Czytaj książkę: «Waldführer für Neugierige», strona 2

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Der Zeitraum der Bäume und des Waldes übersteigt daher die Erfahrungen einer einzelnen Menschengeneration. Wir erleben nur einen Abschnitt ihres Lebens. Dies ist ein Grund dafür, dass unsere hölzernen Zeitgenossen als besonderes kulturelles Sinnbild für Kraft und Unsterblichkeit gelten. Durch diesen Umstand wird den Förstern bei der Arbeit, die sie im Interesse einer späteren Generation ausführen, deren Urgrosseltern soeben erst geboren sind, eine ganz besondere Verantwortung übertragen.

22 Wie bestimmt man das Alter eines dicken Baumes?

Wenn der Baum im Zentrum nicht verfault ist, kann man am gefällten Baum, auf einem Bohrkern, den man dem Stamm in Richtung Zentrum entnommen hat, oder auf einem Röntgenbild die Jahrringe zählen (→ 7).

Eine andere Möglichkeit bieten Dokumente (Datum der Pflanzung oder der Aufgabe eines Weidegebietes) oder der Vergleich mit benachbarten Wurzelstöcken. Ein erfahrener Förster kann das ungefähre Alter eines Baumes anhand des Bodens, des Klimas und des Wachstums abschätzen. Bei einem Alter über 200 Jahre wird dies allerdings schwierig.

Alte Bäume sind verschwiegen

Das Alter der ganz alten Bäume ist nicht einfach zu bestimmen. Ihr Stamm ist unten oft ausgehöhlt, und somit kann man die Jahrringe nicht mehr bis ins Mark zurückverfolgen. Es bleibt dann nur das Archiv in der Gemeinde, das noch weiterhelfen kann.

23 Wie alt ist diese Tanne?

Man kann das Alter anhand der Anzahl der Astquirle schätzen. Die Nadelbäume fügen jedes Jahr einen Astquirl hinzu. Beginnt ganz oben, mit dem letzten Jahrwuchs, ohne die kleinen Zwischenäste mitzuzählen. Wenn ihr bei 50 cm über dem Boden angekommen seid, müsst ihr noch etwa 5 bis 10 Jahre dazuzählen, manchmal auch mehr (→ 14). Auf diese Weise kann man das Alter bis etwa 50 Jahre leicht ermitteln, dann wird es allerdings schwieriger. Das Alter eines Astes kann man auf dieselbe Art bestimmen (→ 97).


24 Wie alt ist dieser Laubbaum?

Bei den Laubbäumen ist das Alter weniger leicht zu bestimmen als bei den Nadelbäumen. Bei jungen Laubbäumen kann man versuchen, das Alter folgendermassen zu schätzen: Zählt von der Endknospe aus die Anzahl der Gruppen von «jährlichen Narben», die jedes Jahr von den Schuppen der Endknospe auf dem Stamm oder den Ästen zurückgelassen werden.

Der Ahorn und die Esche bilden regelmässige Etagen, die während einigen Jahren deutlich zu sehen sind (gegenständige Äste).


25 Bis zu welchem Alter wächst ein Baum?

In die Dicke wächst ein Baum bis zu seinem Lebensende. Von einem gewissen Alter an wird das Längenwachstum jedoch praktisch unbedeutend. Ganz alte Bäume werden wieder kleiner, da der Wipfel und gewisse Äste am Ende abbrechen.

26 Welches Alter haben die ältesten Bäume in Europa?

Die ältesten Bäume in Europa sind wahrscheinlich die Eiben, welche 2000 Jahre erreichen können, gefolgt von den Kastanien mit 1500 Jahren. Eichen und Linden haben eine Lebenserwartung von 1000 Jahren. Lärchen können 800 Jahre erreichen, Fichten und Weisstannen 600 Jahre. Sucht den grössten Baum in eurer Region! Welches Alter hat diese monumentale Tanne oder Eiche? Vielleicht könnt ihr zusammen mit dem Förster eine Hinweistafel aufstellen!

27 Wie alt sind die ältesten Bäume auf der Erde?

Man spricht von mindestens 4900 Jahren bei Pinien (Pinus longaeva) in trockenen Gegenden Nordamerikas. Die Mammutbäume (Sequoiadendron) in der Sierra Nevada Kaliforniens, deren Stammdurchmesser zehn Meter übersteigt, erreichen 4000 Jahre (→ 31). Die Steineiche, die Libanon-Zeder oder die Eibe sollen 2000 Jahre alt werden. Gewisse Straucharten können altersmässig die Bäume sogar übertreffen: 12 000 Jahre schätzt man beim Kreosoten (Larrea divaricata), der auch in Wüstenregionen Nordamerikas anzutreffen ist.

