Czytaj książkę: «Bern ... und seine Geheimnisse», strona 2

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Paul Simson und der Lord

Paul Simson sass nach wie vor auf seiner Veranda. Natürlich hatte auch er von Covid-19 Kenntnis genommen und er konnte sich keinen Reim darauf machen. Das Ganze kam ihm suspekt vor, und er wollte der Sache auf den Grund gehen. Er kontaktierte in der Folge seinen Kumpanen mit Namen Brian Jones und er wollte von diesem wissen, was er von der ganzen Sache hielt.

“Hi Brian, how’s life, where are you?” “I’m in Scotland and near to our friend, Lord … .”

Paul war ein wenig erstaunt ob der Antwort, vermutete er seinen Kollegen doch in Irland und dort in der Nähe von Cork.

Cork (irisch: Corcaigh) ist der Verwaltungssitz der gleichnamigen Grafschaft im Süden Irlands. Die Stadt ist mit rund 125’000 Einwohnern nach Dublin die zweitgrößte Stadt Irlands. Cork verfügt über einen Flughafen und ist rund 160 km oder zweieinhalb Fahrstunden von Ventry entfernt.

Paul wusste um den ‘Lord’, jedoch war er ihm selber noch nie begegnet. Der Lord musste steinreich und eher Milliardär als «einfacher» Millionär sein, von denen es in Grossbritannien zuhauf gab. Er schien beste Beziehungen zu allen Kreisen zu haben, zu denen «Normalsterbliche» keinen Kontakt haben, und was ebenfalls über ihn bekannt war, dass er über eine Highland Malt Whisky Distillery verfügte, wo keine Flasche unter 1000 Pfund erhältlich gemacht werden konnte. Und selbst dann, wurden die Flaschen nur unter der Hand weitergereicht.

Der Lord besass Ländereien in ganz Schottland, in England und Irland, aber auch in Frankreich und dort vor allem an der Côte d’Azur. Sein Adelstitel ging bis ins Mittelalter zurück, und er konnte sich in all den Jahren halten.

«Brian, du weisst, dass ich den Lord nicht persönlich kenne und dass ich das, was ich von ihm bislang gehört habe, auch nicht nur schätze. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Wann bist du wieder in der Gegend?» «Morgen werde ich nach Cork zurückkehren, und wir können uns gerne treffen. Ich schlage dir unser Pub in Dingle vor.»

«The Dingle Pub» liegt an der Main Street in Dingle und damit unweit vom Wohnort von Paul. Sie hatten sich für 1700 Uhr verabredet, was für irische Verhältnisse als relativ früh bezeichnet werden musste.

Paul war der erste, der das Restaurant betrat. Am Tresen standen zwei/drei Einheimische, welche ihn begrüssten. Paul wählte einen Tisch in der Ecke. Jedes Mal, wenn es ums «Eingemachte» ging, wollte Paul dies nicht am Telefon, sondern face to face besprechen und so war es auch dieses Mal. Brian traf alsbald ein und er setzte sich zu Paul an den Tisch. Beide bestellten sich ein ‘Pint’ – Paul ein «Smithwicks», Brian ein Guinness.

«Und worum geht es nun?», so die Frage von Brian. – «Was hältst du von der ganzen Virengeschichte? Hat das Ganze etwas mit uns zu tun? Mit unserer Organisation? Weisst du etwas Näheres?» - Paul wählte bewusst die direkte Art mit seinen Fragen. Er wollte Brian aus der Reserve locken.

Brian wurde ein wenig verlegen, verneinte dann aber doch deutlich die Anspielung von Paul. Immerhin gab er zu bedenken, dass trotz der Dimension das Ganze für ihr Unterfangen von Nutzen sein könnte. – Paul schluckte: Wie konnte man nur so denken. So kannte er Brian gar nicht.

«Und wie war dein Besuch beim Lord? Gibt es Neuigkeiten, die für uns von Interesse sind?» - Nun versuchte Paul die Wogen wieder etwas zu glätten.

Brian rühmte das Treffen und seinen Ausführungen war Bewunderung dem Lord gegenüber zu entnehmen. Gut, Brian war selber Schotte und so musste einem dies auch nicht weiter erstaunen. Brian kannte den Lord gut, und Paul konnte nicht ausschliessen, dass Brian ihn über ihre «Geschäfte» – zumindest im Ansatz – ins Bild gesetzt hatte, und dies, obschon sie sich geschworen hatten, niemandem, ohne ihr gegenseitiges Einverständnis, in die Machenschaften einzubeziehen.

