Czytaj książkę: «Finde dein Lebenstempo»

Czcionka:

Petra Schuseil

Finde dein Lebenstempo

Ein Jegliches hat seine Zeit,

und alles Vorhaben unter dem Himmel

hat seine Stunde.

(Prediger,3)

Für meinen ungeduldigen Mann

mit seinem langen Atem

Für meine Schwesterherzen

Moni und Ulli

Petra Schuseil

Finde dein Lebenstempo

Mit dem richtigen Tempo

zu mehr Leben


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische Informationen sind im Internet unter

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach

Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen | www.martinzech.de Umschlagfoto: detailblick/fotolia.com ©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach Das E-Book basiert auf dem Buch „Finde dein Lebenstempo“ von Petra Schuseil, ©2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-481-0

ISBN epub: 978-3-95623-321-0

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

www.gabal-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Seit ich denken kann, schreibe ich. Mit sechs in der Volksschule krakelte ich eher die ersten Buchstaben mit einem Kreidegriffel auf eine Schiefertafel. Da war an unsere moderne Internetzeit noch gar nicht zu denken. Im Laufe meines Lebens wurden das Schreiben und meine Schreiberei immer schneller. Ich liebe es, wenn die Finger über die Tastatur springen und die Worte wie von selbst aus den Fingern fließen. Dazu braucht es Zeit und Muße.

Das Wort „Lebenstempo“ bzw. „Lebenstempo-Coaching“ entstand in Hongkong. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben Zeit und ein langsames Tempo, um mich mit meiner Positionierung als Coach zu beschäftigen. Wer bin ich? Was kann ich? Was zeichnet mich aus? Die erste Buchidee entstand: In 7 Schritten zum eigenen Lebenstempo. Aus den 7 Schritten wurden 7 Regler, die ich Ihnen in den Kapiteln 3 und 4 dieses Buches vorstellen werde.

Das Tempo halten. Darum geht es heutzutage. Wie füllen wir die knappe Zeit, um unseren Alltag zu meistern und dabei glücklich und zufrieden zu bleiben? Zu schnell verlieren wir den Blick für das Wesentliche. Deshalb: Es ist eine Kunst, das eigene Lebenstempo zu finden und zu gestalten.

Jeder hat sein eigenes Lebenstempo

Na, in welchem Tempo sind Sie gerade unterwegs? Rennen Sie im Hamsterrad oder dümpelt Ihr Leben momentan so vor sich hin?

Leben, Zeit und Tempo – das ist so eine Sache. Denn abgesehen davon, wie schnell wir unseren beruflichen und privaten Alltag meistern (müssen), gibt es den eigenen Geschwindigkeitstyp: Manche Menschen sind ruhiger und lieben es beschaulich, andere sind buchstäblich von der schnellen Truppe.

Nichts davon ist automatisch gut oder schlecht! Obwohl das oft so wirkt. Denken Sie nur mal an Tier-Analogien: Da ist von der „lahmen Ente“, der „gestressten Pute“ und der „fleißigen Biene“ die Rede. Immer wird bewertet. Und wenn es andere nicht tun, bewerten wir uns selbst.

Zeit ist für Sie momentan ein Thema, sonst hätten Sie nicht zu meinem Buch gegriffen. Sehr gut, dass Sie nicht ins Zeitmanagement-Regal gegriffen haben! Denn beim Umgang mit der Zeit geht es nicht um das Managen. Es geht nicht darum, immer mehr in weniger Zeit zu schaffen. Sondern es geht einfach darum, den richtigen Rhythmus zu Ihrem Lebenstempo zu finden und zu leben.

Das Lebenstempo beinhaltet sehr viel mehr als bloßes Zeitmanagement. Denn welches Tempo wir leben, bestimmt,

■ wie wir uns fühlen,

■ wie viel Energie wir haben,

■ wie sehr wir im Einklang mit uns leben und unseren Rhythmus finden,

■ wie selbstbewusst, stark und gesund wir sind,

■ wie sinnerfüllt und spannend das Leben für uns ist,

■ wie sehr wir zu Höchstleistungen auflaufen und unsere Talente entfalten können

■ und wie sehr wir das Leben genießen.

