Die Besprecherin

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Kapitel 3

Die Temperatur im Haus war inzwischen beinahe angenehm. Anneke behielt ihre Strickjacke trotzdem an. Sie fröstelte. Nachdem sie die Haustür leise hinter sich ins Schloss gezogen hatte stand sie eine Weile unschlüssig im Flur. Sie lauschte in die Stille. Erneut ergriff sie eine merkwürdige Beklommenheit. Der bevorstehende Abend und noch mehr die kommende Nacht, die ihr ganz allein in diesem Haus bevorstand, ließen sie daran zweifeln, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, zu bleiben. Noch war Zeit, um nach Berlin zurückzukehren. Aber wollte sie das wirklich? Schließlich hatte sie noch gar nichts von dem erledigt, weshalb sie eigentlich gekommen war. Davon abgesehen hielt sie es inzwischen für schwieriger als gedacht, sich für einige wenige Erinnerungsstücke zu entscheiden. Sie hatte keine Ahnung, was sie auswählen sollte. Schließlich weckte alles in diesem Hause Erinnerungen in ihr. Was war es, das sie stellvertretend für die vielen anderen Dinge mitnehmen sollte? Dabei hatte sie bisher noch nicht einmal in die Schränke gesehen. Dort lagen die Fotoalben und andere Dinge, mit denen sie sicher auch noch ganz viel verband. War es im Grunde nicht unmöglich, das Richtige auszuwählen? Anneke erfasste ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken daran, dass das alles um sie herum vermutlich in Kürze in der riesigen Presse des örtlichen Entsorgers verschwinden würde. Aufgewühlt lief sie durch die Räume. Ihr Herz krampfte sich bei der Vorstellung zusammen, dass in diesem Hause bald nichts mehr an ihre Großmutter erinnern würde. Je mehr sie daran dachte, desto mehr quälte sie, dass in diesen Räumen bald völlig fremde Menschen leben würden. Wehmütig starrte sie aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit. Sie konnte und sie wollte sich nicht vorstellen, dass das alles um sie herum bald nicht mehr existieren würde. Irgendwie war der Abschied von diesem Haus in ihrer Vorstellung viel leichter gewesen. Doch hatte sie sich überhaupt irgendetwas vorgestellt? Von Berlin aus war sie weit entfernt von all dem gewesen. Hier fühlte sich plötzlich alles ganz anders an. Dabei hatte sie geglaubt, es könnte ihr nützlich sein, die Endgültigkeit des Todes besser akzeptieren zu können, wenn sie vor Ort war. Wenn sie hier sehen und fühlen würde, dass in diesem Hause niemand mehr lebte, dass es verlassen war. Offenbar war diese Vorstellung ein Irrtum gewesen. Sie hatte sich davor gefürchtet und gleichzeitig auch gehofft, dass sie das Haus trostlos und entseelt vorfinden würde. Irgendwie verlassen kam es ihr schon vor, aber nachdem sie nach ihrem Eintreffen das Licht überall eingeschaltet hatte und die Heizkörper die Räume erwärmt hatten, war ihr Eindruck doch wieder ein ganz anderer. Es war ein merkwürdiges inneres Schwanken, das sie ergriffen hatte. Einerseits stimmte es natürlich, dass das Haus ohne ihre Großmutter ein anderes war, aber andererseits konnte sie sich an diesem Ort noch immer in ihrer Nähe fühlen. Wo immer Hermine jetzt auch war, was immer sie jetzt auch tat, ein winziger Teil von ihr befand sich noch immer in diesem Haus. Anneke war sich ganz sicher. Hier, wo sie ihr ganzes Lebens verbracht hatte, wo sie glücklich und traurig gewesen war, wo sie in ihrer Ehe mit Großvater Benno schwere Zeiten durchgemacht hatte, war etwas von ihr zurückgeblieben. Hier war sie im Alter sogar noch einmal glücklich geworden, nachdem ihr Mann recht früh verstorben war. Je länger Anneke darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich, dass es ihre Großmutter die meiste Zeit ihres Lebens über wirklich schwer gehabt hatte. Sie hatte nie darüber gesprochen. Auch später nicht, als Anneke dann erwachsen war. Die alte Dame hatte die beneidenswerte Eigenschaft besessen, die Dinge immer so zu nehmen, wie sie kamen. Sie hatte sich nie beschwert. Sie hatte nie geklagt. Irgendetwas hatte ihr die innere Stärke gegeben, nie daran zu zweifeln, dass alles was geschah letztlich zu ihrem Besten war. Erst jetzt wurde Anneke klar, wie außergewöhnlich diese innere Stärke ihrer Großmutter gewesen war. Merkwürdigerweise hatte sie sich früher darüber nie Gedanken gemacht.

