Arguh:Blendwerk

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«Bartos.», führte der Hauptmann mit fester Stimme fort und wendete seinen Blick von der versammelten Menge ab und hin zu einem der Wachen, die soeben samt des Gefangenen die Halle betreten hatten. «Richte das Wort an den Gefangenen und übersetze allen Anwesenden, was der Gefangene zu seiner Verteidigung zu sagen hat.»

Doch entgegen der Erwartung des Hauptmanns und der Anwesenden erfüllte plötzlich nicht der Klang einer fremden Sprache den Raum, sondern die vertrauten Töne ihrer eigenen Sprache.

«Hört mich an!», forderte der Gefangene die Aufmerksamkeit der Versammelten ein. Als sich der Gefangene der Aufmerksamkeit aller bewusst war, ließ er seinen Blick herausfordernd langsam über die Reihe gleiten.

«Dem Süden kann man nicht trauen. Nur Trug und Verrat. Der Samen von einst ist aufgegangen und hat nun auch die Frucht verdorben. Euer Spiel nimmt bald ein jähes Ende. Eure gespaltene Zunge wird euch ins Verderben stürzen. Zehntausend unserer Krieger haben ihren Frieden mit den Geistern unserer Ahnen geschlossen und sind für ihre letzte Reise bereit. Das solltet ihr nun auch machen.»

Fassungslos und wie von einer tiefen Starre erfasst, erwachten die Anwesenden nur langsam aus ihrer Verblüffung. Viele der Anwesenden wussten mit dem Gesagten nur wenig anzufangen. Doch die Erwähnung einer Streitmacht aus über zehntausend Kriegern traf die Anwesenden mitten ins Mark. Selbst jene, die vor wenigen Minuten den Krieg so ehrfürchtig herbeisehnten, verstummten. Denn auch ihnen wurde sofort bewusst, dass das Grenzland einer Streitmacht von zehntausend Kriegern nichts entgegen zusetzen hatte.

Schließlich wunderte es keinen, als der Funken der Angst plötzlich um sich schlug. Einige der Männer aus der ersten Reihe sprangen Wut entbrannt auf den jungen Gefangenen zu, zogen ihre Messer aus ihren Scheiden und machten Anstalten diesen an Ort und Stelle zu lynchen.

Nur mit Mühe und Not gelang es den Wachen des Hauptmanns die aufgebrachte Menge von dem Gefangenen fernzuhalten.

«Wie konnte es soweit kommen?», sagte der Hauptmann mehr zu sich selbst als zu jemand anderen. «Was ist hier los?». Noch vor wenigen Minuten da schien er der Herr der Lage zu sein. Kämpferisch, sich seiner Führungsrolle bewusst. So hatte er in den ersten Minuten seinen Führungsanspruch gegen alle Zweifler unterstrichen, die ihm Schwäche und Konzeptlosigkeit in dem Konflikt mit den Chiks vorgeworfen hatten. Und dann wollte er auftrumpfen. Stark, sicher, entschlossen und zu allem bereit, um den alten Frieden zwischen den beiden Völkern wiederherzustellen. Doch dann von einem Moment auf den anderen entglitten ihm die Zügel. Noch vor ein paar Augenblicken, als er zusammen mit seinem Sohn und ein paar Wachen den Gefangenen vernommen hatte, da schien die Lösung des Konflikts zum Greifen nah.

Selbst der Gefangene ließ in diesem Gespräch alle wissen, dass die Chiks keinen Konflikt mit dem Norden wünschten und zu Gesprächen bereit wären. Bartos hatte alles Wort für Wort übersetzt und jetzt…

… brennt es förmig in der Halle. Und die Angst versetzte die Menschen in Rage und machte sie blind für die Vernunft. 23 Jahre lebte der Hauptmann nun im freien Grenzland. Seit 17 Jahren war er der Hauptmann des freien Grenzlandes und hatte sich stets für den Frieden zu allen benachbarten Völkern eingesetzt. Und nun nach all den Jahren fühlte er sich um die Früchte seiner Arbeit beraubt.

