Czytaj książkę: «Monas braune Augen», strona 5

Czcionka:

Melanies Drohung

Das Elternhaus von Mike war eine Doppelhaushälfte im Wohngebiet Breitwiese aus den 70er Jahren mit Garage und Garten an der Rückseite, direkt am Fluss Rems gelegen. Schönster Raum im Innern war das Wohnzimmer mit offenem Kamin. Die übrigen Räume waren klein und verhältnismäßig niedrig. Auffallend waren die vielen Blumen und Pflanzen um das Haus herum wie auch im Haus.

Dort diskutierte Familie Häußler, wie mit der gesamten Situation umzugehen ist. Mike hatte umgehend nach dem Telefonat mit seiner Mutter mit Melanie gesprochen. So zornig und wütend hatte er bisher seine Schwester noch nicht erlebt.

Melanie fuhr am Wochenende ohne ihren Mann Michael nach Lorch. Bitterböse stellte sie besonders ihre Mutter zur Rede und ermahnte sie mehrfach, ihren Sohn wieder in den Familienkreis aufzunehmen. Ihre Mutter war aber nicht zu erweichen. Im Gegenteil, der Mahnruf mündete in einen offenen Streit. Melanie konnte nicht verstehen, dass ihre Mutter Angelika höher stellte als Mike. Schließlich eskalierte die Auseinandersetzung derart, dass sie ihrer Mutter regelrecht drohte. Wenn sie nicht einlenkt, hat sie bald keine Kinder mehr. Auch sie, Melanie würde sich dann von ihr abwenden. Jetzt bekam es Uwe, der Vater, mit der Angst zu tun, das wollte er auf keinen Fall. Er bat aber um Zeit. Melanie verstand und billigte ihrer Mutter diese Zeit zu. Zugleich machte sie ihr deutlich, dass dieses Zeitfenster auf keinen Fall über das Jahr hinausgehen wird.

Nachdem Melanie wieder abgefahren war, machte sich die Mutter Luft. Sie sah sich als das Opfer. Leid tat ihr, dass sie so heftig auf die Rassismus-Schiene aufgesprungen war. Noch war sie nicht bereit, hier auch nur etwas zurückzustecken oder sich gar zu entschuldigen.

Sie konnte sich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Mike für eine farbige Frau Angelika in die Wüste geschickt hatte. Im Prinzip hätte sie auch keine andere Frau für ihren Sohn akzeptiert, Angelika war für sie die Wunschpartnerin für ihren Sohn schlechthin. Christiane und Angelika hatten sich blendend verstanden und das wollte sie nicht aufgeben.

Mike hatte das durchaus richtig erkannt. Dass Mikes neue Freundin eine …, sie wusste noch nicht einmal, wo seine Freundin überhaupt herkam. Nur das ihre Mutter Migrantin war, wusste sie. Als ihr Mann Uwe für sie überflüssigerweise noch bemerkte, dass die neue Freundin doch für sein Selbstverständnis ungewöhnlich hübsch sei, verbot sie sich jedes weitere Gespräch zu diesem Thema. Womöglich wollte er diese Frau eines Tages auch noch heiraten, da sie schon zusammengezogen waren.

Die Geschwindigkeit, mit der diese Beziehung sich entwickelte, bereitete ihr Unbehagen. Christiane hatte eine fast panische Angst davor, dass Nachbarn und Bekannte über sie schlecht reden könnten und das noch in einer Kleinstadt wie Lorch. Das Horrorszenario zum Gespött aller Leute zu werden, bereitete ihr große Sorge. Die Auflösung der Hochzeit hatte sich natürlich in der Stadt in Windeseile verbreitet, auch das Mike mit einer „Negerin“ zusammen war. Wenn sie zum Einkaufen und auf den Markt ging, wurde sie ab und zu darauf angesprochen. Ihr Mann versuchte sich mit Sprüchen herauszuhalten oder auszuweichen.

