Czytaj książkę: «Sex vor zwölf»

Czcionka:



ebook 2020

© 2014 mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

www.mitteldeutscherverlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagabbildung: Peter Dunsch

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

ISBN 978-3-96311-483-0

Inhalt

Vorspiel oder Ein spöttischer Auftrag

Drahtseilakt

Scharf auf scharfe Blondinen

Frauen auf dem Vormarsch

Zu niemandem ein Wort!

Vergessen im Doppelpack

Schluss mit Frauenüberschuss!

Einparken ist so leicht

Neue Chance mit Annonce

Träum weiter!

Jetzt nicht, vielleicht später!

Höchste Eisenbahn!

Erst taff, dann schlaff

Mit Wonne in die Wanne

Volles Rohr

Die Paketbombe

Hör mir zu!

Vorspiel oder Ein spöttischer Auftrag

In keiner Branche tobt der Konkurrenzkampf heftiger als in der Buchindustrie. Die Ursachen, das muss ich in aller Deutlichkeit sagen, sind hausgemacht. Verlage produzieren einfach zu viele Bücher. Ein durchschnittlicher Leser vertilgt, wenn er geistig ausgehungert ist, ein bis zwei Bücher pro Woche. Und wenn er am Sonntagabend die Schinken mit blutunterlaufenen Augen ins Regal zurückschiebt, haben unsere Verlage bereits 1.600 neue Schwarten für ihn produziert. Vergleichbar ist das mit einem Pizzabäcker, bei dem Sie eine Quattro Formaggi als Seniorenportion bestellen, der Ihnen aber sein komplettes Sortiment in hundertfacher Menge liefert.

Hauptschuld an der gigantischen Buchüberproduktion sind die Autoren selbst. Inzwischen haben sie zahlenmäßig die Leserschaft weit übertroffen. Verlage könnten nämlich keine Bücher drucken lassen, wenn sie vorher keiner geschrieben hätte. Auch ich bin Teil dieser eitlen Massenbewegung, habe mir aber jetzt geschworen, wegen mieser Erfolgsaussichten diese zwanghaft neurotische Tätigkeit einzustellen.

Wer noch nie geschrieben hat, kann sich kaum die bestialischen Entzugserscheinungen vorstellen, die die Abstinenz mit sich bringt. Sobald man einen Computer, einen Kugelschreiber oder nur ein leeres Blatt Papier zu Gesicht bekommt, beginnen die Finger zu zittern, das Herz zu rasen und in den Achselhöhlen bilden sich lebende Feuchtbiotope. Ich habe unsäglich unter diesen Symptomen gelitten und massiv dagegen angekämpft. Und voller Stolz kann ich sagen, ich habe diese traumatisierende Sucht besiegt, bin wieder völlig clean. Über eine Woche habe ich es ausgehalten, nichts geschrieben, außer einem unscheinbaren Exposé für eine neue Satire, die davon handelt, dass es einfach zu viele Autoren gibt, die glauben, auch nur ein Leser würde sich nach ihren Texten verzehren.

Dafür, dass dieses Buch zustande gekommen ist, trage ich keinerlei Verantwortung. Ich habe lediglich auf Anweisung gehandelt. Der Auftrag kam sozusagen von höchster Stelle. Am nächsten Morgen geschah nämlich Folgendes: Es muss zwischen acht und neun gewesen sein, als eine spöttische Eingebung in Form eines großen Blechweckers mit zwei riesigen Außenglocken auf mich niederprasselte. Der Aufschlag auf meinen bis dahin wohlgeformten Schädel war derart hart, dass ich augenblicklich aufschrak. Und in dieser Zehntelsekunde zwischen absolutem Tiefschlaf und völligem Wachzustand ereignete sich nachfolgendes Gespräch zwischen dem Allmächtigen und mir:

VATER: Mein Sohn …

ICH: Wer spricht denn da?

VATER: Ich, dein himmlischer Vater.