28 Ist es wahr, dass die Jahrringe das Klima über Jahrhunderte verraten können?

Ja, unter der Voraussetzung, dass die Jahrringe in normalen Linien verlaufen und nicht durch die Verbreiterung zum Wurzelstock, durch Asteinschlüsse oder infolge von Vernarbungen verfälscht sind. Die guten, warmen und feuchten Jahre bilden breite, die anderen schmale Ringe (→ 13). Der Baum ist wie eine biologische «Zeitmaschine», in welcher das Klima der vergangenen Jahre aufgezeichnet ist. Die Dendroklimatologie (griechisch «dendron» = Baum) befasst sich mit dem Studium dieser Zusammenhänge (→ 232).


Dendrochronologie

Die Dendrochronologie befasst sich mit der Datierung von Holz (archäologische Funde, Musikinstrumente usw.). Dank der Aufeinanderfolge der Jahrringe kann man heute das Alter eines über 6000 Jahre alten Holzstückes aufs Jahr genau bestimmen. Dabei ist es nicht die Breite der Jahrringe an sich, sondern die Aufeinanderfolge breiter und schmaler Jahrringe, deren Erscheinungsbild etwa einem Fingerabdruck gleicht, welche einen Jahrring chronologisch richtig datieren lässt.

29 Können wir das Jahr unserer Geburt ausfindig machen?

Klar, auch das eurer Eltern oder Grosseltern … und der Französischen Revolution und der gesamten neueren Zeit. Im Flachland findet man mit Leichtigkeit Wurzelstöcke von Bäumen, die im Alter von 120 bis 150 Jahren gefällt wurden, im Gebirge solche von 150 bis 300 Jahre alten Bäumen.

Wählt den Wurzelstock eines kürzlich gefällten Baumes und zählt die Jahrringe vom Rand in Richtung Zentrum. Steckt kleine Schildchen an die Stellen der gewählten Ereignisse!


30 Welche Höhe hat dieser Baum?

Es gibt zwei einfache Methoden, um die Höhe eines Baumes zu bestimmen (siehe Zeichnung).

1 Ein einfacher Baumhöhenmesser:

• Legt zwei kleine, gleich lange Stöcke rechtwinklig aufeinander, den einen (A) in der Mitte des andern (B).

• Stellt euch möglichst auf die gleiche Höhe wie der Fuss des Baumes, so dass der Stock A auf Augenhöhe auf den Baum gerichtet ist. Entfernt oder nähert euch dem Baum, bis die Verlängerung der Endpunkte von B sich mit der Baumspitze bzw. dem Baumfuss deckt.

• Messt die Distanz zum Baum, diese entspricht ungefähr seiner Höhe (praktisch ähnliche Dreiecke).

2 Den Baum «ablegen»:

Mit ausgestreckten Armen einen Stock so halten, dass er mit der Höhe des Baumes zusammentrifft, dann den Stock bis auf die Horizontale drehen. Eine zweite Person schreitet nun diese «abgelegte Höhe» vom Baumstamm aus ab.



31 Welches ist der höchste Baum der Welt?

Momentan wird der Rekord von einer Küstensequoia (Immergrüne Sequoia) mit über 111 Metern im Redwood-Nationalpark in Kalifornien gehalten. Diese Sequoia ist «nur» 600 Jahre alt, wenig für eine Baumart, die 1000 bis 2000 Jahre alt werden kann. Im letzten Jahrhundert soll ein australischer Eukalyptus 130 Meter hoch geworden sein (→ 27, 240).

Der höchste in der Schweiz gemessene Baum war eine 57 Meter hohe Weisstanne im Emmental (Dürsrütitanne). Sie wurde 1974 vom Blitz getroffen und musste im Alter von 377 Jahren gefällt werden. Der höchste Baum in Deutschland ist eine ca. 60 Meter hohe Douglasie im Forstbezirk Emmendingen (Südbaden).

32 Wie gross ist das Holzvolumen dieses Baumes?

Um das Volumen eines Stammes rasch zu schätzen, setzt man den auf 1,3 Meter über dem Boden gemessenen Durchmesser ins Quadrat und teilt durch 1000.

