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Micaela Hemesath

Airotic

Die abenteuerlichen und erotischen Erinnerungen einer Stewadess aus den goldenen Jahren der Fliegerei 1966-1981

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Inhaltsverzeichnis

Titel

PROLOG

AUSBILDUNG

LEHRJAHRE

NEW YORK

NOCHMAL AMERIKA, aber auf der anderen Seite

DELHI war nie ohne Vorkommnisse

DOWN UNDER oder wie verbringe ich drei Wochen in Fernost

AGRA UND DAS TAJ MAHAL

BANGKOK

BANGKOK FLUSS

AUF NACH SINGAPUR

SYDNEY

SKYJACKING war neu

KURZSTRECKE BOEING 727

STANDBY

GESCHICHTEN DES FLIEGERLEBENS

SO VIELE GESCHICHTEN DES LEBENS

URLAUB

AIROTIC - die erotischen und abenteuerlichen Erinnerungen einer Stewardess aus dem goldenen Zeitalter der Fliegerei

Impressum neobooks

PROLOG

Wenn man 66 Jahre alt wird (siehe Udo Jürgens: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an...) und wenn man 1966 bei der bekanntesten und größten Deutschen Fluggesellschaft als Flugbegleiter angefangen hat, ist die logische Schlussfolgerung, ein Buch über diese einmalige Zeit zu schreiben.

Bedanken möchte ich mich bei meinem damaligen mexikanischen Verlobten, der mich aufgrund seiner Eifersucht und Verfolgungsjagd durch München in das Lufthansa Stadtbüro getrieben hat - um mich vor ihm zu verstecken - und ich mich dort erkundigte, ob es nicht eine Arbeit für mich gäbe. Erstaunte Damen am Schalter gaben mir Bewerbungsunterlagen, aufgrund derer ich mich als Stewardess in Frankfurt bewerben könnte.

Na…. das wollte ich NICHT werden...Kellnerin der Lüfte!

Stewardess zu werden war damals der Traum aller jungen Mädchen - es gab ja kaum Flugpersonal und ganz wenig Flugzeuge.

Ziemlich lustlos füllte ich die Bewerbungsunterlagen aus und oh Wunder, man lud mich zu einem Vorstellungstermin nach Frankfurt ein. Flugticket MUC-FRA-MUC (München–Frankfurt-München) lag bei. Die Anreise war für den Vorabend geplant, der Tag darauf für Vorstellungsgespräche und Tests reserviert.

Ich entschied mich alles ganz anders zu tun. Ich flog erst am Morgen nach Frankfurt - denn ich wollte mir das Hotel sparen – kam daher prompt eine Stunde zu spät zu den Aufnahmetests, füllte alles ziemlich lustlos aus und war trotzdem als Erste fertig, weil ich die Mathematikaufgaben völlig vernachlässigte.

Wow, diese rassige Rothaarige wird sicher genommen. Ihr Pech, erfuhr ich später, dass sie nur Schwyzerdütsch konnte also kein Hochdeutsch, deshalb wurde sie nicht genommen. Von einem ganzen Rudel männlicher und weiblicher Kandidaten, die nicht genommen wurden, bekam ICH das begehrte Glasröhrchen für die Gesundheitstest beim Frankfurter Hygiene Institut. In das Glasröhrchen kamen diverse Körperausscheidungen für die Gesundheitstests am nächsten Tag.

Im Grunde hätte ich mich ja sehr privilegiert fühlen müssen, genommen zu werden, denn die damaligen Einstellungskriterien waren sehr anspruchsvoll. Anstatt gleich mit der Ausbildung zu beginnen, wollte ich vorher noch meinen Job als Reiseleiterin für Italien und Spanien absolvieren. Kurz vorher hatte ich mich bei einem renommierten Schweizer Reiseunternehmen als Reiseleiterin für englische Reisegruppen die nach Italien und Spanien zu begleiten waren, beworben. Als Puzzleteil meines reiselustigen, abenteuerlichen Lebens, möchte ich diese Zeit auf keinen Fall missen!

Lufthansa und ich hatten uns geeinigt, den Ausbildungskurs neun Monate später zu beginnen, das war gegen Ende des Jahres.

Und so begannen diese folgenden unglaublich schönen, anstrengenden, einmaligen, abenteuerlichen 15 Fliegerjahre meines Lebens.

