Czytaj książkę: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.», strona 7

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Uneinigkeiten unter den Irländern in Limerick

Im Hauptquartier der irischen Armee gab es während des Winters keine Autorität, die im Stande gewesen wäre, sich auch nur in einem Umkreise von einer Meile Gehorsam zu verschaffen. Tyrconnel war am französischen Hofe und er hatte die oberste Verwaltung in den Händen eines aus zwölf Personen bestehenden Regentschaftsrathes zurückgelassen. Das nominelle Commando der Armee hatte er Berwick übertragen; aber Berwick war, obgleich er sich nachmals als ein Mann von nicht gewöhnlichem Muth und Talent erwies, noch jung und unerfahren. Weder die Welt noch er selbst hatte eine Ahnung von seinen Fähigkeiten,77 und er unterwarf sich ohne Widerstreben der Vormundschaft eines vom Vicekönig ernannten Kriegsrathes. Weder der Regentschaftsrath noch der Kriegsrath war in Limerick beliebt. Die Irländer beklagten sich, daß Leute, die keine Irländer waren, mit einer wichtigen Rolle bei der Verwaltung betraut worden seien. Am lautesten war das Geschrei gegen einen Offizier, Namens Thomas Maxwell. Denn es war ausgemacht, daß er ein Schotte war, es war zweifelhaft, ob er ein Katholik war, und er hatte seine Abneigung gegen das celtische Parlament, welches die Ansiedlungsacte widerrufen und die Confiscationsacte erlassen hatte, nicht verhehlt.78 Die Unzufriedenheit, genährt durch die Ränke von Intriganten, unter denen der verschlagene und characterlose Heinrich Luttrell der thätigste gewesen zu sein scheint, brach bald in offene Empörung aus. Es wurde ein großes Meeting gehalten, dem viele Offiziere von der Armee, einige Peers, einige angesehene Juristen und einige Prälaten der römisch-katholischen Kirche beiwohnten, und es wurde resolvirt, daß die Verfassung die von dem Vicekönig eingesetzte Regierung nicht kenne. Irland, hieß es, könne in Abwesenheit des Königs gesetzlich nur durch einen Lord Lieutenant, durch einen Lord Stellvertreter oder durch Lords Justices regiert werden. Der König sei abwesend, der Lord Lieutenant sei abwesend und es gebe weder einen Lord Stellvertreter, noch Lords Justices. Die Acte, durch welche Tyrconnel seine Autorität einer aus seinen Creaturen zusammengesetzten Junta delegirt habe, sei null und nichtig. Die Nation sei daher ohne legitimes Oberhaupt und könne temporäre Maßregeln für ihre Sicherheit treffen, ohne die der Krone schuldige Unterthanentreue zu verletzen. Es wurde eine Deputation an Berwick abgeschickt, um ihm anzukündigen, daß er eine ihm nicht zustehende Gewalt übernommen habe, daß aber trotzdem die Armee und das Volk von Irland ihn gern als ihr Oberhaupt anerkennen wollten, wenn er sich dazu verstehe, in Gemeinschaft mit einem wirklichen irischen Rathe zu regieren. Berwick sprach entrüstet sein Erstaunen darüber aus, daß Militärs sich eigenmächtig, ohne die Erlaubniß ihres Generals versammelten und Berathungen hielten. Sie antworteten ihm, es gebe keinen General, und wenn Se. Gnaden nicht geneigt sei, die Verwaltung unter den proponirten Bedingungen zu übernehmen, so würde ein andrer Führer leicht zu finden sein. Mit großem Widerstreben gab Berwick nach und blieb eine Puppe in einer neuen Klasse von Händen.79

Die, welche diese Umwälzung bewerkstelligt hatten, hielten es für klug, eine Deputation nach Frankreich zu schicken, um ihr Verfahren zu rechtfertigen. Mitglieder dieser Deputation waren der katholische Bischof von Cork und die beiden Luttrell. Auf dem Schiffe, das sie von Limerick nach Brest brachte, fanden sie einen Reisegesellschafter, dessen Anwesenheit ihnen keineswegs angenehm war: ihren Feind Maxwell. Sie ahneten, und nicht ohne Grund, daß er ebenfalls nach Saint-Germains ging, aber in ganz andrer Absicht. In der That war Maxwell von Berwick abgesandt, um ihre Schritte zu beobachten und ihre Pläne zu vereiteln. Heinrich Luttrell, der gewissenloseste Mensch von der Welt, schlug vor, die Sache kurz abzumachen, indem man den Schotten ins Meer würfe. Allein der Bischof, der ein gewissenhafter Mann, und Simon Luttrell, der ein Mann von Ehre war, widersetzten sich diesem Gewaltmittel.80