Zeit ist keine feste Größe

Sie werden sich über die verschiedensten Zeitaspekte Gedanken machen und wie sich diese auf Sie auswirken. Anhand von Selbst-Tests, Leitfragen und Übungen ziehen Sie Bilanz, bestimmen Ihr individuelles Lebenstempo – und können beginnen, es zu leben.

Dann gilt es, die Zeit aktiv zu regulieren. Genauso wenig, wie wir mit einem Auto immer nur konstante Geschwindigkeit fahren, läuft unser Leben immer im gleichen Tempo ab. Und das ist gut so! Denn es macht uns vielseitig, fordert, und wir können zwischen Anspannung, Hochleistung und Entspannung wechseln.

Aus meinen Lebenstempo-Coachings bringe ich viele konkrete Übungen und Methoden ein. Ich war selbst viele Jahre in ganz unterschiedlichem Ambiente und Lebenstempo aktiv: von beruflich grundverschiedenem Umfeld bis hin zu unterschiedlichen Mentalitäten. Zum Beispiel lebte ich einige Zeit im schnellen Hongkong und nun in der Schweiz, in der die Uhren langsamer ticken.

Ihr Lebenstempo-Tagebuch

Kaufen Sie sich jetzt gleich zum Auftakt ein wunderschönes leeres Tagebuch im A5- oder A4-Format. Geben Sie ruhig ein bisschen Geld für sich aus! Denn das ist Ihr persönliches Lebenstempo-Tagebuch, in das Sie Ihre Gedanken, Gefühle, Aha-Effekte und Pläne eintragen werden.

Suchen Sie ein Buch aus, das Ihnen ganz besonders gut gefällt. Das Sie gerne anfassen, weil Ihnen Struktur und Farbe angenehm sind. Ein Buch, in das Sie unbedingt andauernd etwas hineinschreiben möchten.

Durch alle Kapitel des Buches gebe ich Ihnen Denkaufgaben und Übungen. Tragen Sie in Ihrem Tagebuch Ihre Antworten und Gedanken ein.

Wenn Sie mit Ihrem Buch arbeiten sollen, finden Sie am Rand dieses Zeichen:


So entsteht während der Lektüre Ihr ganz persönliches „Lebenstempo-Klugheitsbuch“ .

In Sachen Tempoänderung bin ich Expertin, und dies nicht nur beim Schreiben. Ich wünsche Ihnen genüssliche Lektüre und viel Spaß beim Entdecken Ihres Lebenstempos.

Ihre


1
Bestimme dein Lebenstempo

„Dreht sich die Uhr, wie du dir das wünschst,

oder drehst du dich mit der Uhr?“

Wenn es um die Zeit geht, fühlen sich fast alle Menschen fremdbestimmt: Andere geben das Tempo vor, die verschiedensten Verpflichtungen wollen erledigt werden, und so fügen wir uns in unseren Alltag und richten uns nach der Zeit. Wie stark das der Fall ist, merken wir oft erst, wenn wir unsere Armbanduhr vergessen. Jedes Mal, wenn wir aufs nackte Handgelenk starren, wird uns bewusst, wie oft wir die Zeit prüfen.

Tatsächlich sind wir als Erwachsene total eingebunden: Wir müssen pünktlich zur Arbeit, die Kinder abholen oder zum Fußball fahren, wir müssen rechtzeitig am Bahnhof sein, machen Telefontermine aus und verabreden uns beim Italiener. Dazu kommen die vielen Verpflichtungen, die zwar keine feste Uhrzeit mit sich bringen, aber rechtzeitig erledigt werden müssen: Wir müssen einkaufen, wenn wir was essen möchten; wenn wir nicht ständig waschen, haben wir nichts mehr zum Anziehen. Wir müssen irgendwann zum Zahnarzt und zum Friseur. Dann gibt es natürlich auch noch das Wollen: ein Buch lesen, ein Hobby ausüben, zum Sport gehen ...

