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Die Dame von Monsoreau

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Vierzehntes Kapitel
Wie Chicot, nachdem er ein Loch mit dem Bohrer gemacht hatte, eines mit dem Degen macht

Als Meister Nicolas David denjenigen erkannte, von welchem er wusste, dass er sein Todfeind war, konnte er sich einer Bewegung des Schreckens nicht erwehren.

Gorenflot benutzte diesen Augenblick, um sich auf die Seite zu werfen und auf diese Art der geraden Linie zwischen seinem Halse und dem Degen des Advokaten auszuweichen.

«Zu Hilfe!« rief er, »herbei, zu Hilfe, man erwürgt mich.«

»Ah! ah! lieber Herr David,« sagte Chicot, »Ihr seid es also?«

»Ja,« stammelte David, »ja allerdings, ich bin es.«

»Entzückt, Euch wiederzutreffen,« versetzte der Gascogner.

Dann sich gegen Gorenflot umwendend:

»Mein lieber Gorenflot, Deine Gegenwart als Mönch war so eben hier sehr notwendig, weil man den Herrn für sterbend hielt; aber nun, da sich der Herr besser befindet, braucht er keinen Beichtiger mehr, und er wird es mit einem Edelmann zu tun haben.«

David suchte höhnisch zu lächeln.

»Ja, mit einem Edelmann,« fuhr Chicot fort, »mit einem Edelmann, der Euch zeigen wird, dass er von guter Abkunft ist. Mein lieber Gorenflot,« sagte er, sich an den Mönch wendend, »thut mir die Liebe, stellt Euch als Schildwache auf den Ruheplatz, verhindert Jedermann, wer es auch sein mag, mich in der kleinen Unterredung zu stören, die ich mit diesem Herrn pflegen werde.«

Gorenflot war nichts erwünschter, als sich in einer gewissen Entfernung von Nicolas David zu befinden; er beschrieb auch rasch den Kreis, den er zu durchlaufen hatte, indem er sich so nahe als möglich an die Mauer drückte, und sobald er die Türe erreicht hatte, stürzte er hinaus, um hundert Pfund leichter, als er es bei seinem Eintritt gewesen war.

Chicot schloß die Türe hinter ihm und stieß immer mit demselben Phlegma den Riegel vor.

David hatte Anfangs diesen Eingang mit einer Bestürzung betrachtet, welche von dem Unvorhergesehenen der Lüge herrührte; doch auf seine wohlbekannte Stärke in den Waffen und darauf sich verlassend, dass er mit dem Einzelnen allein war, beruhigte er sich wieder, und als der Gascogner sich umwandte, fand er ihn auf den Fuß des Bettes gestützt, seinen Degen in der Hand und ein Lächeln auf den Lippen.

»Kleidet Euch an, mein Herr,« sagte Chicot, »ich werde Euch die Zeit dazu lassen, denn ich will keinen Vorteil über Euch haben. Ich weiß, dass Ihr ein mutiger Fechter seid und den Degen handhabt, wie Leclerc in Person, doch das ist mir vollkommen gleich.«

»Der Spaß ist gut,« erwiderte David lachend.

»Ja, es kommt mir wenigstens so vor, da ich ihn mache, und er wird Euch, der Ihr ein Mann von Geschmack seid, sogleich noch viel besser vorkommen. Wisst Ihr, was ich in diesem Zimmer suche, Meister Nicolas?«

»Den Rest der Steigriemenhiebe, die ich Euch im Namen des Herzogs von Mayenne an dem Tage, wo Ihr so leicht durch das Fenster spranget, erteilte.«

»Nein, mein Herr, ich kenne die Rechnung und werde die Hiebe, seid unbesorgt, demjenigen zurückgeben, welcher sie mir erteilen ließ. Was ich hier suche, ist eine gewisse Genealogie, welche Herr Peter von Gondy ohne zu wissen, was er trug, nach Avignon brachte, und ohne zu wissen, was er zurücktrug, Euch so eben übergeben hat.« David erbleichte.

»Welche Genealogie?« sagte er.

