Blinddate in the Night

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Genervt

Yasmin hat zu lernen, das ist notwendig, sonst schafft sie den nächsten Schein nicht, um weiterzukommen. Unkonzentriert ist sie zur Zeit.

Eigentlich habe ich gelesen, dass Sex auch das Gehirn gut durchblutet, da müsste ich jetzt arbeiten können wie von selbst, klappt aber nicht.

Ständig denkt sie an Adrian. Sie ist hin- und hergerissen, mental einerseits, körperlich andererseits. Sie entschuldigt sich vor sich selbst, jetzt in dem Alter mehr Liebe zu brauchen, als studieren zu wollen, oder ist es schon Sex?

Was brauche ich denn, Liebe oder körperliche Nähe, beides, denkt sie genervt.

Ihr Freund ruft nun jedoch nicht mehr an, seltsam findet sie das. Ihre eigene Schroffheit bedenkt sie nicht. Das ist bei vielen Menschen so, sie suchen die Fehler immer bei anderen. Sie wäre doch nur kurz angebunden gewesen, denkt sie intolerant. Wenn sie weiteren Kontakt will, muss sie demnächst etwas mehr auf ihn eingehen.

Wenn sie ahnen würde, was er in der Zwischenzeit so treibt, wäre sie mehr als enttäuscht von ihm. Im Moment denkt sie ein bisschen zärtlich an seine Hände, die sie überall streichelten.

Mir wird schon heiß bei dem Gedanken, wenn er mehr mit mir macht. So kann ich überhaupt nicht mehr lernen, ich muss mich abreagieren. In der Fantasie ist immer alles noch viel intensiver. Ich ruf ihn einfach an.

„Hallo, Adrian, wie geht ´s. Ich höre gar nichts mehr von dir, hab ich dich mit meinem telefonischen Abhängen geärgert?“

Geschäfte

Adrian ist gerade beim finanziellen Aushandeln des Preises seiner geilen Blondi, die sein Freund Fred, wie alle ihn nennen, mit nach Thailand nehmen will. Er ist seinerseits kurz angebunden, sie etwas zappeln zu lassen, hat geklappt, sie will mich also sehen... Er vertröstet sie auf demnächst und hängt sie wegen eines zu erwartenden Gesprächs ab.

„Eigentlich is` die Blondi mir ein bisschen zu aktiv, ich will mich da ja auch erholen und neue Mädchen ordern, wie ist es denn mit deiner neuen Biene, die gefällt mir sehr“, sagt Fred.

„An die kommt erst mal niemand ran, die muss ich mir erst 'leinenführig' machen“, grinst Adrian.

Den wirklichen Grund, sie erst einmal selbst zu genießen und mit ihr allerhand Spielchen zu machen, nennt er nicht.

„Ach, ich glaube, ich nehme eine ganz andere mit“, meint Fred, der schon mehrmals Reisen in das ostasiatische Land des Lächelns unternommen hat. Die üppige Blondi sieht er schwitzend hinter sich herlaufen, - ne, das ist nichts.

„Hattest du nicht eine Kleine, die mit dem Silberblick, die ist wenigstens dankbar, wenn ich sie mitnehme und nicht so anspruchsvoll, ähnelt auch den Frauen dort mehr, mit der falle ich nicht so auf.“

„Fred, die habe ich gerade weiterverkauft, sie kannst du bei Sven ausleihen, der macht sowieso gerade nicht genug Kohle, weil er durch eine Immobilienpleite finanziell angeschlagen ist.“

Fred will sich darum kümmern und erzählt jetzt von seiner letzten Thailandreise, die ihn zunächst nach Bangkok, der Millionenmetropole, führte, von wo aus er auf verschiedene Inseln gereist sei, weil die Mädchen dort billiger und williger angeworben werden könnten.

Reisebeschreibung

„Bangkok nachts“, erzählt Fred, „wir hatten ganz schön Schlagseite, obwohl die Drinks meistens nicht genug Alkohol 'drinhaben', und meine Mieze von einem besoffenem Engländer angemacht worden ist, hat es deswegen Ärger gegeben. Der und ich, wir fingen an, uns zu kloppen, sodass die Barmädchen hinter dem Tresen angefangen haben zu kreischen und das Mobiliar in Sicherheit brachten.

