Czytaj książkę: «Schatten der Zitadelle», strona 2

Czcionka:

Immerhin ist es etwas zu Essen.

Er selbst machte sich auf die Suche nach seinen beiden Äxten.

Sich bewusst, dass er eine leitende Rolle bei den Flüchtlingen eingenommen hatte, rief er abends am Lagerfeuer dann noch einmal alle kampffähigen Männer zusammen. Die Waffen hingen wieder an seinem Gürtel und Kisten von Breipulver stapelten sich um die Leute.

„Ich werde euch bald verlassen. Ich weiß nicht, was für Wesen das waren und was sie im Schilde führten, aber ich denke, von ihnen geht keine Gefahr mehr aus... und ich muss einer Freundin helfen. Meine Bärin, Theta, wurde auch von ihnen gefangen genommen und ich muss sie wiederfinden!“

Er hatte kein gutes Gefühl dabei, die Leute im Stich zu lassen, aber er musste seiner geliebten Theta helfen. In all der Zeit hatte er sie so sehr ins Herz geschlossen. Er war völlig allein ohne sie.

Nachdem sich anscheinend niemand traute, etwas darauf zu antworten, wollte Broxx noch etwas hinzufügen, aber da erklang zaghaft die Stimme eines Mädchens, nicht älter als zwölf Jahre: „Es tut mir Leid...“ Sie schnappte nach Luft. „Es tut mir wirklich Leid, dir das sagen zu müssen, aber... aber ich glaube ich habe gesehen, wie sie dich und die Bärin in den Kerker geschleift haben. Und sie... sie haben dich eingesperrt, aber deine Freundin haben sie getötet...“

Sofort überfiel Broxx eine unbeschreibliche Leere. Er wusste, dass er die Antwort auf seine Frage eigentlich gar nicht hören wollte. Dennoch stellte er sie.

„Du glaubst es oder du weißt es? Es tut mir Leid, aber wenn auch nur der geringste Zweifel besteht...“ „Ich weiß es.“ Das Mädchen senkte betroffen den Blick. Das Herz des Mor’grosh erstarrte in diesem Moment zu Stein. Er konnte nichts fühlen, nichts anderes denken, als dass er Rache wollte.

Er sprach mit bebender Stimme: „Wenn das so ist... Dann habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde mich diesen Wesen entgegenstellen und jeden Einzelnen von ihnen zur Rechenschaft ziehen, so wahr ich hier stehe.“

Schweigen trat ein. Die Menge bedachte seine Worte.

Schließlich sagte jemand ernst: „Dann schließe ich mich dir an.“ Es war ein Ork. Er schien ein Krieger zu sein, denn unzählige breite Narben überzogen seine Haut und er hatte ein Auge verloren.

Aus zweiter Reihe erschallte es von einem großgewachsenen jungen Menschen: „Auch ich schließe mich dir an, Ork. Es scheint, dass du weißt, was du tust.“

Eine unscheinbare Waldelfe folgte dem Beispiel ihrer Vorgänger.

Als Broxx gerade dazu ansetzen wollte, den Vieren für ihre Unterstützung zu danken, meldete sich aus dem Dunkeln hinter ihm eine hellere weibliche Stimme: „Ich schließe mich auch an.“

Aus der Nacht heraus bewegte sich eine attraktive Halborkin. Sie legte den Finger leicht auf Broxx’ Schulter, während sie um ihn herumging.

Dann stand sie vor ihm, mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen und fragte ihn: „Na, was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“

Verdutzt stammelte er: „N-Nein. D-Du kanst dich uns natürlich auch anschließen. J-Jeder ist w-will-kommen.“

Wieder halbwegs gefasst sagte er einige Augenblicke später: „Will sich uns sonst noch jemand anschließen? Wenn nicht, dann sollten wir überlegen, wohin wir die anderen führen. Also...“

III. Reich der Orks

Ein langer Abend war zu Ende gegangen und Broxx bereite sein Nachtlager vor. Er pflückte einfach Gras und legte es auf den Boden, um so seine Ruhestätte zu formen.

Während er an diesem außergewöhnlichen Frühlingsabend in der weiten Aue neben dem Hügel, an dem die anderen ihr Lager errichtet hatten, lag, die Arme stützend hinter dem Kopf verschränkt und gen Himmelszelt blickend, verarbeitete er die dramatischen Ereignisse der letzten Wochen.