Beispiel für 70 cm Durchmesser:

702 : 100 0 = 4,9 m3.

Der Durchmesser kann mit einer Messkluppe ermittelt werden. Eine einfache Ausführung besteht aus zwei Stöcken und einer Schnur (siehe Zeichnung). Man kann auch mit Hilfe einer Schnur den Umfang messen. Den genauen Durchmesser erhält man sodann, indem der Umfang durch 3,14 geteilt wird.

Beispiel:

Wenn der Umfang des Stammes 240 cm beträgt, ist der Durchmesser ungefähr 240:3 = 80 cm.


33 Wie viel wiegt dieses Stammstück?

Man muss sein Volumen mit seinem spezifischen Gewicht multiplizieren.

Das Volumen ist gegeben durch Q × L (Q = Querschnittfläche in der Mitte des Holzstücks, L = Länge). Die Querschnittfläche lässt sich aus dem Durchmesser errechnen (siehe oben):

Q = 1/4 D2×3,14. Das spezifische Gewicht ist der folgenden Tabelle (siehe S. 32) zu entnehmen. Beachtet, dass grünes Holz bis doppelt so schwer ist wie trockenes.

Beispiel: Ein Stück grünes Weisstannenholz von 14 m Länge und 36 cm Durchmesser, in der Mitte gemessen, wiegt etwa 1320 kg.



grüntrocken
Lärche800590
Föhre850520
Fichte840470
Weisstanne940450
Hagebuche1000830
Buche1000720
Eiche1000690
Pappel850450

34 Wie schwer ist ein ganzer Baum?

Zum Gewicht des Stammes muss man noch dasjenige der Äste, Zweige und Blätter hinzufügen: Je nach Volumen der Krone und Dicke der Äste kann man 20 bis 40 % hinzurechnen, dazu noch etwa 10 bis 15 % für die Wurzeln!

Der Baum im Wald Abgebrochene und entwurzelte Bäume, Totholz

Ein neuzeitlicher Umstand taucht zunehmend in unseren Wäldern auf und gibt zu Diskussionen Anlass: Immer mehr Holz wird am Boden liegen gelassen. Tote, noch stehende Bäume, abgebrochene Stämme oder zerstreut herumliegende Äste haben jeden wirtschaftlichen Wert verloren. Öl- und Gasheizung sind praktisch und (noch?) sehr billig. Es lohnt sich nicht mehr, die kleineren Holzstücke aufzulesen.

Was die Luftqualität und die Energiesparmassnahmen betrifft, so ist diese Entwicklung nicht unbedingt günstig: Selbst wenn es zum Heizen verbrannt wird, ist Holz nämlich viel ökologischer als Heizöl. Dagegen bietet das liegen gelassene Totholz zahlreichen Arten einen Lebensraum und fördert so die Erhaltung einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt.

35 Woran stirbt ein Baum, wenn er nicht gefällt wird?

Bei einem ganzen noch stehenden Baum sind die häufigsten Gründe für sein Absterben oder seine Schwächung: Trockenheit, Frost, Blitz, Pilz- und Insektenschädlinge, Feuer, Bodenverdichtung und Nahimmissionen (Fluor, Schwefeldioxid).

Wenn der Stamm abgebrochen oder der Baum umgeworfen ist, können folgende Ursachen angenommen werden: Sturm, Schneedruck, Raureifdruck, Verfaulen der Wurzeln oder des Stammes, Krebs (→ 37 f., 51, 63, 116, 127).


Schwächung und Tod der Bäume

Bevor ein Baum völlig abstirbt, wird er mit der Zeit langsam schwächer, ausser er erleidet durch Blitz, Feuer oder eine Lawine einen «gewaltsamen Tod». Die Schwächung kann nach und nach (Alter, falscher Standort, Umweltverschmutzung) oder plötzlich (Trockenheit, Frost) eintreten. Sie begünstigt den Befall durch pflanzliche und tierische Schädlinge (Pilze, Viren, Insekten), die dann den Tod herbeiführen.

Der Vorgang verläuft ähnlich wie beim Menschen: Für einen geschwächten Organismus (Alter, Unterernährung) kann eine harmlose Grippe oder eine Infektion fatale Folgen haben (→ 282).

instabile, durch den Wind zerstörte Monokultur

36 Stimmt es, dass Sturmschäden in einer Monokultur schlimmer ausfallen?

Ja. Auch wenn die Naturgewalten wie Sturm und Lawinen keinen Wald verschonen, sind die Schäden in einem durchmischten und im Hinblick auf eine bessere Stabilität gepflegten Wald geringer als in einem Monokulturwald, der überall die gleiche Struktur besitzt. Die Sturmschäden sind besonders in schlecht durchforsteten Nadelholz-Monokulturen ausgeprägt: Diese stürzen manchmal wie ein Kartenhaus zusammen (→ 272, 275).


