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(2) Mitgliedschaft im Kreisauer Kreis (1942-1944)

Ein herausragendes Kapitel in Delps Leben stellt die 1942 begonnene Beteiligung im Kreisauer Kreis dar.69 Diese Widerstandsgruppe wurde von Helmuth James von Moltke (1907-1945) und Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944) gegründet. Die auf Moltkes niederschlesischem Gut Kreisau stattfindenden Tagungen bearbeiteten ein Programm zur „Neuordnung Deutschlands“, das nach dem Fall Hitlers verwirklicht werden sollte. Als Wertbasis für die Erneuerung der Gesellschaft war das Christentum bestimmt worden. In der Mitte des Kreisauer Kreises entstand das Bedürfnis nach Freiheit, nach der „Brechung des totalitären Zugriffs auf die freie Gewissensentscheidung“.70

Obwohl die eigentliche Wirkung der Gruppe im Widerstand gegen Hitler ganz gering war, wie Moltke selbst zugab,71 erwies sich der Geist, dem das Denken der Mitglieder des Kreisauer Kreises entspringt, als für das Dritte Reich durchaus gefährlich. Darüber schrieb Moltke während des Prozesses vor dem Volksgericht, was zugleich auf die Person Delps und seine Rolle im Kreisauer Kreis ein Licht wirft:

Durch diese Personalzusammenstellung ist dokumentiert, daß nicht Pläne, nicht Vorbereitungen, sondern der Geist als solcher verfolgt werden soll.72

Die Ebene des Geistes war denn auch das Schlachtfeld, auf das Delp sich bewusst begab – die Erziehung des freien Geistes, so Moltke, als Antwort auf

den Geist der Enge und Gewalt gegen den Geist der Überheblichkeit, der Intoleranz und des Absoluten, erbarmungslos Konsequenten … der in den Deutschen steckt, und der seinen Ausdruck in dem nationalsozialistischen Staat gefunden hat73.

In der Widerstandsbewegung war Delp für die soziale Frage mit zuständig. Von drei Gesprächen in Kreisau nahm er an dem zweiten (im Oktober 1942) und dritten (im Juni 1943) teil. Seine Bedeutung für die Gruppe bezeugte Moltke selbst im schon zitierten, letzten Brief an seine Frau Freya: „Wir haben nur gedacht, und zwar eigentlich nur Delp, Gerstenmaier & ich, die anderen galten als Mitläufer.“74 Delps Grundhaltung im Kreisauer Kreis bestand in einem entschiedenen „Nein“ zum Nationalsozialismus, das er nach einem langen Weg der Absetzung nun endlich aussprach. Es war sein „Ja“ für die Option der Freiheit in all ihren Dimensionen, nicht nur in einer spirituellen, sondern auch in politischer Hinsicht. Doch war es umso schwerer auszusprechen, da es ein Widerstand ohne – wenn nicht sogar gegen – das Volk war.75 Damals stand Delp aber noch nicht am Ende seines Wegs zur Freiheit; paradoxerweise wird dieses Ende erst in der persönlichen Erfahrung der Gefangenschaft von ihm erreicht.

c) … mit dem Schicksal der Gefangenschaft und des bevorstehenden Todes (1944-1945)

Nach dem erfolglosen Attentat Stauffenbergs auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde auch Delp am 28. Juli durch die Gestapo verhaftet, da sein Name in den Notizen des durch den Staatsstreich kompromittierten Grafen Yorck entdeckt wurde.76 Im August 1944 wurde Delp nach Berlin gebracht, dort zuerst im Gestapo-Gefängnis Berlin-Moabit inhaftiert und anschließend im September in die Haftanstalt Berlin-Tegel eingesperrt. Dem Angebot, aus dem Jesuitenorden auszutreten und dadurch freizukommen, erteilte Delp eine Absage; am 8. Dezember legte er in der Zelle das Ordensgelübde ab.77 Nach einem zweitägigen „Prozess“ vor dem Volksgerichtshof wurde er am 11. Januar 1945 wegen „Hoch- und Landesverrates“ zum Tod verurteilt. Am 2. Februar 1945 wurde er im Gefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.78

