Czytaj książkę: «Diesseits und Jenseits», strona 3

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Menschen, die zu einem Reading kommen, haben große Erwartungen, und die Trauer kann dazu führen, dass sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren. Manchmal bringen sie mir hartnäckig Widerstand entgegen. Ein solches Beispiel ereignete sich vor ein paar Jahren, als ich es mit einem außergewöhnlich schwierigen Reading zu tun hatte. Am Morgen davor hatte ich schon ein unheilvolles Gefühl und war eigenartig ängstlich. Nachdem ich in der Show mehr als zweihundert Readings abgehalten hatte, wurde ich häufig angefragt, und es gab viel Lob. Aber dieses Mal war es anders.

Ich ging die gefühlt längste Einfahrt hinauf und klopfte an die Haustür. Eine Ewigkeit verging, dann wurde sie geöffnet. Darin stand ein schick gekleideter Mann mit buntem Augen-Make-up und einem großen extravaganten Hut. Es war Boy George.

Er machte sich nicht die Mühe, freundlich zu sein, war aber recht höflich. Sein Reading, in dem eine Reihe verstorbener Freunde zu Wort kommen wollten, war intensiv. Doch egal, was ich übermittelte, es wurde abgeschmettert. Selbst die unscheinbareren Eindrücke wurden abgelehnt, und es war klar, dass er noch immer nicht kooperieren würde, selbst wenn ich intuitiv seine Sozialversicherungsnummer erahnt hätte.

Nach einem gefühlt stundenlangen Reading, in dem ich ihm alles aus der Nase ziehen musste, gesellte sich sein Manager zu uns. Er war sympathisch und begann eine Reihe von Dingen zu bestätigen, die einzuräumen George sich weigerte. Es war offensichtlich, dass es eine öffentliche Persona aufrechtzuerhalten galt, und die zählte nicht zu den verwundbaren. Das war eine Situation, mit der ich es einige Male während der Aufnahme von vier Staffeln Hollywood Medium zu tun gehabt hatte. Prominente bieten unglaubliche Einblicke in das Ego und wie das Selbst und die Persona interagieren. Sehr oft hielten Klienten aus Angst, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren könnte, die Bestätigung von Informationen zurück, von denen sie wussten, dass sie korrekt waren. Jeder will gemocht werden, aber manchmal sind öffentliche Personen sehr selektiv in dem, was sie über ihr Privatleben preisgeben wollen.

Mein Reading mit Boy George war ironischerweise einer meiner Lieblingsmomente bei Hollywood Medium. Ich brauchte etwa drei Staffeln, bis ich so fühlen konnte, aber dieses Reading nimmt in meinem Herzen einen speziellen Platz ein. George war so gnädig, sich nach dem Reading mit meiner Assistentin Charlie zu unterhalten, und ich schätzte, wie freundlich er zu ihr war. Diese künstliche Figur mit den stählernen Augen schien fast mit Absicht unerreichbar zu sein, und ich fragte mich, wie er wohl ohne laufende Kamera reagiert hätte. Ich schlussfolgerte, dass sein Kostüm gewissermaßen seine Rüstung war, und sein Erscheinungsbild war eine Möglichkeit zu kontrollieren, was die Menschen sahen, wenn sie ihn anblickten.

Dieses Reading veranlasste mich, mich mit meinem eigenen Ego zu konfrontieren und die Möglichkeit zu akzeptieren, als falsch wahrgenommen zu werden. Dadurch, dass ich mit dem Ego eines Klienten konfrontiert war, hatte ich Einblicke in mein Ego und was ich das nächste Mal besser machen konnte. Das ist ein Beispiel für eine Chance, die sich uns allen ergibt, wenn wir verärgert sind: Die Menschen als Spiegel unseres Selbst zu betrachten.

Wie wir uns der Welt präsentieren, zeigt, wie wir wahrgenommen werden wollen. Das Bild, das wir von uns für die Welt zeichnen, sagt eine Menge darüber aus, wie wir uns selbst sehen, und das kann wertvolle Einblicke in das allgemeine menschliche Sein liefern. In jedem steckt ein Kind, das einfach anerkannt werden will, und es bleibt unserem Ego überlassen, zu tun, was es will, um dies zu erreichen.