Die Stille des Hauses stand in völligem Gegensatz zu dem, was sich draußen gerade abspielte. Dort brauste der Seewind mit großer Kraft in Böen über das flache Land und drückte gegen die Fensterscheiben und Türen. Er rüttelte an den Fensterläden und zwang die Bäume im Garten dazu, sich vor ihm zu beugen. Er peitschte über das dunkle Wasser des Boddens. Anneke waren diese Geräusche vertraut. Sie flößten ihr keine Angst mehr ein. Das Windgeräusch gehörte einfach hierher. In Berlin hatte sie es noch nie auf diese Art wahrgenommen. Die dichte Bebauung der Stadt ließ selbst dem Wind keinen Freiraum. Unentschlossen setzte sie sich im Wohnzimmer auf die Couch. Sie fröstelte, obwohl es im Raum inzwischen angenehm warm war. Sie nahm sich die Wolldecke von der Lehne und breitete sie über ihren Knien aus. Andächtig strich sie darüber. Sie wusste, dass ihre Großmutter immer stolz auf diese Decke gewesen war, die ihr ihre Tochter und ihr Schwiegersohn von einer Reise nach Schottland mitgebracht hatten. Ein Land, das sie selbst nie gesehen hatte. Anneke konnte sich nicht daran erinnern, dass ihre Großmutter jemals im Urlaub gewesen war. Erschöpft lehnte sie sich zurück und lauschte. Sie hätte nicht sagen können was es war, aber es kam ihr so vor, als wäre sie in diesem Moment nicht mehr allein im Raum. Vielleicht waren die Toten ja in Wahrheit gar nicht so tot, wie die meisten Menschen glaubten? Das war eine merkwürdige Vorstellung. Doch warum sollte es nicht so sein, dass ihre Großmutter sich noch eine Weile hier in ihrer gewohnten Umgebung aufhalten wollte? Es war doch immerhin möglich, dass sie sich nicht so leicht von dem Haus trennen konnte, in dem sie geboren worden war und das ihr ihre Eltern später hinterlassen hatten. Sie war damit immer sehr verbunden gewesen und wenn Anneke es jetzt im Nachhinein so betrachtete, dann musste es ihr Zeitlebens schwer gefallen sein, das alles zu erhalten. Selbst als ihr Mann Benno noch gelebt hatte, der von Beruf Traktorenschlosser gewesen war, hatten die beiden immer mit ihrem Geld sorgsam haushalten müssen. Sie mussten sparsam leben, auch wenn ihr Großvater das niemals zugegeben hatte. Er hatte immer versucht, sich das Image eines Lebemannes zu geben für den Geld keine Rolle spielte. Sein einzig wirkliches Lebensziel schien es gewesen zu sein, auf die Frauen in seiner Umgebung möglichst viel Eindruck zu machen. Anneke fragte sich jetzt, im Nachhinein, warum ihre Großmutter das so viele Jahre lang ertragen hatte. Wirklich gebraucht hatte sie diesen Mann nie. Es war immer ein spartanisches Leben in diesem Hause gewesen, an das sie sich erinnerte. Als Kind hatte sie das aber nie gestört. Sie hatte es noch nicht einmal so empfunden. Ihre Mutter Giesela allerdings war da immer ganz anderer Ansicht gewesen. Sie hatte oft genug davon berichtet, dass sie sich in ihrer Jugend immer gewünscht hatte, dieses „armselige Leben“, wie sie es nannte, für immer hinter sich zu lassen. Das war ihr dann schließlich auch gelungen, nachdem sie ihren Mann Klaus kennengelernt hatte. Der war eines Sommers als großzügiger Berliner mit reichlich Selbstbewusstsein und einer großen Klappe im Dorf erschienen, um seinen Sommerurlaub in der Nähe der Küste zu verbringen. Die beiden hatten sich schnell ineinander verliebt und dankbar war Giesela ihm bereits wenig später nach Berlin gefolgt, wo im Jahr darauf Anneke als erstes und einziges Kind ihrer Eltern zur Welt kam. Anneke konnte sich noch gut daran erinnern, dass es schon immer das Lebensziel ihres Vaters gewesen war, seine berufliche Karriere voranzutreiben. Es dauerte auch nicht lange, bis er seine Frau Giesela mit diesem Bestreben angesteckt hatte. Die Stadt um sie herum war bunt und voller schöner Dinge, die man sich nur mit viel Geld leisten konnte. Giesela, die bis dahin an ihr einfaches Leben auf dem Lande gewöhnt war, verspürte plötzlich ein überwältigendes Bedürfnis nach Luxus und finanzieller Freiheit. Gemeinsam hatten es ihre Eltern dann recht schnell „zu etwas gebracht“, wie man so sagte. Nachdem Anneke mit