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Walter Brendel

Die Tempelritter und ihre geheimnisvolle Welt

Eine Betrachtung über Aufstieg und Fall

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag: © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

gunter.50@gmx.net

Inhalt

Impressum

Einleitung

Der Aufstieg der Tempelritter

Die neue Wirtschaftsmacht in Europa

Der bittere Weg in den Abgrund

Fazit

Anlage I: Die Ordensregeln

Anlage II: Die Kreuzzüge während der Templerzeit

Anlage III: Die Großmeister des Ordens der Templer

Einleitung

Um kaum einen Orden ranken sich so viel Mythen, Rätsel, Geheimnisse und Verschwörungstheorien. Gibt es so viel Filmmaterial und Literatur. Dennoch bleibt der Orden voller Geheimnisse. Sie prägen Krieg und Politik im Mittelalter, dann – fast über Nacht – ändert sich ihre Macht.

Der weiße Umhang mit dem roten Kreuz, sagenhafte Reichtümer, ihr Kampfgeist und ihre Disziplin machten die Tempelritter zur Elitetruppe des 12. Jahrhunderts. Wer gründet den Orden und was ist seine Mission und wie werden die Templer so schnell so mächtig? Ende des 12. Jahrhunderts hatten sie großen internationalen Einfluss.

Von den Schlachtfeldern im Heiligen Land – an die Königshöfe Europas. Eine Bruderschaft von Soldaten, die zum religiösen Orden wird, bereit, nach der Macht in Europa zu greifen.

Im Jahr 1120 wird der Templerorden in Jerusalem gegründet: Mönche, die zugleich Soldaten sind. Die neue Organisation hat schon bald den Segen des Papstes – und große Macht.

Der volle Namen des Ordens lautete „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“. Der Name wurde aus dem Umstand abgeleitet, dass König Balduin dem Orden einen Flügel seines Palastes auf dem Tempelberg in Jerusalem, als Quartier anbot. Dort hatte einst bis zur Zerstörung durch Chosrau II.1, den persischen Sassanidenherrscher, im Jahre 614 die Basilika St. Maria gestanden. Und diese wurde auf den Grundmauern des salomonischen Tempels gebaut.

Da das historische Material über die Ereignisse der frühen Jahre des Templerordens nicht historisch endgültig festzustellen war, wurde auf den Bericht des Erzbischofs Wilhelm von Tyrus2 zurückgegriffen, der allerdings erst um 1130 geboren wurde und somit kein Augenzeuge oder Zeitgenosse war. Weitere Quellen stammen von Jakob von Vitry3, einen Bischof des frühen 13. Jahrhundert mit Sitz in Akkon.

Unbekannt ist auch das genaue Gründungsdatum des Ordens, allgemein nimmt man an, dass es wohl zwischen 1118 und 1121 geschah Schwierigkeiten der Datierung beruhen auf dem zeitgenössischen Stil der Urkunden. Das Konzil von Troyes, in dessen Rahmen die erste urkundliche Erwähnung fällt, ist zeitgenössisch für den Januar 1128 verbrieft. Der urkundliche erwähnte 13. Januar 1128, basierend auf Stil Mariä Verkündigung, ist wahrscheinlich dem 13. Januar 1129 nach heutiger Zeitrechnung.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts nimmt der Ruhm der Tempelritter immer weiter zu – ebenso wie der Reichtum des Ordens, der über eine erstaunliche wirtschaftliche Organisation verfügt.

Ende des 13. Jahrhunderts sind die christlichen Besitzungen im Heiligen Land verschwunden. Die Templer drängen auf einen neuen Kreuzzug. Frankreichs König Philipp IV. hat andere Pläne.


Tatzenkreuz des Templerordens

Der Aufstieg der Tempelritter

Jerusalem, hier beginnt die Geschichte der Tempelritter. Eine Hand voll Kämpfer, fast mittellos. Aber fromm und kampferfahren. Ihr Auftrag war, das Heilige Land und die christlichen Pilger mit ihrem Leben zu schützen. Der Konflikt, der den Aufstieg der Tempelritter möglich macht, beginnt Ende des 11. Jahrhunderts.

