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Swami Desastah
So wirst Du ein guter Probefahrttourist
Basics - Strategien - Perspektiven
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum und Pflichtangaben
Disclaimer für Mieses und jenes…
Vorspann: Du willst ein Probefahrttourist werden?
Intro: Probefahrttourismus – ein sinnstiftendes Hobby?
Einführung: was ist und macht ein Probefahrttourist?
Probefahrttourismus: wie steigst Du ein?
Unerlässlich: der Wortschatz eines jeden Probefahrttouristen
Probefahrt-Knigge: was Du beachten musst, damit Du nicht in ganz schlechter Erinnerung bleibst…
Basistechniken: wie erschleichst Du Dir effektiv eine Probefahrt?
Preiskategorien: geforderte Skills und Taktiken
Marken, Klischees, Auftreten und Accessoires
Vor und während der Probefahrt
Nach der Probefahrt: die Ausreden
Probefahrttourismus: Kategorien und Aufstiegsmöglichkeiten
So kriegst Du das Spritgeld rein
Anhang 1: Nerdsprech – die Vertiefung des Wortschatzes
Anhang 2: so schreibst Du einen gelungenen Testbericht
Probefahrttouristen-Quiz
Fehlerteufelchen: wenn der Swami Grütze sülzt!
Das Wort zur Abdankung (von diesem Buch)
Impressum neobooks
Impressum und Pflichtangaben
So wirst Du ein guter Probefahrttourist
Basics – Strategien – Perspektiven
Swami Desastah
Impressum und Pflichtangaben
Titel: So wirst Du ein guter Probefahrttourist
Untertitel: Basics – Strategien – Perspektiven
Texte: © Swami Desastah
Umschlaggestaltung: © Swami Desastah
Verwendetes Stockphoto: Bigstockphoto.com, Copyright © alexandr_1958
Swami Desastah ist ein Pseudonym. Sozusagen der Name auf der Verpackung. Dieses E-Book ist im Eigenverlag erschienen, siehe unten.
Dieses E-Book ist eine Satire. Mit diesem Werk werden keine lebenden Personen in ihren Persönlichkeitsrechten angegriffen oder verletzt. Satire ist eine Ausdrucksform der Kunst, in der durch Überzeichnen und Persiflieren einer Persönlichkeit, eines Merkmales oder einer Sache Dinge auf eine humorvolle Art und ironisch oder sarkastisch dargestellt werden. Die Freiheit zur Satire ist durch Artikel 5 des GG gedeckt.
Verlag:
Andreas Ulmicher
In der Ährecke 28
36396 Steinau OT Ulmbach
Andreas.Ulmicher@gmx.net
Homepage: https://www.erleuchtung-nein-danke.de
Veröffentlicht als E-Book über:
www.neobooks.com
Neopubli GmbH
Köpenicker Str. 154a
10997 Berlin
Disclaimer für Mieses und jenes…
Tach…eles!
Du hast das Standardwerk zum Thema Probefahrttourismus vor Dir. Kein Wunder: es ist ja auch das einzige. Aber: Du solltest daher nichts erwarten, was mit Kung Fu, Esoterik, Yoga, der Gründung einer Stiftung, finanzieller Freiheit, Romantik, Taschentüchern, vegetarischen Rezepten aus Fernost, Digitalisierung von Einzelunternehmen, der Südtiroler Tourismusbranche, Kalorientabellen oder dem Malen von Acrylbildern zu tun hat. Dafür gibt es andere Bücher. Und E-Books auch. Es gibt auch noch andere Themen, die ich hier nicht aufgezählt habe. Dafür gibt es noch andere Bücher. Das solltest Du bei der Wahl dieses E-Books (und später hoffentlich eines Printbuchs) unbedingt beachten.