Unterdessen gab es in Limerick keine oberste Behörde. Da Berwick sah, daß er keine wirkliche Autorität hatte, vernachlässigte er die Geschäfte gänzlich und gab sich denjenigen Vergnügungen hin, welche der traurige Verbannungsort darbot. Unter den irischen Anführern gab es keinen Mann von hinreichendem Gewicht und Talent, um die Uebrigen im Zaume zu halten. Sarsfield trat eine Zeit lang an die Spitze. Aber Sarsfield war, obgleich im Felde außerordentlich tapfer und thätig, in der Militärverwaltung wenig, und in den Civilgeschäften noch weniger bewandert. Selbst Diejenigen, welche am meisten geneigt waren, seine Autorität zu unterstützen, mußten bekennen, daß sein Character zu vertrauensvoll und nachsichtig war für einen Posten, auf dem man nicht mißtrauisch und streng genug sein konnte. Er glaubte Alles was ihm gesagt wurde, er unterzeichnete Alles was ihm vorgelegt wurde, und die durch seine Nachsicht dreist gemachten Commissare, raubten und betrogen schamloser als je. Tagtäglich zogen sie unter Eskorte von Piken und Feuergewehren aus, um dem Namen nach für den öffentlichen Dienst, in Wahrheit aber für sich selbst, Wolle, Leinwand, Leder, Talg, Haus- und Wirthschaftsgeräthe wegzunehmen, durchsuchten jede Vorrathskammer, jede Garderobe, jeden Keller und vergriffen sich frevelhafterweise selbst an dem Eigenthum von Priestern und Prälaten.81

Rückkehr Tyrconnel’s nach Irland

Zu Anfang des Frühjahrs wurde die Regierung, wenn man sie so nennen darf, deren ostensibles Oberhaupt Berwick war, durch Tyrconnel’s Zurückkunft aufgelöst. Die beiden Luttrell hatten Jakob im Namen ihrer Landsleute dringend gebeten, ein so loyales Volk nicht unter einen so schändlichen und unfähigen Vicekönig zu stellen. Tyrconnel sei alt und hinfällig, sagten sie; er müsse viel schlafen, er verstehe nichts vom Kriege, er sei langsam, parteiisch und raubsüchtig, die ganze Nation traue ihm nicht und hasse ihn. Die von ihm im Stich gelassenen Irländer hätten tapfer Stand gehalten und die siegreiche Armee des Prinzen von Oranien zum Rückzuge gezwungen. Sie hofften bald wieder in einer Stärke von dreißigtausend Mann ins Feld zu rücken und sie beschwörten ihren König, ihnen einen Feldherrn zu senden, der würdig sei, eine solche Streitmacht zu commandiren. Tyrconnel und Maxwell hingegen schilderten die Delegirten als Meuterer, Demagogen und Verräther und drangen in Jakob, Heinrich Luttrell in die Bastille zu schicken, um Mountjoy Gesellschaft zu leisten. Jakob, ganz verwirrt durch diese Anklagen und Gegenanklagen, war lange unschlüssig, und zog sich endlich mit characteristischer Klugheit dadurch aus der Verlegenheit, daß er allen Streitenden schöne Worte sagte und sie zurückschickte, um in Irland selbst ihre Sache auszufechten. Berwick wurde zu gleicher Zeit nach Frankreich zurückberufen.82

