Das sieghafte Auftreten des Kaisers in Rom nahm den Papst mehr gegen als für ihn ein. Bald entstand gegenseitige Verstimmung: Friedrich war entrüstet, dass der Papst das Königreich Sizilien und das Herzogtum Apulien nebst Neapel, Amalfi und Salerno ohne ihn zu fragen dem Normannenherzog Roger zu Lehen gab; der Papst nahm es übel, dass Friedrich nichts zur Befreiung des dänischen Erzbischofs Eskil von Lund tat, der in Deutschland gefangengenommen war. Unversehens kam der von beiden Seiten noch zurückgehaltene Unwille zu erschreckendem Ausbruch. Der Kaiser hatte in zweiter Ehe Beatrix von Burgund geheiratet und dadurch, dass ihr Vater ohne Hinterlassung von Söhnen starb, Burgund und die Provence erworben, ein Gebiet, das zwar zum Reich gehörte, aber mit seiner überwiegend romanischen Bevölkerung sich mehr und mehr losgelöst hatte. Seine Absicht war, es dem Reiche wieder enger anzuschließen, und er hielt im Jahre 1157 in der alten Bischofsstadt Besançon einen Reichstag ab, um die dortigen Verhältnisse zu ordnen. Die angesehensten Herren von Burgund, der Erzbischof von Vienne, der zugleich Erzkanzler von Burgund war, der Primas von Lyon und andere leisteten bereitwillig die Huldigung, wie sich überhaupt zeigte, dass der junge König sich bereits im ganzen Abendlande Ansehen erworben hatte. Auf dieser Tagung erschienen zwei Abgeordnete des Papstes, Roland, Kardinalpriester von San Marco, und der Kardinalpriester von San Clemente, und überbrachten ein Schreiben des Papstes an den Kaiser mit Vorwürfen wegen der Gefangennahme des Erzbischofs von Lund, die als eine schändliche Untat von viehischer Wildheit bezeichnet wurde, an der der Kaiser dadurch, dass er sie nicht bestrafe, mitschuldig sei. Rainald las als Kanzler den Brief vor und verdeutschte ihn. Nachdem der Papst die Liebesbeweise aufgezählt hatte, durch die er den Kaiser seiner väterlichen Gesinnung versichert habe, kam die folgende Stelle: »Und es reut uns auch nicht im mindesten, in allem deinen Wunsch und Willen erfüllt zu haben, ja, bei dem Gedanken, was die Kirche Gottes und wir selbst durch dich an Vorteilen gewinnen könnten, würden wir uns mit Recht freuen, wenn es möglich gewesen wäre, dass deine Herrlichkeit aus unserer Hand noch größere Beneficia empfangen hätte.« Das Wort Beneficia hätte Rainald mit Wohltaten übersetzen können; aber er wählte das Wort Lehen. Als Friedrich das erste Mal in Rom war, sah er im Lateran ein Bild des Kaisers Lothar, wie er dem Papst den Steigbügel hält, und darunter einen Vers, der besagte, dass der Kaiser Lehensmann des Papstes geworden sei und die Krone von ihm empfangen habe. Er hatte vom Papst die Zusage verlangt und erhalten, dass das Bild mit der Inschrift entfernt würde. Dass trotzdem in manchen Kreisen Roms, namentlich in der Umgebung des Papstes, die Auffassung bestand, der Kaiser empfange in Rom Kaisertum und Krone als ein päpstliches Geschenk, wusste der Kaiser. In diesem Sinne klang das Wort Beneficia oder Lehen wie eine Herausforderung, und in den Reihen der anwesenden Fürsten äußerte sich laut und heftig der Zorn. Anstatt den Text des Briefes geschickt auszulegen, rief einer der Legaten frech in den Lärm hinein: »Von wem hat denn der Kaiser sein Kaisertum, wenn nicht vom Herrn Papst!