Mittlerweile war sein Verstand wieder halbwegs klar, auch wenn ihn Thetas Tod sehr belastete. Hätte er den Gedanken nicht weitgehend verdrängt, wäre er mit Sicherheit wahnsinnig geworden.

Wenigstens im Gespräch über das weitere Verfahren hatten die Überlebenden Ergebnisse erzielen können. Broxx' neue Verbündete, die übrigen Flüchtlinge und er würden den Weg nach Karratosch, der Hauptstadt der Orks und somit dem nächsten sicheren Ort, gemeinsam bestreiten. Die zerstörte Zitadelle befand sich inzwischen irgendwo nahe der Ödlande, in denen die Grünhäute lebten. Sie war in den Wochen von Broxx' Gefangenschaft um einige Meilen weiter Richtung Westen gewandert.

Persönlich wollte er nach Karratosch, um mehr über diese Kreaturen in der Festung in Erfahrung zu bringen. Die Schamanenältesten der Orks würden sicherlich eine Antwort kennen.

Dennoch gefiel ihm der Gedanke, die Stadt erneut zu betreten, nicht. Er war nur einmal dort gewesen und damals hatten ihn die Orks nicht gerade zuvorkommend behandelt. Er war ein Ausgestoßener, wertlos in ihren Augen. Einer hatte sogar auf ihn gespuckt, als Broxx an ihm vorbeiging. Viel hielt diese kriegerische Rasse nicht von Mischlingen, spätestens der Bürgerkrieg kurz vor seiner Geburt hatte die Fronten verhärtet. Es würde schwer werden, Hilfe von ihnen zu erhalten.

Umso mehr verwunderte es ihn, dass sich ihm eine Grünhaut für den Kampf gegen die unbekannten Eindringlinge angeschlossen hatte. Der alte Kämpfer Mrosh wollte wohl noch ein letztes Mal zu einem Abenteuer aufbrechen und Schlachten schlagen. Broxx konnte es ihm nicht verdenken, genoß er doch selbst die Hitze des Gefechts, auch wenn er die friedliche Lösung immer vorziehen würde.

Und dann war da noch die junge, attraktive Schamanin Margha. Schon am Lagerfeuer hatte sie Broxx' Aufmerksamkeit erregt. Er spürte ein heftiges Kribbeln in Brust und Bauch.

Warum will sie mich wohl begleiten?

Er hatte keine Antwort auf seine Frage. Wollte sie vielleicht auch einfach nur ein Abenteuer erleben? Fühlte sie sich angesichts dessen, dass sie und Broxx beide den Mor’grosh angehörten zu ihm hingezogen? War sie vielleicht eine Spionin der Wesen aus der Zitadelle? Oder gar eine Meuchelmörderin?

Er schüttelte sich. Hör auf, solchen Schwachsinn zu denken, Broxx. Sie will sich wahrscheinlich auch nur dafür rächen, was man ihr angetan hat. Dennoch konnte er sich nicht ganz von dem Gedanken lösen, was sie wohl dazu trieb, ihn bei diesem gefährlichen Unterfangen zu unterstützen. Sich wilde Szenarien ausmalend, wie Margha ihn kaltblütig im Schlaf ermorden oder sich in ein Monster verwandeln würde, schlief Broxx schließlich ein.

Da war ein Monster! Direkt hinter dem Haus dort. Er hatte es genau gesehen. Seine mächtigen Äxte in den Händen pirschte er sich an die Gefahrenstelle an. Gleich habe ich dich!

Jetzt sprang er um die Ecke. Und tatsächlich: Dort war es. Riesengroß wie ein Turm und fürchterlich und blutrünstig stellte es sich ihm entgegen. Es war wirklich hässlich. Nein, was redete er da. Er schaute in das Gesicht der Kreatur. Es war er selbst! Aber nur das Gesicht erinnerte noch an Broxx. Der Körper war erheblich gewachsen und sah aus wie eine der Schattenkreaturen aus der Zitadelle. Zumindest teilweise. Einige Flecken seiner normalen, hellbraunen Haut lugten noch aus dem Violett-schwarz des Rests hervor. Nun machte sich das Monster bereit, anzugreifen. Es duckte sich so, als wollte es gleich auf Broxx losgehen, dann stürmte es auf ihn zu. Es war so schnell, er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen! Er machte sich bereit, zu sterben. Noch ein Meter, dann war es vorbei. Nach einigen weiteren Sekunden nahm er die schützenden Hände wieder vom Gesicht. Vor ihm war kein Monster mehr. Aber dann hörte er ein Brüllen hinter sich und er drehte sich um. Die Kreatur war gar nicht auf ihn zugestürmt. Hinter ihm war Theta, die sich ein Gefecht mit dem Monster lieferte. Oh, meine geliebte Freundin, dachte er. Aber er musste ihr helfen! Da der Monster-Broxx sich gar nicht um ihn zu kümmern schien, packte er seine Äxte fest und sprang auf den Riesen. Er rammte ihm beide Waffen ins Genick. Die Kreatur wollte ihn packen und von seinem Rücken zerren, aber Broxx wich gekonnt aus und nahm die Äxte wieder in die Hand. Dann hing er sich an die Tötungsinstrumente und machte sich so schwer er konnte. Er glitt, das Fleisch des Monsters durchtrennend, nach unten. Der Riese sackte in sich zusammen. So Theta, du bist wieder sicher!“, sagte er stolz zu seiner Freundin und diese knurrte zufrieden.