Die Inhalte dieses Werks sind politisch in etwa so korrekt wie alte, weiße Männer. Da das bei diesem Machwerk sowieso keinen Zweck hat, enthält es auch keinerlei Gendersternchen. Zu 95% sind es von vornherein Kerle, die ständig Autos fahren wollen, für die ihr Konto nicht prall genug gefüllt ist. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Die paar Frauen, auf die dies auch zutrifft, schließe ich natürlich und selbstverständlich in meine Ansprache mit ein. Damit es sich aber nicht ganz so scheiße liest, nutze ich bei der Ansprache Unisex. Also im Prinzip wie bei der Auswahl meiner Klamotten.
Denn wie gesagt: hauptsächlich Männer sind bekloppt genug, Autos außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten fahren zu wollen. Hier Frauen gleichberechtigen zu wollen, wäre eine Herabwürdigung des weiblichen Geschlechts. Und das meine ich verdammt ernst! Oh, Shit…das mit dem ernst meinen hat mir Gott eben nicht in die Wiege gelegt…
Jeder fängt mal klein an: nicht nur ein Probefahrttourist, sondern auch ein Autor eines Buchs zum Thema. Deswegen ist dies hier bis jetzt nur ein E-Book. Ich hoffe, das mit meiner schrägen Schreibe einigermaßen herausreißen zu können. Damit Du eines Tages ein schönes Printbuch mit schönen Bildern, Car-Toons und sonstigen graphischen Illustrationen in Deinen Händen halten kannst, musst Du das hier nur oft genug kaufen. Oder andere müssen es kaufen. Wer sagt denn, dass Du alleine bleiben musst? Also: sag’s weiter. Am besten auf Deiner Social-Media-Seite. Vorausgesetzt, Du hast als Probefahrttourist wenigstens da Freunde. Vielleicht bist Du auch noch keiner und hast noch richtige Freunde.
Da aber ziemlich viele Kerle abends im Wohnzimmer oder vor dem PC „Ich will auch mal, verdammt!“ (siehe unten…) brüllen, bin ich guter Hoffnung. Ihr wisst ja: Lesen bildet. Also: Hände weg von diesem Buch. Oder…ach nee, Eigentor geschossen. Lest dieses Buch. Auch ohne Bildungsauftrag.
Es gibt immerhin gute Gründe, so werden zu wollen wie Matthias Malmedie. Oder Jeremy Clarkson. Die Figur-Nachteile des Letzteren werden dadurch wieder wettgemacht, dass er sie wirklich alle Probe fahren darf!
Es gibt auch einige weitere Dinge, die in diesem Machwerk nicht so ganz politisch korrekt sind, aber einem Probefahrttouristen nun mal am Herzen liegen: Hubraum beispielsweise. Fahrspaß oder Motorsound. Und ja, ich weiß dass diese Dinge völlig sinnlos sind. Aber das ist Regierungspolitik auch und die setzt sich trotzdem (fast) immer durch.
Und irgendjemand in diesem Land muss ja schließlich eine Lanze für die armen Probefahrttouristen brechen!
Und bitte nicht wundern: ich hab’s manchmal nicht so mit Fremdwörtern. Zu diesem Zweck hat mein CEO am Ende des Buchs ein Kapitel mit der Überschrift Fehlerteufelchen hinterlegt. Vielleicht wird Dir wenigstens da geholfen, wenn schon nicht im Rest vom Buch!
Gewidmet ist dieses Werk…
Nicht nur Matthias Malmedie. Obwohl der mich auf die Idee gebracht hat. Siehe unter Marken, Klischees und dort unter Lamborghini. Darüber hinaus widme ich dieses Meisterwerk zeitgenössischer fixer Ideen allen Probefahrttouristen, Autojournalisten, Verkaufsleitern, die unter letztgenannten leiden müssen, Jeremy Clarkson, James May, Richard Hammond (das nächste Mal fährst Du aber vorsichtig, ja?!), aber auch Otto Normalverbraucher, Superverbraucher, Super-Plus-Verbraucher, den Schnellen und den Furiosen, den Kurvenräubern, den Querlenkern, den Übersteuerern, den Tachovideos-Erstellern sowie allen, die noch so am Start (d.h. im Autohaus) sind…
…und Mutti.