Irland gilt als «Hochburg» der künstlichen Intelligenz. So befindet sich beispielsweise die Europazentrale von Apple in Cork. Auch Google eröffnete zu Beginn des neuen Jahrtausends seinen EMEA-Hauptsitz in Dublin und beschäftigt dort heute rund 2000 Mitarbeiter.

Anmerkung: EMEA steht für ‘Europe, Middle East and Africa’ und ist für Amerikaner die Abkürzung für diesen Wirtschaftsraum.

Aber auch andere Technologieunternehmen wie etwa Intel, IBM oder Microsoft sind in Irland präsent. Das Irish Centre for Cloud Computing and Commerce (kurz: IC4) hat seinen Schwerpunkt auf der Entwicklung eines international anerkannten Center-of-Excellence für Innovation und angewandte Forschung und Führung der Industrie und befindet sich ebenfalls in Dublin.

Überdies sind andere ‘Global Player wie etwa Facebook, Zalando oder Amazon eng mit Irland verbunden: Immerhin gilt Irland als weltweit zweitgrößter Software-Exporteur und ist als bevorzugter Standort für Unternehmen in diesem Sektor anerkannt.

Paul und Brian waren diese Fakten natürlich bekannt und sie wählten nicht zuletzt deshalb Irland als ihre Operationsbasis. Unauffällig und abgelegen, aber mit dem nötigen technischen ‘Background’ versehen, wollten sie die «Weltherrschaft» im Digitalen Bereich von Ventry aus übernehmen. Sie brauchten für diesen Zweck natürlich Geld und dieses sollte über die «Logistik» - sprich: durch Raubüberfälle auf Geldtransporter in ganz Europa sichergestellt werden. Anfänglich lief das «Geschäft» ja ganz gut, dann aber plötzlich wendete sich das Blatt. Unbedachtes Vorgehen eines Einzelnen brachte das Ganze in Schieflage und nun galt es, aus dem Vermeintlichen wieder das Beste zu machen.

Paul bestellte sich ein zweites Bier und langsam stellte sich bei ihm auch der Hunger ein. Er orderte für sich eine Spezialität des Hauses fresh wild salmon. Brian tat ihm desgleichen, jedoch wählte er das «bar meal»: spare ribs with baked potatoes.

Alsdann ging Paul nochmals in die Offensive und fragte Brian nun direkt, ob er dem Lord von Blue Danube erzählt habe. – Brian konnte nicht mehr ausweichen und er bejahte die Frage. «Und, wie hat der Lord darauf reagiert? Und was hast du ihm alles erzählt?»

«Reagiert hat er nur mit einem müden Lächeln. Gut, ich habe ihm auch nicht wirklich viel erzählt. Eigentlich nur, dass man dem ganzen Datenwirrwarr von heute einen Riegel schieben sollte.»

Auf jeden Fall holte der Lord in der Folge aus und er gab Brian sein Weltverständnis zum Besten – selbstverständlich liess er das Ganze von einer Flasche «Highland Park Thorfinn Whisky» begleiten; die Flasche kostet im Handel CHF 1790 – Brian durfte mithalten.

Anmerkung: Der Whisky in der dunklen, mit Gold verzierten Flasche ist eine Hommage an eine historische Persönlichkeit aus dem 11. Jahrhundert. Sein Name lautet "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige". - Viele der Highland Park Whiskys sind nach lokalen Helden, tapferen Kriegern und berühmt-berüchtigten Wikingern benannt. Der Whisky reift im klimatisch rauen Norden Schottlands in Fässern heran, die zuvor Sherry enthielten, und bietet ein facettenreiches Geschmacksprofil mit Anklängen von Ingwer, Trockenfrüchten, Gewürzen sowie aromatischem Torfrauch.

Und ähnlich wie "Thorfinn Sigurdsson der Mächtige" verstand sich auch der Lord. Er konnte der aktuellen Politik mit «Brexit» und anderem mehr nichts abgewinnen, und der jetzige Premierminister des Vereinigten Königreichs mit seiner «Lachfrisur» war für ihn nur ein Abklatsch der guten alten Zeiten. Diese lagen allerdings doch ein ganzes Stück zurück, wo Schottland von England noch unabhängig und ein eigenständiges Königreich war. Der Lord sehnte diese Zeit vor 1707 zurück, wenngleich er sie selbstverständlich selber nicht erlebt hatte; seine Vorfahren jedoch schon, und es liess sich den Analen der Familiengeschichte hierzu so einiges entnehmen.