AUSBILDUNG

Der Frankfurter Flughafen 1966 war klein. Er hatte nur eine einzige Start und Landebahn. Für uns, das Flugpersonal gab es eine „Crewbaracke“ die war lausig, klein und zugig, alles andere als glamourös, wie sich Klein Lieschen das immer so vorgestellt hatte.

Unser Ausbildungskurs gestaltete sich folgendermaßen: Zuerst hatten wir theoretischen Unterricht und dann praktischen in einer lächerlichen „Flugzeugattrappe“. Wir lernten etwas über das Wetter, wie heißen die Wolken, die verschiedenen Destinationen die Lufthansa zur damaligen Zeit anflog, Zollbestimmungen und Einreisebestimmungen der diversen Länder sowie die Wechselkurse der verschiedenen Währungen. Es gab auch Cocktailunterricht bei dem wir die Zutaten auswendig lernen mussten. B and B (Brandy and Bourbon) Bloody Mary, Martini Dry, Champagnercocktails und so weiter. Verwirrung lass nach! Es war ausgiebig und viel Neues, was in unseren Köpfen alles Platz haben musste.

Das Emergency Training - wie rette ich 168 Menschen aus einer brennenden Maschine wurde jedes Jahr neu wiederholt. Benimmregeln, wie spreche ich Adelige, Bischöfe, Regierungschefs, Präsidenten und dergleichen an waren im Schulungsprogramm enthalten. Jeder First Class Passagier wurde mit seinem Name angesprochen - Namenskärtchen waren am Kopfteil des Sitzes platziert.

Serviceübungen wurden abgehalten wie zum Beispiel: wie faltet man eine Kaviarserviette (ganz wichtig) und mir immer noch unverständlich, wie kommt so ein großer Flieger mit nur einer einzigen Zitrone an Bord aus? - wir sind ausgekommen, oh Wunder! , wie schwebt man engelsgleich mit schwerbestückten Essenstabletts und zwar mit echtem Porzellangeschirr und Metallbesteck bestückt, ohne Servicewagen die langen schmalen Gänge von der Galley bis zur letzten Reihe.

Alpha, Bravo, Charlie - das Flieger ABC

Damals wurde in der Galley (eine 1 m2 große Bordküche) die Speisen für die 1st class Passagiere frisch vom Kabinenpersonal gekocht. Die Schwierigkeiten begannen mit der Zubereitung der verschiedenen Arten der Frühstückseier: Da gab es weich gekochte vierminuten Eier, die jedoch aufgrund des Innendrucks der Kabine (Zugspitzenhöhe) immer unterschiedliche Garzeiten hatten. Eine weitere Herausforderung waren die Spiegeleier, denn weitgereiste anspruchsvolle Gäste wollten keine „Sunny side up“ Eier sondern „turned over“, Rühreier mit Schinken oder ohne, mit Tomaten oder Käse wurden oft zu trockenen Bröseleiern. Das waren schweißtreibende Tätigkeiten hinter heißem Ofen. Gott sei Dank benutzte ich damals kein Make-up.

Unser Vorspeisenangebot beinhaltete eine 300 bis 500g Malossol Kaviardose, ummer Hu HuHummer mit verschiedenen Saucen, französische Gänseleber mit Baguette, Crevetten und vieles mehr das gut und teuer war. Es wurde alles von einem Servierwagen dargeboten und konnte nach Lust und Laune bestellt und nachgeholt werden. Dazu wurde Champagner, deutscher Weißwein und französischer Rotwein in kleinen Fläschchen gereicht. Typische nervige Hauptspeisen waren Rindersteak rare, medium oder well done frisch zubereitet mit Gemüsepfanne und pommes de paille, Lachssteaks in Weißweinsauce und dergleichen mehr. Als Nachspeise wurde ein Servierwagen voll mit allen gängigen Käsesorten der Welt sowie tropische Früchte gereicht. Anschließend kam der Servierwagen mit Kaffee und Tee, Pralinen, Cognac, Cointreau, Drambuie, Curvoisier und Zigarren und kleine Zigarettenpäckchen aller Marken die 3 Stück Zigaretten beinhalteten. Rauchen an Board war selbstverständlich, so auch Zigarren, die alles eingenebelt haben.

