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Die Dame von Monsoreau

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Vierundzwanzigstes Kapitel
Der Mord

Bussy war ohne Unruhe und ohne Zögern von Diana, welche der Abwesenheit ihres Gatten sicher zu sein glaubte, aufgenommen worden.

Nie war die schöne Frau so freudig, nie war Bussy so glücklich gewesen. In gewissen Augenblicken, deren ganze Bedeutung die Seele oder vielmehr der Instinkt der Erhaltung fühlt, verbindet der Mensch seine moralischen Fähigkeiten mit Allem, was ihm seine Sinne an körperlichen Mitteln zu bieten vermögen: er konzentriert sich und vervielfältigt sich. Er atmet mit allen seinen Kräften das Leben ein, das ihm jeden Augenblick entschwinden kann, ohne dass er errät, durch welche Katastrophe es ihm entschwinden dürfte.

Erschüttert, und um so mehr erschüttert, als sie ihre Aufregung zu verbergen suchte, erschüttert durch die Furcht vor dem bedrohlichen nächsten Tage, schien Diana zärtlicher als je, weil die Traurigkeit, in den Grund aller Liebe fallend, dieser Liebe den Wohlgeruch der Poesie verleiht, der ihr fehlte; die wahre Liebe ist nicht mutwillig und das Auge einer aufrichtig verliebten Frau ist öfter feucht, als glänzend.

Sie fing auch damit an, dass sie den verliebten jungen Mann zurückhielt.

Sie hatte ihm an diesem Abend zu sagen, sein Leben sei ihr Leben; sie hatte mit ihm die sichersten Mittel zu ihrer Flucht zu besprechen. Denn es war nicht genug mit dem Siege, man musste, wenn man gesiegt hatte, den Zorn des Königs fliehen; es war im höchsten Grade wahrscheinlich, dass Heinrich dem Sieger die Niederlage oder den Tod seiner Lieblinge nie verzeihen würde.

»Und dann,« sprach Diana, den Arm um den Hals von Bussy legend und mit ihren Augen das Antlitz ihres Geliebten verschlingend, »bist Du nicht der bravste Kavalier von Frankreich? Warum solltest Du eine Ehre darein setzen, Deinen Ruhm zu vermehren? Du bist bereits so sehr erhaben über die andern Männer, dass es nicht edelmütig von Dir wäre, wenn Du Dich noch größer machen wolltest. Du willst den andern Frauen nicht gefallen, denn Du liebst mich und würdest mich auf immer zu verlieren befürchten, nicht wahr, Louis? Louis, verteidige Dein Leben. Ich sage nicht, denke an den Tod, denn mir scheint, es gibt auf dieser Welt keinen Menschen, der groß, der stark, der mächtig genug wäre, um Dich anders als durch Verrat zu töten. Doch denke an die Wunden; man kann verwundet werden, Du weißt es wohl; denn einer Wunde, die Du im Streite mit eben diesen Menschen bekamst, verdanke ich es, dass ich Dich kenne.«

»Sei unbesorgt,« sprach Bussy lachend, »ich werde das Gesicht wahren, denn ich will nicht entstellt werden.«

»Oh! wahre Deine ganze Person. Sie sei Dir heilig, als ob Du ich wäre. Denke an den Schmerz, den Du fühlen müsstest, wenn Du mich verwundet und blutig zurückkommen sehen würdest; nun, denselben Schmerz, den Du empfändest, würde ich Dein Blut erblickend fühlen. Sei klug, mein allzu mutiger Löwe, das ist Alles, was ich Dir empfehle. Mache es wie jener Römer, dessen Geschichte Du mir, um mich zu beruhigen, eines Tages vorgelesen hast. Oh! ahme ihn nach; lass Deine Freunde ihren Kampf vollbringen; leiste demjenigen, welcher am meisten bedroht ist, Hilfe. Doch wenn zwei, wenn drei Männer Dich zu gleicher Zeit angreifen, so fliehe; Du wirst Dich umwenden, wie der Horatier, und sie nach einander und in einer Entfernung von einander töten.«

»Ja, meine liebe Diana.«

»Oh! Du antwortest mir, ohne mich zu verstehen, Louis, Du schaust mich an und hörst mich nicht.«

»Ja, aber ich sehe Dich, und Du bist so schön!«

»Es handelt sich nicht um meine Schönheit in diesem Augenblick, mein Gott! es handelt sich um Dich, um Dein Leben, um unser Leben. Höre, es ist fürchterlich, was ich Dir sagen werde; doch Du sollst es wissen, es wird Dich nicht stärker, aber kluger machen: ich werde den Mut haben, diesem Zweikampf beizuwohnen.«