dem Abitur in der Tasche des Studiums wegen an die Uni gewechselt und in eine Studenten-WG umgezogen war, waren die beiden dann aus beruflichen Gründen nach Bremen umgezogen. Dort hatten sie sich kurz darauf ein Haus in guter Lage gekauft. Ihr Vater war zum Geschäftsführer einer international agierenden Firma für Biegemaschinen aufgestiegen und ihre Mutter hatte beim Senat als Chefsekretärin gearbeitet. Gemeinsam hatten sie sich nach und nach ihren Traum von einem Leben im Wohlstand erfüllt und genossen ihn jetzt, im Ruhestand, in vollen Zügen. Anneke gönnte ihnen das von Herzen, auch wenn sie selbst das Materielle nie für so wichtig gehalten hatte. Manchmal allerdings waren ihr Zweifel daran gekommen, ob sie nicht die falsche Einstellung zum Geld hatte. Das war vor allem dann gewesen, wenn sie als alleinerziehende Mutter nach ihrer Scheidung von Michael wieder einmal in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt hatte. Es war schon richtig, dass der Volksmund sagte, dass Geld zwar nicht alles, aber ohne Geld alles nichts war. Gerade jetzt, nachdem ihr Gehalt im Autohaus bereits seit Jahren nicht mehr erhöht worden war, aber alles um sie herum teurer wurde, hatte sie sich schon manchmal gefragt, ob sie nicht endlich versuchen sollte, eine besser bezahlte Stelle zu finden. Sie hätte ihren Sohn Max auch gern finanziell etwas mehr unterstützt, aber daran war in ihrer derzeitigen Situation leider nicht zu denken. Keinesfalls wollte sie ihre Eltern in dieser Hinsicht um Hilfe bitten. Sie wollte sie nicht mit ihren finanziellen Problemen behelligen und vor allen Dingen wollte sie von ihnen keine Vorträge mehr darüber hören, wie unklug sie damals gehandelt hatte, als sie sich nach der Geburt von Max nicht intensiver um eine Stelle für ihren Studienabschluss bemüht hatte und wie grundsätzlich falsch es gewesen war, sich mit der Anstellung im Autohaus zufrieden zu geben. Inzwischen war Anneke selbst klar, dass das ein großer Fehler gewesen war. Jetzt war es zu spät, um daran noch irgendetwas zu ändern. Ihr Studienabschluss, den sie beruflich nie eingesetzt hatte, war nach all den Jahren auf dem Arbeitsmarkt vermutlich völlig wertlos geworden. Es war ein Thema, über das sie nicht gerne nachdachte und noch weniger gerne sprach. Auch jetzt fühlte sie wieder eine große Anspannung in sich, wenn sie nur daran dachte. Es war wie ein schmutziger Fleck in ihrer Biographie. Nachdem Max Ende des Sommers ausgezogen war hatte sie sich schon mehrmals gefragt, ob das jetzt ihr Leben gewesen sein sollte oder ob da noch irgendetwas kam. Genau genommen fragte sie sich, warum sie nicht glücklicher war, denn von ihrer häufig angespannten finanziellen Situation und der Sache mit ihrer Arbeitsstelle im Autohaus einmal abgesehen war doch auch einiges in ihrem Leben recht gut gelaufen. Erschöpft schloss sie die Augen. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie den ganzen Tag über in permanenter Anspannung gewesen war. Sie fühlte sich in ihrem Innern wie verkrampft. Am Morgen hatte sie das noch auf die dreistündige Autofahrt geschoben. Aber endlich in Michaelsdorf angekommen, hatte der Druck in ihr auch nicht nachgelassen. Dabei war doch eigentlich gar nichts Ungewöhnliches passiert. Sie stand noch nicht einmal unter Zeitdruck, denn sie war schließlich immer noch krankgeschrieben. Langsam zog sie die Decke von ihren Knien und legte sich hin. Sorgfältig schob sie das Kreuzstichkissen mit dem roten Klatschmohn unter ihren Kopf und deckte sich dann wieder mit der Decke zu. Sie konnte einfach nicht erkennen was es war, das sie ständig dazu zwang, sich unter Druck zu fühlen. Inzwischen war sie tatsächlich am Ende ihrer Kräfte. Der anstrengende Tag forderte seinen Tribut. Nach den vielen Wochen und Monaten der Schwäche und der Erschöpfung, die hinter ihr lagen, war sie trotz allem ein wenig stolz darauf, dass sie diesen anstrengenden Tag so gut gemeistert hatte. Immerhin hatte sie es allein bis hierher nach Michaelsdorf geschafft. Noch vor Kurzem wäre das für sie unvorstellbar gewesen.

