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Der Verstorbene als Bräutigam

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»Ja,« entgegnete Eduard, »über die realistische Ausmalung des Gemäldes.

»Keine Ausmalung, nur unverfälschte Wahrheit! Setzt man Ihnen etwas Gebackenes vor,« so hat sie es gebacken. Diesen hübschen Alcibiadeskopf, Niemand, als sie , hat ihn gezeichnet. Dieses perlengestickte Arbeitstischchen ist das Werk ihrer Feenhände. Hören Sie den Flügel im Nebenzimmer? Sie phantasiert! Sie geht vom Weißgeräthe in die Speisekammer, von ihren Blumen zu ihrem Vöglein, von der Stickerei zum Strickstrumpf. Sie ist überall, sie ist fleißig, arbeitsam, sparsam. . . . Sie Auserwählter unter Tausenden, daß Sie diesen einzigen Edelstein unter den Kieseln, dieß duftende Veilchen unter den Disteln gefunden haben!«

»Hören Sie einmal,« warf Eduard ein, »Sie müssen Wittwer von wenigstens zwei bis drei Frauen sein?«

»Gott bewahre mich vor solchem Geschick! Nein! Aber ich bin ein bisschen Advocat und da bekommt man so Allerlei zu hören und zu sehen, was zur Enrnüchterung der Seele beiträgt.«

»Desto schlimmer für Sie, denn in den Illusionen ruht unser Glück.«

»Was nun gar die Geistes- und Herzenseigenschaften anbelangt,« fuhr Julius, ohne sieh in seinem Redestrome stören zu lassen, fort, »so versteht es sich ganz von selbst, daß bloß diese Zukünftige alle besitzt. Sie ist bescheiden in ihrer Toilette, hegt eine große Geringschätzung für Schmucksachen und Kaschemir-Shawls und begreift gar nicht, wie eine Frau darein ihr höchstes Glück sehen kann. Der Lärm betäubt sie, der Ball hat für sie etwas Beengendes und das Theater langweilt sie . . . Ihr Königreich ist ihr stiller, häuslicher Kreis: das wahre Glück besteht nur in der Vereinigung zweier Seelen, die für einander geschaffen sind. Die ihrige ist für die Ihrige geschaffen, wohlverstanden und umgekehrt! Ein Herz und eine Hütte: Philemon und Baucis, Romeo und Julia, Petrarca und Laura, Hero und Leander und was weiß ich! Kurz, lieber Freund, sie ist der zur Frau geworbene Engel; es ist der Engel, der in höchsteigener Person ganz express für Sie vom Himmel heruntergestiegen ist, und das ist hoch eine große Aufmerksamkeit von ihm, nicht wahr?«

»Ich sollte denken, ja!« sprach Eduard.

»Mit Einem Wort, man maskiert sich Leib und Seele, und freut sich ob der Stelzen, auf denen man herumspazirt, als ob man nicht einmal heruntersteigen müsse! Das dauert so einige Wochen, auch einige Monate, unter her beschwichtigenden Obhut der Mama; man drückt sich die Hände, singt mit Gefühl am Piano, flüstert in den Fensternischen, geht gern über spärlich beleuchtete Gänge, richtet eine kleine Feldpost von Briefen ein, in denen man sich nichts schreibt, was man sich nicht viel besser sagen könnte, und wäre es auch nur durch die Blumensprache, welche ebenfalls cultivirt wird, – worauf dann endlich das verhängnißvolle »Ja« ertönt, die Gatten, wohl oder übel durch die Heirath zusammengehörig, ihre Masken abwerfen, ihre häßlichen Seiten alle nach und nach entdecken, nun aber aus ihren selbst geschmiedeten Banden nicht mehr loskommen können, denn . . .«

»Es ist zu spät!« setzte Eduard hinzu.

