Czytaj książkę: «Heartbeat - Eine Sehnsuchtsmelodie»

Czcionka:

Mona Frick

Heartbeat - Eine Sehnsuchtsmelodie

Band zwei

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Abgründe

Demaskierung

Geständnis

Neuanfang

Versprechen

Zweifel

Tatsachen

Ehegelübde

Emily

Familienbande

Einschulung

Verdacht

Ein Recht auf Glück

Die Maske

Anmerkung:

Impressum neobooks

Abgründe

Alexander fuhr eilig vom Flughafen nach Hause, denn er hatte eine Entscheidung getroffen. Er wollte nicht mehr auf die Feste gehen, der Versuchung entsagen und die Chance ergreifen, mit Marie ein Leben ohne Verstellung, ohne Dunkelheit und vor allem ohne Masken zu führen.

Als er zu Hause ankam, den Smoking über dem Arm, seine Tasche in der Hand, rief er nach Marie, doch sie antwortete nicht.

Er lief durch die Wohnung, ging in jedes Zimmer – sie war nicht da. Die Schranktüren im Schlafzimmer standen offen, ihr Lippenstift lag ohne Deckel auf dem Boden. Einer Ahnung folgend lief er in den Keller, sah die herausgenommene Weinflasche und verstand.

Sie war ohne ihn zu dem Fest gegangen! Suchte sie ihn dort? Misstraute sie ihm, oder wollte sie selbst den Reiz prüfen? Er lehnte an der Wand. Dachte zurück an Julia, die von Fest zu Fest von dieser Art Erotik besessener wurde. Die ihn schließlich sprachlos zurückließ, weil er sie so falsch eingeschätzt hatte. Auch ihn hatte der Reiz des Dunklen in seinen Bann gezogen … Warum auch nicht? Sollte er jemals ernsthafte Gefühle für eine Frau entwickeln, so hatte er sich geschworen, wäre Schluss mit den Maskenfesten. Doch dann verliebte er sich in Marie, und es schien ihm zu verführerisch, mit ihr die verbotene Lust auszukosten. So gab er der Versuchung nach. Heute hatte er endgültig dem Sog entsagen wollen, und nun das! Alexander lachte bitter auf. Er zog seinen Smoking an und fuhr los.

*

»Da ist aber jemand gar nicht artig.« Die Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den ganzen Körper.

Die Träger ihres Kleides glitten, von unsichtbaren Händen gezogen, ihre Schultern hinab, an anderer Stelle wurde der Reißverschluss geöffnet, und schon bauschte sich die Seide um ihre Knöchel. Sie stand in ihrer Unterwäsche da, fühlte einen Luftzug über ihre Haut streifen und war stocksteif vor Angst. Alexander – er musste es sein, nur er hatte diese kehlig-rauchige Stimme, diesen Geruch – küsste sie in den Nacken. Sie spürte seine Hände ihren Rücken entlangfahren und entspannte sich ein wenig. Mit einem Ruck wurde ihr Slip heruntergezogen. Renn weg!, schrie eine Stimme in ihrem Kopf, doch im nächsten Moment überflutete sie die wildeste Lust, die sie je verspürt hatte. Sie stöhnte, wollte sich umdrehen, doch jemand hielt sie fest. Sie war erregt und begehrte ihn so sehr, dass es fast wehtat, aber sie wollte nicht benutzt werden, sondern auch selbst am Liebesspiel teilhaben. Also versuchte sie noch einmal, sich zu befreien.

»Psst«, murmelte er. »Du willst es doch schon lange.«

Marie schloss die Augen und ließ alles geschehen.

Er küsste sie, umfasste ihr Gesicht. Marie spürte tastende Finger auf ihrem Körper, überall. Es mussten mindestens drei Männer, vielleicht auch Frauen sein. Das Begehren schoss wie Strom durch ihren Körper, sammelte sich in ihrem Schoß. Jemand strich mit den Händen aufreizend ihren Rücken entlang. Ein anderer kniete vor ihr und liebkoste sie. Und dann nahm sie jemand mit harten, nicht enden wollenden Stößen. Wer? Sie wusste es nicht, aber sie erbebte. Es war das Beängstigendste und Erregendste, das sie je erlebt hatte. Immer noch spürte sie Hände auf sich, drei, vier – viele. Fremde Menschen sättigten ihre Gier an ihr, labten sich an ihrer überfließenden Lust. Ein Schauer nach dem anderen ging durch ihren Körper; sie gab Laute von sich, die sie noch nie ausgestoßen hatte. Es war der erregendste Moment ihres Lebens, die Nerven aufs Äußerste angespannt. Ihre Knie gaben nach, und sie wäre gefallen, wenn nicht jemand – war es Alexander? – sie sanft gehalten hätte.