Wenn wir uns in einer Konfliktsituation befinden, ist es leicht, in die Offensive gehen zu wollen, aber es ist wichtig, die Gegenseite anzuhören und einzuschätzen, ob darin trotz der verachteten Quelle etwas Wahres liegt, das wir uns zunutze machen können. Allzu oft hören die Menschen nicht wirklich darauf, was sie aufbringt. Mark Twain drückte es folgendermaßen aus: »Sollten wir mehr sprechen als hören, dann hätten wir zwei Zungen und ein Ohr.«

Gleichwohl möchte niemand kritisiert werden. Es ist schmerzhaft, missverstanden oder absichtlich falsch verstanden zu werden. Als Junge beobachtete ich einmal, wie Kritiker Hellseher wie Sylvia Browne und John Edward im Internet niedermachten, und ich litt sehr mit ihnen. Ich wusste, dass die gleichen Kritiker hinter mir her sein würden, sollte ich die Rolle eines Mediums in der Öffentlichkeit einnehmen.

Das waren sie. Sie kommen in meine Live-Shows, stören meine Auftritte und beleidigen mich für mein Aussehen oder meine Sexualität, wenn sie an einem Reading nichts zu kritisieren finden. Erst neulich stahl ein Mann einen Backstage-Pass, kam in meine Garderobe und bedrängte mich vor einer Live-Show. Ich habe ernsthafte Todesdrohungen erhalten, die immer der Polizei gemeldet werden.

Ich habe es bereits erwähnt und wiederhole es: Es besteht ein Unterschied, ob man skeptisch oder zynisch ist. Skepsis ist eine wichtige Tugend und führt zu einem besseren Verständnis. Aber Zynismus ist ein Wesenszug, der romantisiert und mit Intelligenz aufgeblasen wurde. Das ist er nicht. Zyniker bilden sich ihre Meinung ungeachtet dessen, was ein Reading ergibt und wie tiefgreifend es ist. Wenn sie können, nutzen sie Bestätigungsfehler, um ihre Giftigkeit zu bekräftigen und machen mentale Verrenkungen, um jedes Medium als betrügerisch anzuklagen. Als gesunde Skepsis maskierter Szientismus ist rückschrittlich. Befürworter des Szientismus erklären, dass das, was die Wissenschaft heute nicht quantifizieren kann, nicht existiert. Doch sie ignorieren die Tatsache, dass es in der Geschichte Zeiten gab, in denen wir aufgrund von technologischen, wissenschaftlichen und messtechnischen Beschränkungen bestimmte Entdeckungen noch nicht gemacht hatten.

Das ständige Vorkommen von Medien zeigt, dass Spiritualität lebendig und munter ist. Die Leute sind heute aufgeschlossener und diskutieren das Thema offener als je zuvor. An jedes auftauchende bemerkenswerte Medium heften sich Tausende Kritiker mit dem Ziel an seine Fersen, ihren Namen mit einer neuen Berühmtheit in Verbindung zu bringen.

Wir alle haben es irgendwann mit Neinsagern zu tun, und man muss wissen, wer man wirklich ist. Wenn man bejaht, wer man ist und was man repräsentiert, ist man in seiner Stärke unerschütterlich. Wir alle haben Schwächen, Triebfedern, heikle Themen, aber wenn man sich kennt und akzeptiert, schafft man ein Fundament, das nicht eingerissen werden kann.

Bei Readings behindern manchmal die spirituellen Überzeugungen der Leute ihre Aufnahmebereitschaft, und das ist ein Beispiel dafür, wie unsere Einstellungen uns im Weg sein können. Einige der nettesten Klienten, die ich hatte, waren religiös, und ich musste viel erklären, um sie auf eine Wellenlänge mit mir zu bringen. Da ich in einem presbyterianischen Haushalt aufgewachsen bin, war ich mir sehr wohl bewusst, dass viele christliche Konfessionen Medien verschmähen und sie als Geisterbeschwörer abtun. Bei einem Treffen einer kirchlichen Jugendgruppe, an dem ich teilnahm, wurde ein Video zu diesem Thema gezeigt, und ich ging hinaus und ging nie wieder hin.

In einer Kirche meiner Heimatstadt wurde von einer besorgten Mutter ein Gebetskreis für meine Seele abgehalten. Leute verurteilen das, was sie nicht verstehen, und wir müssen unser eigenes Urteilsvermögen kennen. In den Momenten, in denen wir aufgerufen sind, andere Menschen zu beurteilen, könnten Wesenszüge zum Vorschein kommen, die wir an uns nicht mögen, und wir können am Beispiel anderer Leute lernen, ohne uns zu ärgern.