 

In der darauffolgenden Nacht schlief sie kaum. Sie hatte sich ihr Bett auf dem Sofa zurechtgemacht. Das war nicht besonders bequem, aber sie hatte das in Kauf genommen, um nicht im Schlafzimmer schlafen zu müssen. In ihr war das Gefühl aufgekommen, sich damit vielleicht zu sehr in die Privatsphäre ihrer Großmutter zu drängen. Doch an Schlaf war in dieser Nacht trotzdem kaum zu denken. Mit großem Schreck und voller Verzweiflung hatte Anneke vor dem Zubettgehen im Badezimmer festgestellt, dass sie die Dose mit ihren Tabletten zu Hause vergessen hatte. Sie enthielt sowohl ihre Schlaftabletten, als auch das Psychopharmakon, das sie seit zwei Jahren einnahm. Ohne das Rezept eines Psychologen würde es ihr ganz bestimmt auch nicht gelingen, in einer der Apotheken in der Nähe kurzfristig Ersatz zu beschaffen, denn beide Medikamente waren verschreibungspflichtig. Einen kurzen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, auf der Stelle nach Berlin zurückzufahren. Doch angesichts ihrer Müdigkeit und ihrer Erschöpfung verwarf sie diese Idee schnell wieder. Nun harrte sie ein wenig ängstlich der Dinge, die da auf sie zukamen. In den Beipackzetteln beider Medikamente hatte sie Warnungen gelesen, dass die Mittel nicht plötzlich abgesetzt werden durften. Das hatte sie immer eingeschüchtert und daran gehindert, eigenmächtig zu versuchen, die Einnahme zu beenden. Sie war noch nie gern abhängig von irgendetwas gewesen und sie fühlte, dass sie es von diesen Tabletten längst war. Schlaflos wälzte sie sich in den folgenden Stunden von einer Seite auf die andere und konnte keine Ruhe finden. Der Wind draußen hatte noch mehr zugenommen und rüttelte am Haus. Obwohl sie das nicht ängstigte, hinderte es sie doch daran, einzuschlafen. Vielleicht war es auch das Fehlen ihrer Schlaftablette, das sie innerlich so sehr in Erregung versetzte, dass sie gar nicht genau sagen konnte, welcher der beiden Gründe nun der Hauptsächliche war. Vollkommen übermüdet schlief sie dann doch gegen Morgen ein. Es war ein wenig erholsamer, oberflächlicher Dämmerschlaf, in den sie erst gegen vier Uhr morgens fiel. Bis dahin plagte sie sich mit Grübeleien herum, die ihre Probleme plötzlich zu unrealistischer Größe anschwellen ließen. Auch hatte sie einen unerklärlichen Schatten an der Wohnzimmerwand entlang huschen sehen, der von beinahe menschlicher Gestalt war. Das hatte sie zusätzlich verunsichert. Als sie sich dann gegen zehn Uhr morgens endlich zum Aufstehen durchgerungen hatte, fühlte sie sich wie gerädert. Ihr Rücken schmerzte. Sie war übernächtigt und außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. In diesem Zustand zweifelte noch mehr als am Abend zuvor daran, dass sie sich die Rückfahrt nach Berlin zumuten konnte. Ohne ihre Schlaftabletten und ohne das Citalopram gegen Depressionen und Angststörungen fühlte sie sich inzwischen nur noch wie ein halber Mensch. Sie war entsetzt darüber, wie schlecht sie ohne die gewohnte Chemie geschlafen hatte. Selbst ihr Zustand von damals, in dem sie begonnen hatte, diese Medikamente einzunehmen, war ihr weniger dramatisch vorgekommen als ihr jetziger. So schlimm wie das schwarze Loch, in dem sie sich nach dieser Nacht plötzlich befand, hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Es beunruhigte sie außerordentlich, nun sehen zu müssen, wie abhängig sie offensichtlich von ihren Tabletten war. Sie hatte das im Stillen schon immer befürchtet. Jetzt, wo sie sich in dieser Vermutung bestätigt sah, konnte sie an gar nichts anderes mehr denken. Matt und mit Kopfschmerzen machte sie sich an diesem Morgen in der Küche zuerst einmal einen Tee. Anschließend kochte sie sich eine kleine Menge ihres Frühstücksbreies aus Haferflocken. Den aß sie auch zu Hause immer. Insgeheim hoffte sie, es würde ihr eine gewisse Sicherheit geben, wenn sie an ihren morgendlichen Ritualen festhielt. Im Grunde liebte sie es, zu kochen. In den letzten Wochen aber, in denen Max nicht mehr zu Hause gewohnt hatte, hatte sie es immer seltener getan. Appetitlos löffelte sie wenig später den dampfenden Brei fast schon widerwillig in sich hinein. Leider verbesserte sich ihr Befinden dadurch nicht. Der Blick nach draußen zeigte ihr einen kalten Tag mit Frost und leichtem Schneefall. Die Sonne war nicht zu sehen. Der Himmel war grau und verhangen. Noch immer bogen sich die Bäume im Wind und das Schilf am nahen Boddens wogte unter dem Druck der Böen bald in die eine und bald in die andere Richtung.

