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Der Graf von Moret

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Zweiter Teil

I.
Die Komödie beginnt

Es war in der Tat das erste Mal, dass der Prinz von Orleans sich öffentlich und vor einer großen Gesellschaft, bei Marie von Gonzaga zeigte.

Man konnte leicht sehen, dass er diesmal auf seinen Anzug eine besondere Sorgfalt verwendet hatte. Er trug ein Wams von weißem Samt, mit Gold eingefasst und einen gleichen Mantel mit kirschroten Seidenfutter. Seine Beinkleider waren von kirschrotem Samt; in der Hand trug er, denn er hatte, gegen seine Gewohnheit, beim Antritte in den Saal sein Haupt entblößt, einen weißen Filzhut mit kirschroter Feder und diamantener Agraffe. Schleifen in den beiden von ihm angenommenen Farben waren an seinem Wamse, sowie an seinen Beinkleidern, befestigt.

Monseigneur Gaston wurde wenig geliebt, noch weniger geachtet. Wir erwähnten bereits, wie nachteilig ihm in jener mutigen, eleganten und ritterlichen Welt sein Benehmen bei dem Prozesse Chalais gewesen war. Ein allgemeines Schweigen empfing ihn.

Als er angemeldet worden war, hatte Marie von Gonzaga mit der Herzogin-Witwe von Longueville einen Blick des Einverständnisses gewechselt. Im Laufe des Tages war an die Herzogin von Longueville ein Brief des Prinzen gelangt, worin er für den Abend seinen Besuch ankündigte und sich die Gunst einer kurzen ungestörten Unterredung mit Marie erbat, da er ihr Dinge von der höchsten Wichtigkeit mitzuteilen habe.

Er ging auf die Prinzeß Marie zu, indem er die Melodie eines Jagdliedes vor sich hin pfiff, aber da man allgemein wusste, dass er selbst in Gegenwart der Königin sich des Pfeifens nicht erwehren konnte, fiel diese Unart Niemanden auf, und die Prinzeß reichte ihm lächelnd ihre Hand.

Der Prinz küsste dieselbe, indem er sie heftig und lange an seine Lippen gepresst hielt, dann begrüßte er höflich die Herzogin von Longueville. machte eine leichte Verneinung gegen Frau von Combalet, und sich dann an die Herren und Damen wendend, welche die Prinzeß im Kreise umstanden, sagte er:

»Meiner Treu meine Herren und Damen, ich habe in diesem Augenblicke nichts Angelegentlicheres zu tun, als Euch die neue Erfindung des Herrn von Souscarières zu empfehlen. Es gibt auf meine Ehre nichts Bequemeres. Kennt Ihr die neue Einrichtung, Prinzeß?«

»Nein, Monseigneur, ich hörte erst vor wenigen Minuten von einigen meiner Gäste davon reden, die sich dieses neuen Mittels bedienten, um hierher zu kommen.«

»Es ist in der Tat sehr bequem, und obwohl wir keine sehr guten Freunde sind, ich und der Herr Kardinal, so so kann ich ihm doch für diese Erfindung, auf die er Herrn von Bellegarde ein Privilegium erteilte, nur meinen Beifall zollen. Dessen Vater, der Oberstallmeister, hat in seinem ganzen Leben nicht Ähnliches erfunden, und ich möchte den Vorschlag machen, die Einkünfte aller seiner Ämter auf seinen Sohn zu übertragen, um denselben für den uns geleisteten Dienst zu belohnen. Ich empfehle Euch die Sänfte, Herzog —« sagte der Prinz, sich an Montmorency wendend, und ihn mit einer Beugung des Kopfes grüßend.

»Ich habe mich einer solchen heute bedient,« sagte der Herzog sich verneigend, »und bin mit Eurer Hoheit einverstanden.«,

Gaston wandte sich nun an den Herzog von Guise.

