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Die Dame von Monsoreau

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»Das ist so beschlossen.«

»Und bei dem Namen des Vaters, bei dem Namen des Mädchens, bei dem Namen des Schlosses Méridor, bei dem Namen von Diana, ich habe Euer Wort?«

»Ihr habt es.«

»Bedenkt, dass sie benachrichtigt sind, dass sie in Angst den Erfolg Eurer Zusammenkunft mit diesem Mann erwarten.«

»Das Mädchen wird frei sein, darauf verpfände ich Euch mein Ehrenwort, Bussy.«

»Ah!« rief Bussy, »wenn Ihr dies tut, so seid Ihr in der Tat ein großer Fürst, Monseigneur.«

Und er nahm die Hand des Herzogs, diese Hand, welche so viele falsche Versprechungen unterzeichnet, so viele Schwüre gebrochen hatte, und küsste sie ehrfurchtsvoll.

In diesem Augenblick hörte man Tritte im Vorgemach.

»Hier kommt er,« sagte Bussy.

»Lasst Herrn von Monsoreau eintreten,« rief Franz mit einer Strenge, die Bussy als ein gutes Vorzeichen erschien.

Diesmal konnte der junge Edelmann, beinahe sicher, dass er das so sehr erstrebte Resultat erreichen werde, seinen Blick nicht abhalten, während er Monsoreau grüßte, eine leichte Tinte stolzer Ironie anzunehmen; der Oberstjägermeister empfing seinerseits den Gruß von Bussy mit jenem glasigen Blicke, hinter dem er seine Gefühle, wie hinter einer uneinnehmbaren Festung, verschanzte.

Bussy wartete in dem uns bereits bekannten Gange, in demselben Gange, wo La Mole in einer Nacht beinahe von Karl IX., Heinrich III., dem Herzog von Alençon und dem Herzog von Guise mit der Gürtelschnur der Königin Mutter erdrosselt worden wäre. Dieser Gang war, wie der Treppenplatz, zu dem er führte, im Augenblick gedrängt voll von Edelleuten, welche herbeikamen, um dem Herzog den Hof zu machen.

Bussy mischte sich unter sie, und Jeder beeiferte sich, ihm seinen Platz abzutreten, sowohl in Folge der Achtung, in der er stand, als wegen der Gunst, welcher er sich beim Herzog von Anjou erfreute. Der junge Edelmann verschloss alle seine Gefühle in seinem Innern und erwartete, ohne etwas von der furchtbaren Angst merken zu lassen, die er in seinem Herzen zusammendrängte, den Erfolg der Unterredung, bei der sein ganzes Glück auf dem Spiele stand.

Die Unterredung musste notwendig belebt sein: Bussy hatte genug von Herrn von Monsoreau gesehen, um zu begreifen, dass dieser sich nicht würde ohne Kampf zerstören lassen. Doch der Herzog durfte nur die Hand auf ihn legen, und wenn er sich nicht bog, so müsste er brechen.

Plötzlich ließ sich das wohlbekannte Geräusch der Stimme des Prinzen hören. Diese Stimme schien zu befehlen.

Bussy bebte vor Freude.

»Ah!« sagte er,«der Herzog hält mir Wort.«

Doch auf dieses Geräusch folgte kein zweites, und da Alle schwiegen und einander voll Unruhe anschauten, so herrschte bald eine tiefe Stille unter den Höflingen.

Gestört in seinem begonnenen Traum, nunmehr dem Strome der Hoffnung und dem Gegenstrome der Furcht unterworfen, fühlte Bussy beinahe eine Viertelstunde Minute für Minute vergehen.

Plötzlich öffnete sich die Zimmertüre des Herzogs und man hörte durch die Vorhänge freudige Stimmen hervordringen.

Bussy wusste, dass der Herzog mit dem Oberstjägermeister allein war, und dass ihre Unterredung, wenn sie ihren gewöhnlichen Gang gehabt hatte, in diesem Augenblick nichts weniger als lustig sein musste.

Diese Heiterkeit machte ihn beben.