Bei einem zweiten Glas Thorfinn und einem tiefen Schluck daraus wurde der Lord immer redseliger und er fing an zu fabulieren, fantasieren und steigerte sich gar hin zum Träumen. Er schwebte auf Wolke «sieben» und er verstand sich als Retter der Nation, wenn nicht gar als Retter der ganzen «kultivierten» Gesellschaft, wozu er sich selbstverständlich zählte.

Seine Verblendung ging so weit, dass er kaum noch unterscheiden konnte zwischen arm und reich, zwischen schwarz und weiss und schon gar nicht zwischen Recht und Unrecht; er verleugnete alles, was nicht seinem Weltbild entsprach.

Sein archaisches Gedankengut ging so weit, dass er nicht mehr zwischen gut und schlecht, zwischen bös und gerecht, zwischen Wahnwitz und Realität unterscheiden konnte; er wollte nur noch seine Meinung als die einzig Richtige verstanden wissen. Jeder Widerspruch wurde von ihm im Keim erstickt.

Bei einem dritten Glas Thorfinn schlief er ein.

Paul war entsetzt ob den Äusserungen von Brian, und sie machten ihm Angst. Ähnliches hatte die Geschichte schon zu oft erlebt, und es endete ausnahmslos im Desaster. – Sollte der Welt heute Gleiches widerfahren, so müsste dem Ganzen Einhalt geboten werden und zwar mit aller Deutlichkeit. – Paul wollte seinen Teil dazu beitragen.

Brian war ein wenig verunsichert ob der Haltung seines Kollegen und er bestellte sich und Paul ein weiteres ‘Pint’. Das Pub hatte sich in der Zwischenzeit gut gefüllt und sie lauschten in der Folge den Klängen der Live Band zur «traditional Irish music».

Covid-19

Philippe kehrte nach Hause zurück und erzählte Deborah von seinem Treffen mit Fred. Mit etwas Zurückhaltung sprach er auch den Inhalt des Gesprächs an, jedoch wusste er, dass Deborah sich grosse Sorgen um die jetzige Situation machte. Wie alle, war sie verunsichert ob dem rasanten Tempo der Ausbreitung der Pandemie und sie sorgte sich auch um Philippe, gehörte er doch nach Ansicht der Fachleute zu jener Risikogruppe, welcher das Virus am meisten anhaben konnte.

Deborah selber hatte einen gemütlichen Abend mit Susann verbracht. Auch für die beiden war es wahrscheinlich für längere Zeit das letzte Mal gewesen, dass sie sich auswärts hatten verpflegen können. Das Essen war in Ordnung, wenn auch nicht überragend, aber das Ambiente stimmte und der Gedankenaustausch war inhaltlich sehr ansprechend.

Beide sassen im Wohnzimmer, und sie gönnten sich noch ein Getränk, bevor sie zu Bett gehen wollten. Die Stimmung war irgendwie ein wenig bedrückt und so blieb es beim Relaxen auf dem Fauteuil. Deborah genoss einen Gute-Nacht-Tee und Philippe gönnte sich einen Schlummertrunk. Man musste ja nicht immer miteinander sprechen. – Alsbald wünschten sie sich gegenseitig gute Nacht.

Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder freundlicher aus. Philippe und Deborah nahmen ihr Frühstück ein, und Deborah wusste nun doch noch einiges vom gestrigen Abend zu erzählen. So habe Susann in der Zwischenzeit einen neuen Job gefunden und er gefalle ihr sehr gut. Sie sei nun Disponentin in einer Logistikfirma und sie bringe ihre Teilzeitbeschäftigung ganz gut mit der Betreuung von Max – dem gemeinsamen Sohn von Susann und Fred – unter einen Hut. Fred sei im Übrigen ganz anders geworden, und sie liebe ihn nach wie vor. Auch könne sie sich wirklich vorstellen, ihn ein zweites Mal zu heiraten; die gemeinsame Wohnung, in der sie nun lebten, erfülle all ihre Wünsche. Philippe freute sich dies zu hören und er wünschte sich, die beiden bald wieder bei sich zuhause zu einem feinen Essen begrüssen zu dürfen.