»Guten Abend, Vetter, was gibt es Neues über den Krieg?«

»Darüber muss man Euch fragen, Monseigneur.« lautete die Antwort; »je näher uns die Sonnenstrahlen sind, desto besser werden wir von ihnen beleuchtet.«

»Ja, wenn sie uns nicht blenden. Was mich betrifft, so bin ich in politischen Dingen sehr blödsichtig, und wenn es so fortgeht, werde ich die Prinzeß Marie ersuchen müssen, für mich ein Zimmer bei ihren Nachbarn, den Dreihundert, welche das schöne Spital bewohnen, zu erbitten.«

»Wenn Eure Hoheit nach Neuigkeiten begierig sind, so werden wir mit solchen dienen können. Fräulein Isabella von Lautrec hat uns wissen lassen, dass sie, da ihr Dienst bei der Königin heute zu Ende geht, Abends hierher kommen wird, um uns einen Brief ihres Vaters, des Baron von Lautrec vorzulesen, der sich in Mantua bei dem Herzog von Rethellois befindet.«

»Aber,« fragte Gaston. »können diese Neuigkeiten auch öffentlich erzählt werden?«

»Der Baron scheint dies zu denken, denn er sagte es in seinem Briefe.«

»Im Austausche werde ich Euch einige Alkovengeheimnisse mitteilen; es sind die einzigen, die mich jetzt, seitdem ich auf die Politik verzichtete, noch interessieren.«

»Erzählt. Monseigneur, erzählt,« riefen die Damen lachend. Frau von Combalet bedeckte sich nach ihrer Gewohnheit das Gesicht mit dem Fächer.

»Ich wette.« sagte der Herzog von Guise, »dass Ihr von dem Taugenichts, meinem Sohne, sprechen wollt.«

»Ganz richtig; Ihr wisst, dass er sich bei seinem Lever das Hemd reichen lässt, wie ein Prinz von Geblüt; acht oder zehn Personen haben wirklich die Narrheit begangen, ihm diesen Dienst zu leisten; vor einigen Tagen jedoch nahm der Abbé von Netz das Hemd, trat damit zum Kamin. als wenn er es wärmen wollte, und ließ es ins Feuer fallen, woraus er ganz ruhig seinen Hut nahm und sich entfernte.«

»Er hat wirklich recht daran getan,« sagte der Herzog von Guise, »ich werde ihm mein Kompliment darüber machen, und zwar das erste Mal, wenn ich ihn begegne.«

»Wenn ich das Wort zu nehmen wagte,« sagte Frau von Combalet, »so würde ich sagen, dass der Sohn des Herrn Herzogs schon Schlimmeres getan hat,«

»O erzählt, Madame,« bat der Herzog von Guise.

»Nun denn; als er das letzte Mal seine Schwester, Frau von St. Pierre, zu Rheims besuchte, und mit ihr im Sprachzimmer diniert hatte, trat er in seiner Eigenschaft als Prinz ins Kloster ein und da lief der junge Herr von sechzehn Jahren allen Nonnen nach, erwischte richtig eine derselben und umarmte sie trotz alles Sträubens.

»Mein Bruder, mein Bruder,« rief Frau von St. Pierre, »Du treibst Scherz mit geistlichen Frauen,«

»Nun wohl,« gab der Taugenichts lachend zur Antwort, »Gott ist zu mächtig, um es zuzugeben, dass man seine Dienerinnen umarmt, wenn er nicht damit einverstanden wäre.«

»Ich werde mich bei der Königin beklagen,« rief die Nonne, welche umarmt worden war, und die ein sehr hübsches Gesicht hatte.

Die Äbtissin bekam Furcht.

»Umarme auch diese Nonne,« flüsterte sie ihrem Bruder zu.

»Aber sie ist sehr hässlich.«

»Eben darum; das wird der Sache den Anstrich geben, als ob Du diese Entheiligung aus Kinderei, und ohne recht zu wissen, was Du thust, begangen hättest.«

»Ist das wirklich notwendig, meine Schwester?«

»Es ist notwendig, denn sonst wird sich die Hübsche beklagen.«

Und die Hässliche wurde umarmt, was ihr so angenehm war. dass sie die Hübsche verhinderte, sich zu beklagen.

»Und woher wisst Ihr das Alles, schöne Witwe?« fragte der Herzog.

»Frau von St. Pierre stattete meinem Oheim ihren Rapport ab, aber dieser hat für das Haus Guise eine solche Vorliebe, eine solche Schwachheit, könnte man sagen, dass er nur dazu lachte.«

»Ich habe ihn vor etwa einem Monate begegnet,« sagte der Prinz; »er trug damals statt der Feder einen gelben seidenen Strumpf an seinem Hut; was sollte diese neue Torheit bedeuten?«

»Das bedeutete,« erzählte Gaston, »dass er zu jener Zeit in die Villiers vom Hotel Burgund verliebt war; sie spielte damals eine Rolle, in welcher sie gelbe seidene Strümpfe trug. Er ließ ihr durch Tristan l'Hermite Komplimente über ihr Bein machen, Sie zog einen ihrer Strümpfe aus, gab ihn Tristan und sagte: »Wenn der Herr von Joinville diesen Strumpf an sein Hutband befestigt trägt, so kann er von mir erbitten, was er will.«

»Und?« fragte Frau von Sablé.

