Czytaj książkę: «Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands»
Wolfram Letzner
Die 50 bekanntesten
archäologischen Stätten
Deutschlands
Impressum:
208 Seiten mit 53 Abbildungen und einer Karte
Titelbild: Trier, Porta Nigra; Goseck, Sonnenobservatorium; Haitabu, Wikingerschwert
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© 2013 by Nünnerich-Asmus
Verlag & Media,
Mainz am Rhein
978-3-943904-37-6
Gestaltung und Druckvorstufe: Komplus GmbH
Lektorat: Frauke Itzerott
Gestaltung des Titelbildes: Komplus GmbH
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1. digitale Auflage 2013
Digitale Veröffentlichung: Zeilenwert GmbH
INHALT
Cover
Titel
Copyright
Vorwort
SCHLESWIG-HOLSTEIN
[01]Haithabu – eine frühmittelalterliche Handelsmetropole im hohen Norden Deutschlands mit Welterbestatus
[02]Das Danewerk – nicht nur die Römer bauten befestigte Grenzen
MECKLENBURG-VORPOMMERN
[03]Groß Raden – ein eindrucksvolles Freilichtmuseum
[04]Plate-Peckatel (Lkr. Ludwigslust-Parchim) – ein Grab mit einem besonderen Fund
[05]Das Tollensetal – Archäologie eines Schlachtfeldes aus der Bronzezeit
BRANDENBURG/BERLIN
[06]Seddin – ein Königsgrab?
[07]Vetschau – Slawenburg in Raddusch, der Zerstörung entkommen
BREMEN
[08]Bremen – die Domgrabung
HAMBURG
[09]Hamburg – Wandern auf den Spuren der Vorzeit
SACHSEN
[10]Dresden-Coschütz – die „Heidenschanze“
THÜRINGEN
[11]Großbodungen – Ein Schatzfund besonderer Art
[12]Oberdorla – Archäologisches Freilichtmuseum Opfermoor Vogtei
[13]Westgreußen – Die „Funkenburg“ eine germanische Siedlung
NIEDERSACHSEN
[14]Bramsche/Kalkriese – Eine Schicksalsstunde der Deutschen?
[15]Heeseberg – ein strategischer Punkt über Jahrtausende
[16]Northeim: Harzhornschlacht – Geheimoperation Schlachtfeldarchäologie
[17]Osterode – Die Lichtensteinhöhle
[18]Pestrup – nichts als Gräber
[19]Schöningen – Ausgrabung unter Extrembedingungen
SACHSEN-ANHALT
[20]Gommern – römischer Luxus für einen germanischen Fürsten im 3. Jh. n. Chr.
[21]Goseck – der älteste Monumentalbau in Europa mit astronomischem Bezug
[22]Nebra – Es begann mit einem Kriminalfall
NORDRHEIN-WESTFALEN
[23]Haltern am See – War das römische Lager das lange gesuchte Aliso?
[24]Köln – seit mehr als 2000 Jahren Stadt
[25]Krefeld – Gräber machen eine Stadt bekannt
[26]Mettmann (Neanderthal) – hier irrte Virchow
[27]Xanten – die einzige nicht überbaute römische Stadt Deutschlands
[28]Zülpich – Badeluxus in der Provinz
RHEINLAND-PFALZ
[29]Ingelheim – die Kaiserpfalz
[30]Mainz – Hauptstadt einer römischen Provinz
[31]Bad Neuenahr-Ahrweiler – vom Luxusanwesen zum Friedhof
[32]Trier – Residenz römischer Kaiser und älteste Stadt Deutschlands
HESSEN
[33]Bad Homburg – Die Saalburg
[34]Waldgirmes – Eine römische Stadt, die es eigentlich nicht geben dürfte
SAARLAND
[35]Bliesbruck-Reinheim – Parc Archéologique Européen/Europäischer Kulturpark
[36]Perl (Lkr. Merzig) – Villa Borg: Antike Erleben!
