Czytaj książkę: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt»
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Inhalt
1 Cover
2 Titelseite
3 Navigationshilfen
4 Inhalt
5 Geleitwort der Herausgeber der Originalausgabe zur deutschen Ausgabe
6 Vorwort der Herausgeber
7 Vorworte zur Originalausgabe
8 Autorinnen und Autoren
9 Hinweise zur Bibelübersetzung
10 Abkürzungsverzeichnis
11 Förderer
12 Das Neue TestamentDie Evangelien und die ApostelgeschichteDas Evangelium nach MatthäusDas Evangelium nach MarkusDas Evangelium nach LukasDas Evangelium nach JohannesDie ApostelgeschichteDie Briefe und die OffenbarungDer Brief des Paulus an die RömerDer erste Brief des Paulus an die KorintherDer zweite Brief des Paulus an die KorintherDer Brief des Paulus an die GalaterDer Brief des Paulus an die EpheserDer Brief des Paulus an die PhilipperDer Brief des Paulus an die KolosserDer erste Brief des Paulus an die ThessalonicherDer zweite Brief des Paulus an die ThessalonicherDer erste Brief des Paulus an TimotheusDer zweite Brief des Paulus an TimotheusDer Brief des Paulus an TitusDer Brief des Paulus an PhilemonDer Brief an die HebräerDer Brief des JakobusDer erste Brief des PetrusDer zweite Brief des PetrusDer erste Brief des JohannesDer zweite Brief des JohannesDer dritte Brief des JohannesDer Brief des JudasDie Offenbarung des Johannes
13 EssaysZu den EssaysGeschichteDer griechisch-römische Hintergrund des Neuen TestamentsJüdische Geschichte von 331 v. u. Z. bis 135 u. Z.Aufstände gegen RomGesellschaftJudentum und jüdische IdentitätIoudaiosArchäologie des Landes Israel zur Zeit JesuDer SanhedrinJüdisches Familienleben im ersten Jahrhundert u. Z.Ehe und EhescheidungGeschlecht und GeschlechterrollenStrömungen und GemeinschaftenStrömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher ZeitDie PharisäerMessianische BewegungenDer historische JesusPaulus und das JudentumJudaisierer, Judenchristen und andereJuden und NichtjudenJüdische Perspektiven auf NichtjudenDer ‚Nächste’ in der jüdischen und christlichen EthikSpeisen und MahlgemeinschaftDie Birkat ha-Minim: Eine jüdische Verwünschung der Christen?GlaubenspraxisDas MosegesetzOpferkult und TempelDie SynagogeDas GebetZeitrechnung, Kalender und FesteDie BeschneidungTaufe und EucharistieDie Bestattung Jesu: Texte und archäologische BefundeGlaubensvorstellungenJüdische Wundertäter und Zauberei in der Spätzeit des Zweiten TempelsÜbernatürliche Wesen‚Logos’ als ein jüdisches Wort: der Johannesprolog als MidraschAuferstehung und JenseitsvorstellungenJüdische Literatur/Literarische QuellenDer Kanon des Neuen TestamentsDie Sprache des Neuen Testaments und die Übersetzung der BibelDie SeptuagintaMidrasch und GleichnisseDie Schriftrollen vom Toten MeerPhilo von AlexandriaFlavius JosephusDas Neue Testament zwischen dem Tanach und der rabbinischen LiteraturÜberlegungen aus jüdischer Sicht zum christlichen SelbstverständnisSchriftverheißung und ErfüllungReaktionen auf das Neue TestamentJüdische Reaktionen auf die Anhänger JesuJesus in der rabbinischen TraditionJesus in der mittelalterlich-jüdischen TraditionJesus im modernen jüdischen DenkenPaulus im jüdischen DenkenMaria in der jüdischen TraditionJesus und das Neue Testament in der modernen jiddisch- und hebräischsprachigen KulturDas Neue Testament in der jüdischen KunstGrundfragen der ChristologieMessianisches JudentumFalsches Zeugnis geben: Verbreitete Irrtümer über das antike JudentumDas Neue Testament und die jüdisch-christlichen BeziehungenZur Situation in Deutschland und Europa„Ertragen können wir sie nicht“ – Martin Luther und die JudenFranz Rosenzweig und Luthers BibelübersetzungZum jüdisch-christlichen Dialog im deutschsprachigen RaumJüdische Wegbereiter des Dialogs im deutschsprachigen Raum