Hinter diesen wenigen Daten stehen intensive Erfahrungen eines sich des eigenen nahenden Endes immer bewusster werdenden Menschen. Die Phasen der Ruhe und der Angst, der Sicherheit und des Zweifels, durch die Delp ging, fanden ein Echo in seinen Gefängnisschriften. Die Texte enthalten zwar keine radikalen Neuheiten – Delp selbst betonte, er bleibe bei den alten Thesen79 –, sie stellen aber das ganze bisherige Denkwerk Delps in den Horizont eines Freiheitsdenkens. Die Grundbegriffe seines Denkens, wie etwa Gottesunfähigkeit, Blick auf das Ganze, Rückkehr zur Mitte, Bewegung „über sich selbst hinaus“ und Hingabe, wurden von dem gefangenen Jesuiten auf das Freiheitsereignis hin bezogen. Der existenzielle Kontext jener Reflexion ist evident, Delp schrieb über sich selbst, zu sich selbst und nicht nur für Andere.80 Sichtbar ist eine Verschiebung des Schwerpunktes seines Freiheitsverständnisses: weg von einem akademisch verfassten und eng an die philosophische Reflexion geknüpften Begriff von Freiheit, hin zu einem beinahe mystischen Freiheitsdenken. Sein an außergewöhnliche Bedingungen geknüpftes Freiheitsverständnis hält Delp zugleich für unbedingt realistisch und für die Alltäglichkeit geeignet. Die ganze den Menschen ergreifende, oft als Fessel erlebte Wirklichkeit könne zu einem Raum der Freiheit werden – in diesem Sinn versteht Delp die Wirklichkeit als ein „Sakrament der Freiheit“.81

(1) Inneres Reifen

Die Gefangenschaft erlebte Delp als eine Zeit des inneren Wachsens, was vor allem in einer Verbindung mit der Ablegung der Profess zu sehen ist.82 Auf die Tatsache eigenen Reifens macht er in Briefen aufmerksam, indem er etwa erklärt: „Ich habe in diesen Wochen für Jahre gelernt und nachgelernt.“83 Die Welt erschien ihm nunmehr ohne Vortäuschungen: „Die Kulissen sind weg, und der Mensch steht heute unmittelbar vor den letzten Wirklichkeiten“84. Die Gefängnisschriften zeugen nicht so sehr von einer Weiterentwicklung der inzwischen ausgearbeiteten Theorien, sondern vielmehr von dem Weg, der einmal von Theorien ausgegangen war und nunmehr in die Praxis mündete – dies gerade auch in Hinsicht auf die Freiheit:

Vieles, was früher Fläche war, erhebt sich in die dritte Dimension. Die Dinge zeigen sich einfacher und doch figürlicher, kantiger. Vor allem aber ist der Herrgott so viel wirklicher geworden. Vieles, was ich früher gemeint habe zu wissen und zu glauben, das glaube und lebe ich jetzt.85

Delp schärfte seinen Blick auf die Wirklichkeit einerseits durch den Bezug auf den Glauben,86 andererseits durch die Auseinandersetzung mit dem System des Nationalsozialismus. Nach der Prozessfarce stellte er fest, dass der Nationalsozialismus sich als von sich selbst berauschte Macht und Herrlichkeit nun voll offenbare.87 Eine Beschreibung der nationalsozialistischen Epoche nahm er jetzt ganz ungeschminkt vor:

Die Zeit ohne Erbarmen. Die Zeit der unerbittlichen Schicksale. Die Zeit der Grausamkeit und Willkür. Die Zeit der sinnlosen Tode und der wertlosen Leben … Nie wieder sollen die Menschen sich so über ihre Möglichkeiten täuschen und sich solches tun.88

Der am 9. und 10. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof stattfindende „Prozess“ war für Delp der letzte und zugleich größte Zusammenstoß jener zwei so verschiedenen Kräfte, die jedoch eine gemeinsame Eigenschaft haben, wie Moltke in Abwandlung eines Wortes des Präsidenten des Volksgerichtshofs Freisler sagt: sowohl das Christentum als auch der Nationalsozialismus, „fordern den ganzen Menschen“89. Der sorgfältig auf seine Verteidigung vorbereitete Jesuit musste konstatieren, dass jede objektive Diskussion ausgeschlossen war:

Der Prozeß war eine große Farce. Sachlich wurden die Hauptanklagen: Beziehung zum 20. 7. und Stauffenberg gar nicht erhoben … Es war eine große Beschimpfung der Kirche und des Ordens. Ein Jesuit ist und bleibt eben ein Schuft. Das alles war Rache für den abwesenden Rösch und den Nicht-Austritt.90

Diese Tage erlebte Delp in der inneren Ruhe, obwohl er keinen Ausweg aus seiner Situation sah. Er notierte: Gott will „den absoluten Sprung von mir weg in ihn hinein“91. Er akzeptierte und verstand es als eine neue Etappe seines Wachsens:

Denn jetzt bin ich ja erst Mensch geworden, innerlich frei und viel echter und wahrhafter, wirklicher als früher. Jetzt erst hat das Auge den plastischen Blick für alle Dimensionen und die Gesundheit für alle Perspektiven.92

Vielmals wiederholte er, das Leben habe ein gutes Thema bekommen.93 Er fühlte sich zur inneren Freiheit erzogen, deshalb antwortete er dem nach seiner Tätigkeit fragenden Freisler: „Ich kann predigen, so viel ich will, und Menschen geschickt oder ungeschickt behandeln und wiederaufrichten, solange ich will.“94

(2) Zweifel

Die Texte der Verteidigung Delps vor dem Tribunal und ein Entwurf seines Gnadengesuchs liegen vor. Der Jesuit wollte sich dabei keinesfalls als ein entschiedener Widerstandskämpfer darstellen. Nach der Lektüre seiner Verteidigungsschriften drängt sich die Meinung auf, dass er – entgegen dem eigenen Willen – in die große Geschichte verwickelt wurde.95 Ein noch trüberes Bild findet sich im Gnadengesuchsentwurf, bei welchem aber ungewiss ist, ob es überhaupt abgeschickt wurde.96 Dass Delp jene Worte mit einer großen inneren Distanz schrieb, bezeugen sein Briefe: Diese Texte waren eine strategische Positionierung eines 37-jährigen Mannes, der in „die äußerste Situation gekommen [ist], in die Menschen kommen können“97, und der nicht sterben wollte: „Ich würde gern noch weiterleben.“98 Nicht die Verteidigung und das Gnadengesuch, sondern eine kurze, wenige Tage vor dem „Prozess“ verfasste Notiz drückt die tatsächliche Meinung Delps aus: „Die Gestalt des Leonardo da Vinci hat mich gestern mehr interessiert als meine Anklage.“99 Den bestimmenden Horizont für die Lektüre aller seiner Worte liefert letztendlich seine Entscheidung, dass er bewusst auf die Zugehörigkeit zu dem Orden nicht verzichtet, sondern vielmehr um den Preis des Lebens für sie einsteht.100

Delp wollte unbedingt den gesunden, freien Blick auf die Wirklichkeit behalten und Realist bleiben.101 Extrem niedergedrückt durch das Bewusstsein des kommenden Todes kämpfte er um eine realistische Perspektive auf das Leben. Er erklärt:

Ich habe in diesen letzten Tagen gezweifelt und überlegt, ob ich Selbsttäuschungen zum Opfer gefallen bin, ob sich mein Lebenswille in religiöse Einbildungen sublimiert hat oder was das war. Aber diese vielen spürbaren Erhebungen in mitten im Unglück; diese Sicherheit und Unberührtheit in allen Schlägen; dieser gewisse „Trotz“, der mich immer wissen ließ, es wird ihnen die Vernichtung nicht gelingen; diese Tröstungen beim Gebet und beim Opfer; diese Gnadenstunden vor dem Tabernakel; diese erbetenen und immer wieder gegebenen und gewährten Zeichen: ich weiß es nicht, ob ich das alles jetzt wegtun darf. Soll ich weiter hoffen? Will der Herrgott das Opfer, das ich ihm nicht versagen will oder will er die Bewährung des Glaubens und Vertrauens bis zum äußersten Punkt der Möglichkeit? … Was will der Herrgott mit alledem? Ist es Erziehung zur ganzen Freiheit und vollen Hingabe? … Was soll ich jetzt tun, ohne untreu zu werden? … Soll ich einfach in der Freiheit zur Verfügung bleiben und in der Bereitschaft? … Es ist Zeit der Aussaat, nicht der Ernte.102

Doch die Erfahrung der Unfreiheit erwies sich als besonders mächtig – so schrieb Delp von seinen „gefesselten Händen des Körpers und des Geistes“103.