Danach schloss die viel zu hohe Rechnung gleich das beinahe-zu-Bruch-gegangene Inventar mit ein.

Der chinesische Geschäftsführer – ja viele Chinesen betreiben in Thailand Geschäfte und Bars, war verschwunden, die Mädchen verstanden plötzlich kein Englisch mehr, und so sind wir, der Engländer und ich, auf der Abzocke sitzengeblieben und mussten zahlen! Gemeinsam vereint schimpften wir bei einem Bier in einer anderen Bar...“

„Und was ist aus deinem Geschäft geworden?“

„Habe zwei geile Mädchen mitgebracht, eine ist sogar mit einem Bekannten inzwischen verheiratet. Es war schwierig, sie aus dem Land zu bekommen, früher war das leichter.“

„Und, hast du die andere noch im Programm?“

„Ja, aber nicht für meinen Gebrauch, deswegen suche ich eine neue Frau, die ist für eine Asiatin zu üppig und mir zu wild.“

Adrian meint, nur auf Schönheit stehe er sowieso nicht, willig müsse sie sein und eine gute Liebhaberin der besonderen Sorte, wobei sich beide Männer verständnisvoll zunicken. Manche Männer trauten sich an so schöne Frauen nicht heran.

Bevor er Yasmin wiedersehen will, wird er die wilde Kleine von Fred einmal ansehen, um Vergleiche zu ziehen, redet er sich ein.

Noch am selben Abend trifft er sie mit dem Einverständnis seines Freundes. Er stimmt ihm zu, besonders gut sehe sie nicht aus, aber sie hat einen üppigen Vorbau, den die meisten Männer zuerst an ihr sehen, die etwas suchen.

Sie weiß sich in Szene zu setzen, produziert sich vor ihm mit allerhand Drehbewegungen, die die drallen Brüste schaukeln lassen, das Shirt ist dafür weit genug ausgeschnitten um sie wirkungsvoll und erotisch anzubieten. Das ist trotz allem eine Bombe, denkt Adrian, sie macht einen ja damit richtig an. Die Dünnen, aber mit Oberweite, sind meist besonders agil im Bett...

Er nähert sich ihr langsam, tändelt ein wenig hin und her und fragt sie, ob sie mit ihm einmal ein wenig schäkern möchte. Viel versteht sie anscheinend nicht. Sie wisse nicht, ob sie 'darf', schließlich gehöre sie ja Fred. Der brauche es ja nicht zu wissen, lächelt sie ihn an und greift nach seinem Hosenschlitz, der sich schon ziemlich vorwölbt. Von der Abmachung weiß sie nichts.

Dann liegen beide sofort auf dem dicken Perserteppich und fallen sich gleichzeitig an. Ehe er sich versieht, hat sie ihre wenigen Klamotten weggeworfen, spreizt die Beine auseinander und nimmt sein hartes Geschlecht mit einem Stöhnen auf. Er ist so aufgeregt in seiner Lust, dass er sofort kommt und sie unbefriedigt liegen lassen muss. So küsst er sie mit schneller Zunge an dieser Stelle, bis auch sie ihren Orgasmus hat.

Adrian weiß, diese Sorte Frau macht fast alle Männer mehr an, als die nur schönen, denen das Temperament fehlt. Notfalls könne man ja ein Handtuch über den Kopf legen...

Adrian verdrängt diese schmutzige Begegnung, trotz allem fühlt er sich wie jemand, der nach dieser Trainingsübung im Sportcenter mehr Gelenkigkeit in den Knochen zur besseren Durchblutung des Gesamtorganismus und seiner Genitalien erreicht hat. So werde ich nie alt.

Hoffentlich hängt die unschöne Kleine mir jetzt nicht an den Eiern, weil ich ´s ihr so gut besorgt habe, dann könnte Fred etwas merken, wenn sie immer Gelegenheiten sucht, mich zu sehen, der will dann möglicherweise Knete von mir.

Er denkt an die monatlichen Abende, wenn alle sogenannten Freunde sich mit ihren Stammweibern in einem Berliner Casino treffen.

