Der Hund als Spiegel der Seele

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Der Hund als Spiegel der Seele
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Silvia Hüllenkremer

Der Hund als Spiegel der Seele

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN: 978-3-95693-036-2

Lektorat: Berenike Schaak

© Copyright: FRED & OTTO – der Hundeverlag / 2017

www.fredundotto.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

Abbildungsnachweis: alle Bilder Silvia Hüllenkremer

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Mensch und Hund – Was unser Zusammenleben bestimmt

Geschichte der Hundeerziehung

Den Hund trainieren – Ein Ausflug in die Lerntheorie

Hilfs- und Allheilmittel in der Hundeerziehung

Zentrale Themen zwischen Mensch und Hund

Dominanz

Führung

Hyperaktivität bei Hunden

Angst

Aggression

Emotionen und Gefühle

Der Hund als Spiegel

Über Spiegelungen von Mensch und Hund

Zentrale Themen bezogen auf Spiegelungen

Dominanz

Führung

Impulsivität / Hyperaktivität (mangelnde Fähigkeit zur Impulskontrolle)

Angst

Aggression

Emotionen und Gefühle

Praxis-Hilfe: Mensch-Hund-Spiegelungen erkennen

Systemische und energetische Betrachtungsweisen in der Mensch-Hund-Beziehung

Aspekte eines systemisch-ganzheitlichen Denkens

Tier- und Familienaufstellungen

Matrix (Quantenheilung)

Interessante Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung

Vernetzung von Gefühl und Rationalität, Herz und Gehirn

Spiegelungen aus biologischer Sicht: Spiegelneuronen

Das Gedächtnis des Körpers – Beziehungen und Lebensstile steuern unsere Gene

Warum sich Biochemie und Quantenphysik sinnvoll ergänzen

Was die Seele stark macht – Einblicke in die Resilienzforschung

Anwendungsbeispiele

Begleitung für einen leichten Sterbeprozess

Angst vor hellen Autos

Angst vor Hunden

Entscheidungen treffen können

Fixierung und soziales Verhalten

Histamin-Intoleranz (HIT)

Hyperaktivität / Stress / Gedächtnisleistung

Nähe und Distanz

Psychosomatische Erkrankung des Hundes

Soziales Verhalten

Ausgleich in Herz und Gehirn durch Quantenheilung

Epilog

Danksagung

Anmerkungen

Empfehlenswerte Literatur

Empfehlenswerte Web-Links

Über die Autorin

Einleitung

„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“

Wilhelm von Humboldt

Haben Sie sich schon mal gefragt, ob ihr Hund ihre Stimmungen aufschnappt? „Natürlich“, werden Sie sagen, Hunde gehören zur Familie und fühlen mit uns Menschen. Doch es ist viel mehr als das: Hunde können uns näher mit der Natur in Verbindung bringen. Wir bewegen uns mehr, haben mehr soziale Kontakte und wir genießen die Gesellschaft mit ihnen. Inzwischen ist bewiesen, dass Tiere für Menschen eine blutdrucksenkende Wirkung haben, ähnlich wie Meditation. Tiere können Herzrhythmusstörungen deutlich lindern wie weltweit in kardiologischen Instituten durch Forschungen belegt werden konnte. Das zeigt, dass Hunde und Menschen, auf besondere Art miteinander verbunden sind. Sie gehören zu einem gemeinsamen Familiensystem.

Die allgemeine Weltanschauung, dass Menschen und Tiere innerlich wie eine Maschine beeinflussbar sind, ändert sich zunehmend. Für viele Menschen ist es mittlerweile unumstritten, dass Hunde unsere innersten Gedanken und Gefühle wahrnehmen. So gibt es immer mehr Untersuchungen zu den Themen Emotionen bei Menschen und Tieren, Resonanzen, Spiegelungen oder Frequenzen. Einige aktuelle Forschungen, die ich in meinem Buch aufgreife, verdeutlichen diesen Trend und das große Interesse an diesen Wissensgebieten. Deshalb bieten immer mehr Tiertrainer zur praktischen Arbeit mit dem Hund auch Unterstützung in ganzheitlicher Form an. Es gibt zahlreiche Seminar- und Veranstaltungsangebote in diesem Bereich, die zeigen, dass sich die Sichtweisen zum Thema Hund und Mensch gerade in einem Wandel befinden.