Tyrconnel wurde in Limerick, selbst von seinen Feinden, mit gebührender Achtung empfangen. So sehr sie ihn auch haßten, konnten sie doch die Gültigkeit seiner Bestallung nicht in Frage stellen, und obwohl sie noch immer behaupteten, daß sie vollkommen berechtigt gewesen seien, während seiner Abwesenheit die von ihm getroffenen verfassungswidrigen Anordnungen zu annulliren, gaben sie doch zu, daß er, wenn anwesend, ihr rechtmäßiges Verwaltungsoberhaupt sei. Er kam nicht ganz ohne Mittel zurück, welche geeignet waren, sie mit ihm auszusöhnen. Er brachte viele gnädige Botschaften und Versprechungen mit, ein Peerspatent für Sarsfield, etwas Geld, das nicht von Kupfer war, und einige Bekleidungsstücke, die sogar noch willkommener waren als Geld. Die neuen Anzüge waren zwar nicht sehr elegant, aber selbst die Generäle waren schon längst mit ihrer Garderobe zu Ende, und unter den Gemeinen gab es nur wenige, deren Uniformen in einem blühenderen Lande zur Bekleidung einer Vogelscheuche für genügend erachtet worden wären. Jetzt endlich konnte sich seit vielen Monaten zum ersten Male wieder jeder gemeine Soldat rühmen, ein Paar Beinkleider und ein Paar Holzschuhe zu besitzen. Der Vicekönig war außerdem ermächtigt anzukündigen, daß ihm bald mehrere mit Lebensmitteln und Kriegsvorräthen beladene Schiffe folgen würden. Diese Mittheilung war den Truppen, die seit langer Zeit kein Brot und kein stärkeres Getränk als Wasser hatten, höchst willkommen.83

Die Zufuhren wurden mehrere Wochen mit Ungeduld erwartet. Endlich war Tyrconnel genöthigt sich einzuschließen, denn sobald er sich öffentlich blicken ließ, liefen ihm die Soldaten nach und schrien um Nahrung. Selbst das Rindfleisch und Hammelfleisch, das, halb roh und halb verbrannt, ohne Zuspeise und ohne Salz, die Armee bisher erhalten hatte, war selten geworden und die Gemeinen bereits auf Pferdefleischrationen gesetzt, als endlich die verheißenen Segel in der Mündung des Shannon erschienen.84

Ankunft einer französischen Flotte in Limerick; Saint-Ruth

Ein ausgezeichneter französischer General, Namens Saint-Ruth, war mit seinem Stabe an Bord. Er brachte ein Patent mit, das ihn zum Oberbefehlshaber der irischen Armee ernannte. Das Patent erklärte zwar nicht ausdrücklich, daß er von der viceköniglichen Autorität unabhängig sein sollte; aber Jakob hatte ihm versichert, daß Tyrconnel geheime Instructionen erhalten werde, sich nicht in die Kriegführung einzumischen. Saint-Ruth war ein andrer General, Namens D’Usson, zur Unterstützung beigegeben. Die französischen Schiffe brachten einige Waffen, etwas Munition, und einen reichen Vorrath von Getreide und Mehl mit. Der Muth der Irländer lebte wieder auf und das Te Deum wurde mit inbrünstiger Andacht in der Kathedrale von Limerick gesungen.85

Tyrconnel hatte noch keine Anstalten zu dem bevorstehenden Feldzuge getroffen. Saint-Ruth aber ging, sobald er gelandet war, mit Energie daran, die verlorne Zeit wieder einzubringen. Er war ein Mann von Muth, Thatkraft und Entschlossenheit, aber von barschem und gebieterischem Character. In seinem Lande war er als der unbarmherzigste Verfolger berühmt, der je mit seinen Dragonern die Hugenotten in die Messe getrieben hatte. Englische Whigs behaupteten, er sei in Frankreich unter dem Spottnamen des Henkers bekannt, in Rom hätten selbst die Cardinäle ihren Abscheu vor seinen Grausamkeiten geäußert, und sogar die Königin Christine, die gewiß wenig Ursache habe, über Blutvergießen zu erschrecken, habe sich mit Widerwillen von ihm abgewandt. Er hatte unlängst ein Commando in Savoyen bekleidet, die in französischen Diensten stehenden irischen Regimenter hatten einen Theil seiner Armee gebildet, und sie hatten sich ausgezeichnet benommen. Deshalb traute man ihm ein besonderes Talent zur Führung irischer Truppen zu. Aber es war ein großer Unterschied zwischen den gut gekleideten, gut bewaffneten und gut eingeübten Irländern, die er kannte, und den zerlumpten Räubern, die er in den Straßen von Limerick herumstreichen sah. Gewöhnt an den Glanz und die Disciplin französischer Lager und Garnisonen, sah er mit Ekel, daß in dem Lande, in das er gesandt worden war, ein Infanterieregiment einen Haufen Menschen bedeutete, so nackt, so schmutzig und so verwildert wie die Bettler, die auf dem Kontinent die Thüren eines Klosters belagerten oder einer bergauf fahrenden Diligence nachliefen. Mit schlecht verhehltem Widerwillen ging er indessen kräftig ans Werk, diese wunderlichen Soldaten zu discipliniren, und war Tag und Nacht im Sattel, um von Posten zu Posten, von Limerick nach Athlone, von Athlone nach dem nördlichen Ende des Reasees und vom Reasee nach Limerick zu galoppiren.86