»Die der Herren von Guise, welche, wie Ihr wisst, in gerader Linie von Karl dem Großen abstammen.«

»Ah! ah!« rief David, »Ihr seid also ein Spion, mein Herr; ich glaubte, Ihr wäret nur ein Narr.«

»Mein lieber Herr David, ich werde, wenn es Euch genehm ist, bei Gelegenheit das Eine und das Andere sein; Spion, um Euch hängen zu lassen, Narr, um darüber zu lachen.«

»Mich hängen lassen?«

»Hoch und kurz, mein Herr. Ihr werdet hoffentlich nicht auf das Köpfen Anspruch machen wollen, das ist nur gut für Edelleute.«

»Und wie wollt Ihr das anfangen?«

»Die Sache ist ganz einfach; ich erzähle nur die Wahrheit. Ich muss Euch sagen, lieber Herr David, dass ich im vergangenen Monat der kleinen Versammlung beigewohnt habe, welche im Sainte-Geneviève Kloster zwischen den durchlauchtigsten Herren von Guise und Frau von Montpensier gehalten wurde.«

»Ihr?«

»Ja, ich war in dem Beichtstuhle dem Eurigen gegenüber einquartiert; nicht wahr, man ist sehr schlecht darin? Um so schlechter, wenigstens was mich betrifft, als ich, um herauszugehen, warten musste, bis Alles vorüber war, und die Sache sehr lange nicht endigen wollte. Ich wohnte also den Reden von Herrn von Monsoreau, von Meister La Hurière und einem gewissen Mönche bei, dessen Namen ich vergessen habe, der mir aber sehr beredt vorkam. Ich kenne die Geschichte der Krönung von Herrn von Anjou, welche etwas weniger belustigend war, dagegen fand ich das kleine Stück höchst komisch; man spielte die Genealogie der Herren von Lothringen, durchgesehen, vermehrt und verbessert von Meister Nicolas David. Es war ein gar possierliches Stück, dem nichts mehr fehlte, als die Visa Seiner Heiligkeit.«

»Ah! Ihr kennt die Genealogie?« sagte David, der, kaum an sich haltend, voll Zorn auf seine Lippen biß.

»Ja, und ich fand sie unendlich geistreich, besonders in Beziehung auf das salische Gesetz. Nur ist es ein Unglück, so viel Geist zu besitzen: man macht dadurch, dass man gehenkt wird; bewogen von einem zärtlichen Interesse für einen so geistreichen Mann, sagte ich mir auch: Wie, ich sollte ihn henken lassen, diesen braven Herrn David, einen sehr angenehmen Fechtmeister, einen Advokaten erster Stärke, einen meiner guten Freunde endlich, während ich ihn im Gegenteil nicht nur vor dem Strange retten, sondern auch sein Glück machen kann, das Glück von diesem braven Advokaten, von diesem guten Fechtmeister, von diesem vortrefflichen Freunde, von dem Ersten, der, das Maß meines Rückens nehmend, mir das Maß meines Herzens gegeben hat; nein, das soll nicht sein. Als ich Euch sodann von einer Reise sprechen hörte, fasste ich den Entschluss, da mich nichts zurückhielt, mit Euch, das heißt hinter Euch zu reisen. Ihr seid durch die Porte Bordelle hinaus geritten, nicht wahr? Ich beobachtete Euch, Ihr habt mich nicht gesehen und darüber wundere ich mich nicht, denn ich war gut verborgen; von diesem Augenblick folgte ich Euch, verlor Euch bald aus dem Gesicht, erwischte Euch bald wieder, und hatte viel Mühe, das versichere ich Euch. Endlich kamen wir in Lyon an; ich sage wir, denn eine Stunde nach Euch war ich in demselben Gasthofe wie Ihr einquartiert, nicht allein in demselben Gasthofe mit Euch, sondern auch in dem Zimmer nebenan; seht, in diesem, das von dem Eurigen nur durch eine einfache Scheidewand getrennt ist; Ihr könnt Euch wohl denken, dass ich nicht, Euch unablässig mit den Augen verfolgend, von Paris nach Lyon gereist bin, um Euch hier aus dem Gesicht zu verlieren. Nein, ich habe ein kleines Loch gebohrt, mit dessen Hilfe ich Euch, so viel ich wollte, zu beobachten vermochte, und ich gestehe, ich machte mir das Vergnügen mehr als einmal des Tages. Endlich wurdet Ihr krank; der Wirt wollte Euch vor die Türe setzen, Ihr hattet eine Zusammenkunft mit Herrn von Gondy im Schwanen des Kreuzes verabredet; Ihr befürchtetet, er könnte Euch anderswo nicht finden, oder wenigstens nicht so schnell finden. Eure Krankheit war ein Auskunftsmittel, durch das ich mich nur halb betören ließ; da Ihr jedoch im Ganzen wirklich krank sein konntet, da wir Alle sterblich sind, eine Wahrheit, von der ich Euch sogleich zu überzeugen suchen werde, so schickte ich Euch einen braven Mönch, meinen Freund, meinen Gefährten, um Euch zur Reue zu ermahnen, zur Bekehrung zurückzuführen; doch, ein verhärteter Sünder, wie Ihr seid, wolltet Ihr ihm mit Eurem Raufdegen die Gurgel durchbohren, ohne an die Maxime des Evangeliums zu denken: Wer mit dem Schwerte schlägt, wird durch das Schwert sterben. Da kam ich, mein lieber Herr David, und sagte zu Euch: Hört, wir sind alte Bekannte, alle Freunde; machen wir die Sache mit einander ab; sprecht, nun, da Ihr auf dem Laufenden seid, wollt Ihr die Sache abmachen?«