»Du?«

»Ich werde ihm beiwohnen.«

»Wie dies? unmöglich, Diana.«

»Nein, höre mich: in dem Zimmer neben diesem ist ein Fenster, das in einen kleinen Hof geht und schräge die Aussicht nach dem Gehege der Tournelles bietet.«

»Ja, ich erinnere mich, das ungefähr zwanzig Fuß hohe Fenster, welches ein eisernes Gitter überschaut, auf dessen Spitzen ich eines Tages, Brot fallen ließ, das die Vögel fraßen.«

»Von da aus, begreifst Du, Bussy? werde ich Dich sehen. Stelle Dich nur so, dass ich Dich gewahren kann; Du weißt, dass ich da bin, und kannst mich auch sehen. Doch nein, ich Wahnsinnige, schau' mich nicht an, denn Dein Feind könnte Deine Zerstreuung benützen.«

»Und mich töten, nicht wahr? während ich die Augen auf Dich gerichtet hätte. Wenn ich verurteilt wäre, und man mir die Wahl des Todes ließe, Diana, so würde ich diesen wählen.«

»Ja, aber Du bist nicht verurteilt, es handelt sich nicht darum, zu sterben, sondern im Gegenteil, zu leben.«

»Und ich werde leben, sei unbesorgt; überdies bin ich gut unterstützt, das darfst Du mir glauben; Du kennst meine Freunde nicht, aber ich kenne sie: Antraguet handhabt den Degen so gut wie ich. Ribeirac ist kalt auf dem Kampfplatz und scheint nichts Lebendiges zu haben, als die Augen, mit denen er seinen Gegner verschlingt, und den Arm, mit dem er ihn schlägt. Livarot glänzt durch eine tigerartige Behendigkeit. Die Partie ist schön, glaube mir, Diana, sehr schön. Ich wünschte mehr Gefahr zu laufen, um mehr Verdienst zu haben.«

»Wohl, ich glaube Dir, teurer Freund – und ich lächle, denn ich hoffe; doch höre mich und versprich, mir zu gehorchen.«

»Ja, vorausgesetzt, dass Du mir nicht Dich zu verlassen befiehlst.«

»Gerade das ist es, ich wende mich an Deine Vernunft.«

»Dann hättest Du mich nicht verrückt machen sollen.«

»Keine Scherze, mein schöner Edelmann, Gehorsam; durch den Gehorsam beweist man seine Liebe.«

»Befiehl also.«

»Teurer Freund, Deine Augen sind müde; Du bedarfst einer guten Nacht, verlasse mich.«

»Oh, schon!«

»Ich will mein Gebet verrichten, und Du wirst mich umarmen.«

»Man sollte zu Dir beten, wie man zu den Engeln betet.«

»Glaubst Du, die Engel beten nicht zu Gott?« sagte Diana niederkniend.

Und aus dem Grunde ihres Herzens, mit Blicken, welche durch die Decke des Gemaches Gott unter dem Azurgewölbe des Himmels zu suchen schienen, sprach sie:

»Herr, wenn es Dein Wille ist, dass Deine Magd glücklich lebe und nicht in Verzweiflung sterbe, so beschütze denjenigen, welchen Du auf meinen Weg geworfen hast, damit ich ihn liebe und damit er mich liebe.«

Sie vollendete diese Worte; Bussy bückte sich, um sie mit seinen Armen zu umschlingen und ihr Gesicht zu der Höhe seiner Lippen zu erheben, als plötzlich eine Fensterscheibe in Stücke zersprang; dann wurde das Fenster selbst zerschmettert, und drei bewaffnete Männer erschienen auf dem Balkon, während der vierte sich auf das Geländer schwang.

Dieser hatte das Gesicht mit einer Larve bedeckt und hielt in der linken Hand eine Pistole und in der rechten einen bloßen Degen.

Bussy blieb einen Augenblick unbeweglich und wie in Eis verwandelt durch den furchtbaren Schrei, den Diana, an seinen Hals stürzend, ausstieß.

Der Mann mit der Larve machte ein Zeichen, und seine drei Gefährten rückten einen Schritt vor; einer von diesen drei Männern war mit einer Büchse bewaffnet.

Bussy schob in einer und derselben Bewegung Diana mit der linken Hand von sich, während er mit der rechten seinen Degen zog.

Dann sich auf sich selbst zurückbiegend, senkte er ihn langsam und ohne seine Gegner aus dem Blicke zu verlieren.

»Vorwärts! vorwärts! meine Braven,« sprach eine Gräberstimme, welche unter der Sammetmaske hervorkam, »er ist halb tot, die Furcht hat ihn getötet.«

»Du täuschest Dich, ich habe nie Furcht,« entgegnete Bussy.