Das Wetter nahm langsam wieder Temperaturen an, welche die Lust aufs Grillieren beflügelten. Die letzten Tage und Wochen zuvor waren garstig. Die Bise blies unaufhaltsam und drang durch jedes Kleidungsstück, selbst wenn man versuchte, sich im «Zwiebelschalenprinzip» warm zu halten. Auch die in die Jahre gekommenen Fenster im Haus mochten der Kälte kaum noch zu trotzen, sodass die Zimmertemperaturen nicht mehr das versprachen, was man als gemütlich bezeichnen konnte. Philippe nahm sich vor, im Verlauf des Sommers dem Ganzen entgegen wirken zu wollen und sei’s nur, indem er die Heizung überprüfen liess.

Deborah checkte ihre Meldungen auf dem Smart Phone und sie konnte mit Freude feststellen, dass sich Rouven mit seiner Freundin für den nächsten Sonntag zum Mittagessen angemeldet hatte. Es war doch schon wieder einige Zeit her, wo sie zum letzten Mal zusammengekommen waren. – Philippe freute sich über den angekündigten Besuch und er überlegte sich bereits, was der denn kochen wollte. Marvin konnte am Essen leider nicht teilnehmen, da er zur besagten Zeit arbeiten musste. Aber es gab sicher schon bald wieder eine andere Gelegenheit, wo sie alle zusammen gemütlich beisammen sein konnten.

In der Folge unterhielten sich Deborah und Philippe über ihre Freunde in Südfrankreich, Bernard und Isabelle. «Wie geht es ihnen wohl?», so die Frage von Deborah. «Wir haben schon lange nichts mehr von ihnen gehört. Weisst du, Philippe, wie sich das Virus in Frankreich verhält und ob dort auch schon Läden geschlossen worden sind?»

Philippe zückte sein Tablet und schlug die online Seite von Var-matin, eine der Lokalzeitungen im Département Var auf. Bereits auf der Frontseite wurde vermeldet, dass gestern ein 16-jähriger Junge an den Folgen des Virus verstorben sei. Der Übersicht war zudem zu entnehmen, dass Frankreich bereits über 1'600 Tote zu beklagen habe.

«Oh, das sieht ja noch viel schlimmer aus, als bei uns.» So, die Antwort von Philippe. – «Ich muss unbedingt mit Bernard telefonieren und mich bei ihm nach ihrem Befinden erkundigen. Willst du mit dabei sein Schatz, dann wählen wir ‘Skype’ auf unserem Computer?» - «Ja, gerne.»

Philippe schickte Bernard eine Kurznachricht via ‘WhatsApp’ und fragte ihn, ob und wann sie sich allenfalls über ‘Skype’ unterhalten könnten. Er und Deborah würden sie beiden gerne wieder einmal sehen, und ‘Skype’ ermögliche dies ja. Philippe schrieb im Weiteren, dass ihn die Corona-Zahlen in Frankreich sehr erschreckt hätten und er sehr hoffe, dass es ihnen beiden gut gehe.

Die Antwort von Bernard liess leider etwas auf sich warten, womit sich Philippe noch mehr um die Gesundheit der beiden sorgte.

Doch dann kam die erlösende Mitteilung. Ja, es gehe ihnen gut und sie seinen gesund, aber die Situation sei dramatisch. Er finde den Vorschlag mittels ‘Skype’ zu sprechen ‘super’ und er werde sich entsprechend vorbereiten. Isabelle sei momentan noch ausser Haus, jedoch werde sie am frühen Nachmittag auch wieder daheim sein. Er schlage vor, dass man das Gespräch für 1700 Uhr ins Auge fasse. «Ça joue pour vous?» - «Parfait. Alors, à toute à l’heure.»

In der Zwischenzeit wollte Philippe die Einkäufe fürs Wochenende tätigen. Er begab sich hierzu ins nahe gelegene Einkaufszentrum. Das Ganze sah gespenstisch aus. In sämtlichen Verkaufsläden mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte waren die Eingänge entweder mit Jalousien oder anderen Blockaden verriegelt. Die Obergeschosse des Gebäudes waren unzugänglich, und die noch offenen Läden durften nur im «Tröpfchen System» betreten werden. Laufend erklangen Durchsagen durchs Mikrophon, wonach im Laden Abstand zu den anderen Kunden und selbstverständlich zum Verkaufspersonal zu halten sei. – Irgendwie machte das Einkaufen so keinen Spass mehr.