Ich möchte Ihnen ein wenig näher beleuchten, wie wichtig die Ausgeglichenheit von unseren emotionalen und rationalen Gehirnregionen ist und was wir tun können, um diese Ausgeglichenheit zu erlangen: Diese beeinflusst auch das Verhalten unserer Hunde. Der Schlüssel zu unserem emotionalen Gehirn liegt in der Art unserer Gefühlsbeziehungen mit unseren Familien, Freunden und Haustieren. Das klingt für Sie in diesem Moment vielleicht noch etwas abstrakt, ich möchte in meinem Buch jedoch näher auf diese Zusammenhänge eingehen. Denn: Der Schlüssel zu unserem emotionalen Gehirn ist gleichzeitig ausschlaggebend für die Lösung vielfältiger Probleme, die sich im Zusammenleben mit Hund und Mensch zeigen können.

Begriffe wie Dominanz, Führung, Hyperaktivität, Angst, Aggression oder Emotion und Gefühl spielen im Zusammenleben mit Hunden immer wieder eine Rolle. Auf diese Begrifflichkeiten gehe ich zunächst in Form von fachlichen Informationen und Beispielen aus dem Alltag ein, und nenne dann mögliche Beispiele für Spiegelungen zwischen Mensch und Hund. Vielleicht sind diese Informationen für Sie eine Hilfe, Spiegelthemen zu erkennen und die daraus gewonnen Erkenntnisse für sich zu nutzen. Bei all dem geht es vor allem um die wechselseitigen Reaktionen von inneren und äußeren Gedanken, Gefühlen und Handlungen, aber auch um eine klare Kommunikation, um Führung und Verantwortung sowie um eine Vertiefung der Beziehung zwischen Mensch und Hund.

Vielleicht haben sie über die Themen Seelenspiegel, systemische Betrachtung, Tier- und Familienaufstellungen oder die sogenannte Quantenheilung schon etwas gehört oder gelesen. Oder Sie können sich aufgrund von eigenen Erfahrungen bereits vorstellen, wie hilfreich das alles für Menschen und ihre Hunde sein kann. Vielleicht verbindet dieses Buch aber auch nur einige Sichtweisen und Ansätze für sie. Für viele Menschen sind diese Themen allerdings Neuland und ich hoffe, eine interessante Lektüre anbieten zu können, die einen nachvollziehbaren Einstieg in diese Sichtweisen bietet. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es in meinen Ausführungen nicht um die sogenannte Tierkommunikation geht, da bei der systemischen Aufstellungsarbeit psychologische Prozesse des sozialen Systems betrachtet werden.

 

Sie werden informative, rührende und lustige Erlebnisse und Geschichten aus unserem Alltag und unserer Hundeschule lesen können, die kleine Welten für diese Menschen und Hunde bewegt haben. So manche systemische Verstrickung bei Mensch und Hund, hat sich als Ursache für ein bestimmtes Verhalten herausgestellt. Für die jeweiligen Menschen hat es fühlbar und sichtbar die innere und äußere Welt verändert. Wenn sich beim Menschen die innere Haltung sowie die Art und Weise die Welt zu sehen verändert, macht das oft eine Verhaltensänderung erst möglich.

Die Umwelt, in der wir leben, verändert und beeinflusst uns 24 Stunden am Tag. Und genau diese Veränderungen beeinflussen eben auch das Verhalten und die Emotionen bei unseren Hunden. Unser Denken und Handeln in unserem Alltag zu hinterfragen, ist für unsere Entwicklung oft entscheidend, leider nehmen wir uns aber oft zu selten Zeit für uns selbst. Sonst würde es uns sicherlich leichter fallen, bisherige Ansichten loszulassen, damit wir eine Hand frei haben für neue Ansichten und neue Blickwinkel.