Bald näherten sich die Stimmen; der Thürvorhang wurde aufgehoben. Monsoreau kam rückwärts und sich verbeugend heraus. Der Herzog begleitete ihn bis an die Grenze seines Zimmers und sagte:

»Gott befohlen, Freund; es ist eine abgemachte Sache.«

»Freund,« murmelte Bussy, »Gottes Blut! was bedeutet das?«

»Monseigneur,« sprach Monsoreau, immer gegen den Prinzen gewendet, »nach der Ansicht (Eurer Hoheit ist also nun das beste Mittel die Veröffentlichung?«

»Ja, ja,« antwortete der Herzog, »alle diese Geheimnisse sind Kindereien.«

»Also werde ich sie schon diesen Abend dem König vorstellen,« versetzte Monsoreau.

»Geht ohne Furcht, ich werde Alles vorbereiten.«

Der Herzog trat noch näher zu dem Oberstjägermeister und sagte ihm ein paar Worte in das Ohr.

»Es ist geschehen, Monseigneur.«

Monsoreau verbeugte sich zum letzten Male vor dem Herzog, welcher, ohne Bussy zu sehen, der unter den Falten eines Vorhanges, an den er sich anklammerte, um nicht zu fallen, verborgen war, die im Gange Anwesenden betrachtete.

»Meine Herren,« sprach Monsoreau, sich an die Edelleute wendend, welche auf ihre Reihe in der Audienz warteten und sich bereits vor einer Gunst verbeugten, bei deren Schimmer die von Bussy zu erbleichen schien, »meine Herren, erlaubt mir, Euch eine Neuigkeit zu verkündigen: Monseigneur gestattet mir so eben, meine Verheiratung mit Fräulein Diana von Méridor, meiner Gattin seit einem Monat, zu verkündigen und sie unter diesen Anspielen heute Abend dem Hofe vorzustellen.«

Bussy wankte; war der Schlag auch nicht mehr unerwartet, so war er doch so heftig, dass er dadurch niedergeschmettert zu werden befürchtete. Da streckte er den Kopf vor, und der Herzog und er, Beide bleich von sehr entgegengesetzten Gefühlen, wechselten einen Blick, der Verachtung von Seiten Bussys, des Schreckens von Seiten des Herzogs von Anjou.

Monsoreau durchschritt die Gruppe der Edelleute unter Komplimenten und Glückwünschen.

Bussy machte eine Bewegung, um auf den Herzog zuzugehen; doch der Herzog sah diese Bewegung und kam ihm zuvor, indem er den Türvorhang fallen hieß; zu gleicher Zeit schloss sich hinter dem Vorhange die Türe, und man hörte das Knirschen des Schlüssels im Schloss.

Bussy fühlte nun, wie sein Blut heiß und stürmisch nach seinen Schläfen und nach seinem Herzen floss. Seine Hand traf den an seinem Gürtel hängenden Degen und zog ihn maschinenmäßig halb aus der Scheite, denn die Leidenschaften nahmen bei diesem Manne einen unwiderstehlichen ersten Erguß; die Liebe aber, die ihn zu dieser Heftigkeit angetrieben hatte, lähmte seine ganze Hitze; ein bitterer, tiefer, stechender Schmerz erstickte seinen Zorn: statt anzuschwellen; zerriss sein Herz.

In diesem Paroxysmus zweier mit einander kämpfender Leidenschaften unterlag die Energie des jungen Mannes, wie mit einander, weil sie sich gegenseitig bei ihrer höchsten Ansteigung gestoßen, zwei zornige Wogen fallen, weiche den Himmel erklettern zu wollen schienen.

Bussy begriff, dass er, wenn er hier blieb, das Schauspiel seines wahnsinnigen Schmerzes geben musste; er folgte dem Gange, erreichte die geheime Treppe, stieg in den Hof des Louvre hinab, sprang auf sein Pferd und schlug im Galopp den Weg nach der Rue Saint-Antoine ein.

Der Baron und Diana erwarteten die von Bussy versprochene Antwort; sie sahen den jungen Mann bleich, mit verstörtem Gesicht und blutigen Augen erscheinen.

Diana begriff Alles und stieß einen Schrei aus.