Meine Frau nehme ich mal aus. Sie war einverstanden damit. Sie findet Probefahrten bescheuert. Ich kann es ihr nicht mal übelnehmen. Würde mir wahrscheinlich genauso gehen, wenn ich vernünftig wäre…
Vorspann: Du willst ein Probefahrttourist werden?
Du kennst sie alle. Und jedes Wochenende schaltest Du wieder ein. Bei YouTube, auf Männer-TV, bei Nitroglycerin und Sport aus der letzten Reihe (Couch). Hauptsache dass…
Wenn sich Matthias Malmedie, Deutschlands bekanntester Probefahrttourist, bei GRIP die Ehre und darüber hinaus alle Mühe gibt, Top Gear mit den drei britischen Chaoten nachzueifern, leuchten Männeraugen (meist…es soll auch einige Frauen geben, die durchaus Verständnis für solche Spinner haben), steigt der Benzindruck im arteriellen Kreislauf, greift das Patschehändchen zum imaginären Schaltknauf. Virtuelles Schalten wird so Dopamin-fördernd wie Luftgitarre zu spielen und es bleibt ein Satz in der stehenden Wohnzimmerluft hängen:
„Ich will auch mal, verdammt!!!“
Welche Männerversteherin (s.o.) nickt hier nicht beipflichtend mit dem Kopf?
Nun ist das so eine Sache: denn Matthias Malmedie und Jeremy Clarkson sind angesehene Autojournalisten und damit quasi die „Endstufe“ des erstrebenswertesten Ideals gleich hinter Gigolo und Alleinerbe. Aber um das Wollen zum Machen werden zu lassen, braucht es ein Fundament. Und dieses Fundament ist nun mal der gemeine Probefahrttourist. Wie in so vielen Branchen, fängt man als Probefahrttourist eher klein an.
Aber: auch dieses „klein anfangen“ ist gerade in diesem zeitlosen Metier durchaus mit Spaß verbunden. Sicher wirst Du als Anfänger nicht gleich zum Ferrari SF90 Stradale vorgelassen. Aber so ein Hyundai i30 N oder ein Ford Fiesta ST können auch schon eine Gaudi sein – vorausgesetzt natürlich, Du hast das Fach „Fahrdynamik“ in Deinem bisherigen Leben nicht vollständig verpennt.
Und das schriftliche Rüstzeug für diese Basis, diesen Anfang, liefert Dir dieses Standardwerk zum Thema Probefahrttourismus. Auf den folgenden Seiten erfährst Du als geneigter Einsteiger in dieses Hobby, das irgendwann zum Beruf werden kann, alles, was man wissen muss: Welche Fachbegriffe solltest Du kennen? Mit welchen geeigneten Techniken kannst Du Dir eine Probefahrt erschleichen? Wie kannst Du die klassischen Markenklischees für Dich nutzen? Wie verfeinerst Du Deine Sozialkompetenzen beim Verkaufsleiter? Für Umgang mit Menschen gibt es einen Knigge: wie sieht es für den Umgang mit dem Probefahrtmaterial aus? Welche Skills sind in welcher Preiskategorie gefragt? Wie kannst Du das Hobby ausbauen?
Mit diesem unentbehrlichen Ratgeber für jeden Einsteiger in Sachen Probefahrttourismus werden alle Klarheiten beseitigt und es bleibt kein einziges Auge trocken. Versprochen!
Dein Swami Desastah!
Intro: Probefahrttourismus – ein sinnstiftendes Hobby?
Gerade wenn Du Einsteiger bist beziehungsweise überhaupt erst mit dem Gedanken spielst, Probefahrttourist zu werden, brauchst Du durchzugsstarke sowie drehfreudige Argumente.
