Love Petit Fours

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Love Petit Fours
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Love Petit Fours

Vorwort der Autorin

Merci beaucoup, für die herrliche Zeit in der Provence

Magischer Duft

Witches Magic

Frei wie der Wind

Short Vintage Romance

Regen und Sturm

Ein zauberhafter Irrtum

Lavendelmagie

Skeptiker unerwünscht

Crêpes Suzette

Bezauberndes Leuchten

Calissons

Champagne Dom Pérignon

Traum und Wirklichkeit

Tortenzauber

Petit Fours

Engelherz

Macarons à la SYMI-Vintage-KüchenHarmonie

Ein Herz und eine Intrige

Mehr Infos

Sylvie C. Ange

Love Petit Fours

Little Vintage Romances

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96752-164-1

E-Book-ISBN: 978-3-96752-664-6

Copyright (2020) XOXO Verlag

Umschlaggestaltung und Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag

Verwendung eines Bildes von Emma Styles bei Unsplash

Hergestellt in Bremen, Germany (EU)

XOXO Verlag

ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Gröpelinger Heerstr. 149

28237 Bremen

Vorwort der Autorin

Liebe Leserinnen,

meine Inspiration Romances zu schreiben, liegt in der Vergangenheit, in einer glücklichen Zeit, die voll Liebe und Magie war. Im Garten meiner »Fee« tanzten geheimnisvolle Lichter, der Wind flüsterte im Windspiel, die aufgehende Sonne zauberte Kunstwerke an die Wand und der Lindenbaum, unter dem ich meinen Träumen nachgehen konnte, duftete verführerisch.

Ich widme diese, aus Träumen gewobenen, zuckersüßen Vintage-Romances meiner »Fee« und all jenen, die an die Magie der wahrhaftigen Liebe glauben. Ich freue mich mit Ihnen, wenn Sie die Zeit gefunden haben, sich für eine Weile dieser Magie hinzugeben, denn wahre Liebe ist Verschmelzung der Seelen.

Sylvie C. Ange

Merci beaucoup, für die herrliche Zeit in der Provence

o

I want to thank a dear friend for her wonderful and inspiring words.

She has a magical soul and an open heart. Thank you so much, Dear Candy.

Here are a few excerpts of her wonderful words for me:

… You are so generous and open hearted ...

… Bless you dear harmonious soul and Earth Angel …

… DE-licious, DE-lightful, DE-lovely …

You see the light in all of us! Keep Well …

Thank you for brightening my day, Dear Heart …

All the best.

o

Vielen Dank an alle Follower und Freunde aus den

sozialen Netzwerken, die meinen Blog,

in dem es nicht nur um das Lesen geht, besuchen

und immer schätzende Worte für meine Werke haben.

Many thanks to all followers and friends of

social networks that visit my blog

and always have appreciative words for my works.

Sylvie C. Ange

Magischer Duft

Short Vintage Romance

Ich will ganz dringend erfahren,

was es mit den Träumen auf sich hat.

Neben den üppig blühenden Rhododendrenbüschen, stand ein riesiger Magnolienbaum, in dem unzählige Vögel zwitscherten. Ivy liebte es zu dieser Jahreszeit, in der alles zu blühen und grünen anfing, den Schlosspark zu besuchen. Der Park wurde vor mehr als zweihundert Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, erinnerte an vergangene Zeiten, in der prachtvolle Schimmel durch die Baumalleen trabten und Damen in seidenen Roben und mit Sonneschirm neben den, in Ornamente angelegten Blumenbeeten promenierten.

Im Sommer erfreuten sich viele Touristen an den Bildern entschwundener Tage, im Frühling war es jedoch noch sehr friedlich und ruhig.

Versonnen streckte Ivy ihre Hand aus und versuchte zu erraten, wer von den bettelnden Vögel als Erster die Nüsse aus ihrer Handfläche zu erhaschen versuchte. Gerade als sich ein Vogel erhob, verspürte sie einen Stoß und sie fiel rücklings in den Schlossparkrasen, den man gar nicht betreten durfte, geschweige denn darauf liegen.

Sie fühlte Gewicht auf ihr und als sie ihre Lider, die sie vor Schreck zugepresst hatte, wieder hob, blickte sie in ein strahlend blaues Auge, das sie besorgt musterte.

