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Eure Wege sind nicht meine Wege

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Verzeihe mir! rief sie aus und warf sich an seine Brust, ich willʼs nicht mehr sagen.

Otto kam, sie zu besuchen; aber sie hatte weder Wort noch Blick für ihn. Freudetrunken war er mit Mariens Jawort angekommen; nun, bei dem Anblick seiner Schwester, schwand alle seine Freude hin. Laut weinend stand er an ihrem Bette, da wandte sie sich plötzlich nach ihm um.

Auch du hast mich tödten helfen, sagte sie; du, Alle – ach! und Er – und Er! – sie drehte das Gesicht nach der Wand, und zum ersten Male seit ihrer Krankheit weinte sie, leise aber bitterlich.

Graf Hoheneck verließ Leonie keinen Augenblick, er geizte mit jeder Minute, die das entfliehende Leben ihm noch gewährte, und sie war sanft und freundlich gegen ihn.

Ja, das ist Liebe! sagte sie einmal, ihre Hand in die seine gelegt. Ach, was man will, das kann man nicht, und was man kann, das will man nicht!

Sie küßte gerührt seine Hand. Du hättest mich nicht verlassen! setzte sie hinzu, und Thränen verdunkelten ihren Blick. Die harte Rinde um ihr Herz mußte doch etwas geborsten sein. Nur seinen Liebkosungen wich sie mit Aengstlichkeit aus. Nun die Verstellung keinen Zweck mehr für sie hatte, plagte sie sich auch nicht mehr damit.

Als jede Hoffnung, sie zu retten, verschwunden war, kam auch ihr Vater an. Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme vernahm, und wandte das Gesicht hinweg. Es war das einzige Zeichen des Erkennens, das sie gab.

Ich bin ganz zertreten, ganz wund! flüsterte sie, als er, über sie gebeugt, an ihrem Bette stand. Er ging hinaus, er konnte es nicht ertragen, das junge Leben, das er zu schützen gelobt, nun an der Wunde, die er ihm beigebracht, unaufhaltsam verbluten zu sehen.

Dennoch wachte die alte dämonische Kraft noch einmal in ihr auf, als er eines Tages allein in ihrem Zimmer leise zu ihr trat, weil er sie schlafend glaubte. Sie setzte sich auf, strich die wirren Haare aus dem Gesicht und sah ihn an mit einem wilden Blick: Und ich war doch nicht unschuldig! sagte sie und sank zurück.

Sie starb, wie sie gelebt; sie hatte nie eine Schuld in sich gefühlt, und weder Reue noch Angst trübten ihren letzten Augenblick. Sonderbar war es, daß nie eine Ahnung in ihr aufdämmerte, wie sie sich ihr Schicksal doch selbst gemacht. Ihr Sinn für das Schöne und Zierliche lebte noch in den letzten Stunden in ihr. Sie kokettirte sozusagen mit dem furchtbaren Zerstörer, dem sie entgegenging. Sie ließ sich ankleiden, und man mußte Blumen bringen an ihr Bett. Mit den zarten Händchen strich sie mehrmals über die frischen Kelche hin: Morgen, flüsterte sie, wo sind wir dann?

Sie ließ das Fenster öffnen, und die Abendsonne übergoß mit blendendem Licht die schattenhafte, bräutlich weiße, noch immer unaussprechlich liebliche Gestalt. Lebewohl! sagte sie und hob wie grüßend die schwache Hand. Und ohne Gewalt, sanft wie ein Sonnenstrahl, verlöschte sie auch.

Selbst im Tode war der wunderbare Reiz nicht von ihr gewichen, der sie im Leben geschmückt. Wie ein hülfloses Kind lag sie da, Schutz bedürfend und Schutz erflehend. Sie war noch nicht zwanzig Jahre alt, als man sie zu Grabe trug.

Ihr Mann war in Verzweiflung. Von der wahren Ursache ihres Todes erfuhr er nie etwas und wollte nie etwas erfahren. Er schrieb ihn stets der Härte zu, mit welcher er ihre Bitte, sie nicht nach S. zu schicken, von sich gewiesen.

Louis blieb verschollen seit jener Nacht, die ein so schreckliches Licht auf seine Liebe geworfen. Erst nach Jahren wollten die Zeitungen von einem jungen Geistlichen französischer Abkunft wissen, der, plötzlich in Brasilien erschienen, durch seinen Eifer und seine Menschlichkeit überall Liebe und Verehrung gewonnen. Als das gelbe Fieber mit ungewöhnlicher Wuth unter der farbigen Bevölkerung des Landes ausbrach, widmete er sich der Pflege der Verlassenen, und die Seuche hatte ihn bald hinweggerafft. Aus den Papieren, die man bei ihm gefunden, wollte man wissen, er sei der Letzte gewesen des altberühmten Hauses Derer von Chanteloup. So war der Traum seiner Kindheit in Erfüllung gegangen, nur anders wohl, als er es sich gedacht; er starb als ein Märtyrer der Menschheit, aber statt der göttlichen Liebe war es die irdische gewesen, welche ihn zu seinem hohen Ziele geführt.

In S. ging durch Ottoʼs Vermählung mit Marie ein reges, glückliches Leben auf, durch welches der alte Graf wie ein finsterer Schatten schlich. Leonieʼs Tod hatte den letzten Funken seiner Kraft vernichtet. Er erlebte es noch, seinen ersten Enkel zu sehen, aber selbst diese Freude bannte die Erinnerung an die Verstorbene nicht, und keine Vernunftgründe vermochten den Wurm zu tödten, der ihm am Herzen fraß; denn vielleicht – vielleicht war sie ja doch sein Kind, und vielleicht war es der Stachel seiner Lieblosigkeit gewesen, der sie zuerst ihrem Verderben entgegentrieb.

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