14 Anhang Zeittafel Chronologisches Verzeichnis der Herrscher Wichtige tannaitische Rabbinen Wichtige amoräische Rabbinen Kalender Maße, Gewichte und Geldwerte Synoptische Parallelen Der Kanon der Hebräischen Bibel/des Alten Testaments Textausgaben, Übersetzungen und verwendete Literatur Der Aufbau und die Einzeltraktate der Mischna, des Talmuds und der Tosefta Glossar Impressum
Geleitwort der Herausgeber der Originalausgabe zur deutschen Ausgabe
Als viele christliche Kirchen nach 1945 erkannten, welch große Verantwortung sie über die Jahrhunderte hinweg für die Verbreitung antijüdischer Lehren trugen, aber auch, wie diese Lehren dazu halfen, die Saat des Nazi-Antisemitismus einzupflanzen, begann ein schmerzlicher Prozess der Umkehr und Korrektur. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte im deutschsprachigen Raum eine Neubewertung des Verhältnisses zwischen Christentum und Judentum ein. Dies lässt sich z.B. erkennen an den berühmten „Zehn Thesen von Seelisberg“, die 1947 auf der ersten Internationalen Konferenz der Christen und Juden (auch „Emergency Conference on Antisemitism“) vom International Council of Christians and Jews beraten und verabschiedet wurden, aber auch an der „Entschließung zur Judenfrage“ des Katholikentages (1948) und an dem „Wort zur Judenfrage“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (1950).
Innerhalb dieses andauernden und bahnbrechenden Prozesses haben Christen erkannt, was sie den Juden, aber auch sich selbst angetan haben, indem sie nicht nur alle Juden pauschal für den Tod Jesu verantwortlich gemacht, sondern auch Jesus und Paulus aus ihren jüdischen Kontexten entfernt und das antike Judentum als verknöchert, legalistisch und korrupt erachtet haben. Als Antwort auf diese Selbstkorrektur haben wir Juden – die über siebzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an diesem Buch mitgearbeitet haben und viele andere – in Freundschaft und gegenseitigem Respekt reagiert, indem wir die christlichen Anfänge als Teil der jüdischen Geschichte zu sehen gelernt haben. Dabei wurden Jesus und Paulus, Jakobus und Petrus, Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdalena in ihren ursprünglichen Kontext als jüdische Menschen des ersten Jahrhunderts, die nie ihre jüdische Identität verleugnet haben, zurückversetzt.
Die Erkenntnis der gemeinsamen Wurzeln von Christentum und rabbinischem Judentum setzte nicht erst in den 1960er Jahren ein. Deutschland, das Ursprungsland der wissenschaftlichen, historisch-kritischen Interpretation der Heiligen Schriften, war auch das Ursprungsland des wissenschaftlichen, historisch-kritischen Studiums des Judentums (Wissenschaft des Judentums) und der Forderung, dass die Ursprünge des Christentums im Kontext des Judentums der Epoche des Zweiten Tempels verstanden werden müssen. Es geschah in Deutschland, dass Moses Mendelssohn, Abraham Geiger, Leo Baeck und andere auf negative Stereotypen über das antike Judentum reagierten (des von Verleumdern so genannten ‚Spätjudentums’, wobei diese das lebendige Judentum jener Zeit ebenso wie die immer noch blühende jüdische Gemeinschaft ignorierten) und seine ethische Lebendigkeit wiederentdeckten. Es geschah in Deutschland – jedenfalls im Wesentlichen –, dass Jesus und Paulus nach zweitausend Jahren wenigstens von einigen Juden und Christen wieder als Juden des ersten Jahrhunderts entdeckt wurden, die der Beachtung der Tora, dem Tempelkult und der jüdischen Identität eine bleibende Bedeutung beimaßen.