Ob er Yasmin schon in diese Runde der vom Horizontalen Gewerbe mitnehmen soll, die zu diesem Beruf meist durch ihre Veranlagung einerseits, durch ihr gutes Aussehen gekommen waren, weiß er nicht. Manche Männer werden von Frauen geradezu verfolgt und angemacht, das entzieht sich seinem Vorstellungsvermögen. Wie auch immer, diese Männer üben ihren Beruf mit Geschick aus und verdienen an den Frauen gut.

Bei mir, erinnert sich Adrian, war es meine Lehrerin in der neunten Klasse:

Gesäuselt hatte sie, es seien meine unglaublich blauen Augen, die sie angeblich ausgezogen hätten.

Ich war so schüchtern, dass es geradezu peinlich wurde, als sie meinen zum Knüppel gewordenen Penis bei sich einführte und ihn hin und her bewegte, bis es mir kam, jedoch so schnell, dass der Saft so hoch spritzte, bevor sie ihn richtig drin hatte und - ich ihr Shirt befleckte. Sie lachte nur und meinte, das wäre nicht schlimm, das ließe sich waschen. Nach diesem für mich Premieren-Ereignis ging es jeden Tag um drei Uhr nach der Schule zu ihr zum Bumsen. Ich mag das Wort auch heute noch nicht, weil es genau das war, was mich meinen Schulabschluss gekostet hat. Denn das blieb nicht unbeobachtet. Eine Schulkameradin lief hinter mir her und sah mich mit der geilen Lehrerin in deren Haus gehen. Neid war es, die Kleine fragte mich nach dieser Beschattung, ob ich mit ihr ginge. Sie war aber nicht mein Typ, nicht weil sie aussah wie eine Ente in Kleidern, sondern, weil ich ja mit der Leni, meiner hübschen, sexuell sehr fleißigen Lehrerin befreundet war.

Schock – alter Bekannter

Yasmin wundert sich, warum Adrian sich gar nicht meldet. Habe ich etwas falsch gemacht?

Anrufen werde ich ihn heute nicht, es ist an ihm nach meinem in der vorigen Woche. Irgendwie habe ich Hummeln im Po, ich muss heute raus. Die Tage waren anstrengend, das Lernen fällt mir augenblicklich schwer, ständig sehe ich diese intensiv blauen Augen vor mir und fühle seine mich umfassenden Arme.

Abends entschließt sie sich, ins La Strada zu gehen. Bei dem Gedanken, Adrian dort zu treffen, fängt ihr Herz an zu hämmern. Das wäre ein schlechtes Zeichen, es würde ihre Befürchtungen bestätigen, – warum hat er in seinem Apartment so schwüle, schwarze Bettwäsche? Dieselbe Wäsche, scheint es auch beim ersten Mal gewesen zu sein, überlegt sie, weiß nicht genau. Ärgerlich vermutet sie, das könnte bedeuten, er hat keine Hemmungen, sich und die Freundinnen in immer dieselben Laken zu schmeißen, widerlich!

 

Ich möchte sehen, ob ich ihn dort treffe, hoffentlich nicht, das wäre ein schlechtes Omen, weil ich ihm nicht ganz traue. Vielleicht ist er nicht der Hallodri, für den ich ihn nach allem, was ich gesehen habe, halte.

Sie bleibt erst einmal an der Bar stehen, es ist voll, viele Männer stehen dort allein. Einer der Barkeeper kommt und sieht sie an, als kenne er sie. Sie bestellt einen Longdrink, um etwas lockerer zu werden. Beim Umherblicken checkt sie, ob BO, der schöne Adrian, irgendwo steht. Sicher stünde er an der Bar, wäre er denn hier. Das beruhigt sie, ihn hier nicht anzutreffen.

Nach einer Weile schiebt der Barmann einen älteren Mann, so um die vierzig-fünfzig, näher zu ihrem Platz. Der fängt auch sofort ein Gespräch an, von dem Yasmin wenig mitbekommt, da die Rhythmen der Discomusik zu laut tönen. Viele Frauen tanzen wieder zusammen, das macht hier für sie mehr und mehr den Eindruck einer Kaschemme.