Klaro, die findest Du natürlich im Autohaus Deines Vertrauens. Ob Dir die Mitarbeiter im Autohaus allerdings auch vertrauen, steht auf einem eigenen Blatt. Deswegen liefere ich Dir hier noch einige weitere…
Erstens: Körperertüchtigung und Fitness
Probefahrttourismus ist ein wundervolles, aktives Hobby. Auf der einen Seite verlangt es Dir sportlich gesehen nicht allzu viel ab – es sei denn, Du zwängst Dich mit stabilen 240 Pfund Lebendgewicht in einen Lotus Exige mit Schalensitzen – aber auf der anderen Seite kommst Du an die frische Luft. Zumindest im Cabrio. Ab Tempo 200 ist sogar ein Sauerstoffrausch drin. Aber nur bei geöffneten Seitenscheiben, ohne Windschott und mit ausreichend Festiger im Haar, falls vorhanden. Das Haar, nicht der Festiger…
Zweitens: Soziale Skills
Ein weiteres, wundervolles Argument für Probefahrttourismus: es ist ein soziales Hobby. Als Mann kannst Du Flirttaktiken mit der Dame an der Anmeldung ausprobieren, die Dich zum Ziel führen: nein, nicht zur privaten Telefonnummer der Dame an der Anmeldung, sondern in das Büro des Verkäufers. Als Frau flirtest Du mit dem Verkaufsleiter direkt. Als Mann bei einer weiblichen Verkaufsleiterin solltest Du überhaupt nicht flirten. Wenn Du nicht flirtest, hält sie Dich für seriös und gibt Dir bereitwillig die Schlüssel heraus. Diese Vorgehensweise verlangt Männern viel ab und ist ein hervorragendes Training für soziales Gegeneinander.
Der Weg von der Anmeldung zum Verkaufsleiter sollte übrigens die einzige Gerade während eines Probefahrtunternehmens darstellen: um Dich von der Fahrdynamik Deines Probefahrzeugs zu überzeugen, wähle eine kurvenreiche Straße.
Drittens: Ein vielseitiges und Horizont erweiterndes Hobby
Probefahrttourismus ist abwechslungsreich und vielseitig: es gibt unglaublich viele Automarken und noch viel mehr Autohäuser. Plus, Du solltest regelmäßig wechseln – immer nach einer Probefahrt – damit die bereits von Dir heimgesuchten Autohäuser Gelegenheit haben, Dich wieder zu vergessen.
Probefahrttourismus ist darüber hinaus eine wunderbare Persönlichkeitsschule: Du musst anpassungsfähig und flexibel sein. Man nennt das heute „soziale Skills“. Bei Bentley musst Du anders auftreten als bei Porsche und noch einmal völlig anders als bei Dacia.
Viertens: Selbstvertrauen und Persönlichkeitsentwicklung
Du kannst auch Dein Selbstvertrauen mit Probefahrttourismus aufbauen. Wenn Dir Dein Banker gerade mal einen Kredit für ein Auto der Kategorie „Was is‘ letzte Preis?“ gewähren würde, kannst Du Dich Schritt für Schritt zum Star-Probefahrttouristen hoch arbeiten: einer, der mit nix auf der Naht aber souverän-selbstsicherem Auftreten die AMG-Abteilung bei Mercedes, die M-GmbH bei BMW und natürlich auch Jaguar, Aston, Bentley und die Haute Konfitüre der Autoindustrie (oder wie dieses senegalesische Wort heißt?!) unsicher macht. Du kannst Schritt für Schritt vorgehen und Dich langsam hoch arbeiten.
Das hat zudem einen weiteren Reiz: Du fängst bescheiden mit vier Zylindern an und kannst Dich in Zukunft auf immer mehr Zylinder freuen! Nicht auf dem Kopf – unter der Haube. Was Zylinder unter der Motorhaube bedeuten, darauf komme ich zurück.
Fünftens: Gesundheit und ganzheitlicher Lebensstil
Vor allen Dingen Deine Augen profitieren. Abgesehen davon, dass Du immer neue Fahrzeuge von innen siehst: Du kommst vom Bildschirm weg und trainierst nebenbei die Augen! Du weißt: ständige Bildschirmarbeit macht kurzsichtig. Die Fernakkumulation oder wie dieser Optiker-Fachausdruck heißt bekommst Du nur gebacken, wenn Du regelmäßig mit vollkommen entspannten Augen aus der Windschutzscheibe eines Deiner zahlreichen Traumautos auf die Straße blickst, um Rehlein oder sonstige Wildwechsel zu orten. Du willst ja schließlich auch mindestens einmal die Bremsen des Fahrzeugs, das Du Dir sowieso nicht leisten kannst, testen!