Die Spielarten, wie christliche Leser das Judentum in der Antike und durch die Geschichte hindurch missverstanden und entstellt haben, sind bekannt. Im deutschsprachigen Bereich lässt sich eine Linie ziehen von dem Oberammergauer Passionsspiel, Martin Luthers Schrift ‚Von den Juden und ihren Lügen’ bis hin zum ‚Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben’, das die Nazi-Ideologie unterstützte. Jedoch lässt sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs eine dauerhafte Bewegung in vielen deutschen Kirchen wie auch bei vielen einzelnen Autoren feststellen, in der es nicht nur darum geht, Lehren der Vergangenheit zurückzuweisen, sondern gegen die andauernden Vorurteile, die sich in der allgemeinen Kultur finden, anzugehen. Die Änderungen im Text des Oberammergauer Passionsspiels, wie sie unter der Regie von Christian Stückl erfolgt sind, stellen ein hervorragendes Beispiel dar.
Die Übersetzung des The Jewish Annotated New Testament ins Deutsche – die erste Übersetzung dieses Buches – stellt einen weiteren bedeutenden Beitrag in diese Richtung dar. Unser Dank geht an Prof. Dr. Wolfgang Kraus, der die Idee dieser Übersetzung mit uns entwickelt hat, an Dr. Florian Voss von der Deutschen Bibelgesellschaft, der das Projekt im Verlag ermöglicht hat, an Prof. Dr. Michael Tilly und Dr. Axel Töllner, die bereit waren, an der deutschen Ausgabe als Herausgeber mitzuwirken, an die Deutsche Bibelgesellschaft, die den Text der Lutherübersetzung zur Verfügung gestellt und das Werk verlegt hat, und an das ‚Institut für christlich-jüdische Studien und Beziehungen’ an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau, das sich um die Finanzierung bemüht hat. Wir würdigen ausdrücklich die große Sorgfalt, die die deutschen Herausgeber und Übersetzer an dieses Buch verwendet haben. Schließlich danken wir den deutschen Leserinnen und Lesern, die bereit sind, das Neue Testament in seinem jüdischen Kontext wahrzunehmen und sich damit zu beschäftigen, wie Juden über Jahrhunderte auf christliche Lehren reagiert haben.
Wir haben erlebt, dass wir durch das Studium des Neuen Testaments zu besseren Juden geworden sind, da wir gelernt haben klarer zu sehen, wie unsere eigene Geschichte mit christlicher Theologie und Geschichte verbunden ist – was wir gemeinsam haben und worin wir uns unterscheiden. Wir haben gelernt zu erkennen, wie Texte des Neuen Testaments zu Judenhass führen können, aber auch, was christliche Leserinnen und Leser solchen Interpretationen erwidern können. Die deutsche Ausgabe dieses Werkes zeigt, dass die Zusammenarbeit von Juden und Christen zu einem besseren Verständnis der Vergangenheit und zu einer besseren Theologie für die Zukunft führen kann. Darüber hinaus zeigt sie einen zentralen Wert, den beide, Judentum und Christentum gemeinsam haben: dass Hass in Liebe verwandelt werden kann.
Amy-Jill Levine
Marc Z. Brettler
8. Oktober 2020
Vorwort der Herausgeber
„Jesus und Judas“ lautet der Titel eines Vortrags, den Amos Oz (sel. A.) gehalten hat und in dem er an seinen vielbeachteten Roman „Judas“ anknüpft. Zu Beginn des Vortrags verweist er auf seinen Großonkel Joseph Klausner (1874-1958), der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bedeutendes wissenschaftliches Buch über „Jesus von Nazaret“ und ein nicht weniger bedeutsames mit dem Titel „Von Jesus zu Paulus“ geschrieben hat.