Um die Mittagszeit raffte sich Anneke endlich auf und ging zum Friedhof, um das Grab ihrer Großmutter zu besuchen. Auf dem Weg dorthin begegnete ihr Wiebke Grotkopp, eine kräftige Frau Ende dreißig mit kastanienbraunem Haar und kugelrunden Augen in derselben Farbe. Als Kind hatten sie damals, in den Ferien, oft miteinander gespielt. Jetzt war Wiebke wie sie selbst allein und lebte mit ihren beiden halbwüchsigen Töchtern immer noch im Dorf. Im Frühjahr hatte sie Zwillinge tot zur Welt gebracht und als ob das allein nicht schon schlimm genug war, hatte sie ihr Mann anschließend auch noch wegen einer deutlich jüngeren Frau Verlassen. Die war erst achtzehn Jahre alt und mit ihr lebte er nun vor aller Augen in der nahen Kleinstadt und zelebrierte dort auf höchst peinliche Art und Weise seine neue Liebe in aller Öffentlichkeit. Natürlich tuschelte nun das ganze Dorf hinter vorgehaltener Hand darüber und auch Anneke hatte durch Martha davon erfahren. Einfach war diese Situation für Wiebke sicher nicht, die als Erzieherin im Nachbardorf arbeitete und deshalb bei allen bekannt war. Wiebke steuerte sofort von der anderen Straßenseite her auf Anneke zu. Im ersten Moment schien sie nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte. Natürlich wusste sie vom Tode ihrer Großmutter. In so einem kleinen Dorf gab es niemanden, der von solch einem Ereignis keine Kenntnis hatte. Anneke sah ihr an, wie sie nach Worten suchte, um sie angemessen zu begrüßen. Sie kam ihr zuvor, indem sie so froh wie möglich rief: „Wiebke! Wie schön, dich zu sehen! Wie geht´s dir?“ Wiebke war sichtlich erleichtert, dass Anneke ihr den ersten Schritt abgenommen hatte. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht, während sie antwortete: „Soweit so gut. Könnte besser sein. Ist gerade alles nicht so einfach für uns.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Es tut mir leid, dass deine Großmutter gestorben ist. Alle hier im Dorf haben sie gemocht. Sie hat immer so viel gearbeitet und sie hat vielen von uns geholfen. Ich musste oft an sie denken in der letzten Zeit. Auch deshalb, weil ihr Benno genauso ein Schuft war wie mein Martin. Der ist auch immer den Weiberröcken hinterher gerannt. Das hat sie mir früher selbst einmal gesagt. Nur, dass dein Großvater im Gegensatz zu meinem Martin nie so richtig mit einer von denen durchgebrannt ist. Das hat mein Mann aber getan. Du weißt davon?“ Sie sah Anneke prüfend an. Die nickte und antwortete leise: „Das mit deinen Zwillingen weiß ich auch. Das ist schlimm! Es tut mir so leid für dich. Wie kommst du damit zurecht?“ Obwohl in Wiebkes Augen sofort Tränen standen sagte sie tapfer und mit fester Stimme: „Irgendwann muss man den Tatsachen ins Auge sehen. Es führt leider kein Weg daran vorbei. Ich denke meistens, wenn mich die ganze Katastrophe wieder einmal einholt, dass ich jetzt wohl mit vier Kindern allein dastehen würde. Das wäre fast noch schlimmer, als es jetzt für mich ist. Dann geht es mir für eine Weile besser und ich versuche mir dann einzureden, dass schon alles seinen Sinn gehabt hatte.“ Sie schniefte und ergänzte: „Ich weiß, dass ich es nur schwer allein geschafft hätte mit vier Kindern.“ Dann verzog sie missbilligend ihr Gesicht und presste wütend hervor: „Martin ist ein Mistkerl! Dass er mir und unseren Töchtern das angetan hat, das verzeih´ ich ihm nie! Soll er mit seinem kleinen, dummen Mädel zur Hölle fahren! Anstatt mir in meinen schrecklichsten Stunden mit den Zwillingen beizustehen geht er lieber fremd, der Herr. Ich konnte es erst gar nicht glauben, weißt du? So etwas hatte ich ihm trotz allem nicht zugetraut.“ Einen Augenblick lang starrte sie ins Leere. Dann hob sie die Schultern und fügte resignierend hinzu: „Aber irgendwann muss man versuchen, darüber hinweg zu kommen. Es hilft ja nichts! Ich denk´ mir immer: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Sie kramte ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche hervor und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. Zwei Tränen liefen über ihre Wangen. Entschlossen wischte sie sie mit dem Handrücken weg. Fast schon trotzig sah sie Anneke an und sagte dann mit bebender Stimme: „Hätte ich damals nicht gedacht, wie fies das Leben sein kann.