»So ist es. Und Sie glauben, daß solche Leute, nachdem sie eine Zeit lang gegenseitig paradiert und kokettiert, sich besser kennen, als Fräulein von Vieuville und ich uns kennen, die wir uns nie gesehen haben?«

Und nun erzählte her mittheilsame Julius seinem neuen schweigsameren Freunde so viel Einzelheiten über seine Zukünftige und deren Familie, daß Eduard Bernier bald eben soviel wusste, als der Bräutigam selbst.

Die Reise ging heiter zu Ende, ebenso wie die vielen Geschichten, die noch von Julius zum Besten gegeben wurden.

»Wo steigen Sie ab?« fragte er endlich seinen Gefährten.

»Das weiß ich wahrhaftig selbst nicht,« entgegnete Eduard; »meine Absicht war, mit geschlossenen Augen mich dem Zufall zu überlassen und mich vom ersten besten Kutscher irgendwo hinfahren zu lassen.«

»Der Zufall, der bin ich,« erwiderte Julius lachend, »und ich installiere Sie vermöge der mir zukommenden Kraft und Gewalt in das Hotel Richelieu auf dem Favart-Platz . . . Das Geringste, was Sie an mir thun können, ist, daß Sie meiner Heirath beiwohnen.«

»Angenommen.«

»Sonderbar geht es im Leben zu, nicht wahr?« frug Julius. »Gestern kannten wir uns noch gar nicht, und heute. . . Man hat wohl recht, wenn man sagt, daß es keinen Ort gibt, wo mehr Dinge vorgehen, als in der Welt!«

2

Julius von Cerisy sollte sich in den Hafen der Ruhe und Sicherheit einschiffen. Eduard Bernier glaubte noch manches Vorgebirge der guten Hoffnung umschiffen zu müssen, ehe er in einen Hafen einzulaufen gedachte.

Dem Einen lächelte Alles: er war unter einem freundlichen Geschick zur Welt gekommen, das Leben hatte ihm nichts als Freude gebracht; keine Wurzel fand sich auf seinem Wege, über die er strauchelte, kein Sturm hielt ihn in seinem ruhigen Laufe auf.

Dem Anderen schien Alles feindlich: ohne Compaß steuerte er inmitten der gefahrdrohenden Strudel und Wirbel des Lebensmeeres; das Leben war ihm eine Schlacht, die gewonnen werden sollte.

Es ist also sonnenklar, daß, wenn man den ersten Besten gefragt hätte: »Welcher willst Du sein, Eduard oder Julius?« daß er geantwortet hätte: »Julius«

–    –    –    –    –    –     —

Dies Alles konnte aber nicht verhindern, daß der arme junge Mann, das heißt, der reiche junge Mann, Julius, trotz aller erdenklichen Sorgfalt und Hilfe in der ersten Nacht nach seiner Ankunft in Paris an einem heftigen Kolikanfall, an einer Art verstarb.

–    –    –    –    –    –     —

Dieser Fall bestätigt abermals den alten Satz, daß Nichts so trügerisch ist, als die Oberfläche, daß das Phänomen der Luftspiegelung oder Fata morgana sich nicht bloß auf dem Meere und in Sandwüsten findet, nein, mitten in der Stadt, überall und auf jeden Schritt!«

An dünnen Faden, welche jeher Hauch zerreißen kann, hängen beständig Ereignisse in der Luft, welche plötzlich die Trauer lachen oder die Freude weinen machen.

–    –    –    –    –    –     —

Eduard entledigte sich, wie es seine Schuldigkeit war, der traurigen Pflichten, welche ihm die Umstände auferlegten. Er traf die zu einem passenden Leichenbegängnisse nöthigen Anordnungen.

Da er aber auch wußte, daß her Verstorbene ungeduldig von seiner Zukünftigen erwartet war, nahm er die Papiere von Julius an sich und machte sich den andern Morgen nach dem Landaufenthalte des Schwiegervaters auf den Weg, in der redlichen Absicht, demselben diese Papiere zuzustellen nah ihn von der unerwarteten Katastrophe zu benachrichtigen, die aus seiner Tochter eine Wittwe vor der Zeit machte.