Czytaj książkę: «Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.», strona 2

Czcionka:

Tadelsvotum gegen den Sprecher des Hauses der Gemeinen

Foley wurde zum Präsidenten des Ausschusses ernannt. Vor Ablauf einer Woche berichtete er, daß der Sprecher, Sir Johann Trevor, unter der vorigen Session von der City tausend Guineen zur Beschleunigung einer Lokalbill erhalten habe. Diese Entdeckung freute die Whigs, welche Trevor von jeher haßten, ungemein und war selbst vielen Tories nicht unangenehm. Seit sechs geschäftsreichen Sessionen hatte seine schmutzige Habgier ihn zum Gegenstand des allgemeinen Abscheus gemacht. Die gesetzlichen Einkünfte seines Postens betrugen ungefähr viertausend Pfund jährlich; aber man glaubte, daß er sich auf mindestens zehntausend Pfund gestanden habe.16 Seine Schamlosigkeit und sein Hochmuth waren selbst dem engelgleichen Character Tillotson’s zu stark gewesen, und man wollte den sanften Erzbischof etwas von einem Schurken haben murmeln hören, als der Sprecher bei ihm vorüberging.17 Doch so groß die Verbrechen dieses abscheulichen Mannes waren, seine Strafe war ihnen vollkommen angemessen. Sobald der Ausschußbericht verlesen war, wurde beantragt zu resolviren, daß er sich eines schweren Verbrechens und Vergehens schuldig gemacht habe. Er mußte aufstehen und die Frage stellen. Es erhob sich alsbald ein lautes Jageschrei. Er rief die Neins auf, und fast keine einzige Stimme ließ sich vernehmen. Er sah sich gezwungen zu erklären, daß die Jas überwögen. Ein Mann von Ehre würde vor Reue und Scham in die Erde gesunken sein, und die unsägliche Schande dieses Augenblicks ließ selbst in dem verstockten Herzen und auf der frechen Stirn Trevor’s ihre Spuren zurück. Wäre er am folgenden Tage wieder in der Kammer erschienen, so würde er über seine eigne Ausstoßung die Frage haben stellen müssen. Er schützte daher Unpäßlichkeit vor und schloß sich in sein Schlafzimmer ein. Wharton überbrachte den Gemeinen bald eine königliche Botschaft, die sie ermächtigte, einen andren Sprecher zu wählen.

Foley zum Sprecher erwählt

Die Whighäupter wollten Littleton auf den Präsidentenstuhl bringen; aber es gelang ihnen nicht, diese Absicht zu erreichen. Foley wurde gewählt, vorgestellt und bestätigt. Obwohl er neuerdings in der Regel mit den Tories gestimmt hatte, nannte er sich noch immer einen Whig und war auch vielen Whigs nicht unangenehm. Er besaß sowohl die Talente als auch die Kenntnisse, deren es bedurfte, um den Debatten mit Würde präsidiren zu können; was aber in der eigenthümlichen Lage, in der sich das Haus damals befand, nicht ohne Grund als seine empfehlendste Eigenschaft betrachtet wurde, das war sein unversöhnlicher Abscheu vor Betrug und Corruption, den er ein wenig prahlerisch zur Schau trug, aber auch ohne Zweifel wirklich empfand. Den Tag darauf, nachdem er seine Functionen angetreten hatte, wurde sein Vorgänger ausgestoßen.18