(3) Sicherheit

Das letzte Wort gehörte der Freiheit. Nach den Tagen der Fragen kam die Überzeugung bezüglich der erziehenden Rolle der Geschichte zurück104 und damit die Gewissheit eines Wertes des eigenen Lebens und Sterbens.105 Delp verstand seine Existenz in Bezug auf die Freiheit Gottes106 und deshalb als eine freie Existenz:

Trotz der Wehmut, die einen manchmal überkommt, herrscht doch ein gewisses Bewusstsein der Entscheidung und der Freiheit vor107

Die Hingabe und die Anbetung gestalteten sowohl sein Leben als auch sein Freiheitsverständnis.108 Er lebte „auf einem sehr hohen Berg“109, auf der „absoluten Höhe des Daseins“110, wo alle Begriffe der gottlosen Ideologie – etwa die Rede vom Schicksal und Verhängnis sowie das Verständnis der Welt als endgültigen Raum – wie unmenschliches, ja tierisches und unartikuliertes Gewimmer klangen.111 Es gibt die Freiheit, es gibt sie immer – das war die Überzeugung Delps.

Am 2. Februar 1945 wurde Alfred Delp in Berlin-Plötzensee stranguliert. Seine Asche wurde über die Rieselfelder verstreut.

1 Karl Rahner bemerkt eine fundamentale Verknüpfung des Lebens mit dem Denken: „Was jemand schreibt, erhält seinen letzten Sinn und sein wahres Gewicht durch das, was er lebt“, RAHNER, Erneuerung des Ordenslebens: 180. Vgl. SCHALLER, Anthropologie von Delp: 22.

2 Vgl. DELP, Das Rätsel der Geschichte (Nachlass, o.J.): II,450, Der Mensch und die Geschichte (1943): II,380f.

3 Siehe BRAKELMANN, Moltke: 39, siehe auch ders., Moltke und Delp.

4 Vgl. BUCHHEIT, Freisler, Präsident des Volksgerichtshofes: 13.

5 Vgl. OTT, Heidegger: 54.

6 Vgl. BLEISTEIN, Vorwort: 8.

7 Vgl. ders., Jesuiten im Kreisauer Kreis: 596f.

8 Vgl. ders., Geschichte eines Zeugen: 241–251. Eine Rekonstruktion des soziologischen Denkens Delps versuchte schon 1947 sein Freund Ernst KEßLER, Jenseits von Kapitalismus und Marxismus (der Text ist auch bei Bleistein abgedruckt, siehe BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 463–504). P. MÜLLER meint, dass die vorhandenen Texte stärker auf eine philosophische und theologische Tätigkeit Delps hinweisen, als dass sie sein soziologisches Engagement offenlegen. Dies erklärt er teilweise mit den Einschränkungen in der Freiheit des Wortes durch das nationalsozialistische Regime, welche auch die Stimmen der Zeit betrafen, vgl. P. MÜLLER, Sozialethik: 29.

9 Vgl. DELP, Gefängnisbrief an A. S. Keßler (23. Januar 1945): IV,140. Siehe auch BERTSCH, Alfred Delp: 93.

10 MAIER schreibt: „Die Philosophie war seine Leidenschaft und wurde sein Beruf“, siehe Delps Vermächtnis: 796. Vgl. NEUFELD, Geschichte und Mensch: 16f. Vgl. auch DIRKS, der in Delp vor allem einen Theologen sieht und sein Denken zwischen den Entwürfen von Theodor Haecker und Dietrich Bonhoeffer verortet, DIRKS, Alfred Delp: 201f. Berührungspunkte und Resonanzen zwischen Delp und Bonhoeffer stellt Fuchs dar, siehe FUCHS, Bonhoeffer und Delp. Auf die Ähnlichkeiten zwischen Delp und Haecker bzw. Bonhoeffer werden wir in der vorliegenden Studie hinweisen. Zum Vergleich der Zeitdiagnosen Delps und Bonhoeffers siehe SCHALLER, Anthropologie von Delp: 56–61.

11 NEUFELD, Geschichte und Mensch: 21–55. Dagegen beruft sich Neufeld auf Karl Rahner, der – nur 3 Jahre älter als Delp – die gleiche Ausbildung wie dieser erhielt, siehe RAHNER, Tradition im Wandel: 3–10. Im Vorwort zu den theologischen Schriften Delps macht Rahner darauf aufmerksam, dass Delps Theologie im neuscholastischen Kontext verstanden werden müsse; so etwa das Schema Natur – Übernatur, die gänzlich traditionelle Deszendenzchristologie sowie seine unvollständig entwickelte Lehre von der Erbsünde usw., siehe RAHNER, Einleitung zu den Texten: 45f.

12 Vgl. NEUFELD, Geschichte und Mensch: 50–54, siehe auch ders., Einleitung zu den Texten: 14–16. Delp nimmt jedoch selten unmittelbaren Bezug auf Thomas von Aquin, vgl. z.B. Dritter Sonntag im Advent (Predigt, 13. Dezember 1942): III,61 und Veni Sancte Spiritus (Gefängnismeditation, Januar 1945): IV,294.