Weitere Schulungspunkte waren: Welche Dokumente muss man wo, wie ausfüllen; welche Zoll- und Einreisebestimmungen haben die einzelnen Länder; wo schaue ich nach; was mache ich wenn jemand grün im Gesicht wird; wie beruhige ich einen durchgedrehten Passagier; wie verbinde ich einen Arm; was mache ich bei „Hyperventilationstetanie“ (ha, ein tolles Wort, hab ich später meiner zweijährigen Tochter beigebracht); wie kaschiere ich einen plötzlich an Bord verstorbenen Menschen damit sich die ihn umgebenden Passagiere nicht beunruhigen? - das Zaubermittel war, eine transportable Sauerstoffflasche mit einer um den Kopf gebundenen Maske so machte es den Anschein als hätte er klinische Probleme; Kindergebären wurde uns durch einen Film anschaulich vermittelt – ein für damalige Zeit drastischer Film, den nur Mediziner zu sehen bekamen und nicht so wie heute, wo man dieses Naturereignis in allen Fernsehsendern miterleben kann. Und plötzlich landete mein homosexueller Kollege ohnmächtig auf meinem Schoß – bei meinen Widerbelebungsversuchen beruhigte ich ihn mit den Worten: Kinder gebären nur echte Frauen! wie überlebe ich Turbulenzen, ohne den Passagieren das Gefühl zu geben auch Stewardessen zeigen Angstgefühle.

 

LEHRJAHRE

Ich absolvierte eine Ausbildung in einer Hotelfachschule mit anschließendem Praktikum in der Rezeption eines guten Hotels in München. Diese Vielfalt an unterschiedlichsten Situationen, die ich am Dreh- und Angelpunkt eines Hotels erlebte, war eine gute Schulung fürs Leben.

Zu Hause in München hatte meine Mutter ein großes sehr bekanntes Weinlokal das von vielen Künstlern frequentiert wurde und ich oft aushelfen musste. Trotz Ausbildung in der Hotelfachschule, wollte ich nie das Lokal übernehmen. Es zog mich immer in die weite Welt hinaus. Im speziellen weit weg von meiner Mutter mit der ich mich nicht gut verstand. Ich beschloss daher, mit zarten 19 Jahren nach Mexiko auszuwandern. So fuhr ich mit einem Bananendampfer von Bremerhaven aus über den Atlantik und betrat nach dreiwöchiger Schaukelei mein neues Zuhause, denn fliegen war damals unerreichbar teuer. Mexiko war gerade richtig, denn es war exotisch, weit weg und als Reiseland völlig unbekannt.

In erstaunlichen 6 Wochen habe ich Spanisch gelernt (karmamäßig habe ich schon einmal in Mexiko gelebt). Ich bekam ein Stipendium an der Universidad de Mexiko D.F. Um mir mein Leben zu finanzieren lernte ich eine durchgeknallte Deutsche Industrielle kennen die mich als Gouvernante einstellte. Bei diesem Job verdiente ich außerordentlich viel Geld und hatte dadurch ein lockeres Studentenleben.

Meine Erlebnisse dort, als gut aussehende, große, langhaarige Deutsche waren zahlreich. Bald hatte ich einen Verlobten, der fünf Kinder von mir wollte, sehr eifersüchtig und besitzergreifend war. Er war 8 Jahre älter und glücklich so eine patente hübsche Frau gefunden zu haben. Der Rebell in mir forderte sein Recht. Mit der faulen Ausrede, dass ich mich vor der Hochzeit noch von allen Freuden in Europa verabschieden wollte, flüchtete ich in die Heimat zurück. Ich war jung, wollte die Welt erleben und war noch so neugierig auf die Vielfältigkeit des Lebens.

Nach meiner Rückkehr fand ich in München einen Job als Hostess für die erste Weltverkehrsausstellung. „Mi Novio Mexicano“ spürte meinen Unabhängigkeitsdrang und bekam es mit der Angst zu tun. Er reiste mir nach Deutschland nach und wurde zu meiner Schicksalswaschanlage und Bereiter meines Fliegerlebens.

NEW YORK

Meine Damen und Herren, wir werden in wenigen Minuten auf unserem Flug nach New York starten. Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie die Sitzgurte angelegt haben.

Cabin Crew be seated for take off!

Ganz geschwind noch eine Meldung ins Cockpit, dass hinten alles ok ist. Selber setzten, puh...