Ich habe nie verstanden, weshalb die Fähigkeiten als Medium Glaubensüberzeugungen widersprechen sollen. Jesus, und in manchen Glaubenssystemen die Heiligen, vollbrachte Wunder, die die Existenz Gottes bestätigten. Wieso ist das Dasein als Medium etwas anderes, wenn es in einer Weise ausgeübt wird, die heilend und produktiv ist?

Etwas Lustiges passierte während meines Readings mit Kenya Moore. Sie war im neunten Monat schwanger und selbstverständlich liebenswürdig. Doch jedes Mal, wenn wir über verstorbene Angehörige sprachen, schien es ihr unangenehm zu sein, und sie schwieg. Als eine verstorbene Mutterfigur auf die bevorstehende Geburt ihres Babys einging, fiel eine Windeltüte aus dem Regal hinter ihr. Ich hätte dies als sehr beruhigendes Zeichen gedeutet, aber sie schien beklommen zu sein. Später erfuhr ich, dass sie aus einem sehr religiösen Umfeld stammte, und ich fragte mich zwangsläufig, ob das der Grund war, weshalb ein gewisses Zögern bestand, sich mit dem Jenseits zu verbinden. Was manche beruhigend finden, halten andere für beängstigend. Sie war jedenfalls aufrichtig und nett, und ich empfand es als Privileg, an einem so transformativen Zeitpunkt in ihrem Leben mit ihr zusammensitzen zu dürfen.

Eine Faustregel ist, dass Ihre Spiritualität, wenn sie ständig Angst auslöst, vielleicht nicht das produktivste Glaubenssystem ist, das Sie annehmen sollten. Wir alle sind berechtigt, unseren eigenen Glauben zu entwickeln, aber dieser sollte uns befreien, nicht einengen. Jedes auf Dogma und Verfolgung basierende Glaubenssystem führt nur zu Unterdrückung und Komplexen. Die Menschen sind wie sie sind, und wir müssen bereit sein, auf die Etikettierung dessen, was wir nicht verstehen, zu verzichten. Es ist einfach, zu hinterhältigen Schlussfolgerungen rund um Dinge zu gelangen, die wir nicht begreifen, aber ein wenig Neugier wird Sie weiterbringen als jedes Urteil.

Ein anderes Beispiel dafür, wie Religion ein Reading beeinflusst, war das Treffen mit Melissa Joan Hart. Sie war unglaublich sachlich, obwohl sie ein wenig besorgt war, von einem Medium gelesen zu werden. Ich war jedenfalls froh, dass sie es mir von Beginn an sagte, denn das bot mir die Chance, meine Meinung zu diesem Thema zu äußern. Um die Bibel wirklich zu verstehen, ist es meiner Ansicht nach wichtig, sowohl historische als auch kontextuelle Faktoren zu berücksichtigen. Medien galten in biblischen Zeiten als in ihrem Glauben archaisch und barbarisch. Spirituelle Kommunikation wurde verunglimpft und als heidnisch angeprangert, während das Gespräch mit einem persönlichen Gott als gut und hilfreich galt. Es ist erst dann eine Sünde, wenn Gott ebenfalls spricht.

Als Melissa die Erfahrung in den Rahmen ihres Glaubenssystems einordnen konnte, hatten wir eine unglaubliche Zeit. Das Reading mit ihr war eines der besten der Show, und wir sind in Kontakt geblieben.

Von allen Readings, die ich für meine Show gemacht habe, war das mit Alan Thicke das Ungewöhnlichste. Ich werde bis heute emotional, wenn ich an ihn denke, weil er so beliebt war und ich mir so sehr wünsche, ich hätte ihn retten können. Wir trafen uns knapp drei Monate vor seinem plötzlichen Tod durch eine Herzattacke. Bei unserem Reading kam ein Angehöriger durch, der an der gleichen Herzerkrankung gestorben war, und ich riet ihm eindringlich, sein Herz untersuchen zu lassen. Ich sprach länger als gewöhnlich darüber, wie wichtig sich diese Botschaft anfühlte, und betonte es, bis es ihn fast nervte. In seiner kultig väterlichen Art antwortete er: »Danke, Dr. Tyler!«