Thelma

An einem Morgen im März bekam Mike Post von einer Rechtsanwaltskanzlei aus Schwäbisch Gmünd. Angelikas Vater wollte sein Geld für die Wohnung zurück. 50.000 Euro sollten in vierzehn Tagen beglichen werden, ansonsten werde gepfändet. Nachdem Mike sich mit Mona besprochen hatte, war er entschlossen, die Wohnung zu verkaufen, doch dafür brauchte er mehr Zeit. In diesen zwei Wochen setzte nun ein heftiger Schriftwechsel ein, der aber im Ergebnis keine wesentlichen Änderungen brachte, außer einer Fristverlängerung mit vier Wochen. Eine Klage wollte er nicht riskieren, da hier weitere Kosten zu erwarten waren.

Und wieder half einmal mehr Mona! Sie informierte ihren Vater, worauf sich ihre Eltern zu einem Sonntagsbesuch einladen ließen. Der Antrittsbesuch war in den Augen von Thelma und Martin überfällig, wollten sie doch endlich den neuen Freund ihrer Tochter kennenlernen. Beide waren sehr gespannt auf Mike.

Martin überraschte das sehr gepflegte Haus mit den gedrechselten hölzernen Eingangstüren. Nachbar Otto Schulze aus dem Hinterhaus war gerade im Hof, um wie immer nach dem Rechten zu sehen. Er war bereits seit mehreren Jahren Rentner und mit dem Zuzug im Haus überhaupt nicht einverstanden. Seitdem das Haus an eine Immobiliengesellschaft verkauft und erst vor wenigen Jahren aufwändig saniert worden war, hatte sich die Klientel stark verändert.

Die alten Mieter waren ausgezogen bis auf ihn. Er wohnte im Erdgeschoss in der einzigen nur oberflächlich renovierten Wohnung zur Miete. Besonders auf dem Kieker hatte er alle, die nicht in sein Weltbild passten. Das war über die Hälfte der Bewohner. Die Bewohner waren nicht nur unterschiedlicher Herkunft, so eine österreichische Familie, ein französisches und ein italienisches Paar, zwei irische Familien und eine iranische Arztfamilie. Es gab auch gleichgeschlechtliche Paare. Die alte Wohnkultur war für ihn verlorengegangen.

Mit Mike hatte er sich anfangs gut verstanden, da er Verständnis für seine Situation zeigte und viel hinterfragte. Seit Mona jedoch eingezogen war, kühlte sich dieses Verhältnis stark ab. Sie passte für ihn einfach nicht in das Haus. Glücklicherweise war die übrige Nachbarschaft tolerant und aufgeschlossen. Es herrschte sogar ein ausgesprochen gutes Verhältnis, insbesondere der Bewohner in der direkten Nachbarschaft. Man konnte es als freundschaftlich bezeichnen.

Als Herr Schulze nun Martin mit Thelma hereinkommen sah, stürzte er auf sie zu. „Wat wollen sie hier. Ick hab Sie hier noch nie jesehn!“

„Wir sind Gäste von Herrn Häußler, der wohnt doch hier?“, sagte Martin ganz ruhig. „Jawoll, der wohnt hier, woll’n se hier etwa ooch einziehn?“ Bei dieser Frage musterte er insbesondere Thelma.

Diese, eine zierliche attraktive Frau Anfang vierzig, bemerkte sehr wohl den Unterton in seiner Frage. Sie hatte es satt und antwortete deswegen auch etwas provozierend. „Das ist ein sehr schönes Haus. Herr Häußler hat es uns empfohlen.“ In diesem Moment kam Mike schon die Treppe herunter.

„Na, Herr Schulze, jetzt freuen Sie sich aber, wir werden immer mehr ‚multikulti‘ im Haus!“, sagte Mike lachend, während er Otto Schulze mit offenem Mund stehenließ und sich seinen Gästen zuwandte. „Guten Tag, meine Name ist Mike Häußler. Seien Sie willkommen.“ Mike begrüßte zuerst Thelma.

Sie trug einen weinroten Ledermantel und darunter ein helles Kleid. Ihre fast schwarzen Haare hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden. Sie umrahmten ein ebenmäßiges Gesicht. Mund, Nase und Hautfarbe stimmten mit Mona überein.