ICH: Ich habe einen himmlischen Vater?

VATER: Jeder Mensch hat einen himmlischen Vater.

ICH: Mein Gott! Da muss ja ein Gedränge bei euch da oben herrschen.

VATER: Ach, halb so schlimm.

ICH: Und was willst du von mir?

VATER: Ich habe dich unter allen Schreiberlingen auserwählt und zu einem göttlichen Auftrag bestimmt.

ICH: Du meinst einen spöttischen Auftrag.

VATER: Geht natürlich auch.

ICH: Und worin besteht dieser?

VATER: Du sollst heiraten!

ICH: Nee, nicht schon wieder?

VATER: Ups! Du hast schon ein Eheweib?

ICH: Stell dir vor! Meine Frau hatte sogar vor zwei Jahren Silberhochzeit.

VATER: Na, umso besser. Ein Problem weniger.

ICH: Was für ein Problem?

VATER: Die eheliche Lernphase. Du kannst dich gleich in die Arbeit stürzen.

ICH: Und warum ausgerechnet ich?

VATER: Weil du ein Mann bist.

ICH: Es gibt Millionen Männer.

VATER: Schon möglich, aber die eine Hälfte kann nicht schreiben und die andere Hälfte sich nicht verständlich genug ausdrücken.

ICH: Wie bist du überhaupt auf diese verrückte Schnapsidee gekommen?

VATER: Wie du weißt, schuf ich vor langer Zeit den ersten Menschen, einen Mann namens Adam. Er war mir wirklich nicht schlecht gelungen, wohlerzogen, geistig frisch, von kräftiger und wohlgeformter Statur, ein vollkommener Mann eben. Leider etwas zu vollkommen. Ich kann mir nicht mehr erklären, wie ich auf die Idee mit diesem überflüssigen Nippel zwischen seinen Beinen kam. Aber irgendetwas brauchte er doch zum Wasserlassen. Gut, ein Loch hätte es auch getan. Adam war, wie gesagt, sehr geistreich und fand bald noch eine weitere Verwendung für seinen kleinen Freund, und damit nahm das Menschheitsdrama seinen Lauf.

ICH: Was für ein Drama?

VATER: Eva, das erste Weib.

ICH: Ich denke, du bist der Allmächtige. Warum konntest du diese Katastrophe nicht verhindern?

VATER: Adams Jammern wurde immer unerträglicher. Ich musste ihm diesen kleinen Gefallen tun. Außerdem konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, welche Ausmaße die Dinge annehmen würden. Dass er eine seiner Rippen für Evas Erschaffung opferte, ließ mich glauben, sie würde auch ein so edles Geschöpf werden. Aber als sie so entblößt vor ihm stand, waren seine Augen von ihrer Schönheit derart geblendet, dass er sich von ihr verführen ließ.


Jeden Morgen das Gleiche, ich halte es für einen automatischen Sonnenstandanzeiger.“

ICH: Sie hat ihn verführt?

VATER: Ja, sicher – mit einem Apfel.

ICH: Prima! Obst ist gesund.

VATER: Aber doch nicht vom Baum der Erkenntnis. Mir blieb keine andere Wahl. Ich musste die beiden Bösewichter aus dem Paradies vertreiben.

ICH: Mann, bei euch herrschen aber raue Sitten!

VATER: Nicht ohne triftigen Grund. Die beiden Sünder haben nämlich nicht nur rumgemehrt, sondern sich auch kräftig vermehrt.

ICH: Siehst du, du bist eben doch nicht so perfekt.

VATER: Was hätte ich denn tun sollen?

ICH: Eva auch einen Nippel geben. Das ist wie bei den Knöpfen. Man braucht ein Loch und einen Knopf. Eine Verbindung aus zwei Knöpfen geht nicht.

VATER: Das weiß ich jetzt auch.

ICH: Und welche Aufgabe soll ich in diesem Spiel haben?