»Er trug diesen Strumpf drei Tage lang, und hier ist sein Vater, mein Vetter von Guise, der bestätigen wird, dass er am vierten Tage erst Morgens um 11 Uhr nach Hause kam.«

»Das nenne ich mir ein schönes Leben für einen künftigen Erzbischof,« sagte Frau von Sablé.

»In diesem Augenblicke,« fuhr Sr. Königl. Hoheit fort, »ist er in Fräulein von Pons, eine dicke Blondine, im Dienste der Königin, verliebt. Neulich hatte sie ein Abführmittel eingenommen; er erkundigte sich nach der Adresse ihres Apothekers und schrieb ihr dann: »Man soll nicht sagen, dass Ihr abgeführt habt, und ich nicht zu gleicher Zeit mit Euch.«

»Ach, jetzt begreife ich,« sagte Guise, »warum der Narr neulich alle Schausteller von Hunden in ganz Paris in das Hotel berief. Ich komme in den Hof hinab und finde daselbst etwa dreihundert verschiedenartige, durch einander kläffende und heulende Hunde, und etwa dreißig Strolche, die sie durch Zurufe anfeuern. »Was tust Du hier, Joinville?« frage ich meinen Sohn. – »Ich lasse die Hunde vor mir tanzen.«

»Ihr Erratet, warum er all diese Gaukler kommen ließ? Zu keinem anderen Zwecke, als um jedem von ihnen einen Louisd'or für das Versprechen zu geben, dass die dreihundert gelehrten Hunde von Paris ferner nur für Fräulein von Pons ihre Künste zeigen würden.«

»Apropos,« sagte Gaston, der zufolge seines unruhigen Charakters nicht gern lange bei einem und demselben Gegenstand blieb; »in Eurer Eigenschaft als Nachbarin müsst Ihr, teure Herzogin, doch wohl Nachrichten über das Befinden des Marquis Pisani haben. Die, welche mir Voiture gestern brachte, lauteten nicht allzu schlecht.«

»Ich ließ heute Morgen Erkundigungen einholen und erfuhr, dass die Ärzte nun glauben, für sein Leben einstehen zu können.«

»Wir werden bald neuere Mitteilungen erhalten,« sagte der Herzog von Montmorency; »ich habe den Grafen von Moret am Thore des Hotels Rambouillet abgesetzt; er ging dahin, um persönlich nach dem Marquis von Pisani zu fragen.«

»Wie, der Graf von Moret?« rief Frau von Combalet; »man sagt doch, wenn ich nicht irre, dass ihn der Marquis habe tödten lassen wollen.«

»So ist es,« entgegnete der Herzog, »aber der Graf wettete, dass dies ein Missverständnis sei.«

 

In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür und der Diener meldete:

»Monseigneur, Anton von Bourbon, Graf von Moret.

»Ah.« rief der Herzog, »da ist er selbst; er wird Euch die Geschichte besser als ich erzählen, denn ich stottere, wenn ich zwanzig Worte hintereinander sprechen soll.«

Der Graf trat ein, und sofort wendeten sich Aller Blicke nach ihm; wir können nicht verschweigen, dass die der Damen mit besonderem Wohlgefallen auf seiner schönen Gestalt ruhten.

Da er der Prinzeß Marie noch nicht vorgestellt war, so wartete er an der Tür, bis der Herzog von Montmorency zu ihm trat, ihn bei der Hand nahm und ihn zu der Prinzeß führte.

Anmutig verneigte er sich vor derselben, küsste ihre Hand, gab ihr in zwei Worten Nachricht von dem Befinden des Herzogs von Rethellois, den er auf seiner Durchreise in Mantua gesehen hatte, machte der Frau Herzogin von Longueville seine Aufwartung, hob das Sträußchen auf, das der Frau Combalet während der Bewegung entfallen war, die sie gemacht hatte, um ihn zu begrüßen, gab es ihr mit einigen Artigkeiten zurück und nahm, nachdem er sich noch ehrfurchtsvoll vor dem Prinzen Gaston verbeugt hatte, bescheiden einen Platz an der Seite Montmorency's ein.