Doch das durfte er nicht zulassen! Auf keinen Fall. Er musste das Zepter wieder in die Hand nehmen. Nicht nur um seinetwegen, sondern vor allem um seiner Kinder und all jener Männer und Frauen, die in das Grenzland gekommen waren, um eine bessere, eine friedliche Zukunft für sich und ihre Familien aufzubauen.

«Ruhe! Ich sagte: Seid still und setzt euch gefälligst wieder auf eure Plätze!», donnerten die Worte des Hauptmanns mit wieder erstarkter Zuversicht durch die Halle. Verunsichert, aber wieder im Bahn des Hauptmanns beruhigte sich schließlich die Menge und alle Anwesenden kehrten zurück auf ihre ursprünglichen Plätze.

Anschließend wendete sich der Hauptmann schnellen Schrittes dem jungen Gefangenen zu, packte diesen mit der rechten Hand an seinen Haaren, zog den Kopf des Gefangenen nach hinten bis sich ihre Blicke kreuzten. «Ich weiss nicht, was du hier für ein Spiel spielst. Aber sei dir gewiß. Ich werde alles tun, um einen Krieg zu verhindern.»

Nach diesen Worten ließ er von dem jungen Mann ab und wandte sich der anwesenden Menge zu.

«Die Ereignisse dieses Tages bringen uns an einen Punkt in unserer Geschichte, an dem wir mit Vernunft herangehen müssen. Jeder von uns weiß, dass ein Feuer schnell geschürt werden kann. Die dabei entstehenden Flammen sind meist jedoch schwierig unter Kontrolle zu halten. Ich denke, dass jeder von den Anwesenden mir zustimmt, dass wir die Flammen am besten hier vor Ort im Keim ersticken, noch bevor sie sich zu einem Brandherd entwickeln, dessen Auswirkung keiner voraussehen kann.»

«Wir müssen aber etwas tun. Wir können doch nicht hier sitzen und zulassen, dass diese Wilden über unsere Familien und unsere Häuser herfallen.», bahnte sich eine Stimme aus der Menge ihren Weg bis zu den Ohren des Hauptmanns.

«In dieser Hinsicht sind wir wohl alle einer Meinung. Fakt ist aber auch, wenn das wahr ist, was wir heute aus dem Munde dieses Chiks gehört haben, dann haben wir es mit einer Streitkraft zu tun bestehend aus zehntausend Chiks. Und so einer Streitkraft haben wir nicht viel entgegen zu setzen. Was ich weiß, ist aber folgendes: Berichte von Kundschaftern, die im Zuge der letzten Ereignisse ausgesandt wurden, um die Überfälle zu untersuchen, haben gezeigt, dass sich die Chiks tatsächlich zu größeren Gruppen zusammenschließen. Über die genaue Truppenstärke können wir nur spekulieren. Fakt ist jedoch, dass wir, wenn wir alle wehrfähigen Männer unsererseits mobilisieren, höchstens auf eine Truppenstärke von knapp dreitausend Mann kommen. In diesem Fall braucht man kein Rechenkünstler zu sein, um festzustellen, wie unsere Chancen stehen.»

«Und was sollen wir jetzt tun, Hauptmann?», ertönte die Stimme einer Frau aus der Menge.

«Ich schlage vor, dass eine Vertretung aus Freiwilligen sich in das Land der Chiks aufmacht und dort auf diplomatischen Wege eine Übereinkunft erzielt, zum Wohle aller.», erwiderte der Hauptmann.

«Du meinst also, wir sollen vor ihnen in den Schlamm kriechen und unsere Seele an diese… diese Wilden verkaufen! Niemals!», erwiderte ein aufgebrachter Mann aus der ersten Reihe.