Das schwarze Stirnband, das der Mensch, der auf ihr lag trug, war über das andere Auge gerutscht und wirkte wie die Augenklappe eines Piraten. Ein Jogger, natürlich … aber ein verdammt gut aussehender Jogger … der sie anstarrte, als wäre sie ein Wesen von einem anderen Stern und er machte keine Anstalten aufzustehen.

»Wollen Sie sich vielleicht endlich erheben, oder haben Sie etwas anderes vor?« Ivy prustete.

Sofort rollte der Mann von ihr, stand auf, reichte ihr die Hand und zog sie auf die Beine.

»Es tut mir wahnsinnig leid, ich habe gerade versucht meinen Music-Player einzustellen und so zeitig in der Früh ist auf diesem Weg normalerweise niemand unterwegs.«

Sichtlich zerknirscht rückte der Mann sein Stirnband zurecht und Ivy musste feststellen, dass es ihr leichter gefallen wäre zu tadeln, wenn er einen weniger anziehenden Mund und nicht so süße Grübchen an den Wangen gehabt hätte. Sein Haar war fast so schwarz wie das Stirnband, die elastische Laufhose ließ gut durchtrainierte Beine sehen, nur der Oberkörper war von einem schlotternden T-Shirt verdeckt.

»Es gibt eben noch andere Menschen, die früh unterwegs sind. Sie sollten besser aufpassen.«

Ivy stöhnte kurz auf, als sie ihre Hand bewegen wollte.

»Haben Sie Schmerzen, kann ich Ihnen helfen?«

»Sie können mir nur helfen, wenn Sie Arzt sind. Mein Handgelenk schmerzt höllisch.«

»Dann bin ich der richtige Mann für Sie. Ich bringe Sie in meine Praxis, ich werde ein Röntgenbild machen und dann sehen wir weiter. Mein Name ist übrigens Jim Brisbay, ich bin Australier und habe hier für ein Jahr eine Praxis übernommen.«

Er war tatsächlich Arzt, wie praktisch, fängt sich die Patienten beim Joggen. Ivy musste grinsen.

»Ward, Psychotherapeutin … okay, wo ist die Praxis?«

»Nur ein paar Straßen vom Schlosspark entfernt.«

o

Praxis? Da wo er sie hinführte, entsprach fast dem Schlosspark en miniature. Das Haus und die Terrasse waren mit wogenden Glyzinien bewachsen und Ivy war hingerissen von dem betörend duftenden Blütenmeer, das einem blaulilafarbenen Wasserfall glich.

In einem angenehmen hellen Raum bat Jim Brisbay sie, sich zu setzen und kurz zu warten. Als er wiederkam strahlte er in seinem weißen Arztkittel etwas Unnahbarkeit aus.

»Sie sind also Psychotherapeutin? Studieren Sie noch, Sie sehen wie eine Studentin aus.«

»Ich bin alt genug, aber danke, ich fasse die Studentin als Kompliment auf.«

Er sah sie einen Moment an und lächelte.

»Es war eine Feststellung, Komplimente fallen bei mir anders aus, wie zum Beispiel: Sie sehen sehr hübsch aus – Sie sehen übrigens auch hübsch aus, sie gefallen mir sehr Ivy Ward.«

Ivy, sonst nicht auf den Mund gefallen, wurde verlegen. Verflixt und zugenäht. »Heiß hier, nicht wahr«, versuchte sie ihre roten Wangen zu erklären.

»Finden Sie?«

»Ja, ist vermutlich die Aufregung, die mich zum Schwitzen bringt.«

Er schmunzelte und Ivy konnte seinem durchdringenden Blick nicht mehr standhalten, sah zur Decke empor und seufzte gequält, als er ihr Handgelenk befühlte und hin- und herdrehte.

 

»Ist nicht so schlimm, die Palpation lässt erkennen, dass zumindest nichts gebrochen ist, dennoch machen wir nun ein Röntgenbild.«

o

»Gute Nachricht, alles in Ordnung. Mit einer Salbe und einem Stützverband ist Ihr Handgelenk nach ein paar Tagen wie neu.«

»Danke.«

»Ich möchte meine Ungeschicklichkeit wieder gut machen. Professor Leng, dem dieses Anwesen und die Praxis eigentlich gehört, erzählte mir, dass es sich hier auf der Terrasse im Duft der Glyzinien herrlich Abendessen lässt. Der Wohlgeruch beeinflusst die Speisenden positiv, lässt sie träumen und manchmal erfüllen sich die Träume.«

Ivy lachte.