Im christlichen Westeuropa entscheidet damals, in Glaubensfragen unangefochten, der Papst. In Südspanien, Nordafrika und im Nahen Osten herrscht der Islam. Muslemische Truppen bedrängen die orthodoxe Kirche und rücken auf Konstantinopel vor.


1095 ruft Papst Urban II.4 zum ersten Kreuzzug. Tausend christliche Krieger brechen auf in Heilige Land. Nach blutigen Jahren reicht die Eroberungen der Kreuzzug bis Jerusalem. Das Grab Jesu ist im Besitz der Christen.

Sie erreichten Jerusalem im Sommer 1099 und belagerten die Stadt einen Monat lang. Im Juli durchbrachen sie die Stadtmauer. Es war ein Massaker. Das Blut soll ihnen bis zu den Knien gestanden haben. In den Chroniken wird das Ausmaß zwar gern übertrieben, aber es muss schrecklich gewesen sein. Muslime wurden niedergemetzelt.

Sogenannten Kreuzfahrerstatten5 entstanden. Die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Trippolis und das Königreich Jerusalem. Diejenigen, die nach dem ersten Kreuzzug im Nahen Osten blieben, standen vor der Aufgabe, ihre eroberten Gebiete zu halten. Ihre Feinde in Damaskus und Aleppo konnten Armeen von mehreren tausend Mann aufstellen. Die ägyptischen Satelliten sogar 15 000.


Die Kreuzfahrerstaaten verfügten anfangs nur über ein paar Hundert Ritter und kaum mehr Fußtruppe, eine ernste Herausforderung.

Tausende Christen pilgerten zum Grab Jesu. Für ihren Schutz garantieren Balduin I.6, der König von Jerusalem, der lateinische Patriarch, die Chorherren der Grabeskirche und Gottfried von Bouillon, der Beschützer des Heiligen Grabes.

Die Kirche, die am Ort der Kreuzigung und der Grablegung Christi steht, wird als Kirche vom Heiligen Grab oder Grabeskirche bezeichnet. Das war schon früh eine bedeutende Stätte christlicher Verehrung und ist deshalb Jerusalems Hauptkirche. Die Grabeskirche, der Patriarch und die Chorherren nehmen eine zentrale Stelle in der Ostkirche ein.

Der Orden vom Hospital des Heiligen Johannes7 betreut Pilger und kümmert sich um Kranke. Reisende sind zunehmend in Gefahr. Im Umland von Jerusalem, sogar in der Nähe der Stadt waren die Pilger ständig der Gefahr ausgesetzt, überfallen zu werden. Außerhalb der Stadtmauern war das Heilige Land alles andere, als ein sicherer Ort. Den Templerorden gibt es noch nicht.


Die zum Schutz der Pilger eingesetzten Soldaten nennen sich „Ritter vom Heiligen Grab“. Es ist eine Bruderschaft bewaffneter Zivilisten Sie schlossen sich zusammen, um das Heilige Grab und die Menschen von Jerusalem zu schützen. Die Milites Sancti Sepulcri sind weder Teil der Chorherren, noch Teil des Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes. Sie haben die Aufgabe, Pilger und Chorherren zu schützen und potentiell unsichere Gebiete zu verteidigen. Aber auch, wenn sie weder zu den Chorherren, noch zum Orden gehören, sind sie von beiden abhängig.

Die Chorherren leiden ihr geistiges Leben, der Orden vom Heiligen Hospital ihnen Verpflegung und Unterstützung. Ein Ritter der Milites Sancti Sepulcri strebt nach Unabhängigkeit. Er will sich mit Gleichgesinnten zu einem mächtigeren Bund zusammenschließen, zu einem Orden, wie er bis dahin undenkbar ist. Soldaten, die zugleich Krieger und Kleriker sind. Der ehrgeizige Mann wird zum Begründer der Tempelritter.