Wichtig für meine Nerven war zu wissen dass ein Papierbecher mit Wasser gefüllt im Türgriff bereitsteckte, sowie meine schwarzen französischen Zigaretten die „Gitanes“ neben mir lagen. Ich wartete bis die „No Smoking Signs“ ausgeschaltet wurden um dann auf nüchternen Magen einen kräftigen Zug blauen Dunstes zu inhalieren. Hoch lebe die Sucht! Eigentlich war es all die Fliegerjahre immer grausig doch ich war ja ein ganz gesunder Raucher. Man hat sowieso nie gehustet, und außerdem, hätte man jederzeit aufhören können wenn man gewollt hätte - das ganze Ausredenproramm! Im Nachhinein (20 kg später! - die Jahre weiß ich nicht mehr) war es nach dem Kinderkriegen eine meiner Meisterleistungen, das Rauchen aufzuhören.

Mitten im Steigflug: „uhi, da will schon einer aufs Klo. Passagiere können ganz schön anstrengend werden“. “Bitte bleiben Sie noch so lange sitzen, bis die Anschnallzeichen erloschen sind! Wir werden Ihnen eine Auswahl an Getränken anbieten gefolgt von einem warmen Mittagessen. Anschließend haben Sie die Möglichkeit Duty-free einzukaufen (hoffentlich tun es alle, ich bekomme nämlich Provision. Kurz vor der Landung in New York wird nochmals ein Snack mit Getränken serviert.

Was Sie zwischendrin machen war mir wurscht, denn das Entertainmentprogramm gab es in den 60er Jahren noch nicht.

Das höchste der Abwechslung für die Passagiere war das Gespräch mit den Stewardessen, die ja nicht mal eben auf die linke Tragfläche davonlaufen konnten.....

„Wissen Sie Froileinchen, meine Enkeltochter lebt in New York und holt mich vom Flughafen ab. Sie studiert dort und ich bin schon ganz aufgeregt sie zu treffen“. „Ist ok, Mütterchen, kann ich verstehen“. Freundlich lächeln und Anteilnahme waren dann auch nicht gespielt, sondern ehrlich.

Der Glatzenmann aus Reihe 8, der, der immer den Kopf in den Gang hält um zu schauen, wenn ich ein Gepäckstück im hatrack (Gepäcksablage die damals noch offen war) verstaue und mein Minirock noch ein bisschen höher rutschte, der bekam bei seiner plumpen Anmache ein arrogantes Gesicht und die Schulter gezeigt. „Was machen Sie denn heut Abend in London so alleine“? „Mit dem Co-Piloten nach Greenwich zum Jazz gehen, anschließend herrlich essen und dann gottvoll v ö g e l n Du Lüstling!!“ waren meine Gedanken. Brave Antwort einer charmanten Flugbegleiterin in dieser Zeit war: „Sofort schlafen gehen, da wir wieder frisch sein müssen für den Rückflug“. Dass der erst in drei Tagen erfolgte (good old times) brauchte der Typ ja nicht zu wissen!

Nein, das Essen in der First Class wird noch von uns zubereitet. Gerne bringe ich Ihnen noch ein Bier! („Bei Deinem Wamperl solltest Du Mineralwasser trinken Mister“!). „Das was Sie draußen sehen ist Grönland. Nein da sind wir gottseidank noch nicht gelandet, denn das wäre eine Notlandung gewesen“. Also das Passagierelangeweilen hat begonnen....

Brrr. Grausige Vorstellung im Blauen Miniröckchen mit Strumpfhosen und hohen Schuhen im Schnee notzulanden.

Laut „Emergency Anweisung“ gibt es ja Überlebenspakete und eine genaue Beschreibung, keine Eisbären zu erlegen, die sind verseucht. Super! Was essen wir dann falls wir nicht schon vorher erfroren sind?

Alle Jahre gibt es ein Emergency Training auf den verschiedenen Flugzeugtypen und welche Freude, wenn man dabei einen ex-Bundeswehr Trainer hat!

Es geht nichts über ein ganz wichtiges Abseilen aus dem kleinen Fenster im Cockpit, wo der Flugkapitän sitzt. Kopf zuerst. HIIIILFEEEEE!! Meine Armmuskulatur ist nicht trainiert –zu spät, unsanfte Landung auf Matten, er über mir: Herrgott Weiber sind auch zu blöd! Ich in Tränen und blauen Flecken aufgelöst, wünsche ihm in Gedanken den Tod durch Aufhängen an seinen...

Weiter geht’s im Affentempo. Notrutschen ausfahren, über die Tragflächen evakuieren, Kommandos brüllen, Perlonstrumpfhosen lösen sich beim Rutschen in kleinen Rauchwölkchen auf, Hände bekommen Blasen, Knöchel sind verstaucht, heißa, es lebe der Drill!!

