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Copyright (2014) © by Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei der Autorin
Copyright der Abbildungen soweit nicht gemeinfrei bei den angegebenen Quellen!
ISBN 9783957446541
Inhalt
Cover
Titelseite
Impressum
Vorwort
Achard, Franz Carl
Alder, Kurt
Arco, Georg Wilhelm Alexander Hans Graf von
Baron, Gerhart
Bednorz, Robert
Bergius, Friedrich
Bernard, Anna
Bienek, Horst
Bischoff, Friedrich
Blobel, Günter
Bloch, Konrad Emil
Böhme, Jakob
Bonhoeffer, Dietrich
Born, Max
Borsig, Johann Friedrich August
Borsig, Albert August Julius
Borsig, Arnold August Paul
Chrzaszcz, Johannes
Dehmelt, Hans Georg
Dolezich, Norbert Ernst
Dzierzon, Dr. Johannes / Jan Dzierżoń
Ehrlich, Paul
Eichendorff, Joseph Karl Benedikt Freiherr von
Elsner, Joseph Anton Franz
Fallersleben, August Heinrich Hoffmann von
Freytag, Gustav
Godulla, Karl
Göppert, Johann Heinrich Robert
Göppert-Mayer, Maria
Gosen, Philipp Theodor von
Grundmann, Friedrich Wilhelm
Gryphius, Andreas
Grzimek, Bernhard
Haber, Fritz
Habraschka, Paul
Hauptmann, Carl Ferdinand Max
Hauptmann, Gerhart Johann Robert
St. Hedwig, Patrona Silesiae
Heym, Georg Theodor Franz Artur
Hoffmann, Ruth
Holtei, Karl von
Kalide, Erdmann Theodor
Koziol, Hermann
Kramsta, Georg Gottlob
Kramsta, Marie von
Kraus, Paul
Krister, Carl Franz
Kruse, Käthe
Kukofka, Gerhard
Langhans, Carl Ferdinand
Langhans, Carl Gotthard
Lassalle, Ferdinand
Laube, Heinrich Rudolf Constanz
Lipp, Peter
Lommel, Ludwig Manfred
Luchs, Hermann
Malura, Oswald
Menzel, Adolph Friedrich Erdmann von
Mikulicz-Radecki, Johannes(Jan)
Moltke, Helmuth James Graf von
Müller, Otto
Neisser, Albert
Opitz, Martin von Boberfeld
Pausewang, Joseph Andreas
Piontek, Heinz
Pückler-Muskau, Hermann Fürst von
Reden, Friederike Gräfin von
Reden, Friedrich Wilhelm Graf von
Reißner, Friedrich
Reitsch, Hanna
Richthofen, Manfred Albrecht Freiherr von
Richthofen, Lothar-Siegfried Freiherr von
Roemer, Ferdinand
Schaffgotsch, Johanna Gräfin von
Scheffler, Johannes
Schlegelmilch, Erhard
Schmidt, Kurt
Schnitzer, Eduard
Schwarzbach, Martin
Selten, Reinhard
Stehr, Hermann
Stein, Edith
Stern, Otto
Storm, Ruth
Tau, Max
Tiele-Winckler, Eva von
Tielsch, Carl Robert
Vocke, Alfred
Volland, Walter
Websky, Wolfgang von
Willmann, Michael Leopold Lukas
Winckler, Franz von
Zimmermann, Bodo
Zwirner, Ernst Friedrich
Bunzlauer Töpferei
Schlesisches Kristall – Josephinenhütte
Stonsdorfer
Moritz Thienelts „Echte Kroatzbeere
Tillowitzer Porzellanfabrik
Literaturverzeichnis
Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.