Alan war ein unbekümmerter, lustiger Mann, der nicht zu tief eintauchen wollte. Er schien nicht an Medien zu glauben und antwortete auf meine Botschaften mit geistreichen Bemerkungen und Witzen. Gewiss schätzte er die Erfahrung, reagierte aber mit Humor, wenn er öffentlich über persönliche Dinge sprach. Ich fragte mich, ob dieser Aspekt seines Egos ihn daran hinderte, die Ernsthaftigkeit der Botschaft zu verstehen, die ich ihm übermittelte. So kann das Ego uns unbeabsichtigt im Weg sein, selbst wenn wir die besten Absichten hegen.

Bei unserem Reading war klar, dass es mehr für seine Frau als für ihn war, und Tanya und ich wurden durch das Erlebnis enge Freunde. Ihre Liebe zu Alan zeigte sich in allem, was sie tat, und ich hielt mit ihr nach seinem Tod ein Folge-Reading ab. Ich wusste am Tag dieses Readings nicht, wie es ihr ging.

Bevor ich mich mit ihr traf, hatte ich wiederholt Visionen von Eiern, von Spiegeleiern. Dann folgte eine Vision von einem Sonnenaufgang. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber es lag sicher nicht daran, dass ich etwa Hunger aufs Frühstück hatte. Als ich mich an diesem Tag mit Tanya traf, erwähnte ich dies als Erstes. Sie war verdutzt und erklärte, dass sie in dem Augenblick, als sie die Nachricht von Alans Tod erhielt, laut gesagt hatte: »Die Sonne geht nie mehr auf.« Durch zwei sehr einfache Bilder übermittelte Alan aus dem Jenseits, dass ihre Sonne wieder aufgehen und das Leben besser würde. Diese Verbindung mit ihr war eine Bestätigung ihrer Liebe und besagte, dass er jeden Tag ihres Lebens bei ihr sei, bis sie eines Tages wieder vereint sein würden.

Die Arbeit mit Prominenten über längere Zeiträume hat mir nicht nur Einblicke in das Ego gegeben, auch die Pressearbeit hat mir wertvolle Lektionen erteilt. Für Fernsehstars und Sänger ist eine Pressetour häufig der langweiligste und banalste Teil des Kreativprozesses. Doch wenn man ein Medium ist, kann ein Interview in ganz unterschiedliche Richtungen laufen. Ich weiß nie, ob der Interviewer positiv oder herabsetzend ist. Ich weiß nie, ob ein Interview veröffentlicht oder in seiner finalen Fassung einseitig präsentiert wird. Deshalb muss ich mich dem Prozess unterwerfen und mir selbst sicher sein, wer ich bin, egal, womit ich auch immer konfrontiert werde. Eines der bizarrsten Erlebnisse mit der Presse passierte vor meinem Interview bei Larry King Live.

Die ganze Sache war wie ein Fiebertraum. Die Show wird in einem hübschen, engen Raum mit riesigen bunten Lichtern aufgezeichnet, die den Eindruck vermitteln, man würde am Set die Sünden in Interviewform beichten. Ich war beruhigt, als ich herausfand, dass ein ehemaliger Klient, Moby, vor mir interviewt wurde. »Ausgezeichnet! Ein vertrautes Gesicht«, dachte ich. Moby beendete sein Interview, kam in die Lobby und war freundlich wie immer. Ich hätte gern länger mit ihm gesprochen, aber die Natur meldete sich, und ich musste eiligst zur Toilette gehen.

Als ich durch den engen Gang und in die einzige Toilette am Set ging, machte ich die Türe auf und stieß auf eine Gestalt, die die Toilette gerade benutzte. Ich blinzelte, schreckte zurück und realisierte, dass es Larry King persönlich war. Was für ein Kennenlernen!

Ich schrie auf, Larry King schrie auf, und ich war am Boden zerstört. Dann sagte er nach wenigen Sekunden: »Sie gelten doch als Hellseher, wussten Sie nicht, dass ich hier drin bin?« Kameras surrten, und es war Zeit für unser Interview. Wir hatten eindeutig einen großartigen Start hingelegt.