»Madame,« rief Bussy, »verachtet mich, hasst mich; ich glaubte etwas in dieser Welt zu sein und bin nur ein Atom. Ich glaubte etwas zu vermögen und kann mir nicht einmal das Herz ausreißen. Madame, Ihr seid wirklich die Frau von Herrn von Monsoreau, seine gesetzliche, zu dieser Stunde anerkannte Frau, und sollt als solche noch diesen Abend vorgestellt werden. Ich aber bin ein armer Narr, ein elender Wahnsinniger, oder vielmehr, ja, wie Ihr sagtet, Herr Baron, der Herr Herzog von Anjou ist ein Feiger und ein Schändlicher.«

Und er verließ den Vater und die Tochter im höchsten Schrecken, und stürzte wahnsinnig vor Schmerz, trunken vor Wuth, aus dem Zimmer und durch die Gänge, sprang auf sein Pferd, drückte ihm beide Sporen in den Bauch, ließ, ohne zu wissen, wohin er ritt, die Zügel schießen, nur beschäftigt, sein unter seiner krampfhaften Hand tobendes Herz zurückzudrängen, und jagte fort, Schwindel und Schrecken auf seinem Wege verbreitend.

Siebenzehntes Kapitel
Was zwischen Monseigneur dem Herzog von Anjou und dem Oberstjägermeister vorgefallen war

Es ist nun Zeit, die plötzliche Veränderung zu erklären, welche sich in dem Benehmen des Herzogs von Anjou gegen Bussy bewerkstelligt hatte.

Als er Herrn von Monsoreau nach den Ermahnungen seines Edelmanns empfing, war er auf das Günstigste für die Pläne des letzteren gestimmt. Seine leicht reizbare Galle überströmte aus einem Herzen, welches von den zwei in demselben herrschenden Leidenschaften geschworen war: die Eitelkeit des Herzogs hatte ihre Wunde erhalten; die Furcht vor einem öffentlichen Lärmen, mit dem ihn Bussy im Namen von Herrn von Méridor bedrohte, peitschte noch viel schmerzhafter den Zorn von Franz.

Zwei Gefühle dieser Art bringen in ihrer Verbindung furchtbare Explosionen hervor, wenn das Herz, das dieselben enthält, mit Pulver gesättigten Bomben ähnlich, fest genug gebaut, hermetisch genug verschlossen ist, dass der doppelte Druck dasselbe zersprengt.

Herr von Anjou empfing den Oberstjägermeister mit einem von jenen strengen Gesichtern, welche die Unerschrockensten zittern machten, denn man kannte die Mittel von Franz im Punkte der Rache.

»Eure Hoheit hat mich rufen lassen?« sagte Monsoreau sehr ruhig und mit einem mit Vorhängen versehenen Blicke: denn gewohnt, die Seele des Prinzen zu beherrschen, erriet dieser Mann das ganze Feuer, das unter der scheinbaren Kälte brannte, und man hätte glauben sollen, das Gesicht des lebenden Wesens auf die leblosen Gegenstände übertragend, verlange er Rechenschaft von dem Zimmer über die Ansichten des Gebieters.

»Fürchtet nichts, mein Herr,« sprach der Herzog, der ihn begriffen hatte, »es ist Niemand hinter diesen Tapeten; wir können frei, und besonders offenherzig mit einander reden.«

Monsoreau verbeugte sich.

»Denn Ihr seid ein guter Diener, Herr Oberstjägermeister von Frankreich, und Ihr habt Anhänglichkeit für meine Person?«

»Ich glaube es, Hoheit.«

»Ich bin dessen gewiss, mein Herr; Ihr habt mich bei vielen Gelegenheiten über die gegen mich angezettelten Komplotte unterrichtet; Ihr habt mich, häufig Eure Interessen vergessend und Euer Leben auf das Spiel sehend, in meinen Unternehmungen unterstützt.«

 

»Hoheit …«

»Ich weiß es. Noch kürzlich, ich muss Euch daran erinnern, denn Ihr besitzt in der Tat so viel Zartgefühl, dass nie auch nur eine mittelbare Anspielung die von Euch geleisteten Dienste hervorhebt; noch kürzlich bei jenem unglücklichen Abenteuer …«

»Bei welchem Abenteuer, Monseigneur?«

»Beider Entführung von Fräulein von Méridor; armes Mädchen …«

»Ach!« murmelte Monsoreau, so, dass die Antwort nicht ernstlich auf das, was Franz gesagt hatte, anwendbar war.

»Nicht wahr, Ihr beklagt sie?« sprach der Letzte«, ihn auf einen sichern Boden führend.

»Beklagt Ihr sie nicht auch, Hoheit?«

»Ich? Oh! Ihr wisst, ob ich diese traurige Laune bereut habe! Und seht, ich bedurfte meiner ganzen Freundschaft für Euch, ich musste ganz so, wie ich es bin, an Eure guten Dienste gewöhnt sein, um zu vergessen, dass ich das Mädchen ohne Euch nicht entführt hätte.«

Monsoreau fühlte den Stich.

