Czytaj książkę: «Die Soliamit-Krise»
Peter R. Krüger
Sternenlicht 9
Die Soliamit-Krise
Saphir im Stahl
Bereits erschienen:
Horst Hoffmann - Insel im Nichts
Johannes Anders - Rücksturz nach Tyros
Johannes Anders - Storm
Peter R. Krüger - Der Fehler im System
Joachim Stahl - Parsifal
Erik Schreiber - Wanderer
Johannes Anders - Feinde des Lebens
Johannes Anders - Verräter an Bord
Peter R. Krüger - Die Soliamit-Krise
In Vorbereitung:
Erik Schreiber - Seuchenschiff
Erik Schreiber - Winterplanet
Sternenlicht 9
Die Soliamit-Krise
e-book 108
Erste Auflage 01.03.2022
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
Titelbild: Thomas Budach
Lektorat: Joachim Stahl / Rita Blotz
Vertrieb Neobooks
Peter R. Krüger
Sternenlicht 9
Die Soliamit-Krise
Saphir im Stahl
Für meine Mutter
Christiane Lilian Krüger
Inhaltsverzeichnis
SSD Bericht. Tyros Datenbank an TAS Sigma-3
Kapitel
01 Admiral Müller
02 Major Kargons Logbuch
03 Der Angriff
04 Kristallklare Nacht
05 Astronomisches Flackern
06 Eindringlinge
07 Eine fremde Sprache
08 Phönix in Gefahr
09 Rendezvous im Weltraum I
10 Was ist Leben?
11 Sturzflug
12 Insel im Nichts?
13 Das Urteil
14 Instandsetzungen
15 Abfangkurs
16 Rendezvous im Weltraum II
17 Okaeri
18 Nur ein böser Traum?
Epilog
Biographie
SSD-Bericht
Tyros Datenbank an TAS Sigma-3
Das Kriegsschiff GENERAL SHUBASHI ist das jüngste Trägerschiff des Sternenlicht Sicherheitsdienstes (SSD). Ausgestattet mit zwölf Kreuzern der Orion-Klasse, gehört die GENERAL SHUBASHI zu den übergroßen Kriegsschiffen der Sternenlicht Vereinigung.
Die GENERAL SHUBASHI wurde im Jahr 3166 in Dienst gestellt. Die Zuordnung der 12 Kreuzer der Orion-Klasse erfolgte zum Teil aus bereits bestehenden Verbänden, sodass Admiral Roland Müller die Kreuzer von verschiedenen Positionen innerhalb der Vereinigung aufnehmen musste.
Die JAGELLOVSK ist einer dieser Kreuzer.
Als Heimatbasis für das Kriegsschiff und seine zwölf Kreuzer wurde die SSD-Station SIGMA-3 festgelegt.
Erkundungskreuzer der GENERAL SHUBASHI:
SHU-01: LAWRENCE
SHU-02: AMATERASU
SHU-03: ARTEMIS
SHU-04: MATA HARI
SHU-05: ARES
SHU-06: HERMES
SHU-07: HEPHAISTOS
SHU-08: JAGELLOVSK
SHU-09: TENJIN
SHU-10: SORGE
SHU-11: TSUKUYOMI
SHU-12: BISHAMON
Personalarchiv
GENERAL SHUBASHI
Admiral Roland Müller – Kommando
Oberst Hiroshi Yamato – Stellvertreter
Leutnant Jean Bernard – Kommunikation
Leutnant Leila Gülmez – Astrogation
Kreuzer SHU-02: AMATERASU
Oberst Ayumi Takahashi - Kommando
Kreuzer SHU-07: HEPHAISTOS
Hauptmann Kadir Ahmet – Kommando
Leutnant Razvan Dascalu – Kommunikation
Leutnant Bogumil Wieczorek – Astrogation
Leutnant Izusa Yona - Armierungsoffizierin
Kreuzer SHU-08: JAGELLOVSK
Major Poul Maddox Walt Kargon – Kom mando
Hauptfrau Liane Chryss – Astrogation
Hauptmann Professor Bilmen Okan - Wissenschaftsoffizier
Stabsarzt Doktor James Smith - Bordarzt
Oberleutnant Carl Ruyther - Kommunikation
Leutnant Poul „Junior“ Artos – Armierungoffizier
Leutnant Fayola Sisay – Bordingenieurin
Leutnant Gella Hailey – Sicherheitsoffizierin
Kurzüberblick über die Personaldossiers der JAGELLOVSK:
Major P.M. Walt Kargon,
Alter 39, Kommando
Poul Maddox Walt Kargon gelang der Aufstieg zum Major recht bald, nachdem er seine Zeit in der Raumakademie abgeschlossen hatte. Sein überlegtes Handeln war einer der Hauptgründe für den Sternenlicht Sicherheitsdienst, ihn für die JAGELLOVSK zu rekrutieren. Kargon steht unter dem Ruf, auch unbequeme Entscheidungen treffen zu können.