Larry war ein versierter Interviewer und geschickt darin, einem ein angenehmes Gefühl zu vermitteln, nur um einen dann mit einer heimtückischen Frage zu überrumpeln. Es ging hin und her, und er gab zahlreiche Kommentare ab, die ich als beleidigend hätte empfinden können. Er schien über die Ansicht, dass alle Verstorbenen im Jenseits ihren Frieden finden, erstaunt zu sein und beharrte darauf, dass das unmöglich sei. Es war klar, dass Larry mit der Vorstellung der spirituellen Transformation nach dem Tod wenig anfangen konnte, deshalb antwortete ich: »Gute Frage«, als er als nächstes eine erstaunlich philosophische Frage stellte.

Das gefiel ihm nicht sonderlich. Schließlich ist er Larry King. Und für ihn sind alle seine Fragen gut. Ich ließ mich nicht aus der Fassung bringen. Er fuhr fort, sich über meinen Namen lustig zu machen, und deutete einen Mangel an Glaubwürdigkeit bei Menschen mit zwei Vornamen an. Ich musste an mich halten, ihn nicht zu fragen, ob er über Ray Charles das Gleiche sagen würde.

Unter dem Strich war unsere gemeinsame Zeit ein Test für mein Ego. Es gab Momente, in denen ich frustriert war, weil er sich kaum um Verständnis zu bemühen schien und in seiner berühmten Larry-King-Manier häufig über mich hinwegredete, bevor ich einen zusammenhängenden Gedanken formulieren konnte. Es war von Anfang bis Ende ein surreales Erlebnis und eines, für das ich für immer dankbar sein werde. Abgesehen davon, dass ich Popcorn als mein Laster erwähnte, schlug ich mich recht gut. Ich war dankbar, Zeit mit dem ikonischen Journalisten verbringen zu dürfen. Aber was war das für ein Kennenlernen?

Jeder möchte anerkannt werden, aber nicht jeder erkennt andere an. Wie man zu sagen pflegt, kann man der größte, saftigste Pfirsich der Welt sein, und es wird immer Leute geben, die keine Pfirsiche mögen. Uns selbst treu zu sein, erfordert Mut. Authentisch zu sein, heißt, den Kopf hinzuhalten, aber es ist das einzige Dasein, das es wert ist, gelebt zu werden. Mut entwickelt man nur in Angstsituationen. Wir müssen alle unseren Teil leisten, um in Einklang mit dem zu leben, wer wir sind und wofür wir stehen. Egal, mit welchem Widerstand wir konfrontiert werden: Jede Hürde ist eine Chance zu lernen, zu verinnerlichen und zu wachsen.

Das wird umso klarer, wenn Menschen sterben. Wie bereits erwähnt, gibt es einen Prozess, den jeder von uns durchlaufen wird, wenn unsere Zeit gekommen ist. Zu diesem Prozess gehört das bewusste Betrachten jedes unserer Lebensereignisse. Mehr noch, wir gewinnen eine Vorstellung, wie andere Individuen durch unsere Präsenz in ihrem Leben verändert wurden. Dieser Welleneffekt des Verstehens gibt unserem Bewusstsein Einblick in die wahren Gefühle anderer Menschen und in das, was ihr Verhalten prägte. Dieser Prozess ist, so glaube ich, das Ergebnis eines Erweiterungsprozesses unseres Bewusstseins bei unserem Tod. Wir wissen nicht alles, wenn wir gestorben sind, aber viel mehr als zuvor.

Der Lebensrückblick ist maßgeblich, um Frieden zu finden. Vielleicht klingt es nicht erfreulich, alles, was Sie durchgemacht haben, noch einmal zu durchleben, aber Sie erleben es auf weniger menschliche Weise. Das vom Körper losgelöste Bewusstsein beginnt beim Tod rasch sein Ego abzulegen. Wir erkennen die Schwächen anderer, und wir werden uns unserer eigenen Störungen sehr bewusst. Noch wichtiger: Wir beginnen zu verstehen, warum wir taten, was wir taten, und warum wir gewisse Rückschläge erfahren mussten.

Dieser Prozess ist introspektiv. Selbst die soziopathischsten Menschen werden gezwungen, das Ausmaß des Schmerzes zu begreifen, den sie hervorgerufen haben. Letztlich wird uns unser existenzieller Platz im Universum klar, und wir verstehen, warum wir da waren. Es ist, als würden Puzzleteile zusammengefügt. Wenn wir realisiert haben, dass unser Bewusstsein jeden, mit dem es je in Kontakt kam, verändert hat, begreifen wir die Rollen, die wir und andere spielten.