»Sollten dies nur einfach Gewissensbisse sein?« sagte er zu sich selbst.

»Monseigneur,« sprach er dann laut, »Eure natürliche Güte bringt Euch dazu, dass Ihr übertreibt: Ihr habt den Tod des Mädchens nicht mehr veranlasst, als ich selbst …«

»Wie so?«

»Ihr hattet sicherlich nicht die Absicht, die Gewalt bis zu dem Tode von Fräulein von Méridor zu treiben.«

»Oh! nein.«

»Dann spricht Euch die Absicht frei, Monseigneur; es ist ein Unglück, wie dergleichen der Zufall jeden Tag herbeiführt.«

»Und dann,« fügte der Herzog, seinen Blick in das Herz von Monsoreau tauchend, bei, »und dann hat der Tod Alles in seinen ewigen Fluss gehüllt.«

Die Stimme des Prinzen vibrierte so sehr, dass Monsoreau sogleich die Augen aufschlug und zu sich sagte:

»Das sind keine Gewissensbisse.«

»Monseigneur,« sprach er sodann, »darf ich offenherzig mit Eurer Hoheit reden?«

»Warum solltet Ihr zögern?« versetzte der Prinz mit einem Erstaunen, in das sich ein gewisser Stolz mischte.

»In der Tat,« sprach Monsoreau, »ich weiß nicht, warum ich zögern sollte.«

»Was wollt Ihr damit sagen?«

»Oh! Monseigneur, ich will damit sagen, dass bei einem durch seinen Verstand und durch den Adel seines Gemütes so erhabenen Prinzen die Offenherzigkeit fortan das Hauptelement bilden muss.«

»Fortan? Was hat das zu bedeuten?«

»Am Anfang hielt es Eure Hoheit nicht für geeignet, sich dieser Offenherzigkeit gegen mich zu bedienen.«

»Wirklich!« entgegnete der Herzog, in ein Gelächter ausbrechend, das einen wütenden Zorn offenbarte.

»Hört mich, Monseigneur,« sprach Monsoreau demütig. »Ich weiß, was mir Eure Hoheit sagen wollte.«

»Sprecht also.«

»Eure Hoheit wollte mir zu verstehen geben, Diana von Méridor wäre vielleicht nicht tot und überhöbe diejenigen, welche sich für ihre Mörder hielten, der Gewissensbisse.«

»Oh! wie viel Zeit habt Ihr gebraucht, mein Herr, um mir diese tröstliche Betrachtung anzustellen. Ihr seid, bei meinem Wort! ein treuer Diener. Ihr habt mich düster, bekümmert gesehen; Ihr habt mich von den traurigen Träumen sprechen hören, die mich seit dem Tode dieser Frau heimsuchten, mich, dessen Empfindlichkeit, Gott sei Dank, keine alltägliche ist; … und Ihr habt mich so leben lassen, während Ihr mir mit diesem einzigen Zweifel so viele Leiden ersparen konntet?… Wie soll ich ein solches Benehmen nennen, mein Herr?«

Der Herzog sprach diese Worte mit der ganzen Heftigkeit eines dem Ausbruche nahen Zornes.

»Monseigneur,« antwortete Monsoreau, »man sollte glauben, Eure Hoheit erhebe eine Anklage gegen mich …«

»Verräter!« rief plötzlich der Herzog, sich dem Oberstjägermeister einen Schritt nähernd, »ich erhebe sie und begründe sie … Du hast mich hintergangen! Du hast mir diese Frau genommen, die ich liebte.«

Monsoreau erbleichte furchtbar, verlor aber nichts von seiner ruhigen, beinahe stolzen Haltung.

»Das ist wahr,« sagte er.

»Ah! das ist wahr … der Unverschämte, der Dieb!«

»Wollt die Gnade haben, etwas leiser zu sprechen, Monseigneur,« versetzte Monsoreau immer gleich ruhig. »Eure Hoheit vergisst, dass sie mit einem Edelmann, mit einem guten Diener spricht.«

Der Herzog brach in ein krampfhaftes Gelächter aus.

«Mit einem guten Diener des Königs!« fuhr Monsoreau eben so unempfindlich, als vor dieser furchtbaren Drohung fort.

Der Herzog hielt bei diesem einzigen Worte an.