«Keiner spricht davon, dass wir vor den Chiks in den Schlamm kriechen sollen. Mein Vorschlag ist nur der, dass wir uns vereint als eine starke Stimme, den Chiks gegenüber stellen sollten. Diesen klar machen, dass wir unser Leben und unsere Freiheit notfalls mit Waffengewalt und bis zum letzten Mann verteidigen werden. Wenn dieser letzte Versuch auf diplomatischem Wege eine Einigung zum Vorteil für beide Seiten fehlschlägt, können wir immer noch Krieg führen. Aber das sollte die letzte Option sein. Ich habe euch heute in die Halle mit jeweils einem eurer Söhne bzw. Töchtern kommen lassen. Und nun bitte ich euch freie Männer und Frauen des Grenzlandes einen Blick auf eure Sprösslinge zu werfen und mir zu sagen, ob ihr bereit seid, diese in den Kampf zu schicken und damit auch vielleicht in den Tod, ohne im Voraus alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben?», spielte der Hauptmann seine wichtigste Trumpfkarte aus. Für einen Moment legte sich Stille über den Saal. Und grade als der Hauptmann sich seines Sieges sicher war, erklang die Stimme des Viehbarons im Saal.

«Hauptmann… Ich glaube, ich maße mir nicht zu viel an, wenn ich im Namen meiner Brüder und Schwestern hier, euch unseren Dank ausspreche. Ihr wart immer stets bemüht den Frieden in unserem Land zu wahren. Und das ist gut so. Und dies sollte immer unser vorrangiges Ziel sein. Dennoch muss ich zugeben, dass ich von ihrer jetzigen Vorgehensweise nicht ganz überzeugt bin. Schließlich haben wir alle grade klar und deutlich vernommen, wie dieser Chik uns dargestellt hat, dass sein Volk an keiner Verhandlung interessiert ist. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, wer von den Anwesenden soll ihrer Meinung nach verrückt genug sein, sich auf dieses Himmelfahrtskommando zu begeben und uns bei diesen Verhandlungen, wenn es überhaupt dazu kommt, zu vertreten?»

«Ich werde selbstverständlich von meinen Landsleuten nichts verlangen, was ich nicht bereit wäre selbst zu tun. Deswegen habe ich mich entschlossen, die Verhandlungen selbst zu führen.», antwortete der Hauptmann, woraufhin ein Raunen durch den Raum ging.

«Diese Reise kann ich natürlich nicht allein antreten und sollte dies auch nicht.», fuhr der Hauptmann nach einem Moment fort. «Das Ziel unserer Reise ist es den Chiks begreiflich zu machen, dass wir geschlossen zueinander stehen und mit einer Stimme sprechen. Aus diesem Grund wäre ich glücklich, wenn sich aus den hier Versammelten Freiwillige zusammen finden, um mich und meine Soldaten zu begleiten.»

«Ich werde mich melden.», richtete Jamie das Wort an Melcom Sohn Martok.

«Nein, das wirst du nicht. Ich verbiete es dir!», mischte sich Ian ein. Gerade als Jamie zu einer Erwiderung ansetzte, ertönte die Stimme des Viehbarons von neuem.

«Verzeihen Sie mir meine direkte Art. Aber vielleicht sollten wir über andere Optionen nachdenken.»

«Es gibt nur diese Option auf Frieden.», entgegnete der Hauptmann selbstsicher und wandte sich vom Viehbaron ab.

«Nein!», widersprach der Viehbaron dem Hauptmann und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf sich.

Sich der Blicke aller bewusst, trat der Viehbaron sicheren Schrittes in die Mitte der Halle.

«Die Umstände, in denen wir heute leben, sind bedrückend. Zugegeben. Im Gegensatz zu dem armen Bauern, der nicht nur sein Hab und Gut sondern auch einen Teil seiner Familie verloren hat, habe ich bisher im den ganzen Konflikt nur ein paar Rinder eingebüßt. Ich kann also den Schmerz, den der Mann und seine Frau über den Verlust ihrer Kinder erlitten haben, nicht nachvollziehen. Doch allein die Vorstellung meinen Sohn zu verlieren, lässt mir den Schweiß kalt über den Rücken laufen. Einst sagte mir ein alter Freund, dass das Schlimmste, was einem Mann passieren kann, ist, dass der Tod bei den eigenen Kinder schneller eintritt, als bei einem selbst.» Nach diesen Worten unterbrach der Viehbaron für einen Moment seine Rede und ließ für einen Moment den Blick über die Menge schweifen. «Ich weiß, ich genieße in dieser Halle nicht denselben Respekt wie unser Hauptmann. Aber ungeachtet dessen möchte ich allen hier Versammelten zu bedenken geben, dass es noch eine weitere Alternative gibt! Eine die, wenn uns das Schicksal gnädig ist, kein weiteres Blutvergießen fordert.