Ich würde mich freuen, wenn dieses Buch durch die ganzheitliche, systemische Betrachtung einiger Themen Tipps und Anregungen für Sie enthält, einen anderen Blickwinkel auf die Mensch-Hund-Beziehung zu erhalten. In unserer jetzigen Zeit verbinden sich so viele Wissenschaften, dass wir unfassbare Möglichkeiten haben, wenn wir die Erkenntnisse für uns nutzen. Was viele Menschen schon lange im Alltag wahrnehmen, wird nun erforscht und bietet uns wunderbare Möglichkeiten des Umdenkens. Es wird Zeit über den Tellerrand hinauszuschauen.

Am Ende des Buches finden Sie die jeweiligen Quellenangaben und eine Zusammenstellung empfehlenswerter Literatur. Beurteilen Sie bitte selbst, was für Sie hilfreich ist. Nicht alles was ich schreibe, ist wissenschaftlich belegt und niemand kann das Rad neu erfinden oder hat den Knopf zum Abschalten. Vieles ist ein Prozess, der viele Bausteine braucht. Auch die Wissenschaft ist ein Prozess, der nie endet und immer in Entwicklung ist, es finden immer wieder neue Paradigmen statt, die wissenschaftliche Wahrheiten in Frage stellen und sich entsprechend erweitern.

Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne eine gute Zeit beim Lesen und Nachdenken. An dieser Stelle möchte ich mich ebenfalls von Herzen für die vielen Leser meines ersten Buches bedanken, die mit ihren Rückmeldungen auch eine Motivation waren, dieses erweiterte zweite Buch zum Thema zu schreiben.

Silvia Hüllenkremer

Mensch und Hund – Was unser Zusammenleben bestimmt

Geschichte der Hundeerziehung

„Wir sind nur ein kleines Teilchen eines Ganzen, aber jeder hat eine unendlich große Verantwortung.“

Konrad Lorenz

In diesem Kapitel möchte ich auf die Geschichte der Erforschung von naturwissenschaftlichen Prozessen eingehen. Philosophie und Religion der vergangenen Jahrhunderte verbinden sich heute immer mehr mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. So versuchen Menschen zunehmend, den vielen Geheimnissen der Natur auf die Spur zu kommen. Der Begriff Paradigmenwechsel bezieht sich auf den Wechsel von einer wissenschaftlichen Grundauffassung zu einer anderen Art der Weltanschauung. Solche Wechsel gab und gibt es in allen Bereichen der Wissenschaften. Viele Forschungen des letzten Jahrhunderts bilden die Basis für heutige Sichtweisen und spielen teilweise noch immer eine entscheidende Rolle im Zusammenleben und der Erziehung unserer Hunde. Wie wir früher mit Hunden umgegangen sind, wie vergangene Weltanschauungen den Umgang mit unseren Hunden beeinflusst haben und welche bahnbrechenden Informationen sich gerade zusammenfügen und so manche Möglichkeiten entstehen lassen, darum soll es in diesem Kapitel gehen. Da sich heute viele moderne wissenschaftliche Bereiche überschneiden, wird es schwierig, eine klare Abgrenzung zu ziehen. Aber genau das meint systemisches Denken: Unser Wissen vernetzt sich, viele Prozesse beeinflussen sich gegenseitig. Untersuchungen von menschlichen und tierischen Emotionen und Verhaltensweisen in einen Zusammenhang zu bringen sind heute kein Tabu mehr.

Nach meinen Recherchen wurden wohl die ältesten schriftlichen Quellen über die Ausbildung von Hunden bei den alten Griechen und Römern gefunden. Sie beschrieben im Wesentlichen einige Hinweise zur Erziehung von Jagdhunden. Hier ging es um Zurufe, Ausrüstung und die Einbeziehung des Hundecharakters beim Jagen.