Sechstens: Vielseitigkeit und Ausbau künstlerischer Fähigkeiten
Natürlich ist es auch ein schönes Argument, dass Du immer etwas zum Erzählen hast. Du kannst auch Rezensionen zu Autohäusern schreiben! Du weißt schon: Bereitwilligkeit, den Schlüssel rauszugeben, angebotene Getränke, Look der Damen an der Anmeldung, Offenheit der Ausstellfahrzeuge für den Einstieg. Damit ist natürlich Dein Einstieg auf der Fahrerseite gemeint. Wenn Du diese Erfahrungen dann bei einem Textbroker postest, kannst Du Dir sogar ein bisschen Spritgeld dazu verdienen!
Siebtens: Karriere / Zukunftsaussichten
Wenn Du den reinen Hobby-Status überwinden willst: Probefahrttourismus kann Dir den Einstieg zum Autojournalisten bieten! Das bedeutet: die Autohändler geben Dir die Dinger ganz freiwillig und sogar noch mit einem freundlichen Lächeln!
Und jetzt das wichtigste Argument: Probefahrttourismus ist Tourismus mit Zukunft! Er bietet viel, kostet wenig, und man muss nicht fliegen…!
Alles in Allem sind das wundervolle Argumente zum Einstieg in diese zeitlose Branche. Zwar ist sie für Autoverkäufer auch genauso nervig wie sie zeitlos ist, aber wen stört das schon? Also, mich nicht! Und Dich sollte es auch nicht stören…
Einführung: was ist und macht ein Probefahrttourist?
An ein paar grundlegenden Definitionen und einer Einführung in die Branche kommst Du nicht vorbei. Außerdem möchte ich in diesem Kapitel mit Mythen aufräumen, damit die Enttäuschung für Dich nicht größer ist als für meine Frau, wenn wir beide das Dings mit den drei Buchstaben (Einkaufen und Kochen) hinter uns haben.
Was ist ein Probefahrttourist?
Ein Probefahrttourist ist jemand, der Autos Probe fährt, aber nicht kauft. Das nicht kaufen ist dabei essentiell. Denn schließlich willst Du Dich für Dein Hobby (Autos) nicht verschulden.
Um seinem Hobby nach zu gehen, wählt der Probefahrttourist dabei verschiedene Autohäuser. Eine Stammkundschaft in einem Autohaus vermeidet der Probefahrttourist streng. Es ist wichtig, sich nicht zu sehr an ein Haus, aber auch nur an eine Marke zu binden. Du musst flexibel sein.
Der Probefahrttourist muss dabei einen offenen, weiten Geist haben: er darf nicht „gegen“ bestimmte Automarken sein. Du solltest Dir unbedingt jeglichen Markendünkel verkneifen. So gibt es z.B. Audi-Fahrer, die nie, niemals einen BMW geschenkt nehmen würden. Ich würde hingegen jeden Neuwagen geschenkt nehmen. Ich leiste gegen keine Automarke inneren Widerstand. Und: verkaufen geht sowieso immer. Also: wenn Du zufällig einen Neuwagen hast – egal welche Marke – und nicht weißt, an wen Du ihn verschenken sollst: hier bin ich! Ich habe noch nicht einmal etwas gegen einen neuen Bentley einzuwenden!
Zudem vergrößert sich die Auswahl der leicht erreichbaren Autohäuser in Deiner Umgebung enorm, wenn Dein Geist weit, frei und ungetrübt von irgendwelchem Markendünkel ist.
Ein Probefahrttourist fährt einfach gern. Dabei darf er durchaus bestimmte Präferenzen haben: z.B. Cabrios. Oder mindestens 250 PS. Oder Hubraum. Oder Crossovers. Oder sportive Kleinwagen. Oder Unimog, falls Du noch auf der Suche nach der letzten Tasse in Deinem Schrank sein solltest.