 

Ich weiß, dass viele zu meiner Verbundenheit mit dem arkanischen Königreich nicht grade positiv gegenüber stehen. Und ich bin auch heute nicht hier, um euch zu überzeugen, welchen Nutzen es für uns alle hätte, wenn wir uns dem arkanischen Königreich anschließen würden. Nein, bei dem einen Gott. Das schwöre ich euch. Worum ich euch, meine Landsleute, bitten möchte, ist, dass ihr euch einmal das anhört, was der Abgesandte des arkanischen Königreiches zu sagen hat. Und wenn nicht um euretwillen, dann um das eurer Kinder.», beendete der Viehbaron seine Schilderung und deutete mit seiner rechten Hand auf zwei Personen, die in braunen Kapuzenmänteln gehüllt, in der Nähe der Eingangstür standen.

Die Ankündigung, dass Abgesandte des arkanischen Königreiches sich in der Halle des Friedens befanden, weckte gleichermaßen Neugier und Erstaunen unter den Versammelten.

Sich der Aufmerksamkeit der Versammelten bewusst, machte eine der Gestalten zwei Schritte auf die Mitte der Halle zu und verharrte dort für einen Moment. Das Gesicht durch die Kapuze verhüllt, hebte der Neuankömmling seine Hände in die Höhe, griff nach der Kapuze und zog sie langsam nach hinten. Schon auf den ersten Blick wurde jedem in der Halle bewusst, dass dieser Mann von einer Aura umgeben war, die Stolz, Würde, aber auch Erfahrung und Autorität ausstrahlte.

«Dürfte ich in die Mitte der Halle vortreten, ehrenvoller Hauptmann, um die Botschaft, die ich von meinem König erhalten habe, zu überbringen?»

Obwohl das Gesicht des Hauptmanns nach außen hin keine Regung zeigte, fühlte sich dieser zum zweiten Mal an diesem Abend überrumpelt.

Doch anstatt sich gegen den Viehbaron und den Neuankömmling zu stellen und somit womöglich einige Nordmänner gegen sich aufzubringen, sagte der Hauptmann: «Bitte. Treten Sie vor und lassen Sie uns an den Worten eures Königs teilhaben.»

Nach einer kurzen Verbeugung in Richtung des Hauptmanns schritt der arkanische Abgesandte selbstsicher in die Mitte der Halle. Dort angekommen, öffnete er ein Stück weit seinen Umhang und machte somit Teile seiner Rüstung sichtbar.

«Jamie. Schau dir die prachtvolle Rüstung des Abgesandten an. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.», hörte Ian Martok sagen.

«Das ist kein Abgesandter, dass ist ein Gott verdammter arkanischer Heerführer.», stellte Ian fest, nicht gewillt seinen Unmut für sich zu behalten.

«Ich würde gerne sagen, dass es mir eine Freude ist, heute hier zu sein und zu Ihnen zu sprechen. Doch die Umstände, die mich hierher geführt haben, sind nicht gerade passend, um so eine Begrüßung zu formulieren.», eröffnete der Abgesandte seinen Dialog. «Geehrte Anwesende lassen Sie mich eins vorweg sagen. Das arkanische Königreich mag für viele von euch weit weg sein. Aber seien Sie versichert. Die Kunde von den Vorfällen, die hier im Grenzland stattgefunden haben, ist bis in den letzten Winkels unseres Reiches vorgedrungen und hat eine Woge des Mitgefühls unter den Menschen ausgelöst. Einige der Anwesenden kamen einst von weither, aus fernen Ländern. Der größte Teil der Bewohner dieses Landes stammt jedoch aus unserem Königreich. Diese Tatsache macht uns sozusagen zu weit entfernten Verwandten und ist auch der Grund, weshalb das Volk der Arkanier und der König selbst, nicht mehr gewillt sind, tatenlos wegzuschauen, sondern euch in der Stunde eurer Not unsere Hilfe anbieten. Aus diesem Grunde bin ich hier, als Abgesandter des Königs, um euch, sofern das gewünscht ist, unter den Schutz des arkanischen Königreiches zu stellen.»