„Sie müssen Monas Mutter sein. Wow, hab ich ein Glück!“

„Schön für Sie, verraten Sie mir auch warum?“ Thelma lachte dabei, sie hatte eine Ahnung. Martin dagegen verfolgte überrascht die Konversation.

„Ich weiß jetzt, dass Mona immer wunderschön sein wird.“ Thelma lächelte Mike an. „Vielen Dank für das Kompliment, so etwas höre ich gerne. Mein Name ist Thelma Rösler und das ist mein Mann Martin.“ Mike gab beiden die Hand und verneigte sich leicht. „Angenehm. Mir wäre es sehr recht, wenn Sie mich mit Mike und du anreden würden.“ Martin erwiderte kurz: „Bitte auch mich mit Martin.“ Und auch Thelma: „… und mich mit Thelma.“

Mike ging mit beiden in den ersten Hof, erzählte kurz die Geschichte des Hauses und zeigte dabei den Innenhof. Dieser war von den Bewohnern als Gartenanlage mit vielen Blumen und Grünpflanzen gestaltet worden. Als Mike mitten im Redefluss war, sah er im Augenwinkel Mona auf dem Balkon. Er unterbrach und winkte ihr zu. Mona lachte.

„Passt auf, dass er euch nicht zutextet. Mike redet furchtbar gerne.“

„Ich hab schon verstanden, wir kommen gleich rauf.“ Zwei Minuten später war Mona schon unten im Hof und begrüßte ihre Eltern. „Oh, ihr seid schon per du. Da hast du bei mir damals aber länger gebraucht.“

„Da war ich auch noch schüchtern.“

Thelma schob Mona zu ihrem Vater. „Geht schon mal hoch, ich muss mit Mike kurz unter vier Augen reden.“

„Mami? Muss ich mir Sorgen machen?“

„Nein, mein Kind. Musst du nicht.“ Thelma wandte sich an Mike, der sich fragte, was jetzt wohl auf ihn zukommt. Thelma legte ihren Arm um Mikes Schultern. „Wie lange kennt ihr euch jetzt?“

„Knapp fünf Wochen.“

„Und wie entwickelt sich aus deiner Sicht eure Beziehung?“ Mikes Augen bekamen bei der Antwort einen besonderen Glanz, der Thelma beeindruckte. „Darf ich offen sein?“

„Ich bitte darum.“

Mike fasste sofort tiefes Vertrauen zu Thelma und hatte keine Bedenken, ihr seine Gefühle mitzuteilen. „Ich liebe Ihre, Entschuldigung, deine Tochter über alles und ich lasse das mir von niemandem kaputtmachen. Weder von meinen Eltern, irgendwelchen uneinsichtigen Nachbarn oder falschen Freunden. Auch nicht von euch! … Entschuldigung, diese Bemerkung war dumm von mir. Ich wollte damit nur sagen, dass Mona für mich der wichtigste Mensch auf der Welt ist.“ Thelma war beeindruckt von Mikes Offenheit.

„Ich, und auch Martin werden euch mit allen Möglichkeiten unterstützen. Du bist willkommen bei uns. Ich denke, auch Mona kann sich glücklich schätzen.“ Mike umarmte spontan Thelma. „Danke. Es tut gut, wenigstens in einer Familie freundlich aufgenommen zu werden.“ Auch Thelma schloss diesen jungen Mann sofort in ihr Herz.

Anschließend gingen sie zum Fahrstuhl und fuhren nach oben. In der Wohnungstür wartete schon ungeduldig Mona. „Wo bleibt ihr denn so lange? Was war denn so wichtig?“ Thelma nahm ihrer Tochter schnell die Bedenken. „Ich denke, nicht nur Mike hat einen guten Griff getan, sondern auch du. Kann es sein, dass er ein kleiner Charmeur ist?“

Mona lachte. „Oh ja, das kann er sehr gut. Ist aber auch schön.“ Flüsternd wandte sie sich ihrer Mutter zu. „So was kannte ich bis jetzt gar nicht.“

Mike zeigte seinen Gästen die gesamte Wohnung. Nachdem sie die Wohnung besichtigt hatten, nahmen alle vier am Esstisch Platz. Mike hatte zusammen mit Mona gekocht. Ein viergängiges schwäbisch - französisches Menu hatten sie vorbereitet. Flädlesuppe aus Schwaben, Kross gebratenen, innen rohen Thunfisch auf Rucola - Papaya Salat als Vorspeise, Lammcarré mit grünen Spätzle, getrockneten Tomaten und Oliven als Hauptspeise und warme halbflüssige Schokoladentorte mit Vanilleeis und Basilikumhimbeersoße zum Dessert. Dazu gab es korrespondierende Weine. Man begann mit dem Aperitif, einem Kir.