Als die Beiden sich abwandten und gemeinsam ihres Weges ziehen wollten, erhob sich das Monster jedoch wieder und blitzschnell warf es sich auf die Gefährten. Broxx dachte, jetzt wäre das Ende doch noch gekommen, aber dann eilte die Mor’grosh Margha zu Hilfe. Sie konnte ihn befreien,, doch für Theta kam leider jede Hilfe zu spät: Die riesige Kreatur hatte sie unter ihrem Gewicht begraben.

„NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“, schrie Broxx. Er riss den Oberkörper hoch. Seine Hände griffen ins Leere. Der Schweiß rann ihm von der Stirn. Nachdem er noch kurz wild um sich geschlagen hatte, kam er schließlich wieder zur Besinnung.

Ach, das war alles nur ein schlechter Traum. Er schlug die Hände vors Gesicht. Aber Theta ist wirklich tot...

Er vermisste sie jetzt schon so sehr, obwohl er erst seit gestern sicher sein konnte, dass er sie nie wieder sehen würde. Diejenigen, die ihr das angetan hatten, mussten büßen.

Wieder halbwegs beruhigt stand er nun auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es gab viel zu tun. Heute würde die Gruppe in Richtung Karratosch aufbrechen.

Er wusch sich in einem nahen Fluss und legte seine Lederrüstung an, die seine Gefährten aus der Festung hatten bergen können. Sie schmiegte sich tadellos an den Körper und dennoch bot sie guten Schutz vor jeglichen Angriffen. Sein Volk gehörte zu den besten Lederern ganz Korrhas.

Anschließend machte er sich auf zur Mitte des großen Lagers, das rund sechzig Personen umfasste. Er sprach noch einige Worte zum Verlauf der Reise und dann begannen alle, ihre wenigen verbliebenen Habseligkeiten, die sie in der Festung hatten wiederfinden können, zusammenzupacken.

Nach gut einer Stunde brachen sie schließlich auf.

***

Die Flüchtlinge waren schon einen ganzen Tag gewandert und befanden sich nun schon inmitten des unfruchtbaren Ödlandes. Nur wenig halb-verdorrtes Gras wuchs auf dem trockenen Boden und die Sonne brannte auf sie herab.

Selbst Broxx, der aufgrund seiner weiten Reisen extreme Temperaturen gewöhnt war, litt sehr unter der Hitze.

Er blickte zurück. Als Führer lief er an der Spitze des Flüchtlingszuges, der sich etwa dreihundert Fuß hinter ihm herzog. Die Verletzten waren auf Karren untergebracht, die die gesunden Männer zogen und schoben. Eine anstrengende Reise für jeden.

Er hätte ihnen gerne geholfen, aber sein wachsames Auge schweifte umher, immer auf der Suche nach Gefahren.

Die Wüste um Karratosch war wirklich kein Ort, an dem man freiwillig wanderte. All die Kreaturen lauerten nur auf Beute innerhalb dieser kargen Weiten. Und da kam ihnen ein Zug mit verletzten Frauen, Alten und Kindern sehr gelegen.

Das Schicksal musste ihm einen Streich spielen, denn genau in diesem Moment ertönte ein Rufsignal eines der Krieger, die Broxx über die Karawane verteilt hatte. Er schaute sich um und erblickte ein felliges Etwas, das von der Seite auf die Flüchtlinge zupreschte. Einige hundert Schritte trennten es noch von seiner Beute, doch man konnte schon aus dieser Entfernung seine enorme Größe abschätzen.