Ausgehend von den Worten des Abgesandten begann sofort ein Getuschel den Saal einzunehmen.

«Und was genau versteht denn der König unter dem Schutz des arkanische Königreiches?» durchbrach die Stimme des Hauptmanns das Gemurmel und lenkte alle Augenpaare auf den Abgesandten.

«In diesem Moment stehen 5000 Soldaten der arkanischen Armee an der Grenze zum freien Grenzland und warten darauf, den Menschen in ihrem Kampf um Freiheit zur Seite zu stehen. Das versteht der König unter Schutz.», beantwortete der Abgesandte die Frage freundlich lächelnd, wendete anschließend seinen Blick vom Hauptmann ab und blickte in die Menge. «Unter Hilfe versteht er, dass alle Provinzen, die bisher unter den Angriffen gelitten haben, finanziell und mit Sachgütern unterstützt werden sollen, damit die Menschen vor Ort wieder Fuß fassen können. Des Weiteren möchte das arkanische Königreich den Ausbau von Handelsrouten zwischen unseren beiden Ländern verstärken und damit den allgemeinen Wohlstand in dieser Region zu steigern. Darüber hinaus bietet das Königreich seine Hilfe beim Bau von Krankenhäusern, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Errichtung von Schulen und Bibliotheken wurde ebenfalls besprochen. Denn Wissen verändert alles und ist…»

«Nein!», durchbrach plötzlich die Stimme von Ian den Monolog des Abgesandten und lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihn. Von einem Moment auf den anderen herrschte plötzlich Totenstille im Saal.

Als schließlich weder Ian noch der Hauptmann irgendwelche Anzeichen machten etwas zu erwidern, nahm der Abgesandte das Zepter in die Hand und wandte sich von Ian ab. «Und...», begann der Abgesandte von neuem, wurde aber sogleich von Ian abermals unterbrochen: «Ich sagte: Nein!»

Ian bemühte sich seine Wut unter Kontrolle zu kriegen. Als er schließlich seine Fassung wieder gefunden hatte, so dass er einen einigermaßen vernünftigen Satz über seine Lippen bringen konnte, herrschte bereits ein bedrücktes Schweigen im Saal. «Es ist nicht das Wissen um irgendeine Sache, dass alles auf der Welt verändert. Sondern unser Handeln, dass die Wogen zwischen arm und reich, dumm und klug, der Herkunft und dem Glauben eines Menschen verwischt und einen Blender von einer Person mit Idealen unterscheidet».

«Und da kann ich Ihnen nur beipflichten.», nahm der Heerführer den Faden wieder auf. «Und aus diesem Grund sind wir hier. Wir wollen handeln und ein Zeichen setzen.», beendete der Abgesandte seine Ausführung und war gerade dabei sich von Ian abzuwenden, um in seiner unterbrochenen Rede an die Versammelten fortzufahren, als die Stimme von Ian wieder den Raum erfüllte.

«Gut gesprochen. Doch welchen Preis hat euer Handeln?», setzte Ian von neuem an, nicht gewillt, dem Abgesandten sein Blendwerk weiter treiben zu lassen. «Verzeihen Sie mir, wenn ich ein wenig skeptisch klinge. Aber es kommt nicht alle Tage vor, dass jemand an die Tür klopft und einem anbietet, dessen Probleme zu lösen. Also bleiben wir realistisch. Was erwartet das arkanische Königreich von uns als Gegenleistung?»

«Die Welt ist natürlich nicht immer so wie man sie sich wünscht. Aber im Grunde spiegelt ihr Wohlstand wiederum unseren Wohlstand wieder. Von den neuen Handelsrouten und Geschäftsbeziehungen würden natürlich beide Seiten profitieren. Außerdem würde eine Vereinbarung zwischen unseren beiden Völkern ein wichtiges Signal an alle anderen Völker senden. Und zwar, dass wir gemeinsam gegen jede Art von Bedrohung von außen Seite an Seite stehen.»