»Was wollt Ihr damit sagen?« murmelte er.

»Ich will damit sagen,« versetzte Monsoreau sanft und unterwürfig, »dass Monseigneur, wenn er sich die Mühe nehmen wollte, mich anzuhören, begreifen würde, ich habe diese Frau genommen, weil Seine Hoheit sie nehmen wollte.«

Erstaunt über so viel Kühnheit, fand der Herzog keine Antwort.

»Hört meine Entschuldigung,« sprach demütig der Oberstjägermeister, »ich liebte Fräulein von Méridor glühend.«

»Ich auch!« erwiderte Franz mit einer unbeschreiblichen Würde.

»Es ist wahr, Monseigneur, Ihr seid mein Herr, doch Fräulein von Méridor liebte Euch nicht.«

»Liebte sie Dich?«

»Vielleicht,« murmelte Monsoreau.

»Du lügst! Du lügst! Du hast ihr Gewalt angetan, wie ich ihr Gewalt antat. Nur bin Ich, der Herr, gescheitert, während es Dir, dem Knechte, gelungen ist. Ich habe nichts als die Macht, während Du den Verrat hattest.«

»Monseigneur, ich liebte sie.«

»Was liegt mir daran?«

»Monseigneur …«

»Drohungen, Schlange?«

»Monseigneur, nehmt Euch in Acht,« sprach Monsoreau, den Kopf senkend, wie der Tiger, der zum Sprung ansetzt. »Ich liebte sie, sage ich Euch, und ich bin keiner von Euren Knechten, wie Ihr Euch so eben äußertet. Meine Frau gehört mir, wie mein Grund und Boden. Niemand kann sie mir nehmen, nicht einmal der König. Ich wollte diese Frau besitzen und habe sie genommen.«

»Wahrhaftig,« sagte Franz, nach der auf dem Tische stehenden silbernen Glocke stürzend. »Du hast sie genommen, wohl! Du sollst sie auch zurückgeben.«

»Ihr täuscht Euch, Monseigneur,« rief Monsoreau ebenfalls nach dem Tische stürzend, um den Prinzen am Läuten zu verhindern. »Haltet Euren schlimmen Gedanken, mir zu schaden, zurück, denn wenn Ihr einmal rufen, wenn Ihr mir eine öffentliche Beleidigung antun würdet …«

»Du wirst diese Frau zurückgeben, sage ich Dir.«

»Sie zurückgeben, warum? … sie ist meine Frau, sie wurde mir vor Gott angetraut.«

Monsoreau rechnete auf die Wirkung dieses Wortes, aber der Prinz verließ seine zornige Haltung nicht und rief:

»Ist sie Deine Frau vor Gott, so wirst Du sie den Menschen zurückgeben!«

»Wie? Er weiß also Alles?« sagte Monsoreau.

»Ja, er weiß alles.

»Du wirst diese Heirat brechen, ich werde sie aufheben, und wärst Du hundertmal vor allen Göttern, die im Himmel regieren, verbunden.«

»Ah! Monseigneur, Ihr blasphemirt.«

»Morgen wird Fräulein von Méridor ihrem Vater zurückgegeben sein, morgen reisest Du in die Verbannung, die ich Dir auferlegen werde. In einer Stunde hast Du Deine Stelle als Oberstjägermeister verkauft, dies sind meine Bedingungen, wenn nicht, so nimm Dich in Acht, Vasall, ich zerbreche Dich, wie ich dieses Glas zerbreche.«

Und der Prinz ergriff eine Schale von emailliertem Kristall, ein Geschenk des Erzherzogs von Österreich, und schleuderte sie wie ein wütender gegen Monsoreau, der von ihren Splittern umhüllt wurde.

»Ich werde die Frau nicht zurückgeben, ich werde meine Stelle nicht verlassen, ich werde in Frankreich bleiben,« erwiderte Monsoreau auf Franz zulaufend.

»Warum dies, Verfluchter?«

»Weil ich mir Begnadigung vom König von Frankreich, von dem in der Sainte-Geneviève Abtei erwählten König erbitte, und weil der so gute, so edle, über die noch neue göttliche Gunst so glückliche Souverain sich nicht weigern wird, den ersten Supplicanten zu hören, der ein Gesuch an ihn richtet.«

Monsoreau hatte diese furchtbaren Worte stufenweise betont; das Feuer seiner Augen ging allmählich in sein Wort über, das zum Donner wurde.