(Erich Kästner)
Für eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, Nachschlagewerken und Personenlexika, umfangreichen Reportagen und Feuilletons, Berichten und Artikeln über Schlesien und die Schlesier soll dieses Werk ein neuer Beitrag sein und allen Interessierten, die heute über die deutsch-polnische Grenze ein Auge werfen, das schöpferische Schlesien ein wenig näher bringen. Es vermittelt einen Einblick in das langjährige Wirken der Schlesier und macht auch ein wenig vergessene schlesische Persönlichkeiten lebendig, auch Persönlichkeiten unter ganz normalen Leuten.
Aus Schlesien stammen viele bedeutende Leute, die ihr Land berühmt gemacht haben und deren Wirken auf der ganzen Welt Anerkennung fand. Es waren Dichter, Schriftsteller, Wissenschaftler, Bildhauer, Maler, Baumeister und… Dabei denkt man zuerst an den bekanntesten schlesischen Dichter Joseph von Eichendorff, an Gerhart Hauptmann, den Nobelpreisträger für Literatur, oder an den Architekten Carl Gotthard Langhans, der großartige Bauwerke schuf und Erbauer des Brandenburger Tores in Berlin war. Es waren Industrielle und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, wie Dietrich Bonhoeffer und Helmuth James Graf von Moltke. Unter ihnen waren auch Schlesierinnen, wie St. Hedwig, Edith von Stein und Marie von Kramsta, denen für ihr tatkräftiges Wirken Dank gebührt. Und die Puppenmacherin Käthe Kruse? Ihre Puppen haben den Namen Schlesien in die weite Welt gebracht.
Darunter waren auch Schlesier, die von Geburt keine Schlesier waren, aber für Schlesien wirkten und zu Schlesiern wurden, wie der größte Barockmaler Schlesiens Michael Willmann oder der Berghauptmann und Industrielle Friedrich Wilhelm Graf von Reden, der maßgeblich zur Entwicklung der Bergbauindustrie in Oberschlesien beitrug. Und unter ihnen waren auch Schlesier, die ihre Heimat verlassen mussten, aber Schlesien die Treue gehalten haben.
Schlesien ist die Heimat von 12 Nobelpreisträgern.
Die großen und die weniger berühmt gewordenen Persönlichkeiten Schlesiens gehören zu den bemerkenswerten schlesischen Menschen, die zu Kultur und Geschichte beigetragen haben und deren Lebensabrisse in dieser Ausgabe kurz betrachtet werden.
Es waren nicht nur schlesische Männer und Frauen, die Schlesien auf der ganzen Welt berühmt gemacht haben. Nein, es war z. B. auch die Tillowitzer Porzellanfabrik. Erinnern sollten wir uns auch an den „Stonsdorfer" aus Stonsdorf/Staniszów und die „Kroatzbeere" aus Schlegel/Słupiec. Die ausgewählten Porträts und Lebensschicksale werden von aktuellen Fakten und Bildern begleitet. Sie repräsentieren den unermesslichen Reichtum der schlesischen Kultur.
In der Galerie der „Großen Breslauer" im Breslauer Rathaus sind aus schlesischem Marmor angefertigte Büsten berühmter deutscher Schlesier aufgestellt: die Büste der hl. Hedwig von Schlesien und ihres Gemahls Heinrich I., des Dichters und Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann, des Kunstmalers Adolph von Menzel, des Philosophen und Gründers der deutschen Arbeiterpartei Ferdinand Lassalle, der Philosophin und Diakonissin Edith Stein, des Schriftstellers Karl von Holtei, des Physikers und Nobelpreisträgers Max Born, des Architekten Carl Gotthard Langhans, des Erbauers der ersten deutschen Dampflokomotive August Borsig, des Chirurgen Johannes Mikulicz-Radecki, des Dermatologen Albert Neisser, des Chemikers und Nobelpreisträgers Fritz Haber und des Bildhauers Theodor von Gosen.
Mein tiefer Dank gilt allen, die mein Vorhaben unterstützt, korrigiert, angeregt und ergänzt haben. Mein besonderer Dank geht an Dipl. Slaw. Regine Büchner, die eine ideale Anspruchsperson war, unnachgiebig und anspruchsvoll, freundlich und hilfreich und als Nichtschlesierin mein Vorhaben unterstützte.