Michael, der Syrier. Patriarch der orthodoxen Kirche, schreibt im 12. Jahrhundert in einer Chronik über den Gründer des Templerordens: „Zu Beginn der Herrschaft Balduins II.8 kam ein Franzose zum Gebet von Rom nach Jerusalem. Er kämpfte drei Jahre für den König im Krieg. Dann leistete er ein Gelübde, nicht in seine Heimat zurückzukehren, sondern Mönch zu werden. Mit einem Geleit von dreißig Rittern wollte er den Rest seines Lebens in Jerusalem verbringen. Der König und seine Barone sahen, was der Mann und seine Ritter in der Schlacht geleistet haben. Sie rieten ihm, nicht nur die eigene Seele, sondern auch die Stadt zu retten und Räubern zu beschützen. Der Mann trug den Namen Hugo von Payns und beherzigte den Rat. Seine dreißig Ritter folgten ihm.

Hugo von Payns wird um 1070 in der Stadt Payns geboren. Im Gefolge seines Lehnsherrn, den Graf Hugo I. von Champagne, dient er von Beginn des 12. Jahrhunderts im Heiligen Land. Dann kehrt er nach Europa zurück. Er ist Familienvater, hat Frau und vier Kinder. Doch im Jahr 1114 bewegt ihm tiefe Frömmigkeit, seine Familie zu verlassen, um für immer ins Heilige Land zurückzukehren. Er, ein Militärstratege und Verteidiger des Heiligen Landes hatte verstanden, was Jerusalem bedeutet.

In Jerusalem könnte man kein gewöhnlicher Ritter sein. Ein Ritter musste hier sich in den Dienst Gottes stellen. Diese Idee war bei Hugo seit seiner Ankunft in ihm gereift. Mehrere Jahre feilt Hugo von Payns an seinem Plan. Dann im Jahr 1119 folgt eine entscheidende Erfahrung.

Am 28. Juni 1119 greift ein Heer aus Aleppo das Fürstentum Antiochia an. Die Schlacht tobt so brutal, dass sie die Schlacht auf dem Blut Feld genannt wird. Balduin II., der neue König von Jerusalem greift ein und schlägt die Feinde zurück. Die unsichere Lage der Kreuzfahrerstaaten ist aber nicht mehr zu übersehen. Balduin II. erkannte, dass er die militärische Präsenz stärken musste. Er brauchte Grenzwachen und einen Geleitschutz für Pilger. Das hieß, zusätzliche Truppen.

Am 16. Januar 1120 findet in Nablus, nördlich von Jerusalem ein Konzil statt. Geistliche und weltliche Fürsten des Königreiches versammeln sich Balduin II. und dem Patriarch Garmond von Picquigny.9 Das Konzil bringt grünes Licht für das Vorhaben von Hugo von Payns. Die Gründung eines neuen geistlichen und militärischen Ritterordens zum Schutz des christlichen Königreichs von Jerusalem.

König und Patriarch trafen die Entscheidung gemeinsam, obwohl sie nur spekulieren konnten, dass so ein Orden in ihrer Absicht funktionieren würde. Am Ende hatte der Patriarch das Nachsehen, denn die Ritter, die sich im Namen seiner Kirche hier zusammenfanden, lösten sich schließlich von ihm. Sie nahmen für sich in Anspruch, dass ihr Ordensleben selbst bestimmen und an Stelle des Priors der Grabeskirche einen aus ihrer Mitte zum Großmeister zu wählen. Dabei blieben sie im Kern immer Ritter und Krieger.

Der König persönlich bietet den neuen Ritterorden einen Standort an. Wilhelm von Tyrus gilt als erster Chronist der Kreuzzüge. Er schreibt: „Im Laufe des selben Jahres stellten sich edle Ritter in den Dienst Christie. Sie gelobten auf immerdar in Keuschheit, Gottesfurcht und Armut zu leben. Da sie weder Kirche noch festen Wohnsitz hatten, gewährte ihnen der König eine Heimstatt in seinem alten Palast, der sich neben den Tempel des Herrn befand.“ Er selbst bezog einen neugebauten Palast beim Davidsturm.

Es war eine große Geste des Königs, ihnen seinen eigenen Palast zu überlassen. Der Komplex erstreckte sich südlich des Tempelbergs bis in den Bereich der Al Aqsa-Moschee, des ehemaligen Palastes von König Salamon.