»Tatsächlich? Welch wundersame Glyzinien.«

»Darf ich Sie zum Essen einladen … sagen Sie nicht nein.«

Ivys Herz machte einen Sprung. Dieser Jim Brisbay gefiel ihr sehr.

»Ich bin einverstanden, denn …«, Ivy lächelte verschmitzt, »… diese Blüten duften wirklich berauschend und ich bin tatsächlich neugierig, ob die Geschichte von Professor Leng stimmt.«

Jim reichte ihr die Hand.

»Sie machen mir eine große Freude.«

o

Ivy stand vor dem Spiegel und drehte sich hin und her, rümpfte die Nase, dann zog sie die Jeans wieder aus, schleuderte sie auf den Boden und widmete sich wieder dem Inhalt ihres Kleiderschranks.

Jeans … willst du ihn verschrecken … ich brauche etwas Spektakuläres, das trotzdem nicht aufdringlich wirkt.

Sie nahm ein schmal geschnittenes grünes Kleid, das sie schon lange nicht mehr angezogen hatte. Es harmonierte ausgezeichnet mit dem Grün ihrer Augen und den rotblonden Locken, die ihr fein gezeichnetes Gesicht umrahmten.

Sie puderte ihre kleine Nase auf der sich ein paar Sommersprossen befanden, die alle süß fanden, nur Ivy nicht und tupfte ein wenig ihres Parfüms auf die Handgelenke und steckte ihre Perlenohrringe an.

Das ist es, dachte Ivy, als sie sich wieder im Spiegel betrachtete. Das Kleid schmiegte sich an ihre wohl proportionierte Figur und ließ einen wenig Einblick auf das Dekollete, wo sie noch ein wenig des Parfüms an die richtige Stelle tupfte. Zufrieden nickte Ivy.

o

»Lauren bitte, das musst du doch verstehen … ich habe die Praxis für ein Jahr übernommen und kann noch nicht zurück.«

»Jim Brisbay, du bist der sturste Kerl der mir je untergekommen ist. Professor Leng hat bestimmt Verständnis, wenn du drei Monate früher nach Hause fliegst.«

Ivy ging langsamer und blieb hinter dem Glyzinienvorhang stehen, als sie die Stimmen von der Terrasse hörte.

Vorsichtig lugte sie zwischen den Blüten auf die Menschen, die miteinander diskutierten. Die Frau, die auf Jim einredete war sehr hübsch – groß, blond, hervorragend gekleidet.

»Ich habe einen Vertrag, den ich einzuhalten gedenke und du warst einverstanden, von Anfang an.«

»Ja war ich, aber jetzt sehe ich ein, dass es ein Fehler war. Ich habe keine Lust mehr, mich dauernd von meinen Mann zu trennen und den Kindern tut es auch nicht gut.«

»Du hast ja recht, Dr. Lauren Brisbay, du …«

Ivy hielt den Atem an – Dr. Lauren Brisbay, Kinder?

Er war verheiratet … verdammt. Auch wenn sie auf Anhieb an Jim Brisbay Gefallen gefunden hatte und sich dummerweise vom ersten Augenblick ihres spektakulären Zusammenstosses in ihn verliebt hatte, aber mit einem verheirateten Mann wollte sie nichts zu tun haben. So gut gelaunt sie gekommen war, so enttäuscht ging sie.

o

Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen wanderten durch das Zimmer. Ivy blinzelte. Ein Frühlingsmorgen wie es im Buche stand, war angebrochen, aber sie hatte nach dem gestrigen Abend keine Lust aufzustehen, doch sie musste.

Sie hatte heute mehrere Klienten, die darauf warteten, dass Psychotherapeutin Ivy Ward ihnen einen Weg zur Lösung ihrer Probleme zeigte.

Kaum dass sie ihre Brille aufgesetzt und hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, ertönte der Summer. Der erste Klient.

»Nehmen Sie Platz Frau Wilson«, sagte Ivy, während sie in den Klientenunterlagen vertieft war.

Sie hörte ein Räuspern und blickte auf.

»Sie? Wo ist Frau Wilson? Also das ist doch … woher haben Sie meine Adresse?«

»Die haben Sie gestern als meine Patientin in der Praxis hinterlassen.«

»Ja, natürlich.« Ivy pustete eine Locke aus ihrem Gesicht.