«, damit die Bedeutung, die Rainald von Dassel in das Wort gelegt hatte, als richtig zugestehend. Der Pfalzgraf von Bayern, Otto von Wittelsbach, ein besonders treuer und verdienter Anhänger des Kaisers, zog sein Schwert, um die Beschimpfung des Reiches zu rächen; der Kaiser trat sofort schützend vor die Bedrohten und sorgte dafür, dass sie unverletzt in ihre Herberge gebracht wurden, befahl ihnen aber, unverzüglich nach Rom zurückzureisen. Den ganzen Vorgang schilderte der König den Fürsten in einem Rundschreiben, das mit den Worten schloss, er hoffe, ihre Treue werde nicht zulassen, dass die Ehre des Reiches, das seit der Gründung Roms und Einführung des christlichen Glaubens bis auf die gegenwärtige Zeit ruhmvoll bestanden habe, durch eine so unerhörte Neuerung und anmaßende Überhebung gemindert werde. »Ich selbst werde ohne Wanken eher in den Tod gehen, als unter unserer Regierung solch einen schmachvollen Umsturz dulden.« Der Papst hoffte, wenigstens die geistlichen Reichsfürsten auf seine Seite ziehen zu können; aber er musste erleben, dass sie einmütig zum Kaiser hielten. Sie teilten Hadrian in einem gemeinsamen Schreiben mit, der Kaiser habe ihnen auf ihr Ersuchen in geziemender Weise seinen Standpunkt erklärt. Zwei Rechtsquellen gebe es für die Reichsregierung, habe er ihnen geschrieben, die Gesetze des Kaisers und das Gewohnheitsrecht. Die Schranken der Kirche wolle er nicht überschreiten, dem Heiligen Vater wolle er gern die schuldige Ehrfurcht erweisen, aber die freie Krone seines Kaiserreiches halte er einzig für Gottes Beneficium. Bei der Wahl habe der Erzbischof von Mainz die erste Stimme, dann folgten die übrigen Fürsten, die Salbung zum Könige stehe dem Erzbischof von Köln zu, die höchste, die zum Kaiser, dem Papst, was darüber hinausgehe sei vom Übel. Er werde eher die Krone niederlegen, als zu einer Erniedrigung der Krone und zugleich seiner Person seine Zustimmung geben. Der Wiedergabe des kaiserlichen Schreibens fügten die Bischöfe die Bitte hinzu, der Papst möge ihre Schwäche schonen und den Kaiser besänftigen, damit die Kirche sich der Ruhe erfreue und das Reich seines Ruhmes genieße. Anders als vor hundert Jahren Heinrich IV. führte Friedrich I. das Zepter. Hadrian sah sich gezwungen nachzugeben, umso mehr, als er erfuhr, dass Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach, die feurigsten Ritter der kaiserlichen Ehre, bereits als kaiserliche Gesandte in Italien eingetroffen waren. Zwei Kardinäle mussten ein Schreiben nach Augsburg bringen, wo der Kaiser sich aufhielt, in dem er erklärte, dass er das Wort Beneficium nicht im Sinne von Lehen, sondern von Wohltat gebraucht habe.