Ihr Körper zitterte noch minutenlang, nachdem sie Erfüllung gefunden hatte. Marie verbat sich den beängstigenden und abstoßenden Gedanken, dass sie nicht mit Sicherheit wusste, durch wen.

Nach und nach ließen die Gesichtslosen von ihr ab. Sie aber stand nun ganz allein, seltsam verloren. Hatten die Männer, deren gierige Hände eben noch über ihren Körper gewandert waren, sich weiteren Gruppen zugesellt? Erlebte Alexander jetzt dieselbe Lust mit einer anderen Frau, ebenso gesichtslos wie sie? Nach einer Weile kniete sie auf den Boden und tastete nach ihrem Kleid. Selbst als der Stoff sie wieder bedeckte, fühlte sie sich entblößt und der Finsternis so nah wie nie zuvor. Ihre Wangen brannten vor Scham.

Im Dunkel suchte sie ihren Weg nach draußen, schloss leise die Tür hinter sich und fuhr mit einem der Taxis, die vor der Villa warteten, nach Hause. Dort lag sie die ganz Nacht wach. Würde Alexander heimkommen? Würde er ihr sagen, dass er sie gesehen, gespürt hatte? Immer noch war sie sich nicht sicher, ob es wirklich er gewesen war. So oder so – welche Abgründe in diesem Mann lauerten! Sie fühlte sich benutzt, doch zugleich kreiste das Blut wild in ihren Adern, fühlte sie wieder die brennende Gier, wenn sie an das Erlebte dachte. Vielleicht war sie doch nicht so anders als er. Die Raubtieraugen und die abgründigen Lüste teilten sie.

*

Ohne auch einen einzigen erlösenden Moment des Schlafes gefunden zu haben, stand sie am nächsten Morgen auf und schlich rastlos durch die Wohnung. Alexander meldete sich nicht, und Marie wusste nicht, was sie von dem Ganzen halten sollte, von seiner Anwesenheit dort – wenn er es denn gewesen war – und seiner Abwesenheit hier. Wo war er nur? Warum war er nicht heimgekommen? Sie wollte nicht daran denken, dass er vielleicht doch nicht dort gewesen war, sie sich Wildfremden hingegeben hatte.

Als Alexander am nächsten Tag anrief, verrieten weder seine Stimme noch seine Worte, ob er Zeuge ihrer Schamlosigkeit geworden oder ahnungslos war. Marie traute sich nicht, ihn konkret darauf anzusprechen, fürchtete sich vor der Antwort. Entweder wusste er bereits alles, oder … daran wollte sie nicht denken. Die Erinnerung an den Abend ließ sie noch immer erschauern. Dass sie zu so etwas fähig war! Und wie sie es genossen hatte, nichts zu sehen, nur mit allen anderen Sinnen und zugleich sinnlos zu spüren. Nicht zu wissen, wer sie berührte, küsste und mehr.

Eins stand für sie fest: Egal, ob er dort war oder nicht, ihr Erlebnis am vorigen Abend hatte sie nur noch fester an Alexander gebunden.

Demaskierung

Als Alexander am nächsten Freitag zurückkehrte, ließ er sich nicht anmerken, ob er ebenfalls auf dem Maskenfest gewesen war. Er sprach nicht darüber, und auch auf Maries Andeutungen ging er nicht ein. Allmählich zweifelte Marie selbst daran, diesen Abend der Lust erlebt zu haben. Sollte sie über das Geschehene und Erlebte schweigen? Ihn zur Rede stellen, die Party erwähnen? Sich die Bestätigung holen, dass er ebenfalls dort war?

Einige Tage nach seiner Rückkehr hielt sie die Unsicherheit nicht mehr aus und setzte an: »Als du länger in London bleiben musstest …« Dann verließ sie der Mut.