Die Engländer rücken ins Feld

Es war in der That auch nothwendig, daß er sich beeilte, denn wenige Tage nach seiner Ankunft erfuhr er, daß auf der andren Seite des sächsischen Gebiets Alles zur Action bereit war. Der größere Theil der englischen Truppen war vor Ende des Monats Mai in der Nähe von Mullingar zusammengezogen. Ginkell war Oberbefehlshaber. Er hatte unter sich die nächst Marlborough zwei besten Offiziere, deren sich unsre Insel damals rühmen konnte: Talmash und Mackay. Der Marquis von Ruvigny, der erbliche Anführer der Refugiés und ältere Bruder des tapferen Caillemot, der am Boyne gefallen war, hatte sich mit dem Range eines Generalmajors der Armee angeschlossen. Der Lord Justice Coningsby, obgleich kein Soldat von Profession, kam von Dublin, um den Eifer der Truppen zu beleben. Das Aussehen des Lagers bewies, daß das vom englischen Parlamente bewilligte Geld nicht gespart worden war. Die Uniformen waren neu, das glänzende Scharlachroth der Reihen blendete das Auge, und der Artillerietrain war so, wie man ihn in Irland noch nie gesehen hatte.87

Fall von Ballymore

Am 6. Juni verlegte Ginkell sein Hauptquartier von Mullingar weg und am 7. erreichte er Ballymore. Zu Ballymore stand auf einer von einem sumpfartigen See umgebenen Halbinsel eine alte Festung, welche kürzlich unter Sarsfield’s Leitung verstärkt worden war und die von mehr als tausend Mann vertheidigt wurde. Die englischen Geschütze wurden sofort gegen dieselbe aufgefahren, und schon nach wenigen Stunden hatten die Belagerer die Freude, die Belagerten wie Kaninchen von einer Schutzwehr zur andren laufen zu sehen. Der Gouverneur, der zuerst eine sehr trotzige Sprache geführt hatte, bat demüthiglich um Pardon und erhielt ihn. Die ganze Garnison wurde nach Dublin dirigirt. Nur acht von den Siegern waren gefallen.88

Ginkell verwendete einige Tage auf die Ausbesserung der Vertheidigungswerke von Ballymore. Diese Arbeit war kaum beendigt, als die dänischen Hülfstruppen unter dem Commando des Herzogs von Würtemberg zu ihm stießen. Die ganze Armee marschirte hierauf westwärts und erschien am 19. Juni vor den Mauern von Athlone.89

Belagerung und Fall von Athlone

Athlone war, vom militärischen Gesichtspunkte, vielleicht der wichtigste Platz auf der Insel. Rosen, der den Krieg gut verstand, hatte stets behauptet, daß sich dort die Irländer mit dem meisten Vortheile gegen die Engländer würden halten können.90 Die von Erdwällen umgebene Stadt lag zum Theil in Leinster und zum Theil in Connaught. Der in Leinster liegende englische Stadttheil hatte einst aus neuen und hübschen Häusern bestanden, war aber vor einigen Monaten von den Irländern in Brand gesteckt worden und lag jetzt in Trümmern. Der in Connaught liegende irische Stadttheil war alt und schlecht gebaut.91 Der Shannon, der die Grenze zwischen beiden Provinzen bildet, wälzte sich als ein tiefer und reißender Strom durch Athlone und setzte zwei große Mühlen in Bewegung, welche auf den Bögen einer steinernen Brücke standen. Oberhalb der Brücke, auf der Connaughter Seite, erhob sich ein angeblich vom König Johann erbautes Schloß von siebzig Fuß Höhe, das sich zweihundert Fuß am Flusse hin erstreckte. Funfzig bis sechzig Schritt unterhalb der Brücke war eine schmale Furth.92