Diana machte eine Bewegung, um sich ihm zu nähern.

»Geht auf die Seite, Diana,« sagte er mit festem Tone.

Aber statt zu gehorchen, warf sich ihm Diana zum zweiten Male um den Hals.

»Ihr werdet machen, dass man mich tötet, Madame,« sprach er.

Diana entfernte sich und entblößte ihn dadurch völlig. Sie begriff, dass sie ihrem Geliebten nur auf eine einzige Art zu Hilfe kommen konnte: dadurch, dass sie ihm unbedingt gehorchte.

»Ah! ah!« sprach die düstere Stimme, »es ist wirklich Herr von Bussy; ich Dummkopf wollte es nicht glauben. In der Tat, welch ein Freund, welch ein vortrefflicher Freund!«

Bussy schwieg, biß sich auf die Lippen und schaute prüfend umher, um zu wissen, welche Verteidigungsmittel er hätte, sollte man handgemein werden.

»Er erfährt,« fuhr die Stimme mit einer spöttischen Betonung fort, welche ihr tiefes, düsteres Vibrieren noch furchtbarer machte, »er erfährt, dass der Oberstjägermeister abwesend ist, dass er seine Frau allein gelassen hat, dass seine Frau Furcht haben kann, und kommt, um ihr Gesellschaft zu leisten, und wann dies? am Vorabend eines Duelles. Ich wiederhole, welch ein guter, welch ein vortrefflicher Freund ist der Seigneur von Bussy!«

«Ah! Ihr seid es, Herr von Monsoreau,« sprach Bussy. »Gut! werft Eure Larve ab. Ich weiß nun, mit wem ich zu tun habe.«

»So werde ich es machen,« versetzte der Oberstjägermeister, und warf die schwarze Sammetmaske weit von sich.

Diana stieß einen schwachen Schrei aus. Die Blässe des Grafen war die einer Leiche, sein Lächeln das eines Verurteilten.

»Machen wir ein Ende, mein Herr,« sprach Bussy, »ich liebe die geräuschvollen Manieren nicht, für die Helden Homers, für diese Halbgötter war es gut, vorher zu sprechen, ehe sie sich schlugen; ich bin ein Mensch; ich bin nur ein Mensch, der keine Furcht hat, greift mich an oder lasst mich gehen.«

Monsoreau antwortete durch ein scharfes Gelächter, das Diana beben machte, aber bei Bussy den brausendsten Zorn hervorrief.

»Gebt Raum!« wiederholte der junge Mann, der das Blut, welches einen Augenblick nach seinem Herzen zurückgeflossen war, gegen seine Schläfe aufsteigen fühlte.

 

»Oh! oh!« rief Monsoreau, »gebt Raum, wie Ihr das sagt, Herr von Bussy.«

»Also kreuzt den Degen und lasst uns ein Ende machen,« sprach der junge Mann, »ich muss nach Hause zurückkehren und wohne fern von hier.«

»Ihr seid gekommen, um hier zu ruhen, mein Herr,« entgegnete der Oberstjägermeister, »und Ihr werdet hier ruhen.«

Während dieser Zeit erschien die Köpfe von zwei weiteren Männern durch die Stangen des Balkon; diese zwei Männer schwangen sich auf das Geländer und stellten sich neben ihre Kameraden.

»Vier und zwei macht sechs,« sprach Bussy, »wo sind die Anderen?«

»Sie sind vor der Türe und warten,« antwortete der Oberstjägermeister.

Diana fiel auf die Knie und Bussy hörte ihr Schluchzen, so sehr sie sich auch dagegen anstrengte.

Er warf einen raschen Blick auf sie; dann wieder den Grafen anschauend, sagte er, nachdem er eine Sekunde nachgedacht:

»Mein lieber Herr, Ihr wisst, dass ich ein Mann von Ehre bin.«

»Ja,« entgegnete Monsoreau, »Ihr seid ein Mann von Ehre, wie Madame eine keusche Frau ist.«

»Gut, mein Herr,« sprach Bussy mit einer leichten Bewegung des Kopfes von oben nach unten, »das ist stark, doch es ist verdient, und es wird sich Alles mit einander bezahlen. Nur bitte ich, da ich morgen eine Partie mit vier Edelleuten eingegangen habe, die Ihr kennt, und da diese den Vorrang vor Euch haben, nur bitte ich um Erlaubnis, mich diesen Abend zurückziehen zu dürfen, wobei ich Euch mein Ehrenwort verpfände, dass ich mich wann und wo Ihr wollt wieder einfinden werde.«

Monsoreau zuckte die Achseln.