“ Anneke nickte. Es entstand ein eigenartiges Schweigen zwischen ihnen, während jede der beiden einen kurzen Augenblick lang ihren Gedanken nachhing. Dann plötzlich fragte Wiebke: „Und du? Bist du noch immer in Berlin? Und was macht dein Sohn?“ Anneke blickte an ihr vorbei auf die Bäume, die den nahen Friedhof umgrenzten und deren Kronen im Wind hin und her schwankten. Ein Rauschen drang von dort herüber. Zögernd sagte sie: „Max ist ausgezogen und hat angefangen zu studieren. Und ich bin immer noch in Berlin. Manchmal frage ich mich, was ich da mache, in dieser kranken Stadt. Es ist schon alles verrückt! Und dann frage ich mich auch, wo mein Leben geblieben ist. Irgendwie rennt mir die Zeit davon. Mir ging´s auch schon mal besser als im Augenblick. Da haben wir beide was gemeinsam.“ Sie seufzte und fügte hinzu: „Jetzt wollte ich gerade zum Friedhof und nach dem Grab meiner Großmutter sehen. Es ist schon alles merkwürdig. Alles ist so anders, seit sie nicht mehr da ist. Letzte Nacht habe ich in ihrem Haus geschlafen. Es war sehr eigenartig dort ohne sie. Ich glaube, sie ist immer noch da ….. irgendwie. Ich kann´s dir nicht erklären. Es ist ein komisches Gefühl, aber gefürchtet habe ich mich nicht davor. Es war nur merkwürdig.“ Wiebke nickte und sagte dann gedehnt: „Ich denke auch nicht, dass man sich vor den Toten fürchten muss. Im Leben gehörten sie schließlich zur Familie und man war sehr vertraut mit ihnen. Da hat man sie geliebt. Warum also sollten aus diesen lieben Menschen nach ihrem Tode bösen Geister werden? Das sind doch nur die kranken Phantasien irgendwelcher Schriftsteller und Filmemacher, die uns das glauben machen wollen! In dieser Branche gibt es bestimmt ´ne Menge Geisteskranke! Da kannst du dir ganz sicher sein.“ Anneke nickte. Auch wenn sie eigentlich mit niemandem reden wollte, so tat ihr das Gespräch mit der Freundin aus Kindertagen doch gut. Wiebke holte tief Luft und sagte dann bestimmt: „So, ich muss jetzt leider los. Hab heute Urlaub und muss einiges erledigen. Du weißt ja, so ein Urlaubstag ist nichts, wenn man alles schaffen will, was man sich vorgenommen hat.“ Anneke lächelte und entgegnete ihr: „Ich bin gerade krankgeschrieben. Sonst könnte ich auch nicht mitten in der Woche hier sein. Für gestern hatte ich mir auch viel mehr vorgenommen und nichts geschafft. Ich war einfach nur fertig.“ Wiebke sah sie forschend an, zog die Stirn kraus und sagte vorsichtig: „Ich hab mir schon gedacht, dass du irgendwas hast. Du siehst so schmal und so erschöpft aus, bist gar nicht so das blühende Leben wie früher. Kann ich vielleicht irgendetwas für dich tun?“ Freundlich, aber bestimmt wehrte Anneke sofort ab: „Nein danke. Lieb von dir, dass du mir helfen willst! Ich habe eigentlich gar nichts, außer dass ich immer fix und fertig bin und mich überhaupt nicht mehr belastbar fühle. Ich kann nachts nicht schlafen und manchmal stecke ich tagelang in einem tiefen Loch, ohne dass ich genau weiß, warum. Mein ganzes Leben scheint im Moment zu schwer für mich zu sein. Alles macht mich fertig. Und meine Arbeit?“ Sie winkte resigniert ab. „Reden wir lieber nicht davon! Die Zeiten ändern sich eben. Früher hätte ich geschworen, dass ich einen wirklich guten Job habe, aber ein paar neue Kollegen und ein anderer Geschäftsführer haben mich schnell vom Gegenteil überzeugt.“ Wiebke sah sie aufmerksam an, während sie sagte: „Und was ist mit Tabletten? Nimmst du welche? Ich meine, haben sie dir welche verschrieben?