VATER: Eine sehr angenehme. Du sollst den verführbaren Menschen die „Neue Botschaft“ überbringen.

ICH: Und wie stellst du dir das vor?

VATER: Schreib ihnen ein Buch!

ICH: Und was soll ich da hineinschreiben?

VATER: Das wird sich finden. Du brauchst nur dein Umfeld genau zu beobachten!

ICH: Ich soll spannen?

Vater: Und darüber etwas Spannendes schreiben!

ICH: Und wenn ich nicht will?

Vater: Dann lass es eben bleiben!

Ich ließ es nicht bleiben.

Und bei allem Ernst möchte ich Ihnen einen wichtigen Rat mit auf den Weg geben. Lesen Sie bitte die anschließenden Geschichten mit einer unbelasteten Heiterkeit! Und alle Verheirateten, die mit ihrem Partner nicht glücklich sind, möchte ich mit der Tatsache trösten: Nichts kann so schlimm sein, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte!


Große Momente in der Geschichte der Menschheit:Eva bekommt zum ersten Mal Urlaub, unbezahlt!

Drahtseilakt

Als ich mit dem Schreiben begann, schlugen sich die meisten meiner Klassenkameraden mit Akne herum. Einige sogar mit Anke, die niemanden an ihren früh entwickelten Prachtkörper ließ. Da war einfach nichts zu machen, es sei denn, man hatte eine heimtückische List.

Ich hatte mich nicht nur heimlich, sondern unheimlich in dieses kleine Biest verknallt. Meine Chancen, bei diesem flotten Käfer einen Treffer zu landen, glichen in etwa denen von Veronica Ferres auf einen Oscar. Dabei sehnte ich mich in meinen erotischen Fantasien lediglich nach einem flüchtigen Kuss. Sobald ich an ihre vollen weichen Lippen dachte, wie sie in erotischer Hingabe ein „O“ stöhnen, als würden sie mit Inbrunst den Namen einer japanischen Automarke hauchen, schnipste mein Blutdruck in akut notärztliche Bereiche. Vielleicht, auch das kam in meinen kühnsten Träumen vor, hätte ich nur allzu gern eine zärtliche Leibesvisitation an ihr durchgeführt und ihre Bluse nach weiblichen Waffen abgetastet. Anke war mit großkalibrigen Granaten bestückt. Da steckten wirklich zwei prächtige Ladungen im Halfter.

Nüchtern betrachtet kann man im Nachhinein sagen, in puncto sexuelle Aufklärung hatte meine Generation eine schwere Jugend. Um hinter gewisse Geheimnisse zu kommen, mussten wir noch echt unsere Fantasie bemühen. Anatomisches Bildmaterial gab es kaum, und wenn, kursierte es sozusagen unter der Hand. Dadurch verfügten wir aber über eine unglaubliche Vorstellungskraft. Der Rest war kraftlos. Unsere unterentwickelten Oberarme konnten sich kaum mit dem Umfang eines Gymnastikstabes messen. Erwachsene nannten uns verächtlich Halbstarke. Einigermaßen ausgeprägt war lediglich unsere rechte Handmuskulatur – vom Händeschütteln.

Dank des Internets können sich heutige Pubertanten wesentlich leichter und bequemer über die anatomischen Besonderheiten des anderen Geschlechts informieren und sich bei Bedarf gleich etwas herunterladen. Fortschritt bringt eben immer Erleichterung.