Der Treue sämtlicher Fürsten sicher, führte Friedrich ein großes Heer nach Italien und erzwang die Unterwerfung Mailands. Seine Stellung verstärkte sich noch dadurch, dass der Tod zweier Kirchenfürsten ihm ermöglichte, die höchsten Reichswürden mit Männern von unerschütterlich reichstreuer Gesinnung zu besetzen: Rainald von Dassel wurde Erzbischof von Köln und einige Jahre später Christian, der nach Rainald Kanzler geworden war, Erzbischof von Mainz. Dass der mächtigste weltliche Fürst und die beiden höchsten geistlichen Fürsten, Heinrich der Löwe, Rainald von Dassel und Christian von Beichlingen, geniale Persönlichkeiten und kaiserlich gesinnt waren, das war ein Zusammenströmen von Kräften, wie es die Mittagszeiten der Völker zu bezeichnen pflegt. Sowohl Mailand wie der Papst mussten sich der Übermacht beugen; allerdings aber war es nur ein Zurückweichen vor der Gewalt, kein Aufgeben der Ansprüche. Unausgetragen blieb der Streit über die Mathildischen Güter, über Sizilien und Apulien, über die Investitur; der Kaiser beklagte sich, dass der Papst ohne ihn zu fragen, Gesandte nach Deutschland, der Papst, dass der Kaiser Gesandte nach Rom schickte, wo alles, Leute und Regalien, ihm gehöre. Da er nach Gottes Anordnung römischer Kaiser heiße, sagte Friedrich, so würde er nur ein Schattenkaiser mit leerem Namen ohne Bedeutung sein, wenn er die Gewalt über die Stadt Rom aus der Hand ließe. Als Hadrian im Jahre 1159 im Sterben lag, ließ er die Kardinäle schwören, nur einen solchen Papst zu wählen, der den Kampf gegen den Kaiser zu Ende führe; so wenigstens sagte und glaubte man. Die Kardinäle waren geteilter Meinung: diejenigen die den Frieden wollten, wählten Oktavian, der sich als Papst Viktor IV. nannte, die Gegner des Kaisers jenen Roland, der den verhängnisvollen Auftritt auf dem Reichstage zu Besançon herbeigeführt hatte; er hieß als Papst Alexander III. Friedrich hielt es für richtig, sich nicht selbst für einen Papst zu entscheiden, sondern ein Konzil zu berufen; in Dingen, die Gott beträfen, sagte er, stehe ihm kein Urteil zu, aber er habe das Recht, Konzilien zu berufen, wie Konstantin, Theodosius, Karl und Otto getan hätten. Persönlich beiwohnen tat er dem Konzil, das in Pavia stattfand, nicht. Nach langen Untersuchungen und Zweifeln erklärte sich die Versammlung für Viktor; die Verwerfung Alexanders wurde damit begründet, dass er sich dem Konzil nicht gestellt habe, dass er sich offen als Reichsfeind zeige, indem er sich mit Mailand und Sizilien verbündet habe, wodurch die Zwietracht zwischen Kaisertum und Priestertum verewigt werde. Da die lombardischen Städte im Augenblick wehrlos waren, blieben dem schismatischen Papst Alexander nur zwei Mächte, auf die er sich stützen konnte: das Normannenreich Sizilien und Frankreich.
Von dem Augenblick an, wo es nicht mehr durch innere Zerwürfnisse geschwächt war, blickte Frankreich eifersüchtig auf das Römische Reich deutscher Nation. Allerdings dämpfte der beginnende Gegensatz zwischen England und Frankreich die Feindseligkeit Ludwigs VII., aber sie war doch so wenig verhehlt, dass Alexander III. sich mit ihm verständigen konnte; es gelang ihm sogar, einen Frieden zwischen England und Frankreich zustande zu bringen. Damit begann das sich immer erneuernde und festigende Bündnis, dessen Spitze sich gegen Deutschland kehrte, von dem der französische König als Frucht die Übertragung des Kaisertums von Deutschland auf Frankreich erhoffte.