Eine genaue Vorstellung von solchen Läden hat sie jedoch nicht. Die Weiber, so nennt sie die hier, machen fast alle einen billigen Eindruck. Sie vermutet, was die Berufe angeht, handwerkliche, die erlauben eher, nachts unterwegs zu sein, die Hände arbeiten auch ohne große geistige Anstrengungen bei immer wiederkehrender, monoton gleicher Beschäftigung in Fabriken. Morgens wird ein wenig mehr Make-Up aufgelegt, höchstens sonntags wird mal ausgeschlafen, so man allein nach Hause gekommen ist, weil man keinen Kerl abbekommen hat. Vielleicht das nächste Mal, ist danach die traurige Devise. Leute mit Grips im Kopf müssen meist mehr schlafen, weil sie sich beruflich konzentrieren müssen. Na, es gebe auch Aufputschmittel heutzutage...

Billig im Sinne von Billig aussehen meint man hauptsächlich deswegen, weil sie Talmischmuck tragen, glitzernd und grellbunt. Natürlich gehört auch so mancher perfide Gesichtsausdruck dazu, das Schielen zu den Männer hin, die schon warten, wen und wann sie eine abschleppen können, macht sich Yasmin so ihre Gedanken beim Beobachten der Schönen der Nacht.

„Wie kommt denn ein so schönes Mädchen hier in dieses Etablissement“, stellt der Fremde neben ihr ohne Fragestellung einfach fest. Die Musik nervt laut. Yasmin sieht nur seine Lippenbewegung, ohne zu verstehen, was der Mann redet. Eigentlich möchte sie hier schnell weg, jedoch hatte sie sich noch eine Piccolo bestellt, die sie nun überstürzt austrinkt. Die Frage des aufdringlichen Menschen, ihr einen Cocktail zu spendieren, überhört sie.

Ihr fängt sich alles an zu drehen, so richtig weiß sie nicht mehr wo sie ist, der nun doch angenommene Cocktail wirkt.

Als sie nach längerer Zeit wieder etwas klarer wird, findet sie sich in einem Wagen und wundert sich, wie sie da hingekommen ist. Dann dämmert ihr, der Alte hat sie mit in seinen Wagen genommen und flüstert jetzt leise, er habe ihr helfen wollen, sie sei plötzlich zusammengeklappt, da habe er sie mitgenommen, das leuchtet irgendwie ein. Sie liegt auf dem nach hinten geklappten Sitz, ihm völlig preisgegeben, wie es scheint...

Yasmin ist müde und betrunken, sie nickt wieder ein, der viele Alkohol. Als sie nach einer Weile wieder zu sich kommt, sieht sie, wie der Mann ihr T-Shirt hochgezogen hat und mit einem verklärt-lüsternen Blick ihre festen schönen Brüste betrachtet. Dabei masturbiert er erst langsam, dann immer schneller werdend und dabei verhalten schnaufend sein Geschlechtsteil, wozu er zuvor den Reißverschluss seiner Hose heruntergezogen hat, um es bloßzulegen.

Schreiend reißt Yasmin die Tür auf und stürzt hinaus, stürzt auf den Asphalt der Straße. Sie kreischt so laut sie kann, Passanten kommen herbei und helfen ihr auf die Beine. Im allgemeinen Gedränge merkt niemand, der Wagen ist verschwunden, keiner hat sich das Kennzeichen notiert. Zunächst bringt man Yasmin zurück in das Lokal, und die Polizei nimmt den Vorfall auf.

Ihre diffusen Beschreibungen reichen anschließend nicht, den Mann noch ermitteln zu können. Die Barkeeper meinen, den Mann noch nie hier in der Bar gesehen zu haben.

„Der weiß genau, bei solch einer Frau hat er keine Chance“, meint einer von denen, „sicher hat er der Kleinen KO-Tropfen eingeflößt, um sich zumindest im Auto ein bisschen an ihr zu verlustieren.“

„Vielleicht wollte der auch nur die Kohle für eine Käufliche sparen“, sagt ein anderer mit süffisantem Grinsen.

Yasmin wird im Polizeiauto nach Hause gebracht, wo sie eine Ecke vorher aussteigt, um nicht von den Eltern in dem Zustand und unter den merkwürdigen Umständen gesehen und angetroffen zu werden. Der Rock ist gerissen und schmutzig, sie ist nicht nüchtern, wie sollte sie das erklären.