Hugo von Payns und seine Gefährden trugen diese Rechnung, indem sie sich „Arme Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem“ nannten. Später wird der Name verkürzt und geht so in die Geschichte ein als Templerorden.

Die militärisch gefährliche Lage erfordert schnelle Maßnahmen. Um zu wachsen brauchten die Templer qualifizierte Rekruten, Geld und Ländereien in Europa, die sie mit den notwendigen Ressourcen für ihre Mission versorgen sollten. Als Beauftragter des Königs von Jerusalem besuchte Hugo von Payns die großen Höfe Westeuropas.

Die Herrscher hat das beeindruckt, der Orden erhielte viel Geld und größere Schenkungen. So viel, dass er sehr schnell reich wurde. Hugo von Payns und die Ordensgründer wissen, umso mehr Männer sie ins Heilige Land holen, umso mehr brauchen sie die Anerkennung höchster Autoritäten.

Anfangs fragten die Menschen, sind sie Krieger oder Mönche – was sind das für Männer in den Orden? Priester und Mönche sollen ja nicht töten, aber da sind Krieger und Ritter. Einigen christlichen Gelehrten war es ein Gräuel, Gebet und Kampf in einem Orden vereint zu sehen. Um die Bruderschaft zu festigen, wie offiziell angestrebt, brauchte Hugo von Payns den Segen seiner Heiligkeit Honrius II.10. Und Hugo nutzt seine Verbindungen nach Burgund, unweit von seiner Heimat, um den Segen des Papstes zu erhalten. Seine erste Ehefrau war mit einer Familie verwandt, in der es auch einen sehr hoch angesehenen Kirchenmann gab. Es war Abt Bernhard von Clairvaux gewesen war, später der Heilige Bernhard11. Er war einer der wichtigsten Kleriker seiner Zeit. Nach anfänglicher Skepsis setzte er sich ab 1129 wortgewaltig für die Unterstützung des Templerordens ein. Er war eine Art moralische Leitfigur, sowohl für den Klerus, als auch für das einfache Volk im Königreich Frankreich. Auch er entstammt aus dem Ritterstand.

In den Tempelritter sah er die Chance, den Schutz Jerusalems dauerhaft zu stärken und die abendländische Ritterschaft zu reformieren. Seit über 100 Jahre, schon lange vor dem ersten Kreuzzug rang die Kirche um ihre Haltung zum Rittertum. Ritter waren Unruhestifter, ihre persönlichen Fehden schafften ständig Probleme. Sie galten als arrogant und stolz. Bernhard beschloss, dass die Tempelritter als Vorbild dienen sollten. Im Sinne von „so solltet ihr sein“. Statt sich gegenseitig zu bekämpfen, sollten sie das Rittertum als göttliche Berufung empfinden.

Überzeugt, der Tempelorden seine eine Chance für die Kirche schreibt Bernhard von Clairvaux ein Manifest, was Geschichte macht. Seine „Lobrede auf die neue Ritterschaft“. „Diese neuen Krieger führen einen doppelten Kampf, gegen Fleisch und Blut und gegen das Böse. Sie leben ohne Frauen und Kinder, hausen unter einen Dach, ohne persönlichen Besitz. Sie fürchten keine Sünde im töten des Feindes, führen oder empfangen sie doch den tödlichen Schlag um Christi Willen. Sie sind sanfter als Lämmer und wilder als Löwen, sodass ich nicht weiß, ob ich sie Mönche oder Ritter nennen soll.“

In seiner Lobrede auf die neue Ritterschaft rechtfertigt er das Töten des Feindes, denn es geht um mehr. Viel wichtiger ist seine Gegenüberstellung von zwei Arten des Rittertums. Das profane Rittertum, dessen Ritter reich sind oder nach Reichtum streben und dafür kämpfen, die prächtig gekleidet sind und schöne Pferde haben. Und das neue, andere Rittertum, verkörpert durch die Tempelritter, denen Reichtum gleichgültig ist. Sie riskieren ihr Leben und alles was sie haben, für Jerusalem, das Heilige Land und die Christenheit.