Der Tod Viktors IV. im Jahre 1164 gab Gelegenheit, das Schisma aufzuheben, wenn Friedrich sich zur Anerkennung Alexanders bequemte. Es ist anzunehmen, dass er dazu geneigt war. Ein Schisma führte viel Unzuträglichkeiten für das ganze Reich mit, es gehörte zu den ersten Pflichten des Kaisers, die gute Beziehung zwischen Kurie und Imperium herzustellen. Wie konnte er wissen, wie lange die Treue der Fürsten in so gespannter Lage ausdauern würde. Aber schon seit einer Reihe von Jahren herrschte ein anderer neben dem Kaiser: Rainald von Dassel. Der stolze Sachse erwog nichts als seinen Hass und seine Kraft; kein Zweifel kam ihm an, ob er in dem ungeheuren Kampfe siegen könnte. Um dem Kaiser die Möglichkeit der Versöhnung abzuschneiden, betrieb er in Eile die Wahl eines neuen kaiserlichen Papstes; es war Paschalis III. Wenn der Kaiser über die Eigenmächtigkeit des Erzbischofs verstimmt war, so war er es nicht auf lange; auch dass Rainald mit einem Bruder des Kaisers im Streite lag, wurde verziehen. Als Zeichen seiner Gunst beschenkte Friedrich seinen Getreuen mit einer Reliquie von unschätzbarem Wert, den Leibern der Heiligen Drei Könige, der Magier, wie man sie zu nennen pflegte. Der Sage nach führte der Erzbischof den wundertätigen Schatz, der seine Stadt zum heiligen Köln machte, durch die zierliche Pforte bei Sankt Maria im Kapitol heim, nachdem er sich auf Umwegen durch Hochburgund reisend vor den Nachstellungen des Papstes und Frankreichs gerettet hatte. Um seiner Politik Erfolg zu sichern, ging er nach England und brachte ein Bündnis mit König Heinrich II. zustande. Nicht nur die Verbindung einer Tochter des englischen Königs mit einem Sohne Barbarossas wurde zur Besiegelung des Bundes ins Auge gefasst, sondern auch die Vermählung von Heinrichs Tochter Mathilde mit Heinrich dem Löwen; die Ehe des Herzogs mit Clementia von Zähringen musste zu diesem Zweck aufgelöst werden. Auf einem Reichstage zu Würzburg im Frühling des Jahres 1165 errang Rainald einen fast erschreckenden Triumph, indem er den Kaiser und alle anwesenden Fürsten bewog, sich durch einen Eid zu verpflichten, dass sie immer an Paschalis festhalten, niemals zu Alexander übergehen wollten. Umso erstaunlicher war der Erfolg, als nicht nur der Kaiser einen so gewalttätigen Schritt missbilligte, sondern auch ein so bedeutender und einflussreicher Mann wie der Erzbischof Wichmann von Magdeburg dagegen war. War sein Wille der Zauber, der die Herzen wendete? Das des Kaisers gehörte wieder ganz ihm. Im Hochgefühl seiner weltbeherrschenden Macht ließ Friedrich, als er in Aachen das Weihnachtsfest feierte, den Sarkophag Karls des Großen öffnen und den Begründer des Reiches durch Paschalis heiligsprechen. Aachener Goldschmiede bekamen den Auftrag, einen Schrein zur Aufnahme der Gebeine herzustellen.
Die augenscheinliche Absicht der Mailänder, ihre zerstörte Stadt wieder aufzubauen, und die Umtriebe des Gegenpapstes Alexander führten den Kaiser nach Italien; Rainald war ihm vorausgegangen, um Paschalis nach Rom zu führen. Während der Kaiser siegreich die Lombardei durchzog, kam es um Pfingsten 1167 bei Tusculum zur Schlacht. Diese stets kaiserliche Stadt hatte Rainald mit seinem kleinen Heer Kölner Ritter aufgenommen und wurde nun durch ein an Zahl weit überlegenes römisches belagert. Die Lage der Eingeschlossenen war verzweifelt, als in letzter Stunde Erzbischof Christian von Mainz mit brabantischen Soldaten heranrückte, um Tusculum zu entsetzen. Dem Heer der Römer gegenüber war ihre Zahl so gering, dass sie trotz aller Tapferkeit zu weichen begannen; da brach Rainald mit seinen kölnischen Rittern, hochedle nannte er selbst sie, aus der Stadt hervor, und die beiden kriegerischen Erzbischöfe erfochten gemeinsam einen vollständigen, einen überwältigenden Sieg. Von 30 000 Römern kehrten nach Rainalds Angabe nur 2000 zurück. Die Beute, so schrieb er seinen Kölnern, hätten seine Kölner Ritter, mit dem Siege zufrieden, den Brabantern überlassen, um ihren hohen Sinn gegenüber den Söldnern zu zeigen. Rainald hatte seine Aufgabe gelöst: er führte Kaiser und Papst nach Rom, wo Paschalis die Kaiserin Beatrix, die ihren Mann stets zu begleiten pflegte, krönte und salbte. Alexander III. war aus Rom entflohen und hatte Zuflucht in Benevent gefunden.