BADEN-WÜRTTEMBERG
[37]Aalen – Ein bedeutendes Kastell am Limes
[38]Badenweiler – ein Ort mit Badetradition
[39]Breisach – Kelten und Römer auf dem Münsterberg
[40]Ditzingen-Hirschlanden – die älteste freistehende Großskulptur Mitteleuropas
[41]Eberdingen-Hochdorf – ein Jahrhundertfund zur Geschichte und Kunst der Kelten
[42]Hechingen-Stein – Römisches Landhaus oder Raststätte?
[43]Herbertingen (Heuneburg) – die Stadt Pyrene des Herodot?
[44]Ladenburg/Lopodunum – die größte römische Stadt Baden-Württembergs?
[45]Osterburken – Die massive Front des UNESCO Weltkulturerbes am Limes
BAYERN
[46]Augsburg – mehr als 2000 Jahre Geschichte
[47]Faimingen – der größte römische Tempel Süddeutschlands
[48]Kempten – von der Keltensiedlung zur Römerstadt
[49]Manching – eine frühgeschichtliche Großstadt an der Donau
[50]Oberstimm – eines der ältesten Kastelle Raetiens
LANDESMUSEEN
GLOSSAR
ABBILDUNGSNACHWEIS
Vorwort
In den letzten Jahrzehnten ist die Archäologie als Fachwissenschaft in ihrem ganzen Facettenreichtum durch Fernsehsendungen und begleitende Publikationen überaus populär geworden; diese haben das Interesse an der Vergangenheit und ihrer Erforschung jenseits von Indiana Jones und artverwandten Charakteren geweckt. Aus der subjektiven Sichtweise des Autors heraus scheint es aber so, als stelle man überwiegend archäologische Stätten mit beeindruckenden Baudenkmälern und spektakulären Funden in fernen Ländern vor. Dabei ist doch auch Deutschland reich an archäologischen Fundstätten, die bisher nur zu einem geringen Teil erforscht wurden. Allein durch die Luftbildarchäologie, einer mit Beginn der Fliegerei entstandenen Prospektionsmethode, konnten bisher in der Bundesrepublik rund 100.000 Fundstätten erfasst werden.
Von den ausgegrabenen archäologischen Orten oder erhaltenen Denkmälern Deutschlands zählt eine Reihe zum UNESCO Weltkulturerbe, die unbedingt in eine Publikation über bekannte archäologische Stätten gehört. Aber dies muss nicht zwangsläufig heißen, dass das, was nicht zum Welterbe zählt, unbekannt oder unbedeutend ist. Hinsichtlich des Bekanntheitsgrades wird man zum einen differenzieren müssen, was überregional bekannt ist und so Eingang in diesen Band finden konnte, und zum anderen, was nur regional im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit verankert ist, aber dennoch so wichtig ist, um hier berücksichtigt zu werden.
Bei der Auswahl der archäologischen Stätten spielte aber noch ein ganz anderer Aspekt eine Rolle: Viele Orte, von denen man gefühlsmäßig glaubt, hier gäbe es bedeutende Ausgrabungen, erweisen sich bei näherem Hinsehen als wenig ergiebig. Ein Beispiel dafür ist etwa Regensburg, das römische Castra Regina. Hier liegt der römische Ort unter der Altstadt, die mit mehr als 1000 Gebäuden, die aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit stammen, zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.
Neben diesen Auswahlkriterien war es von Relevanz, eine quantitativ ausgewogene Auswahl hinsichtlich der geografischen Lage innerhalb Deutschlands zu treffen. Natürlich kommt so den Flächenländern ein größerer Anteil zu als den „Stadtstaaten“ Berlin, Bremen und Hamburg.