»Hört,« sprach Bussy, »ich schwöre Euch bei Gott, mein Herr, dass ich, sobald ich die Herren von Schomberg, Épernon, Quélus und Maugiron befriedigt habe, Euch gehöre, ganz Euch, und Niemand sonst auf der Welt. Töten sie mich, nun wohl! so seid Ihr durch ihre Hände bezahlt, töte ich im Gegenteil sie, so befinde ich mich im Besitze der Mittel, um Euch selbst zu bezahlen.«

Monsoreau wandte sich gegen seine Leute um und rief: »Vorwärts! drauf, meine Braven!«

»Ah!« sagte Bussy, »ich täuschte mich, das ist kein Duell mehr, sondern ein Mord.«

»Bei Gott!« rief Monsoreau.

»Ja, ich sehe es: wir täuschten uns Beide über einander; doch nehmt Euch in Acht, mein Herr, nehmt Euch in Acht, der Herzog von Anjou wird die Sache übel vermerken.«

»Er schickt mich,« antwortete Monsoreau.

Bussy schauerte. Diana hob die Hände seufzend zum Himmel empor.

»In diesem Falle appelliere ich nur an Bussy allein,« sprach der junge Mann. »Haltet Euch gut, meine Braven!«

Und mit einer Wendung der Hand stürzte er den Betpult um, zog einen Tisch an sich, warf einen Stuhl auf das Ganze, und hatte es in einer Sekunde eine Art von Wall zwischen sich und seinen Feinden improvisiert.

Diese Bewegung war so rasch gewesen, dass die Kugel, welche aus der Büchse fuhr, nur den Betpult traf, in dessen Dicke sie, ihre Gewalt verlierend, eindrang; mittlerweile schlug Bussy einen herrlichen Kredenztisch aus der Zeit von Franz I. nieder und fügte ihn seiner Verschanzung bei.

Durch dieses letzte Geräte war Diana verborgen; sie begriff, dass sie Bussy nur durch ihre Gebete unterstützen konnte, und betete.

Bussy warf einen Blick auf sie, dann auf die Angreifenden, dann auf seinen improvisierten Wall, und rief:

»Vorwärts nun, doch nehmt Euch in Acht, mein Degen sticht.«

Durch Monsoreau angetrieben, machten die gedungenen Raufer eine Bewegung gegen den Eber, der sie auf sich selbst gedrängt und mit glühenden Augen erwartete; einer von ihnen streckte sogar die Hand aus, um den Betpult an sich zu ziehen; doch ehe seine Hand das beschützende Geräte erreicht hatte, fuhr der Degen von Bussy durch eine Öffnung, fasste den Arm in seiner ganzen Länge und schlitzte ihn von der Aderlaßstelle bis zur Schulter.

Der Mann stieß einen Schrei aus und wich bis zum Fenster zurück.

Bussy hörte nun rasche Tritte im Hausgange und glaubte sich zwischen zwei Feuern gefangen. Er eilte nach der Türe, um den Riegel vorzuschieben, doch ehe er sie erreicht hatte, öffnete sie sich.

Der junge Mann machte einen Schritt rückwärts, um sich zugleich gegen seine alten und gegen seine neuen Feinde in Verteidigung zu setzen.

Zwei Männer stürzten durch die Türe herein.

»Ah! teurer Herr,« rief eine wohlbekannte Stimme, »kommen wir zu rechter Zeit?«

»Remy!« sagte der Graf.

«Und ich!« rief eine zweite Stimme, »es scheint, man mordet hier?« Bussy erkannte diese Stimme und stieß einen Freudenschrei aus.

»Saint-Luc!«

»Ich selbst.«

»Ah! ah!« sprach Bussy, »ich glaube, Herr von Monsoreau, Ihr werdet nun wohl daran tun, uns vorbeizulassen, denn wenn Ihr nicht auf die Seite geht, so schreiten wir über Euch weg.«

»Drei Männer herbei!« rief Monsoreau.

Und man sah drei neue Gegner über dem Geländer erscheinen.

»Ah! es ist eine ganze Armee?« sprach Saint-Luc.

»Mein Gott und Herr, beschütze ihn!« betete Diana.

»Schändliche!« schrie Monsoreau und stürzte vor, um Diana zu schlagen.

Bussy sah die Bewegung. Behende wie ein Tiger, setzte er mit einem Sprunge über die Verschanzung; sein Degen begegnete den von Monsoreau, dann fiel er weit aus und traf ihn an die Gurgel; doch die Entfernung war zu groß und der Graf wurde nur an der Haut verletzt.

Fünf bis sechs Mann drangen auf Bussy ein.

Einer fiel unter dem Schwerte von Bussy.

»Vorwärts!« rief Remy.