Hauptfrau Liane Chryss,
Alter 36, Astrogation
Die Sterne faszinierten Chryss schon immer. So war es auch naheliegend, dass sie alles daransetzte, die Akademie als voll ausgebildete Astrogatorin zu verlassen. Für sie stand es schon früh fest, dass sie auf einem Erkundungskreuzer eingesetzt werden würde. Dass der SSD sie dann abwarb, war zwar eine Überraschung für sie, doch kannte sie Major Kargon bereits aus ihrer Zeit auf der Raumakademie. Das war schließlich auch der Grund, weshalb sie zusagte, auf der JAGELLOVSK anzuheuern.
Hauptmann Professor Bilmen Okan,
Alter 46, Wissenschaftsoffizier
Niemals wollte Bilmen Okan in den Weltraum, doch gibt es die großartigsten Möglichkeiten phänomenaler Entdeckungen vor allem auf fremden Planeten. Als der SSD ihm ein Angebot offerierte, auf einem Kreuzer anzuheuern, war er daher hin- und hergerissen. Einerseits freute er sich über die großartige Möglichkeit, fremde Welten zu erforschen, andererseits trieb ihn der Gedanke an das Vakuum des Weltraums schon so manches Mal die Schweißperlen auf die Stirn. So ist er oft mit sich selbst im Unreinen, da er stets zwischen dem unwohlen Bewusstsein der Gefahr und der Faszination, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, schwankt.
Stabsarzt Doktor James Smith,
Alter 42, Bordarzt
Doktor James Smith ist überzeugt, dass der Weltraum gefährlich ist. Außerdem weiß er, dass Menschen stets und ständig ärztlichen Beistand benötigen. Diese beiden Tatsachen und sein erfolgreich absolviertes Studium der Medizin waren ausschlaggebend dafür, dass er sich beim SSD auf die freie Stelle des Bordarztes auf der JAGELLOVSK bewarb.
Oberleutnant Carl Ruyther,
Alter 52, Kommunikation
Carl Ruyther beteuert, dass keiner seiner Vorfahren jemals im Weltraum gearbeitet hat, woran jedoch im Allgemeinen gezweifelt wird. Der Kommunikationsoffizier hat schon auf mehreren Raumschiffen Dienst getan, redet aber nur selten von früheren Begebenheiten. Es ist zu vermuten, dass er vor vielen Jahren als einziger Überlebender aus einer Katastrophe entkam, jedoch lassen sich hierzu keine Belege finden. Eine Lücke von rund fünf Jahren in seinem Lebenslauf gibt Anlass zur Spekulation hinter vorgehaltener Hand. Carl Ruyther ist bereits seit mehreren Jahrzehnten beim SSD. Sein Einsatz auf der JAGELLOVSK wird als Abschluss einer langen Karriere beim Sicherheitsdienst angesehen.
Leutnant Poul „Junior“ Artos,
Alter 28, Armierungsoffizier
Als junger Fähnrich machte Artos durch sein ungestümes Verhalten auf sich aufmerksam. „Schnell am Abzug, langsam bei den Frauen“, wurde zu einem zweifelhaften und mehrdeutigen Ruf, den er sich erwarb. Auf der Suche nach einem Armierungsoffizier stieß Commander Kargon auf Artos, dem man keine Chancen einräumte, eine Karriere auf einem Erkundungskreuzer einzuschlagen. Er wollte dem jungen Mann eine Chance geben. Aufgrund der Gleichheit des Vornamens „Poul“ und der väterlichen Art, wie Kargon seinen neuen Schützling behandelte, erhielt Poul Artos schnell den Spitznamen „Junior“, was auch als Hinweis auf sein noch naives Gemüt zu verstehen ist.