So’n Regenschauer kann richtig belebend wirken!“

Doch zurück zur Anke und meinem Annäherungsversuch! Die Mädchen unserer Klasse standen während der großen Hofpause, zu einer dichten Traube gedrängt, an der Absperrung zu den Blumenrabatten. Da kam mir eine gigantische Idee, mit der ich die schlanke Anke necken wollte. Die Absperrung bestand lediglich aus ein paar kniehohen Stahlrohren, die in größeren Abständen im Boden staken und die mit einem durchgehenden Draht verbunden waren. Anke stand an diesem heißen Sommertag mit dem Po direkt über dem durchhängenden Drahtseil. Die Schwierigkeit bestand hauptsächlich darin, das Seil vorsichtig bis zu ihrem Rocksaum zu führen, ohne dabei ihren Oberschenkel zu berühren. Mit chirurgischer Präzision gelang es mir, den Draht unter ihren Minirock zu manövrieren und anschließend vorsichtig den knitterfreien Stoff über ihren Slip zu heben.

Beim Anblick ihres weißen Schlüpfers brachen die Jungen in schallendes Gelächter und die Mädchen in hysterisches Kreischen aus. Mein Engel stand wie versteinert und hätte mich am liebsten – das stach aus ihrem wütenden Blick heraus – für meine Unverschämtheit gesteinigt. Ich stand wie gelähmt, fasziniert von ihrem knackigen Po, und hielt noch immer das Seil in meinen Händen. Sofort war ich von einer aufgebrachten Mädchenmenge umringt. Wäre nicht der aufsichtspflichtige Lehrer eingeschritten, hätte ich vermutlich den Angriff unserer Mädchen nicht überlebt.

Mit der bescheidenen Weisheit beziehungsweise der weisen Bescheidenheit des Alters möchte ich allen unglücklich Verliebten Trost spenden, deren tief empfundene Gefühle für einen anderen Menschen nicht erwidert werden. Auch wenn ich damals unter Ankes hartnäckiger Abweisung bitter gelitten habe, heute bin ich dem Schicksal dankbar. Nach über drei Jahrzehnten traf ich sie wieder, bei unserem ersten Klassentreffen. Es ist erstaunlich, wie stark sich ein Mensch in dieser langen Zeitspanne verändern kann. Aus dem flotten Käfer war ein dicker Brummer geworden.


Du hättest mir wenigstens die Tasche abnehmen können.“

Scharf auf scharfe Blondinen

Auch ich war einmal jung. In diesem kraftlos hingehauchten Satz, mit dem sich viele Tattergreise allzu gerne vor der rumänischen Pflegekraft brüsten, wenn diese den Urinbeutel wechselt, liegt hohes Wahrheitspotenzial. Selbst bei mir trifft er zu. Allerdings war ich während meiner Jugend nicht nur jung und undynamisch, sondern auch furchtbar erfolglos. Nicht nur bei Anke. Ob die über tausend Scherben beim Versuch, den ersten eigenen Spiegel anzubringen, schuld an der darauf folgenden Pechsträhne waren, kann ich nur vermuten. Spiegel haben mir noch nie Glück gebracht, zerbrochene schon gar nicht.

Auf alle Fälle hatte ich ums Verrecken keine Chance beim weiblichen Geschlecht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich zu dieser Zeit schielte, vorrangig auf Blondinen. Sie waren für mich der Inbegriff femininer Schönheit. Andere Haartypen standen nicht auf meinem Speiseplan.

Heute, Jahrzehnte nach dieser schrecklichen Leidens­periode, kann ich offen darüber sprechen. Etwas war in meiner Kindheit schiefgelaufen. Ich war märchengeschädigt, traumatisiert durch all die Prinzessinnen, Feen und weiblichen Märchenidole mit ihrem blonden Haarschopf, an die ich glaubte wie der westfälische Katholik an Adam und Opel.

Meine daraus resultierende Vorliebe für blonde Mädchen hatte einen äußerst ärgerlichen Nachteil. So wie ich aussah, konnte ich selbst bei den hässlichsten Blondinen nicht punkten. Ich war ein schlaksiger Zwanzigjähriger, ausgemergelt wie ein deutscher Wehrmachtssoldat nach fünf Jahren russischem Arbeitslager im fernen Sibirien. Ich hatte Segelohren, hervorstechende Wangenknochen, ein tierisches Akneproblem und dünnes, fettiges Haar, welches unappetitlich hinter den Lauschern klebte. Gegen mich strahlt selbst das rothaarige Knochengerüst Piet Klocke noch männliche Attraktivität aus. Mit meinem Erscheinungsbild hätte ich in der Fußgängerzone betteln können. Nur damit Sie wissen, wie es um mich bestellt war.