Ich danke dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Mineralogischen Museums in Wrocław, Dipl.-Geologen Antoni Stryjewski, für wertvolle Hinweise, Informationen und Bilder, und die Betreuung während meiner Recherchen an der Universität Wrocław sowie Jan Bankiel, Goczałkowice für aktuelle Bilder aus Oberschlesien und Dipl.-Ing. Jerzy Hawryszków, Wrocław. Ich danke der Bibliothek im „Haus der Heimat" in Stuttgart, die sich als wertvolle Quelle für Bücher über Schlesien und Schlesier erwiesen hat. Meinen Dank verdient auch mein Ehemann für seine moralische Unterstützung und Geduld, und Begleitung auf den Spuren der schöpferischen Schlesier.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Lebensskizzen in bescheidenem Umfang zur Kulturleistung der Schlesier beigetragen habe – obwohl es schwierig war, eine Grenze zu setzen – und übergebe das Buch allen Schlesiern, schlesischen Freunden und interessierten Lesern.
(alias François Charles Achard)
* 28. April 1753 in Berlin,
† 20. April 1821 in Cunern/Konary
Naturwissenschaftler
Schlesischer Pionier des Rübenzuckers
Achard stammte aus einer Hugenottenfamilie. Sein Vater war Theologe und unterrichtete in der Französischen Gemeinde in Berlin. Über Franz Carl Achards Ausbildung ist wenig bekannt. Vermutlich war er Autodidakt.
Achards Verdienst ist zweifellos die Entwicklung der Technik zur industriellen Herstellung von Zucker aus Rüben. Nach vielen Forschungsarbeiten kaufte er mit seinem eigenen Vermögen das Gut Cunern-Wohlau/ Konary-Wołów für den Anbau von Rüben. 1801 errichtete Achard hier die erste Rübenzuckerfabrik der Welt. 1806 entstand auf dem Grundbesitz seines Nachbarn, der seine Forschungsarbeiten unterstützte, eine größere und leistungsfähigere Rübenzuckerfabrik.
Nach Schlesien kam Achard wegen der Rübe. Es war bekannt, dass die „weiße schlesische Rübe" einen besonders süßen Geschmack und den höchsten Zuckergehalt hatte. Der Zuckergehalt der weißen schlesischen Runkelrübe, der „Beta Silesia", wurde von Achard und seinem Gutsnachbarn mittels Selektion verbessert.
1809 erschien Achards Hauptwerk „Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben". Im selben Jahr gründete Achard eine Lehranstalt für Zucker- und Syrupherstellung aus Runkelrüben in Wohlau: Es war die erste Ausbildungsstätte dieser Art überhaupt.
Achard war bemüht, die Zuckerproduktion aus Rüben technisch zu verbessern und ökonomischer zu machen. Er beschäftigte sich auch mit der Verwertung aller Nebenerzeugnisse und Rückstände und arbeitete an der Veredelung der Nebenprodukte der Zuckerherstellung. Von Achard kam auch die Idee, aus den Abfällen Branntwein, Cognac, Rum und Arrak herzustellen.
Zucker war zu Achards Zeit ein Luxusprodukt. Mit seiner erfolgreichen Zuckergewinnung aus Rüben und infolge des steigenden Zuckerbedarfs entstand die Kultur der Zuckerdose.
Achard war Forscher, kein Techniker und Kaufmann. Infolgedessen und infolge unglücklicher Umstände gingen seine Betriebe 1815 bankrott. Achard starb verarmt 1821 in Wohlau.
Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof von Herrnmotschelnitz/Moczydlnica Dworska in der Nähe von Cunern. Die Grabplatte aus dem Jahre 1886 ist zu Ehren des Begründers der deutschen Zuckerindustrie gewidmet.
Ein Grabstein mit goldener Inschrift zu Ehren Achards ist in der Dauerausstellung zur Geschichte des Zuckers im Kloster Leubus, Wohlau/Klasztor Lubiąż, Wołów zu sehen.