»Auf welche Weise?«

»Auf die Weise, auf welche sie sich geordnet hätte, wenn Ihr wirklich krank gewesen wäret, meinem Freunde Gorenflot gebeichtet und ihm die Papiere, die er von Euch verlangte, zugestellt haben würdet. Dann hatte ich Euch vergeben und sogar von ganzem Herzen ein in manus, für Euch gesagt. Nun, ich werde nicht bei dem Lebendigen sein, als bei dem Todten, und ich habe Euch nur noch Folgendes zu bemerken: die Fechtkunst, die Reitkunst, die Chicane, die Kunst, dicke Börsen in große Taschen zu stecken, Alles versteht Ihr. Es wäre ärgerlich, wenn ein Mann wie Ihr plötzlich aus der Welt verschwände, in der er ein so schönes Glück zu machen bestimmt ist. Wohl, mein lieber Herr David, lasst die Verschwörungen. Vertraut Euch mir. Brecht mit den Guisen. Gebt mir Eure Papiere, und so wahr ich ein Edelmann bin! ich schließe Euren Frieden mit dem König.«

»Während im Gegenteil, wenn ich sie Euch nicht gebe?« fragte Nicolas David.

»Ah! Wenn Ihr sie mir nicht gebt, dann ist es etwas Anderes. So wahr ich ein Edelmann bin, ich tödte Euch! Ist das immer noch komisch, lieber Herr David?«

»Immer mehr,« antwortete der Advokat, seinen Degen streichelnd.

»Doch wenn Ihr sie mir gebt,« fuhr Chicot fort, »wenn Ihr sie mir gebt, so ist Alles vergessen; Ihr glaubt mir vielleicht nicht, Herr David, denn Ihr habt eine schlimme Natur, und bildet Euch ein, mein Groll habe sich in mein Herz eingegraben, wie der Rost in das Eisen. Nein, ich hasse Euch, das ist wahr, doch ich hasse Herrn von Mayenne mehr als Euch; gebt mir das Mittel, durch das ich Herrn von Mayenne zu Grunde richten kann, und ich rette Euch. Und dann, soll ich noch ein paar Worte beifügen, die Ihr nicht glauben werdet, Ihr, der Ihr nur Euch selbst liebt? Wohl! ich liebe den König, so nichtig, so verdorben, so ausgeartet er auch ist, ich liebe den König, der mir eine Zuflucht, Schutz gegen Euren Schlächter von Mayenne gegeben hat, welcher bei Nacht an der Spitze von fünfzehn Banditen auf dem Platze des Louvre mordet! Ihr wisst, wen ich meine, den armen Saint-Mégrin; wart Ihr nicht einer von seinen Henkern? Nicht? desto besser, ich glaubte es so eben, und glaube es jetzt noch viel mehr. Nun! er soll ruhig regieren, mein armer König Heinrich, was bei den Mayenne und den Genealogien von Nicolas David unmöglich ist. Überliefert mir also diese Genealogie, und so wahr ich ein Edelmann bin, ich verschweige Euren Namen und mache Euer Glück.«

 

Während dieser langen Auseinandersetzung seiner Gedanken beobachtete Chicot David als ein verständiger und fester Mann. Im ganzen Verlaufe dieser Prüfung sah er nicht ein einziges Mal die stählerne Fiber, welche das starre Auge des Advokaten erweiterte, sich abspannen; nicht ein einziger guter Gedanke hellte seine düsteren Züge auf, nicht ein Umschlag des Herzens erweichte seine krampfhaft an den Degen gepresste Hand.