Ob wir wollen oder nicht: Zeit ist ein endliches Gut. Und das Tempo wird durch viele Parameter getaktet.

Fremdbestimmtes Zeitopfer oder steuernder Zeitmanager?

Wir werden privat und beruflich immer wieder fremdbestimmt sein. Das gehört zum Leben dazu, denn wir sind nicht alleine auf der Welt. Es ist aber ein Unterschied, ob man nur fremdkontrolliert ist oder gleichzeitig einen hohen Anteil an Selbstbestimmung ausübt. Selbstbestimmt heißt in diesem Fall, dass Sie das Steuer in der Hand halten, auch wenn andere Einflüsse Ihre Zeit beanspruchen und zu einem gewissen Grad auch diktieren.

Wenn wir uns vollkommen fremdbestimmt fühlen, werden wir zum Zeitopfer. Ein Opfer ist jemand, der leidet, der keine Chance sieht, aus einer privaten oder beruflichen Situation auszusteigen, und sich unter Druck fühlt. Das ist ein sehr unschönes Gefühl, das uns Freiräume nimmt. Wir glauben, wir müssten uns anpassen, stillhalten, und leben oft gegen unsere Bedürfnisse. Selbstbestimmt zu handeln hingegen fühlt sich frei an. Wir sind unabhängiger. Wir entscheiden. Viele Menschen ersehnen sich mehr Selbstbestimmung. Aber Vorsicht: Nicht jeder kommt mit totaler Selbstbestimmung zurecht! Auch hier heißt es, erst einmal auszuloten, was für ein Typ Sie sind. Sehen wir uns also genauer an, in welchen Lebensbereichen wir oft fremdbestimmt sind:


Selbst-Test: Wie selbst- und fremdbestimmt sind Sie?

Bitte nehmen Sie Ihr Tagebuch zur Hand. Ich stelle Ihnen im Verlauf des folgenden Kapitels Fragen, die Sie dabei unterstützen, den Selbst- und Fremdbestimmungsfaktor herauszufinden.

Der Beruf

Wenn wir über „Zeit, Beruf und Tempo“ sprechen, spielt der Beruf natürlich eine ganz zentrale Rolle. Zum einen nimmt er bei den meisten Menschen sehr, sehr viel Zeit in Anspruch. Es stimmt, dass viele mehr Zeit mit den Arbeitskollegen oder ihrer Bürogemeinschaft verbringen als mit ihrer Familie.

■ Wir müssen zu einer bestimmten Zeit an unserem Arbeitsort / bei einem Kunden etc. sein.

■ Telefon, E-Mails, Termine diktieren unseren Arbeitstag.

■ In vielen Berufen kommt eine kontinuierliche Fortbildung hinzu.

■ Je nach Aufgabenbereich sind wir mehr oder weniger fremdbestimmt: Eine Sekretärin bekommt entweder dauernd Arbeit vom Chef aufgetragen oder aber sie ist eine autonom handelnde rechte Hand.

Dazu kommen auch Ihre finanzielle Situation und die beruflichen Möglichkeiten, die sich an Ihrem Wohnort bieten. Vielleicht können Sie wegen kleiner Kinder gerade nur halbtags arbeiten, was Ihren Tag extrem hektisch macht. Oder aber Ihre Arbeit ist nicht so gut bezahlt, so dass Sie einen zusätzlichen Job annehmen müssen. Vielleicht sind Sie selbstständig. Egal ob Sie Einzelunternehmer oder Mittelständler sind: Viele arbeiten tatsächlich „selbst und ständig“.