Was qualifiziert Dich zum Probefahrttouristen?
Das Wunderbare an diesem Hobby ist: Du brauchst keinerlei Qualifikation dafür. Nur Interesse an Autos und einen gültigen Führerschein. Es gibt fast keine Altersbeschränkung dafür. Ich empfehle allerdings, mindestens 25 Jahre alt zu sein. Außer, Du bist Influenza oder einer von diesen komischen Typen mit dem Sprechgesang und dem schlechten Deutsch. Dann kannst Du auch schon jünger.
Womit wir auch schon beim Knetmassenfaktor wären: es hat Vorteile, wenn Du als Probefahrttourist Kohle hast. Aber nicht nur. Wenn Du Geschäftsfrau/-mann bist oder sonst wie zu Asche gekommen und die Autohändler Dich ein bisschen kennen, geben Sie Dir das Auto vielleicht sogar gerne. Der Nachteil: es könnte sein, dass Dir das Probe gefahrene Auto gefällt und Du kaufst es spontan. Das bringt Dir mit der Zeit einen Fuhrpark. Irgendwann hast Du so viele Autos, dass Dir alle Argumente, Dich weiter diesem Hobby zu widmen, ausgehen. Du willst ja schließlich auch ab und zu von Zuhause wegkommen, oder?
Du musst aber nicht reich sein, um Probefahrttourist zu werden. Du musst es eigentlich nur gekonnt vortäuschen können. Das ist alles. Du kannst auch, wenn Du arm bist, unter drei Bedingungen Probefahrttourist werden:
Für 10 Euro nachtanken muss drin sein (BMW M: 15€, Porsche: 20€, Bentley aufwärts: 25€)
Du musst mit Deiner Kleidung wenigstens ein bisschen Wohlstand vortäuschen
Parke Dein eigenes Fahrzeug ausreichend weit weg vom Autohaus, nicht dass noch ein besonders gewiefter Autoverkäufer den Verdacht einer Verbindung zwischen Dir und der Rostlaube da draußen hegt
Du solltest Dir einen Basiswortschatz zulegen: von Untersteuern über Drehmoment bis DTC. Und zu wissen, was ein Abgasturbolader macht, ist auch nicht verkehrt.
Ansonsten ist eine solide Basis in Sozialkompetenz, sicherem Auftreten und Umgang mit Menschen gefordert: das erlernst Du, indem Du bei preiswerten Automarken beginnst und Dich Schritt für Schritt auf Nobelhobelniveau hoch arbeitest.
Gibt es eine Zunft, einen Verband oder eine Vereinigung für Probefahrttouristen? Wie flexibel musst Du sein?
Nein, Du musst Dich nirgendwo anmelden, um Probefahrttourist zu werden. Du brauchst auch keine Registrierung bei einem Berufsverband oder einem Amt. Du musst auch kein Gewerbe anmelden. Es sei denn, Du verlässt den Hobbystatus und wirst „Autojournalist“. Das ist sozusagen die Ausbaustufe eines Probefahrttouristen. Dazu später.
Du bist übrigens auch zeitlich völlig ungebunden. Du musst nur Deine Arbeitszeiten auf die Öffnungszeiten der Autohäuser abstimmen.
So mache ich das immer: ich arbeite 40 Minuten die Woche und das völlig flexibel. In der Saison bin ich wöchentlich ca. 15-20 Stunden als Probefahrttourist unterwegs, vorzugsweise in der Übergangszeit. Im Sommer habe ich mehr am Badesee zu tun und in den Wintermonaten sind die Fahrzeuge wegen der Reifen auf maximal 210 km/h begrenzt, was das ganze Unterfangen irgendwie uninteressant macht. Abgesehen davon, dass das Sportcabrio auch nicht für eine Stunde der ideale fahrbare Untersatz für einen Februarabend mit lauschigen -10°C ist. Und überhaupt: die Grippewellen und so.