37 Wie sieht man, ob eine Lichtung eine Schlagfläche oder eine Windwurffläche ist?

Ein orkanartiger Sturm bricht Bäume oder entwurzelt sie. Auf einer Windwurffläche bleiben die durch umgekippte Wurzelstöcke hervorgerufenen Kuppen noch lange, nachdem das Holz entfernt wurde, erkennbar. Ausserdem sind solche Schäden in der ganzen Region zu beobachten (→ 266, 287).


38 Wie erkennt man, ob ein Blitz einen Baum zum Absterben gebracht hat?

Im Allgemeinen trifft der Blitz den Wipfel eines grossen Baumes und folgt dem Stamm hinunter bis zum Boden. Der Blitz löst entlang seiner Bahn ein Rindenband ab, Rindenstücke werden rundherum verstreut. Der Stamm wird manchmal gespalten bzw. aufgesprengt, oder er weist Brandspuren auf. Der Baum trocknet meist innerhalb eines Jahres aus (→ 51, Rätsel B).

39 In welche Bäume schlägt der Blitz am meisten ein?

Der Blitz wird von den höchsten, spitzesten und feuchtesten Bäumen am meisten angezogen. So wird ein grosser, alter Nadelbaum eher getroffen als ein benachbarter kleinerer Laubbaum. Hinweis für Wanderer: Bei starkem Wind oder Schneefall wegen der Gefahr herunterfallender Äste im Wald vorsichtig sein und sich auf keinen Fall während eines Gewitters unter allein stehende Bäume stellen.


40 Kann Schneelast die Bäume gefährden?

Gefahr besteht hauptsächlich bei Nadelbäumen, da diese im Winter ihre Nadeln nicht abwerfen. Laubbäume sind durch nassen und schweren Schnee im Frühling, wenn die Bäume bereits das neue Laub bilden, am meisten gefährdet. Schnee ist auch im Spätherbst gefährlich, wenn gewisse Bäume ihr Laub noch nicht abgeworfen haben. Das Forstpersonal muss hin und wieder zu Hilfe eilen, um die sich bedrohlich neigenden Stämme junger Eichen im Stangenholzalter vom Schnee zu befreien.


41 Wer hat diese Bäume am Fluss gefällt?

Umgelegte Stämme am Ufer eines Wasserlaufes können die Anwesenheit von Bibern verraten: abgenagte Rinde, Nagespuren auf dem Holz, zugespitzte Stämme. Das Vorkommen dieser Tiere erkennt man ebenfalls an zahlreichen kurzen Rutenstücken, die der Biber mit wenigen Bissen durchnagt und säuberlich entrindet hat (→ 65).


42 Schaden liegen gelassene und verfaulende Stämme und Äste nicht dem Wald?

Die Natur hat es so eingerichtet, dass alle toten Organismen wieder abgebaut werden. Für den Wald bedeutet dies, dass Holz, Rinde, Blätter und Tiere wieder in Humus zurückgeführt werden (→ 191, 208 ff.). Natürlich ist es schade, einen so wertvollen und ökologischen Rohstoff wie Holz zu vergeuden, aber für den Wald bringt dies nur in ganz besonderen Fällen gesundheitliche Probleme mit sich (z.B. Massenvermehrung der Borkenkäfer). In solchen Fällen müssen die Äste und Rinden, in denen sich die Parasiten fortpflanzen, verbrannt oder geerntet werden (→ 53, 54).


Je teurer das Erdöl, desto weniger bleibt das Holz liegen

Während Jahrzehnten hat das im Wald liegen gelassene Holz gezeigt, dass Brennholz für die Bevölkerung wenig attraktiv ist. Erdöl, Steinkohle und Erdgas lieferten billige Energie und erfordern vom Verbraucher keinen Arbeitsaufwand. Mit der starken Zunahme der Energiepreise hat sich aber die Konkurrenzfähigkeit des Brennholzes verbessert. Sowohl Energie- als auch Bauholz können nun etwas teurer verkauft werden, sodass die Waldbesitzer in vielen Wäldern keine rote Zahlen schreiben müssen. Die technischen Innovationen bei den automatischen Feuerungen haben auch den Bedienungskomfort erhöht und dazu beigetragen, dass wieder mehr Brennholz im Wald genutzt wird (→ 205, 249, 254).