Nicht immer können wir „mal eben“ an unserer beruflichen Situation etwas ändern. Doch es lohnt sich, konkret unter die Lupe zu nehmen, wie Sie zu Ihrem Beruf stehen. Das verrät Ihnen jede Menge darüber, ob die momentane berufliche Situation wirklich das Gelbe vom Ei für Sie ist. Außerdem erkennen Sie Knackpunkte, an denen Sie Ihr Lebenstempo selbstbestimmt optimieren können.


Bitte beantworten Sie in Ihrem Lebenstempo-Tagebuch:

■ Wie gerne gehe ich zur Arbeit?

■ Zu wie viel Prozent fühle ich mich zeitlich fremdbestimmt im Beruf? Wer oder was bestimmt über meine Zeit (stiehlt sie mir vielleicht sogar)?

■ Wäre ich lieber selbstbestimmter? Könnte ich mich wunderbar selbst organisieren, die Arbeit priorisieren und mir meine Zeit einteilen, oder bin ich eher jemand, der Aufgaben ausführt?

Ganz wichtig: Bitte bewerten Sie nicht! Schreiben Sie spontan, aber sachlich-konstruktiv auf, was Sie denken. Schimpfen Sie nicht über Kollegen und hacken Sie auch nicht auf sich selbst herum. Versuchen Sie objektiv zu antworten und freuen Sie sich über die Erkenntnisse, die Sie für sich gewinnen.

Privatleben

Selbstverständlich „fordert“ auch unser Privatleben Zeit: Familie, Freunde, unsere persönlichen Lebensumstände erfordern unsere Zeit und beeinflussen unseren Rhythmus. Je älter wir werden, desto mehr wachsen auch unsere Verpflichtungen: Wir tragen Sorge, es bestehen oftmals auch Zwänge:

■ Eltern werden älter. Sie wohnen in unmittelbarer Nähe oder weit entfernt.

■ Selbst Mutter- oder Vater-Sein hat vielfältige Aufgaben, Freuden genauso wie Sorgen. Je nach Alter der Kinder ist die Schule ein Dauerthema. Alleinerziehende haben das Doppelte an Kraft und Zeit zu stemmen.

■ Wir werden aus heiterem Himmel mit persönlichen Notfällen von uns nahestehenden Menschen konfrontiert bis hin zu Schicksalsschlägen, Krankheit oder dem Tod.

■ Schließlich wiederholen sich viele Alltagsaufgaben, die oft genug an Termine geknüpft sind: der Haushalt, wichtiger Schriftverkehr, das Überweisen von Rechnungen oder das Erledigen der Steuererklärung. Wir müssen Termine aller Art wahrnehmen: vom Arzt über den Handwerker bis zu Schulterminen.

Auch freiwillig auferlegte „Verpflichtungen“ fordern ihren Teil unserer Zeit:

■ Viele Werte mischen ins private Leben hinein: die Liebe und die Freundschaft. Ohne Freunde können wir uns das Leben nicht vorstellen. Wir treffen sie zum Essen oder im Kino. Wir spielen mit ihnen Tennis oder verabreden uns zum Stammtisch. Auch die Beziehungspflege beansprucht Zeit.

■ Ich kenne Menschen, die Kinder adoptiert oder ein Pflegekind aufgenommen haben. Sie möchten etwas Sinnvolles verwirklichen und engagieren sich. Die Tierfreunde unter Ihnen wissen, was es bedeutet, ein Haustier in der Familie aufzunehmen. Egal ob ein Hund, eine Katze oder ein Vogel mit Ihnen lebt, das Tier will versorgt sein und bestimmt Ihren Lebensrhythmus.

■ Idealerweise sorgen Sie auch dafür, dass Sie genug Zeit für sich selbst haben, um sich ganz um sich zu kümmern und Ihren Interessen nachzugehen.


Beantworten Sie sich diese Fragen:

■ Wie zufrieden bin ich mit meinem Privatleben?