Friedrichs Oheim, Bischof Otto von Freising, macht in seinem Buch von den Taten des Kaisers einmal die Bemerkung, die Ärzte sagen, es sei besser zur Höhe als auf der Höhe; denn die aus vielerlei zusammengesetzte Natur bleibe nie im gleichen Zustande, strebe zur Auflösung. Was auf der Höhe angelangt sei, müsse sich abwärts bewegen. Dies Gesetz vollzog sich nach dem Siege von Tusculum mit grauenvoller Pünktlichkeit. Es war Sommer, eine Seuche brach aus und verbreitete sich, an der das Heer und seine Führer zugrunde gingen. Es starben Herzog Friedrich von Schwaben, der Sohn König Konrads III., der jüngere Welf, der an Stelle seines Vaters dessen italienische Besitzungen verwaltete, der Pfalzgraf von Tübingen, die Grafen von Sulzbach und Lippe, die Bischöfe von Prag, Verden, Lüttich, Regensburg, Augsburg, Zeitz und Speyer und, als Unersetzlichster von allen, Rainald von Dassel, der Erzbischof von Köln. Wie ein geschlagenes Heer flüchteten die Überlebenden, wie und wo ein jeder konnte, über die Berge nach Deutschland zurück.
In jedem Unglück, das ihn traf, offenbarte Friedrich seinen elastischen Geist. Nicht einmal seine Mienen verrieten Niedergeschlagenheit, viel weniger Verwirrung oder Unsicherheit seine Handlungen. Vielleicht war es zu seinem Heile, dass das verwegene Herz des Grafen von Dassel nicht mehr schlug und ihn nicht mehr über die Schranken, die er sich selbst gesetzt hatte, fortreißen konnte. Infolge seiner Niederlage konnten allerdings die Widerstrebenden unter den lombardischen Städten allmählich neue Kraft sammeln; aber im deutschen Reiche blieb sein Ansehen unerschüttert, und es gelang ihm, dank dem Zusammenwirken mit Heinrich dem Löwen, einen leidlichen Friedensstand zu erhalten.
Heinrichs Lebenszweck war, sein sächsisches Herzogtum zu einem geschlossenen, womöglich das nördliche Deutschland umfassenden Staat zu bilden, in dem alle Rechte in seiner Hand lägen. Fast alle Fürsten suchten zu erobern und zu erraffen, was die Gelegenheit bot; wenige hatten die Bildung eines abgerundeten Staates im Auge, und noch wenigere gingen dabei mit so durchgreifender Rücksichtslosigkeit vor wie Heinrich der Löwe. Nicht Freundschaft, nicht Gerechtigkeit noch Dankbarkeit hemmten ihn. Wahrhaft wie ein Löwe, ein blindes Geschöpf der Natur, das mit schwerer Tatze zermalmt, was vor ihm sich bewegt, ging er großmütig und unheilvoll seinen geraden Weg. Den Grafen Adolf von Holstein, seinen Gefährten in vielen Kämpfen, zwang er, ihm seine Stadt Lübeck abzutreten; dem jungen Pfalzgrafen Adalbert nahm er seine Bergfeste Lauenburg bei Quedlinburg, auf die er keinerlei recht hatte. An den Heidenbekehrer Wizelin stellte er die Forderung, er solle von ihm die Investitur annehmen, ein unerhörter Eingriff in die kaiserlichen Rechte. Als Wizelin nach Beratung mit dem Erzbischof von Bremen sich weigerte, wie das auch seine Pflicht war, sperrte er ihm die Einkünfte, sodass der gute Mann, wenn er nicht verhungern wollte, sich fügen musste. Heinrich begründete sein Ansinnen damit, dass er die von ihm eroberten, ehemals slawischen Gebiete zu eigenem Besitz habe. Es gab kaum einen unter den norddeutschen Fürsten, dem er nicht irgendein Recht oder Gebietsstück entrissen; den er nicht durch sein herrisches Auftreten gekränkt hatte. Der Führer seiner Gegner war Albrecht der Bär aus dem Geschlecht der Grafen von Askanien, der ähnliche Bestrebungen wie der Herzog fast ebenso umsichtig und