Leutnant Fayola Sisay,
Alter 29, Bordingenieurin
Technik und Maschinen sind zwei Dinge, die den Sisays anscheinend bereits in die Wiege gelegt wurden. Die ganze Familie ist seit Generationen dafür bekannt, die besten Werkstätten auf Tyros zu unterhalten. Auch Fayloa schlug diesen Weg ein und zeigte schon bald eine hohe Begabung, Maschinen zum Laufen zu bringen, die von anderen nur noch ausgeschlachtet worden wären. Sie selbst besuchte nie die Raumakademie, wurde vom SSD aber aufgrund ihrer technischen Begabung angeheuert. Sie sagte nur zögerlich zu, da sie das Familiengeschäft übernehmen wollte. Doch der Weltraum übte einen Reiz auf sie aus, dem sie sich schließlich nicht entziehen konnte.
Leutnant Gella Hailey,
Alter 33, Sicherheitsoffizierin
Die Akte von Gella Hailey steht unter Verschluss. Der SSD hat eine Sperre mit Alpha-Order eingerichtet, die nur vom Generalstab des Sicherheitsdienstes aufgehoben werden kann. Hailey wurde der JAGELLOVSK zugewiesen, um im Falle von aggressiven Gefährdungen die Sicherheit des Schiffes und der Besatzung zu gewährleisten. Einzig Commander Kargon sind wenige Details über ihren Lebenslauf bekannt, weswegen er der Zuordnung Haileys unter seinem Kommando zugestimmt hatte.
1
Admiral Müller
Majestätisch bewegte sich das riesige Raumschiff durch die endlosen Weiten des Weltraums. Wenn es schon ein beeindruckender Anblick war, einen Kreuzer der ORION-Klasse zu beobachten, so war es schlichtweg atemberaubend, eines der großen Trägerschiffe zu sehen. Hier war aber nun sogar ein Kriegsschiff des Sternenlicht Sicherheitsdienstes unterwegs, das in seiner Größe alles übertraf, was je von Menschenhand in den Weltraum geschickt worden war. Robuster als die Expeditionsschiffe der Sternenlichtvereinigung, war die GENERAL SHUBASHI trotz der etwas aggressiveren Natur eines solchen Schiffes nicht minder elegant. Admiral Ronald Müller war sich der Bedeutung seines Raumfahrzeuges wohl bewusst und setzte alles daran, dessen beeindruckende äußerliche Form mit einer guten Disziplin der Besatzung zu ergänzen.
Der Zentrallift, mit dem der Admiral zur Kommandozentrale fuhr, hielt nach einem sachten Abbremsen an und gab den Blick auf das Herzstück seines Schiffs frei.
„Machen Sie Meldung, Leutnant.“ Nachdem er den Lift verlassen hatte, wandte er sich sogleich an den Kommunikationsoffizier, Leutnant Bernard, um den aktuellen Status abzufragen.
„Keine besonderen Vorkommnisse, Admiral.“ Bernard war routiniert und bereits seit mehreren Jahren Teil des Stabes des Generals. Als dieser dann das Kommando über das Kriegsschiff GENERAL SHUBASHI bekommen hatte, hatte Bernard ebenfalls seinen Posten gewechselt. Müller hatte ihn beim Oberkommando angefordert.
Zufrieden inspizierte Müller seine Kommandozentrale. Es war eine besondere Ehre für ihn, das Kommando dieses Schiffes übertragen bekommen zu haben. Die GENERAL SHU-BASHI war erheblich größer als die Expeditionsschiffe. Statt der sonst üblichen sechs Kreuzer der ORION-Klasse fanden in ihrem Bauch zwölf Kreuzer Platz, und auch in Bezug auf die Verteidigungsmöglichkeiten wollte das Oberkommando hier nichts dem Zufall überlassen. Acht Werferbatterien, zwei Overkillgeschütze, dazu noch polarisierende Energie- schilde, Ablenkungsgeschosse und einiges mehr. Das Militär war stolz auf sein neues Kriegsschiff. Doch genau das war es, woran sich Admiral Müller im Grunde seines Herzens störte. Er sah die GENERAL SHUBASHI als Bastion der Verteidigung für die Sternenlichtvereinigung, falls es jemals einen Verteidigungsfall geben sollte. Und obwohl die Regierung diese Auffassung stets bestätigte, wurde sein Trägerschiff unter der Bezeichnung „Kriegsschiff“ in Dienst gestellt.
Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln warf er den Gedanken beiseite. Seine Konzentration galt nunmehr den kommenden Aufgaben.
„Wie ist der aktuelle Status?“ Die Frage war an seinen direkten Vertreter, Oberst Yamato gerichtet.
„Zehn der zwölf Kreuzer haben wir inzwischen an Bord. Es fehlen noch die AMATERASU und die JAGELLOVSK. Letzteres Schiff ist mit seiner Rendezvousmeldung überfällig.“
Müller horchte auf. „Überfällig? Das sieht Commander Kargon aber nicht ähnlich. Wie lange ist die Meldung überfällig?“
„Die hätte schon vor sechs Stunden da sein sollen. Etwas Karenz rechnen wir noch dazu, weil sie kürzlich den Sternenschweifnebel durchquert haben. Aber danach war Funkstille.“
Müller ahnte, dass hier etwas nicht in Ordnung war. „Was meldet die Raumüberwachung?“
„Keinen Kontakt“, antwortete Yamato und richtete dabei seine mandelförmigen Augen schnurstracks auf Admiral Müller.
Das fehlte ihm gerade noch. Die GENERAL SHUBASHI war erst in Dienst gestellt worden. Dass die zwölf Kreuzer an verschiedenen Stationen eingesammelt werden mussten, zählte er als Möglichkeit, das Kriegsschiff auf den ersten Flügen auf Herz und Nieren prüfen zu können. Dass ihm jedoch gleich zu Beginn eines davon abhandenkam, könnten Generalstab und Oberkommando veranlassen, unangenehme Fragen zu stellen. Dem wollte er unbedingt aus dem Wege gehen.
„Was meinen Sie damit? Ist die Kommunikation unterbrochen?“
Yamato stand ungerührt da. „Ungewiss. Leutnant Bernard hat …“
„Leutnant Bernard kann selbst reden“, unterbrach Müller harsch. Er konnte es gar nicht leiden, wenn im Beisein anderer über sie in der dritten Person gesprochen wurde. „Was haben Sie unternommen, als Sie festgestellt haben, dass die JAGELLOVSK überfällig ist?“
„Ich habe der Nachtschicht die Order erteilt, auf Horchposten zu gehen.“
In der militärischen Raumfahrersprache bedeutete „auf Horchposten zu gehen“, sämtliche eingehenden Signale, ob Kommunikation, Astrogation oder Sensoranalyse auf Besonderheiten jeglicher Art zu überprüfen. Dass Leutnant Bernard ihm kurz zuvor keine Vorkommnisse gemeldet hatte, erschien ihm nun sehr verwunderlich.
„Mehr ist Ihnen dazu nicht eingefallen?“ Er ging im Gedanken mehrere Möglichkeiten durch, ehe er sich wieder an Bernard wandte.
„Informieren Sie die Raumüberwachung. Ich erwarte, dass der Sektor genau überprüft wird. Und senden Sie in regelmäßigen Abständen ein Funkfeuer aus.“
„Ja, Admiral“, lautete die bestätigende Antwort des Leutnants.
Müller drehte sich erneut zu Oberst Yamato um, der ihn noch immer unverwandt ansah. Keine Regung war in seinem Gesicht zu lesen. Einerseits bewunderte ihn der Admiral dafür, sich derart unter Kontrolle zu haben, doch in diesem Augenblick wünschte er sich, dass der Oberst impulsiver gehandelt hätte.
„Welche der Kreuzer sind bereit für einen Patrouillendienst?“, wollte er nun wissen.
Yamato hatte die Schichtpläne und Bereitschaften offenbar auswendig gelernt, denn seine Antwort kam ohne Umschweife. „Die LAWRENCE, die HEPHAISTOS und die TSUKUYOMI stehen sofort zur Verfügung.“
„Sehr gut. Dann schicken Sie die HEPHAISTOS in Richtung Sternenschweifnebel los. Commander Ahmet soll mit Höchstgeschwindigkeit in den Sektor fliegen und nach der JAGELLOVSK Ausschau halten.“
„Aber, Admiral, wir wissen doch gar nicht …“
„Sehr richtig, Oberst. Wir wissen nicht, ob die JAGELLOVSK havariert ist, angegriffen wurde oder eine einfache Fehlfunktion hat. Im besten Fall machen wir uns hier zu viele Sorgen und die Angelegenheit klärt sich schnell auf. Aber ich will verdammt sein, wenn ich eines meiner Schiffe verliere, noch bevor die Mission der GENERAL SHUBASHI startet. Jetzt führen Sie meine Anweisung durch.“
„Zu Befehl, Admiral.“ In Yamatos Stimme war noch immer keine Gefühlsregung zu erkennen. Doch er führte die Order ohne zu zögern aus.