Wenn ich als Medium ein Reading abhalte, können sich die Seelen, die durchkommen, in unterschiedlichen Phasen des Todesprozesses ihres Egos befinden. Das hat mir klar gemacht, dass es im Jenseits keine lineare Zeit gibt, deshalb ist der Lebensrückblick nicht wie ein Film, der in rascher Abfolge abgespult wird. Er ist ein Prozess, aber einer, der nicht notwendigerweise einen traditionellen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Er wird mir so beschrieben, als könne man viele Erfahrungen gleichzeitig machen.

Stellen Sie sich vor, Sie seien auf einer Straße in Los Angeles unterwegs. Aus dieser Straßenperspektive werden Sie sich nur einer Straße gewahr. Wenn Sie sich jedoch auf einem Satelliten hoch über Los Angeles befänden, würden Sie viele Straßen sehen können. Durch die Veränderung der Distanz können Sie mehr beobachten und sehen, wie sich viele Dinge an vielen verschiedenen Orten gleichzeitig abspielen.

So läuft der Prozess des Lebensrückblicks ab. Er ist das aufschlussreichste Erlebnis, das ein Mensch haben kann, und er kann im Grunde mit einer Geburt verglichen werden. Durch einen Prozess der Akzeptanz und Auflösung werden wir von unseren irdischen Turbulenzen gereinigt ins Jenseits hineingeboren. Letztlich bewahren wir all die Lektionen, die uns unsere Lebenserfahrung gelehrt hat, und gehen zum nächsten Stadium der Existenz über. Keine gute Tat bleibt unbeachtet, genauso wenig wie jede böse Absicht. Alles wird beim großen Erlebnis des Lebensrückblicks ans Licht gebracht.

Durch die Erkenntnis, was Ihr Verhalten und das der anderen geprägt hat, legen wir die Krücken ab, auf die wir uns stützten, um auf dem Planeten Erde zu leben. Wir brauchen sie nicht mehr. Gesellschaftliche Zwänge, Bewältigungsmechanismen und selbst auferlegte Erwartungen werden zu den Akten gelegt. In vielerlei Hinsicht findet ein Teil von uns mit unserem Tod ein Ende, und dieser Teil ist das Ego. Das Ablegen dieser existenziellen Daseinsschichten ist für den Wiedergeburtsprozess entscheidend und stattet uns mit den Werkzeugen aus, die wir benötigen, um in der nächsten Welt zurechtzukommen. Wie ein Schmetterling, der aus seinem Kokon schlüpft, so beschäftigt sich unsere Seele dank ihrer neuen Perspektive nicht mit den Geschehnissen ihres früheren Raupendaseins.

Kürzlich sprach ich mit einem langjährigen Freund über den Tod des Egos. Ich erklärte ihm meine Gedanken zu diesem Thema, nämlich dass wir alle von einem langen und genauen Blick auf unser Ego profitieren könnten. Er sagte, er habe von diesem Konzept gehört, nachdem er mit psilocybinhaltigen Pilzen experimentiert hatte. Er meinte, das helfe ihm, spirituell Fortschritte zu machen, weil es ihm ermögliche, den Ego-Tod zu erreichen, während er noch am Leben ist. Ich wollte nicht wertend klingen, war aber der Meinung, dass die Gleichsetzung von Halluzinationen mit spirituellen Visionen die Bedeutung von wirklich hellseherischen Erfahrungen herabwürdigt. Darüber hinaus widerspricht das Bemühen, den Ego-Tod anzustreben, während man noch menschliche Verantwortung trägt, der Intuition. Niemand sollte versuchen, sein Ego zu vernichten, weil das nur die Unterdrückung von etwas bedeutet, was nicht zerstört werden kann.

Es gibt ganze Gruppen von Menschen, die Ayahuasca nutzen, um spirituelle Zustände zu erreichen, vor allem im Amazonasgebiet, dort wird es jedoch zeremoniell eingesetzt. Der religiöse Aspekt dieser Praktik kann tatsächlich zu persönlichem Wachstum führen. Doch es ist nicht das Gleiche, sich auf die Couch zu legen und ein Halluzinogen zu konsumieren oder eine ritualisierte spirituelle Offenbarung zu erleben. Außerdem können diese Substanzen die Menschen destabilisieren und realitätsfremd werden lassen. Unser Körper ist wirklich unser Tempel, und wir sollten Spiritualität als einen Weg ohne Abkürzungen betrachten. Wir sollten nicht versuchen, unser Ego zu zerstören. Wir sollten uns bemühen, es umzuformen und es als unfertig betrachten.