Philippe beschränkte sich aufs Notwendigste und er war froh, das Einkaufszentrum baldmöglichst wieder verlassen zu können, wenngleich es natürlich eine Parforceleistung der Anbieter war, den Betrieb überhaupt aufrecht zu halten. – Philippe war ihnen hierfür dankbar.

Pünktlich um 1700 Uhr stand die Leitung zwischen Baumanns und Picards. Als erstes wollten natürlich die Hunde sich begrüssen. Enrico stand schon ganz aufgeregt vor dem Computer im Wohnzimmer und er wartete darauf, seinen Freund Dissan sehen zu dürfen. Deborah hatte Enrico nämlich gesagt, dass er schon bald seinen Kollegen auf dem Bildschirm sehen werde; Enrico verstand dies und er wartete den Umständen entsprechend ungeduldig.

Ähnlich erging es Dissan. Auch Isabelle hatte ihm gesagt, dass er schon bald seinen Kumpel Enrico auf dem Display sehen werde. Und auch er wedelte heftig mit dem Schwanz und konnte es kaum erwarten.

Endlich leuchtete das Bild auf und die beiden Hunde konnten sich kaum mehr fassen. Sie erkannten sich gegenseitig und sie fingen an wie wild zu gestikulieren: Bisous an die Schnauze, wenngleich dies am Bildschirm nicht ebenso gut ging wie im wirklichen Leben, und trotzdem war es eine helle Freude den beiden zuzusehen.

Endlich waren auch die Menschen dran, sich zu begrüssen und dies fiel nicht weniger herzlich aus. Alle vier hatten sich schon viel zu lange nicht mehr gesehen und man sah ihnen an, wie sie sich ob dem virtuellen Treffen freuten. – Dies war ein Verdienst der modernen Technik, welches man nicht unterschätzen sollte; vor allem, wenn es ältere Menschen betraf.

Es gab viel zu erzählen, und vor allem Deborah und Isabelle tauschten sich rege aus. Philippe und Bernard verabschiedeten sich schon bald vom Bildschirm und sie wollten noch das eine oder andere am Telefon miteinander besprechen. – Das Stichwort war natürlich … ‘Type H’.

Während Isabelle und Deborah sich über ihre Kinder und die unsägliche Krankheit unterhielten, wollte Philippe natürlich wissen, wie es um ihre Bestellung steht und ob diese in der Zwischenzeit eingetroffen sei. Bernard konnte dies bejahen und sie vereinbarten, mit dem Installieren zuzuwarten, bis gegenseitig wieder «freie Fahrt» zwischen den beiden Ländern war.

Dem Vehikel gehe es im Übrigen gut, und er schaue täglich zu ihm, versicherte Bernard. Auch Philippe wusste zu berichten, dass der 2 CV, den sie ebenfalls vor kurzem recht günstig erstehen konnten und nun bei Philippe in der Garage stand, für jeglichen Spass bereit wäre, und sollte das Schicksal ihnen gnädig sei, so könnten sie vielleicht doch noch im Sommer dem Ganzen zum Durchbruch verhelfen. – Die beiden älteren Herren schauten zuversichtlich in die Zukunft.

Ja, es sei schon schade, dass jetzt, wo Michelle und Julien so viel Zeit und Energie in ihre Surf Schule gesteckt hätten, die Touristen ausblieben und sie Mühe hätten, finanziell über die Runden zu kommen. Auch Danielle, die bekanntlich jetzt in London lebte und arbeite, konnte ihren Entscheid gar nicht mehr rühmen. Sie sei verdonnert zu Home-Office und sie versuche, sich in ihrem bescheidenen Logis so gut wie möglich durchzukämpfen.

Auch Rouven leistete praktisch nur noch Home-Office und sein Studium musste er von zu Hause aus wahrnehmen. Als Stehpult diente ihm das Bügelbrett, und der einzige Ausgleich zum tristen Daheimsein war eine Jogging-Runde rund um den nahen gelegenen See.