Broxx reagierte rasch. Anweisungen brüllend lief er am Zug entlang dem Räuber entgegen. Er befahl allen Flüchtlingen, sich dort zu sammeln, wo der Menschen- und Orkkrieger, die Elfe und Margha sich positionierten. Eilig wurden die Kommandos ausgeführt, doch vereinzelte Grüppchen konnten die Wehrlinie einfach nicht schnell genug erreichen.

Der Räuber, ein ausgewachsener Marrkatosch, zielte natürlich nicht auf die Gruppe ab. Er wollte es sich einfacher machen und die in der Hektik abgespaltenen Gruppen reißen. Aber der Mor'grosh war schnell und er erreichte die Beute vor dem Jäger.

Natürlich störte es die riesige Kreatur wenig, noch ein weiteres Opfer als Mahl angeboten zu bekommen, doch sie hatte nicht mit den kämpferischen Fähigkeiten des Halborks gerechnet. Der Jäger benutzte seinen einzigartigen Schleuderfang – Marrkatosch bedeutete „Schleuderfang“ auf orkisch – um die Gegner anzugreifen. Der Kopf schnellte wie ein Pfeil auf einen alten Mann zu, verbiss sich in ihm und schnappte dann mithilfe des einem Seil ähnlichen Halses wieder zurück an den Körper. Das Ganze geschah in wenigen Sekunden; so schnell, dass Broxx nicht rechtzeitig reagieren konnte.

Wagemutig stürmte er auf den löwenähnlichen Räuber zu und sprang auf dessen Rücken. Er hackte auf dessen Torso ein, aber die dicke, ledrige Haut verhinderte jegliches Durchkommen. Mit einer kräftigen Bewegung schüttelte der Marrkatosch ihn ab und er wurde einige Meter weit zu Boden geschleudert.

Hastig stemmte er sich auf. Der zwölf Fuß große Jäger hatte sich nun ihm zugewandt, wütend die Zähne fletschend.

Fauchend trat er immer näher an Broxx heran. Dieser ging rasch seine Möglichkeiten durch, während die Sekunden wie Minuten in seinen Gedanken verstrichen.

Sollte er versuchen, sich gegen den Angriff zu stemmen? Oder war es besser, schleunigst das Weite zu suchen und in den Schutz der Gruppe zu flüchten?

Ich kann die Leute dem Vieh nicht einfach zum Fraß vorwerfen...

Dann, plötzlich ging ihm ein Licht auf und begann, aggressiv auf seinen Gegner zuzurennen, welcher sich daraufhin auf einen abwehrenden Prankenhieb vorbereitete.

Doch der Mor'grosh hatte etwas anderes im Sinn. So rutschte er unter dem Raubtier und dessen tödlichen Klauen hindurch und lief schnell wieder von dem Feind weg. In einiger Entfernung blieb er stehen, baute sich bedrohlich auf und rief fordernd: „Komm doch!“.

Der verwirrte Fleischfresser drehte sich zu dem Halbork um, der gelassen, aber entschlossen auf dem sandigen Grund stand.

Der Marrkatosch hatte genug. Mit einem wilden Brüllen ließ er den Schleuderfang auf Broxx los. Aber genau damit hatte der Halbork gerechnet und sprang deshalb behände vom Boden ab, stieß sich erneut vom Kopf des Schleuderfangs ab, der ins leere schnappte, und durchtrennte im Flug den Hals des Räubers mit einem gezielten Hieb seiner Äxte. Ein Ruck ging durch den riesigen Körper der Kreatur und dann sackte sie leblos zuckend zu Boden.

Glück im Unglück, dachte Broxx, da nur einer der Flüchtlinge sein Leben hatte lassen müssen. Dennoch hatte der Angriff Panik verursacht. Ein Wagen war zur Seite gekippt, Gepäck lag auf dem Boden verstreut und einige Leute waren auf der Flucht vor dem Biest verletzt worden. Margha beschäftigte sich bereits mit ihnen, linderte ihre Schmerzen mit ihren schamanistischen Kräften und Kräutertinkturen, die sie am Vorabend zubereitet hatte. Die beiden Krieger und die Elfe kümmerten sich derweil um die Sachschäden und stellten den Wagen wieder auf. Nachdem der erste Schreck überwunden und das verursachte Chaos beseitigt war, setzte die Gruppe schließlich ihren Weg fort.

Am Abend des nächsten Tages erreichten sie Karratosch, die Hauptstadt der Orks. In einer Pracht, die Broxx erneut den Atem raubte, baute sich das riesige Stadttor aus quaderförmigen Steinen vor ihnen auf, dessen Wehrgänge und Stadtmauer mit spitzen Stacheln bewehrt waren, um ein feindliches Eindringen zu verhindern.