13 Vgl. DELP, Der Laie und die Philosophie (für Stimmen der Zeit, 1941): V,203, Anm. 13.

14 Vgl. NEUFELD, Geschichte und Mensch: 40–45.

15 Vgl. BRUGGER, Philosophisches Wörterbuch: 465.

16 Vgl. NEUFELD, Einleitung zu den Texten: 17.

17 Vgl. ebd.: 23–25.

18 Vgl. BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 96–115.

19 Vgl. NEUFELD, Geschichte und Mensch: 68f.

20 Ebd.: 83.

21 Ebd.: 71,84f. Die Rolle von Maier und Jansen für die Entstehung von Tragische Existenz betont Delp im Vorwort seines Buches: „Wenn bei so bescheidenem Versuch ein persönliches Wort gesagt werden darf, dann sei es ein Wort des Dankes an meine Lehrer am Berchmanskolleg Pullach-München, besonders an P. Bernhard Jansen und P. Alois Maier“, siehe DELP, Tragische Existenz: II,40.

22 Das Buch erschien 1933 in Freiburg, auf die Mitarbeit Delps wurde – außer dem folgendem Satz in der Einführung – kaum hingewiesen: Das Kapitel Sein als Existenz? Die Metaphysik von heute „hat Alfred Delp SJ bearbeitet“. Zur Geschichte der Entstehung des Textes: NEUFELD, Geschichte und Mensch: 84. Sein als Existenz ist auch in Delps Gesammelten Schriften im zweiten Band enthalten, 557–590.

23 NEUFELD, Geschichte und Mensch: 89f.

24 Vgl. die kurze Information über die 1933 gegründete „Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Glaubensbewegung“ von BLEISTEIN in Delps Schriften, II,111.

25 Vgl. P. MÜLLER, Sozialethik: 19. Zum Thema des Verhältnisses von katholischer Kirche und Nationalsozialismus, siehe KÖSTERS/RUFT (Hg.), Die katholische Kirche im Dritten Reich, mit angegebener Literatur.

26 So DENZLER in Bezug auf das Verhalten der Mehrheit von Kirchenmitgliedern in dieser Zeit, siehe Widerstand ist nicht das richtige Wort: 9. Wie schwierig der Weg in den Widerstand war, stellt V. KLEMPERER fest; dies kann die Geschichte Delps auch gut illustrieren: Dieser Weg war „ungeebnet und hängt nur in den seltensten Fällen von einem bewussten Entschluss ab … Wenn auch im allgemeinen die ethischen Vorbedingungen zum Widerstand fraglos gegeben waren, so war das eigentliche Mitmachen, das eigene Handeln, meistens ein Ergebnis eines ‚Hineinstolperns’“, in: Deutscher Widerstand gegen Hitler: 10.

27 So etwa V. VOSS, der in Delp den Protagonisten „des Aufstandes des christlichen Gewissens“ sieht, der „sich von Anbeginn an gegen die Diktatur“ auflehnt und bereit war, „den Weg des Martyriums auf sich zu nehmen“, siehe Bilanz des Staatsstreiches: 23.

28 MISSALLA, Christsein und Widerstand: 145. Dazu, dass jene Hoffnung auch viele Christen damals teilten, siehe ALTHAUS, Die deutsche Stunde der Kirche: 7: „Wir erfahren, wie dem Staat neue Würde zurückgegeben wird … Der neue Staat wagt es wieder, das Richtschwert zu tragen. Er hat die schauerliche Verantwortungslosigkeit der Parlamente zerschlagen und lässt wieder sehen, was Verantwortung heißt.“

29 Hellsichtig war aber Edith Stein, die am 12. April 1933 einen Brief an Papst Pius XI. schrieb und das Grauen des nationalsozialistischen Regimes voraussah, siehe GODMAN, Der Vatikan und Hitler: 60f. Ähnlich äußerte sich der nach Holland geflohene deutsche Jesuit Friedrich Muckermann, der am 12. Dezember 1934 in der Zeitschrift Der deutsche Weg den Nationalsozialismus heftig angriff. Ein Rapport der vatikanischen Diplomaten aus Warschau über die Situation in Deutschland vom 6. Februar 1935 liefert teilweise eine Erklärung dafür: „Überaus selten trifft man jemanden, der das Regime aus grundsätzlichen Überzeugungen ablehnt, und niemanden habe ich getroffen, der zur aktiven Opposition bereit wäre … Das tägliche Gift der Verlogenheit und der monotone Optimismus … wirkt (sic!) wie Opium auf die Geister, auch auf die, die der Meinung sind, die Dinge zu durchschauen und nichts von dem zu glauben, was täglich aus der Goebbelschen Lügenküche vorgesetzt wird. Niemand, der täglich der Einwirkung dieses Giftes ausgesetzt ist, kann sich auf Dauer seiner den Geist lähmenden Wirkung entziehen“, zitiert nach GODMAN, Der Vatikan und Hitler: 135.