Amos Oz erinnert sich: „Als kleiner Junge besuchte ich eine äußerst traditionelle orthodoxe jüdische Schule in Jerusalem. Wir wurden angewiesen, jedes Mal, wenn wir an einer Kirche oder einem Kreuz vorübergingen, unsere Augen abzuwenden und in die entgegengesetzte Richtung zu schauen. Als Begründung hieß es: ‚Wir Juden haben seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden, wegen dieses Menschen gelitten.’ Orthodoxe Juden nennen Jesus häufig nicht bei seinem Namen, sondern bezeichnen ihn abfällig als ‚diesen Menschen’. Onkel Joseph aber sagte, das dürfe ich niemals tun: ‚Wann immer du eine Kirche oder ein Kreuz siehst, sieh ganz genau hin, denn Jesus war einer von uns, einer unserer großen Lehrer, einer unserer bedeutendsten Moralisten, einer unserer größten Visionäre.’“ [1]
Diese Erkenntnis, dass Jesus ins Judentum gehört, steht vor dem Beginn der Beschäftigung mit dem Jewish Annotated New Testament, dessen erste Auflage im Jahr 2011 bei Oxford University Press erschienen ist. Bei einer Begegnung mit Amy-Jill Levine bei der Jahrestagung der Society of New Testament Studies in Amsterdam 2015 wurde der Gedanke geboren, die englische Ausgabe auch auf Deutsch herauszubringen.
Amy-Jill Levine wies darauf hin, dass eine zweite Auflage in Bearbeitung sei und man das Erscheinen der zweiten, umfangreicheren Ausgabe abwarten solle, inzwischen aber schon Vorbereitungen treffen könne.
Nach Gesprächen mit Verlagen und Verhandlungen mit möglichen Geldgebern konnte 2016 Erfolg vermeldet werden: Die Deutsche Bibelgesellschaft war bereit, das Projekt in ihr Verlagsprogramm aufzunehmen und den 2016 revidierten Luthertext als Grundlage zur Verfügung zu stellen. Dr. Florian Voss wurde unser Ansprechpartner bei der Bibelgesellschaft. Oxford University Press war, vermittelt durch Don Kraus, bereit, eine Lizenz für die Übersetzung zu erteilen. Das Institut für christlich-jüdische Studien und Beziehungen an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau bot an, den institutionellen Rahmen zu bieten. Mögliche Geldgeber konnten überzeugt werden, das Projekt zu unterstützen. Damit konnte sich das Team der Herausgeber und Mitarbeiter an die Arbeit machen. Mit Monika Müller konnte eine versierte Übersetzerin für die Essays, Bucheinleitungen und Infoboxen gefunden werden. Jan Raithel schließlich wurde aufgrund seiner theologischen und judaistischen Expertise der ideale Übersetzer der Erläuterungen.
Die zweite Auflage der englischen Ausgabe erschien im Herbst 2017. Wir hatten allerdings bereits vorher Zugang zu den Druckdateien und konnten die Arbeit an der deutschen Ausgabe schon aufnehmen.
Während der englische Text auf Grundlage der New Revised Standard Version verfasst wurde, stellt die vorliegende Übersetzung eine Adaption an den der deutschen Ausgabe zugrunde liegenden Text der revidierten Lutherbibel von 2017 dar. Das bedeutet, dass wir so exakt wie möglich die englischen Erläuterungen wiedergegeben haben, sofern sie sich auf inhaltliche Aspekte des Bibeltextes bzw. auf den griechischen Urtext beziehen. Wo sie sich speziell auf den Text der NRSV beziehen, haben wir sie in Absprache mit den Autorinnen und Autoren der englischen Ausgabe an den Luthertext angeglichen, an einigen Stellen auch übergangen. In wenigen Fällen finden sich Anmerkungen der deutschen Herausgeber, etwa wenn ein Hinweis auf Besonderheiten der Lutherbibel angemessen schien. Bei den Essays war die Situation anders: Sie wurden exakt aus dem Englischen übersetzt. Alle Übersetzungen wurden im Herausgeberkreis zusammen mit Florian Voss diskutiert. Der Essay von Yaakov Ariel zum Thema „Messianisches Judentum“ wurde von den deutschen Herausgebern um einen Anhang ergänzt, der die Situation in Deutschland bzw. in Europa beschreibt. Zusätzlich in die deutsche Ausgabe aufgenommen wurden Essays von Jehoschua Ahrens, Daniel Alter, Micha Brumlik und Walter Homolka. Auch sie beziehen sich auf Besonderheiten der Situation in Deutschland und Europa.