Nun durchschritten sie den dreißig Fuß hohen Eingang, der genau wie der Rest der Stadt von zahlreichen bis an die Zähne bewaffneten Orks bewacht wurde. Angriffe von feindlichen Völkern mussten sie in ihrer Wüste wahrscheinlich nicht fürchten, die Räuber der Wüste stellten jedoch keinen minder gefährlichen Gegner dar.

Sobald sie die Mauer hinter sich gebracht hatten, erstreckte sich im Tal vor ihnen eine bunte Häuserlandschaft. Karratosch lag zwischen zwei Bergen, die einst von einem See umspült worden waren, dessen ausgetrocknetes Bett nun den Grünhäuten Heimat bot. Die blutrote Abendsonne stand jetzt genau zwischen ihnen und tauchte das ganze Tal in einen mystischen Schein.

Nachdem sie eine Weile erstaunt das Schauspiel betrachtet hatten und die Flüchtlinge sich auf einem Platz in der Nähe provisorisch eingerichtet hatten, setzten Broxx und seine neuen Gefährten schließlich ihren Weg zum Kriegerhäuptling fort.

Er beobachtete das geschäftige Treiben der Orks. Einige fegten ihre Häuser, andere boten allerlei Waren feil und Krieger stählten sich auf dem Übungsplatz.

Keiner von den Grünhäuten sagte etwas, aber an ihren Blicken erkannte der Mor'grosh die unverhohlene Feindseligkeit gegenüber seiner verhassten Rasse. Dennoch ging er unbeirrt weiter. Für irgendwelche unwichtigen Auseinandersetzungen war jetzt wirklich keine Zeit.

Nach einem anstrengenden Marsch durch das Gassenlabyrinth erreichten sie endlich die Feste des Kriegshäuptlings. Die orkischen Steinmetze gehörten definitiv nicht zu den Besten ihres Fachs, aber mit diesem Gebäude hatten sie ein Kunstwerk für die Ewigkeit erschaffen.

Ein dreiköpfiger Marrkatosch als König der Wüste war in den Fels des Höheren der beiden Berge eingelassen. Zwei der Köpfe reichten weit in die Luft, aber der Dritte streckte sich der Gruppe entgegen. In dessen geöffnetem Maul befand sich der Eingang zur Feste.

„Ein Meisterwerk“, raunte der Menschenkrieger.

Der alte Ork erwiderte: „Es ist nur eines der vielen Wunder orkischer Baukunst. Du würdest Augen machen, wenn du den Tempel des Blutgottes in Narrka sehen könntest, Junge. Aber die Stadt wurde von euch verdammten Krroa, euch Weißhäuten, zerstört.“ Er spuckte aus.

Man merkte dem Jungen seine Verärgerung über die Beleidigung seiner Vorfahren deutlich an, aber er schluckte seine Wut hinunter.

„Seid still jetzt“, sagte Broxx energisch. „Wir haben ein ernsthaftes und wichtiges Gespräch vor uns und können keine Streitereien gebrauchen.“

Er warf ihnen einen mahnenden Blick zu, dann wandte er sich zum Ratsherrn des Kriegshäuptlings, der sie am Eingang erwartete.

„Was ist euer Anliegen, Mor’grosh?“, fragte dieser etwas unwirsch.

„Werter Ratsherr“, begrüßte Broxx den Ork, „Wir haben eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit mit dem Kriegshäuptling zu besprechen. Unser Anlass ist ein Angriff von merkwürdigen Kreaturen auf eine Siedlung am Rande der Steppe. Wir führen die Gruppe von Überlebenden des Angriffs. Uns ist es gelungen, aus der Gefangenschaft zu fliehen.“

Den hochgestochenen Ton hatte Broxx von seinen Eltern und den Weisen seines Stammes gelernt. Im Gegensatz zu den meisten Orks konnte er sogar Lesen und Schreiben.

„Wir leben wahrlich in stürmischen Zeiten. Man munkelt im Norden hat ein Umbruch der Herrschaft stattgefunden. Die Straßen im Osten zu den Menschen sind unsicher geworden. Und die Spitzohren schotten sich von allem ab. Ich werde euch zum Kriegshäuptling bringen, Halbblut.“ Das Wort Halbblut betonte er besonders und auch ihm lag jener herabwürdigende Blick in den Augen.