In der Nacht des 19. fuhren die Engländer ihre Geschütze auf. Am Morgen des 20. begann das Bombardement und um fünf Uhr Nachmittags wurde ein Sturm unternommen. Ein tapfrer französischer Refugié war der Erste, der mit einer Granate in der Hand die Bresche erklomm und fiel, mit seinem letzten Athemzuge seine Landsleute zum Sturm anfeuernd. Solcher Art waren die tapfren Männer, welche Ludwig’s Bigotterie abgesandt hatte, um in der Zeit seiner äußersten Noth die Armeen seiner bittersten Feinde zu verstärken. Das Beispiel war nicht fruchtlos. Es hagelte Granaten und die Stürmenden erstiegen zu Hunderten die Wälle. Die Irländer wichen und liefen nach der Brücke. Hier wurde das Gedränge so arg, daß einige von den Fliehenden in der engen Passage todtgedrückt und andere über die Brustlehnen in die Fluthen gedrängt wurden, welche unten zwischen den Mühlrädern schäumten. Binnen wenigen Stunden war Ginkell Herr des englischen Stadttheils von Athlone, und dieser Erfolg hatte ihm nicht mehr als zwanzig Todte und vierzig Verwundete gekostet.93

Doch sein Werk hatte erst begonnen. Zwischen ihm und der irischen Stadt tobte der reißende Shannon. Die Brücke war so schmal, daß einige entschlossene Männer sie gegen eine Armee vertheidigen konnten. Die auf derselben stehenden Mühlen waren stark besetzt, und sie wurde von den Kanonen des Schlosses beherrscht. Die Stelle des Connaughter Ufers, wo der Fluß zu passiren war, wurde durch Befestigungen vertheidigt, welche der Vicekönig, trotz des Murrens einer mächtigen Partei, Saint-Ruth gezwungen hatte, Maxwell anzuvertrauen. Maxwell war als ein unpopulärerer Mann aus Frankreich zurückgekommen, als er bei seiner Abreise dahin gewesen war. Man munkelte, er habe in Versailles schmähend von der irischen Nation gesprochen, und er war deshalb nur wenige Tage zuvor von Sarsfield öffentlich beschimpft worden.94 Am 21. Juni waren die Engländer damit beschäftigt, längs des Leinsterschen Ufers Batterien zu errichten, und am 22. bald nach Tagesanbruch begann die Kanonade. Das Feuer dauerte den ganzen Tag und die ganze darauffolgende Nacht. Als der Morgen wieder anbrach, war eine ganze Seite des Schlosses zusammengeschossen, die mit Stroh gedeckten Häuser der celtischen Stadt lagen in Asche und eine der Mühlen war mit sechzig Soldaten, die sie vertheidigten, verbrannt.95

Die Irländer vertheidigten jedoch noch immer entschlossen die Brücke. Mehrere Tage lang fand ein blutiges Handgemenge in der engen Passage statt. Die Angreifenden gewannen Boden, aber sie mußten ihn Zoll für Zoll erkämpfen. Der Muth der Besatzung wurde durch die Hoffnung auf baldigen Succurs aufrechterhalten. Saint-Ruth war endlich mit seinen Vorbereitungen fertig, und die Nachricht, daß Athlone in Gefahr sei, hatte ihn bewogen, an der Spitze einer Armee, die der Armee Ginkell’s numerisch überlegen war, ihr aber in wichtigeren Elementen der militärischen Stärke nachstand, eiligst ins Feld zu rücken. Der französische General scheint geglaubt zu haben, daß die Brücke und die Furth leicht vertheidigt werden könnten, bis die Herbstregen und die Krankheiten, welche dieselben gewöhnlich in ihrem Gefolge hatten, den Feind zum Rückzuge zwingen würden. Er begnügte sich daher, nach und nach Detachements zur Verstärkung der Besatzung abzusenden. Die unmittelbare Leitung der Vertheidigung übertrug er seinem Unterbefehlshaber D’Usson und schlug sein eigenes Hauptquartier einige Meilen von der Stadt auf. Er äußerte sein Erstaunen darüber, daß ein so erfahrener Commandeur wie Ginkell auf einem hoffnungslosen Unternehmen beharre. „Sein Gebieter sollte ihn aufhängen lassen, weil er Athlone zu nehmen versucht, und der meinige soll mich aufhängen lassen, wenn ich es verliere.”96