»Nein, nicht vorwärts,« sprach Bussy, »nimm im Gegenteil Diana und trage sie fort, Remy.«

Monsoreau brüllte und riss eine Pistole aus den Händen eines Neuankommenden.

Remy zögerte.

»Doch Ihr?« sagte er.

»Nimm sie fort! nimm sie fort!« rief Bussy.

»Ich übergebe sie Dir.«

»Kommt, Madame,« sprach Remy.

»Nie; nein, nie, ich werde ihn nicht verlassen.«

Remy hob sie in seine Arme.

»Bussy!« rief Diana, »Bussy, herbei, zu Hilfe!« Die arme Frau war wahnsinnig, sie unterschied ihre Freunde und ihre Feinde nicht mehr; Alles, was sie von Bussy entfernte, war ihr unselig, tödlich.

»Gehe, gehe,« sprach Bussy, »ich folge Dir.«

»Ja,« brüllte Monsoreau, »ja, Du wirst ihr hoffentlich folgen.«

Und man hörte einen Schuss.

Bussy sah den Haudouin wanken, auf sich selbst zusammensinken, und beinahe in demselben Augenblick Diana mit sich ziehend zu Boden stürzen.

Bussy stieß einen Schrei aus, und sich umwendend sprach Remy:

»Es ist nichts, mein Gebieter, ich habe die Kugel erhalten; s i e ist unversehrt.

»Drei Männer warfen sich auf Bussy; in dem Augenblick, wo Bussy sich umwandte, trat Saint-Luc zwischen Bussy und die drei Männer; Einer von ihnen fiel.

Die zwei Andern wichen zurück.

»Saint-Luc,« sprach Bussy, »Saint-Luc, ich beschwöre Dich bei derjenigen, welche Du liebst, rette Diana!«

»Aber Du?«

»Ich bin ein Mann.«

Saint-Luc stürzte auf Diana zu, welche sich bereits auf die Knie erhoben hatte, nahm sie in seine Arme und verschwand mit ihr durch die Türe.

»Herbei!« schrie Monsoreau, »herbei Ihr Leute von der Treppe.«

»Ah! Verruchter! ah!Feiger!« rief Bussy.

Monsoreau zog sich hinter seine Leute zurück.

Bussy tat einen Hieb mit verkehrter Hand und einen Stoß mit der Spitze; mit dem ersten spaltete er einen Kopf durch den Schlaf, mit dem zweiten durchbohrte er eine Brust.

»Das räumt auf,« sagte er und kehrte in seine Verschanzung zurück.

»Flieht, Herr, flieht!« murmelte Remy.

»Ich! fliehen … fliehen vor Mördern!«

Dann sich zu dem jungen Manne herab neigend, fügte er bei:

»Diana muss sich zuerst retten; doch Du, was hast Du?«

»Nehmt Euch in Acht!« stammelte Remy, »nehmt Euch in Acht!«

Es waren wirklich vier Männer durch die Türe von der Treppe herein gedrungen.

Bussy fand sich zwischen zwei Truppen gefasst.

Doch er hatte nur einen Gedanken.

»Und Diana!« rief er, »Diana.«

Ohne eine Sekunde zu verlieren, stürzte er sodann auf die vier Gegner los; unversehens gefasst, fielen zwei, einer verwundet, einer tot.

Da nun Monsoreau vorrückte, so machte er einen Schritt rückwärts und befand sich wieder hinter seinem Wall.

»Stoßt die Riegel vor, dreht den Schlüssel um,« rief Monsoreau, »wir haben ihn, wir haben ihn!«

Während dieser Zeit schleppte sich Remy mit einer letzten Anstrengung bis vor Bussy und fügte so seinen Körper der Masse der Verschanzung bei.

Es trat eine Pause von einem Augenblick ein.

Die Beine gebogen, den Leib an die Wand gelehnt, die Spitze seines Degens gerade ausgestreckt, warf Bussy einen raschen Blick umher.

Sieben Mann lagen am Boden, neun blieben noch aufrecht.

Bussy zählte sie mit den Augen.

Als er neun Schwerter glänzen sah, als er Monsoreau seine Leute ermutigen hörte, als er seine Füße im Blute waten fühlte, sah dieser Tapfere, der nie die Furcht gekannt, den Tod im Hintergrunde des Zimmers sich erhoben und ihm mit seinem finsteren Lächeln winken.

