dieser Minute beschäftigte, ihre Augen nach dem kleinen Hause von Monsoreau.

»Man muss von dort aus gut sehen, und ich bin überzeugt, dass die arme Diana mehr als einmal an ihr Fenster kommen wird.«

»Sieh da! sie ist schon daran gewesen, wie mir scheint.«

»Warum dies?«

»Das Fenster steht offen.«

»Es ist wahr. Doch was soll die Leiter vor dem Fenster bedeuten, da die Wohnung Türen hat?«

»Das ist in der Tat seltsam,« sagte Antraguet.

Alle drei näherten sich dem Hause mit dem Vorgefühle, dass sie einer großen Offenbarung entgegen gingen.

»Und wir sind nicht die Einzigen, die sich wundern,« sprach Livarot: »seht die Bauern, die im Vorüberfahren sich in ihren Karren erheben, um zu schauen.«

Die jungen Leute gelangten unter den Balkon.

Ein Bauer stand bereits da und schien den Boden zu untersuchen.

»He! Herr von Monsoreau,« rief Antraguet, »kommt Ihr, um uns zu sehen? Dann beeilt Euch, denn es liegt uns daran, zuerst einzutreffen.«

Sie warteten, aber vergebens.

»Niemand antwortet,« sprach Ribeirac, »doch warum des Teufels ist diese Leiter hier?«

»He! Bauernkerl,« sagte Livarot zu dem Landmann, »was machst Du da? hast Du diese Leiter angelegt?«

»Gott behüte mich, meine Herren,« antwortete er.

»Und warum dies?« fragte Antraguet.

»Schaut doch da oben.«

Alle drei schauten empor.

»Blut!? rief Ribeirac.

»Meiner Treue! ja, Blut,« sagte der Bauer, »und zwar sehr schwarzes.«

»Die Türe ist gesprengt worden,« rief gleichzeitig der Page von Antraguet.

Antraguet warf einen Blick von der Türe auf das Fenster, ergriff die Leiter, und war in einer Sekunde auf dem Balkon.

Er tauchte seinen Blick in das Zimmer.

»Was gibt es denn?« fragten die Andern, die ihn wanken und erbleichen sahen.

Ein furchtbarer Schrei war seine einzige Antwort.

Livarot stieg hinter ihm hinauf.

»Leichen, der Tod, der Tod überall!« rief der junge Mann.

Und Beide drangen in das Zimmer.

Ribeirac blieb von Staunen und Schrecken ergriffen unten.

Während dieser Zeit hielt der Bauer durch seine Ausrufungen alle Vorübergehende an.

Das Zimmer trug überall Spuren des furchtbaren Kampfes der Nacht an sich. Die Blutflecken, oder vielmehr ein Blutstrom hatte sich auf dem Boden ausgebreitet.

Die Tapeten waren von Schwertstreichen und Pistolenkugeln zerhackt und zerrissen.

Die Gerätschaften lagen zertrümmert und gerötet unter Fetzen von Fleisch und Kleidern.

»O Remy! der arme Remy!« rief plötzlich Antraguet.

»Todt?« fragte Livarot.

»Bereits kalt.«

»Aber es muss ein ganzes Regiment von Reitern durch dieses Zimmer gezogen sein!« sagte Livarot.

In diesem Augenblick sah Livarot die Türe der Hausflur offen; die Blutspuren deuteten an, dass der Kampf auch auf dieser Seite stattgefunden hatte; er folgte diesen furchtbaren Spuren und kam bis zur Treppe.

Der Hof war öde und leer.

Während dieser Zeit ging Antraguet, statt ihm zu folgen, in das nächste Zimmer; es fand sich überall Blut: das Blut führte zum Fenster.

Er neigte sich über das Gesimse und tauchte sein erschrockenes Auge in den kleinen Garten.

Das eiserne Gitter hielt noch den bleichen, starren Leichnam des unglücklichen Bussy.

Bei diesem Anblick war es nicht mehr ein Schrei, sondern ein Brüllen, was aus der Brust von Antraguet hervordrang.

Livarot lief herbei.

»Schau', Bussy ist tot!« sprach Antraguet.

»Bussy ermordet, durch das Fenster gestürzt! Gehe hinein, Ribeirac, gehe hinein.«

Während dieser Zeit stürzte Livarot in den Hof und begegnete unten an der Treppe Ribeirac, den er mit sich fortriss.

Eine kleine Türe, welche vom Hofe in den Garten führte, gewährte ihnen Durchgang.

»Er ist es!« rief Livarot.

»Seine Faust ist zerhackt,« sprach Ribeirac.