nachhaltig verfolgte. Er war zu der Zeit, wo Heinrich der Stolze durch Konrad III. geächtet wurde, an dessen Stelle Herzog von Sachsen geworden, und, nachdem er wegen der Wiedereinsetzung Heinrichs des Löwen hatte zurücktreten müssen, sein heimlicher Nebenbuhler geblieben. Bei der gegenseitigen Abneigung und den gleichartigen Zielen ergaben sich beständig Reibungen. Die Erzbischöfe von Bremen und Magdeburg und der Bischof von Halberstadt gehörten zu den Fürsten, die knirschend, sprungbereit im Kreise den Gewaltigen umgaben, der sie verachtete. Er tat das, weil es seine Natur war, und weil er sich durch die Gunst des Kaisers gesichert fühlte. Wie er seit der im Beginn von Friedrichs Regierung geschlossenen Versöhnung dem Kaiser bei allen seinen Unternehmungen ein treuer Gefolgsmann gewesen war, so schützte der Kaiser ihn, ohne dem Rechte peinlich Rechnung zu tragen. Selbst in der wichtigen Frage der Investitur der Bischöfe gab er nach, sodass Heinrich das Recht erhielt, die Bischöfe von Ratzeburg, Aldenburg und Mecklenburg, später Lübeck und Schwerin, zu belehnen. Als Heinrich den Markt- und Brückenzoll von Föhring, einem Ort, der dem Bischof Otto von Freising gehörte, nach München verlegte, um dadurch diese seine Stadt zu heben, auch da, wo es sich um seinen eigenen Oheim, einen hochangesehenen Geistlichen, handelte und Heinrich offenbar im Unrecht war, entschied der Kaiser zu seinen Gunsten. Im Bewusstsein der Unnahbarkeit seiner Stellung errichtete Heinrich seiner Stadt Braunschweig den ehernen Löwen, der uns bezeugt, was für bedeutende Werke aus den deutschen Erzgießereien hervorgingen. War er rücksichtslos gegen die Geistlichen, die ihn in seinen Plänen störten, so war er doch nicht unkirchlich. Wie einer ein Siegel unter gesicherten Besitz setzt, so unternahm er im Jahre 1172, als sein Gegner Albrecht der Bär gestorben und das Fundament seines Reiches festgelegt war, eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Lande. Alle Welt konnte sehen, dass er sein Herzogtum ruhig in den Händen seiner englischen Frau und seiner treuen Vasallen ließ. Unter den Geistlichen, die ihn begleiteten, war der gelehrte und verehrungswürdige Abt Heinrich von Braunschweig, der in Konstantinopel durch seine Gespräche über einige Punkte, in denen die griechische von der römischen Kirche abweicht, Bewunderung erregte. In Jerusalem hielt sich Heinrich drei Tage lang auf und teilte königliche Vergabungen aus. Den Ertrag dreier Häuser, die er kaufte, bestimmte er zur Unterhaltung dreier ewig brennender Lampen in der Auferstehungskirche. Er besuchte die heiligen Orte, den Ölberg, Bethlehem, Nazareth und das wüste Gebirge, in dem Jesus nach der Überlieferung vom Teufel versucht wurde. Überall wurde er von Christen und Heiden mit Ehrerbietung empfangen und reich beschenkt. Um den wertvollen Reliquien, die er mitbrachte, eine würdige Stätte zu schaffen, baute er in Braunschweig nach Niederreißung des alten Stiftes den Dom, in dem wir jetzt sein und seiner Frau Mathilde Grabmal bewundern. Auch die Dome von Ratzeburg und Lübeck hat er gegründet; sie haben den ernsten, stolzen und dabei gemütlichen Charakter, der dem alten Sachsenlande so sehr gemäß ist. An der Umrahmung eines Portals des Domes von Braunschweig befindet sich die Vertiefung, die der Sage nach die Klaue des Löwen, den der Herzog aus dem Heiligen Lande mitbrachte, zurückließ, als er den Weg zum Grabe seines Herrn suchte.