Marvin als Mitarbeiter im Sicherheitsdienst konnte sich den Herausforderungen nicht entziehen und er blickte dem Ganzen mit etwelcher Sorge entgegen und dies nicht nur wegen sich selber, sondern vor allem wegen seinen Eltern, um die er sich sorgte.

Das Ganze war einfach nur traurig.

Deborah und Isabelle unterhielten sich noch eine Zeitlang und sie vereinbarten, Gleiches schon bald wiederholen zu wollen; es war einfach etwas anderes, wenn man sich beim Sprechen sehen und nicht nur hören konnte, und sie schätzten dies sehr.

Am Abend nach der Zeitumstellung war es wieder etwas länger hell und Philippe nutzte die Gelegenheit für einen etwas ausgedehnteren Spaziergang mit Enrico. Dieser sagte nicht nein und so verschwanden die beiden in Richtung Wald. Auf dem Weg dorthin ging Philippe doch das eine oder andere durch den Kopf. Vor allem das Gespräch mit Freddy und seinen Fragen und Hypothesen liessen ihn nicht mehr los.

Was wäre, wenn…? … Und Philippe studierte dieser Frage unablässig nach. Er war kein Anhänger von Verschwörungstheorien, wenngleich in den Online Medien in diesen Tagen zuhauf solche anzutreffen waren. Es machte ihn trotzdem stutzig, wie schnell sich das Virus verbreiten konnte und dies vor allem in den industrialisierten Ländern. Nebst den Metropolen in China und Asien waren vor allem dichtbesiedelte Gebiete Europas und dort vor allem die Grossstädte betroffen. Aber auch andere politische, soziale, kulturelle oder wirtschaftliche Mittelpunkte einer Region oder gar eines ganzen Landes – namentlich in Amerika – waren Opfer des Virus.

Interessanterweise bildeten Irland und Schottland hier Ausnahmen.

Als einzige simple Antwort auf diese Feststellung ging Philippe durch den Kopf, dass genügend Whisky-Konsum dem Ganzen vielleicht Abhilfe schaffen konnte. Jedoch ganz so einfach konnte es dann wohl auch wieder nicht sein.

Aber was konnte sonst der Grund für die Ausbreitung sein? – Ein gezieltes «Streuen» an Industriestandorten, zeitlich gestaffelt und in unterschiedlicher Dosierung? – Auch diese Erklärung mochte Philippe nicht wirklich überzeugen, wenngleich er sie nicht gänzlich ausschliessen wollte.

Komischerweise kamen ihm abermals Irland und Schottland in den Sinn.

Was hatten diese beiden Länder gemeinsam? Irland galt als Hochburg für künstliche Intelligenz und Schottland durfte wohl Gleiches für ‘Industrial Biotechnology’ in Anspruch nehmen.

Namhafte Firmen wie Ingenza, Unilever oder Ineos haben in Schottland Fuss gefasst. Insgesamt hat Schottland über 110 Firmen “at the core of their business strategy”. Überdies präsentierte sich Schottland als idealer Partner “for Industrial biotechnology activity with access to fantastic facilities and academic expertise”.

https://www.lifesciencesscotland.com/key-subsectors/industrial-biotechnology

All dies liess schon aufhorchen. – Sowohl Irland, als auch Schottland hatten sich im Verlauf der letzten Jahre zu eigentlichen «Epizentren» der Technologie entwickelt. Dies war im Grunde genommen ja nicht schlecht; in falschen Händen hingegen schon.

Philippe beendete seinen Spaziergang und er kam gedanklich müde nach Hause. Enrico hatte nicht allzu viel von seinem Herrchen gehabt; dieser war gedanklich ganz woanders als er, aber was soll’s: Spass gemacht hatte es alleweil.

Philippe gesellte sich zu Deborah und er fragte sie nach ihrem Befinden. «Ja, es geht mir gut, aber ich bin schon ein wenig betrübt. Alle Ideen und Wünsche ‘unserer Kinder’ sind ins Stocken geraten und das stimmt mich schon traurig.» Mit «unserer Kinder» meinte Deborah auch Michelle und Danielle. - So war sie.

Beide, Deborah und Philippe, gingen danach zu Bett und sie hofften, dass die «Normalität» sie schon bald wieder einholen werde.

Am nächsten Morgen ging es darum, den Besuch von Rouven und seiner Freundin vorzubereiten. Das Haus musste noch ein wenig aufgeräumt werden, aber ansonsten war alles in Ordnung.