»Er hat zwei Kugeln in der Brust.«

»Er ist von Dolchstichen durchlöchert.«

»Ah! armer Bussy,« brüllte Antraguet, »Rache! Rache!«

Sich umwendend, stieß Livarot auf einen zweiten Leichnam und rief: »Monsoreau!«

»Wie, Monsoreau auch?«

»Ja, Monsoreau, durchlöchert wie ein Sieb, und sein Kopf auf dem Pflaster zerschmettert.«

»Ah! man hat also alle unsere Freunde in dieser Nacht ermordet!«

»Und seine Frau, seine Frau!« rief Antraguet, »Diana, Frau Diana!«

Niemand antwortete, außer dem Pöbel, der um das Haus her zu wimmeln anfing.

In diesem Augenblick geschah es, dass der König und Chicot auf der Höhe der Rue Sainte-Catherine ankamen und sich abwandten, um den Volkshaufen zu vermeiden.

»Bussy, armer Bussy!« rief Ribeirac ganz in Verzweiflung.

»Ja,« sprach Antraguet: »man wollte sich des Furchtbarsten von uns Allen entledigen.«

»Das ist eine Feigheit! das ist eine Schändlichkeit!« riefen die zwei andern jungen Leute.

 

«Wir wollen uns beim Herzog beklagen,« sprach einer von ihnen.

»Nein,« sagte Antraguet, »wir wollen Niemand die Sorge unserer Rache übertragen; wir würden schlecht gerächt, Freund; warte auf mich.«

Und in einer Sekunde stieg er die Treppe hinab und trat zu Livarot und Ribeirac.

»Meine Freunde,« sprach er, »betrachtet dieses edle Antlitz des Bravsten der Männer; seht die noch frischroten Tropfen seines Blutes; dieser hier gibt uns das Beispiel; dieser hier übertrug keinem seine Rache … Bussy! Bussy! wir werden es machen wie Du, sei unbesorgt, wir werden uns rächen!«

Diese Worte sprechend, nahm er den Hut ab, drückte seine Lippen auf die Lippen von Bussy, zog sein Schwert, tauchte es in des Toten Blut und sprach: »Bussy, auf Deine Leiche schwöre ich, dass dieses Blut in dem Blute Deiner Feinde abgewaschen werden soll.«

»Bussy,« sprachen die Andern, »wir schwören, zu töten oder zu sterben.«

»Meine Herren,« sagte Antraguet, seinen Degen wieder in die Scheide steckend, »nicht wahr, keine Gnade, kein Erbarmen?«

Die jungen Männer streckten die Hand über dem Leichnam auö und wiederholten: »Keine Gnade, kein Erbarmen!«

»Doch wir werden nur drei gegen vier sein,« sagte Livarot.

»Ja,« sprach Antraguet, »aber wir haben Niemand ermordet, und Gott wird die Unschuldigen stark machen. Gott befohlen, Bussy!«

»Gott befohlen, Bussy!« wiederholten die zwei andern Gefährten.

Und sie verließen, Schrecken im Gemüte und Blässe auf der Stirne, dieses verfluchte Haus.

Mit dem Bilde des Todes hatten sie jene tiefe Verzweiflung gefunden, welche die Kräfte verhundertfacht; sie hatten die edle Entrüstung gesammelt, die den Menschen über sein sterbliches Wesen erhaben macht.

Nur mit Mühe durchdrangen sie die Menge, so beträchtlich war sie im Verlaufe einer Viertelstunde geworden.

Als sie auf den Kampfplatz kamen, fanden sie ihre Gegner, welche, die Einen auf Steinen sitzend, die Anderen malerisch über die hölzernen Schranken gelehnt, ihrer harrten.

Sie schämten sich, zuletzt anzukommen, und machten ihre Schritte am Ende laufend.

Die vier Mignons hatten vier Stallmeister bei sich.

Auf der Erde liegend, schienen ihre vier Schwerter ebenfalls zu ruhen und zu warten.

»Meine Herren,« sprach Quélus sich erhebend und mit einem gewissen hochmütigen Ernste grüßend, »wir hatten die Ehre, auf Euch zu warten.«

»Entschuldigt uns, meine Herren,« sprach Antraguet, »doch wir wären ohne die Zögerung eines Freundes vor Euch hier angelangt.«

»Herr von Bussy,« sagte Épernon, »in der Tat, ich sehe ihn nicht; es scheint, er lässt sich diesen Morgen an den Ohren zupfen.«

»Wir haben bis jetzt gewartet, und werden wohl auch noch etwas länger warten,« sprach Schomberg.

»Herr von Bussy wird nicht kommen,« erwiderte Antraguet.

Ein tiefes Erstaunen trat auf allen Gesichtern hervor, nur das von Épernon drückte ein anderes Gefühl aus.

»Er wird nicht kommen,« sagte er, »ah! ah! der Tapferste der Tapferen hat also Furcht?«

»Es kann nicht deshalb sein,« versetzte Quélus.

