Za darmo

Büßende Magdalenen

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»Ist hier das Refuge St. Anna ?« fragte ich.

»Nein,« antwortete sie, beinahe beleidigt durch meinen Irrthum.

»Könnten Sie mir sagen, wo es ist?«

»Ich weiß es nicht!«

Und die Thüre schloß sich.

Man verlange aber auch nur von einer anständigen Frau, sich für dieses Werk zu interessieren – sie wird errathen und ihr Gatte wird Euch sagen, daß es Dinge gibt , für welche sich eine anständige Frau nicht interessieren könne. Sucht bei jungen Mädchen Theilnahme für die Frage anzuregen! Man müßte sie ihnen vorher erklären, und das ist ganz einfach unmöglich! Die Männer der guten Gesellschaft, welche im Allgemeinen mehr disponiert sind, 100 Frcs. auszugeben, um eine Frau zu verderben, als 100 Sous, um sie zu retten, werden Euch in’s Gesicht lachen. Es bleiben daher nur noch die braven Bürger, und diese werden Euch antworten: »Mein Herr, diese Creaturen sind die Schande der Gesellschaft. Wir werden unser Geld für achtbarere Unglückliche aufheben!« Und sie behalten es ruhig für sich selbst.

Ich, der ich weder eine anständige Frau noch ein junges Mädchen, weder ein Weltmann noch ; ein braver Bürger bin, ich habe aus meiner Tasche so viel gegeben, als mir möglich war, und das war wohl das Wenigste, was ich meinen Heldinnen schuldete. Dann habe ich mir erlaubt, einen Brief an Ihre Majestät die Kaiserin zu schreiben, was keine leichte Aufgabe war, und dieser Brief ward durch ein bedeutendes Geschenk erwiedert, endlich wandte ich mich an alle Leute, die ich kannte, jeden nach seinen Verhältnissen bittend: »Geben Sie mir 20 Frs., geben Sie mir 100 Sous!« Hier sind sie, wozu? Wenn ich das Geld hatte, steckte ich es in meine Tasche und antwortete: »Für ein gutes Werk,« ich werde Ihnen den Rest später erzählen.

Es ist leicht begreiflich, daß eine solche Art zu sammeln nicht lange dauern konnte. Schließlich rieth ich Frl. Chupin ein Concert zu geben und schrieb selbst an Frl. Nilsson, welche in sich die beiden Verdienste einer anständigen Frau und eitler großen Künstlerin vereinend, ihrer Würde nichts zu vergehen fürchtete, indem sie durch ihr großes Talent diese armen Mädchen unterstützte. Die Fräuleins Morensi und Ponsin, die Herren Prud’hon, Villaret, Berger und die Brüder Billema schlossen sich ihr an, und es ist hier vor Allem am Platze, diesen Künstlern den innigen Dank für das viele Gute, das königliche Almosen auszusprechen, welches sie durch diese Aufführung und auf Kosten ihrer Ruhe und ihres Vergnügens dem Asyl verschafften. Fügen wir hinzu, daß sie dieses in edelmüthigster Weise nur um des Guten selbst willen thun, denn sie sind darum oft nicht mehr gekannt, noch mehr geachtet von denen, für welche sie es thun, wie es nachstehende Anekdote beweist.

Eines Tages besuchte ich ein großes Waisenhaus, in das ich gegen Bezahlung ein armes kleines Mädchen aufnehmen lassen wollte, dem die Mutter gestorben war, und dem die ältere Schwester, gezwungen außer dem Hause zu arbeiten, nicht die nöthige Sorgfalt und Ueberwachung angedeihen lassen konnte. Die Oberin führte mich durch einen Schlafsaal, in welchem 70 eiserne Betten mit vollständigem Bettzeug, mit Tüchern und Decken standen und alles war nett, rein und blendend weiß.

Alle diese Betten – sagte sie mir – verdanken wir einem Concert, daß der Maire mit einem Fräulein »Lapatti« geben ließ. – Ist sie Ihnen bekannt ?

Ja, würdige Schwester. Und Ihnen?

Ich kenne Sie nicht. —

Nun denn – Sie können ohne alles Bedenken sich dieser Gabe freuen, die Künstlerin, der sie selbe verdanken, Frl. Patti, ist nicht nur eine der größten Sängerinnen, welche jemals gelebt, sondern auch eine der ehrenwerthesten Frauen.

Sie ist beim Theater?

Ja, würdige Schwester.

Ist es nicht sonderbar – fuhr die Oberin, – welche nicht wußte, zu wem sie sprach – in ihren Betrachtungen fort, – daß es noch Leute gibt, die es wagen, die Bühne zu betreten, nachdem doch Gott – Moliere während der Vorstellung schlug, um ihn für das viele Unrecht zu strafen, das er unserer heiligen Religion zufügen wollte.