Unter dem Pseudonym Friedrich Oswald brachte Friedrich Gotthold Peter Kunze im Jahre 1855 das Buch Der Vorstehhund in seinem vollen Werthe dessen Parforce-Dressur ohne Schläge; seine Behandlung in guten und bösen Tagen heraus. Dieses Fachbuch zählt zu den ersten Büchern über Hundeausbildung und der Titel verrät schon so einiges über die Art des Umgangs mit Hunden in der damaligen Zeit.

Erst in den 1920er- und 1950er-Jahren wurden die Erkenntnisse der Verhaltensforschung bzw. der Erforschung des Lernens in die Ausbildung von Hunden miteinbezogen. Vereinfacht gesagt: Psychologen oder andere Forscher machten Versuche mit Tieren, deren Grundsätze sich heute sowohl im Hundetraining als auch in der menschlichen Psychologie wiederfinden.

Den Beginn machte hier der sogenannte Behaviorismus, dessen bekannteste Vertreter Iwan Petrowitsch Pawlow und die amerikanischen Forscher B. F. Skinner und B. Watson waren. Sie erforschten u. a. die sogenannte Reflexkettentheorie und insbesondere Pawlow führte Experimente mit Hunden zur klassischen Konditionierung durch. Er war im Grunde durch Zufall auf die Möglichkeit der Konditionierung gekommen, so beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Thema Verdauung und wollte mit seinen Versuchen lediglich die Produktion von Magensaft bei Hunden anregen. Aus verschiedensten Konditionierungsformen entwickelte später unter anderem B. F. Skinner die operante Konditionierung, die Lernen an Konsequenzen, durch positive und negative Verstärker, miteinbezog.

Dies kann man wohl als damaliges Paradigma der Hundeerziehung sehen. Dabei war der Behaviorist nicht an den psychologischen Vorgängen interessiert, sondern untersuchte das Verhalten allein als Reiz und Reaktion. Bei der damaligen Sichtweise des Behaviorismus wurde davon ausgegangen, dass Emotionen zwar da sind, aber nicht beobachtbar und in Studien nicht nachweisbar sind, bezogen auf das aktive Verhalten. Heute haben sich in einigen Bereichen des Behaviorismus diese Ansichten differenziert. Wenn man bedenkt, wie klar für die meisten von uns heute die gegenseitige Beeinflussung von Gefühlen und Bedürfnissen von Menschen und Tieren sind, ist diese Sichtweise natürlich begrenzt, sie ist aber eine wichtige Basis für heutige weitere Entwicklung.

Im Gegensatz dazu hat schon in den 1930er-Jahren der amerikanische Neurologe und Psychiater Kurt Goldstein im Ersten Weltkrieg herausgefunden, dass im Organismus keine isolierten Reiz-Reaktions-Vorgänge stattfinden. Er war damals aufgrund seiner Arbeit mit hirngeschädigten Soldaten der Ansicht, dass der Organismus immer als Ganzes reagiert. Er gilt als Pionier der Neuropsychologie und der Psychosomatik. Auch der Sozialpsychologe Kurt Lewin wandte sich gegen den klassischen Behaviorismus. Er gilt als Begründer der Erziehungsstilforschung, Gestalttheorie und der Feldtheorie, bezogen auf das menschliche Verhalten. Er führte in den 1930er-Jahren Experimente zu den Wirkungen unterschiedlicher Führungsstile auf das Leistungsverhalten von Jugendgruppen durch.

Zu den Ansichten des Behaviorismus entwickelte sich in den 1960er-Jahren die Erforschung von Denk- und Verarbeitungsprozessen (Kognitivismus) und die Erforschung der Wahrnehmung bezogen auf Wirklichkeitskonstruktionen (Konstruktivismus), der das innere Erleben mit einbezog. Man erforschte das Lernen durch Einsicht und berücksichtigte, dass sich neu Erlerntes an vorhandenem Wissen orientiert. Eine bekannte Persönlichkeit ist der britische Psychologe und Professor für experimentelle Psychologie Frederic C. Bartlett. Er war einer der Vorreiter im Bereich der Kognitionspsychologie, der Wahrnehmung, Denken, Lernen, Motorik und Sprache miteinbezog. Hier ist die Verbindung zur heutigen Neurowissenschaft zu finden.