Selbstverständlich erleben wir keinen Lebensrückblick, solange wir noch am Leben sind. Doch wir können überprüfen, wie wir leben. Die Kenntnis des Lebensrückblicks hat mir bewusst gemacht, dass wir Menschen wertvolle Einblicke in uns selbst bieten. Wir sind alle fähig, die gleichen Dinge sowohl produktive als auch zerstörerische zu vollbringen, und was wir mit unserer Macht anstellen, fällt auf uns zurück, und wir werden, wenn wir sterben, damit konfrontiert.

Ich glaube nicht an einen richtenden Gott. Ich denke, dass es beim universellen Gefüge der Existenz um Wachstum geht. Weil unser Bewusstsein fortbesteht, werden neue Informationen aufgenommen. Neue Einsichten werden gewonnen. Die Natur des ewigen Bewusstseins bedeutet, dass wir unsere Erfahrungen mitnehmen, und sie hinterlassen einen Abdruck auf der Welt um uns herum. Es bleibt uns überlassen, uns selbst einzuschätzen und damit zurechtzukommen, wie wir gelebt haben und gestorben sind. Deshalb bemühe ich mich, mein Leben achtsam zu führen. Ich versuche, das Verfahren des Lebensrückblicks umzukehren, indem ich mich bemühe, mich in andere hineinzuversetzen. Ich versuche, mir die Folgen meiner Taten sowohl der absichtlichen als auch der unbeabsichtigten klarzumachen. Diese Achtsamkeit hat mir die Bedeutung der Verantwortlichkeit aufgezeigt, und ich versuche immer, mich zu bessern.

Wenn das Ego als Filter definiert wird, durch den wir uns selbst und andere sehen, dann werden die Narrative als die Geschichten definiert, die wir uns über das Gesehene erzählen. Wie ein Erzähler, der eine Geschichte vorliest, so bestimmen unsere inneren Narrative, wie wir die Welt und uns selbst wahrnehmen. Was wir uns einreden, hat eine ungeheure Macht über uns. Wie wir eine Situation darstellen, bestimmt für uns ihre Ernsthaftigkeit. Innere Narrative sind wichtige Werkzeuge der Einsicht, die wir benötigen, um zu überleben, um Muster zu erkennen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Narrative sind an sich nicht problematisch; wir alle brauchen sie. Zum Problem werden sie nur, wenn unser Ego unsere Narrative falsch prägt und unsere Perspektive verzerrt wird. Wiederholt sich dies unkontrolliert ein Leben lang, können die Menschen am Ende ziemlich verzerrte Wahrnehmungen von der Welt und sich selbst haben. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, was man sich selbst einredet. Eigentlich können auch Geister Narrative haben. Sie können ihr Verständnis der Dinge vermitteln, und deshalb haben sie ein Narrativ. Doch diese Narrative werden nicht mehr durch unsere menschliche Perspektive behindert, wenn das Ego abgelegt ist. Deshalb werden den Seelen häufig Dinge klar, die sie nicht wussten, als sie noch am Leben waren. Geister kommen mit unterschiedlichen Graden des Ego-Tods durch. Einige scheinen unglaublich selbstbewusst und fast erleuchtet zu sein, während andere noch immer sehr mit der Verarbeitung ihres Lebens und Todes beschäftigt zu sein scheinen. Angesichts der Tatsache, dass dieser Prozess nicht durch lineare Zeit begrenzt ist, können Geister sich in unterschiedlichen Phasen des Ablegens ihrer früheren Inkarnation befinden.

Das hat in mir den Wunsch geweckt, daran zu arbeiten und so viele ungesunde Narrative wie nur möglich abzulegen, solange ich hier bin. Wenn wir aufgebracht sind, reagieren wir rasch. Doch es ist zwingend, dass wir an einen Punkt gelangen, von dem aus wir Beobachter unserer Gedanken sein können und dass wir nicht von ihnen beherrscht werden. Häufig kommen Reaktionen direkt von unserem Ego. Wenn wir von außen einen Moment beobachten können wie wir reagieren, dann verändern sich unsere Gefühle häufig. Wie oft haben Sie als Reaktion etwas gesagt, was Sie sofort bereut haben? Jedes Mal, wenn Sie den Eindruck hatten, dass Sie sich den Mund verbrannt haben, hat Ihr Ego Sie in Schwierigkeiten gebracht.