Philippe freute sich auf den Besuch und er bedauerte einzig, dass Marvin dem Essen nicht beiwohnen konnte. Wie schon gesagt, musste er seinen Pflichten nachkommen und die waren für ihn nicht nur immer angenehm. – Das Essen sollte dieses Mal recht bescheiden sein: Rindfleisch mit Gemüse, Kartoffeln und Salat.

Pünktlich um 1200 Uhr trafen die beiden ein. Die Begrüssung fiel – wie nun üblich – à la «Social Distancing» aus, und der Kontakt war anfänglich ebenso. Glücklicherweise wendete sich dann das Blatt, und Cynthia, wie die Freundin von Rouven heisst, wusste doch so einiges zu berichten.

Cynthia war eine begnadete «Dessertköchin», der man so schnell nichts vormachen konnte. Ihre Kuchen, Cookies und Torten konnte man nur rühmen. Als Pâtissière war sie einsame Spitze! Auch sonst war Cynthia eine sehr sympathische Frau, die mit beiden Füssen auf dem Boden stand. Sie war nicht nur sehr hübsch, sondern auch äusserst charmant und einnehmend. – Rouven durfte sich glücklich schätzen mit ihr zusammen sein zu dürfen.

Cynthia erzählte, dass man auch in diesen schwierigen Zeiten nach vorne blicken müsse und sie wolle sich einen Traum erfüllen. Sie habe an ihrem Wohnort eine Lokalität gefunden, die sie sich hierfür zu Nutze machen wolle. Es handle sich dabei um ein einfaches Verkaufslokal, jedoch frisch restauriert, welches mit geringem Aufwand in ein Bistro umgewandelt werden könne. Die Voraussetzungen hierzu seien gegeben, und sie wolle die Chance nutzen, dort ihrer Passion – dem Herstellen und Vertreiben von feinen, süssen Sachen – nachzuleben.

Rouven runzelte zwar ein wenig die Stirn, fand die Idee aber gleichwohl interessant, und er unterstützte seine Freundin voll und ganz. Auch Philippe fand die Idee toll und er hatte bereits einen Namen für das Bistro: «Tarte Moosseezienne». – «Für mich bist du dann ‘Madame la tarte Moosseezienne’», und alle mussten lachen.


Desserkunst von Cynthia

Auch Deborah fand die Idee grossartig und sie sicherte Cynthia bereits zu, ihr nach Wunsch behilflich zu sein; sei dies im Ausschank, bei der Bedienung oder sonst wo.

Cynthia war glücklich ob den Reaktionen und sie konnte es kaum erwarten, ihr Projekt zum Leben zu erwecken. Der Mietpreis für die Lokalität war annehmbar und die Ideen für die Umsetzung waren schon so weit gediehen, dass dem Ganzen eigentlich nur noch das Corona-Virus entgegenstand.

Alle vier genossen in der Folge das Mittagessen und es schmeckte in der Tat äusserst gut. Auf jeden Fall rühmten alle den Koch, und dieser fühlte sich geschmeichelt. Den anschliessenden Kaffee oder Tee konnten die vier auf der Terrasse geniessen; das Wetter war entsprechend einladend.

Auch Rouven wusste mit Neuigkeiten aufzuwarten. Er wolle im nächsten Jahr im Rahmen seines Studiums ein Auslandsemester einschalten und er habe dafür Madrid im Auge. Seine bisherigen Abklärungen seien alle im ‘grünen Bereich’, womit dem Ganzen eigentlich nichts entgegenstehen sollte. – Auch hier galt es natürlich Covid-19 im Auge zu behalten, aber bis dann hofften alle, dass sich die Lage – trotz der Tragik – wieder einigermassen normalisiert haben werde.

Früher als erwartet stiess Marvin doch noch dazu und er schätzte es sehr, dass man ihm einen Extrateller zur Seite gestellt hatte. Er verspeiste sein Essen mit Genuss und Freude, und in der Folge wurde rege im Kreis der Familie diskutiert. – Natürlich drehte sich das Gespräch wieder um das aktuelle Geschehen … in der Schweiz und auf der ganzen Welt.

Philippe verfiel erneut ins Grübeln und er wollte der Sache tiefer auf den Grund gehen, wenngleich er davor einen gewissen Respekt hatte.

Darmowy fragment się skończył.