Im Zuge der Übersetzung wurden zahlreiche Stellenangaben überprüft. Dabei konnten wir verschiedene Druckfehler beseitigen, was auch in eine künftige englische Neuauflage Eingang finden wird. Die Textausgaben, die den deutschen Zitaten antiker Schriften sowie auch Talmud und Midrasch zugrunde liegen, sind im Anhang aufgeführt. Bei etwaigen Differenzen zu englischen Ausgaben bekam die deutsche Ausgabe den Vorzug. Ältere Texte wurden hinsichtlich der Rechtschreibung modernisiert.
Der fruchtbare Dialog zwischen Juden und Christen – Christen und Juden hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, dass beide Seiten gelernt haben, sich besser zu verstehen und zu respektieren. Das hat in jüdischen und christlichen Erklärungen und Dokumenten Niederschlag gefunden. Noch gibt es viel zu tun, denn was auf der Ebene von Fachgelehrten, Leitungsorganen oder Arbeitskreisen gilt, trifft noch nicht für die Allgemeinheit bzw. die Situation in den Gemeinden zu. Antijüdische Stereotype und Vorurteile sind noch immer weit verbreitet. Das Jewish Annotated New Testament ist nicht nur selbst eine Frucht dieses Dialogs, sondern es liefert einen herausragenden jüdischen Beitrag zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses und bietet zahlreiche Impulse für die Weiterentwicklung einer neuen Bestimmung des christlich-jüdischen Gesprächs.
Dass das Neue Testament auch für jüdische Leserinnen und Leser von Bedeutung ist, betonen Marc Zvi Brettler und Amy-Jill Levine: “Many Jews have avoided reading the New Testament for various reasons: a concern that it would disparage Jews and Judaism; the presupposition that its texts would not only be strange but also alienating; perhaps even a fear of being seduced by the gospels. JANT, written entirely by Jews, might allow Jewish readers to find the text initially less alien, or alienating. We also wanted to show Jewish readers parts of our own history, since much of the New Testament is Jewish history: its principal figures are Jews; its imagery draws from the Scriptures of Israel; its legacy has impacted relations between Synagogue and Church for the past two millennia.” [1]
Jüdische Bibelwissenschaft und christliche Bibelwissenschaft begegnen sich heute auf der Ebene von Personen und Sachfragen. Leitend dabei sind der Respekt vor dem jeweils anderen und eine Methodologie, die frei ist von konfessionellen Zwängen. Die wissenschaftliche Methodik der Bibelexegese ist inzwischen konfessionsübergreifend. Unterschiede in der Auslegung verlaufen nicht mehr entlang der Grenzen einer Religion, sondern haben sachlich bedingte Ursachen, die sich aufgrund unterschiedlicher philologischer oder historischer Erkenntnisse quer zu den Religionsgemeinschaften ergeben. Auch für die Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Gesellschaften ist nicht die Religionszugehörigkeit, sondern der Sachverstand von entscheidender Bedeutung.
Jüdische und christliche Bibelwissenschaft können sich damit auf einer Ebene begegnen, auf der der auszulegende Text absolute Priorität erhält. Dennoch werden sich durch die jeweilige religiöse und kulturelle Prägung unterschiedliche Perspektiven ergeben, die jedoch für die jeweils andere Seite immer wieder fruchtbar sein und den eigenen Horizont erweitern können.