“ Als Anneke nickte fuhr Wiebke hastig fort: „Mir auch. Diese Tabletten waren gar nicht gut für mich. Die haben bloß irgendwie mein Gehirn blockiert und dafür gesorgt, dass ich meine Probleme erst recht nicht mehr lösen konnte. Ich war damit wie blöd im Kopf. Das war jedenfalls nicht die Lösung. Ich weiß gar nicht mehr wie das Zeug hieß. Es war so ein verrückter Name. Konnte man sich schwer merken. So ein Psychomittel, das mir mein Arzt verschrieben hatte. Nach der Sache mit den Zwillingen, du weißt schon. Aber es hat mir überhaupt nicht gut getan. Ich war immer schrecklich müde davon und nachts hatte ich Alpträume. Grauenhaft! Aber man nimmt ja in so einer Situation erst einmal alles. Man greift nach jedem Strohhalm. Ich kam mir damit vor wie unter Drogen. Hab gar nichts mehr auf die Reihe gekriegt und hatte nur noch Watte im Kopf. So hat es sich für mich jedenfalls angefühlt. Mein Psychologe meinte, das wäre am Anfang häufig so und ich sollte seine Tabletten unbedingt weiter einnehmen, weil sich das mit der Zeit geben würde. Irgendwann nach Wochen habe ich mich dann dazu durchgerungen, seine Pillen abzusetzen. Ich war damit nur noch neben der Spur. Genützt hat es mir gar nichts. Martin war immer noch weg und die Zwillinge waren immer noch tot. Und ich fand´s immer noch schrecklich. Ich habe mir dann eines Tages geschworen, solche Dinger nie wieder anzurühren. Aber dann kam erst recht der Hammer. Ich habe unter dem Entzug gelitten wie ein Hund. Es hat wohl drei Wochen lang gedauert bis ich wieder bei mir war. Ich war überhaupt kein Mensch mehr in dieser Zeit! Das war vollkommen irre. Ich habe gezittert, mir war furchtbar übel und nachts hatte ich Alpträume, wenn ich überhaupt schlafen konnte. Das war wohl eine Art Kabelbrand in meinem Kopf!“ Sie lachte. „Obwohl das Präparat bei mir von der beabsichtigten Wirkung her nur mangelhaft gewirkt hat, hat mich der Entzug fast umgehauen. Da war es wirklich nützlich für mich, dass ich meine beiden Mädels hatte. Die haben mir in dieser Zeit wirklich beigestanden. Sie haben einfach dafür gesorgt, dass ich mich aufraffen MUSSTE. Wie Kinder halt so sind.“ Wiebke schüttelte den Kopf. „Weißt du, wenn Du ohnehin schon so richtig am Ende bist und dann kommt auch noch das hinzu, dann bist erst recht nicht mehr in der Lage, dein Leben wieder in Ordnung zu bringen.“ Sie schüttelte den Kopf: „Zum Glück sind meine Töchter schon in einem Alter, wo sie vieles verstehen können. Linda ist jetzt vierzehn und Luise ist zwölf. Sie konnten in dieser Situation zwar nicht viel für mich tun, aber sie waren wenigstens da und haben darauf bestanden, dass wir unseren Alltag irgendwie aufrechterhalten. Das hat mir sehr geholfen. Ich musste ja schon allein wegen ihnen weitermachen.“ Ihre Worte verunsicherten Anneke zutiefst. Angst ergriff sie. Es war die Angst davor, dass ihr das möglicherweise auch alles bevorstand. Ob sie ihre Tabletten freiwillig oder unfreiwillig abgesetzt hatte, spielte letztendlich für ihren Körper keine Rolle. Sie schauderte bei dem Gedanken daran, was jetzt wohl mit ihr geschehen würde. Sofort erfasste sie erneut der Impuls, nach Berlin zurückkehren zu wollen, um sich diesem Entzug jetzt nicht stellen zu müssen. Als hätte Wibke ihre Gedanken erraten, musterte sie sie und sagte dann eindringlich: „Nicht, dass ich dich in deinen Entscheidungen beeinflussen will. Aber ich kann dir nur sagen, dass dich diese Tabletten vermutlich auch nicht weiterbringen werden. Das ist jedenfalls das, was ich aus dieser Geschichte gelernt habe. Nicht mehr und nicht weniger. Und nur für den Fall, dass du meinen Rat hören willst: Trenn dich schnellstens von diesen Pillen und steh das durch, was dann auf dich zukommt! Ich meine den Entzug. Ich habe die Dinger nur fünf Monate lang genommen und selbst das war schon zu lange. Die haben mir mein Leben nicht in Ordnung gebracht. Und mal ganz ehrlich: Haben dich die Dinger weitergebracht? Wahrscheinlich auch nicht. Wenn man immer das gleiche tut und sich davon andere Ergebnisse verspricht, dann ist man halt einfach nur verrückt. Eigentlich weiß das auch jeder. Eigentlich!