Untersuchung der Rechnungen der Ostindischen Compagnie

Die Unbesonnenheit Trevor’s war eben so groß gewesen als seine Schlechtigkeit, und seine Schuld war bei der ersten Prüfung der Rechnungen der City zu Tage getreten. Die Rechnungen der Ostindischen Compagnie waren verwickelter. Der Ausschuß berichtete, daß er sich nach Leadenhall Street begeben, die Papiere untersucht, die Directoren und Commis befragt habe, aber nicht im Stande gewesen sei, dem Geheimnisse der Widerrechtlichkeit auf den Grund zu kommen. Einige höchst verdächtige Buchungen habe man unter der Bezeichnung „besonderer Dienstaufwand” entdeckt. Die Ausgaben dieses Conto’s hätten im Jahre 1693 über achtzigtausend Pfund betragen. Es sei erwiesen, daß die Directoren bezüglich der Verausgabung dieses Geldes dem Gouverneur, Sir Thomas Cook, unbedingtes Vertrauen geschenkt hätten. Er habe ihnen nur in allgemeinen Ausdrücken gesagt, daß er in Angelegenheit der Concession dreiundzwanzigtausend, fünfundzwanzigtausend, dreißigtausend Pfund habe ausgeben müssen, und die Directoren hätten ihm, ohne specielle Rechnungsablage zu verlangen, für seine Sorgfalt gedankt und ihm ohne weiteres Anweisungen auf diese bedeutenden Summen ausstellen lassen. Einige aufsässige Directoren hätten zwar über diese enorme Ausgabe gemurrt und einen detaillirten Status verlangt; aber sie hätten keine andre Antwort aus Cook herausbekommen können, als daß es nothwendig gewesen sei, einige hochgestellte Personen zu beschenken.

Verdächtiges Treiben Seymour’s

Der Ausschuß berichtete ferner, daß er ein contractliches Uebereinkommen gefunden habe, kraft dessen die Compagnie sich verpflichtet habe, einer Person, Namens Colston, zweihundert Tonnen Salpeter zu liefern. Auf den ersten Anblick schien dieses Geschäft kaufmännisch und in Ordnung zu sein. Bald aber kam man dahinter, daß Colston nur ein Agent Seymour’s war. Dies erweckte Verdacht. Die verwickelten Bedingungen des Contracts wurden genau untersucht und sie ergaben sich als in der Weise festgestellt, daß in jedem möglichen Falle eine Summe von zehn- bis zwölftausend Pfund von Seymour gewonnen und von der Compagnie verloren werden mußte. Alle Sachverständigen waren der Ansicht, daß der Contract ein bloßes Scheindocument sei, das eine Bestechung verdecken sollte. Die Maske war aber so geschickt gemacht, daß die Landgentlemen sich nicht hineinfinden konnten und daß selbst die Juristen zweifelten, ob solche Beweise von Bestechung vorlägen, wie sie ein Gerichtshof für genügend erachten würde. Seymour kam sogar ohne Tadelsvotum davon und nahm nach wie vor einen leitenden Antheil an den Debatten der Gemeinen.19 Aber die Autorität, die er lange im Hause und in den westlichen Grafschaften ausgeübt hatte, war, wenn auch nicht vernichtet, doch sichtbar vermindert, und bis an das Ende seines Lebens blieb sein Salpeterhandel ein Lieblingsthema für whiggistische Pamphletisten und Dichter.20