Saint-Ruth war jedoch keineswegs wohl zu Muthe. Er hatte sich zu seinem großen Verdruß überzeugt, daß er nicht die ganze Autorität besaß, welche die ihm in Saint-Germains gemachten Versprechungen ihn zu erwarten berechtigt hatten. Der Lord Lieutenant war im Lager. Seine körperliche und geistige Hinfälligkeit hatte in den letzten paar Wochen merklich zugenommen. Der langsame und unsichere Schritt, mit dem er, der einst wegen seiner Körperkraft und Behendigkeit berühmt gewesen war, jetzt von seinem Lehnstuhl zu seinem Lager schwankte, war kein unpassendes Bild der trägen und unsicheren Thätigkeit seines Geistes, der einst seine Zwecke mit einer Heftigkeit verfolgte, die weder durch Furcht noch durch Mitleid, weder durch das Gewissen noch durch die Scham gemäßigt wurde. Dennoch klammerte sich der alte Mann noch immer mit unverminderter physischer wie geistiger Kraft an die Gewalt. Wenn er privatim den Befehl erhalten hatte, sich in die Leitung des Kriegs nicht einzumischen, so beachtete er diesen Befehl nicht. Er maßte sich die ganze Autorität eines Souverains an, zeigte sich mit großem Gepränge den Truppen als obersten Anführer und behandelte Saint-Ruth geflissentlich als einen Unterbefehlshaber. Die Einmischung des Vicekönigs erregte bald den heftigen Unwillen der mächtigen Partei im Heere, die ihn schon längst haßte. Viele Offiziere unterzeichneten ein Instrument, durch welches sie erklärten, daß sie ihm nicht das Recht zugeständen, im Felde Gehorsam von ihnen zu verlangen. Einige von ihnen beleidigten ihn persönlich auf das Gröblichste. Man sagte ihm geradezu, daß, wenn er darauf beharre, zu bleiben, wo man ihn nicht brauche, die Leinen seines Zeltes durchschnitten werden würden. Er hingegen schickte seine Emissäre an alle Lagerfeuer und versuchte unter den gemeinen Soldaten eine Partei gegen den französischen General zu bilden.97

Das Einzige, worin Tyrconnel und Saint-Ruth übereinstimmten, war, daß sie Sarsfield fürchteten und haßten. Er war nicht nur bei der großen Masse ihrer Landsleute beliebt, sondern er war auch von einem Häuflein Anhänger umringt, deren Hingebung für ihn der Hingebung der ismaelitischen Mörder für den Alten vom Berge glich. Es war bekannt, daß einer dieser Fanatiker, ein Oberst, eine Sprache geführt, die in dem Munde eines Offiziers von so hohem Range wohl Besorgniß erwecken konnte. „Der König,” hatte dieser Mann gesagt, „ist in meinen Augen nichts. Ich gehorche Sarsfield. Wenn Sarsfield mir befiehlt, irgend einen Mann in der ganzen Armee, gleichviel welchen, zu tödten, so thue ich es.” Sarsfield war zwar ein zu ehrenhafter Gentleman, als daß er seine ungeheure Gewalt über die Gemüther seiner Verehrer hätte mißbrauchen sollen. Aber der Gedanke, daß seine Ehrenhaftigkeit die einzige Garantie gegen Meuterei und Meuchelmord war, mußte den Vicekönig und den Oberbefehlshaber nothwendig beunruhigen. Die Folge davon war, daß bei dem Wendepunkte des Schicksals Irland’s die Dienste des ausgezeichnetsten irischen Soldaten gar nicht oder doch nur mit eifersüchtiger Vorsicht benutzt wurden und daß sein Rath, wenn er einen zu geben wagte, mit geringschätzendem Lächeln oder mit Unmuth aufgenommen wurde.98