Eine andere Frage bei der Auswahl war, welcher Zeitraum überhaupt berücksichtigt werden sollte. Nach gründlicher Überlegung schien es geraten, eine abschließende zeitliche Grenze im frühen Mittelalter, also im 9 Jh. n. Chr. zu ziehen, weil wir für das Hochmittelalter und die Zeit danach große intakte Denkmäler besitzen, die eher in den Bereich der Kunstgeschichte als in den der Archäologie gehören.
Eine spannende Frage für den Autor war es auch, wie er Ausgrabungen und ihre Ergebnisse darstellen sollte, weil Archäologie in vielen Fällen zugleich auch Zerstörung bedeutet oder das Ausgegrabene für den Laien nur schwer zu erschließen ist. Glücklicherweise sind die Funde in den Museen zugänglich und viele Fundorte in den letzten Jahrzehnten museal so aufgearbeitet worden, dass der Besucher die Faszination der Ausgrabungsstätte nachvollziehen kann. Weitaus leichter und noch anschaulicher darstellen kann man dies mit Rekonstruktionen an Ort und Stelle, die sich unter dem großen Begriff der Freilichtmuseen subsummieren lassen. Diese Einrichtungen gibt es in Deutschland schon seit mehr als 100 Jahren; in diesem Zusammenhang sei das „Saalburgmuseum“ bei Bad Homburg (s. S. 135ff.) genannt, das auf die Initiative und mit der Förderung Kaiser Wilhelms II. (1888–1918) entstand.
Norddeutschland
Schleswig-Holstein
1 Haitabu
2 Danewerk
Mecklenburg-Vorpommern
3 Groß-Raden
4 Plate-Peckatel
5 Tollensetal
Brandenburg/Berlin
6 Seddin
7 Vetschau
Bremen
8 Bremen
Hamburg
9 Hamburg
Sachsen
10 Dresden-Coschütz
Thüringen
11 Großbodungen
12 Oberdorla
13 Westgreußen
Niedersachsen
14 Bramsche/Kalkriese
15 Heeseberg
16 Northeim
17 Osterrode
18 Pestrup
19 Schöningen
Sachsen-Anhalt
20 Gommern
21 Goseck
22 Nebra
Nordrhein-Westfalen
23 Haltern am See
24 Köln
25 Krefeld
26 Mettmann
27 Xanten
28 Zülpich
Süddeutschland
Rheinland-Pfalz
29 Ingelheim
30 Mainz
31 Neuenahr-Ahrweiler
32 Trier
Hessen
33 Bad Homburg
34 Waldgirmes
Saarland
35 Bliesbruck-Reinheim
36 Perl
Baden-Württemberg
37 Aalen
38 Badenweiler
39 Breisach
40 Ditzingen-Hirschlanden
41 Eberdingen-Hochdorf
42 Hechingen-Stein
43 Herbertingen
44 Ladenburg
45 Osterburken
Bayern
46 Augsburg
47 Faimingen
48 Kempten
49 Manching
50 Oberstimm
Wer als Besucher noch vor rund 40 Jahren an das in ländlicher Idylle am Haddebyer Noor gelegene Haithabu kam, fand kaum mehr vor als den großen Wall und er vermochte sich kaum vorzustellen, dass hier im 8. Jh. n. Chr. der wichtigste Handelsplatz Nordeuropas existierte, der bis in das 11. Jh. hinein Bestand hatte. Neben den archäologischen Befunden zeichnen vor allem aber auch schriftliche Quellen wie die im Jahr 965 entstandene Beschreibung des arabischen Reisenden und Diplomaten Ibrahim ibn Yaqub oder die 1076 entstandene Chronik Adams von Bremen ein lebhaftes Bild der Stadt am Noor.