Nachdem die Begrüßungsförmlichkeiten vorüber waren, sagte Montmorency zu dem Grafen:

»Man sprach gerade von Euch, Prinz, als Ihr eintratet.«

»Ah bah,« lachte der Graf, »bin ich denn wirtlich eine so interessante Persönlichkeit, dass man sich in so guter Gesellschaft mit mir beschäftigt?«

»Ihr habt Recht, Monseigneur,« sagte eine Frauenstimme; »ein Mann, den man ermorden will, weil er der Liebhaber Marion de Lorme's ist, verdient es nicht, dass man sich mit ihm beschäftige.«

»O,« sagte der Graf, »da höre ich eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkommt; ist es nicht die meiner lieben Cousine?«

»Ja, Meister Jacquelino,« lachte Frau von Fargis, indem sie auf ihn zuging und ihm die Hand reichte.

Herr Graf von Moret drückte sie ihr und sagte leise:

»Ihr wisst wohl, dass ich Euch wiedersehen und sprechen muss; ich bin verliebt.«

»In mich?«

»Ein wenig; aber sehr stark in eine Andere.«

»Unverschämter! Wie nennt sie sich?«

»Ich weiß ihren Namen nicht.«

»Ist sie wenigstens hübsch?«

»Ich habe sie niemals gesehen.«

»Ist sie jung?«

»Sie muss es sein.«

»Woraus schließt Ihr das?«

»Aus ihrer Stimme, die ich gehört, aus ihrer Hand, die ich gedrückt, aus ihrem Atem, an dem ich mich berauscht habe.«

»Ah, mein Cousin, wie schön Ihr das Alles sagt!«

»Ich bin einundzwanzig Jahre alt, und ich spreche, wie ich fühle.«

»O Jugend, Jugend,« rief Frau von Fargis, »unschätzbarer Diamant, der leider so bald, so bald erblindet!«

»Mein teurer Graf,« sagte der Herzog, »Ihr begreift wohl, dass alle diese Damen eifersüchtig auf Eure Cousine sind, denn so nanntet Ihr. wie ich glaube, Frau von Fargis! Alle brennen vor Verlangen, zu erfahren, wie es kam, dass Ihr dem Manne einen Besuch machtet, der Euch ermorden lassen wollte.«

»Vor Allem daher,« antwortete der Graf mit seiner liebenswürdigen Leichtfertigkeit, »weil, wenn ich es nicht schon bin, ich doch sicher eines Tages der Vetter der Frau von Rambouillet werde.«

»Durch wen?« fragte der Herzog von Orleans, welcher darauf versessen war, alle Genealogien zu kennen, »erklärt uns das gefälligst, Graf Moret.«

»Nun, durch wen anders, als durch meine Cousine von Fargis, welche Herrn von Fargis d'Angennes, einen Vetter der Frau von Rambouillet, zum Manne hat.«

»Wieso aber seid Ihr der Vetter dieser liebenswürdigen Fargis?«

»Das,« antwortete der Graf von Moret, »ist unser Geheimnis, nicht wahr, Cousine Marina?«

»Ja, Vetter Jacquelino!« antwortete lachend und ihre schönen Zähne zeigend Frau von Fargis.

»Fahrt in Euren Gründen fort. Graf!« sagte Jemand aus der Gesellschaft.

»Bevor ich noch zu den Verwandten der Marquise gehörte, war ich einer ihrer guten Freunde.«

»Aber,« warf Frau von Combalet ein, »ich habe Tuch kaum ein- oder zweimal bei ihr gesehen.«

»Das kommt daher, dass sie mich bat, meine Besuche einzustellen.«

»Warum das?« fragte Frau von Sablé,

»Weil der Herzog von Chevreuse eifersüchtig auf mich war.«

»Aus welchem Grunde?«

»Wie Viele sind wir hier im Salon?«

»Ungefähr dreißig; ich überlasse es Jedem, tausendmal zu raten, das machte also dreißigtausend.«

»Unsere Mühe würde vergeblich sein,« sagte Monsieur.