Ein großes und unerwartetes Unglück machte diesen Streitigkeiten ein Ende. Am 30. Juni berief Ginkell einen Kriegsrath zusammen. Die Fourage ging zur Neige und es war durchaus nothwendig, daß die Belagerer entweder den Uebergang über den Fluß forcirten oder sich zurückzogen. Die Schwierigkeiten, über die zertrümmerten Ueberreste der Brücke ans andre Ufer zu gelangen, waren fast unübersteiglich. Es wurde vorgeschlagen, die Furth zu versuchen. Der Herzog von Württemberg, Talmash und Ruvigny stimmten zu Gunsten dieses Planes und Ginkell gab mit einiger Besorgniß seine Einwilligung.99

Es wurde beschlossen, daß der Versuch noch denselben Nachmittag gemacht werden sollte. Die Irländer, welche glaubten, die Engländer schickten sich zum Rückzuge an, hielten nachlässig Wache. Ein Theil der Besatzung war müde, der andre schlief. D’Usson saß bei Tische. Saint-Ruth war in seinem Zelte und schrieb an seinen Gebieter einen Brief voll Beschuldigungen gegen Tyrconnel. Während dem wurden funfzehnhundert Grenadiere, von denen jeder einen grünen Zweig am Hute trug, auf dem Leinster’schen Ufer des Shannon aufgestellt. Viele von ihnen erinnerten sich gewiß, daß sie an demselben Tage vor einem Jahre auf Befehl König Wilhelm’s an den Ufern des Boyne grüne Zweige auf ihre Hüte gesteckt hatten. Guineen waren freigiebig unter diese auserlesenen Leute vertheilt worden; aber sie waren von einem so frohen Muthe beseelt, wie kein Gold ihn erkaufen kann. Sechs Bataillone standen bereit, um den Angriff zu unterstützen. Mackay commandirte. Er billigte den Plan nicht, aber er setzte ihn mit einem solchen Eifer und einer solchen Energie ins Werk, als wäre er selbst der Urheber desselben gewesen. Der Herzog von Württemberg, Talmash und mehrere andere tapfere Offiziere, denen keine Rolle bei der Unternehmung zu Theil geworden war, bestanden darauf, an diesem Tage als freiwillige Gemeine zu dienen, und ihr Erscheinen in den Gliedern entflammte die Soldaten zur feurigsten Begeisterung.

Es war sechs Uhr. Eine Glocke auf dem Thurme der Kirche gab das Signal. Prinz Georg von Hessen-Darmstadt und Gustav Hamilton, der tapfere Anführer der Enniskillener, gingen zuerst in den Shannon hinunter. Dann nahmen die Grenadiere den Herzog von Württemberg auf die Schultern und sprangen lautjubelnd zwanzig Mann hoch bis an die Halsbinden ins Wasser. Der Strom war tief und reißend, aber in wenigen Minuten hatte die Spitze der Colonne wieder trocknen Boden unter ihren Füßen. Talmash war der Fünfte, der das Connaughter Ufer erreichte. Die unvermuthet überfallenen Irländer feuerten eine unregelmäßige Salve ab und ergriffen die Flucht, ihren Commandeur Maxwell als Gefangenen zurücklassend. Die Sieger erklommen über die Reste der durch eine zehntägige Kanonade zertrümmerten Wälle das Ufer. Mackay hörte seine Leute fluchen und schwören, während sie über den Schutt stolperten. „Meine Jungen,” rief der muthige alte Puritaner inmitten des Getümmels, „Ihr seid brave Burschen, aber fluchet nicht. Wir haben mehr Ursache, Gott für die Güte zu danken, die er uns heute erwiesen hat, als seinen Namen zu mißbrauchen.” Der Sieg war vollständig. Ohne den geringsten Widerstand von Seiten der erschreckten Besatzung wurden Bretter über die zerbrochenen Brückenbogen gelegt und Pontons über den Fluß geschlagen. Mit einem Verlust von zwölf Todten und etwa dreißig Verwundeten hatten die Engländer binnen wenigen Minuten den Weg nach Connaught erzwungen.100