[01] Haithabu – eine frühmittelalterliche Handelsmetropole im hohen Norden Deutschlands mit Welterbestatus
Schleswig-Holstein
Die Erforschung – vom vergessenen Ort zum Weltkulturerbe
So wie bei vielen Stätten hatte sich im Laufe der Jahrhunderte jegliche Erinnerung an den Standort Haithabus verflüchtigt. Die komplizierte Geschichte zwischen Dänemark und dem Norddeutschen Bund bzw. Preußen mit zwei Kriegen im 19. Jh. erleichterten eine Erforschung sicherlich nicht. Erst 1897 war es ein dänischer Archäologe, Sophus Müller, der die erhaltenen Wallanlagen mit Haithabu verband. Seine Vermutung wurde in den folgenden Jahren durch Ausgrabungen verifiziert, die jedoch bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges zum Erliegen kamen und erst 1930 wieder aufgenommen werden konnten. Nach einer erneuten Kriegsunterbrechung konnte man ab 1959 umfangreiche Ausgrabungen durchführen, die in mehreren Abschnitten erfolgten und die Grundlage für das Freilichtmuseum Haithabu lieferten. Man wird sich aber immer wieder vor Augen führen müssen, dass bislang nur etwa fünf Prozent der Siedlungsfläche intensiv erforscht wurden.
Geschichte der Stadt
Eine ausführliche Darstellung der Geschichte Haithabus ist an dieser Stelle nicht möglich, weil die vielen Fakten und Details für den Leser nur wenig hilfreich sind. Aus diesem Grund ist geraten, sich auf die Grunddaten zu beschränken.
Ursprünglich waren Teile Norddeutschlands von Angeln und Sachsen besiedelt, von denen aber große Bevölkerungsteile im Laufe der Völkerwanderung nach England auswanderten und dort ihre Königreiche errichteten. Diese Wanderbewegung bot nun anderen germanischen Stämmen, den Dänen und Jüten, in der ersten Hälfte des 8. Jhs. die Möglichkeit zum Nachrücken bis zur Schlei und zur Eckernförder Bucht.
Natürlich brauchten die Menschen Plätze, an denen sie siedeln konnten. Ein solcher Platz bot sich am Haddebyer Noor, einer Bucht, die fast vollständig von der Ostsee abgetrennt war und heute gänzlich zu einem Binnensee geworden ist. Solche Plätze boten seefahrenden Völkern einen sicheren Hafen für ihre Schiffe und Waren.
Spätestens um 770 – so glaubt man in der Forschung – wurde Haithabu von Dänen gegründet. Im 9. Jh. entstanden in unmittelbarer Nähe zur Erstgründung zwei weitere, abgesetzte Siedlungsbereiche, von denen aber schon gegen Ende des 9. Jhs. zwei aufgegeben wurden, während der dritte, fortbestehende Siedlungskern in das Danewerk, einem Befestigungswerk mit sehr komplexer Baugeschichte (s. S. 15 f.), eingebunden wurde.
Diese Neuordnung des Siedlungsplatzes Haithabu lässt sich vielleicht mit der Zerstörung des slawischen Handelsortes Reric in der Nähe von Wismar durch die Dänen im Jahr 808 erklären. Die dort ansässigen Kaufleute wurden nämlich entweder freiwillig, was das Wahrscheinlichere ist, oder zwangsweise nach Haithabu umgesiedelt.
Ein Bedeutungsgewinn für den Ort dürfte auch der Umstand gewesen sein, dass ab 811 die nahe Eider zum Grenzfluss zwischen dem Frankenreich und dem Reich der Dänen wurde, sodass Haithabu Umschlagplatz für den bilateralen Handel werden konnte.
Die nächsten Jahrhunderte, die von Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und Dänemark um den Besitz von Schleswig bestimmt waren, vermochten es nicht, Haithabu als Handelsplatz von europäischer Bedeutung zu beschränken.
Wie muss man sich Haithabu in seiner Blütezeit vorstellen? In den lange andauernden Ausgrabungen ließ sich ein differenziertes Bild gewinnen und im 26 ha großen Freilichtmuseum Haithabu darstellen.