Das Überleben in der Ostsee = Notwassern (bei 6 Grad Wassertemperatur) kommt später. Zu viel von diesem „Gentleman“ kann man selbst beim Rückblendeschreiben nicht verkraften.

Wissen die Girls von heute überhaupt noch was Training im Emergencyfall bedeutet? In Zeiten der Simulation, wo man gemütlich im warmen Wohnzimmer virtuell ganze Armeen mit dem Joy Stick vernichtet und heldenhaft einsam seinen Pizzaservice kommen lässt um dann kalte „Quattro Stagione“ vor dem Computer zu verzehren?

Oh Gott, vorne in der First sitzt der Alain Delon! Wow, genau mein Typ. Ist der schön...leider spricht er französisch, was mir nie entgegengekommen ist. Das einzig frankophile in meiner Karriere waren die französischen Zigaretten -Gitanes, mit und ohne Filter, in „papier mais“ in gelb etwas süßlich, und schwarze Gauloises. Na vielleicht noch ein schneller Hüpfer in den Duty free von Paris/Orly für ein schönes Parfum. Aber so ein bisschen flirten beim Vorbeigehen darf man ja. Puh, Stimme hat er auch so eine erotische! Honi Soit, qui mal y pense! Kess vorbeigehen und Stielaugen riskieren - darf man! Ist ja ein bekannter Womanizer. Arme Romy Schneider!

Normal interessieren mich die VIP´s gar nicht. Meistens musste ich auch noch aufgeklärt werden, wer denn da jetzt sitzt. Ob König (der von den Schweden), oder Minister (ganz viele) besonders mein Landsmann der Franz Josef Strauss, Schauspieler oder Möchtegernsänger, alle hatte ich an Bord, die hatten damals noch keine eigenen Privatflugzeuge. Das kam erst viel später, dass ein John Travolta sich einen eigenen Flieger kaufte und auch noch selber flog. Oder der meist schlecht gelaunte Niki Lauda, der dann seine eigene Airline gründete. Eh klar, er meckerte meistens an allem rum, also verschaffte er sich Abhilfe. Clever!

Die Füüüüüüßeeeee. Wie oft bin ich wohl schon über den Atlantik zu Fuß gelatscht? Wie oft habe ich wohl schon gefragt „Was möchten Sie trinken“? Wie oft habe ich Salz und Pfeffer zum Tomatensaft gereicht, wie oft den Kaffee danebengelehrt, absichtlich?!

Vorne am Boden der Winzling in seinem Körbchen: Stinkt, brüllt und ist nicht zu beruhigen. Alle Passagiere (paxe - Abkürzung von passengers) sind total genervt und schauen mich hilfeflehend an. „Mach doch bitte was“! Hin zur jungen Mutter, Winzling auf den Arm, durch die Kabine auf und ab, leise summend, wiegend, plopp, plopp, super! Winzling schläft. Toll, obwohl ich noch keine eigenen Kinder hatte, konnte ich beruhigend auf sie einzuwirken. Erleichterung in den umliegenden Gesichtern machte sich breit.

Ansage vom Kapitän: „Wir befinden uns kurz vor Goosebay, noch zwei Stunden bis zur Landung“. Jetzt aber hopp, hopp, das restliche Programm abspulen, damit wir rechtzeitig zur Landung fertig werden.

Der Bordverkauf der zollfreien Waren ist der gut gefüllte Bauchladen mit gemischtem Durch-einander von Dingen, die eigentlich keiner braucht, aber viele damals wollten um anzugeben oder schlechtes Gewissen den Daheimgebliebenen gegenüber zu beruhigen. Die Augen musste man überall haben, denn auch gute Leute haben seltsame Hobbies. Wenn uns etwas geklaut wurde mussten wir mit unserem eigenen Geld dafür gerade stehen. So ein goldenes Dupont Feuerzeug, kleine Schachtel, schnell gegrapscht, war sehr beliebt. Verkaufsgespräche in 5 Sprachen, Annahme fast aller Währungen dieser Welt, Hilfe war nur ein kleiner Taschenrechner. Da musste man schon auf Zack sein. Verkauft habe ich schon immer gerne und gut (später Mode, Immobilien und Kunst), also blieb auch immer eine angenehme Provision hängen.

Geschafft, alles verplomben für den Zoll der USA, Blechcontainer gehen zu unserem Catering und werden dort neu bestückt und fliegen dann wieder zurück nach Deutschland mit der nächsten Crew.