Und da gab es noch ein weiteres Handicap. Ich konnte nicht tanzen, höchstens mit voller Blase vor einer verschlossenen Toilette. Wenn sich doch mal ein Mädchen meiner erbarmte und mir auf die Tanzfläche folgte, leerte sich augenblicklich das Parkett, weil alle fürchteten, diese spastischen Zuckungen wären ansteckend. Mit all den Körben, die ich während meiner trostlosen Jugend eingesammelt hatte, hätte ich einen florierenden Kunstgewerbeladen betreiben können. Aus Mangel an Gelegenheiten war ich permanent untersext. Mit dieser beschämenden Vita hätte ich mich fürs Priesterseminar bewerben können. Das Zölibat stellte für mich kein Problem dar, sondern war bittere Realität.

So wie die Dinge standen, hätte ich mein Fortpflanzungsverlangen aufgeben müssen. Aber es gab einen zweiten Spiegel, der meinen Trieb antrieb wie die Peitsche den müden Ackergaul – der Testosteronspiegel. Ein Teufelszeug, dieses körpereigene Hormon, zu dem der Chemiker völlig unromantisch C19H28O2 sagt. Wenn eine Blondine in mein Blickfeld geriet, schoss mir sofort der Sabber in die Mundwinkel. In meinem Kopf spulten sich schmutzige Fantasien ab, für die Soziologen keine Erklärung gehabt hätten.

Bitte nicht missverstehen! Ich hatte nicht das unstillbare Verlangen, diese zarten Knospen mit Gewalt zum Platzen zu bringen. Ich wollte nur ihr Bestes, war willens, ihnen jeden Liebesbeweis zu erbringen. Mit Begeisterung hätte ich meiner auserwählten Herzdame das Klo geschrubbt, die Öfen befeuert (ja, damals gab es noch Kohleheizung) und die Briketts bis in die fünfte Etage geschleppt. Ich wollte ihr das Frühstück ans Bett bringen, danach die Küche aufräumen. Ich war bereit, sämtliche Hausarbeit für sie zu erledigen, wollte sie auf Händen tragen, ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Sie sollte bei mir den Himmel auf Erden haben.

Leider blieben meine geheimsten Gedanken und Wünsche der Damenwelt verborgen. Eine andere Strategie musste her, die männlich rabiate. Ich versuchte es mit Bier, Wein oder Schnaps. Wenn der Alkoholspiegel hoch genug war, mich die Hemmschwelle nicht mehr hemmte, ging ich auf Pirsch. Es gab nur leider einen Nachteil: Die Erfolgsquote tendierte weiterhin gegen null. Jede dieser zarten Geschöpfe ließ mich eiskalt abtropfen. Ihre distanzierte Kühle, wie sie mir hochnäsig die kalte Schulter zeigten, hätte manch anderen zum Diktator oder Massenmörder werden lassen. Hitler, Stalin oder Pol Pot waren zunächst bedauernswerte Versager, die alle furchtbar unter verschmähter Liebe gelitten hatten, ehe sie durch diese Persönlichkeitsdefizite so unfassbar pervertierten.

Ich versuchte, meinen widerstehlichen Charme mit Humor aufzupolieren. „Mit einem guten Witz wird jede Blondine spitz“, reimte ich hoffnungsvoll. Vergeblich. Ich hatte wieder einmal einen Korb bekommen, von einem blonden Mädel, die magerer war als fettarme Milch. Als Modell hätte sie sich hervorragend für Kampagnen der Welthungerhilfe geeignet. Meine Enttäuschung verbergend, fragte ich sie: „Wie nennt man die Regel einer schlanken Frau?“

„Weiß nicht“, lispelte sie zu allem Unglück auch noch.