Nun wurden sie durch die Gänge der Festung geführt. Bis auf einige Kriegstrophäen blieben die Wände völlig kahl, was das Gemäuer sehr militärisch und kalt wirken ließ.

Fünf Abbiegungen später betraten sie den Thronsaal. Auf dem Boden war eine große, lederne Karte von Korrha ausgebreitet, um die einige Orks nachdenklich herumstanden. Anscheinend hielten sie gerade eine Beratung ab. Der Kriegshäuptling saß auf einem steinernen, an den Seiten mit Stacheln besetzten Thron und hörte sich die Vorschläge seine Berater an. Als er die Ankunft der Gruppe bemerkte, bedeutete er den Anwesenden, still zu sein, erhob er sich und schritt auf sie zu.

„Ratsherr Morghur, wen bringt ihr uns denn da?“

Als er Broxx anblickte, kniete dieser nieder und senkte den Kopf. Die anderen taten es ihm gleich.

Der Ratsherr antwortete demütig: „Kriegshäuptling Thrakk, diese Gruppe ersucht Audienz bei euch. Sie sagen, sie seien Flüchtlinge eines Angriffs auf ein Dorf am Rand der Steppe.“

„Lass sie sprechen. Und ihr anderen: Entfernt euch. Ich kann euch und eure Zankereien nicht mehr sehen!“ Die Ratsmitglieder verließen den Raum. Dann sprach der Anführer mit Erleichterung in der Stimme: „Ihr dürft euch erheben. Erzählt mir, was vorgefallen ist und spart nicht an Einzelheiten. Ein wenig Abwechslung tut mir gut. Nennt mir jedoch erst einmal Eure Namen.“

„Ich bin Broxx, Sohn des Garthrak, Herr. Meine Begleiter nennen sich Elune, Lurd und Margha, Tochter der Nathanee. Und Mrosh Einauge dürftet ihr sicher kennen.“ Als Thrakk anerkennend nickte, fuhr er fort. „Wir kommen alle aus unterschiedlichen Gegenden, aber uns verbindet, dass wir in einem Menschendorf, am Rand zu eurem Reich von Kreaturen entführt wurden, die wie ein Bündnis aller Rassen Korrhas wirken. Allerdings sind sie vollkommen schweigsam und ihre Hautfarbe schimmert seltsam violett.

Mir gelang es, mich und die anderen zu befreien und den Anführer der schwebenden Festung, in der wir gefangen waren, zu töten. Meiner Ansicht nacht... handelte es sich um einen Maleficar.“

Nachdem der Kriegshäuptling eine Weile geschwiegen hatte, sagte er nachdenklich: „Beunruhigend. Ich glaube Euch, Mor’grosh, und den Geschehnissen muss nachgegangen werden. Dennoch kann ich Euch nicht behilflich sein. Ihr wisst vermutlich, dass meine Leute eine gewisse Abneigung gegen Euren Volksstamm hegen. Sie halten euch für schwach und unwürdig.“ Er sah Broxx direkt in die Augen, der die Weisheit in denen seines Gegenübers erkennen konnte. „Ich jedoch bin anderer Meinung. Euer Volk und mein Volk sind im Wesentlichen gleich.

Leider haben uns Arroganz und Unbedachtheit entzweit und ich kann diese verbreitete Meinung nicht ändern. Aber zumindest werden wir die Schamanen befragen. Nun…“ – BUMM.

Ein lauter Knall schnitt ihm das Wort ab. Feine Bröckchen regneten von der Decke und durch ein Fenster drang Rauch in den Raum.

Nachdem sie den Schock überwunden hatten, kam ein dunkelhäutiger Ork in den Thronsaal gehetzt. „Ein Angriff...Aus der Luft…Mitten in der Stadt…Explosion…dunkle Gestalten“ keuchte er. Dann brach er zusammen. Ein Pfeil steckte in seinem Rücken.

Ruhig sagte der Kriegshäuptling: „Nun, es scheint wir haben ein Problem. Im Untergeschoss des Gebäudes ist es sicher. Dort könnt ihr euch ...“

„Nein“, unterbrach Broxx ihn. Wir kämpfen an eurer Seite.“

Thrakk nickte nur, der Ernst der Situation stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Dann kommt.“

Sie eilten ins Freie, wo Krieger aus der ganzen Stadt zum Schauplatz des Geschehens strömten. Sie folgten einfach den anderen.