43 Warum «blutet» dieser Wurzelstock nur am Rand?

Die äusseren Schichten des Baumstammes enthalten die Leitgefässe für den rohen Saft (→ 9). Bevor sie sterben, pumpen die Wurzeln noch etwas Wasser aus dem Boden, wodurch das Splintholz gut sichtbar wird. Es kommt auch vor, dass sich der Saft mit austretendem Harz vermischt und einen festen oder klebrigen Wulst bildet.


44 Warum verfault der Stamm zuerst im Innern?

Das Zentrum ist der älteste Teil des Stammes. Es entstehen darin feine Spalten, durch die trotz Abwehrstoffen wie der Gerbsäure (Tannin) Feuchtigkeit und Fäulnis eindringen können. Übrigens fault der untere Teil des Stammes oft, bevor der Baum gefällt wird, vor allem wenn die Wurzeln oder der Stamm verletzt sind (→ 127).

Die Äste sind härter als der Stamm

Manchmal trifft man auf durch Fäulnis völlig ausgehöhlte Baumstämme, in denen die Äste noch vorhanden sind. Dies deshalb, weil das Holz der Äste härter und somit widerstandsfähiger gegen Fäulnis ist als das Holz des Stammes.


45 Warum ist dieser Wurzelstock ganz rot (oder ganz weiss)?

Die Fäulnis ist das Werk von Pilzen, welche sich vom Holz ernähren. Dieses ist chemisch gesehen mit armiertem Beton vergleichbar. Die «Armierung» ist aus Zellulose und von weisser Farbe, der «Zement» aus rotbraunem Lignin. Wenn die Pilze die Zellulose abbauen, wird der Stock rot, weil das Lignin übrig bleibt. Wenn sie sich vom Lignin ernähren, wird der Stock weiss, weil die Zellulose übrig bleibt. Beachtet den Duft der Pilze auf faulendem Holz (→ 127, 273).

46 Was sind das für Zeich nungen im Holz?

Wenn gewisse Insekten ihre Gänge durch die Rinde graben, dringen sie auch ein wenig ins Holz ein. Andere dringen direkt ins Innere des Stammes ein (→ 53, 54).


Der Baum im Wald Rinde

Die Rinde ist die Haut des Baumes, gleichzeitig Schutzschild und Verteilungssystem. Sie schützt die inneren Gewebeteile der Pflanze gegen alle möglichen Angriffe: Verletzungen, Austrocknung, Befall durch Pilze, Insekten und andere Parasiten, welche sich im Innern des Baumes vermehren. Die Rinde enthält und schützt zudem das Verteilungssystem für den in den Blättern produzierten aufbereiteten Saft. Dieser Nährsaft fliesst in der Bastschicht, einer feinen, dem Holz angelehnten Zellschicht, und versorgt alle Teile des Baumes: Äste, Blüten, Früchte, Stamm, Wurzeln.

Jede Baumart hat ihre eigene Rindenform, welche sich im Verlauf der Zeit ändert. In jungen Jahren ist sie noch relativ glatt, mit fortschreitendem Alter wird sie rissig, springt auf oder blättert ab. Gute Beobachter können die Bäume anhand ihrer Rinde bestimmen.

47 Wie bildet sich die Rinde?

Die Gewebe bildenden Zellen des zwischen Holz und Rinde befindlichen Kambiums erzeugen sowohl nach innen im Holz als auch nach aussen in der Rinde frische Jahrringe. Die neue Schicht in der Rinde bezeichnet man als Bast. Während ein bis zwei Jahren führt diese Bastschicht den aufbereiteten Saft zu allen lebenden Teilen des Baumes. Durch die Bildung neuer Bastschichten wird die junge Rinde jedes Jahr ein wenig mehr vom Kambium weggedrückt, wird fest, trocknet aus, springt auf und wird zur äusseren Rinde. Die der Witterung ausgesetzte Schicht beginnt abzublättern (→ 7, Rätsel D).