»Also, was führt sie zu mir? Haben Sie ein Problem, bei dem ich Ihnen helfen kann?«

Jim setzte sich.

»Vielleicht … ich habe gestern eine hübsche … eine sehr hübsche Frau zum Essen eingeladen, aber sie ist nicht gekommen, obwohl ich in ihren Augen gelesen habe, dass sie von meinem Vorschlag sehr begeistert war. Was meinen Sie, hat dazu geführt, dass sie nicht mehr wissen wollte, ob Professor Lengs Erzählung stimmt?«

Ivy verschränkte die Hände und blickte ihn ärgerlich an. Wenn er nur nicht so verdammt nett aussehen würde.

»Ich war da, das Gartentor stand offen, aber sie waren mit einer Diskussion so beschäftigt, dass ich es vorzog wieder zu gehen.«

»Das verstehe ich nicht. Sie waren da? Warum sind Sie wieder gegangen?«

Ivy glaubte es nicht, entweder war dieser Mann ein abgebrühter Casanova, oder er brauchte tatsächlich psychotherapeutische Hilfe.

»Nun, sehen Sie Dr. Brisbay, es gehört einfach nicht zu meinen Gepflogenheiten mit verheirateten Männern auf einer romantischen Terrasse zu speisen. Dies mag Ihnen altmodisch erscheinen, aber in dieser Hinsicht habe ich eben andere Vorstellungen.«

»Ich begrüße Ihre Einstellung, sie deckt sich voll und ganz mit meiner, aber was hat das mit mir zu tun?«

Jetzt platzte Ivy der Kragen, sie erhob sich abrupt.

»Jetzt reicht es aber. Wollen Sie etwa leugnen, dass die Frau auf der Terrasse Ihre Frau war? Ich hörte, wie Sie ihren Namen sagten und dass es Kinder gibt. Also spielen sie mir nichts vor … und überhaupt, ich weiß gar nicht warum ich mir das anhöre.«

Jim Brisbay lachte schallend und konnte sich gar nicht fangen.

»Was … was gibt es da zu lachen?«

»Lauren ist Ärztin und die Frau meines Bruders, sie hat während meiner Abwesenheit meine Landpraxis in Australien übernommen. Da sie mit ihrer Familie in Adelaide lebt, muss sie eine ziemlich lange Fahrt in Kauf nehmen und ist oft ein paar Tage von ihrer Familie fern, weil es die Lage so erfordert. Sie hat einen Ärztekongress genutzt um hier her zu kommen, damit sie mich persönlich nach Hause bitten kann. Es ist ihr zu viel geworden.«

Ivy senkte den Kopf. Du bist doch eine dumme Pute Ivy Ward. Es klopfte und gleichzeitig wurde die Tür geöffnet.

»Ein paar Minuten noch Frau Wilson«, versprach Ivy und wandte sich wieder Jim zu.

»Du hast in meinen Augen richtig gelesen, ich wollte sehr gern zum Essen kommen und ich will ganz dringend erfahren was es mit den Träumen unter den Glyzinien auf sich hat. Können wir noch mal vorn vorne beginnen?«

Jim Brisbay erhob sich und kam näher.

»Ich habe gehofft, dass du das sagst.«

o

Der betörende Duft der Glyzinien streifte Ivys Nase und ihr Blick wanderte zu dem grünen Kleid, das wie die hübschen Dessous auf einem dunklen Anzug lag.

Sie kuschelte sich wieder in Jims Arme und atmete noch einmal den süßen Duft der blaulila Blüten ein.

Es würde ihr letzter Frühling hier sein, aber sie würde einen Frühling nach dem anderen in einer Landpraxis im fernen Australien erleben …

Sylvie C. Ange

Witches Magic

Short Vintage Romance

Ich wusste es schon eher als du,

denn ich wollte dich von Anfang an

und ich will dich immer in meiner Nähe haben,

nicht nur eine Nacht.

Übersetzerin mit außergewöhnlichem Allgemeinwissen und elegantem Sprachgefühl für unseren Klienten gesucht.

Die Beschäftigung in Südfrankreich ist auf 1 Jahr befristet.

Voranmeldung: Agentur Chevallier - die Agentur für exquisites Personal -

»Das klingt doch unglaublich wundervoll, nicht wahr?«

Adele sah am Gesichtsausdruck ihrer Freundin, dass sie gleich etwas Gegenteiliges sagen würde.