■ Zu wie viel Prozent fühle ich mich zeitlich fremdbestimmt in meinem Privatleben? Wer oder was bestimmt über meine Zeit (stiehlt sie mir vielleicht sogar)?

■ Wie viel „Zeit für mich“ räume ich mir in meinem Alltag ein?

Im fünften Kapitel gehen wir noch intensiv darauf ein, was in Ihrem Leben wirklich wichtig ist.

Andere Menschen und Orte geben den Takt vor

Nicht nur unser Berufs- und Privatleben beeinflusst unser Lebenstempo. Es gibt Menschen und Orte, die den Takt vorgeben, ob wir wollen oder nicht, und damit unseren Rhythmus bereichern oder empfindlich stören. Kennen Sie Menschen, die alles „schnell, schnell“ erledigen wollen, ungeduldig sind und nicht abwarten wollen?

Mein Mann ist beispielsweise so ein „Antreiber“. Dabei bin ich sicher keine lahme Ente, aber ich brauche meine Zeit. Manchmal macht ihn mein gemesseneres Tempo rasend. Und mich sein Auf-die-Tube-Drücken. Oder Sie kennen vielleicht genau das Gegenteil, nämlich eine „Schlaftablette“. So ein Freund braucht Stunden, um sich zu entscheiden, umzuziehen oder zu essen.

Welche Gefühle sind da involviert, wenn wir es mit Menschen zu tun haben, die ein anderes Tempo leben? Wut, Ungeduld, Trotz („Nee, jetzt erst recht nicht!“), Enttäuschung, Erstaunen. Daran lässt sich schon erkennen, welcher Druck sich daraus ergeben kann, wenn man gegen sein eigenes Tempo lebt, und welchen Zündstoff man durch das unterschiedliche Zeitempfinden in Beziehungen bringen kann.

Wie wir so „sind“, ist uns manchmal tatsächlich schon in die Wiege gelegt. Schon bei kleineren Kindern zeigen sich ausgeprägte Trödler und Träumer, was eine ganz eigene Qualität mit sich bringt! Aber auch unsere Erziehung prägt: Allein dass meine Wurzeln in einem Familienunternehmen liegen, einem geschäftigen Hotel- und Restaurantbetrieb, macht mich vergleichsweise anders. Je nach Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind, bringen wir vielfältige Erlebnisse und Lebensentwürfe mit – auch was den Umgang mit der Zeit betrifft!

Egal wo man lebt, arbeitet und reist, man trifft auf andere Menschen, die unsere Zeit beschleunigen oder verlangsamen. Manchmal kommen wir in Gegenden oder berufliche Umfelder, in denen ein anderer Rhythmus herrscht, als wir ihn gewohnt sind. Hier ein paar gegensätzliche Beispiele:

■ Auf dem Land gehen die Uhren anders als in der Stadt.

■ In einem hektischen Großraumbüro fühlen wir uns anders als mit dem Laptop auf der Dachterrasse.

■ Im Discounter an der Kasse wird ungeduldig gedrängelt, während wir in einer Boutique entspannt stöbern.

Nicht zu vergessen, dass wir in anderen Kulturkreisen andere Lebensrhythmen und Mentalitäten entdecken. Die Weltmetropole Hongkong birgt verschiedene Lebenstempi mitten in der Stadt. Mich fasziniert und inspiriert das: Von der typisch chinesischen Gasse mit ihren asiatischen Gesichtern und Gerüchen kommt man wenige Schritte weiter in eine ultramoderne Einkaufs-Mall. Ich war oft zu Fuß und mit der Tram in der Stadt unterwegs. Ich habe es geliebt, mich dem Tempo der Einheimischen anzupassen, wie sie ameisengleich in der Rushhour unterwegs waren. Sind Hongkong, New York, Tokio oder Shanghai Städte mit hohem Lebenstempo, dann ist die Schweiz, wo ich jetzt lebe, vergleichsweise langsam. Alles braucht etwas länger Zeit und man muss sich in Geduld üben.