Die Zusammenstellung der diversen Crews war immer ein Roulettespiel. Man wusste meistens erst beim Briefing (erstes Treffen im Crewgebäude, Cockpit Crew und Kabinen Crew). Besprechung des Flugs mit allen Regeln (Zollbestimmungen, Einreisebestimmungen Serviceabfolge). Mit wem man die nächsten Tage bzw. Wochen zusammen durch die Welt flog. Dann geht die Cockpitcrew und holt das Wetter, wir von der Kabine besprechen wer in welcher Position arbeitet - First Class oder Economy, wer ist für welchen Service zuständig. Der Purser oder die Purserette (Chefs des Kabinenpersonals) bestimmen den Ablauf und die Positionen. Wir mussten kontrollieren, ob alle sauber zum Flug kommen, damals ganz wichtig!: Passt das make-up der Damen? Ich habe bei der Malerei immer die Krise bekommen. Man „musste“ einen eyeliner (schwarzer Strich unterm Auge) nehmen, einen Lippenstift mit passendem Nagellack. Als echte Naturschönheit kannte ich gerade mal den Lippenstift und habe die anderen Utensilien immer gehasst und stand damit auf Kriegsfuss! Für meinen Geschmack hab ich mit der Kriegsbemalung diversen Damen im Rotlichtmilieu von Frankfurt Konkurrenz gemacht.

Nach unserem ersten Styling mit einem Frankfurter Starcoiffeur und einem Make-up Stylisten, die mich nach meiner Auffassung verunstaltet statt verschönt haben, wurden Fotos für die internen Akten gemacht. Falls ich mal abstürze, werden diese grausigen Fotos einer unglücklichen, in Tränen aufgelösten (aufgrund der übertriebenen Bemalung) Stewardess in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erscheinen, mit dem Nachruf: „die tapfere Crew kam bei dem tragischen Flugzeugunglück ums Leben und versank im Atlantik“. Gleich liefen die Tränen noch mehr. Zu allem Überfluss gab es ja auch noch schwarze Wimperntusche, die sich bächleinartig auf den Make-up-Wangen verteilte. „Reißen Sie sich doch zusammen, Fräulein!“: Diese schneidende Stimme unserer gottähnlichen Trainerin Frau Plautz holte mich aus meiner Rührseeligkeit zurück in die barsche Realität. Na klar: Wir lächeln uns ja engelsgleich durch den Flugalltag! Nie gestresst, immer perfekt gestylt, immer die Gelassenheit in Person. Flugbegleiter haben gefälligst alles gleichzeitig zu sein: Kellnerin, klarerweise mehrsprachig, Mannequins - damals wirklich noch ohne Pferdehintern und Brillen, was heute jedoch möglich ist, Respektsperson, Mutter Theresa und James Bond-Girl in einem. Wehe Du hast ein Gramm zuviel auf die Waage gebracht und bist von der Kleidergröße 36 auf 38 zugesteuert, undenkbar! Ein Gang auf die Waage war damals noch Standard vor dem Flug! Fazit: Außer Salatblättchen und zum Ausgleich viel Wodka nach dem anstrengenden Flug hat sich nichts auf meiner Hüfte angesiedelt.

 

Wenn wir oft mit unseren Kollegen von der Cockpit abends in ein chices Restaurant gingen, haben sie nach drei vier Gängen immer gerne gesagt: Die Rechnung wird geteilt...weil wir Damen ja kaum was gegessen hatten. Na ja, irgend wann einmal hat man den „Göttern in Blau“ auch widersprochen und nur 10% dessen bezahlt, was man sonst musste.

Mein Gott ist das alles lange her! Hoch lebe die Emanzipation! Alle nachfolgenden Flugbegleiter haben es uns zu verdanken, denn wir waren die Vorreiter. Wir haben es fertig gebracht eine Gewerkschaft zu bekommen. Wir haben es geschafft, dass Stewardessen nicht mit 32 abgewrackt wurden, sondern bis 55 fliegen durften. Aufgrund unseres Kampfes ging der Verdienst auf unser Konto, dass wir Jahre später endlich einen Anspruch auf Crew-Verpflegung hatten - vorher, die langen Jahre des Einsammelns von abgepacktem Brot und Käse der zurückgegangenen Tabletts der Passagiere. Es fand ein regelrechter Run auf die verbliebenen First Class Käseplatten und Obstkörbe statt - ein unvorstellbar erniedrigender Akt! Schweine in einem gemütlichen bayrischen Stall hatten es besser.