Und ich prustete laut lachend: „Eine Dürreperiode.“

Mein Triumph währte nur kurz. Ein stämmiger Typ, das Gesicht so platt wie die Nebraer Himmelsscheibe, erhob sich provokativ, stellte sich als Bruder vor und lud mich nach draußen ein. Dort zeigte er mir einen literarischen Klassiker: Faust in zwei Teilen. Dann schloss sich der Vorhang.

Nach diesem einschlagenden Erlebnis hatte ich eine gebrochene Nase und diese endgültig voll von Blondinen. Es gibt schließlich auch noch andere interessante Mädchen. Die Haarfarbe spielt doch überhaupt gar keine Rolle, solange sie nur blond sind.


Klar kennen wir uns, ich bin doch die aus deinen doofen Blondinenwitzen!“

Es war an einem dieser langweiligen Sonntagnach­mittage. Ich saß in meiner kleinen Singlewohnung bei einer Tasse Kaffee und kaute an einem Stück Streuselkuchen, den mir Mutter eine Woche zuvor mitgegeben hatte. Die Freiheit der eigenen vier Wände entpuppte sich als Geißel. Ich fühlte mich sehr einsam und eine panische Angst erfasste mich. Ich musste raus aus diesem Mief und dachte nur noch an Flucht. An der frischen Luft ging es mir schon viel besser. Mit der Straßenbahn fuhr ich in die Innenstadt.

Ein laues Lüftchen zog durch die Fußgängerzonen und trieb, wie ein verspieltes Kind, ein paar achtlos weggeworfene Papierschnipsel vor sich her. In den Straßencafés herrschte mäßiger Betrieb. Die Kellner standen rauchend in den Ecken und hielten Ausschau nach Kundschaft. Das Geschäft lief an diesem schwülheißen Sonntagnachmittag schlecht, der Schweiß umso besser.

Ich hatte mit der Außenkante meines rechten Schuhs das Hoheitsgebiet des Cafés „Süße Träumerei“ um einen Zehntelmillimeter übertreten, als mich plötzlich jemand am Arm packte. Hilflos fand ich mich in den Fängen eines Obers wieder, der vermutlich zur schnellen Eingreiftruppe des Restaurants gehörte.

„Ein kühles Pilsner gefällig?“, sagte er geschäftstüchtig.

Ich nickte eifrig, um mich möglichst rasch aus seinem schmerzhaften Klammergriff zu befreien.

Als er mir das Bier serviert hatte, fragte er: „Hat der Herr noch einen Wunsch?“

„Nein, danke!“, lehnte ich höflich ab.

„Wir haben heute Apfelstrudel mit Vanillesoße im Angebot.“

„Besten Dank, aber ich habe jetzt keinen Hunger.“

„In Ordnung, dann bringe ich Ihnen ein Stück.“

Als er mir das Gebäck gebracht hatte, bohrte er weiter: „Was halten Sie von einer schönen Tasse Kaffee?“

„Nicht viel!“

„Einen besseren Kaffee werden Sie in der ganzen Gegend nicht finden!“

„Das will ich Ihnen gern glauben“, antwortete ich, „aber Kaffee und Bier passen irgendwie nicht zusammen.“

„Lassen Sie das Bier stehen!“

„Dann wird es schal.“

„Sie können sich ein neues bestellen.“

„Später, vorerst reicht mir das Bier.“

„In Ordnung! Mit Zucker und Milch?“

„Weder noch!“

„Also schwarz“, stellte er erleichtert fest und verschwand.

Er brachte mir eine Tasse schwarzen Kaffee und ließ mich danach in Ruhe. Wahrscheinlich hatte ich den Mindestbestellwert erreicht.