„Astrogator, wie steht es um das Rendezvous mit der AMATERASU?“
Über dem Hologramm des Bordsprechgeräts erschien das Gesicht einer Frau in den besten Jahren. „Wir sind nur zwei Sektoren entfernt, Admiral.“
Müller überlegte kurz. Zwei Sektoren. Das war eine vertretbare Entfernung, selbst, wenn sich herausstellte, dass die JAGELLOVSK in Schwierigkeiten war. „Dann setzen Sie einen Kurs, Leutnant Gülmez. Wir holen die AMATERASU ab. Bis dahin wird sich die JAGELLOVSK hoffentlich wieder eingefunden haben.“ In den letzten Satz versuchte er etwas Humor zu legen, um die Anspannung der Besatzung aufzulockern. Er merkte, dass sein Gespräch mit Oberst Yamato auf die Stimmung der restlichen Besatzung drückte. Ein Umstand, den er nicht wollte und den auch der Oberst nicht verdient hatte.
„Warten Sie noch, bis die HEPHAISTOS den Hangar verlassen hat, dann folgen Sie dem gesetzten Kurs mit dreiviertel Schub.“
Leila Gülmez bestätigte mit einem kurzen Nicken, ehe das Holobild erlosch.
2
Major Kargons Logbuch
„Logbuch des Commanders. Major Kargon. Eintrag 38.
Auf unserem Weg zur Station SIGMA-3 erwarteten wir keine weiteren Vorkommnisse. Zuletzt hatte der Sternenschweifnebel dafür gesorgt, dass sich unser Armierungsoffizier Poul Artos mehr Sorgen als notwendig machte, als bei den an Bord befindlichen Gamma 9 Robotern eine seltsame Fehlfunktion festgestellt wurde. Bordingenieurin Sisay konnte der Sache auf den Grund gehen und wir hatten die Absicht, nach Eintreffen auf SIGMA-3 alle Unterlagen direkt an die wissenschaftliche Abteilung zu übergeben.
Der Bericht zu unserer ursprünglichen Mission im Grenzgebiet wird sich nun aber ebenfalls verzögern, da die JAGELLOVSK einen weiteren technischen Defekt aufweist, der mit den jüngsten Ereignissen im Zusammenhang steht.
Wie bereits in einem vorherigen Eintrag festgehalten, wurde in einem Kampf gegen die Weltraumpiraten unser Beta-5 Stabilisator schwer beschädigt, sodass wir den Antrieb mit einem veralteten Beta-3 wieder in Gang bringen mussten. Es war absehbar, dass es sich hierbei nur um eine Notlösung handeln konnte, doch hätten wir nicht erwartet, dass der Beta-3 nun mitten im Normalflug nach SIGMA-3 streikt.
Geistesgegenwärtig koppelte Ingenieurin Sisay beide defekte Stabilisatoren, um die JAGEL-LOVSK auf Kurs halten zu können. Das Schiff wäre ansonsten ohne die Möglichkeit einer wirksamen Steuerungskontrolle der Antriebsenergie in die Tiefen des Alls abgedriftet.
Dem beherzten Einsatz der gesamten Mannschaft ist es zu verdanken, dass wir auf einem unbekannten Planetoiden notlanden konnten. Dabei waren die herrschende Gravitation und der defekte Antrieb zwei gegensätzliche Kräfte, die fast dafür gesorgt hätten, dass die JAGEL-LOVSK auf der zerklüfteten Oberfläche des Planetoiden zerschellt wäre.