Der verfallene, evangelische Friedhof in Herrnmotschelnitz wurde mit Mitteln der polnischen Zuckerindustrie und der Südzucker AG wieder hergerichtet und eingeweiht. Er steht unter Denkmalschutz. Ruinen der ersten Zuckerfabrik in Cunern erinnern mit einer Gedenktafel an den Erbauer.
Das Kompendium der Encyklopedia Wrocławia würdigt Franz Carl Achard mit einem Eintrag.
Gedenktafel am Geburtshaus von Kurt Alder in Königshütte/Chorzów, ul. Wolności 59, in polnischer Sprache (Foto und Übersetzung: Autorin, 2012):
In diesem Haus wurde am 10.07.1902
Kurt Alder geboren
Nobelpreiseträger für Chemie
* 10. Juli 1902 in Königshütte/Chorzów
† 20. Juni 1958 in Köln
Chemiker
1950 Nobelpreisträger für Chemie
1922 legte Alder das Abitur in Königshütte ab. Danach studierte er Chemie an der Universität in Berlin. Nach einem Jahr Chemiestudium in Berlin setzte Alder das Studium in Kiel fort und legte 1924 seine Diplomprüfung ab.
1926 promovierte Alder zum Dr. rer. nat. über das Thema „Ursache und Verlauf der Azoester-Reaktion". 1930 habilitierte er sich.
1936 ging er als Abteilungsleiter zum I.G. Farben-Werk nach Leverkusen und arbeitete an der Weiterentwicklung und Zusammensetzung des synthetischen Gummis Buna.
1940 wechselte Alder an die Universität Köln und wurde Inhaber des Lehrstuhls für Chemie, der während des II. Weltkrieges nach Marburg verlagert wurde.
1950 erhielt Alder zusammen mit seinem Lehrer, Prof. Dr. Otto Diels1, den Nobelpreis für „die Entwicklung der Dien-Synthese", die für die Herstellung synthetischer Kunststoffe wichtig ist.
1949-1950 war Alder Dekan der philosophischen Fakultät an der Universität Köln. Die Wahl zum rector magnificus lehnte Alder 1955 aus gesundheitlichen Gründen ab.
Zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen aus dem In- und Ausland krönten sein Leben für die Wissenschaft, darunter:
1938 Emil-Fischer-Medaille vom deutschen Chemiker-Verband
1939 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale
1950 Nobelpreis für Chemie zusammen mit Otto Diels
1950 Ehrendoktorwürde der Kölner Medizinischen Fakultät
1954 Ehrendoktorwürde der Universität Salamanca
1955 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
1979 ein großer Krater auf dem Mond erhält zu seinen Ehren den Namen „Alder-Krater"
Kurt Alder war ein hervorragender Wissenschaftler. Er hat mehr als 170 wissenschaftliche Arbeiten geschrieben, von denen etwa 150 die DienSynthese behandeln.
Der größte Hörsaal im chemischen Institut der Universität zu Köln ist nach Kurt Alder benannt. 1991 gründete Alders Ehefrau die AlderStiftung, die einen Förderpreis für begabte Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der organischen Chemie vergibt.
1 Otto Paul Hermann Diels, 1876 - 1954, deutscher Chemiker
* 30. August 1869 in Großgorschütz/Gorzyce
† 5. Mai 1940 in Berlin
Ingenieur
Physiker
Pionier der Nachrichtentechnik
Arco besuchte das humanistische Gymnasium St. Maria Magdalena zu Breslau. Danach studierte er Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Nach zwei Semestern entschied er sich für die Offizierslaufbahn. Er brach jedoch bald die Militärkarriere ab, kehrte an die Technische Hochschule zurück, studierte Maschinenbau und Elektronik (1893 – 1896) an der TH Berlin-Charlottenburg und wurde Assistent von Adolf Slaby2.