Trotz ihrer zweiundzwanzig Jahre würde sie sicher vom Stiefvater Hausarrest aufgebrummt bekommen.

Nie wieder will sie so unbedarft in dieses Lokal gehen..

Elternhaus

Was sie nicht ahnt, sie wird keinen Hausarrest aufgebrummt bekommen, weil man den neuen Freund akzeptieren wird. Warum? Ganz ohne Anmeldung steht der schöne BO vor ihr, er hat sich sozusagen selbst eingeladen. Weil Yasmin rausfliegen wird, wenn sie noch einmal morgens nach Hause kommt.

„Mein Name ist Adrian Laster“, stellt er sich der Mutter vor, die gerade im Garten die Rosen gießt und die nicht ahnt, wie passend der angenommene falsche Name ist.

Sie scheint angetan von dem Mann, raunt aber ihrer Tochter zu, der sei ganz schön alt. Ahnt sie es, es wird wohl der Mensch sein, weswegen ihre Tochter schon mehrmals nachts oder am Morgen nach Hause gekommen ist.

Dass ihre Tochter die Berührungen beim Sex mit Liebe verwechselt, weil sie als Mutter sie nie in den Arm genommen hat, ist beiden nicht bewusst. Manch ein solcher Fehler führt in späteren Jahren zu psychischen Störungen und Fehlentscheidungen in der Lebensführung. Langsam wird die Tochter ihre eigenen Erfahrungen machen. Hoffentlich findet sie einen anständigen, guten Mann, denkt die Mutter obenhin.

Yasmin sonnt sich am Pool, um die Blässe loszuwerden, die sie nicht attraktiv findet. Bräune ist heute 'IN', und in diesem Alter ist die Sonne auch noch nicht so hautschädigend, wenn man es nicht nicht bis zum Hautkrebs übertreibt, weiß sie.

Die altmodische Mutter ist für ihre Tochter peinlich berührt:

„Zieh dir mal etwas über“, raunt sie, denn es sei nicht schicklich, sich hier vor einem Fremden so zu zeigen. Erschrocken greift Yasmin zum Badehandtuch, sie verliert fast die Fassung, ohne Vorwarnung überfallen worden zu sein. Heimlich müssen sie und ihr Unterbewusstsein lächeln. Wenn die Mutter wüsste, dieser Mann hat sie schon in ganz anderen Situationen und Posen gesehen, würde sie ihn hinauswerfen. Beide lächeln sich an, sehen aber nicht, die Mutter hat so ihre Gedanken zu dem gut aussehenden Mann, ganz schön verlebt sieht er aus, findet sie.

Adrian hat ganz schnell Yasmin das Handtuch umgelegt, so nebenbei seinen Körper an sie gedrückt, was ihr einen Schauer über den Rücken jagt.

Zum Glück schneidet ihr Mutter nun die Rosen und hat das nicht gesehen.

„Wir leben nicht im siebzehnten Jahrhundert, wo man sich nicht nähern durfte, geschweige denn Frauen mit den Augen ausziehen“, flüstert Adrian amüsiert über Yasmins züchtig nach unten gerichteten Blick, der anscheinend der Beobachtung ihrer Mutter gezollt ist.

„Unsere Familie und der ganze anhängende Clan ist noch aus der alten Zopfzeit“, meint Yasmin, „wenn die wüssten, was ich so mache...“

„Du meinst, was du so treibst?!“

„Was treibe ich denn, das ist doch ganz normal, auszugehen“, sagt sie ausweichend.

„Wie sieht es heute Abend aus, kannst du weg, oder musst du erst deinen Familienclan daten“, fragt Adrian ironisch.

Sie verabreden sich zu zehn Uhr abends, Adrian holt sie dann auch pünktlich ab und ist befremdet über ihr Outfit. Um die Bräune besser zur Geltung zu bringen, hat Yasmin ein weit ausgeschnittenes Shirt angezogen, jedoch ist sie mehr krebsrot als braun und die Bluse auch rot. Das sehe schrecklich aus, moniert Adrian und überhaupt...