30 Vgl. DELP, Brief an M. Delp (16. November 1933): V,44.

31 Pater A. Rösch bestätigt in seinen Bemerkungen vom 22. April 1956, dass gerade auch dank Delps Engagement die Mehrheit der Schüler in die Hitlerjugend willig eingetreten sei, siehe dazu RÖSCH, Bemerkungen: 309f, vgl. BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 77f. Vgl. auch P. Bolkovac SJ an R. Bleistein, 13. März 1979, in: BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 449f. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach schrieb in einem Telegramm, dass „religiöse Überzeugung und Hitlerjugenddienst sehr wohl vereinbar sind“, siehe ebd.: 446. KLEIN weist auf eine damals innere Nähe des Kollegiums zu nationalen Einstellungen hin, vgl. KLEIN, Kolleg St. Blasien 1933–1939: 91f. Der Weihbischof Matthias Defregger bestreitet in seinem Brief an Bleistein vom 28. Februar 1980 eine HJ-Orientierung in dem Kollegium und spricht von „einigen Nationalbegeisterten“, vgl. BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 450.

32 Vgl. OTT, Heidegger: 218, siehe auch 146–158.

33 Vgl. BLEISTEIN, Lebensbild Delps: 42. Siehe Delps Entwurf des Buches: I,195–202, vgl. auch sein Kommentar im Brief an A. Lutterbeck (6. Dezember 1935): V,60–61.

34 Vgl. BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 91–95. Ein Buch mit der oben genannten Absicht schrieb letztendlich Alois Hudal, der über die Bewegung des Nationalsozialismus das Folgende formuliert: „Niemand im katholischen Lager leugnet das Positive, Große und Bleibende, das in dieser Bewegung gelegen ist, die neuen Probleme berührt und Fragen aufgeworfen hat, mit denen das Christentum sich auseinandersetzen muss, um eine moderne Synthese von Deutschtum und Glaube zu finden“, siehe HUDAL, Die Grundlagen des Nationalsozialismus: 246. Die Jesuiten verfassten damals auf die Empfehlung des Vatikans hin ein ganz anderes Werk. Franz Hürth und Johannes Baptist Rabenbeck, zwei Professoren aus dem holländischen Valkenburg, schrieben 1934 Rapporte an den Vatikan, die den Nationalsozialismus deutlich ablehnen. 1936 erstellte Hürth mit dem kanadischen Jesuiten Louis Chagnon eine Liste von 47 zu verurteilenden Thesen der nationalsozialistischen Lehre, vgl. GODMAN, Vatikan und Hitler: 93–108,139–158,252–275.

35 RAHNER, Einleitung zu den Texten: 48.

36 DELP, Volkskunde und Seelsorge (in: Chrysologus, 1936): V,300.

37 Ders., Brief an M. Delp (4. März 1936): V,70.

38 Vgl. ders., Brief an Dekan Wüst (24. Juni 1939): V,103–104, Brief an die Reichsschrifttumskammer (11. Februar 1941): V,117–118.

39 Vgl. ders., Brief an den Feldbischof F. J. Rarkowski (12. September 1939): V,104–105, Brief an Generalvikar G. Werthmann (28. September 1939): V,106, Brief an den Assistenten F. Kopp (Ende September 1939): V,107–108.

40 Ders., Brief an Generalvikar G. Werthmann (28. September 1939): V,106.

41 Ders., Brief an E. Mühlbauer (17. Dezember 1939): V,110.

42 Ders., Der kranke Held (in: Stimmen der Zeit, 1939): II,218.

43 Siehe Gemeinsames Hirtenwort der deutschen Bischöfe zum Kriegsaufbruch, das auf der Konferenz vom 22.-24. August 1939 verfasst und als „Leitlinie“ galt, siehe GRUBER, Katholische Kirche und Nationalsozialismus: Nr. 201, vgl. Nr.199 und 200.