»Du antwortest doch nicht auf die Anzeige?« Gabrielles Blick war bedeutungsvoll.

»Warum nicht? Ich brauche dringend einen Job und dieser scheint für mich passend. Ich bin eine sehr gute Übersetzerin und mein Allgemeinwissen ist doch ganz in Ordnung. Im Augenblick gibt es nicht so viel Auswahl an gut bezahlten Jobs, oder kannst du mit ein paar hundert Euros im Monat leben, wenn schon die Miete so viel kostet? Du mit deinem exklusiven Job kannst dir das wohl nicht vorstellen.«

Gabrielle verdrehte die Augen.

»Du hast ja recht … aber das klingt fast zu perfekt. Es gibt sicher einen Haken. Wer ist dieser Klient und was wird bezahlt? Das steht hier nicht, obwohl es das sollte. Ein Schlechtpunkt für die Agentur. Adele, du wirst vielleicht verschleppt und landest wer weiß wo.«

Adele lachte.

»Ich glaube, du hast in letzter Zeit zu viel deiner geliebten Romane gelesen. Hast du schon vergessen: Wer bizarre Gedanken hegt, zieht sie auch an. Auf so einen Gedanken wäre ich gar nicht gekommen.«

»Du hast dich also schon entschieden.«

»Ja, der Zeitpunkt ist genau richtig, das ist ein Zeichen.«

Gabrielle zog die Stirn kraus.

»Welches Zeichen dies tatsächlich ist, wird sich bald herausstellen.«

o

Adele war fasziniert von dem malerischen Dorf, in dem sie angehalten hatte. Die Straßen waren so schmal, sodass sie sich manchmal fragte, ob sie hier überhaupt fahren durfte. Die typischen Steinhäuser, die eine traditionelle Atmosphäre ausstrahlten, sahen aus, als ob sie einem Gemälde entsprungen waren. Es gab so viele Sehenswürdigkeiten, für die sie aber im Moment keine Zeit hatte. Sie musste ihren Termin einhalten und wenn sie weiter damit liebäugelte, sich die Gärten mit üppigen Lavendelbüschen anzusehen, würde sie mit Sicherheit zu spät kommen. Seufzend startete sie den Mietwagen und fuhr weiter.

Noch immer wusste sie nicht, was sie erwarten würde. Die Agentur, gelegen in einem riesigen Gebäude, mit exklusivem Büro und noch exklusiveren Personal, hatte sie ausgiebig geprüft, ihr mitgeteilt, dass sie geeignet für den Job sei und ihr ein Dokument zum Unterschreiben gegeben, welches Regeln zur Diskretion enthielt. Unter anderem durfte sie niemanden ihren Aufenthaltsort mitteilen. Das Gehalt war unglaublich außergewöhnlich, doch Auskunft über den Arbeitgeber wurde nicht gegeben.

Laut Navigationsgerät musste sie sich ganz in der Nähe ihres Zieles aufhalten. Vielleicht hatte Gabrielle recht gehabt und alles war ein großes Fiasko. Nur keine negativen Gedanken, rügte sie sich. Enttäuscht sah Adele auf die Nummer. Das Bistro war malerisch wie die Steinhäuser, aber hier war sie sicher nicht richtig, oder doch?

Zögernd ging sie hinein. Sie war froh, dass sie nicht wie sonst, ihr weißes Sommerkleid trug, sondern sich für Jeans und Shirt entschieden hatte und ihre helle Haarflut zu einem Zopf gebunden hatte. Aber sie blieb nicht unbemerkt. Sie wurde mit neugierigen Blicken bedacht.

»Adele Nouvel?«

Ein liebenswürdig blickender Mann mit grauem Haar stand plötzlich vor ihr.«

»Ja, aber woher wissen Sie wer ich bin?«

»Die hier ansässigen Leute fahren nicht so einen Mietwagen. Mein Name ist Seraphin Gaspard. Ich bin entsendet, um sie zu begutachten. Danach werde ich Sie zum endgültigen Reiseziel bringen.

Adele sah den Mann in die Augen, die von vielen Fältchen umgeben waren. Er wirkte vertrauenswürdig und sehr freundlich. Er lachte.