„Mike, du hattest einen guten Geschmack und ein gutes Händchen bei der Wahl der Wohnung“, sagte anerkennend Martin. „Dann gefällt dir die Wohnung. Ich habe auch lange gesucht, ich steh nun mal auf alt, insbesondere auf Jugendstil. Angelika …, Entschuldigt bitte, meine frühere Verlobte konnte dieser Wohnung nicht ganz so viel abgewinnen, sie hätte lieber eine moderne Wohnung gehabt. Aber das ist jetzt ja nicht mehr wichtig.“

„Du kannst hervorragend kochen, ich bin überrascht. Mona, hilft sie dir?“, Thelma wechselte schnell das Thema. „Viel mehr, sie macht selber fleißig mit und hat ganz schön viel gelernt in der kurzen Zeit. Wir verbringen zusammen viel Zeit in der Küche, reden nebenher, probieren, es macht richtig Spaß!“

Mona bestätigte das und ergänzte noch: „Ja, und nicht das ihr meint, die vier Gänge sind heute was Besonderes. Wenn wir am Sonntag zu Hause sind, kochen wir immer so. Na ja, nicht ganz so aufwändig, oft gibt’s auch nur einen Salat als Vorspeise.“ Worauf Thelma sich die Bemerkung nicht verkneifen konnte, dass auch ihr Martin in der Küche eine gute Figur abgeben würde, wenn er denn nur wollte. Alle mussten lachen, als Martin ungeschickt versuchte sich herauszureden.

Als man schließlich beim Dessert angekommen war, betonte Martin nochmals, dass er die Beziehung zwischen beiden begrüßt.

„Schön, dass du das so siehst Papa, Mike braucht dringend Geld. Sein Ex-Schwiegervater will sein eingezahltes Geld für die Wohnung zurück.“ Mona überfiel mit dieser Ansage förmlich ihren Vater.

„Ah, haben dich deine Eltern an der Stelle auch gesponsert?“

„Natürlich Thelma, ich kann mir doch als neunundzwanzigjähriger nicht eine solche Wohnung ohne Eigenkapital leisten.“ Und zu Mona gewandt: „Mona musste das sein, hättest du damit nicht noch warten können. Irgendwie …“

„Irgendwie schaffen wir es vielleicht, aber möchtest du tatsächlich ausziehen? Das ist doch eine tolle Wohnung und ich fühle mich hier richtig wohl.“

Dann schaute sie ihren Vater so unwiderstehlich an, dass er sich verlegen räusperte. Thelma legte auch noch mal nach: „Nun gib dir schon einen Ruck, komm, bitte. Das ist doch eine Leichtes für dich!“

„Bei so viel Fürsprache kann ich überhaupt nicht mehr nein sagen. Wie viel?“

„50.000 Euro.“ Mona war schnell. „Mike hat 100.000 Euro von seinen beiden Elternteilen bekommen, seine Eltern haben bis jetzt das Geld noch nicht zurückgefordert.“

Martin überlegte kurz, jetzt kam der Geschäftsmann durch. „Okay, was kostet die Wohnung so wie sie jetzt ist.“

„250.000“, sagte Mike. „Gut Mike, du bekommst 280.000 Euro für die Wohnung, aber ich bin der zukünftige Eigentümer. Ihr beide habt kostenloses Wohnrecht, solange ihr zusammen seid. Wenn ihr euch trennt, muss Mike raus. Ist das ein Angebot?“