Bill gegen Sir Thomas Cook

Das Entrinnen Seymour’s fachte den Eifer Wharton’s und seiner Verbündeten nur noch mehr an. Sie waren entschlossen zu entdecken, wohin die achtzig- bis neunzigtausend Pfund „geheimer Dienstaufwand” gekommen waren, welche die Ostindische Compagnie Cook anvertraut hatte. Cook, welcher Abgeordneter für Colchester war, wurde auf seinem Platze befragt; er weigerte sich Rede zu stehen, wurde in den Tower geschickt, und eine Bill wurde eingebracht, des Inhalts, daß, wenn er bis zu einem bestimmten Tage nicht die ganze Wahrheit gestände, er nie mehr fähig sein solle, ein Amt zu bekleiden, der Compagnie die ganze ihm anvertraute ungeheure Summe zurückerstatten und außerdem eine Geldbuße von zwanzigtausend Pfund an die Krone bezahlen müsse. So reich er auch war, diese Geldbußen würden ihn an den Bettelstab gebracht haben. Die Gemeinen waren in einer solchen Stimmung, daß sie die Bill ohne eine einzige Abstimmung annahmen.21 Seymour trat zwar, obgleich sein Salpetercontract das Stadtgespräch bildete, mit frecher Stirn auf, um seinen Complicen in Schutz zu nehmen; aber seine Frechheit schadete der Sache nur, die er vertheidigte.22 Im Oberhause wurde die Bill vom Herzoge von Leeds in den stärksten Ausdrücken verurtheilt. Die Hand auf das Herz gelegt, erklärte er auf sein Wort, auf seine Ehre, daß er kein persönliches Interesse an der Sache habe und daß er durch kein andres Motiv als das einer reinen Gerechtigkeitsliebe getrieben werde. Seine Beredtsamkeit erhielt eine mächtige Stütze an den Thränen und Wehklagen Cooks, der von der Schranke aus die Peers beschwor, ihn nicht einer den milden Gesetzen England’s unbekannten Tortur zu unterwerfen. „Nehmen Sie,” sagte er, „anstatt dieser grausamen Bill eine Indemnitätsbill an, und ich werde Ihnen Alles sagen.” Die Lords hielten sein Verlangen für nicht ganz unbillig. Nach einigen Verhandlungen mit den Gemeinen wurde beschlossen, daß ein gemeinsamer Ausschuß ernannt werden sollte, um zu untersuchen, wofür der geheime Dienstaufwand der Ostindischen Compagnie verausgabt worden sei, und es wurde rasch eine Acte angenommen, welche bestimmte, daß, wenn Cook diesem Ausschusse offene und vollständige Enthüllungen mache, er für die einzugestehenden Verbrechen nicht bestraft werden, daß er aber, bis er ein solches Geständniß ablege, im Tower bleiben solle. Gegen dieses Arrangement opponirte Leeds öffentlich so entschieden, als er es schicklicherweise thun konnte. Insgeheim wendeten Diejenigen, die sich schuldig fühlten, allerhand Kunstgriffe an, um einer Untersuchung vorzubeugen. Man raunte sich zu, daß Dinge an den Tag kommen würden, von denen jeder gute Engländer wünschen müßte, daß sie verborgen blieben, und daß der größte Theil der durch Cook’s Hände gegangenen Summen an Portland zum Gebrauch Sr. Majestät bezahlt worden sei. Aber das Parlament und die Nation waren entschlossen, die Wahrheit zu erfahren, gleichviel wer durch die Enthüllung leiden würde.23

Untersuchung durch einen vereinigten Ausschuß der Lords und Gemeinen

Sobald die Indemnitätsbill die königliche Genehmigung erhalten hatte, trat der vereinigte Ausschuß, bestehend aus zwölf Lords und vierundzwanzig Mitgliedern des Hauses der Gemeinen, im Sitzungssaale der Schatzkammer zusammen. Wharton wurde zum Vorsitzenden ernannt und in wenigen Stunden wurden wichtige Entdeckungen gemacht.