»Ich sehe, dass sie irritiert sind, aber Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Ich bin der Chauffeur.«

Als er sah, dass Adele fragend die Augenbrauen hochzog, lachte er erneut.

»Ich bin sozusagen ein Faktotum und habe genaue Anweisungen, welche Fragen ich Ihnen noch stellen soll.«

Adele atmete tief durch. Es wurde immer mysteriöser. Die ganze Reise wäre umsonst gewesen, wenn sie falsche Antworten gab, aber sie bestand die Prüfung erneut. Den einzigen Mangel, den er fand, war ihr Alter. Man hatte eine reife Gelehrte erwartet.

Seraphin Gaspard telefonierte eine kleine Weile und dann konnte Adele den Mietwagen stehen lassen.

Mit gemischten Gefühlen stieg sie in die große Limousine.

Wo fuhr Seraphin Gaspard bloß hin? Angeblich würden sie erst in dreieinhalb Stunden ankommen.

 

Adeles Gedanken wirbelten durcheinander. Sie musste sich ablenken und nahm das Buch aus ihrer Tasche, das Gabrielle ihr auf die Reise mitgegeben hatte. Gabrielle liebte die Romances von Valerie Heart. Die Bücher der Autorin standen immer auf den Bestsellerlisten. Doch das eintönige Motorengeräusch bewirkte, dass Adele nur ein paar Sätze lesen konnte.

o

»Mademoiselle … Mademoiselle, wir sind da.«

Adele fuhr erschrocken hoch.

Seraphin Gaspard lächelte.

»Willkommen in der Villa Rose en Provence.«

Benommen stieg Adele aus und blickte auf ein Landhaus, das puren Luxus ausstrahlte, ohne unpersönlich zu wirken.

»Ich sehe, es gefällt Ihnen hier.« Seraphin Gaspard lächelte, führte sie in das Haus und bot ihr in einem weitläufigen und unordentlich wirkenden Raum voller Bücher Platz an.

»Ich gebe Information, dass Sie hier sind und bringe die Koffer auf ihr Zimmer.«

»Vielen Dank.«

o

Adele betrachtete den Schreibtisch, auf dem ein Laptop stand, daneben lagen Ordner, Unmengen Papier und Notizen klebten kreuz und quer an einer Pinnwand. Wie bei einem …

Sie konnte den Satz nicht zu Ende denken, denn der alte Holzboden, denn sie schon beim Hereinkommen bewundert hatte, knarrte. Sie drehte sich um und hielt für einen Moment den Atem an.

Der hünenhafte, athletische Mann, mit den kantigen Zügen, der edlen Nase und dem dunklen längeren Haar, der nun vor ihr stand, kam ihr bekannt vor. Als sie in seine Augen blickte - wovon eines bernsteinfarben und eines eine unergründliche Farbe hatte und als sein Signets galt - wusste sie, wen sie vor sich hatte.

Es war der Schriftsteller Julien Roux. Er schrieb einen literarischen Bestseller nach dem anderen, wurde hoch gelobt und hatte schon mehrere Auszeichnungen vorzuweisen.

Seine Blicke waren kritisch.

»Ich bin Adele Nouvel«, sagte sie so belanglos wie möglich, obwohl sie plötzlich von einer inneren Unruhe ergriffen war.

»Ich bin Julien Roux, ihr Arbeitgeber."

Adele nickte.

»Seraphin hat Ihnen sicher mitgeteilt, dass ich eine Bewerberin mit Erfahrung erwartete, aber sie haben alle Hindernisse überstanden und ich bin bereit es mit Ihnen zu versuchen.«

»Ich habe Erfahrung und werde mein Bestes geben.«

Er setzte sich hinter den Schreibtisch, schob die Ordner und das Papier zu einem chaotischen Berg und zeigte auf den gepolsterten Fauteuil, auf dem sie Platz nehmen sollte.

»Die lange Reise war sicher anstrengend, aber bevor ich Ihnen ihr Zimmer zeige, möchte ich kurz Ihre Tätigkeit erläutern.«

Adele war fasziniert. Er selbst würde ihr das Zimmer zeigen?