»Vorwärts,« sagte Chicot, »ich sehe, dass all meine Beredsamkeit verloren ist und dass Ihr mir nicht glaubt; es bleibt mir nur noch ein Mittel, Euch einmal für Eure alten Unbilden gegen mich zu bestrafen und dann die Erde von einem Manne zu befreien, der weder mehr an die Redlichkeit, noch an die Menschlichkeit glaubt. Ich werde Euch hängen lassen. Gott befohlen, mein Herr David.«

Hiernach machte Chicot einen Schritt rückwärts gegen die Türe, ohne den Advokaten aus dem Gesicht zu verlieren.

Dieser machte einen Schritt vorwärts.

»Und Ihr glaubt, ich werde Euch weggehen lassen?» rief der Advokat, »nein, mein schöner Spion; nein, Chicot, mein Freund; wenn man Geheimnisse weiß, wie die der Genealogie, so stirbt man! Wenn man Nicolas David bedroht, so stirbt man! Wenn man hier eingetreten ist, wie Du eingetreten bist, so stirbt man!«

»Ihr macht mir die Sache ganz bequem,« antwortete Chicot mit derselben Ruhe, »ich zögerte nur, weil ich sicher bin, dass ich Euch töten werde. Crillon lehrte mich, als er vor zwei Monaten mit mir focht, einen eigentümlichen Stoß, einen einzigen; doch er wird bei meiner Ehre genügen. Übergebt mir die Papiere,« fügte er mit einer furchtbaren Stimme bei, »oder ich töte Euch! und ich will Euch sagen wie: Ich durchbohre Euch die Gurgel an derselben Stelle, an welcher Ihr meinem Freunde Gorenflot zur Ader lassen wolltet.«

Chicot hatte nicht sobald diese Worte vollendet, als David mit einem wilden Gelächter auf ihn losstürzte; Chicot empfing ihn mit dem Degen in der Faust.

Die zwei Gegner waren ungefähr von demselben Wuchs, doch die Kleider von Chicot verbargen seine Magerkeit, während nichts die lange, dünne und biegsame Gestalt des Advokaten verbarg.

Er sah aus wie eine gestreckte Schlange, so sehr verlängerte sein Arm seinen Kopf, so sehr bewegte sich sein behender Degen wie ein dreifacher Wurfspieß; aber er hatte es, wie es ihm Chicot vorhergesagt, mit einem harten Gegner zu tun; Chicot, der beinahe jeden Tag sich mit dem König in den Waffen übte, war einer der stärksten Fechter geworden; dies konnte Nicolas David wahrnehmen, als er immer das Eisen seines Feindes fand, auf welche Weise er ihn auch angreifen mochte.

Er machte einen Schritt rückwärts.

»Ah! ah!« sagte Chicot, »nicht wahr, Ihr fangt an zu begreifen? Wohl! noch einmal, die Papiere.«

David warf sich statt jeder Antwort abermals auf den Gascogner, und es entspann sich ein zweiter, längerer, erbitterterer Kampf, obgleich sich Chicot auf das Parieren beschränkte und noch keinen Stoß getan hatte.

Dieser zweite Kampf endigte sich wie der erste dadurch, dass der Advokat einen Schritt rückwärts machte.

»Ah! ah!« rief Chicot. »nun ist die Reihe an mir.«

Und er tat einen Schritt vorwärts.

Während er vortrat, wich David von der Klinge, um ihn zurückzuhalten. Chicot parierte Prime, band den Degen seines Gegners Terz auf Terz, und traf ihn auf die Stelle, die er ihm vorher bezeichnet hatte. Er bohrte ihm die Hälfte seines Degens in die Gurgel.

»Das ist der Stoß,« sagte Chicot.

David antwortete nicht; er fiel sogleich, einen Mund voll Blut ausspeiend, vor Chicot nieder.

Chicot wich einen Schritt zurück.

Obgleich auf den Tod verwundet, kann eine Schlange sich noch aufrichten und beißen.