Alexander sah auf. »Was ist damit?«

»Hattest du eigentlich Erfolg bei deinem Geschäftstermin?«

Sein Ton war belustigt. »Wie immer. Seit wann interessierst du dich für meine Geschäftstermine?«

»Wann bist du noch mal zurückgekommen?«

Er runzelte die Stirn. »Das weißt du doch. So lange ist das doch nicht her. Du hast doch sonst ein gutes Gedächtnis.«

Marie wusste nicht weiter. Also schwieg sie.

In den nächsten Tagen war Alexander zärtlicher und liebevoller als je zuvor, und Maries Bedenken und Zweifel schwanden. Wenn er da gewesen war, liebte er sie darum nicht weniger, und wenn nicht … Sie zwang sich dazu, die Erinnerung an den lustvollen Abend in den tiefsten Winkel ihrer Erinnerungen zu verbannen, und mit der Zeit dachte sie immer seltener daran.

Eines Nachmittags spazierten Marie und Alexander durch eben jenen Park, der Zeuge ihres Gesprächs mit David gewesen war. Sie glaubte an ein Déjà-vu, als hinter einer Wegbiegung eben jener David auf sie zukam. Damals wirkte er traurig und resigniert. Aber heute schien er viel aufgebrachter. Sie fürchtete das Schlimmste, denn wie er auf Alexander zustampfte, glich David einem Racheengel. Alexanders Gesichtsausdruck verhärtete sich, als er ihn sah.

David baute sich vor Alexander auf. »Du findest auch immer wieder eine Dumme, die sich von dir verführen lässt, oder?« Er warf Marie einen verächtlichen Blick zu.

Sie fühlte sich von seinen Worten gegeißelt. David musste sie erkannt haben, natürlich, und annehmen, Alexander habe sie in seinen Sumpf hineingezogen. Dass er ihm damit Unrecht tat, blieb ihr im Halse stecken. Zu sehr schämte sie sich. War sie dumm, Alexanders Charme zu erliegen? Nein, sie bereute es nicht. War es dumm, zu dem Fest gegangen zu sein? Sie presste die Lippen zusammen. Letztlich war es ihre Entscheidung gewesen.

David beschimpfte Alexander weiter: »Du verfluchter Satan! Was wirst du tun, um wiedergutzumachen, was du meiner Schwester angetan hast?« Obwohl deutlich kleiner als sein Kontrahent, wirkte David mit einem Mal sehr bedrohlich, wie er so die Fäuste ballte und Anstalten machte, sich auf Alexander zu werfen.

Mut hat er ja, dachte Marie. Dennoch sorgte sie sich um ihn. Alexander war stärker, mächtiger und vor allem ziemlich wütend. Jäh durchzuckte sie die Erinnerung an den Abend, da er ihr wehgetan hatte, und sie bekam Angst. Alexander war unberechenbar.

»Du schon wieder. Halt dich von mir und Marie fern! Du bist ja geradezu besessen. Liegt der Wahnsinn bei euch in der Familie? Ich wünschte …« Seine Kiefermuskeln mahlten. »Ich wünschte, deine kranke Familie würde ein für alle Mal aus meinem Leben verschwinden!« Gefährlich glitzerten seine Augen. Marie erschrak über die Härte in seiner Stimme.

David kam näher. Seine Augen schickten Blitze, aber noch rührte sich keiner der Männer. Marie wollte Alexander fortziehen, packte ihn sachte am Arm, doch er schüttelte ihre Hand ab.

»Du spielst dich immer auf wie ein Heiliger, aber ich habe dich gesehen. Wolltest wohl selbst meine Schöne vernaschen – oder hast du es vielleicht?«

Marie schluckte. Nun war es also ausgesprochen: Alle drei waren sie bei dem Fest gewesen, nun waren die Masken gefallen. Ängstlich wartete sie ab, was passieren würde.

Davids Mundwinkel zuckten, als werde er gleich in Tränen ausbrechen. Abrupt drehte er sich um und verschwand zwischen den Bäumen.

»Und nun zu dir.« Alexanders Stimme war ganz leise.

Das ist noch viel erschreckender, als würde er brüllen, dachte Marie.

»Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du dort warst? Dass du mir hinterherspioniert hast?«

Sie schluckte, konnte nichts erwidern.