44 Im Krieg, so Adolf Hitler, verwirklicht sich das von dem allmächtigen Gott den Deutschen gegebene Gesetz des Daseinskampfes, siehe dazu DOMARUS, Hitler, Reden und Proklamationen II/2: 2212 (11. März 1945), des Weiteren auch HESEMANN, der konstatiert: „Hitler und die Männer seines engsten Kreises haben tatsächlich an das geglaubt, was sie taten. Sie waren überzeugt im Auftrag Gottes oder der Vorsehung zu handeln“, Hitlers Religion: 17. Eine „ontologische Pflicht“ für die Kriegsführung sieht auch Martin Heidegger, der gegen Ende des Russlandfeldzuges im Brief an Karl Ulmer schreibt, das einzig würdige Dasein eines Deutschen sei heute an der Front, siehe OTT, Heidegger: 154. Ott zitiert hier: R. BERLINGER, Ansprache zur Bestattung Karl Ulmers 29. Mai 1981 (Privatdruck). Ähnliches konstatierte der Bischof v. Galen, der im Krieg gegen die Sowjetunion eine Verteidigung der Christenheit zu sehen glaubte und damit den Krieg als „Daseinskampf unseres Volkes“ deutete, siehe V. GALEN, Akten: 946, Nr. 367 (15. März 1942). Noch klarer sind die Aussagen, die den Soldatentod theologisch deuten. Als Delp seine Bitte dem Feldbischof der Wehrmacht schickte, schrieb der Breslauer Kardinal Adolf Bertram von seinen Diözesanen, die Soldaten bringen „ihr Leben für uns im Kriege als Opfer Gott“ dar, siehe Adolf BERTRAM, Hirtenbriefe: 736, Nr. 201 (14. September 1939). Im Oktober 1944 stellte Bertram fest, der Soldatentod sei eine Verwirklichung der Worte Christi: „Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach“, ebd.: 911, Nr. 247 (Anfang Oktober 1944). Im gleichen Sinn klingen die Worte des Münsteraner Bischofs v. Galen: „Wir werden weiter treu unsere Pflicht tun, im Gehorsam gegen Gott, aus Liebe zu unserem deutschen Volk und Vaterland“, siehe V. GALEN, Akten: 859, Nr. 336 (20. Juli 1941). Weiter schreibt er: „Soldatentod in treuer Pflichterfüllung“ stehe „in Wert und Würde ganz nahe dem Martertod für den Glauben“, V. GALEN, Akten: 970, Nr. 377 (25. Februar 1943), vgl. auch 1042, Nr. 407 (1. Februar 1944). Der Münchner Kardinal V. FAULHABER, seit Juni 1941 auch Delps Diözesanbischof, verstand den Krieg als eine Pflichterfüllung gegenüber Gott und Vaterland: „in christlichem Glauben und katholischer Liebe und in deutscher Treue Gott gegeben … was Gottes ist, und dem Vaterland, was Liebe und Gehorsamspflicht fordern“, siehe Akten Faulhabers: 781, Nr. 823 (12. August 1941). Im Angesicht jenes Einverstandenseins hat der gesamtdeutsche Episkopat nun keine Probleme, im Hirtenwort eine gemeinsame Position zu formulieren: „Wir bleiben unserem Vaterlande unverbrüchlich treu, gerade weil wir unserem Heiland und unserer Kirche um jeden Preis die Treue halten“, siehe Akten Faulhabers: 888, Nr. 869 (22. März 1942).

45 DELP, Der Krieg als geistige Leistung (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,239–248.

46 Anders stellt es FELDMANN in seiner Delp-Biographie, Leben gegen den Strom: 27–28, dar: Delp lässt „beim denkfähigen Leser nur den einen Schluss zu: Nein, so ein Krieg kann geistig oder sittlich gar nicht ‚gemeistert’ werden, er ist durch und durch schlecht“.

47 Vgl. JÜNGER, Der Kampf als inneres Erlebnis: 36: „O Leben du! Noch einmal, einmal noch, vielleicht das letzte. Raubbau treiben, prasse, vergeuden, das ganze Feuerwerk in tausend Sonnen und kreisenden Flammenrädern verspritzen, die gespeicherte Kraft verbrennen vorm Gang in die eisige Wüste. Hinein in die Brandung des Fleisches, tausend Gurgeln haben, dem Phallus schimmernde Tempel errichten“. Ähnlich konstatiert Carl SCHMITT: „Der Krieg, die Todesbereitschaft kämpfender Menschen, die physische Tötung von anderen Menschen, die auf der Seite des Feindes stehen, alles hat keinen normativen, sondern nur existenziellen Sinn“. Es geht um den Krieg gegen den Feind – damit haben Ideale, Programme und Normen nichts zu tun, siehe Der Begriff des Politischen: 7.