»Nun, wegen seiner Frau.«

Ein ungeheures Gelächter folgte dieser Erklärung des Grafen.

»Aber,« rief Frau von Montbazon, welche fürchtete, man würde von ihrer Schwägerin zu ihr übergehen; »der Graf vollendet ja die Geschichte seiner beabsichtigten Ermordung nicht.«

»Ah, Ventre-Saint-Gris! sie ist sehr einfach. Würde ich Frau von Montagne kompromittieren, wenn ich sagte, ich sei ihr Geliebter?«

»Gewiß nicht in höherem Grade als Frau von Chevreuse,« sagte Frau von Sablé.

»Nun wohl! Der arme Pisani glaubte, dass Frau von Maugiron mich glücklich mache. Eine gewisse Unregelmäßigkeit in seiner Figur, deren er sich nur zu wohl bewusst ist, macht ihn misstrauisch; gewisse Wahrheiten, die ihm sein Spiegel sagt, machen ihn reizbar. Statt mich auf den Kampfplatz zu rufen, wo ich sehr gern erschienen wäre, hat er einen Sbirren mit seiner Rache betraut. Er traf jedoch auf einen honetten Kerl, der ihm sein Begehren rundweg abschlug. Ihr seht, dass der Arme kein Glück hat. Er wollte dann den skrupulösen Sbirren tödten und fehlte ihn; er wollte dann Souscarières tödten, der seinerseits ihn nicht fehlte, ihn im Gegenteile nur zu gut traf, und das ist die ganze Geschichte.«

»Nein, das ist nicht die ganze Geschichte,« sagte Monsieur, »warum machtet Ihr dem Manne einen Besuch, der Euch umbringen lassen wollte?«

»Nun, weil er nicht zu mir kommen konnte. Ich bin eine gute Haut, Monseigneur; ich dachte, dass der arme Pisani vielleicht glauben könnte, ich trüge ihm einen Groll nach und dass ihn dies ängstigen möchte. Ich war also bei ihm, um ihm offenherzig die Hand zu drücken und ihm zu sagen, dass, wenn er, oder wer immer, sich in Zukunft über mich zu beklagen haben sollte, man mir einfach eine Herausforderung senden möge. Ich bin ein einfacher Edelmann und halte mich nicht für zu gut, Jedem Genugtuung zu geben, der sich von mir beleidigt glaubt; obwohl ich trachten werde. Niemand zu beleidigen.«

Ein beifälliges Gemurmel der Gesellschaft folgte auf diese zugleich sanft und fest gesprochenen Worte.

Kaum hatte der Graf von Moret zu sprechen aufgehört, als die Tür des Salons sich abermals öffnete und der Huissier meldete:

»Fräulein Isabella von Lautrec.«,

In demselben Augenblicke, wo sie eintrat, konnte man hinter ihr einen Lakaien bemerken, der die Livree des königlichen Hauses trug und sie begleitet zu haben schien.

Als der Graf von Moret das junge Mädchen bemerkte, empfand er ein fremdartiges Gefühl der Anziehung und machte unwillkürlich einen Schritt, um sich ihr zu nähern.

Sie trat zu der Prinzeß Marie, und sich ehrfurchtsvoll vor ihr verneigend sagte sie:

»Madame, ich habe Urlaub von Ihrer Majestät, um Eurer Hoheit einen Brief meines Vaters zu überbringen, welcher gute Nachrichten für Euch enthält, und ich benützt die Gelegenheit, um Euch den Ausdruck meiner Ergebenheit zugleich mit diesem Briefe zu Füßen zu legen.«

Bei den ersten Worten, welche das Fräulein von, Lautrec sprach, war der Graf von Moret bis ins innerste Herz erbebt, und die Hand der Fargis ergreifend und sie drückend, sagte er:

»Die ist es, welche ich liebe!«

II.
Isabella und Marina

Wie der Graf von Moret, ohne sie gesehen zu haben, ohne sie zu kennen, geahnt hatte, war Isabella von Lautrec vollkommen schön, aber diese Schönheit war von der der Prinzeß Marie ganz verschieden.

Die Prinzeß Marie war brünett und hatte blaue Augen. Isabella von Lautrec war im Gegenteil blond, hatte aber Augen, Wimpern und Brauen schwarz wie die Fittiche des Raben. Ihre blendend weiße, fast durchsichtige Haut hatte die Zartheit des Rosenblattes; ihr etwas langer Hals bewegte sich anmutig, feine weiße Händchen und eine wundervolle Taille harmonierten mit der Schönheit ihres Gesichts.