»Das Buch, an dem ich derzeit arbeite, wird unter meinem Pseudonym erscheinen. Für gewöhnlich arbeite ich sehr früh bis Mittag und am Nachmittag noch einmal einige Stunden. Diese Arbeitszeit variiert manchmal, daher werde ich Ihnen immer am Ende des Tages Auskunft geben, was ich am nächsten Tag vorhabe, damit Sie sich alles einteilen können. Einen Tag können Sie frei haben, aber informieren Sie mich rechtzeitig. Manchmal wird es vorkommen, dass Sie den Tag ändern müssen. Sie werden also sehr ausgelastet sein. Wenn Ihnen etwas nicht behagt, sagen Sie es jetzt. Danach möchte ich ohne Unterbrechungen und unnötige Diskussionen arbeiten.«

Exakte Regeln. Das Gehalt war nicht umsonst so hoch.

»Ich habe alles verstanden.«

Er überreichte ihr einen Ordner.

»Morgen schreibe ich sehr früh an einem neuen Kapitel. Ich habe Ihnen einige Notizen gemacht. Lesen Sie das Exposee und die folgenden Kapitel durch, damit Sie wissen um was es sich handelt. Sie müssen sich voll und ganz dem Inhalt hingeben. Ich erwarte ein besonderes sprachliches Feingefühl. Neben meinen Schreibraum, ist ein best ausgestattetes Büro für Sie bereit. Das ist vorerst alles und nun führe ich Sie zu Ihren Räumlichkeiten.«

o

Adele genoss auf der Terrasse die eindrucksvolle Aussicht. Nur Natur, kein weiteres Haus weit und breit. Das Wasser des riesigen Swimmingpools glitzerte in der warmen Morgensonne verführerisch und lud zum Schwimmen ein.

Konnte das alles war sein? Adele, du arbeitest für den berühmten Autor Julien Roux. Bei dem Gedanken erinnerte sie sich daran, dass sie mit der Arbeit beginnen sollte. Plötzlich sah sie aus dem Swimmingpool einen Kopf auftauchen.

»Guten Morgen«, rief Julien. »Ich hoffe, Sie hatten eine gute erste Nacht?«

Er kam aus dem Wasser und auf seinem braun gebrannten Körper funkelten die Wassertropfen.

»Guten Morgen, ja danke.«

»Ich muss weiterarbeiten«, sagte er sichtlich in Eile und betrachtete sie für einen Moment so intensiv, dass Adele glaubte die Blicke würden sie berühren.

»Sie können den Swimmingpool benutzen, wenn Sie wollen«, sagte er und ging davon.

o

Adele hatte auf der Terrasse gefrühstückt und saß nun in ihrem Büro, das tatsächlich alle Bequemlichkeiten besaß. Ein Duft nach Lavendel drang durch das große Fenster und das Kristall-Windspiel davor, verbreitete sanfte Töne. Sie wollte gar nicht daran denken, dass ein Jahr schnell um war, und sie diesen Ort wieder verlassen musste.

Adele las den Titel des Exposees. Witches magic lautete der Arbeitstitel des Romans, welcher zur Zeit der Hexenverfolgung handelte. Dann begann sie das erste Kapitel zu lesen.

Er hatte, wie sie von seinen anderen Romanen schon wusste, eine perfekte Erzählsprache, aber dieser Roman war ein gänzlich anderes Genre. Es war eine Romance. Adele atmete tief ein, als sie weiter las:

– Er umgarnte sie und spürte das prickelnde Verlangen diese Frau zu besitzen. Seine Lippen liebkosten ihren Hals und wanderten an den Rand des Spitzen besetzten Schnürmieders. »Was hast du mit mir gemacht, Hexe?«

»Ich mache gar nichts. Du bist es, der seine lodernden Wünsche hervorkehrt.«

Seine Zunge hinterließ zuckersüße Spuren auf ihrer zarten Haut. – Eindeutig würden in diesem Roman erotische Szenen vorkommen. Adele las nun das ganze Exposee und fand das Pseudonym. Julien Roux der große intellektuelle Literat, steckte hinter dem Pseudonym für erotische Romane?

Als Julien unerwartet in den Raum kam, versuchte Adele ihre brennenden Wangen zu verbergen.

»Haben Sie das Exposee gelesen?«

»Ja, und das erste Kapitel. Sie sind Valerie Heart?«

Er grinste.

»Ja. Und … sind Sie nun entsetzt? Sie kommen doch damit klar, oder? Wäre bedauerlich, wenn Sie jetzt scheitern.«

Adele, versuchte sich zu fassen.