1898 nahm Arco die Tätigkeit als Ingenieur im Kabelwerk der AEG (später: AEG-Slaby-Gruppe) auf und beschäftigte sich mit Prüfmethoden für Kabel hinsichtlich deren Isolationswiderstandes. Arco wurde Spezialist der AEG für drahtlose Telegraphie.
1903, nach der Fusion von AEG und Siemens & Halske, wurde Arco technischer Direktor der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H, dem späteren Unternehmen Telefunken.
Arco führte viele technische Neuerungen ein und meldete etwa 100 Patente an. Als Beispiel seien hier nur der Hochfrequenzmaschinensender und der Wellensender genannt. Für diese Erfindungen erhielt Arco 1916 die Würde eines Dr. phil. h. c. der Universität Straßburg. Die technische Entwicklung sollte auch militärisch genutzt werden. Arco unterstützte diesen Plan nicht. Er war Pazifist und Gegner der Kriegspolitik. Er war Mitglied des Bundes Neues Deutschland, aus dem später die Deutsche Liga für Menschenrechte hervorgegangen ist. Seine humanistische Einstellung brachte er in seinem Artikel „Die Technik mordet den Krieg" (1926) überzeugend zum Ausdruck.
1931 legte Arco überraschend alle seine Ämter nieder und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück.
Im Oktober 2011 fand eine Konferenz zu Ehren des Grafen von Arco über seine Kindheit und Jugend in seinem einstigen Palais in Gorzyce statt. Dabei wurde ein Film von Helmut Bednarek „Graf von Arco, großer Europäer aus Gorzyce"/"Hrabia von Arco, wielki Europejczyk z Gorzyc" vorgeführt.
Die gepflegte Familiengruft befindet sich auf dem alten Friedhof neben dem Gemeindehaus.
Palais der Grafen von Arco in Großgorschütz/Gorzyce
(Fotos: Jan Bankiel, Goczałkowice, 2012)
Aktuell befinden sich im oberen Palais ein Alkoholentzugszentrum und eine Therapieund Behandlungseinrichtung. Das untere Palais wartet auf Sanierung und Bewirtschaftung. Der gesamte Palais-Park-Komplex steht unter Denkmalschutz. Gemälde aus dem Schloss findet man heute im Städtischen Museum und in der Stadtkirche in Wodzisław Śląski/Loslau.
2 Adolf Karl Heinrich Slaby (1849-1913), Professor für Elektronik an der TH Berlin-Charlottenburg, einer der Pioniere auf dem Gebiet des drahtlosen Funkverkehrs
* 7. Mai 1904 in Kandrzin (Heydebreck)/Kędzierzyn
† 7. März 1978 in Linz a. d. Donau
Schriftsteller
Lyriker
Literaturhistoriker
Baron besuchte die Volksschule und lernte anschließend Uhrmacher in Hindenburg/Zabrze. Nach der Ausbildung arbeitete er in der Industrie.
1924 fand er eine Anstellung als Bibliothekar in einer Öffentlichen Arbeiterbücherei in Hindenburg, baute diese auf und wurde schriftstellerisch tätig.
1929 war Baron Mitbegründer des „Oberschlesischen proletarischen Schriftsteller-Verbandes".
1935 wurde er arbeitslos. 1937 fand Baron wieder eine Anstellung als Bibliothekar im Amt für Oberschlesische Landeskunde und seit 1938 im Neisser Stadtarchiv. Er war zwölf Jahre als Bibliothekar tätig.
Nach dem Kriegsdienst 1946 kam er als Flüchtling nach Oberösterreich und fand Arbeit in einer Zellwollefabrik in Linz a. d. Donau.
1955 bekam er eine Anstellung als Archivar der Arbeitskammer für Oberösterreich in Linz. Er baute sie auf und leitete sie bis zu seiner Pensionierung.