Franz erbleichte, machte einen Schritt rückwärts, zog die schwere Tapete vor die Eingangstüre, nahm dann Monsoreau bei der Hand und sagte, jedes Wort kurz abstoßend, als ob er mit seinen Kräften zu Ende gewesen wäre:

»Es ist gut … es ist gut … tragt mir dieses Gesuch leiser vor, ich höre Euch.«

»Ich werde demütig sprechen,« sagte Monsoreau plötzlich wieder ruhig geworden, »demütig, wie es sich für den untertänigsten Diener Eurer Hoheit geziemt.«

Franz ging langsam in dem großen Gemache umher, und wenn er hinter die Tapeten schauen konnte, so schaute er jedes Mal.

Er schien nicht glauben zu können, die Worte von Monsoreau wären nicht gehört worden.

»Was sagtet Ihr?« fragte er.

»Ich sagte, Monseigneur, eine unselige Liebe habe Alles gemacht. Die Liebe, edler Herr, ist die gebieterischste der Leidenschaften … Um mich vergessen zu lassen, dass Eure Hoheit die Augen auf Diana geworfen hatte, musste ich nicht mehr meiner Herr sein.«

»Ich sagte es Euch, Graf, das ist ein Verrat.«

»Beugt mich nicht nieder, Monseigneur, hört vielmehr, welcher Gedanke mir kam. Ich sah Euch jung, reich, glücklich, ich sah Euch als den ersten Fürsten der christlichen Welt.«

Der Herzog machte eine Bewegung.

»Denn Ihr seid es,« flüsterte Monsoreau dem Herzog in das Ohr, »zwischen diesem obersten Range und Euch ist nur ein leicht zu zerstreuender Schatten … Ich sah den ganzen Glanz Eurer Zukunft, und dieses ungeheure Glück mit dem Wenigen vergleichend, nach dem Ich strebte, geblendet von Eurer zukünftigen Ausstrahlung, die mich beinahe verhinderte, die arme, kleine Blume zu sehen, welche ich zu besitzen wünschte, gebrechlich gegen Euch meinen Herrn, sagte ich mir »Überlassen wir den Prinzen seinen glänzenden Träumen, seinen herrlichen Entwürfen; das ist sein Ziel, ich suche das meinige im Schatten …. Er wird kaum meine Entfremdung bemerken, kaum wird er die armselige Perle, die ich seiner königlichen Binde raube, entschlüpfen fühlen.«

»Graf! Graf!« sprach der Herzog, unwillkürlich durch den Zauber dieses Gemäldes berauscht.

»Ihr werdet mir vergeben, nicht wahr, Monseigneur.«

In diesem Augenblick schlug der Herzog die Augen auf.

Er sah an der mit vergoldetem Leder tapezierten Wand das Portrait von Bussy, das er gern zuweilen anschaute, wie er einst das Portrait von La Mole angeschaut hatte. Dieses Portrait hatte ein so stolzes Auge, eine so erhabene Miene, das Bild hielt seinen Arm so herrlich auf der Hüfte gerundet, dass der Herzog Bussy selbst mit seinem Feuerauge aus der Mauer hervorkomme zu sehen glaubte, um ihn aufzufordern, Mut zu fassen und mutig zu handeln.

»Nein,« sagte er, »ich kann Euch nicht verzeihen; nicht meinetwegen übe ich Strenge, dessen ist Gott mein Zeuge, sondern weil ein Vater in Trauer, ein unwürdig missbrauchter Vater seine Tochter zurückverlangt, weil eine Frau, gezwungen Euch zu heiraten, um Rache gegen Euch schreit, weil mit einem Worte die erste Pflicht eines Fürsten Gerechtigkeit ist.«

»Monseigneur …«

»Ich sage Euch, es ist die erste Pflicht eines Fürsten, und ich werde Gerechtigkeit üben.«

»Wenn die Gerechtigkeit die erste Pflicht eines Fürsten ist,« entgegnete Monsoreau, »so ist die Dankbarkeit die erste Pflicht eines Königs … Monseigneur.«

»Nun!«

»Ihr habt mir die Krone zu verdanken, Sire.«

»Monsoreau!« rief der Herzog mit einem Schrecken, der noch größer war, als bei den ersten Angriffen des Oberstjägermeisters.