»Von neun werde ich sicherlich fünf töten,« sagte er, »doch die vier Andern töten mich. Ich habe noch Kräfte zu einem Kampfe von zehn Minuten; nun, so wollen wir in diesen zehn Minuten tun, was nie ein Mensch getan hat, noch tun wird.«

Dann wickelte er um seinen linken Arm seinen Mantel, der ihn wie ein Schild umhüllte, und machte einen Sprung bis mitten in das Zimmer, als ob es seines Ruhmes unwürdig gewesen wäre, länger bedeckt zu kämpfen. Hier begegnete er einem Gewimmel, in welches sein Degen schlüpfte, wie eine Viper in ihre Brut; dreimal sah er eine Öffnung und streckte seinen Arm in diese Öffnung aus; dreimal hörte er das Leder von Wehr gehangen oder die Büffelhaut von Kollern krachen, und dreimal floss ein warmer Blutstrahl durch die Fuge seiner Klinge auf seine rechte Hand.

Während dieser Zeit hatte er zwanzig Hiebe und Stiche mit seinem linken Arme pariert, und sein Mantel war gänzlich zerhackt und zerrissen.

Die Taktik der Mörder änderte sich, als sie zwei Männer fallen und den dritten sich zurückziehen sahen; sie leisteten Verzicht auf den Gebrauch des Degens: die Einen fielen mit Musketenkolben über ihn her, die Andern schossen ihre Pistolen auf ihn ab, deren sie sich noch nicht bedient hatten; doch er war so geschickt, die Kugeln zu vermeiden, bald indem er sich auf die Seite warf, bald indem er sich bückte.

In dieser äußersten Stunde verdoppelte sich sein ganzes Wesen, denn er sah, handelte, hörte nicht nur, sondern erriet sogar beinahe den raschesten und geheimsten Gedanken seiner Feinde; Bussy befand sich in einem der Augenblicke, wo das Geschöpf den höchsten Grad der Vollkommenheit erreicht; er war weniger als ein Gott, weil er sterblich war, doch er war sicherlich mehr als ein Mensch.

Da dachte er, Monsoreau töten müsste dem Kampf ein Ziel setzen; er suchte ihn mit den Augen unter seinen Mördern; aber eben so richtig, als Bussy aufgeregt war, lud Monsoreau die Pistolen von seinen Leuten, oder nahm sie geladen aus ihren Händen und schoss, während er sich hinter seinen Raufern maskiert hielt.

Doch es war etwas Leichtes für Bussy, eine Öffnung zu machen; er warf sich mitten unter die Sbirren, diese traten rasch auf die Seite, und er stand Monsoreau gegenüber.

Derjenige, welcher eine Pistole gespannt in diesem Augenblick in der Hand hielt, schlug auf Bussy an und gab Feuer.

Die Kugel traf die Klinge seines Degens und zerbrach sie sechs Zoll über dem Griffe.

»Entwaffnet!« rief Monsoreau, entwaffnet.«

Bussy machte einen Schritt rückwärts und hob zurückweichend seine zerbrochene Klinge auf.

In einer Sekunde war sie mit seinem Sacktuch an seine Faust befestigt.

Und die Schlacht begann abermals und bot das wunderbare Schauspiel, wie ein Mann ohne Waffen, aber auch beinahe ohne Wunden, sechs wohl bewaffnete Männer in Schrecken setzte und sich aus zehn Leichnamen einen Wall machte.

Der Kampf begann auf's Neue und wurde furchtbarer als je; während die Leute von Monsoreau auf Bussy eindrangen, zog Monsoreau selbst, der wohl erraten hatte, der junge Mann werde eine Waffe auf dem Boden suchen, alle diejenigen an sich, welche in seinen Bereich kommen konnten.

Bussy war umzingelt: der Stumpf seiner schartig gewordenen, verkrümmten Klinge zitterte in seiner Hand; die Ermüdung fing an seinen Arm erstarren zu machen; er schaute um sich her, als einer von den Leichnamen wiederbelebt sich auf seine Knie erhob und ihm einen langen, starken Raufdegen in die Hände gab.

Dieser Leichnam war Remy, der in einer letzten Anstrengung treue, aufopfernde Ergebenheit offenbarte.

Bussy stieß einen Freudenschrei aus und sprang zurück, um seine Hand von seinem Sacktuche los zu machen und sich von dem unnütz gewordenen Stumpfe zu befreien.

 

Während dieser Zeit näherte sich Monsoreau Remy, hielt ihm seine Pistole vor den Kopf und drückte sie ab.

Remy fiel mit zerschmetterter Stirne nieder, um sich nicht mehr zu erheben.

Bussy stieß einen Schrei, oder vielmehr ein Gebrülle aus. Mit den Mitteln zur Verteidigung waren ihm die Kräfte wiedergekommen; er ließ sein Schwert im Kreise pfeifen, schlug ein Faustgelenk rechts ab und öffnete eine Backe links.

Die Türe war durch diesen doppelten Schlag freigemacht.