Es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Reagieren und Antworten. Im Buddhismus sind Wörter heilig. Sobald man nur spricht, wenn man wirklich etwas zu sagen hat, führt dies dazu, dass die Menschen deutlich besser zuhören. Wenn wir nur gedankenvolle Dinge aussprechen, wird uns deren Macht über uns selbst und andere klar. Ein Leben, in dem man auf alles reagiert und damit automatisch aus dem Gleichgewicht gerät, ist anstrengend. Achtsamkeit bedeutet Effizienz. Sie ist eine Möglichkeit, das meiste zu erhalten und das Beste aus jedem Moment zu machen.

Wenn wir schweigen, können wir das Wispern unserer Intuition hören. Sobald wir die Macht unseres Egos über unser Bewusstsein reduzieren, können wir die Intuition viel eher wahrnehmen. Indem man zum Beobachter seiner Gedanken wird, beginnt man seine wahre Natur zu erkennen. Jeder Ihrer Gedanken, jede Überzeugung sind jeweils Input-Ströme, die Sie entweder akzeptieren oder zurückweisen. Es ist ein großer Schritt hin zu einem sinnvolleren Leben, wenn Sie zwischen sich selbst und Ihren Gedanken unterscheiden können.

Als Kleinkind holte ich alles aus dem Kühlschrank und ordnete es nach Farben. Als ich älter wurde, manifestierte sich dieses Zwangsverhalten in Zählen, im Ein- und Ausknipsen von Lichtschaltern und einer Reihe irritierender Zwangshandlungen. Jahrelang kämpfte ich jede Nacht und fragte mich, ob auch wirklich jede Tür verschlossen sei, selbst, nachdem ich es mehrmals überprüft hatte. Jedes Mal, wenn ich mich von meinen Eltern verabschiedete, plagte mich der Gedanke, es könnte das letzte Mal sein, dass wir uns sehen. Dieser Zustand hat mir immerhin die Chance gegeben, das, was ich weiß, anzuwenden, und Achtsamkeit war in jedem Fall das beste Mittel, um angstvolle Gedanken von wahren Eingebungen zu unterscheiden. Als Kind machte mir dieser Zustand große Angst, aber er hat mich als Erwachsener achtsamer gemacht.

Wenn die Verstorbenen durchkommen, erkennen sie häufig, dass diese Aspekte der mentalen Gesundheit bei ihren Überzeugungen und ihrem Verhalten eine Rolle spielten. Weil das Bewusstsein erhalten bleibt und von seinen früheren Strukturen gereinigt wird, stellen diejenigen, die mit mentalen Krankheiten zu kämpfen hatten, einen Perspektivwechsel fest. Menschen, die unter einer Suchtkrankheit gelitten haben, kommen ohne Suchteigenschaften durch. Personen, die im Leben wegen ihrer Biochemie verspottet wurden, finden in der Regel mit dem Tod ihren Frieden. Selbst die geistig gestörtesten Menschen kommen mit dem Wissen durch, wie wichtig ihr Leben war und wie bedeutend die menschliche Erfahrung ist. Diejenigen, die ihrem Leben selbst ein Ende setzten, realisieren häufig, was zu dieser Entscheidung geführt hat und wie das Leben sich hätte verbessern können, wenn sie es fortgeführt hätten. Der Prozess des Lebensrückblicks bringt uns anderen und uns selbst näher und lässt uns erkennen, wie wir alle die kollektive Erfahrung beeinflussen. Wir erkennen nicht nur die weitreichende Wirkung unserer Taten, wir verstehen auch, dass andere uns auf eine Weise veränderten, die im Leben zu erkennen unser Ego verhinderte. Wir erkennen, was hätte sein können, was war und was es zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet. Lebensrückblicke sind eine zentrale Phase im Dasein einer Seele, in der unsere Kenntnisse und Definitionen des Lebens und seines Zwecks infrage gestellt werden und sich entwickeln.

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