Einige Jahre nach Heinrichs Rückkehr brach der Reichskrieg gegen das wieder erstarkte Mailand aus, und der Kaiser verlangte von seinem Vetter den üblichen Zuzug. Da geschah das Unerwartete, Unbegreifliche, dass der Herzog ihm seinen Beistand versagte. Jahrelang hatte das feste Zusammenhalten von Kaiser und Herzog so bedeutende Erfolge für beide erwirkt, dass man meint, es müsse ein schwerwiegender Anlass zur Entfremdung vorgefallen sein; aber kein solcher ist bekannt. Dass Friedrich die Erbschaft des alten Welf, eines gemeinsamen Verwandten, angenommen hatte, die Heinrich für sich beanspruchte, scheint als Grund für solchen Abfall nicht zu genügen. War in Heinrich, der nun Schwiegersohn des Königs von England und Vater mehrerer Söhne war, das Bewusstsein der Macht so angewachsen, dass er nicht mehr ertragen konnte, einen Herrn über sich zu haben? Vielleicht war es wirklich nur das, dass er als Preis für seine Hilfe die Stadt Goslar verlangte, die dem Kaiser gehörte, und dass dieser sie ihm versagte. Auf diese Stadt mit ihrem Reichtum an Silber und Erzen glaubte er ein Anrecht zu haben, weil sie am Rande des Harzes, auf sächsischem Gebiet lag. Sie war ein Gegenstand, der die Raublust entflammen und einen Mann von so starrem Charakter so verblenden konnte, dass er selbst den Abgrund aufriss, der ihn verschlang.
Es steht nicht fest, wo die verhängnisvolle Begegnung zwischen den Vettern stattfand, ob in Chiavenna oder in Partenkirchen; der Kaiser kam aus Italien über die Berge, um die Hilfe vom Herzog zu erlangen, die den Ausschlag zum Siege geben sollte. Man erzählt sich, dass Friedrich dem Herzog zu Füßen gefallen sei, um ihn zum Nachgeben zu bewegen; es erschien den damaligen Menschen fast grauenvoll, dass der Herr der Welt vor seinem Vasallen das Knie beugte.
Der Sieg der Lombarden bei Legnano bedeutete für Friedrich das Hindernis des Schicksals, das den ins Leben Stürmenden zum Anhalten zwingt und zur Besinnung bringt. Er war groß genug, um zu lernen, dass er, wie hoch er auch stand, andere Mächte müsse gelten lassen, dass er sich vertragen müsse, wo er nicht herrschen konnte, und er handelte nach der gewonnenen Einsicht, ohne seiner Würde zu vergeben. Nach einer furchtbaren Niederlage erlitt er keine erhebliche Minderung seiner Macht, wenn er auch den lombardischen Städten die Selbstwahl ihrer Beamten zugestehen musste, und gar keine des Ansehens. In Venedig, wo der Frieden im Jahre 1177 abgeschlossen wurde, war er der Mittelpunkt der Bewunderung. Die beiden großen Kirchenfürsten, Christian von Mainz und Wichmann von Magdeburg, hatten erreicht, dass der Kongress nicht in Bologna stattfand, das dem Papst gehörte, sondern in der Republik, zu der der Kaiser in guten Beziehungen stand. Er unterzog sich in der Markuskirche allen Förmlichkeiten, die die Gelegenheit verlangte, um dann im Palast des Patriarchen in deutscher Sprache zu erklären, dass er geirrt habe, indem er in Angelegenheiten der Kirche mehr kraft seiner Macht als nach den Grundsätzen des Rechtes habe regieren wollen. Christian von Mainz, der sieben Sprachen fließend sprechen konnte, nämlich Griechisch, Lateinisch, Apulisch, Lombardisch, Römisch, Französisch, Brabantisch, verdolmetschte die Rede des Kaisers. Den Schluss der Festlichkeiten bildete eine Versammlung in der Markuskirche, wo der Papst den Bann über alle diejenigen aussprach, die den zwischen der Kirche und dem Kaiser, dem Kaiser und dem Königreich Sizilien und den Lombarden geschlossenen Frieden und Waffenstillstand stören sollten. Als er den Fluch ausgesprochen hatte: »Und wie diese Kerzen ausgelöscht werden, so sollen ihre Seelen der ewigen Anschauung Gottes beraubt werden«, warfen der Kaiser und alle Anwesenden die brennenden Kerzen, die ihnen überreicht worden waren, zu Boden, dass sie erloschen. Solange Alexander lebte, blieb der Friede erhalten. Er starb im Jahre 1181, ein Jahr später Christian, der große Erzbischof von Mainz, der nach wie vor den Kaiser in Italien vertrat. Die Entwicklung der Verhältnisse brachte es mit sich, dass der schneidige Bekämpfer des Papstes als sein Beschützer endete. Als die Römer im Aufstande gegen den Papst Tusculum belagerten, wo er einst seinen berühmten Sieg erfochten hatte, eilte er auf den Hilferuf desselben sofort herbei, und sein Name genügte, um die Angreifer zurückzuschrecken. Von einem Fieber ergriffen starb er bald darauf, nachdem ihn der Papst, es war Lucius III., mit den Sterbesakramenten versehen hatte. So hoch schätzte Lucius seinen Retter, dass er ein Rundschreiben an die deutschen Kirchen über seine Verdienste und seinen Tod erließ und Bestimmungen für die Feier seines Gedächtnisses traf.