Du hast als Probefahrttourist im Rahmen Deiner sonstigen Tätigkeiten immer völlig freie Zeiteinteilung. Du solltest nur allgemein nicht so viel arbeiten müssen. Aber wer ist schon so blöd? Wenn Du das machen würdest, müsstest Du die Autos ja alle kaufen!
Welche Zukunftschancen hast Du als Probefahrttourist? Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?
Es kann sein, dass die Hubräume immer mickriger werden und dass Du irgendwann zu einem übergewichtigen Teil Elektroautos Probe fahren wirst. Das musst Du bereit sein, in Kauf zu nehmen. Aber abgesehen davon gilt die Branche als zukunftssicher. Du darfst nur den Fehler nicht machen, beim nächsten Wahlzettel „grün“ anzukreuzen. Damit schaufelst Du Dir Dein eigenes Grab. Fahr mit Verbrennungsmotoren überwiegend durch den Wald, dann reißt es die Photosynthese größtenteils wieder raus. Alternativ pflanzt Du für jedes Probe gefahrene Auto einen Baum. Aber nicht in Deinem Garten, denn sonst hast Du bald einen undurchdringlichen Wald auf Deinem Grundstück. Und sonnen kannst Du Dich dann auch nicht. Sehen kannst Du auch nichts mehr. Du weißt schon: die Fernakkumulation…
Musst Du Dir besondere Accessoires zulegen, die Dich als Probefahrttourist outen?
Nein, musst Du nicht. Im Gegenteil. Wenn Du dich möglichst unauffällig präsentierst und gibst, hast Du mehr davon. Auf geeignete Kleidung komme ich dann im Kapitel „Marken, Klischees, Auftreten und Accessoires“ zu sprechen.
Wie sieht Dein sozialer Status als Probefahrttourist aus?
Das ist eines der eher dunklen Kapitel und ein Nachteil, den Du in Kauf nehmen musst: als Probefahrttourist hast Du weder Freunde, noch machst Du Dir welche. Du wirst mit Deinem Hobby auf sehr viel Unverständnis stoßen. Dafür brauchst Du eine dicke Haut. Es ist so ähnlich wie mit einem Regierungsbeauftragten. Die Dinge stehen immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Auch als Regierungsbeauftragter hast Du keine Freunde. Du musst alles an Selbstachtung aufgeben. Deinem Leben geht jegliche Sinnhaftigkeit ab. Niemand mag Dich. Zum Ausgleich streichst Du ohne nennenswerte Eigenleistung die dicke Kohle ein und die Rente ist auch sicher. Nicht die von den Anderen, Deine!
Auch als Probefahrttourist bist Du überflüssig und für manche Menschen schlicht eine Nervensäge. Dafür fährst Du die korrektesten Karren. Und, ganz ehrlich: für eine Stunde mit dem 992 Turbo S kannst Du doch auf so lächerliche Kleinigkeiten wie Freunde oder ein anständiges, vernünftiges Leben verzichten, oder? Auf politische Korrektheit sowieso…
Wenn Du hingegen tatsächlich auf Freunde scharf bist oder irgendjemanden mit Deinem Hobby beindrucken willst, musst Du entweder irgendwelche Öko-Hasenkisten Probe fahren und lautstark darauf aufmerksam machen, dass das die Zukunft ist. Das kannst Du nicht wirklich wollen. Oder Du musst aus Deinem Hobby Deinen Beruf machen und Autojournalist werden. Dann handelst Du Dir mit etwas Glück neue Freunde ein, die auch Autojournalisten sind. Ein Autojournalist ist besser als gar niemand, der Dich versteht…
Fazit: es gibt Hobbys, die sollte man wirklich, wirklich für sich behalten. Ob das nun im Darknet Surfen ist, Fußfetisch oder synthetische Drogen mit dem Chemiebaukasten des Juniors zusammen mixen. Probefahrttourismus liegt da eher noch etwas drüber, aber nicht allzu viel.
Aber das macht nix. Denke einfach nur an die Karren, dann bist Du gleich gechillter.