48 Wie kann man das Alter der Rinde bestimmen?

Es genügt, die Jahrringe an einem mit einem Messer sauber abgeschnittenen Rindenstück zu zählen. Wie bei den Jahrringen im Holz beginnt man mit der Schicht am Rand zum Holz. Es kommt eine erste noch feuchte Schicht, dann folgt eine zweite Schicht usw. Selbst feine Rinden (Ahorn, Buche) erreichen ohne weiteres mehr als 20 Jahre. Bei der dicken Rindenschicht der Lärche kann man einige Jahrzehnte zählen (→ 7).


49 Warum gibt es glatte, rissige, gesprungene, abblätternde … Rinde?

Dies ist eines der vielen Geheimnisse der Natur und ihrer Entwicklung. Im Verlauf der Zeit hat sich jede Art auf ihre Weise, nach ihren spezifischen Erbanlagen, an die Umwelt angepasst (→ 67).

Wachstum und Alterung der Rinde

Der Baum bildet jedes Jahr eine neue Rindenschicht. Die alte Rinde wird somit ständig nach aussen gedrückt. Da der Umfang des Baumes zunimmt und die Rinde nach aussen nicht geschützt ist, trocknet sie aus, springt auf, blättert ab und fällt schliesslich zu Boden. Sie wird nach und nach durch neue Schichten ersetzt.


Oberfläche der alten Rinde


glattBuche, Hagebuche
abblätterndAhorn, Platane
schuppigFichte, Weisstanne
fein der Länge nach aufgerissenLinde, Esche
lang und tief aufgerissenLärche, Eiche

50 Woher kommen diese Zeichen am Stamm?

Meist handelt es sich um frühere Astansätze. Während der Stamm wächst, «verschluckt» er die Überreste von Ästen. Während einigen Jahren bleibt eine Narbe, dann verschwinden die äusseren Zeichen vollständig. Was bleibt, ist die Spur im Innern des Holzes (→ 15).


51 Woher stammt diese Narbe dem ganzen Stamm entlang?

Wenn ein Blitz in einen Baum einschlägt, kann er den Stamm aufsprengen oder die Rinde und das Holz mehr oder weniger tief aufschlitzen. Bei kürzeren Rissen kann es sich auch um einen Frostschaden handeln, bei dem der Stamm auf Grund sehr grosser Kälte aufgesprengt wird. Dieser Vorgang ist mit einem lauten Knall verbunden (→ 38).


52 Warum wächst dieser Stamm hier verdreht?

Wenn die Fasern stark spiralförmig wachsen, spricht man von Drehwuchs. Diese Erscheinung ist vor allem bei der Rosskastanie und dem Birnbaum deutlich zu beobachten. Obwohl weniger ausgeprägt, ist diese Tendenz auch bei Waldbäumen vorhanden. Bretter mit gedrehtem Faserverlauf verbiegen sich bei der Trocknung. Die Gründe für dieses spiralförmige Wachstum sind weitgehend unbekannt.


53 Wer hat all diese kleinen Löcher in die Rinde gebohrt?

Oft sind sie von Borkenkäfern oder verwandten Arten verursacht, welche die Rinde nach ihrem Larvenleben verlassen. Die Föhre und die Fichte scheinen besonders bevorzugt zu werden, beherbergt Erstere doch 49 und Letztere 37 verschiedene Borkenkäferarten. Man muss schon ein Spezialist sein, um sich in dieser eindrücklichen Vielfalt nicht zu verlieren.


54 Welches Insekt hat diese «Labyrinthe» unter der Rinde eingegraben?

Hier tauchen wir in die Eigenheiten der Familie der Borkenkäfer ein, einer Käferart, die in den Nadelwäldern einige Probleme verursacht. Die zentralen Gänge sind das Werk der erwachsenen Borkenkäfer. Hier legt das Borkenkäferweibchen seine Eier. Daraus schlüpfen gefrässige Larven, die sich durch die Rinde durchfressen und seitliche Gänge anlegen. An den breiter werdenden Gängen sieht man, wie die Larven immer dicker werden. Sobald die Larven ihre endgültige Grösse erreicht haben, verpuppen sie sich zum Käfer, durchdringen die Rinde (kleines Loch) und fliegen aus, um einen neuen Baum zu befallen (→ Rätsel B).

Gefährlicher Borkenkäfer

Borkenkäfer profitieren von einem wärmeren Klima und werden immer öfter zwei bis drei Mal Eier pro Jahr legen anstatt ein bis zweimal wie bisher. Sie gehören damit zu den grossen Landschaftsgestaltern. Egal ob Fichten in tieferen Lagen wachsen oder in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet im Gebirge: Der Schädling wird in den kommenden Jahrzehnten grosse Löcher in Waldökosystemen schaffen und so gleichzeitig Artenvielfalt, Gefährdung der Schutzfunktion und wirtschaftlichen Schäden mit sich bringen (→ 35, 245).