Der König und Portland gingen mit unbefleckter Ehre aus der Untersuchung hervor. Der König hatte nicht nur keinen Theil an den von Cook verausgabten geheimen Dienstgeldern, sondern er hatte sogar seit einigen Jahren nicht einmal das gewöhnliche Geschenk erhalten, das die Compagnie unter früheren Regierungen alljährlich am Fuße des Thrones niedergelegt. Es ergab sich, daß Portland nicht weniger als fünfzigtausend Pfund angeboten und von ihm zurückgewiesen worden waren. Das Geld lag ein ganzes Jahr bereit, um ihm ausgezahlt zu werden, wenn er andren Sinnes werden sollte. Endlich sagte er Denen, die in ihn drangen, diese ungeheure Bestechungssumme anzunehmen, daß sie ihn zu einem Feinde ihrer Compagnie machen würden, wenn sie ihn noch länger durch ein solches Anerbieten beleidigten. Viele wunderten sich über die Rechtschaffenheit, die er bei dieser Gelegenheit bewies, denn er galt allgemein für eigennützig und habgierig. Das Wahre an der Sache scheint zu sein, daß er zwar das Geld liebte, aber ein Mann von strenger Rechtschaffenheit und Ehre war. Er nahm ohne Besinnen Alles was er mit Ehren nehmen zu können glaubte, war aber unfähig, sich zu einer Gemeinheit zu erniedrigen. Er fühlte sich sogar durch die Complimente beleidigt, die ihm bei dieser Gelegenheit gesagt wurden.24 Nottingham’s Rechtschaffenheit konnte nicht Wunder nehmen. Auch ihm waren zehntausend Pfund angeboten, aber zurückgewiesen worden. Die Zahl der Fälle, in denen stattgefundene Bestechung vollständig erwiesen wurde, war klein. Ein großer Theil der Summe, welche Cook aus der Casse der Compagnie gezogen hatte, war wahrscheinlich von den Agenten unterschlagen worden, deren er sich bei dem Bestechungswerke bedient hatte, und wohin das Uebrige gekommen war, konnte man aus den widerstrebenden Zeugen, welche vor den Ausschuß gebracht wurden, nicht leicht erfahren. Ein Lichtstrahl zeigte sich jedoch; man ging ihm nach, und er führte zu einer Entdeckung von der höchsten Wichtigkeit. Eine bedeutende Summe war von Cook einem Agenten, Namens Firebrace, und von Firebrace einem andren Agenten, Namens Bates, verabfolgt worden, von dem man genau wußte, daß er mit der Hochkirchenpartei und insbesondere mit Leeds in enger Beziehung stand. Bates wurde vorgeladen, aber er machte sich aus dem Staube; man schickte Boten zu seiner Verfolgung ab, er wurde ergriffen, in das Schatzkammergericht gebracht und vereidigt. Die Geschichte, die er erzählte, bewies, daß er zwischen der Furcht, seine Ohren zu verlieren, und der Furcht, seinem Gönner zu schaden, hin und her schwankte. Er gestand, daß er es auf sich genommen habe, Leeds zu bestechen, daß ihm zu dem Ende fünftausendfünfhundert Guineen übergeben worden seien, daß er diese Guineen Sr. Gnaden angeboten und dieselben mit Erlaubniß Sr. Gnaden in dessen Hause einem Schweizer, Namens Robart, eingehändigt habe, der Sr. Gnaden vertrauter Geschäftsmann sei. Man sollte meinen, daß diese Thatsache nur eine Deutung zuließe. Bates schwur jedoch, der Herzog habe sich geweigert, auch nur einen Farthing anzunehmen. „Warum,” fragte man, „wurde dann das Gold mit seiner Bewilligung in seinem Hause und in den Händen seines Dieners zurückgelassen?” – „Weil ich schlecht Geld zählen kann,” antwortete Bates. „Ich bat deshalb Se. Gnaden um die Erlaubniß, die Goldstücke dalassen zu dürfen, damit Robart sie für mich zählen möchte, und Se. Gnaden hatte die Güte, dies zu gestatten.” Es lag auf der Hand, daß, wenn diese wunderliche Geschichte wahr gewesen wäre, die Guineen in einigen Stunden hätten wieder abgeholt werden müssen. Aber Bates mußte eingestehen, daß sie ein halbes Jahr da geblieben waren, wo er sie zurückgelassen hatte. Allerdings war das Geld schließlich – und dies war im vorliegenden Falle einer der verdächtigsten Umstände, – von Robart gerade an dem Morgen zurückgezahlt worden, wo der Ausschuß seine erste Zusammenkunft im Schatzkammergericht hielt. Wer konnte glauben, daß, wenn die Geschichte frei von jedem Anschein von Bestechung gewesen wäre, die Guineen, so lange Cook schweigen konnte, zurückgehalten und an dem elften Tage wo er genöthigt war sich auszusprechen, zurückerstattet worden sein würden?