Behende und nervig, warf er sich gegen sie und suchte sie durch einen gewaltigen Stoß, der die Mauer erschütterte, einzudrücken. Doch die Riegel widerstanden ihm.

Erschöpft von der Anstrengung ließ Bussy seinen rechten Arm fallen, indes er mit dem linken die Riegel hinter sich zu ziehen suchte, wobei er jedoch beständig seinen Gegnern das Gesicht bot.

Während dieser Sekunde erhielt er einen Schuss in den Schenkel und zwei Degenstiche in die Seite.

Aber er hatte die Riegel gezogen und den Schlüssel gedreht. Brüllend und erhaben in seiner Wut, schmetterte er mit einem Schwertstreiche mit ungekehrter Hand den Erbittersten der Banditen nieder, fiel weit gegen Monsoreau aus und traf ihn in die Brust.

Der Oberstjägermeister gab einen furchtbaren Fluch von sich.

»Ah!« sagte Bussy, die Türe an sich ziehend, »ich fange an zu glauben, dass ich entkommen werde.«

Die vier Männer warfen ihre Waffen weg und klammerten sich an Bussy an; sie konnten ihn mit dem Eisen nicht erreichen, so unverletzbar machte ihn seine wunderbare Geschicklichkeit, und suchten ihn nun zu ersticken.

Doch mit Schlägen seines Schwertknopfes und abwechselnd mit der schneidenden Klinge schlug sie Bussy nieder, zerhackte er sie ohne Unterlass. Monsoreau näherte sich zweimal dem jungen Manne und wurde noch zweimal getroffen.

Aber es hingen sich drei Männer an den Griff seines Degens, und dieser ward seinen Händen entrissen.

Bussy hob einen hölzernen Dreifuß auf, der als Tabouret diente, tat drei Schläge und schmetterte zwei Männer nieder; doch der Dreifuß zerbrach auf der Schulter des dritten, der stehen blieb.

Dieser drückte ihm seinen Dolch in die Brust.

Bussy fasste ihn beim Faustgelenke, riss den Dolch heraus, drehte ihn gegen seinen Feind und zwang ihn, sich selbst zu erstechen.

Der Letzte sprang zum Fenster hinaus.

Bussy machte zwei Schritte, um ihn zu verfolgen, doch unter den Leichnamen ausgestreckt, erhob sich Monsoreau ebenfalls und öffnete ihm die Kniebeuge mit einem Messerstiche.

Der junge Mann stieß einen Schrei aus, suchte mit den Augen ein Schwert, hob das erste das beste auf, und tauchte es so kräftig in die Brust des Oberstjägermeisters, dass er ihn an den Boden nagelte.

»Ah!« rief Bussy, »ich weiß nicht, ob ich sterben werde, doch ich habe dann wenigstens Dich sterben sehen.«

Monsoreau wollte antworten; aber es drang nur sein letzter Seufzer durch seinen halb geöffneten Mund.

Bussy schleppte sich nun in den Gang, er verlor all sein Blut durch seine Wunde am Schenkel und besonders durch die an der Kniebeuge.

Er warf einen letzten Blick zurück.

Der Mond war eben glänzend aus einer Wolke hervorgetreten; sein Licht drang in das mit Blut übergossene Zimmer, es spiegelte sich in den Fensterscheiben, beleuchtete die durch Schwertstreiche zerhackten und von Kugeln durchlöcherten Wände und bestreifte vorübergehend die bleichen Gesichter der Toten, welche meistenteils verscheidend den wilden, drohenden Blick des Mörders beibehalten hatten.

Bussy fühlte sich bei dem Anblick dieses von ihm bevölkerten Schlachtfeldes, obgleich verwundet, obgleich sterbend, von einem erhabenen Stolze ergriffen.

Er batte, wie er gesagt, getan, was kein andern Mensch hätte tun können.

Es blieb ihm nun nichts mehr übrig, als zu fliehen, sich zu retten; doch er konnte fliehen, denn er floh vor Toten.

Aber es war für den unglücklichen jungen Mann noch nicht Alles vorbei.

Als er auf die Treppe kam, sah er Waffen im Hofe glänzen; ein Schuss ging los, die Kugel durchdrang seine Schulter.

Der Hof war bewacht.

Da dachte er an das kleine Fenster, durch welches ihm Diana dem Kampfe am anderen Tag zuzuschauen versprochen, und so rasch als er konnte schleppte er sich dahin.

Es war offen und umrahmte einen schönen, mit Sternen besäten Himmel. Bussy schloss die Türe und verriegelte sie hinter sich; dann stieg er mit großer Mühe hinauf, setzte sich auf das Geländer und maß mit den Augen das eiserne Gitter, um auf die andere Seite zu springen.

»Oh! ich werde nie die Kraft dazu haben,« murmelte Bussy.