Doch David versuchte es in einer natürlichen Bewegung, sich zu seinem Bette zu schleppen, als wollte er noch sein Geheimnis verteidigen.

»Ah!« rief Chicot, »ich hielt Dich für einen listigen, verschlagenen Burschen und Du bist im Gegenteil ein dummer Tölpel. Ich wusste den Ort nicht, wo Du Deine Papiere verborgen hattest, Du aber zeigst mir denselben.«

Und während David sich in den Zuckungen des Todeskampfes krümmte, hob Chicot die Matratze auf und fand unter dem Kopfkissen eine kleine Pergamentrolle, die David, da er nicht wusste, welche Katastrophe ihn bedrohte, nicht besser zu verbergen bemüht gewesen war.

In dem Augenblick, wo er sie öffnete, um sich zu versichern, es wäre wirklich das gesuchte Papier, erhob sich David in der höchsten Wut, fiel aber sogleich wieder zurück und gab den letzten Seufzer von sich.

Chicot durchlief zuerst mit einem vor Freude und Stolz funkelnden Auge das durch Peter von Gondy von Avignon überbrachte Papier.

Getreu der Politik des Souverain der Kirche seit seiner Thronbesteigung, hatte der Legat unten an das Papier geschrieben:

»Fiat ut voluit Deus: Deus jura hominum fecit.«

»Das ist ein Papst, der den Allerchristlichsten König sehr schlecht behandelt,« sagte Chicot.

Und er legte das Pergament sorgfältig zusammen und steckte es in die sicherste Tasche seines Wammses, nämlich in die, welche unmittelbar an seiner Brust ruhte.

Dann nahm er den Körper des Advokaten, der beinahe ohne Blut zu vergießen gestorben war, denn die Natur der Wunde hatte die Blutung nach Innen zusammengedrängt, legte ihn so in sein Bett, dass das Gesicht dem Bettgange zugewendet war, öffnete wieder die Türe und rief Gorenflot.

Gorenflot trat ein.

»Wie bleich seht Ihr aus!« sagte der Mönch.

«Ja,« versetzte Chicot, »die letzten Augenblicke dieses armen Mannes haben mich einigermaßen erschüttert.«

»Er ist also tot?« fragte Gorenflot.

»Man hat alle Ursache, es zu glauben.«

»Er befand sich doch vorhin noch so wohl.«

»Nur zu wohl. Er wollte schwer verdauliche Dinge, essen und ist wie Anakreon dadurch gestorben, dass er falsch geschluckt hat.«

»Oh! oh! der Schuft wollte mich erdrosseln, mich, einen Mann der Kirche, das wird ihm Unglück gebracht haben.«

»Vergebt ihm, Gevatter, Ihr seid ein Christ.«

»Ich vergebe ihm, obgleich er mir sehr bange gemacht hat.«

»Das ist noch nicht Alles,« sprach Chicot, »es geziemt sich, dass Ihr einige Kerzen anzündet und ein paar Gebete bei seiner Leiche murmelt.«

»Warum dies?«

Dies war, wie man sich erinnert, das gewöhnliche Wort von Gorenflot.

»Wie! warum dies? Um nicht verhaftet und als Mörder in das Stadtgefängnis gebracht zu werden.«

»Ich! der Mörder dieses Menschen! Geht doch, er wollte mich erwürgen.«

»Mein Gott, ja! Und da es ihm nicht gelungen ist, so hat der Zorn sein Blut in Aufruhr gebracht; ein Gefäß wird in seiner Brust gesprungen sein; und gute Nacht! Ihr seht, dass Ihr im Ganzen die Ursache seines Todes seid, Gorenflot. Allerdings eine unschuldige Ursache; doch gleichviel! Mittlerweile bis Eure Unschuld erkannt ist, dürfte man gar schlimm gegen Euch verfahren.«

»Ich glaube, dass Ihr Recht habt, Meister Chicot,« sprach der Mönch.

»Um so mehr Recht, als in dieser guten Stadt Lyon ein etwas zäher Official ist.«

»Jesus,« murmelte der Mönch.

»Tut also, was ich Euch sage, Gevatter.«

»Was soll ich tun?«

»Quartiert Euch hier ein, sprecht mit Salbung alle Gebete, welche Ihr wisst, und sogar diejenigen, welche Ihr nicht wisst, und wenn der Abend gekommen ist und Ihr allein seid, so verlasst den Gasthof nicht langsam, nicht eilig; Ihr kennt die Werkstätte des Hufschmieds, welche die Straßenecke bildet?«

»Gewiss, dort habe ich gestern Abend diesen Schlag bekommen,« sagte Gorenflot, sein schwarz umkreistes Auge zeigend.