Als sie sich vor der Prinzeß wieder verbeugen wollte, schloss diese sie in ihre Arme und küsste sie auf die Stirn.

»Gott behüte,« sagte sie, »dass ich die Tochter eines der besten Diener meines Hauses, die mir eine gute Nachricht bringt, sich vor mir bücken ließe. Und nun, sehr teure Tochter meines Freundes, bitte ich Euch, mir zu sagen, ob Euer Vater die Nachrichten, die er Euch sendete, als für mich allein bestimmt bezeichnet, oder ob ich sie auch Denen, welche Uns lieben, mitteilen darf.«

»Ihr werdet aus der Nachschrift ersehen, Madame, dass er durch den Gesandten Sr. Majestät, La Saludie, ermächtigt ist, die Neuigkeiten, die er berichtet, in Italien zu Jedermanns Kenntnis zu bringen, woraus folgt, dass Madame sie auch in Frankreich verbreiten können.«

Die Prinzeß Marie warf einen fragenden Blick auf Frau von Combalet, welche durch ein bejahendes Kopfnicken die Wahrheit dessen, was die anmutige Botin soeben gesagt, bestätigte.

Marie las den Brief zuerst leise.

Während sie las, wandte das junge Mädchen, welches bis jetzt nur Augen für die Prinzeß gehabt und die übrigen dreißig Personen, die im Salon versammelt waren, nur so zu sagen durch eine Wolke gesehen hatte, den Kopf nach der Gesellschaft um und wagte es, dieselbe mit ihren Blicken zu überfliegen.

Bei dem Grafen von Moret angelangt, kreuzte sich ihr Blick mit dem seinigen, und aus beiden sprang jener elektrische Funke, welcher die Herzen unterwirft, so dass Beide zugleich den Schlag austheilten und empfingen.

Isabella erbleichte und stützte sich auf den Fauteuil der Prinzeß.

Der Graf von Moret sah ihre Erregung und hatte dabei die Empfindung, als höre er die Engel im Himmel Gloria singen.

Als der Huissier sie angemeldet hatte, war ihr Name genannt worden. Sie gehörte also jener alten und berühmten Familie der Lautrec an, deren Geschichte eben so umfang- und tatenreich war, wie die manches fürstlichen Hauses.

Sie liebte noch nie! Bis jetzt hatte er dies nur gehofft, nun war er dessen gewiss.

Die Prinzeß Marie war mit dem Lesen ihres Briefes zu Ende gekommen,

»Meine Herren!« sagte sie, »hier sind die Nachrichten, welche uns der Vater meiner teuren Isabella zukommen lässt. Er sah auf seiner Durchreise in Mantua Herrn von La Saludie, den außerordentlichen Gesandten Sr. Majestät bei den italienischen Mächten; Herr von La Saludie war beauftragt, dem Herzog von Mantua und dem Senate von Venedig im Namen des Kardinals die Einnahme von La Rochelle zu notifizieren. Außerdem hatte er zu erklären, dass Frankreich sich vorbereite, Casale zu erhalten und dem Herzog Carl von Nevers den Besitz seiner Staaten zu sichern; in Turin hatte er den Herzog von Savoyen, Carl Emanuel, im Namen seines königlichen Schwagers und des Kardinals aufgefordert, von seinen Unternehmungen bezüglich Montferrats abzustehen; er war beauftragt, dem Herzog von Savoyen im Austausche die Stadt Trino und zwölftausend Taler Renten in souveränen Ländereien anzubieten. Herr von Beautru ist mit denselben Aufträgen nach Spanien abgegangen, während Herr von Charnassé diese Mission in Österreich, Deutschland und Schweden zu erfüllen hat.«

»So?« sagte Monsieur. »Ich hoffe doch, dass der Kardinal uns nicht mit den Protestanten alliieren wird.«

»Nun,« sagte der Prinz, »wenn dies das einzige Mittel wäre, Wallenstein und seine Banditen in Deutschland zurückzuhalten, ich würde mich für meinen Teil nicht dagegen sträuben.«

»Das ist das hugenottische Blut, welches aus Euch redet, Prinz!« sagte Gaston.