»Monsoreau!« wiederholte er zitternd und mit leiser Stimme, »seid Ihr ein Verräter gegen den König, wie Ihr ein Verräter gegen den Prinzen wart?«

»Ich halte mich an das, was mich stützt, Sire,« fuhr Monsoreau mit immer kräftigerer Betonung fort.

»Unglücklicher! …« sagte der Herzog, abermals das Portrait von Bussy anschauend. »Ich kann nicht! … Ihr seid ein ehrlicher Edelmann, Monsoreau, und begreift, dass ich das, was Ihr getan habt, nicht zu billigen vermag.«

»Warum dies, Monseigneur?«

»Weil es eine Eurer und meiner unwürdige Handlung ist … Verzichtet auf diese Frau. Oh! mein lieber Graf … noch dieses Opfer; mein lieber Graf, ich werde Euch durch Alles entschädigen, was Ihr von mir verlangen möget.«

»Eure Hoheit liebt also noch Diana von Méridor?« versetzte Monsoreau, bleich vor Eifersucht.

»Nein! nein! ich schwöre Euch, nein!«

»Nun, was kann dann Eure Hoheit bestimmen? Sie ist meine Frau; bin ich nicht ein guter Edelmann? Kann sich Jemand so in die Geheimnisse meines Lebens mischen?«

»Aber sie liebt Euch nicht.»

»Was ist daran gelegen!«

 

»Tut es meinetwegen, Monsoreau …«

»Ich kann nicht …«

»Dann …« sprach der Herzog in der furchtbarsten Verlegenheit, »dann …«

»Überlegt es Euch, Sire!«

Der Herzog wischte sich den Schweiß ab, der bei dem von dem Grafen ausgesprochenen Titel auf seine Stirne trat.

»Ihr werdet mich angeben …«

»Dem von Euch entthronten König, ja, Eure Majestät, denn verletzte mich mein neuer Fürst in meiner Ehre, in meinem Glück, so würde ich zu dem alten zurückkehren.«

»Das ist schändlich!«

»Allerdings, Sire, doch ich liebe hinreichend, um schändlich zu sein.«

»Das ist feig!«

»Ja, Eure Majestät, doch ich liebe hinreichend, um feig zu sein.«

Der Herzog machte eine Bewegung gegen Monsoreau. Dieser aber hielt ihn durch einen einzigen Blick, durch ein einziges Lächeln zurück und sprach:

»Ihr werdet nichts dabei gewinnen, wenn Ihr mich tötet, Monseigneur; es gibt Geheimnisse, welche mit den Leichnamen obenauf schwimmen! Bleiben wir, Ihr ein König voll Milde, ich, der demütigste Eurer Untertanen!«

Der Herzog presste die Finger heftig an einander und zerriss sie, sich mit den Nägeln.

»Auf! auf, mein guter Herr! Tut etwas für den Mann, der Euch am Besten in der ganzen Sache gedient hat.«

Franz stand auf.

»Was verlangt Ihr?« sagte er.

»dass Eure Majestät …«

»Unglücklicher! Unglücklicher! ich soll Dich also anflehen?«

»O Monseigneur!« rief Monsoreau, sich verbeugend.

»Sprecht!« murmelte Franz.

»Monseigneur, Ihr werdet mir verzeihen?«

»Ja.«

»Monseigneur, Ihr werdet mich mit Herrn von Méridor aussöhnen?«

»Ja.«

»Monseigneur, Ihr werdet meinen Heiratsvertrag mit Fräulein von Méridor unterzeichnen?«

»Ja,« machte der Herzog mit einer erstickten Stimme.

»Und Ihr werdet meine Frau durch ein Lächeln auszeichnen an dem Tage, an welchem sie in Zeremonie im Kreise der Königin erscheint, der ich sie vorzustellen die Ehre zu haben wünsche?«

»Ja,« sprach Franz, »ist das Alles?«

»Durchaus Alles, Monseigneur.«

»Geht, Ihr habt mein Wort.«

»Und Ihr,« sagte Monsoreau, sich dem Ohre des Herzogs nähernd, »Ihr werdet den Thron behalten, den Ihr mit meiner Hilfe bestiegen habt! Gott befohlen, Sire.«

Diesmal sagte er es so leise, dass die Harmonie des Wortes dem Prinzen süß dünkte.

»Nun muss ich nur noch erfahren, durch wen der Herzog unterrichtet worden ist,« dachte Monsoreau.