Erhalten hat sich der große Halbkreiswall, der die Siedlung seit dem 10. Jh. zur Landseite hin abschirmte. Von der Innenbebauung hingegen fanden sich naturgemäß nur noch Spuren. Die Ausgrabungen zeigten, dass das typische Haus in Haithabu das Hallenhaus war. Wie es scheint, gab es zwei unterschiedliche Größen, die im Wesentlichen hinsichtlich ihrer Breite variierten. Der schmalere Typus war bei einer Länge von 17 m 3,5 m breit, während der breitere Typus eine Breite von 7 m aufwies und 17,5 m lang war. Sie bestanden aus Holz oder Flechtwerk. Bei der Eindeckung der Häuser geht man von Reet oder Stroh aus, das über Jahrhunderte hinweg die Dachlandschaften Norddeutschlands prägte. Aufgrund dieser Ergebnisse entschloss man sich, insgesamt sieben Häuser zu rekonstruieren und für den Besucher zugänglich zu machen. Während der Winterzeit aber sind diese Häuser nicht zugänglich.
Im Hafenbereich, der zu den besterforschten mittelalterlichen Häfen zählt, konnte dessen Infrastruktur untersucht werden. Innerhalb des Hafens kamen wichtige Funde ans Tageslicht. Besondere Bedeutung kam dabei einem Schiffsfund zu, der geborgen und jetzt im Haithabu-Museum ausgestellt ist. Um die Bedeutung des Hafens zu zeigen, wurden einige Hafenanlagen rekonstruiert. (Abb. 1)
Abb. 1 Haitabu, Museum. Schiffsfund aus dem Hafen, Rekonstruktion.
Aufgrund der schriftlichen Quellen war schon zu vermuten, dass die Siedlung einen kosmopolitischen Charakter besaß. Tatsächlich spiegelten die Nekropolen die Anwesenheit von Menschen unterschiedlicher Herkunft wider.
Wikinger Museum Haithabu
Der Besucher einer Ausgrabungsstätte will heute in der Regel mehr sehen als einige Relikte im Gelände. Diesem Wunsch kommt das Haithabu-Museum mit seinem Freigelände und den Ausstellungsräumen nach. Die Architektur betreffend greift der Museumsbau die Form wikingerzeitlicher Schiffshäuser auf.
Die Ausstellungskonzeption von 1985 wurde 2010 den veränderten Anforderungen angepasst. In fünf Räumen werden unterschiedliche Themen dargestellt. Mit dem reichen Fundmaterial aus den Ausgrabungen in Verbindung mit den unterschiedlichsten Medien wird ein anschauliches Bild der Stadt gezeichnet, angefangen mit der Darstellung des täglichen Lebens über den Handel bis hin zum Hafen und seinen Funden. Hier nimmt besonders das 1979 geborgene und konservierte Kriegsschiff einen zentralen Punkt ein.
Am Haddebyer Noor 2, 24866 Busdorf, Tel. 04621-813 222, www.schloss-gottorf.de/haithabu/das-museum/haithabu
Literatur
U. Drews, Fernhandelsbeziehungen zwischen den Welten. Neue Dauerausstellung im Museum der wikingerzeitlichen Siedlung Haithabu, AW 42/1, 2011, 85–87; B. Maixner, Haithabu – Fernhandelszentrum zwischen den Welten. Begleitband zur Ausstellung (2010).
Das größte Bodendenkmal Norddeutschlands liegt in Schleswig-Holstein. Dabei handelt es sich um das Danewerk, das vom frühen Mittelalter bis zum Deutsch- Dänischen Krieg von 1864 immer wieder seine Funktion als Verteidigungsanlage erfüllte.
[02] Das Danewerk – nicht nur die Römer bauten befestigte Grenzen
Schleswig-Holstein
Der Verlauf
Das Danewerk ist kein durchgehendes Verteidigungs- oder Grenzsystem. Ein großer Streckenabschnitt erstreckt sich über rund 30 km von Hollingstedt bis nach Haithabu. Eine Verlängerung sowohl nach Osten als auch nach Westen war aufgrund der Topografie nicht nötig.