Zu seinen bekanntesten Werken zählt der Lyrikband „Ankunft. Oberschlesische Gedichte" (1943), der Gedichtsband „Wiedergeburt. Achtzig Gedichte" (1963) und zahlreiche Gedichte, die in Zeitschriften/Literaturzeitschriften bis 1965 erschienen sind. Er war Mitglied des PEN-Clubs in Österreich.
Am 15. Februar 1964 verlieh der österreichische Bundespräsident Dr. Schärf Gerhart Baron den Berufstitel Professor für seine Verdienste um die deutsche Arbeiterdichtung.
Zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen begleiten sein Wirken, darunter:
1928 Jung Oberschlesischer Lyrikpreis
1935 Lyrikpreis der Zeitschrift „Die Dame"
1952 Lyrikpreis der Heimatvertriebenen
1955 Theodor-Körner-Preis für Sozialwissenschaften
1964 Berufstitel Professor
1972 Großer Förderpreis des Wiener Ministeriums für Unterricht und Kunst
1976 Josef-Luitpold-Stern-Preis für Lyrik, Wien
* 18. Mai 1882 in Pilzendorf bei Hindenburg/Zabrze-Grzybowice3
† 6. April 1973 in Wiesbaden
Bildhauer
Bednorz schloss eine handwerkliche Lehre ab und war zunächst als Bildhauer bei der Industriellenfamilie von Donnersmarck4 tätig. Danach studierte er von 1903 bis 1907 an der Kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschule, der späteren Kunstakademie, in Breslau. Zur Weiterbildung ging er an die Hochschule für bildende Künste nach Berlin und war dort von 1907 bis 1910 Schüler bei Ludwig Manzel5.
1911 gewann er ein Stipendium bei einem Wettbewerb, ging 1911/1912 nach Rom und war danach wieder in Breslau tätig.
Von 1924 bis 1932 war Bednorz Professor für Bildhauerei an der Breslauer Akademie für Kunst- und Kunstgewerbe/Akademia Sztuk Pięknych (ASP), Wrocław, pl. Polski. Nach der Schließung der Akademie und Entlassung aus dem Staatsdienst war er als freischaffender Bildhauer tätig.
1941 erhielt Bednorz eine Professur an der Krakauer Kunstakademie, an der er bis 1943 unterrichtete. Danach kehrte er nach Breslau zurück. Noch vor dem II. Weltkrieg stellte Bednorz viele Arbeiten fertig, die in seiner schlesischen Heimat zurückgeblieben sind, einige davon sind noch erhalten geblieben.
1946 nach der Flucht vor der Roten Armee ließ er sich in Wiesbaden nieder, wo er wieder als Bildhauer tätig war. Hier entstanden Porträts der schlesischen Dichter Gerhart Hauptmann, Hermann Stehr und Joseph von Eichendorff, um nur einige zu nennen. Hier schuf er auch die Skulptur des 1. Präsidenten der Weimarer Republik Friedrich Ebert und des 1. Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss.
Heute wird Robert Bednorz auch in Polen geehrt: In Grzybowice ist z. B. die Grundschule Nr. 32 nach ihm benannt, am Schulgebäude ist eine Gedenktafel in polnischer Sprache mit einer Skulptur zu seinen Ehren angebracht. Sie ist das Werk des polnischen Kunstbildhauers Krzysztof Nitsch.
Ehrungen und Anerkennungen:
1920 Rom-Preis der Deutschen Akademie, Rom Villa Massimo
1952 Großes Bundesverdienstkreuz
1966 Oberschlesischer Kulturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
3 heute Stadtteil von Hindenburg/Zabrze
4 Die Donnersmarck entstammen einer alten ungarischen Familie. Lazarus Henckel legte das Fundament für das Vermögen und den Aufstieg der Familie Henckel von Donnersmarck in Oberschlesien. Im Verlauf von Jahrzehnten gab es in Schlesien mehrere Linien der von Donnersmarcks.
5 Karl Ludwig Manzel (1858-1936), deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker
Tympanon von Robert Bednorz am Wasserturm in Wrocław/Breslau
(Foto: Autorin 2012)