Denken Sie nicht so schlimm von den Theatern, erlaubte ich mir zu erwiedern, man hat vergessen Ihnen zu sagen, daß diese Theater bei zwei Millionen jährlich Ihren Armen zuwenden. – Ich zog mich zurück, und legte erteilte bescheidene Gabe in denselben Opferstock, in welchen vor ungefähr 2000 Jahren die arme Witwe ihr Scherflein gelegt, aber ich konnte mich nicht enthalten, der Oberin lächelnd zu sagen: »Wundern Sie sich nicht, ehrwürdige Schwester, wenn Sie diese Nacht Flammen aus dem Opferstock emporschlagen sehen, – das Geld, das ich hineingelegt, stammt vom Teufel!«

O komme, süßer Jesus, wie die armen Leute sagen, noch einmal an den Tisch Simon des Pharisäers, damit doch ein wenig mehr Einklang herrsche, zwischen denen, die die Wohlthätigkeit predigen, und denen, die sie üben.

Aber darum handelt es sich nicht. Ich habe Frl. Chupin versprochen, ihrem Werke an irgend eitler Stelle einige Worte zu widmen, und wie gewöhnlich ließ ich mich vielleicht ein wenig zu weit führen von einem Gegenstande, der mich mehr als jeder andere anregt. – Habe ich die Adresse dieses Asyls nur jenen gegeben, die dessen bedürftig sind, so habe ich, statt ihm zu helfen, es zu Grunde gerichtet. Ich sollte diese Adresse gleichzeitig auch jenen geben, die umsomehr berufen sind, es zu unterstützen, als sie eigentlich vollkommen berechtigt sind, von der Existenz dieses Hauses, der Bewohner desselben und des Zweckes, den es verfolgt, nichts zu wissen.

Nun wohl an denn, liebe X.! – Die, die Venus erhört hat – die ich als Austrägerin in den Markthallen gekannt, die mir barfüßig vor Hunger zitternd, an den Ufern der Seine begegnet, – die Du Dich mit einem Viertelhundert Nüsse oder mit gebratenen Kastanien für 2 Sous, als Nachtmahl, begnügen mußtest – Du – die ich gestern bei der feierlichen Messe von Rossini wieder sah, im reichen Spitzen- und Diamantenschmucke – denke ein wenig zurück! Habe ein wenig Nachsicht und Mitleid für Deine unglücklichen Colleginnen, denen das Glück nicht gleich Dir gelächelt. Sie werden für Dich beten – und weiß man denn, was noch geschehen kann ?

Und Sie, Comtesse, die Sie mich früher zum Vertrauten erwählt haben, nehmen Sie mich nun als Rathgeber an. Sie besitzen 100,000 Franks Rente, welche Ihnen gestattet haben, mehreremale zu lieben – ohne daß dieses Sie oder Andere jemals Etwas gekostet hätte.

Ihre Ehre ist unangetastet – Ihr Gewissen ruhig – Ihr Gatte wußte nichts oder wollte nichts wissen – die Welt lächelt Ihnen zu, Ihre Kinder verehren Sie. – Seien Sie nicht zu strenge!

Folgen Sie eitler guten Regung für meine Schutzbefohlenen, deren größtes Unrecht vielleicht nur darin bestand, nicht so reich wie Sie gewesen zu sein. Und fürchten Sie für Ihren Ruf in so zweifelhafter Gesellschaft, fürchten Sie vielleicht einige boshafte Anspielungen, wenn man erfahren sollte, daß Sie Protectorin des Asyles St. Anna sind, in welchem Sie Büßerin sein könnten – nun so unterstützen Sie dasselbe in Geheimen, senden Sie Ihren Beitrag in einem jener reizenden Briefchen, welche Sie so zierlich schreiben und so unleserlich unterschreiben.

Und Sie! Gattin ohne Makel, verehrungswürdige Mutter, die Sie nicht wissen, was es heißt, einen Fehltritt begehen, Sie, die die Liebe nur Pflicht, Ergebung und Würde gelehrt, Sie, die Sie mit Recht Ihrer Tochter nicht gestatten, diese Brochure zu lesen, die ihr in ihrem zarten Alter nur zu viel voll der Welt, in der sie leben muß, enthüllen würde, Sie, die Sie aber Ihrer Tochter nicht verhehlen konnten, daß es Unglückliche, ja Schuldige gebe, denen man dennoch beistehen müsse – ziehen Sie von dem Almosen, das sie zurecht legt, den Zehent für die Büßerinnen ab, eingedenk der schönen Worte des heil. Mathias: Nicht die Gesunden, sondern die Kranken bedürfen des Arztes.