77.Es ist auffallend, daß Avaux, der doch ein sehr scharfsichtiger Menschenkenner war, Berwick bedeutend unterschätzte. In einem Briefe an Louvois von 15. (25.) Oct. 1689 sagt er: „Je ne puis m’empescher de vous dire qu’il est brave de sa personne, à ce que l’on dit, mais que c’est un aussy mechant officier qu’il en ayt, et qu’il n’a pas le sens commun.”
78.Leslie’s Answer to King; Macariae Excidium.
79.Macariae Excidium.
80.Macariae Excidium; Life of James, II. 422; Mémoires de Berwick.
81.Macariae Excidium.
82.Macariae Excidium; Mémoires de Berwick.
83.Life of James, II. 433, 451.; Story’s Fortsetzung.
84.Life of James, II. 438; Light to the Blind; Fumeron an Louvois, 22. April (2. Mai) 1691.
85.Macariae Excidium; Mémoires de Berwick; Life of James, II. 451, 452.
86.Macariae Excidium; Burnet II. 78; Dangeau; The Mercurius Reformatus, June 5. 1691.
87.An exact Journal of the victorious progress of their Majesties forces under the command of General Ginckle this summer in Ireland, 1691; Story’s Fortsetzung; Mackay’s Memoiren.
88.London Gazette vom 18. und 22. Juni 1691; Story’s Fortsetzung; Life of James, II. 452. Der Verfasser des letztgenannten Werks beschuldigt den Gouverneur der Verrätherei oder Feigheit.
89.London Gazette von 22. und 25. Juni und 2. Juli 1691; Story’s Fortsetzung; Exact Journal.
90.Life of James, II. 373, 376, 377.
91.Macariae Excidium. Ich muß bemerken, daß dies eine von den vielen Stellen ist, die mich bestimmen, den lateinischen Text für den Urtext zu halten. Im Lateinischen heißt es: „Oppidum ad Salaminium amnis latus recentibus ac sumptuosioribus aedificiis attollebatur; antiquius et ipsa vetustate incultius quod in Paphiis finibus exstructum erat.” Die englische Version lautet: „Die Stadt auf der Seite von Salaminia war besser gebaut als auf der von Paphia.” Im Lateinischen findet man gewiß die Specialitäten, die wir von einer Person erwarten dürfen, welche Athlone vor dem Kriege gekannt hatte. Die englische Version ist erbärmlich. Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß die paphische Seite Connaught, die salaminische Leinster ist.
92.Ich habe mehrere gleichzeitige Pläne von Athlone zu Rathe gezogen. Einen findet man in Story’s Fortsetzung.
93.Diary of the Siege of Athlone, by an Engineer of the Army, a Witness of the Action, licensed July 11. 1691; Story’s Fortsetzung; London Gazette vom 2. Juli 1691; Fumeron an Louvois, 28. Juni (8. Juli) 1691. Die Erzählung dieses Angriffs im Life of James II. 453 ist ein alberner Roman. Sie scheint nicht den Originalmemoiren des Königs entnommen zu sein.
94.Macariae Excidium. Hier glaube ich abermals einen deutlichen Beweis dafür zu erblicken, daß die englische Version dieses interessanten Werks nur eine schlechte Uebersetzung aus dem Lateinischen ist. Der englische Text sagt blos: „Lysander” (Sarsfield) „beschuldigte ihn einige Tage früher in Gegenwart des Generals,” ohne anzugeben, worin die Beschuldigung bestand. Das lateinische Original aber lautet: „Acriter Lysander, paucos ante dies, coram praefecto copiarum illi exprobraverat nescio quid, quod in aula Syriaca in Cypriorum opprobrium effutivisse dicebatur.” Der englische Uebersetzer hat durch Weglassung der wichtigsten Worte und durch Anwendung des Imperfectums anstatt des Plusquamperfectums die ganze Stelle bedeutungslos gemacht.
95.Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium; Daniel Macneal an Sir Arthur Rawdon vom 28. Juni 1691 in den Rawdon Papers.
96.London Gazette vom 6. Juli 1601; Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium; Light to the Blind.
97.Macariae Excidium; Light to the Blind.
98.Life of James, II. 460; Life of William, 1702.
99.Story’s Fortsetzung; Mackay’s Memoiren; Exact Journal; Diary of the Siege of Athlone.
100.Story’s Fortsetzung; Macariae Excidium; Burnet, II. 78, 79; London Gazette vom 6. und 13. Juli 1689; Fumeron an Louvois, 30. Juni (10. Juli) 1690; Diary of the Siege of Athlone; Exact Account.