Wo auch immer wir hinkommen: Das vorherrschende Tempo beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Stimmung. Wir stecken immer in einem System und agieren bewusst oder unbewusst mit.


Jetzt sind Sie wieder dran:

■ Schreiben Sie sich das Umfeld auf, in dem Sie die meiste Zeit verbringen. Zum Beispiel: 1. Meine Wohnung, 2. Meine Arbeitsstelle, 3. Das Fitness-Studio: Mit welchen drei Eigenschaftswörtern beschreiben Sie jeweils die Zeitqualität dieser Lebensräume? Bewerten Sie anschließend kurz, wie gut Ihnen das gefällt.

■ Denken Sie an Menschen, mit denen Sie häufiger zusammentreffen, ganz unabhängig davon, ob Sie diese Personen gut kennen oder mögen (das kann auch der Nachbar oder die Kassiererin im Supermarkt sein): Welche Menschen inspirieren oder nerven Sie mit ihrem Tempo? Und warum?

■ Wo haben Sie sich bisher auf Ihren Reisen am wohlsten gefühlt? Was hat das mit Ihrem Lebenstempo zu tun?

Unsere Lebensweise

Natürlich beeinflussen nicht nur andere Menschen und Orte unser Lebenstempo. Wie wir unser Leben gestalten, hat eine große Bedeutung für unseren Lebensrhythmus. Zum Beispiel: Sind Sie Frühaufsteher oder Langschläfer? Sind Sie ein „Drinnen-“ oder ein „Draußen“-Mensch? Die einen sind Stubenhocker, die anderen können nicht genug frische Luft kriegen. Können sich die einen genüsslich mit einem Buch auf die Couch verziehen, summen bei den anderen die Hummeln im Po. Sie müssen raus, wandern, joggen oder Fahrrad fahren.

Und schon sind wir beim Tempo. Unsere Lebensweise ist ganz deutlich zu erkennen in der Art und Weise, wie wir uns fortbewegen. Die einen lieben es schnell und können ohne Auto gar nicht. Andere lieben es, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Carsharing ist eine prima Alternative. Fliegt man eine Strecke von 400 Kilometern oder nimmt man den Zug?

Die einen pilgern in ihrem Urlaub oder wandern, andere unternehmen eine Kulturreise oder einen Abenteuerurlaub. Es macht einen Unterschied im Tempoverhalten, ob man an die Costa Brava, auf die Insel Föhr oder auf die Alm in 2000 Höhenmeter reist.

Auch zeitintensive Hobbys sind nicht zu unterschätzen und beeinflussen unser Lebenstempo beträchtlich. Da geht schon mal ein ganzer Tag oder ein ganzes Wochenende „ins Land“. Man muss sich vorbereiten, entsprechendes Zubehör anschaffen, trainieren und gegebenenfalls nachbereiten und aufräumen. Vielleicht haben Sie sich auch für ein Ehrenamt entschieden, das Sie oft abends oder am Wochenende zusätzlich beansprucht.

Sogar darin, wie (und was) wir essen, zeigt sich unser Lebenstempo und die Prioritäten, die wir für uns selbst setzen. Hinter der Frage, „wie“ wir unser Leben gestalten, steckt oft die Frage, ob wir damit zufrieden sind. Manchmal möchte man das Rad zurückdrehen und die Dinge anders machen können.


Wie sieht es bei Ihnen aus?

■ Wie zufrieden bin ich mit meiner Art zu leben?

■ Bin ich mit meiner Lebensgeschwindigkeit einverstanden?

■ Fällt mir spontan etwas ein, das ich in puncto Zeit nicht so gut finde, zum Beispiel etwas, das (mittlerweile) zu sehr mein Leben diktiert, was Inhalte oder Tempo angeht? Was ist das und wie denke ich darüber?