Anklage gegen Leeds

Wenige Stunden nach dem Verhöre Bates’ berichtete Wharton den Gemeinen was im Schatzkammergericht vorgegangen war. Die Entrüstung war allgemein und heftig. „Sie begreifen jetzt,” sagte Wharton, „warum uns bei jedem Schritte Hindernisse in den Weg gelegt wurden, warum wir die Wahrheit tropfenweis herauspressen mußten, warum der Name Sr. Majestät arglistig genannt wurde, damit wir von einer Untersuchung abstehen sollten, die nichts zu Tage gebracht hat, was Sr. Majestät nicht zur Ehre gereichte. Dürfen wir uns wundern, daß wir mit so großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, wenn wir die Macht, Gewandtheit und Erfahrung des Mannes bedenken, der uns im Geheimen entgegenarbeitete? Es ist Zeit, der Welt einmal schlagend zu beweisen, daß kein Verbrecher sich so schlau zu verbergen oder so hoch zu klimmen vermag, daß wir ihn nicht aufspüren oder erreichen könnten. Nie hat es ein schändlicheres Beispiel von Bestechung gegeben, nie hat ein Verbrecher weniger Anspruch auf Nachsicht gehabt. Die Verpflichtungen, welche der Herzog von Leeds gegen sein Vaterland hat, sind nicht gewöhnlicher Art. Eine große Schuld haben wir schon großmüthig gestrichen; aber die Art und Weise, wie unsre Großmuth vergolten worden ist, zwingt uns zu berücksichtigen, daß er vor langer Zeit angeklagt war, Geld aus Frankreich zu beziehen. Wie können wir sicher sein, so lange ein Mann, dessen Feilheit erwiesen ist, Zugang zum Ohre des Königs hat? Unsere am besten vorbereiteten Unternehmungen sind vereitelt, unsere geheimsten Beschlüsse sind verrathen worden. Und dürfen wir uns darüber wundern? Können wir daran zweifeln, daß er neben seinem inländischen Handel mit Concessionen einen einträglichen auswärtigen Handel mit Geheimnissen treibt? Können wir zweifeln, das der Mann, der uns Einen an den Andren verkauft, für einen guten Preis uns Alle an den gemeinsamen Feind verkaufen wird?” Wharton schloß mit dem Antrage, daß Leeds wegen schwerer Verbrechen und Vergehen in Anklagestand versetzt werden solle.25

Leeds hatte viele Freunde und Anhänger im Hause der Gemeinen, aber sie konnten wenig sagen. Wharton’s Antrag wurde ohne Abstimmung angenommen und er selbst beauftragt, an die Schranke der Lords zu gehen und dort den Herzog im Namen der Gemeinen England’s anzuklagen. Noch ehe er aber diesen Auftrag ausführen konnte, wurde gemeldet, daß Se. Gnaden an der Thür sei und um Gehör bitten lasse.

Während Wharton bei den Gemeinen seinen Bericht erstattete, hatte Leeds eine Ansprache an die Lords gehalten. Er leugnete unter den feierlichsten Versicherungen, daß er jemals Geld für sich angenommen habe. Dagegen aber gestand er zu und rühmte sich dessen sogar, daß er Bates dazu aufgemuntert habe, von der Compagnie Geld zu nehmen, und er schien der Meinung, daß dies ein Dienst sei, den der Freund eines am Staatsruder stehenden Mannes billigerweise von diesem erwarten könne. Nur zu Viele machten damals in der That einen höchst albernen und verderblichen Unterschied zwischen einem Minister, der seinen Einfluß benutzte, um sich selbst Geschenke zu verschaffen, und einem Minister, der seinen Einfluß benutzte, um für seine Anhänger Geschenke zu erlangen. Jener war schlecht, dieser nur gutherzig. Leeds erzählte hierauf mit großer Selbstgefälligkeit eine Geschichte von sich, die in unseren Zeiten einen Staatsdiener nicht nur aus dem Amte, sondern aus jeder anständigen Gesellschaft vertreiben würde. „Als ich zu König Karl’s Zeiten Schatzmeister war, Mylords, sollte die Accise verpachtet werden. Es waren mehrere Bewerber da. Harry Savile, den ich sehr hoch schätzte, theilte mir mit, daß sie ihn um seine Fürsprache bei mir ersucht hätten, und bat mich ihnen zu sagen, er habe sein Möglichstes für sie gethan. „Wie?” entgegnete ich, „das soll ich ihnen Allen sagen, während doch nur Einer den Pacht haben kann?” – „Thut nichts,” versetzte Harry, „sagen Sie es nur Allen; Der, welcher den Pacht bekommt, wird dann glauben, daß er ihn mir verdankt.” Die Herren kamen und ich sagte jedem von ihnen besonders: „Sie sind Mr. Savile sehr zu Dank verpflichtet, Sir;” oder: „Mr. Savile hat Ihnen einen großen Freundschaftsdienst erzeigt, Sir.” Schließlich erhielt Savile ein anständiges Präsent, und ich gratulirte ihm dazu. Ich war damals sein Schatten. Jetzt bin ich Mr. Bates’ Schatten.”