Erst jetzt bemerkte ich die beiden süßen Puppen am Nachbartisch. Die eine saß mit dem Rücken zu mir, sodass ich ihr hübsches Gesicht nur erahnen konnte. Ihr langes, kastanienfarbenes Haar fiel in sanften Wellen über ihren entzückenden Rücken. Auch das zweite Mädchen hatte langes, allerdings goldenes Haar – so wie ich es liebte. Sie war von zierlicher Gestalt mit einer immensen erotischen Ausstrahlungskraft. Unter ihrem engen, weißen ­T-Shirt zeichneten sich wohlgeformte Rundungen ab, in deren Mitte sich der Schatten spitz aufgerichteter Brustwarzen zeigte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ihr Busen faszinierte mich derart, dass ich alles um mich herum vergaß. Mein Kaffee wurde kalt, das Bier warm.

Plötzlich bemerkte sie meine gierigen Blicke, die sie regelrecht vernaschten. Sie lächelte charmant, lupfte ihre Brauen und strich mit einer eleganten Handbewegung ihr Haar nach hinten, wobei sie mir einen verführerischen Blick schenkte.

Die Dunkelhaarige hatte nun ihrerseits bemerkt, dass ihre Gesprächspartnerin nicht ganz bei der Sache war, und wollte dem auf den Grund gehen. Mit der behäbigen Bewegung eines Metzgermeisters drehte sie sich um und …

Die Brünette war ein Brünetter, allerdings kein Netter, denn der grimmig dreinblickende Stoppelbärtige entlarvte mich als potenziellen Nebenbuhler.

„He, du Penner, was glotzt’n so?“

„Ich?“, mimte ich den Ahnungslosen.

„Ich soll dir wohl die Fresse polieren?“

„Danke für das großzügige Angebot. Aber dann schon lieber meine Treppe.“

„Hä! Was ist?“, grollte er und stützte sich beidhändig an der Tischkante wie der Pfarrer bei der Sonntagspredigt.

„Ich bin mit der Hausordnung dran, habe aber leider noch keine Putze gefunden“, erklärte ich und konnte nur noch fluchtartig das Lokal verlassen. Dem medizinischen Notdienst blieb damit ein Einsatz erspart.

Die eifersüchtige Brünette, wie ich ihn jetzt schadenfroh nennen kann, denn eine zweite Begegnung halte ich für unwahrscheinlich, gab die Verfolgung bereits an der nächsten Straßenecke auf. Ich blieb stehen, drehte mich um und verschnaufte einen kurzen Moment. Dann wagte ich einen flüchtigen Blick um die schützende Hausecke und sah ihn gemächlich zurückgehen.

Mein Gesicht war glücklicherweise verschont geblieben, mein Portemonnaie übrigens auch.

Eigentlich wäre die Geschichte an diesem Punkt zu Ende. Dass ich mich dennoch zu einer kleinen Schlussbemerkung hinreißen lasse, habe ich meinem Verleger zu verdanken. „Herr Levin“, bat er mich, „Sie müssen Ihren Leserinnen noch etwas verraten!“

Keine Ahnung, was er von mir wollte. Ich sah ihn verdutzt an.

„Na, Ihre Frau …“, half er mir auf die Sprünge.

„Was ist mir ihr?“

„Ihre Haarfarbe! Die Leserinnen wollen doch so etwas wissen!“

„Schwarz, Herr Dr. Hunger, schwarz. Und meine Haare sind nicht gefärbt.“

„Sie bringen mich zur Verzweiflung! Ich meinte die Haarfarbe Ihrer Frau?“

„Die ist dunkel. Genauer gesagt – dunkelblond.“


So was trage ich auch, nur blond und tiefer!“

Darmowy fragment się skończył.

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Gatunki i tagi

Ograniczenie wiekowe:
18+
Data wydania na Litres:
25 maja 2021
Objętość:
130 str. 34 ilustracje
ISBN:
9783963114830
Właściciel praw:
Автор
Format pobierania:
Tekst
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