Die Verhaltensbiologie oder auch Verhaltensforschung ist eine Teildisziplin der Biologie und erforscht das Verhalten der Tiere, einschließlich des Menschen. Der bekannteste Vertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie) ist sicherlich der Zoologe Konrad Lorenz, der beginnend in den 1930er-Jahren ethologische Forschungen betrieb. Manch einer spricht von ihm gar als „Einstein der Tierseele“. Er selbst prägte vor allem den Begriff der Tierpsychologie, der innerhalb der Verhaltensbiologie ein eigenständiges Forschungsgebiet darstellte und durch sein Engagement an deutschen Hochschulen etabliert werden konnte. Auch der seinerzeit bekannteste Wolfsforscher und Kynologe Erik Zimen ist an dieser Stelle zu nennen, der sich sehr intensiv mit dem Verhalten von Wölfen und Haushunden beschäftigte. Zu dem Verhältnis von Menschen und ihren Hunden kommt er in seinem Buch Der Hund zu folgendem Schluss: „Vielleicht wünschte ich manchmal, statt des Hundes gestreichelt zu werden. Vielleicht meint der- oder besser diejenige, die meinen Hund liebkost, eigentlich mich damit. Wie auch immer, sicher dient der Hund als soziales Ersatzobjekt in einer Vielzahl uns gar nicht mehr bewusst werdender Situationen des alltäglichen Lebens.1 Wenn man bedenkt, dass das Buch erstmals 1992 erschienen ist, wird die rasante Entwicklung unserer Ansichten zur Hundehaltung im letzten Jahrhundert deutlich.

So beschäftigt sich die moderne Verhaltensforschung beispielsweise mit der Frage, welche sozialen Kompetenzen Hunde im Zusammenleben mit uns haben und was sie erkennen und deuten können. Forscher sind heute der Meinung, dass die Intelligenz von Hunden größer ist, als bisher angenommen: Moderne Verhaltensforschung untersucht beispielsweise, welche sozialen Kompetenzen Hunde im Zusammenleben mit uns haben. Forscher sind der Meinung, dass Hunde ähnliche Fähigkeiten haben, Kommunikationssignale zu verstehen wie 6 Monate bis 2 Jahre alte Kinder.2 Die nonverbale Kommunikation von Menschen ist anders als die der Hunde untereinander. Somit ist bei der artübergreifenden Kommunikation ein Lernen von beiden Seiten notwendig.

Die Zeit in der wir alle glaubten, „Sitz-Platz-Fuß“ ist die Lösung in der Hundeerziehung, geht so langsam vorbei. Auch beim Lernverhalten von Kindern wird mehr und mehr festgestellt, das Lernen und Entwicklung von mehr Faktoren beeinflusst werden als uns bisher bewusst war. In Studien und Forschungen stellt sich zunehmend heraus, dass Menschen und auch Tiere einige uns bewusste und unbewusste Emotionen fühlen und alle jeweils wechselseitig darauf reagieren.

Auch andere Forschungszweige bilden bei Fragen des Zusammenlebens mit Tieren eine Rolle. So bezieht man sich in der Verhaltensbiologie auf feinstoffliche Prozesse, die verschiedene Einflüsse auf Zellebene, zum Beispiel aus den Bereichen Biologie oder Genetik, miteinander in Verbindung bringen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse werden dann auch beim Lernverhalten von Menschen und Hunden berücksichtigt. Daraus entwickelte sich beispielsweise die Neurobiologie, die das Nervensystem auf Zellebene erforscht. Aus der Physik wiederum ging die heutige Quantenphysik hervor, die auch die gegenseitige Beeinflussung von Atomen und Molekülen untersucht.