»Weshalb sollte ich nicht klar kommen? Liebes-Szenen sind doch nichts Außerordentliches. Ich war nur etwas überrascht, dass Sie hinter dem Pseudonym stecken.«

Nun verstand sie auch das Dokument und die ganze Geheimniskrämerei.

»Haben Sie schon gegessen?«

Adele verneinte.

»Kommen Sie mit.«

Auf der Terrasse war der Tisch mit allerlei Köstlichkeiten gedeckt. Als Dessert gab es Mille-Feuille mit vielen Beeren und Sahne.

Weshalb fühlte sie sich von Julien beobachtet, als sie die Gabel mit einer Beere zum Mund führte?

Auch wenn es das normalste der Welt war, was in Valerie Hearts a.k.a. Julien Rouxs Buch vorkam, schweiften ihre Gedanken immer ab. War er ebenso leidenschaftlich, wie die Alphahelden in seiner Romance? Was würde sie fühlen, wenn er sie berührte? Adele, bist du nun übergeschnappt, schrie sie sich in Gedanken an. Prompt begannen ihre Wangen erneut zu glühen.

»Was denken Sie gerade? Ihre Wangen haben nun die gleiche Farbe wie die Beeren.«

Juliens Augen funkelten. Die undefinierbare Farbe des einen Auges veränderte sich. Kleine goldene Punkte blitzten nun immer wieder auf und er wirkte noch ungewöhnlicher, als er schon war.

»Sie scheinen doch irritiert vom Inhalt des Kapitels zu sein?«

Es hatte wohl keinen Sinn zu leugnen.

»Ich habe ganz und gar nicht mit diesem Genre gerechnet und ich bin kein Eisblock. Außerdem, wenn ihr Geschriebenes nicht auf den Leser wirken würde, wäre das sehr verhängnisvoll.«

Er lachte wieder, tauchte eine Beere in die Sahne und es sah aus, als ob er sie essen wollte, doch dann näherte er sich mit der Frucht ihrem Mund.

»Guten Appetit. Ich muss los, Adele. Nenn mich Julien und vergiss bei aller Sinnenfreude nicht auf mein Manuskript. Der Termin zur Abgabe ist bald.«

o

Zwei Monate, gefüllt mit Arbeit, waren vergangen und Adele genoss die Zusammenarbeit mit Julien, die sich wundervoller gestaltete, als sie gedacht hatte. Julien fuhr einmal in der Woche weg und so nutzte sie auch ihre freien Tage kaum. Sie fragte sich wohin er fuhr. Gab es eine Frau, die er liebte? Natürlich gab es eine, wie sollte es anders sein. Sie merkte, dass sie dieser Umstand betrübte. Verdammt Adele, das ist Julien Roux. Weshalb sollte er sich für sie interessieren? Sie war schlank und zählte zu den großen Frauen, ihr langes helles Haar, das sie seit zwei Monaten hochgebunden hatte, waren schon immer bewundert worden, genau wie ihre leuchtenden Augen und die vollen Lippen. Wie du weißt Adele, ist Aussehen nicht das Wichtigste, rügte sie sich. Man muss Charme haben, eigenständig, warmherzig, intelligent und sexy sein. Sie erfüllte doch alles, oder nicht? Sexy sahen ihre Frisur, ihr ausgeleiertes T-Shirt und die weite Hose absolut nicht aus, fand sie. Plötzlich wurde sie von einer Unruhe erfasst. Julien war heute wieder weggefahren und würde bald zurück sein. Er aß nach seiner Rückkehr meist mit ihr zu Abend. Ja … heute sollte etwas anders sein.

Adele duschte ausgiebig und zog danach ihr weißes kurzes Kleid an, das ihre langen Beine zur Geltung brachte und bürstete ihr Haar bis es seidig glänzend über ihre Taille fiel. Der Duft des Parfüms, von dem sie einige Tropfen auf die Haut gab, beduftete auch den Raum. Sie blickte in den Spiegel. Was tust du da nur, Adele? Nichts, gar nichts. Ihre Zwiesprache brachte auch nichts. Sie konnte sich nicht mehr selbst täuschen. Dass sie sich in ihn verlieben würde, war nicht vorgesehen gewesen und dementsprechend unpassend. Julien zeigte keine Ambitionen sie als Frau zu sehen. Sie sollte sich schleunigst wieder umziehen, bevor er sie so sah. Doch es war zu spät. Julien stand bereits im Raum.