Der Herzog hatte diese Anekdote, die ein so grelles Licht auf den damaligen Zustand der politischen Moralität wirft, kaum erzählt, als ihm unter der Hand mitgetheilt wurde, daß im Hause der Gemeinen der Antrag gestellt worden sei, ihn in Anklagestand zu versetzen. Er eilte dahin, aber noch ehe er ankam, war die Frage bereits gestellt und angenommen. Dessenungeachtet drang er auf Einlaß, und er wurde eingelassen. Nach altem Brauche wurde innerhalb der Schranke ein Stuhl für ihn hingestellt und ihm angezeigt, daß das Haus bereit sei ihn anzuhören.

Er sprach, aber mit weniger Takt und Einsicht als gewöhnlich. Er pries seine eigenen dem Staate geleisteten Dienste. Ohne ihn, sagte er, würde es kein Haus der Gemeinen gegeben haben, das ihn hätte anklagen können, eine Prahlerei, die so überspannt war, daß seinen Zuhörern nothwendig die Lust vergehen mußte, ihm dasjenige Lob zuzugestehen, das sein Verhalten zur Zeit der Revolution wirklich verdiente. Ueber die gegen ihn erhobene Anklage sagte er nicht viel mehr als daß er unschuldig sei, daß man schon längst mit dem böswilligen Plane umgehe, ihn ins Verderben zu stürzen, daß er nicht auf Einzelnheiten eingehen wolle, daß die Facta, welche bewiesen worden seien, zweierlei Deutungen zuließen, und daß von diesen beiden Deutungen billigerweise die günstigere angenommen werden müsse. Er entfernte sich, nachdem er das Haus gebeten hatte, den eben gefaßten Beschluß noch einmal zu erwägen, oder, wenn dies nicht sein könne, ihm wenigstens bald Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Seine Freunde fühlten wohl, daß seine Rede keine Vertheidigung war, und sie versuchten es daher auch gar nicht, den Beschluß rückgängig zu machen, der unmittelbar vor seiner Anhörung gefaßt worden war. Wharton begab sich in zahlreicher Begleitung zu den Lords und zeigte ihnen an, daß die Gemeinen beschlossen hätten, den Herzog in Anklagestand zu versetzen. Es wurde ein Ausschuß ernannt, um die Artikel aufzusetzen und die Beweise vorzubereiten.26

Die Anklageartikel waren bald aufgesetzt, aber in der Beweiskette fehlte ein Glied. Dieses Glied konnte aller Wahrscheinlichkeit noch Robart liefern, wenn er streng verhört und mit anderen Zeugen confrontirt wurde. Die Gemeinen erließen eine Vorladung an ihn. Ein Bote begab sich damit nach der Wohnung des Herzogs von Leeds und erhielt dort den Bescheid, daß der Schweizer schon seit drei Tagen abwesend sei und daß der Portier nicht sagen könne, wo er sich aufhalte. Die Lords richteten unverzüglich eine Adresse an den König, worin sie ihn ersuchten, Befehl zu geben, daß die Häfen gesperrt und der Flüchtling festgenommen werde. Aber Robart war schon in Holland auf dem Wege nach seinen heimischen Bergen.