Schon von Weitem konnte man erkennen, was passiert war:

Ein großes Loch klaffte in der Festung gegenüberliegenden Berg. Daraus strömten unzählige Schattenkreaturen jeder Form und Größe auf die notdürftig errichtete Verteidigungslinie zu. Die Orks bildeten heldenhaft eine Mauer aus Leibern gegen den Feind und metzelten erbarmungslos alles nieder. Wenn einer fiel, rückte eine andere Grünhaut nach.

Schon von Weitem begann der Kriegshäuptling seine Befehle brüllen.

Augenblicklich begannen einige Orks, alles zu sammeln, was nicht niet- und nagelfest war, um daraus eine Barrikade zu errichten.

Broxx und seine Gefährten reihten sich in die Verteidigungslinie ein. Er zog seine beiden Äxte, Lurd und Mrosh ihre Schwerter, die Elfe Elune legte die Sehne ihres Akazienbogens an und Margha konzentrierte sich, um ihre schamanistischen Kräfte jederzeit abrufen zu können.

Lange blieb ihnen auch nicht Zeit sich vorzubereiten, denn ständig strürmten neue Feinde auf die Verteidiger zu und versuchten, einen von ihnen auszuhebeln, um hinter die anderen zu gelangen. Doch alle wurden sie rechtzeitig gestoppt. Jeder aus der Gruppe brachte den Tod über unzählige Gegner, jeder auf seine Weise.

Aber das Aufgebot an Kreaturen nahm kein Ende, die Reihen der Orks lichteten sich und langsam wurden sie müde.

Zu allem Überfluss verließen nun auch drei große Schatten den Krater und schwangen ihre mächtige Keulen und Ketten.

Broxx brüllte: „Lurd, Mrosh, ihr nehmt euch den Rechten vor, Margha Elune, schnappt euch den Linken, ich gehe auf den in der Mitte!“

Ohne eine Antwort abzuwarten rannte er auf seinen Feind zu. Die Wesen waren etwa dreimal so groß wie der Mor'grosh, die Schädel ähnelten denen von Ogern, hinten rund, ein langes Maul, die schwarzen Hörner eingedreht, die raubtierähnlichen Kiefer waren mit Reißzähnen besetzt, alles in allem kamen sie etwas zu wild geratenen Ogern gleich.

Die muskelbepackten Arme ließen eine schwere Eisenkette auf den nahenden Halbork zuschnellen.

Doch er wich dem Angriff gekonnt zur Seite aus, der Einschlag hinterließ eine fußtiefe Spur im Boden.

Broxx machte sich bereit, auf den Schatten zuzuspringen, aber dann umschlang etwas seine Beine und er stürzte auf den harten Fels. Die Kreatur hatte die Kette blitzschnell umschwenken lassen und ihn schwer getroffen; und sie war bereits im Begriff erneut auf den Mor'grosh einzuschlagen. Der konnte sich gerade noch rechtzeitig sammeln und verhindern, zweigeteilt zu werden.

Hastig griff er seine beiden am Boden liegenden Äxte und versuchte in die Nähe des gehörnten Ungetüms zu gelangen, doch dieses hielt ihn mit gezielten Hieben auf Abstand. Einige Male kam er beinahe auf Schlagreichweite heran, aber das Monstrum schaffte es immer wieder, ihn von sich fernzuhalten und streifte ihn immer wieder so mit der Kette, dass er nicht wenige Platzwunden und Blutergüsse davontrug.

Jetzt wurde es ihm zu viel. Er versuchte mit einer wilden Schlagabfolge die Beine seines Gegners zu verletzen, doch dieser war schneller. Dessen Faust traf ihn hart am Körper und schleuderte ihn mehrere Meter durch die Luft, sodass er schließlich am Boden schleifend nach und nach zum Erliegen kam.

Nur mühsam konnte er sich aufrichten. Um Atem ringend ließ er seinen Blick suchend über den Grund schweifen, aber seine Waffen lagen außer Reichweite. Die Kräfte schwanden ihm langsam. Zu viele Verletzungen hatte er erlitten. Aus dem Nichts sah er die Kettenpeitsche auf sich zuschnellen...

Jedoch prallte sie an einer unsichtbaren Schutzschicht ab. Ungläubig sah er zur Seite. Margha zwinkerte ihm zu, dann wandte sie sich wieder ihrem eigenen Widersacher zu. Er nickte dankend.