»Rührende Erinnerung! Nun, ich werde Sorge tragen, dass Ihr daselbst Euer Pferd findet, versteht Ihr? Ihr steigt auf, ohne irgend Jemand eine Erklärung zu geben; und wenn Euch das Herz nur noch Etwas sagt, so kennt Ihr die Straße nach Paris; in Villeneuve-le-Roi verkauft Ihr Euer Pferd und nehmt wieder Panurgos.«

»Ah! der gute Panurgos. Ihr habt Recht, es wird mich unendlich freuen, ihn wiederzusehen, denn Ich liebe ihn. Doch wie soll ich bis dahin leben?« fügte der Mönch mit kläglichem Tone bei.

»Wenn ich gebe, so gebe ich und lasse meine Freunde nicht betteln, wie man es in dem Sainte-Geneviève Kloster macht; nehmt!«

Und Chicot zog eine Faust voll Thaler aus seiner Tasche und legte sie in die breite Hand des Mönchs.

»Edelmütiger Mann!« rief Gorenflot bis zu Thränen gerührt, »lasst mich bei Euch in Lyon bleiben. Ich liebe Lyon, es ist die zweite Hauptstadt des Königreiches und eine gastfreundliche Stadt.«

»Begreifst Du denn nicht, dreifaches Tier, dass ich nicht bleibe, dass ich abreise, und zwar so schnell, dass ich Dich nicht auffordern kann, mir zu folgen.«

»Euer Wille geschehe, Herr Chicot,« sprach Gorenflot in sein Schicksal ergeben.

»So ist es gut, so liebe ich Dich, Gevatter,« sagte Chicot.

Und er setzte den Mönch neben das Bett, ging zum Wirt hinab, nahm ihn bei Seite und sprach zu ihm:

»Meister Bernouillet, es ist, ohne dass Ihr es vermutet, ein großes Ereignis in Eurem Hause vorgefallen.«

»Bah!« erwiderte der Wirt mit erschrockenen Augen, »was gibt es denn?«

»Dieser wütende Royalist, dieser Verräter der Religion, dieser abscheuliche Begünstiger der Hugenotten …«

»Nun!«

»Er hat diesen Morgen den Besuch eines Boten von Rom bekommen.«

»Ich weiß es wohl, denn ich habe es Euch selbst gesagt.«

»Unser heiliger Vater, der Papst, dem alle zeitliche Gerechtigkeit auf dieser Welt übertragen ist, unser heiliger Vater, der Papst, schickte ihn unmittelbar zu dem Verschwörer; nur wusste der Verschwörer aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in welcher Absicht.«

»In welcher Absicht schickte er ihn denn?«

»Geht hinauf in das Zimmer Eures Gastes, Meister Bernouillet, hebt seine Decke ein wenig auf, betrachtet ihn in der Gegend des Halses und Ihr werdet es erfahren.«

»Hollah! Ihr erschreckt mich!«

»Ich sage Euch nicht mehr. Diese Gerechtigkeit ist in Eurem Hause gepflogen worden, Meister Bernouillet. Es ist eine sehr große Ehre, die Euch der Papst erweist.«

Hiernach drückte Chicot seinem Wirte zehn Goldthaler in die Hand, ging in den Stall und ließ die zwei Pferde herausführen.

Der Wirt flog indessen leichter als ein Vogel seine Treppe hinauf und trat in das Zimmer von Nicolas David.

Er fand hier Gorenflot im Gebet.

Rasch näherte er sich dem Bette und hob gemäß der ihm erteilten Instruktion die Decke auf.

Er fand die Wunde noch frischrot an der bezeichneten Stelle, doch der Körper war bereits kalt.

»So sterben alle Feinde der heiligen Religion,« sprach der Wirt, indem er Gorenflot ein Zeichen des Einverständnisses machte.

»Amen!« antwortete der Mönch.

Diese Ereignisse fielen ungefähr um dieselbe Zeit vor, wo Bussy in die Hände des alten Barons, der sie für tot hielt, Diana von Méridor zurückgab.