Wie er einst nach einem Siege Italien gleich einem Flüchtenden hatte verlassen müssen, so kehrte Friedrich nach einer furchtbaren Niederlage wie ein Sieger nach Deutschland zurück. Er hatte auf eine unmittelbare Beherrschung der lombardischen Kommunen verzichten müssen, aber die kaiserliche Oberhoheit und ansehnliche ihr zustehende Einkünfte gesichert. Seine nächste Sorge betraf das Verhältnis zu Heinrich dem Löwen, und zwar hatte er durchaus nicht im Sinn, Rache zu nehmen für die Untreue seines Vetters, die ihn so teuer zu stehen gekommen war, sondern womöglich die frühere Gemeinschaft wiederherzustellen. Wahrscheinlich war er nicht frei von Erbitterung; aber er war gewöhnt, seinen persönlichen Gefühlen das Interesse des Reichs voranzustellen, vielleicht war unwillkürlich in seiner Brust schon beides eins geworden. Ein gedemütigter, aber immer noch mächtiger Herzog von Sachsen blieb für ihn der erwünschteste Bundesgenosse, die Stütze des Reichs, wenn er sich als Reichsfürst erweisen wollte. Was man von den steinernen Herzen der Sachsen sagte, ließ sich auf Heinrich anwenden: sein Trotz wich der Verständigung, die der Kaiser suchte, aus und zwang ihn dadurch, den Forderungen des Fürstenbundes nachzugeben, der den Herzog vernichten wollte. Friedrich hatte es ausgezeichnet verstanden, die hochmütige Adelsfamilie, die im Kaiser den von ihr erwählten Vertreter ihrer Interessen sah, zugleich zu ehren und zu beherrschen; umso weniger konnte er die offene Widersetzlichkeit eines der Ihren unbestraft lassen. Oft hatten seine vielen Feinde sich gegen ihn lahm gewütet, so, dachte der Herzog, würde es wieder einmal gehen; aber er musste erleben, dass den Geächteten fast alle seine Anhänger verließen. Unter den wenigen, die bei ihm ausharrten, war der tapfere Graf Bernhard zur Lippe. Als der Herzog sich nach verzweifelter Gegenwehr unterwerfen musste und unter kaiserlichem Geleit nach Lüneburg kam, wo der Kaiser sich aufhielt, sagte er zu den Rittern, die ihm entgegenkamen: »Sonst pflegte ich hierzulande von niemandem Geleit zu erhalten, sondern anderen zu geben!« Nur dieser karge Ausdruck des Schmerzes ist von dem gestürzten Löwen überliefert. Am meisten gewann durch seinen Untergang der Erzbischof von Köln, Philipp von Hainsberg, der, kaum dass er seine Beute in Sicherheit gebracht hatte, zum Papst überging und des Kaisers Feind wurde. Er erhielt die westliche Hälfte Sachsens mit allen herzoglichen Rechten, mit der kleineren östlichen wurde einer der Söhne Albrechts des Bären belehnt.