Ein anderer Abschnitt, der „Ostwall“, ist zwischen dem Windebyer Noor und der Schlei verortet. Weil ihm aber später keine Bedeutung mehr zugemessen wurde, verfiel er und ist nur noch an wenigen Stellen zu sehen.
Chronologie und Befund
Eine zentrale Frage ist natürlich, wann dieses System entstand und wie es letztendlich aussah. Folgen wir den historischen Fakten, so zeichnet sich eine Entstehung des Danewerks in mehreren Bauphasen ab, die eine äußerst komplexe Abfolge von Baumaßnahmen widerspiegeln. Neuere Forschungen vertreten die Ansicht, es habe bereits vor dem 7. Jh. Vorläufer gegeben.
Zu den unterschiedlichen Wallphasen lässt sich feststellen, dass es sich immer wieder um Holz-Erdwerke unterschiedlicher Breite und Höhe handelte, denen zumeist Gräben vorgelegt waren. Daneben fanden an der Wallfront aber auch reguläre Mauern aus Feldstein und später aus Ziegeln Verwendung.
Die wichtigsten Phasen lassen sich mithilfe der Dendrochronologie – darunter versteht man eine Methode zur Altersbestimmung, die auf der Zählung von Jahresringen bei Bäumen basiert – datieren und mit historischen Erfordernissen verbinden. So entstand der Wall der Bauphase I 737 und lässt sich als Sperrwerk gegen sächsische und slawische Expansionsversuche verstehen.
Die darauffolgende Hauptbauphase gehört aufgrund von C14-Untersuchungen in die Jahre um 800. Ihre Entstehungszeit erklärt sich vor allem aus der veränderten politischen Lage in Norddeutschland. Karl der Große hatte in den vorangegangenen Jahren die Sachsen unterworfen und das fränkische Reich war nun unmittelbarer Nachbar der Dänen geworden, sodass ein größerer Konflikt zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte.
Gut 160 Jahre später – genauer gesagt im Jahr 968 – wurde der Wall wieder massiv verändert, vor allem was Breite und Höhe betraf. In Dänemark sorgten nämlich die Gebietserweiterungen unter dem römisch-deutschen Kaiser Otto I. (936–973) im Bereich der Ostsee für Unruhe.
Die letzte große Ausbauphase fällt in die Jahre um 1170. Die „Waldemarsmauer“ (Abb. 2), von der man z. B. ein Stück in der Nähe der Gemeinde Dannewerk sehen kann, war 7 m hoch und 2 m breit; dahinter lag wieder ein Erdwall. Von großer Bedeutung ist dieser 3,7 km lange Mauerbau, weil es sich um das älteste profane Bauwerk aus Ziegelsteinen in Norddeutschland handelt.
Abb. 2 Groß-Dannewerk, Danewerk. Abschnitt der Waldemarsmauer.
Zu Beginn des 13. Jhs. verlor der Wall an Bedeutung und verfiel, da die Beziehungen zwischen Dänen und Deutschen sich harmonischer gestalteten.
Auf eine Frage ist aber noch einzugehen: War das Danewerk ein undurchdringliches Sperrwerk? Diese Frage ist mit Sicherheit zu verneinen, auch wenn es nur einen Durchlass gab. Dabei handelt es sich um das „Wieglesdor“, das an einem alten Handelsweg, dem Ochsenweg, lag. Mit dem Bedeutungsverlust des Danewerks wurde seine Funktion im 12. Jh. hinfällig. Erst im Jahr 2010 wurde es wiederentdeckt und ausgraben.
Literatur
C. v. Carnap-Bornheim, Der Danewerk-Atlas (2008); H. H. Andersen, Das Danewerk: zur Wehr des ganzen Reiches (1996); W. Kramer, Die Datierung der Feldsteinmauer des Danewerks. Vorbericht einer neuen Ausgrabung am Hauptwall, AKorrBl 14, 1984, 343–350 Taf. 42.