13. Januar 1129. Das Konzil von Troyes unter der Leitung des päpstlichen Legaten, Kardinalbischof Matthäus von Albano. Es nehmen der Klerus, Mitglieder des Adels und des Templerordens teil. Das Konzil schreibt die erste Ordensregel des Templerordens nieder. Heute sind davon nur noch zehn Kopien erhalten. Eine davon existiert in der Nationalbibliothek von Frankreich. Am Anfang stehen die Namen der Teilnehmer des Konzils. Darunter Kardinalbischof Matthäus von Albano, die Erzbischöfe Reinald von Reims und Heinrich von Sens, die Bischöfe Gottfried von Chartres, Josselin von Soissons, Stephan von Paris, Hatto von Troyes, Johann von Orléans, Hugo von Auxerre, Burkard von Meaux, Erlebert von Chalons-sur-Marne, Bartholomäus von Leon und Peter von Beauvais, die Zisterzienser-Äbte Bernhard von Clairvaux, Stephan Harding von Cîteaux, Hugo von Mâcon von Pontigny, Guido von Trois-Fontaines und Guido von Molesmes, die Benediktiner-Äbte Reinald von Vézelay, Ursio von St. Denis und Herbert von St. Etienne, sowie die weltlichen Grafen Theobald IV. von Blois, Wilhelm II. von Nevers und Andreas von Beaumont.In der Aufzählung finden sich mächtige religiöse Führer. Auch werden die Namen der Mitglieder des Templerordens genannt, die dem Konzil beiwohnen, darunter Hugo von Payns und Andreas von Montbard.

Auf zwölf Pergamentseiten sind Empfehlungen des Konzils an die Mitglieder des Templerordens festgehalten. Für den Gebets-Rhythmus im Kampf, die richtige Pferdepflege oder die bestmöglichste Ernährung. „Du sollst dreimal die Woche Fleisch essen“. Alles ist bis ins Detail geregelt. Hunger und Schlafentzug gilt es zu vermeiden, denn anders als Mönche sollen die Ritter ihre Kraft bewahren für den Kampf. Sind Brüder vom Dienst erschöpft, sind sie mit Erlaubnis des Ordensmeister, dem Nachtgebet fernbleiben. Der Orden hat also einen militärischen Kodex.

Das Konzil von Troyes, so heißt es weiter, werde eine neue Ära für die Kirche einläuten. Die neue Regel für den Orden im Heiligen Land ist der göttlichen Vorsehung zu verdanken. Ritter sollen die Feinde des Kreuzes töten, ohne zu sündigen. „Deshalb stehen wir Euch das Recht zu, die Ritter des Tempels genannt zu werden“. Die Kirche legte zum ersten Mal fest, dass im Namen Christi getötet werden darf und dass ihr bewaffneter Arm einen Namen hat. Das Konzil dokumentiert also die Geburtsstunde des Templerordens und deren Eingliederung in die lateinische Kirche.

Mansche hielten die Tempelritter für eine ketzerische Idee. Ein englischer Chronist spricht gar von einer neuen Art des Monstrums, doch mit dem Konzil beginnt für den Templerorden eine neue Ära. Die Kunde von diesen Gotteskriegern verbreitet sich wie ein Lauffeuer und stieß in der westlichen Welt auf großes Interesse. Auch die Aristokraten ergriffen die Möglichkeit, wohltätige Schenkungen nicht mehr nur auf die Mönchorden zu beschränken.

In kurzer Zeit wuchsen Anzahl und Höhe der Schenkungen beträchtlich an. Schon in den 1130iger Jahren sind die Templer in Nahen Osten eine echte Macht und gewinnen auch in Europa an Einfluss. Sie wurden praktisch das erste stehende Heer seit Ende des Römischen Reiches, seit 600 bis 700 Jahren. Das war ein gravierender Wandel. Im Nahen Osten gab es also eine Streitmacht, die den Frieden der Christenheit verteidigt. Sie erhielten Geld und Ländereien und nun konnten sie auch Männer zum Kampf ausbilden. Die Ritter auf ihrem Schlachtross machten einen glänzenden Eindruck und waren die Elitetruppen des Reiches.

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