»Ihr habt Recht, mein Herr,« sprach Livarot.

»Warum wird er nicht kommen?« fragte Maugiron.

»Weil er tot ist,« antwortete Autraguet.

»Tot!« riefen die Mignons.

Épernon sprach nichts und erbleichte nur leicht.

»Und zwar ermordet!« fügte Antraguet bei.

»Wisst Ihr es nicht, meine Herren?«

»Nein,« antwortete Quélus.

»Und warum sollten wir es wissen?«

»Ist es übrigens auch gewiss?« fragte Épernon.

Antraguet zog seinen Degen und rief:

»So gewiss, dass hier von seinem Blute ist.«

»Ermordet!« riefen die drei Freunde des Königs, »Herr von Bussy ermordet!«

Épernon schüttelte fortwährend den Kopf mit einer Miene des Zweifels.

»Dieses Blut schreit nach Rache,« sagte Ribeirac, »hört Ihr es nicht, meine Herren?«

»Ah! man sollte glauben, Euer Schmerz habe eine gewisse Bedeutung,« versetze Schomberg.

»Bei Gott!« rief Antraguet.

»Was soll das heißen?« fragte Quélus.

›Suche, wem das Verbrechen nützt,‹ sagt der Rechtsgelehrte,« murmelte Livarot.

»Ah! meine Herren, Ihr werdet Euch laut und deutlich erklären,« rief Maugiron mit einer Donnerstimme.

»Wir kommen gerade deshalb, meine Herren,« entgegnete Ribeirac, »und wir haben mehr Gründe, als man braucht, um uns hundertmal zu erwürgen.«

»Rasch den Degen in die Hand,« sagte Épernon, seine Waffe aus dem Bündel ziehend, »vorwärts, meine Herren!«

«Oh! oh! Ihr seid sehr eilig, Herr Gascogner,« versetzte Livarot, »Ihr sanget nicht so laut, als wir noch vier gegen vier waren.«

«Ist es unser Fehler, wenn Ihr nur noch zu drei seid?« entgegnete Épernon.

»Ja, es ist Euer Fehler,« rief Antraguet, »er ist tot, weil man ihn lieber im Grabe liegend, als aufrecht auf dem Kampfplatz haben wollte; er ist gestorben mit abgehauener Faust, damit diese Faust sein Schwert nicht mehr halten könne; er ist gestorben, weil man um jeden Preis diese Augen auslöschen musste, deren Blitz Euch alle Vier geblendet hätte. Begreift Ihr? bin ich klar?«

Schomberg, Maugiron und Épernon brüllten vor Wut.

»Genug, genug, meine Herren,« sagte Quélus.

»Zieht Euch zurück, Herr von Épernon, wir werden uns drei gegen drei schlagen; diese Herren sollen sehen, ob wir, trotz unseres Rechtes, Leute sind, welche ein Unglück benützen, das wir beklagen, wie sie. Kommt, meine Herren, kommt,« fügte der junge Mann bei, indem er seinen Hut rückwärts warf und die linke Hand erhob, während er mit der rechten sein Schwert zischen ließ, »kommt, und wenn Ihr uns unter dem freien Himmel und unter dem Blicke Gottes kämpfen seht, werdet Ihr beurteilen, ob wir Mörder sind. Vorwärts, Raum! Raum!«

»Ah! ich hasste Euch,« sprach Schomberg, »nun aber verabscheue ich Euch.«

»Und ich,« versetzte Antraguet, »ich hätte Euch vor einer Stunde getötet, nun würde ich Euch erwürgen. Ausgelegt, meine Herren, ausgelegt!«

»Mit unsern Wämmsern oder ohne Wämmser?« fragte Schomberg.

»Ohne Wamms, ohne Hemd, die Brust nackt, das Herz entblößt,« antwortete Antraguet.

Die jungen Leute warfen ihre Wämmser ab und rissen sich die Hemden vom Leibe.

»Halt,« sprach Quélus sich entkleidend, »ich habe meinen Dolch verloren. Er hielt schlecht in der Scheide und wird auf dem Wege herausgefallen sein.«

»Oder Ihr habt ihn bei Herrn von Monsoreau auf dem Bastilleplatze in irgend einer Scheide gelassen, aus der Ihr ihn nicht mehr herauszuziehen wagtet,« sagte Antraguet.

Quélus brüllte vor Wut und legte sich rasch aus.

»Aber er hat keinen Dolch, Herr Antraguet, er hat keinen Dolch!« rief Chicot, der in diesem Augenblick auf den Kampfplatz kam.

»Desto schlimmer für ihn, es ist nicht mein Fehler,« versetzte Antraguet, zog mit der linken Hand seinen Dolch und legte sich ebenfalls aus.

27Quélus war in einem früheren Duell durch einen Degenstich das linke Auge ausgehöhlt worden.