Natürlich gab es auch großkotzige Gesten des Überflusses, die heute unvorstellbar sind. Auf vielen Strecken gab es Kaviar und Gänseleber satt. Also hat man sich das abgesammelte, verpackte Schwarzbrot aus der Economy, dick mit Kaviar bestrichen. Auch klar, dass so ein kleines mageres Stewardessenmagerl sich nicht gefreut hat, ob der fetten Labung. Schnell noch schwarzen Kaffee und zwei Gitanes nachgeschoben und die grüne Gesichtsfarbe, samt dem kotzüblen Gefühl: „nur Sterben ist schöner“ war einem sicher. Aber unbelehrbar wie der Mensch ist, gab es solche Momente öfter.

Meinen Mitstreitern im Cockpit, die verpflegungstechnisch auf Gedeih und Verderb uns Stewardessen ausgeliefert waren, kamen unsere kulinarischen Einlagen oft sehr gelegen. Geht doch die Mär: „Kaviar ist ein Aphrodisiakum“. Und glauben Sie mir, das was Ärzte mit ihren Krankenschwestern veranstalten, das hatten unsere First und Second Officers gleich mal raus. Damals flog vorne zusätzlich noch ein Flugingenieur und, man höre und staune, ein Navigator. Also die die Auswahl an Mannsbildern war durchaus gegeben!

Ich weiß, ich weiß, ich nähre das Image das alle hatten und recht hatten Sie! Das ist heute natürlich ganz anders. Wer denkt schon an Freizeit und Vergnügen, wenn man die Turnaround Zeiten der heutigen Airlines anschaut. Da geht sich nur noch ausschlafen und wieder zurückfliegen aus. Übrigens, die Anmache von Passagieren habe ich zu 98% missachtet. Diesen Ehrenkodex habe ich mir selber auferlegt!

Als Jahre später der Jumbo Jet, die Boeing 747 bei Lufthansa einzog, gab es im upper deck eine Bar. Das war für mich als hübsches Mädel der Graus. Mit dem dritten Gin-Tonic hatten sie mich mitgekauft und die dummen Ansagen: „Wissen Sie, meine Frau versteht mich nicht, ich möchte Sie gerne heute Abend einladen...! Ich war immer in der Zwickmühle: cool bleiben, lächeln, überhören...oder sauer sein und laut sagen: „Hast Du Dich mal im Spiegel angeschaut? Glaubst Du ich fahre zwingend auf Doppelkinn und Bierbauch ab? Kannst Du nicht friedlich zuhause dein Hausmütterchen vögeln und mich biiittte in Ruhe lassen! Natürlich gab es auch manchmal den Latin Lover-Typ, der mit rauchiger Schmelzstimme und dunklen Glutaugen hinter mir her war. Ich gebe zu, da war´s dann nicht immer so einfach mit meinem Ehrenkodex!

Nach einigen Jahren habe ich mir den Luxus gegönnt und den frisch eingefangenen jungen Kolleginnen 100DM gegeben, damit ich nicht oben in der Bar arbeiten musste und tauschen konnte. Das wars mir wert!

Tja, wir „mussten“ leider oft eine Woche auf den nächsten Flieger für den Rückflug warten, da es nur eine Frequenz pro Woche zu manchen Destinationen gab. Wie gerne würde ich heute mal wieder sagen: Boh, schon wieder eine Woche in Mauritius am Strand rumgammeln! Blasphemisch war das damals, aber normal.

Man kann mit Fug und Recht von den guten alten Zeiten sprechen, nämlich in jeder Hinsicht. Ich war ja 15 Jahre bei meiner Fluggesellschaft. Später bin ich beruflich und privat auch noch oft geflogen. Von den Preisbrecherflügen der heutigen Sparairlines mal ganz zu schweigen.

Manchmal kommt es mir heute so vor, wenn ich die grausigen Plastikstühle verlasse, wo ich eingequetscht mein mitgebrachtes Semmerl verdrücke, (weil die weißen Kunstgebilde , die angeboten werden für teures Geld, in der Plastikbox, sind unessbar!) dass am Ende des Fluges, die Flugbegleiter alles abspritzen mit dem Gartenschlauch.