«Verehrte Versammelte.», fuhr der Abgesandte fort, seine Worte nun an alle gerichtet. «Die Welt, in der wir leben, ist einem ständigen Wandel unterzogen. Und dieser Wandel bringt nicht nur Gutes mit sich sondern auch Gefahren. Nur gemeinsam können wir uns den neuen Herausforderungen unserer Zeit stellen, um den Frieden für uns und unsere Kinder dauerhaft zu erhalten.»

«Arguh. 20 nach Haal. Mit denselben Worten schwor der Heerführer der 9. Kohorte seine Soldaten ein, kurz bevor er den Widerstand der Beruch niederschlagen ließ und dieses Gebiet endgültig für das arkanische Königreich einnahm.», kommentierte Ian den Wortlaut des arkanischen Abgesandten.

Wie vor den Kopf gestoßen, verharrte der Abgesandte auf einer Stelle und fokussierte Ian mit festen Blick. Sichtlich überrascht von der offensichtlichen Abneigung, mit der Ian den Abgesandten entgegen trat, legte Melcom eine Hand auf Ians Schulter, um diesem zu verstehen zu geben, dass er sich zurückhalten soll.

«Ehrenwerte Mitglieder der Versammlung.», nahm der Abgesandte nach einem Moment den Faden wieder auf und wendete sich von Ian ab. «Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es unter Ihnen Menschen gibt, die unserem Hilfsangebot misstrauisch gegenüber stehen. Und das ist auch verständlich. Die arkanische Geschichte ist nicht nur von Wohltaten geprägt. Aber es ist nicht die Geschichte, die die Menschen eines Königreiches prägen, sondern die Menschen, die die Geschichte prägen. Und grade heute ist der Tag, an dem ich als Abgesandter des arkanischen Königreiches vor Ihnen stehe und Ihnen die Hilfe meines Königreiches anbiete. Was Sie aber mit dieser anfangen wollen, dass allein liegt an Ihnen. Wir werden eure Entscheidung akzeptieren. Unabhängig davon, wie ihr euch heute nun entscheidet, möchte ich euch eins mit auf den Weg geben. Die Offerte bleibt auch für die nächste Zeit erhalten und kann auch von euch in Zukunft wahrgenommen werden.», beendete der Abgesandte seine Rede und machte in einer leicht gebückten Haltung zwei Schritte nach hinten.

«Euer Angebot ehrt uns sehr. Bitte richten Sie Ihrem König unseren Dank und unsere Ehrerbietung aus.», nahm der Hauptmann das Wort an sich und dankte im Inneren Ian für seine Einmischung. Mit Genugtuung wendete der Hauptmann seinen Blick auf die Versammelten und begann zu sprechen: «Es ist nun an der Zeit, über unser Vorgehen abzustimmen. Ich bitte nun alle, die meinen Vorschlag unterstützen, einen letzten diplomatischen Versuch zu unternehmen, um die Konflikte auf friedliche Weise zu lösen, die rechte Hand zu heben.»

Abgesehen von einigen wenigen Männern und denen, die in Abhängigkeit zu dem Viehbaron standen, sprach sich die Mehrheit der Anwesenden für eine diplomatische Lösung aus.

Ian war nur froh, dass sein Sohn und all die anderen Söhne, die noch kein eigenes Land bestellten, kein Stimmrecht besaßen. Denn sonst, so war er überzeugt, wäre die Abstimmung ganz anders verlaufen. Vorerst jedoch schien das Schlimmste abgewendet zu sein. Doch die Wirkung, die der Abgesandte in seiner Aufmachung auf die jungen Männer ausgeübt hatte, war nicht weg zu reden. Die Verlockung zu etwas Größerem dazu zu gehören und dem eigenen Leben somit einen größeren Sinn zu verleihen, war in diesem Alter nur schwer zu widerstehen. Und das wusste Ian nur zu gut.

Als sich schließlich die Versammlung ihrem Ende nährte und der Hauptmann seine Freiwilligen, um sich geschart hatte, konnte Ian entspannt aufatmen. Sichtlich zufrieden mit dem Verlauf der Versammlung, verließ Ian in Begleitung von Melcom und ihren beiden Söhnen den Saal des Friedens und machten sich auf den Weg nach Hause.