Er taxierte sie kalt, abschätzig. »Du scheinst den Abend jedenfalls sehr genossen zu haben, mehr, als ich es gedacht hätte.«

Marie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht mit seinen Worten in Einklang bringen. Er sah verletzt aus. War er doch eifersüchtig? »Na und? Ich bin kein junges, unerfahrenes Mädchen, das wissen wir beide. Anders als die Schwester von David. Warum bist du so grausam zu ihr gewesen? Bist du auch noch stolz darauf?«

»Du hast keine Ahnung, wie das damals war. Also schweig lieber.«

»Wollte sie nicht mitmachen bei deinen kranken Spielchen?«, fauchte Marie ihn an.

»Ach, jetzt sind es kranke Spiele, aber als du vor Lust geschrien hast, dass der ganze Saal verstummte, und nicht genug Hände auf dir haben konntest, da war alles gut, ja?«

Seine kehlige Stimme ließ sie erschauern, und sie hasste sich dafür. Heiß schoss ihr das Blut in die Wangen. Aus seinem Mund klang es … widerwärtig. Es war eine Sache, im Dunkeln seinen sinnlichen Gefühlen und Trieben nachzugehen, jedoch eine ganz andere, es bei Tageslicht von Alexander vorgehalten zu bekommen.

»Du hast doch immer gesagt, ich soll mich fallen lassen«, spuckte sie ihm fast entgegen. »Jetzt verurteilst du mich dafür? Du könntest doch zufrieden sein. Ich …« Ihre Lippen begannen zu zittern. »Ich habe es nur für dich gemacht.« Dann schwieg sie abrupt.

Er lachte trocken auf. »Das glaubst du doch selbst nicht. Du wusstest nicht einmal, ob ich dabei war. Spiel dich nicht als Heilige auf. Das hatte ich schon einmal.«

»Ich gehe.«

»Das tust du nicht! Was glaubst du, was deine Eltern dazu sagen werden, wenn ihr Töchterchen mit den guten Noten und dem perfekten Leumund als die Sensation bei einer Orgie bekannt werden würde?«

»Wag es nicht!«

»Sonst?«

Sie beantwortete seine Frage nicht – hätte sie auch nicht beantworten können –, sondern ließ ihn einfach stehen. Eine Weile irrte sie ziellos durch den Park, bebend vor Wut. Was bildete er sich ein, sie zu verurteilen, sie erpressen zu wollen? David hatte recht: Alexander war ein Schwein! Von so einem würde sie sich nicht den Mund verbieten lassen – sollte er doch reden! Doch dann malte sie sich die Konsequenzen aus und blieb stehen.

Für ihre Eltern wäre es das gesellschaftliche Ende. Ihre Mutter würde vor Scham vergehen, ihr Vater würde die Achtung seiner Geschäftspartner verlieren. Es spielte keine Rolle, dass Alexander sie dorthin gebracht hatte. Mitgemacht hatte sie ganz allein. Was sollte sie nur tun?

Alexander hatte sie inzwischen eingeholt und flüsterte ihr ins Ohr: »Du gehörst zu mir, und wenn du ehrlich bist, gibst du zu, dass dich diese Feste ebenso erregen wie mich. Dass du in deinen Tiefen dieselbe Düsternis verspürst wie ich. Also spiel mir nicht mit einem Mal die keusche Unschuld vor!«

Glasklar sah sie ihren Weg vor sich: Sie würde sich nicht länger manipulieren lassen! Entschlossen stieß sie ihn von sich. »Wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, es hat mich erregt. Die Dunkelheit, das Ungewisse. Ja, ich begehre dich auf eine fast kranke Art. Ja, die Gier macht mir Angst, aber nein, ich lasse mich nicht erpressen, schon gar nicht mit meinen Eltern!«

»Ich will dich doch nicht erpressen, ich will dich nur … Marie!«

Doch sie hörte nicht mehr zu. Hoch erhobenen Hauptes, innerlich aber zitternd, wie die arme Julia gezittert haben musste, riss sie sich los und lief zu einem nahe gelegenen Taxistand. Dem Fahrer nannte sie Alexanders Adresse, die nicht mehr ihre sein würde. Ihr Entschluss stand fest: Sie würde Alexander verlassen.

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