48 DELP, Der Krieg als geistige Leistung (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,240.

49 Delp schreibt: „Es ist nicht unsere Art, den Krieg zu verherrlichen als den Idealzustand männlichen Lebens, aber da er existente Wirklichkeit ist, muß und wird er uns willig finden, mit ihm fertig zu werden und ihn zu meistern, auch aus einer letzten geistigen Haltung und Verantwortung heraus“, Der Krieg als geistige Leistung (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,247f. Ebenso scheinen Delps Soldatenbriefe – der Kriegsweihnachtsbrief vom Jahr 1942 (V,226–228) sowie der Brief Weltverantwortung der jungen Generation aus dem Jahr 1943 (V,229–233) – von den wirklichen Fragen des Kriegsgeschehens weit entfernt zu sein. Indem sie einen nächsten Versuch des „Meisterns“ des Krieges bilden, dürfen sie als eine Zustimmung zum Krieg gelesen werden. Dass Delp den damaligen Krieg aufgrund der nationalsozialistischen Propaganda wegen nicht richtig verstanden habe, stellt van Roon in Bezug auf diesen Artikel fest. Der Jesuit heroisiere den Krieg nicht, aber will ihn doch meistern, siehe V. ROON, Widerstand und Krieg: 50–69. Bleistein verurteilt dagegen den Text nicht. Er sei notwendig, um Stimmen der Zeit als Publikationsorgan zu erhalten. Van Roon habe in diesem Fall die Repression der damaligen Zeit nicht richtig eingeschätzt, BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 161. Bleistein muss aber zugeben, Delps Stellung gegenüber dem Nationalsozialismus sei damals nicht eindeutig gewesen. In Bezug auf Delps Verhandlungen mit der Reichskulturkammer 1940/41, ohne dessen Erlaubnis keine Publikation möglich war, fragt Bleistein: „[O]b er damit nur spielerisch die Toleranz der nationalsozialistischen Behörden erproben wollte, ob er sich noch immer über die Ziele der nationalsozialistischen Kulturpolitik täuschte oder ob er ohne ernsteres Bedenken seiner eigenen Lebenssituation – vor knapp einem Jahr erst wurde ihm von den nationalsozialistischen Behörden die Immatrikulation an der Universität München verweigert (V,104) – stürmisch auf sein Ziel: publizieren zu können, zustrebte, ist ungewiß“, ebd.: 76. Vgl. auch ders., Delp als zeitkritischer Autor.

50 DELP, Dritter Adventssonntag (Gefängnismeditation, Dezember 1944): IV,173.

51 Vgl. ders., Weihnachtsbrief (1943): V,266.

52 Vgl. ders., 17. Sonntag nach Pfingsten (Predigt, 9. November 1943): III,258, Brief an G. Kern (8. Mai 1942): V,169.

53 Ders., Heimat (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,249–269, Das Volk als Ordnungswirklichkeit (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,271–299. Hinsichtlich dieser Artikel Delps stellt v. Roon fest, dass die Begriffe des „Volkes“, der „Heimat“ oder der „Nation“ „einen religiösen, mythisch-nationalistischen Glanz“ erhalten, wobei unpersönliche Ordnungen überbetont werden, der Mensch als Person und seine Freiheit aber hinter ihnen zurücktreten, siehe V. ROON, Neuordnung im Widerstand: 180. Bleistein konstatiert dagegen, der Aufsatz Heimat sei ein Versuch einer nicht nationalsozialistischen Betrachtung des Themas, siehe BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 161. Ähnlich kommentiert P. Müller den Text Das Volk als Ordnungswirklichkeit: das Anliegen Delps in der Redaktion war eine „Korrektur des zeitgenössischen, nationalsozialistischen Menschenbilds“, siehe P. MÜLLER, Sozialethik: 27.

54 Vgl. DELP, Heimat (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,269.

55 Vgl. ders., Das Volk als Ordnungswirklichkeit (in: Stimmen der Zeit, 1940): II,298f.

56 So das Schreiben des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts vom 6. November 1941, siehe BLEISTEIN, Geschichte eines Zeugen: 177.

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