»Ich hätte geglaubt,« bemerkte lachend der Prinz, »dass in den Adern Eurer Hoheit fast eben so viel hugenottisches Mut fließt, als in den meinen. Zwischen Heinrich von Navarra und Heinrich von Condé ist der einzige Unterschied, dass die Messe dem Einen ein Königreich und dem Anderen nichts eingetragen hat.«

»Das ist einerlei, meine Herren!« sagte der Herzog von Montmorency; »wir haben hier eine große Neuigkeit gehört; hat man schon einen Entschluss gefasst, welchem Generale die Armee anvertraut werden soll, die man nach Italien schickt?«

»Noch nicht,« sagte Monsieur, »aber es ist wahrscheinlich, dass der Kardinal, der Euch, Herzog, euren Admiralsrang um eine Million abkaufte, um die Belagerung von La Rochelle nach seinem Sinne führen zu können, eine weitere Million, vielleicht auch zwei Millionen, opfern wird, um das Recht zu haben, den Feldzug in Italien in eigener Person zu befehligen.«

»Gesteht nur, Monseigneur,« sagte Frau von Combalet, »dass, wenn er ihn so befehligt, wie die Belagerung von La Rochelle, weder der König noch Frankreich sich zu beklagen haben werden, und dass Viele, die eine Million begehren, statt sie zu geben, sich nicht so glücklich aus der Affaire zu ziehen im Stande wären.«

 

Gaston biss sich auf die Lippen; er war nicht einen Augenblick bei der Belagerung von La Rochelle erschienen, hatte sich aber fünfhunderttausend Francs für angebliche Ausrüstungskosten zahlen lassen.

»Ich hoffe, Monseigneur,« sagte der Herzog von Guise, »dass Ihr Euch diese Gelegenheit, Eure Rechte geltend zu machen, nicht entschlüpfen lassen werdet.«

»Wenn ich dabei sein werde,« sagte Gaston, »sollt Ihr es auch sein; ich habe aus den Händen der Guise durch Fräulein von Montpensier so viel erhalten, dass ich glücklich sein werde. Euch beweisen zu können, dass ich kein Undankbarer bin. Und auch Ihr, Herzog!« fuhr Gaston fort, indem er auf Montmorency zuging und ihm die Hand schüttelte. »Ich werde mich glücklich schätzen, die Gelegenheit zu ergreifen, um die vielen Ungerechtigkeiten, die an Euch begangen worden sind, einigermaßen gut zu machen. Unter den Waffentrophäen Eures Paters befindet sich ein Connetableschwert, welches mir für die Hand des Sohnes nicht zu schwer zu sein scheint. Sollte es aber dazu kommen, Herzog, dann müsst Ihr auch mir den Gefallen tun, meinen lieben Vetter, den Grafen von Moret, unter Eurer Leitung seine ersten Waffentaten ausführen zu lassen.«

Der Graf von Moret verneigte sich, der Herzog aber, dessen Ehrgeiz durch die Worte Gastons aufgestachelt war. sagte:

»Diese Worte, Hoheit, sind nicht in den Wind gesprochen, und wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, werden Eure Hoheit sich überzeugen, dass die Montmorency ein gutes Gedächtnis, haben.«

Durch eine Seitentür des Salons trat in diesem Augenblicke ein Lakai ein und sagte der Herzogin von Langueville leise einige Worte, worauf diese sich erhob und durch dieselbe Tür den Salon verließ.

Die Männer bildeten um Monsieur eine Gruppe; die Gewissheit eines bevorstehenden Krieges – und diese Gewissheit hatte man soeben erhalten, denn man setzte voraus, dass der Savoyarde ebenso wenig von der Blokade Casale's ablassen, als der Spanier Montferrat aus der Hand geben werde – verlieh dem Herzog von Orleans für den Augenblick eine große Wichtigkeit. Es war unmöglich, dass eine derartige Expedition ohne ihn unternommen werden konnte, und in diesem Falle musste seine hohe Stellung ihm das Verfügungsrecht über irgend ein Kommando verleihen.

Der Lakai trat wieder durch die Seitentür ein, flüsterte der Prinzeß Marie einige Worte zu und diese verließ, ihm folgend, dm Salon durch dieselbe Tür, durch welche kurz vorher die Herzogin-Witwe hinausgegangen war.