Viele Wissenschaften verbinden sich in der heutigen Zeit mit philosophischen und spirituellen Gedanken. Ein wunderbares Beispiel ist dies: Im Mind & Life Institute in Massachusetts kommen seit 2003 regelmäßig buddhistische Gelehrte, darunter der Dalai Lama, sowie namhafte Neurowissenschaftler, Kognitionswissenschaftler und Psychologen, Mediziner und Physiker zusammen. Initiator des Mind-and-Life-Dialogs war der Neurowissenschaftler Francisco Varela. Die Teilnehmer tauschen sich über Fragen der Erziehung von Kindern, die Wirkung von Meditation auf das Gehirn oder zum Beispiel über die Frage nach den Möglichkeiten für Glück und Empathie auf wissenschaftlichem Niveau aus.

 

Auch unsere Hunde können Empathie empfinden, die dafür zuständigen Spiegelneuronen sind auch bei Tieren gefunden worden, ich gehe später noch genauer darauf ein. Einige moderne Neurobiologen leiten aus aktuellen Forschungen tiefere Überlegungen über unser Zusammenleben ab, da bekanntlich unser Gehirn alles andere als eine Maschine ist. Ein prominenter Vertreter ist beispielsweise Gerald Hüther, der in seinem Buch Etwas mehr Hirn bitte sehr treffend zusammenfasst: „Es geht also darum, ein sich global verbreitendes und sich im Gehirn aller Menschen verankerndes inneres Bild zu finden, das zum Ausdruck bringt, worauf es im Leben, im Zusammenleben und bei der Gestaltung der Beziehungen zur äußeren Welt wirklich ankommt: auf Vertrauen, auf wechselseitige Anerkennung und Wertschätzung, auf das Gefühl und das Wissen, aufeinander angewiesen, voneinander abhängig und füreinander verantwortlich zu sein.3

Selbst in unserer modernen westlichen Welt, die sehr stark durch Rationalität geprägt ist, gibt es immer wieder Menschen, die insbesondere im Zusammenleben mit ihren Hunden ganz intuitiv die Naturgesetze anwenden. Sie scheinen intuitiv zu wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen müssen, damit das ganze Familiensystem gut miteinander auskommt. Sie haben offensichtlich nie irgendwelche Probleme oder suchen sich entsprechend Hilfe oder sie lösen bestehende Probleme, indem sie ganz einfach wissen, was in der entsprechenden Situation zu tun ist. In der Regel sind sie auch gut in der Lage, neue Möglichkeiten für sich nutzbar zu machen. Warum das bei jemandem so ist und ob diese Fähigkeiten erlernbar sind, ist Gegenstand der Resilienzforschung. Diese wiederum eröffnet auch auf Hunde bezogen einen neuen Blickwinkel auf Wesen und Erziehung.

Im Zusammenleben mit unseren Hunden tauchen immer wieder Begriffe auf wie Aggression, Angst, Dominanz, Hyperaktivität, Führung oder Emotion und Gefühl. Wir fragen uns oft, was hier wen beeinflusst, da diese Begriffe im Zusammenleben von Menschen ebenfalls eine Rolle spielen. Ein Ziel in der ganzheitlich-systemischen Betrachtung ist es, den ein oder anderen Knoten zu lösen und im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkle zu bringen bei der Frage, was hier mit wem wie in Verbindung steht. Auch diese Sichtweisen finden mehr und mehr im Hundetraining Beachtung. Es geht bei systemischer Betrachtung nicht um richtig oder falsch, und auch nicht um Schuld, sondern um das Bestreben, für alle Mitglieder von Systemen gute Lösungen finden können.

Die Entwicklung von Lebewesen macht eben sehr viele Faktoren aus und ist ein Prozess in ständiger Bewegung. Dabei sind die Einheiten, die Menschen inzwischen erforschen, im Grunde immer kleiner geworden, gleichzeitig finden mehr und mehr Spezialisierungen statt. Die Vernetzung dieses Wissens ist eine Entwicklung mit unglaublichen Möglichkeiten, wenn man bedenkt, dass körperliche und seelische Erkrankungen auf der ganzen Welt rasant angestiegen sind. All das betrifft auch den Umgang mit unseren Hunden, die als hochsoziale Lebewesen mit uns in einem Familiensystem leben.