“ Wiebke schüttelte den Kopf, während sie weitersprach: „Weißt du, ich bin zwar nur Erzieherin und kein Arzt, aber eins habe ich durch diese Sache gelernt. Man kann sich nur selbst um sein Leben kümmern. Auch dann, wenn man gerade am Abgrund steht. Das kann einem niemand abnehmen. Da helfen auch keine Pillen. Wenn dich etwas unglücklich macht, dann schaff´ es dir vom Hals. Etwas anderes hilft nicht! Ich habe mir jedenfalls seit dieser Episode vorgenommen, dass ich nie wieder unglücklich sein will. Das mit den Tabletten ist selbstgemachtes Elend. Die sollten nur in ganz seltenen Ausnahmefällen verordnet werden, denn für alle anderen machen sie die vorhandenen Probleme nur noch größer. Das kommt aus meiner Sicht daher, weil sie dich erst recht daran hindern, dein Leben aufzuräumen. Sie stellen dich nur irgendwie ruhig im Kopf und lassen dich in dieser Starre verharren. Das damit nichts besser wird ist klar. Ich jedenfalls würde mir das nie wieder antun. Es hat mir nichts gebracht, hat mich nur wertvolle Zeit gekostet. Zeit, die ich nützlicher hätte einsetzen können. Nämlich damit, vielleicht schon mal meine Probleme zu lösen. Ich sag dir, solange du noch deine Lebensgeister bei dir hast – steh´ deine Krisen besser allein durch. Auf die alte, ehrliche Art. Weißt Du? Mit Heulen und Zähneklappern und mit all dem. Das ist jedenfalls seitdem meine Meinung. Wenn es so aussieht, als bringt es dich nicht weiter, dann ist das auch so.“ Wiebke streckte ihr die Hand zum Abschied entgegen. „Ich muss jetzt aber wirklich los. Tut mir leid! Der Bus kommt gleich. Ich muss in die Stadt. Martin, dieser Scheißkerl, hat leider unser Auto mitgenommen, als er ausgezogen ist. Jetzt sehen wir alt aus, die Mädels und ich. Aber das ist nun mal so. Dafür können wir erst einmal im Haus wohnen bleiben. Ich arbeite daran, uns einen neuen fahrbaren Untersatz zu besorgen. Aber das wird wohl noch eine Weile dauern. Ich bekomme später auch Geld von meiner Tante. Sie ist reich. So richtig reich, meine ich!“ Wiebke lachte und fuhr dann fort: „Das hat sie mir jedenfalls versprochen. Aber im Moment geht das noch nicht, sonst bekommt Martin am Ende noch die Hälfte davon ab. Das fehlte mir noch! Wir sind ja noch nicht geschieden!“ Sie lächelte gequält. „Erzieherinnen verdienen hier bei uns nicht gerade viel. In Berlin ist das vielleicht anders. Wie auch immer. Die Mädels und ich versuchen, das Beste aus unserer momentanen Situation machen.“ Hoffnungsvoll sah sie Anneke an. „Vielleicht sehen wir uns nochmal wieder, solange du hier bist? Wann musst du zurück nach Berlin? Vielleicht könnten wir uns nochmal treffen! Oder bleibst du bis Weihnachten?“ Anneke schüttelte entschieden den Kopf. „Nein! Es sind noch drei Wochen bis Weihnachten. Auf keinen Fall! Das ist viel zu lange. Zu Weihnachten wollte ich mit Max zu meinen Eltern nach Bremen fahren. Und danach muss ich ja auch wieder arbeiten.“ Sie zögerte einen Augenblick lang und fügte nachdenklich hinzu: „Aber danke für deinen Rat. Es stimmt schon. Ich muss mein Leben auch aufräumen. Da haben wir beide was gemeinsam. Ich habe bloß noch keine Ahnung, wo ich da anfangen soll, geschweige denn, wie ich es anstellen werde. Das steht gerade alles wie eine Wand vor mir.“ Sie seufzte. „Aber du hast recht. Die Pillen lösen meine Probleme nicht. Das merke ich ja. Wenn du willst, dann sieh in den nächsten Tagen einfach nach, ob mein Auto noch da steht. Dann weißt du, ob ich noch hier bin. Du kannst gern auf einen Kaffee vorbeikommen, wenn du möchtest. Nur falls du Zeit hast, meine ich. Ich würde mich wirklich freuen!“ Die beiden Frauen verabschiedeten sich. Wiebke eilte mit schnellen Schritten in Richtung Bushaltestelle davon und Anneke ging langsam in Richtung Friedhof. Ein Graupelschauer fegte wie aus dem Nichts plötzlich über das Dorf hinweg und sie beeilte sich, sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf zu ziehen. Ihre Füße waren eiskalt, obwohl sie Stiefel trug. Ihre letzte Nacht fast ohne Schlaf steckte ihr immer noch in den Knochen. Der Himmel hing grau und schwer über der Weite, während die kleinen Eiskügelchen nach und nach ihren Mantel mit weißen Perlen überzogen und an ihrem Gesicht als Tropfen herab liefen.

 
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