Die Flucht dieses Mannes machte es den Gemeinen unmöglich, die Sache weiter zu verfolgen. Sie beschuldigten Leeds mit Heftigkeit, daß er den Zeugen entfernt habe, der allein den juristischen Beweis für Thatsachen liefern konnte, welche durch moralische Beweise bereits festgestellt waren. Leeds, der jetzt wegen des Ausgangs der Anklage beruhigt war, gab sich das Ansehen eines schwer Beleidigten. „Mylords,” sagte er, „das Verfahren der Gemeinen ist beispiellos. Sie beschuldigen mich eines schweren Verbrechens, sie versprechen es zu beweisen; dann finden sie, daß sie nicht die Mittel haben es zu beweisen, und sie machen mir Vorwürfe, daß ich ihnen diese Mittel nicht liefere. Sie hätten gewiß eine solche Anklage nicht erheben sollen, ohne wohl zu überlegen, ob sie auch genügende Beweise hatten, um sie aufrecht zu erhalten, oder nicht. Wenn Robart’s Zeugniß, wie sie jetzt sagen, unerläßlich ist, warum ließen sie ihn nicht kommen und ihn seine Geschichte erzählen, ehe sie sich zur Anklage entschlossen? Sein Verschwinden haben sie ihrer eignen Maßlosigkeit, ihrer eignen Uebereilung zuzuschreiben. Er ist ein Ausländer, er ist ängstlich, er hört, daß ein Vorgang, bei dem er betheiligt gewesen, vom Hause der Gemeinen für höchst strafbar erklärt, daß sein Herr angeklagt, daß sein Freund Bates im Gefängniß sei und daß jetzt an ihn die Reihe kommen solle. Natürlich bekommt er Furcht, flüchtet sich in sein Vaterland, und so weit ich ihn kenne, möchte ich wohl behaupten, daß er sich sobald nicht wieder in den Bereich einer Vorladung des Sprechers wagen wird. Aber was geht das Alles mich an? Soll ich mein ganzes Leben lang das Brandmal einer solchen Beschuldigung mit mir herumtragen, lediglich deshalb, weil die Heftigkeit meiner Ankläger ihren Zeugen aus England getrieben hat? Ich verlange sofortige Prozessirung. Ich fordere Eure Lordschaften auf zu beschließen, daß die Anklage zurückgewiesen werden soll, wenn die Gemeinen dieselbe nicht vor dem Schlusse der Session anbringen.” Einige befreundete Stimmen riefen: „Gut beantragt!” Aber die Peers im allgemeinen waren nicht geneigt einen Schritt zu thun, der für das Unterhaus und die große Masse Derer, welche dieses Haus vertrat, im höchsten Grade beleidigend gewesen wäre. Der Antrag des Herzogs fiel durch und einige Stunden darauf wurde das Parlament prorogirt.27

16.L’Hermitage, 19. (29.) März 1695.
17.Birch’s Life of Tillotson.
18.Commons’ Journals, March 12, 13, 14, 15, 16, 1694/95; Vernon an Lexington, 15. März; L’Hermitage, 15. (25.) März.
19.„On vit qu’il étoit impossible de le poursuivre en justice, chacun toutefois démeurant convaincu que c’étoit un marché fait à la main pour lui faire présent de la somme de 10,000 l., et qu’il avait été plus habile que les autres novices que n’avoient pas su faire si finement leurs affaires.” L’Hermitage, 29. März (8. April); Commons’ Journals, March. 12.; Vernon an Lexington, 26. April; Burnet II. 145.
20
  In einem Gedicht, betitelt The Prophecy (1703) kommt die Strophe vor:
„Wenn Seymour verschmäht Salpetergeld,”  In einer andren Satyre befindet sich die Stelle:
„Bestochner Seymour haßt Bestechungen.”

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21.Commons’ Journals vom 26. März bis 8. April 1695.
22.L’Hermitage, 10. (20.) April 1695.
23.Exact Collection of Debates and Proceedings.
24.L’Hermitage, 30. April (10. Mai) 1695; Portland an Lexington, 23. April (3. Mai).
25.Es kann meines Erachtens keinem Zweifel unterliegen, daß das Mitglied, welches in der Exact Collection D genannt ist, Wharton war.
26.Bezüglich der Vorgänge dieses ereignißvollen Tages, des 27. April 1695, sehe man die Protokolle der beiden Häuser und die Exact Collection.
27.Exact Collection; Lords’ Journals, May 3. 1695; Commons’ Journals, May 2. 3.; L’Hermitage, 3. (13.) Mai; London Gazette vom 13. Mai.