Dies sind die Gründe, warum wir das Jewish Annotated New Testament ins Deutsche übertragen haben, denn wir sind davon überzeugt, dass eine Perspektive, die durch jüdische Autorinnen und Autoren geprägt ist, für alle, die am Neuen Testament und am Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften interessiert sind, von großer Bedeutung ist. Noch etwas kommt hinzu: Der ursprünglich jüdische Kontext, in dem große Teile des Neuen Testaments entstanden sind – und der in Kirchen und christlicher Theologie lange Zeit verleugnet oder ignoriert wurde – kommt damit zu seinem notwendigen Recht.
Bereits im Jahr 2009 erschien bei der Deutschen Bibelgesellschaft eine Übersetzung der Septuaginta, des Griechischen Alten Testaments, deren Geleitwort jeweils von einem Vertreter der Evangelischen, der Katholischen und der Orthodoxen Kirche sowie der Allgemeinen Rabbinerkonferenz unterzeichnet wurde.
Mit dem vorliegenden Band erscheint nun bei der Deutschen Bibelgesellschaft eine genuin jüdische Auslegung und Erläuterung des Neuen Testaments. Man kann dies als ein weiteres hoffnungsvolles Zeichen verstehen.
Am Schluss steht der Dank:
Amy-Jill Levine und Marc Zvi Brettler danken wir für das Vertrauen, drei christlichen Theologen die Herausgeberschaft anzuvertrauen. Oxford University Press danken wir für die Gewährung der Lizenz, der Deutschen Bibelgesellschaft für die Aufnahme in ihr Verlagsprogramm und Florian Voss für die intensive Begleitung der Arbeit.
Den Geldgebern danken wir für erhebliche finanzielle Unterstützung. Im Einzelnen sind dies: Stuttgarter Lehrhaus, Stiftung für interreligiösen Dialog; Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern; Begegnung von Christen und Juden. Verein zur Förderung des christlich-jüdischen Gesprächs in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern e.V.; Evangelische Kirche im Rheinland; Evangelische Kirche in Mitteldeutschland; Im Dialog. Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau; Evangelische Kirche von Westfalen; Evangelische Kirche der Pfalz; Evangelische Kirche in Deutschland; Evangelische Landeskirche in Baden; Evangelische Landeskirche in Württemberg; Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers.
Weiterhin danken wir Jan Raithel und Florian Voss für ihre wertvolle Mitarbeit bei der Erstellung dieser deutschen Ausgabe sowie der Übersetzerin Monika Müller für ihre Arbeit. Schließlich danken wir Jonathan Müller, der an der Registererstellung mitgewirkt hat, sowie unseren studentischen Hilfskräften Ira Dibra, Nora Hempel, Kerstin Kirsch (Saarbrücken), Lisa-Marie Gerle und Christoph Lehmann (Tübingen).
Bei aller Freude, dass wir dieses Werk nun vorlegen können, wurde uns auch bewusst, was „Dolmetschen für Kunst und Arbeit sei“ (Martin Luther), und wir möchten gern auf uns beziehen, was der Enkel von Jesus Sirach schreibt, der die hebräische Schrift seines Großvaters ins Griechische übersetzt hat:
„Darum bitte ich euch, dies Buch freundlich aufzunehmen und aufmerksam zu lesen und dort Nachsicht zu üben, wo es scheint, dass wir einige der Worte nicht recht getroffen haben, obwohl wir uns bemühten, gut zu übersetzen. Denn was in hebräischer Sprache geschrieben ist, wirkt nicht ebenso, wenn man es in einer anderen Sprache wiedergibt.“ (Sirach, Prolog, 15-22)
Saarbrücken – Tübingen – Neuendettelsau
Wolfgang Kraus – Michael Tilly – Axel Töllner
8. Mai 2021