„Du bist viel zu stark geschminkt, deine Augen brauchen keine Schwarzumrandung, gehe sofort und wische dir das ab!“

Yasmin ist wie vom Donner getroffen, so kann BO nicht mit ihr umgehen. Sie weiß nicht, er will sie heute seinen Freunden vorführen – und sie sieht jetzt schon aus wie eine Käufliche, obgleich er geschwärmt hat, eine süßes unbescholtenes Mädchen getroffen zu haben, das man sich noch ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen zurechtbiegen könne. Die dicke Wimperntusche verläuft unter ihren Tränen bereits, als sie sich umdreht und zurück im Haus verschwindet. Als sie nach einer Viertelstunde nicht wieder erscheint, ruft er ihr Handy an.

Abgestellt. Aha, die junge Dame schmollt. Also klingelt er an der Haustür, die geöffnet wird von anscheinend Yasmins Vater. Groß und imposant mit reichlich angegrauten Haaren und ziemlich unfreundlicher Miene fragt der, zu wem er wolle. Auch er mustert sein Gegenüber und ist nicht gerade von dessen Erscheinungsbild angetan. Was will denn dieser Mensch von Yasmin, das kann doch nur eine Verwechslung sein. Ehe er noch viel fragen kann, erscheint Yasmin in einem rosa Röckchen der Görli-Generation mit Stiefelchen und züchtigem Pulli.

Sie eilt am Stiefvater vorbei – fast ungeschminkt:

„Hi, Papa“, - schon ist sie an ihm vorbei und an Adrians Lincoln, einem Ami-Schlitten. Reißt selbst die schwere Tür auf und dreht sich auch nicht mehr um.

Verblüfft grüßt BO kurz zum Vater hin und folgt ihr.

„Was war denn das jetzt für eine Aktion“, wundert er sich.

Schweigend fahren sie zu der verabredeten Bar, und Adrian muss sie nun so akzeptieren, wie sie sich zurechtgemacht hat. In seinem Ärger hatte er eigentlich vor, zu sich zu fahren und sie mit neuen Sachen nach seinem Geschmack anzuziehen. Um sie zu besänftigen, holt er jetzt gleich den Schmuck aus der Tasche. Sie freut sich tatsächlich ziemlich, obgleich sie von Hause aus besseren von der Großmutter geerbt hat. Adrian wollte ihr den Schmuck erst nachts geben, wenn sie bei ihm zu Hause sein würden, aber, nun gut, spielt ja keine Rolle.


Im Görli-Look sieht Yasmin viel jünger aus, man könnte sie für siebzehn halten, schon wegen ihrer nicht allzu üppigen Oberweite, die durch den weiten Pulli noch reduziert aussieht. Einige seiner Freunde raunen ihm dann auch zu, ob die schon achtzehn sei. „Selbst, wenn du sie auf zwanzig ausstaffierst, die Bullen prüfen trotzdem die Papiere...“

Der schöne Adrian grinst nur, sollen die doch denken was sie wollen, nur er kennt ihr wahres Alter.

Alle sind von Yasmins Aussehen angetan, da sie ihre wilde Mähne noch auftoupiert hat, um damit zu glänzen. Wenn ihr Gesicht nicht so hübsch sei, wie es andere Frauen haben, sagt sie Adrian, dann wolle sie wenigstens mit ihrer Figur und der Mähne Eindruck machen.

„Du hast wunderschöne Augen, meine Kleine, lass dir nichts einreden.“

Er weiß von ihren Minderwertigkeitskomplexen, die der Vater ihr eingeredet hatte, damals mit dreizehn, als sie ein dickliches Kind war.

„Du siehst doch selbst, wie schön du bist, auch an deinem Gesicht gibt es nichts auszusetzen. Vielleicht ist dein Mund etwas klein, heute suchen die Filmmanager und Produzenten Mädchen mit einem Schmollmund – aber notfalls kann man ihn aufspritzen.“

Yasmins innerer kleiner Teufel ist zum Bersten wütend, sie lässt sich äußerlich nichts anmerken, jedoch sieht BO ihr an den Augen an, dass sie wütend zu sein scheint, so gut kennt er sie noch nicht, aber die blitzen aus verengten Augenschlitzen. Er legt ihr seinen Arm um die Schultern, um sie zu beruhigen. Er weiß, sie wird an ihren Lippen nie etwas schnippeln lassen oder aufpolstern lassen. Ein winziges Lächeln dankt ihm.