Und er nutzte die Chance, griff nach der Kette und krallte sich daran fest. Das Ungeheuer hielt verdutzt inne, aber dann schwang es erneut seine Waffe, um Broxx gegen den Boden zu hämmern. Dieser jedoch nutzte den Schwung der Ausholbewegung, ließ in der Luft los und landete auf dem Rücken des Feindes. Er packte die geschwungenen Hörner und zog so fest er konnte daran, Risse zeichneten sich rundherum am Kopf ab. Das Ungetüm brüllte und wand sich vor Schmerzen, schließlich rissen die Hörner aus der Schädelplatte. Übrig blieben zwei Löcher, aus denen grünes Blut quoll.

Trotz der enormen Qualen fasste das Ungeheuer wieder einen klaren Gedanken und versuchte Broxx mit der riesigen Pranke von seinem Rücken zu fegen. Aber dieser war schneller. Er rammte eines der Hörner durch die Hand in das Nackenfleisch der Kreatur, Blut spritzte ihm ins Gesicht, das Monster sank in die Knie.

Das andere Horn fest in der Hand haltend sprang der Mor'grosh zurück auf den Boden. Er schritt langsam auf seinen Feind zu, der mit einem markerschütternden Brüllen und Zähnefletschen auf ihn wartete, was ihn wenig beeindruckte.

Dann stieß er ihm das Horn ins Herz, ehe er ihn verschlingen konnte.

***

Obwohl der Gegner besiegt war, hatte Broxx keine Zeit sich auszuruhen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Margha und Elune unter heftiger Bedrängnis standen.

Er rannte zu ihrer Hilfe. Als er sie beinahe erreicht hatte, schwang der ogerähnliche Schatten seine Keule auf die beiden Frauen zu. Margha formte einen Schatzzauber für die Elfe, aber sie war nicht schnell genug, um sich selbst zu helfen. Im letzten Moment versuchte sie dem Angriff auszuweichen, jedoch wurde sie am Oberkörper gestreift. Die Kettenrüstung, die sie trug, schützte sie vor größeren Verletzungen, aber die Wucht des Schlags schleuderte sie zu Boden.

Bewusstlos blieb sie liegen. Aufgrund des Schutzzaubers verschont geblieben, stand Elune nun kurz geschockt da und rührte sich nicht vom Fleck. Ehe sie sich wieder gefangen hatte, packte der Schatten die zierliche Elfe mit seiner riesigen Klaue und hob sie in die Luft, wollte sie fressen.

Als Broxx mit ansehen musste, wie Margha weh getan wurde, stieg eine enorme Wut in ihm hoch. Er konnte es nicht ertragen, sie leiden zu sehen. Es war so ähnlich wie bei Theta. Sie bedeutete ihm schon nach der kurzen Zeit, die er sie jetzt kannte, etwas. Hitze breitete sich in ihm aus, er kochte innerlich; und er begann, die Kontrolle zu verlieren. Er spürte, dass sich der Wolfsdämon in seinem Inneren regte...

… und er ließ ihn gewähren. Die Kraft des dunklen Wesens würde es ihm erlauben, seine Freunde zu retten und die Feinde zurückzuschlagen.

Seine Glieder begannen zu wachsen, Haare sprossen auf seiner hellbraunen Haut und in seinem Mund bildeten sich scharfe Reißzähne. Die Augen leuchteten rot.

Dies alles geschah in wenigen Sekunden, aber für Broxx verging die Zeit deutlich langsamer, da der Zorn sein Bewusstsein veränderte.

Sobald die Verwandlung vollzogen war, stürmte er auf den Schattenoger los. Der ließ vor Schreck die Elfe, die er eben noch verschlingen wollte, fallen und versuchte Hals über Kopf, sich dem mutierten Mor'grosh rechtzeitig entgegen zu stämmen, doch er konnte der Wucht der Angriffs nicht standhalten und wurde zu Boden geworfen. Broxx stürzte sich auf ihn und zerfleischte ihn mit Fängen und Klauen, das grüne Blut spritzte nur so und bedeckte seinen ganzen Körper.

Mit rasendem Puls rannte der Halbork nun auf das nächste Ungetüm zu und metzelte dabei alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Lurd war über Mrosh gebückt und hantierte an dessen Brustpanzer herum. Anscheinend war der Ork schwer verletzt worden, denn er rührte sich nicht. Broxx kümmerte sich nicht darum.

Als er seinen Feind erreicht hatte, machte er einen großen Satz und rammte dem Schatten die Klaue in die Brust, die Krallen traten aus dem Rücken wieder hervor. Er nahm den toten Körper und schleuderte ihn auf eine Gruppe näher rückender Feinde.

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