Dennoch war es nicht zu verhindern, dass das Schiff kippte, und sollten wir es schaffen, von diesem unwirtlichen Felsbrocken starten zu können, wird mit Sicherheit eine unübersehbare Delle im Rumpf zurückbleiben. Das Schiff lehnt aktuell an einem Berg, der das vollkommene Havarieren glücklicherweise dadurch verhinderte, dass er die JAGELLOVSK aufgefangen hat und sie seither stützt.
Nachdem wir die Schäden kontrolliert und die Umgebung gründlich untersucht hatten, schien es, als hätten wir Glück im Unglück. Denn es stellte sich heraus, dass dieser Planetoid voll von Soliamitkristallen war, die dazu verwendet werden konnten, den original Beta-5 Stabilisator wieder instand zu setzen.
Fayola Sisay, Poul Artos und Carl Ruyther erklärten sich sofort bereit, mit dem Abbau der benötigten Kristalle zu beginnen. Die Idee, die Gamma-9 Roboter für diese Arbeit einzusetzen, lehnte ich jedoch ab, da mir deren Fehlfunktion noch Rätsel aufgibt und ich hier ein unnötiges Risiko sehe.
Wir teilten uns schließlich in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe sollte die benötigten Kristalle abbauen, während Gruppe zwei, bestehend aus Astrogatorin Chryss und Doktor Smith, in einer Phönix den Planetoiden erkunden und seine Position bestimmen sollten.
Gruppe drei, bestehend aus Professor Okan, Sicherheitsoffizierin Gella Hailey und mir selbst, übernahm die restlichen Aufgaben. Professor Okan wertete die Untersuchungsergebnisse der Oberflächenanalyse aus, während ich selbst einen kompletten Systemcheck der JAGELLOVSK durchführen wollte. Gella Hailey stand auf Abruf bereit, falls es zu einer weiteren Notsituation kommen sollte.
Dabei dachten wir jedoch lediglich an Hilfe beim Abbau der Kristalle oder zur Stabilisierung des Schiffs. Wir waren auf die kommenden Ereignisse nicht vorbereitet.“
Walt Kargon atmete tief durch, ehe er sich dazu imstande sah, den Logbucheintrag zu vervollständigen. Sein Blick wanderte durch die Kommandozentrale der JAGELLOVSK, ohne dass er etwas Bestimmtes fixierte. Ein Beobachter hätte in diesem Moment davon ausgehen können, dass es sich hierbei um eine Art Abschiednehmen handeln musste.
„Die Kommunikation ist gestört. Wir empfangen kein klares Signal von Chryss und Smith, obwohl sie versuchen, uns zu erreichen. Zunächst machte es den Eindruck, als wären die Störungen Teil der besonderen Ausstrahlungen der Soliamitkristalle, doch jetzt schätze ich die Situation anders ein.
Gerade eben erhielt ich eine Nachricht von Ingenieurin Sisay, dass etwas nicht stimmt. Team eins hatte bereits einige der Kristalle abgebaut und an Bord gebracht, wollte aber noch weitere abbauen. Die Arbeiten müssen in den Raumanzügen stattfinden, da dieser Planetoid keine atembare Atmosphäre besitzt.
Die Verbindung zu Sisay und den anderen brach jedoch plötzlich zusammen, nachdem ich unmittelbar davor einen Schrei vernommen hatte, entweder von Carl Ruyther oder von Poul Artos. Genau konnte ich es nicht bestimmen und es ist im Grunde auch zweitrangig. Fakt ist, dass meine Leute in Schwierigkeiten stecken. Auf jeden Fall Team eins, möglicherweise auch Team zwei.
Sicherheitsoffizierin Gella Hailey war vor wenigen Minuten dabei, ihren Raumanzug überzustreifen. Die Oberflächenscans, die Professor Okan soeben durchgeführt hat, haben keine Besonderheit ergeben. Ich kann nur hoffen, dass es keine schwerwiegende Verletzung beim Abbau der Kristalle gab.
Inzwischen konnte Hailey das Schiff verlassen und ist nunmehr außerhalb des Schiffs. Die Situation ist nach wie vor unbe...“ Für einen Lidschlag unterbrach Walt die Aufzeichnung. Als er weitersprach, klang seine Stimme aufgeregt. „Soeben meldet sich der Sicherheitsalarm des Schiffs. Es wird ein unberechtigtes Eindringen in das Schiff angezeigt.
Bilmen, mach dich bereit!
Logbucheintrag Ende.“
Darmowy fragment się skończył.