55 Warum löst sich die Rinde so leicht von diesen alten Stämmen?

Beim lebenden Baum ist die Verbindungsschicht zwischen Holz und Rinde von Saft durchtränkt. Pilze befallen als Erste diese an Zucker reiche Gewebeschicht. Danach besiedelt eine ganze Mikrofauna den feuchten, dunklen und geschützten Lebensraum (→ 9).

56 Woher kommt diese Höhle im Stamm?

Die Spechte höhlen das weiche oder verfaulte Holz aus, um ihre Nester darin anzulegen. Wenn sie den Baum verlassen, werden die Höhlen oft von Kleibern, Meisen, Siebenschläfern oder Haselmäusen, ja sogar von Eichhörnchen besetzt (→ 163, 167).


57 Und diese Löcher in einer Reihe rund um den Stamm?

Diese Erscheinung wird ebenfalls vom Specht, vor allem vom Buntspecht verursacht, der ein Liebhaber des rohen Frühlingssaftes ist. Der durch das Splintholz in die Baumkrone fliessende Saft enthält in dieser Zeit zucker- und eiweisshaltige Stoffe, welche während des Winters im Stamm und in den Wurzeln als Reserve eingelagert wurden (→ 9).

Wenn der Specht Jahr um Jahr an der gleichen Stelle in die Rinde oder ins Holz hackt, reagiert der Baum, indem er ein Wundgewebe erzeugt, welches anschwillt und «Spechtringe» bildet. Die bekanntesten sind jene bei der Föhre.


58 Diese Rinde ist aufgerollt, warum?

Durch das Trocknen nimmt das Volumen ab. Beim lebenden Baum ist die Rinde aussen bereits trocken, im Innern noch feucht. Beim Austrocknen der losgelösten Rinde schrumpfen die inneren Gewebeteile, und die Ränder ziehen sich zusammen. Man kann den umgekehrten Vorgang prüfen: Legt ein Stück Rinde auf eine Pfanne mit heissem Wasser!


59 Können die Bäume ihre Narben heilen?

Die Bäume können ihre Verletzungen nicht wie die Tiere heilen, indem sie das verletzte Gewebe ersetzen. Sie vermögen das abgestorbene Gewebe nur abzustossen oder zu isolieren. Dabei bildet sich im verletzten Holz Gewebe, welches das gesunde von dem durch parasitische Pilze oder Bakterien befallenen Holz trennt (→ 295).



Die Rinde, eine empfindliche Haut

Wenn ein Baumstamm verletzt wird, schliesst sich die Rinde langsam über der Verletzung und deckt sie schliesslich ganz zu, ausser wenn diese zu gross ist. Oft gelingt es einem Krankheitserreger, während dieser Zeit ins Holz einzudringen. Dann kann sich eine Fäulnis im Stamm ausbreiten, auch wenn die Verletzung mit den Jahren von der Rinde überwachsen wird. Wenn die ganze Rinde rund um den Stamm abgelöst wird, ist der Baum zum Sterben verurteilt (→ Rätsel B).

60 Was bedeuten solche Markierungen und farbige Ziffern am Stamm?

Sie werden vom Forstpersonal angebracht, um die verschiedenen Parzellen zu bestimmen. Manchmal bezeichnen sie auch Waldeigentumsgrenzen. Wenn ein Stück Rinde entfernt wurde, bedeutet dies, dass der Baum in der kommenden Schlagperiode gefällt werden muss (→ 279, 288).



61 Warum entrindet man die Tannen nach dem Fällen?

Dies ist eine vorbeugende biologische Massnahme gegen den Befall durch Insekten, welche die Rinde für ihre Fortpflanzung aufsuchen. Wenn die Rinde am Boden abgebaut wird, bereichert sie ausserdem den Wald mit Nährstoffen (→ 53, 116, 214).

Der Baum im Wald Äste

Wenn die Baumstämme die Tragpfeiler des Waldes sind, dann sind die Äste das Dachgebälk. Sie nehmen einen beträchtlichen Raum ein und geben dem Baum seine unverkennbare Silhouette. Die Äste werden durch Jahrestriebe abgeschlossen und tragen Blätter oder Nadeln, die gleichzeitig als Sonnenkollektoren und als «Zuckerfabriken» fungieren. Das geschlossene Astwerk grenzt einen geschützten Raum ab, in dem jenes besondere Klima und jene besondere Stimmung herrschen, welche den Wald ausmachen, und wo man vor Lärm und Staub, vor der uns umgebenden Hektik abgeschirmt ist.