Frau von Combalet, welche in der Nähe der Prinzeß saß, hatte aus dem Munde des Lakaien den Namen Vauthier gehört und dieser machte sie erbeben. Man erinnert sich wohl, dass Vauthier der Geheimsekretär und Ratgeber der Königin-Mutter war.

Fünf Minuten später forderte derselbe Lakai den Herzog Gaston von Orleans auf, sich zu der Herzogin von Longueville und der Prinzeß Marie zu begeben.

»Meine Herren,« sagte dieser mit einer leichten Verneigung gegen Die, mit denen er soeben gesprochen hatte, »vergesst nicht, dass ich gar nichts bin, dass mein einziger Ehrgeiz darin besteht, der Ritter der liebenswürdigen Prinzeß Marie zu sein, und dass, da ich nichts bin, ich auch Niemandem etwas versprochen habe.«

Mit diesen Worten ging er, den Hut auf dem Kopfe, tänzelnd und beide Hände in die Taschen seines Beinkleides steckend, wie dies seine Gewohnheit war.

Kaum war er hinausgegangen, als der Graf von Moret das allgemeine Erstaunen, welches das Verschwinden der drei bedeutendsten Persönlichkeiten aus dem Salon in der Gesellschaft hervorgerufen hatte, benützend, gerade auf Isabella von Lautrec zuschritt und zu dem errötenden und befangenen Mädchen sagte:

»Mein Fräulein, haltet Euch fortan überzeugt, dass es in der Welt einen Menschen gibt, der in jener Nacht, wo er Euch begegnete, ohne Euch sehen zu können den Schwur tat, Euch im Leben und im Tode anzugehören und der heute Abend, nachdem er Euch gesehen hat, diesen Schwur erneuert und dass dieser Mensch der Graf von Moret ist.«

Ohne die Antwort des jungen, nun noch tiefer errötenden, noch mehr befangenen Mädchens abzuwarten, grüßte er und verließ den Salon.

Als er durch einen dunklen Corridor schritt, der nach dem Vorzimmer führte, das nach der Unsitte der damaligen Zeit ebenfalls schlecht erleuchtet war, fühlte er einen vollen, weichen Arm sich in den seinigen legen, dann streifte ein flammenheißer Atem seine Wangen und eine Stimme sagte im Tone des Vorwurfs:

»Also ist die arme Marina nun geopfert?«

Er erkannte die Stimme, aber noch besser diesen glühenden Atem, der ihn schon einmal in dem Gasthaus »zum gefärbten Barte« beinahe versengt hatte.

»Der Graf von Moret entschlüpft ihr,« sagte er, sich zu der Sprecherin neigend, »aber—«

»Aber was?« fragte die Dame, sich ihrerseits auf die Fußspitzen stellend, so dass trotz der Dunkelheit der junge Mann aus der Capuze zwei Augen hervorleuchten sehen konnte, die wie Diamanten glänzten, und eine weiße Zahnreihe ihm wie eine Perlenschnur entgegen blitzte.

»Aber,« fuhr der Graf fort, »es bleibt ihr Jacquelino, und wenn sie sich mit ihm.begnügt —«

»Sie wird sich mit ihm begnügen,« lautete die Antwort.

Und der junge Mann fühlte auf seinen Lippen den hastigen und glühenden Kuß jener Liebe, welche die Alten, die für jedes Ding ein Wort, für jedes Gefühl einen Namen hatten, Eros nannten.

Während Anton von Bourbon, noch bebend unter dem Feuer dieses Kusses, das verführerische Weib umschlingen wollte, machte Marina, oder Frau von Fargis, behende ihren Arm aus dem seinigen los, eilte die wenigen Stufen des Vestibules hinab, schwang sich in eine Sanfte und rief den Trägern zu:

»Nach dem Louvre!«

»Meiner Treu!« rief der Gras von Moret, nachdem er sich einigermaßen gesammelt hatte, »es gibt doch nur ein Frankreich für die Liebe. Man hat sie nach Auswahl. Vierzehn Tage ist es kaum, dass ich. wieder hier bin, und schon fühle ich mich an drei Personen gebunden, obwohl ich nur Eine davon liebe; aber Ventre-Saint-Gris! Man ist nicht umsonst der Sohn Heinrichs IV., und hätte ich zehn Geliebte statt drei, ich würde nicht erschrecken.«

Er rief die Träger seiner Sänfte und ließ sich nach dem Hotel Montmorency bringen.