Doch in diesem Augenblick vernahm er Tritte auf der Treppe; es war die zweite Truppe, welche heraufstieg.

Bussy hatte keine Mittel zur Verteidigung mehr, er raffte alle seine Kräfte zusammen.

Sich der einzigen Hand und des einzigen Fußes bedienend, wovon er noch Gebrauch machen sonnte, schwang er sich hinaus.

Doch während er sich hinaus schwang, glitschte die Sohle seines Stiefels auf dem Steine aus.

Bussy hatte so viel Blut an den Füßen.

Er fiel auf die eisernen Spitzen: die einen drangen in seinen Leib, die andern hakten sich an seinen Kleidern an, und er blieb aufgehängt.

In diesem Augenblick dachte er an den einzigen Freund, der ihm in der Welt blieb.

»Saint-Luc!« rief er, »herbei! Saint-Luc, herbei!«

»Ah! Ihr seid es, Herr von Bussy,« sagte plötzlich eine Stimme, die aus einer Baumgruppe hervorkam.

Bussy bebte: diese Stimme war nicht die von Saint-Luc.

»Saint-Luc!« rief er abermals, »herbei! zu Hilfe! Fürchte nichts für Diana. Ich habe den Monsoreau getötet.«

Er hoffte, Saint-Luc wäre in der Umgegend verborgen und würde auf diese Nachricht herbeikommen.

»Ah! der Monsoreau ist tot?« sagte eine andere Stimme.

»Ja.«

»Gut.«

Und Bussy sah zwei Menschen aus dem Gebüsche hervorkommen; Beide waren verlarvt.

»Meine Herren,« sprach Bussy, »meine Herren, im Namen des Himmels steht einem armen Edelmann bei, der noch entkommen kann, wenn Ihr ihm helft.«

»Was denkt Ihr, Monseigneur?« fragte mit halber Stimme einer, von den zwei Unbekannten.

»Unvorsichtiger!« sagte der Andere.

»Monseigneur!« rief Bussy, der dies gehört, so sehr hatte seine verzweifelte Lage die Schärfe seiner Sinne vermehrt, »Monseigneur! befreit mich, und ich vergebe Euch, dass Ihr mich verraten habt.«

»Hörst Du?« sagte der Verlarvte.

«Was befehlt Ihr?«

»Nun! dass Du ihn befreist …«

Dann fügte er mit einem Lachen, das seine Larve verbarg, bei:

»Von seinen Leiden …«

Bussy wandte den Kopf auf die Seite, von der die Stimme kam, die in einem solchen Augenblick mit spöttischem Tone zu sprechen wagte, und murmelte:

»Oh! ich bin verloren!«

In dieser Sekunde legte sich wirklich der Lauf einer Büchse an seine Brust, und der Schuss ging los.

Der Kopf von Bussy fiel auf seine Schulter und seine Hände wurden steif.

»Mörder! sei verflucht!« stammelte er.

Und er verschied, den Namen von Diana aussprechend.

Die Tropfen seines Blutes fielen von dem Gitter auf denjenigen, welchen man Monseigneur genannt hatte.

»Ist er tot?« riefen mehrere Menschen, die, nachdem sie die Türe gesprengt, am Fenster erschienen.

»Ja,« rief Aurilly, »doch flieht; bedenkt, dass Monseigneur der Herzog von Anjou der Beschützer und Freund von Herrn von Bussy war.«

Diese Menschen verlangten nicht mehr; sie verschwanden.

Der Herzog hörte das Geräusch ihrer Tritte sich entfernen, abnehmen und sich verlieren.

»Aurilly,« sagte der andere Verlarvte, »gehe nun in das Zimmer hinauf und wirf mir durch das Fenster den Leichnam des Monsoreau herab.«

Aurilly stieg hinaus, erkannte unter der unerhörten Zahl von Leichnamen den des Oberstjägermeisters, lud ihn auf seine Schultern und warf, wie es ihm sein Gefährte befohlen hatte, den Körper zum Fenster hinaus, und dieser bespritzte im Fallen auch mit seinem Blute die Kleider des Herzogs von Anjou.

Franz suchte unter dem Rocke des Oberstjägermeisters und zog die von seiner königlichen Hand unterzeichnete Allianzurkunde hervor.

»Da ist das, was ich suchte,« sagte er, »wir haben nun nichts mehr hier zu tun.«

»Und Diana?« fragte Aurilly vom Fenster aus.

»Meiner Treue! ich bin nicht mehr verliebt, und da sie uns nicht erkannt hat, so binde sie los, binde auch Saint-Luc los, und Beide mögen gehen, wohin sie wollen.«

Aurilly verschwand.