Wer kann schon von sich behaupten, die ganze Welt bereist zu haben und dafür noch gut bezahlt worden zu sein. Natürlich war´s nicht geschenkt. Die vielen Nächte, die man sich um die Ohren geschlagen hat, die Zeitunterschiede und die Temperaturunterschiede. Wegfliegen in Frankfurt bei Minus 10 Grad, ankommen in Bangkok bei 40Grad und 95% Luftfeuchtigkeit - aussteigen mit Perlonstrumpfhosen, und voller Montur, inklusive Hut. Die Ohnmacht war vorprogrammiert, was uns oft gelungen ist, denn einen niedrigen Blutdruck hatte man sowieso als Leichtgewicht und Wenigesser. (Und Gitanes-Raucher!).

Wie eklig war es nachts in den stinkigen Flieger zu steigen, wo die paxe alle ihre Abendessensverdauungsgase abgelassen hatten und schliefen. Guten Morgen meine Damen und Herren, ihre neue Crew mit Kapitän Meier begleitet Sie auf dem Weiterflug nach Hongkong.

Bäääh ist das eine Luft! Frisch geduscht und einparfümiert geht man die Gänge entlang und versucht sich in purem Überlebenstraining! Hier eine Decke falten, dort ein Glas einsammeln, mit dem traurigen Chinesen ein paar freundliche Worte wechseln, die alten Essenscontainer ordentlich zumachen, weil es so rausstinkt. Die Abflugzeit in der Nacht ist grausam: man musste bereits um 18 Uhr im Luxushotel schlafen gehen da der Wake-up-call uns um 1 Uhr Nachts aus den Laken riss, vor allem weil wir nachmittags noch am Pool in der prallen Sonne mit Tiroler Nussöl (klarerweise ohne Sonnenschutzfaktor, den man noch nicht kannten) vor uns hin gebraten haben und danach im Zimmer noch schnell ein Clubsandwich aßen. Wer kann schon schlafen um 8 Uhr abends und ausgeruht um 1Uhr nachts wieder aufstehen. Du schaust alle Stunde auf die Uhr und kurz vorm „Wake up“ fällst Du in tranceartigen Tiefschlaf und möchtest am armen Portier einen Lustmord begehen, der dich mit unverkennbarem Thai Dialekt weckt: Good morning Mam, your wake up call, pick up in one hour. Nein bitte nicht! - schon gar nicht so viel Uniform anziehen, schminken, Koffer packen, das ganze Programm und dann noch meine miesepetrige Crew am Bus zum Flughafen ertragen müssen. Schweigen Ja keine fröhlichen Morgenschwätzer! Lasst mich bloß in Ruhe! Noch eine halbe Stunde Schonfrist durch das nächtliche, immer betriebsame, laute, nach Abgasen stinkende Bangkok. Keine Klimaanlage im Bus, das kam erst später. Nein, mitten im pulsierenden Leben. Hautnah allen exotischen Gerüchen ausgeliefert. Das auf mein armes malträtiertes, kleines bayrisches Magerl. Also wie bereits eingangs erwähnt: Es wollte schon alles hart erarbeitet werden!

Wer hat schon gefragt, ob man sich gerne den vielen vorgeschriebenen Impfungen unterziehen wollte? Die beliebteste war die Gelbfieber Impfung, die 10 Jahre Gültigkeit hatte. Dann die grauenhafte Malaria Profilaxe mit Tabletten. 6 Wochen vor dem Flug in die Tropen sollte man beginnen und 6 Wochen danach aufhören. Da man pausenlos in die Tropen flog, war es ein ständiges Einnehmen von schwersten Medikamenten. Leider sind sogar ein paar Kollegen an dieser grausamen Krankheit gestorben. Also wenn ich hysterisch werde, dann nur bei einer bestimmten Anzahl von kleinen hinterfotzigen Mosquitos. (und für alle die mich kennen, bei zu viel Schnee von oben. Das weiße Zeug ist mir auch unheimlich. Ich war sicher in meinen Vorleben in einem warmen Land).

Es ist auch kein Honiglecken immer der freundliche „host on board“ (Gastgeber in den Lüften) zu sein. Man hat Bauchweh und seine Tage, Kopfweh, weil man am Abend vorher zu tief ins Glas geschaut hat (selbstverständlich die vorgeschriebene Abstinenzzeit einhaltend vor einem Flug), die armen geplagten Fusserln vom vielen Stehen und Gehen in Stöckelschuhen - es ist ständig ein gewisser Steigflug vorhanden, mit minimaler Schräglage des Flugzeugs. Der Kabineninnendruck war fast immer auf einer Höhe mit der Zugspitze vergleichbar. Jeder der bergsteigt weiß, dass die Luft dünner wird und man sich beim Atmen in der Höhe schwerer tut.

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