62 Warum hat dieser Baum auf der einen Seite gar keine Äste?

Er hatte wahrscheinlich früher einen Nachbarbaum. Während des Wachstums fehlte den seitlichen Ästen zwischen den beiden zu dicht stehenden Bäumen das Licht und sie trockneten aus. Auf der anderen Seite haben sich die Äste dagegen stark entwickelt (→ 93, 264).


63 Warum diese vielen dürren Äste in der Baumkrone?

Bei Nadelbäumen kann eine grosse Anzahl abgedorrter Äste auf das Werk von schädlichen Insekten oder Pilzen hinweisen. Bei einem Laubbaum ist es ein typisches Symptom für zwei von Pilzen übertragene gefährliche Krankheiten, den Kastanienkrebs und die Ulmenkrankheit (→ 127).


Kastanienkrebs

Die Kastanien haben den Krebs gut überstanden. Anfang der sechziger Jahre sind Tausende Kastanien wegen eines Pilzes, der sich unter der Rinde eingenistet hat, abgestorben. Glücklicherweise wurde dieser Pilz durch Viren geschwächt, und die Kastanie wird nicht aussterben, wie man es während der Epidemie befürchtet hatte. Zur Zeit ist die Kastanie aus anderen Gründen mehr gefährdet (→ 275).


Ulmensterben

Seit 1920, vor allem aber in den letzten Jahrzehnten, sterben ausgewachsene Ulmen in grosser Zahl. Der Verursacher ist ein Pilz, dessen Fadengeflecht die Leitgefässe verstopft; indirekt ist ein kleines Insekt dafür verantwortlich (der Ulmensplintkäfer), weil es die Pilzsporen verbreitet. Früher war dieser Pilz ungefährlich, aber es entwickelten sich aggressive Stämme. Es ist zu hoffen, dass sich widerstandsfähige Ulmenbäume entwickeln und vermehren werden. Um das Erbgut der Ulmen zu sichern, sind Programme zur Samenkonservierung geschaffen worden.

64 Warum ist dieser Ast hohl?

Es handelt sich um einen Holunderzweig. Das im Zentrum befindliche Mark ist rasch verschwunden, als der Ast verdorrte. Vielleicht findet ihr in der Nähe einen Holunderstrauch. Falls das Mark weiss ist, handelt es sich um den Schwarzen Holunder, wenn es rötlich ist, um Roten Holunder (→ Bestimmung).


65 Wer hat diese Äste abgenagt?

Erkennt man Frassspuren? Falls die Frassspuren fein sind, handelt es sich um kleine Nagetiere wie die Wald- oder die Feldmaus. Breitere Spuren stammen von Reh, Hase und Eichhörnchen. Am Ufer eines Gewässers kann auch ein Biber der Grund sein (→ 41, 86).



66 Da oben auf dem Ast, ist dies ein Nest?

Nein, das ist ein Hexenbesen. Man erzählt, dass die Hexen auf Besen zu ihren nächtlichen Tänzen reiten … In Wirklichkeit handelt es sich um eine Wucherung von Zweigen als Reaktion des Astes auf einen Pilzbefall oder gelegentlich um eine Veränderung in den Erbanlagen der Knospen (→ 75).

Die Lieblingsbäume der Hexen

Weisstanne, Birke, Föhre und Süsskirsche weisen diese Anomalie häufig auf, Schwarzerle, Hagebuche und Fichte gelegentlich, Buche, Ahorn und Lärche seltener. Der Pilz, der die Entwicklung eines Hexenbesens an den Ästen der Weisstanne verursacht, führt auch zu schlimmen Wachstumsstörungen des Stammes (→ 20).


67 Warum haben gewisse Pflanzen Dornen?

Der tatsächliche Ursprung dieser Einrichtung bleibt eines der Geheimnisse in der Entwicklung der Lebewesen. Über Generationen hinweg entstehen neue Erbanlagen (Mutationen). Einige setzen sich durch, weil sie der Pflanze Vorteile bringen (→ 49, 68). Andere genetische Änderungen verschwinden, weil sie nichts bringen oder weil die Träger dieser Anlage nicht überleben.