Mike überlegte kurz. „Ja, das ist absolut okay.“

„Wunderbar, dann lass ich nächste Woche die Verträge vorbereiten und du teilst mir die Kontonummer dieser Anwälte mit. Die 50.000 überweise ich sofort.“

Das Essen schmeckte allen Beteiligten jetzt noch besser. Als man beim Digestiv angekommen war, ging Mike kurz hinaus und kehrte mit vier Eintrittskarten zurück. „Martin, Mona sagte mir, dass du ein Opernfan bist.“

„Ja das stimmt.“

„Ich hoffe, dass euch das gefallen wird. Ich habe hier vier Eintrittskarten für die Komische Oper. Der Freischütz von Weber wird am kommenden Freitagabend gespielt.“

„Oh Mona, seit wann magst du Oper?“ Martin stellte die Frage lachend. „Mike, was hast du mit meiner Tochter gemacht, die hat bis jetzt nur Buschmusik gehört!“

„Papa, du übertreibst maßlos, stimmt doch Mami, oder?“, verteidigte sich Mona. „Und warum soll ich nicht mit in die Oper gehen, wenn es mir nicht gefällt, werde ich euch das schon sagen. Ihr tut ja gerade so, als ob ich ein Kulturbanause bin!“

„Bist du nicht?“

„Nein, bin ich nicht!“

Thelma meinte daraufhin nur noch: „Ich kann mich nicht erinnern, dass du mit uns mal in die Oper gehen wolltest und dazu noch freiwillig.“

„Es kommt eben immer darauf an, wer fragt.“ Sie lächelte dabei Mike an. Am Ende des Besuches verabredeten sie sich im Foyer in der Komischen Oper am Freitagabend.

Der Opernbesuch

Am Freitag rief Mona Mike an, dass sie zur Oper mit ihren Eltern direkt fahren werde. Mike wartete bereits ungeduldig im Foyer. Eine Viertelstunde vor Beginn kamen sie dann endlich an. Mike war überwältigt, als er beide Frauen erblickte. Sie boten einen hinreißenden Anblick: Thelma trug ein kurzärmeliges schlichtes knöchellanges Abendkleid in kräftigem Altrosa mit etwas dunklerer Stola. Mona ein ebensolches, aber ärmelloses Abendkleid in ebenfalls kräftigem Altrosa mit weißen Applikationen, darüber eine weiße Stola. Ihre Haare hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über die Schulter nach vorne fiel. Am oberen Anfang des Zopfes setzte eine rosafarbene Schärpe eine besondere Note. Eine rote glitzernde Kette von Swarowski umspielte ihren schlanken Hals und funkelte mit ihren Augen um die Wette. Mike begrüßte die drei Ankömmlinge.

„Ich muss den Damen ein Riesenkompliment machen, ihr seht beide wunderbar aus. Tolles Outfit, ganz fantastisch. Mona, darf ich neben dir gehen?“

„Nein, Mike du kommst in die Mitte von uns beiden“, legte Thelma kurz fest. Martin ging voraus. Zahlreiche Augen waren auf die drei gerichtet, als sie den Zuschauerraum betraten und ihre Plätze einnahmen. Nach der Vorstellung gingen alle noch in eine Bar. Martin war sehr neugierig und wollte unbedingt wissen, wie Mona die Oper gefallen hat.

Typisch Mona, Mike sah schon daran, wie Mona ihre Lippen spitzte, dass diese Antwort nicht ernst zu nehmen war. „Ja, Papa, war nicht schlecht, aber so ein richtiger Soul ist doch was anderes!“

„Ich habe es befürchtet. Mike, ich glaube das war das erste und letzte Mal eines Opernbesuches für Mona. Vielleicht war auch die Wahl nicht ganz glücklich, denn es 'wagnert' ja schon ganz heftig darin.“ Thelma schüttelte den Kopf und lächelte ihren Mann an. „Da kennst du deine Tochter aber schlecht, mein lieber Martin, schau sie doch einmal ganz genau an.“

Mike kam Martin zu Hilfe, wandte sich an Mona und fragte herausfordernd. „Bei der Wolfsschluchtszene hattest du aber so einen sinnlichen Ausdruck. Oder habe ich das falsch gesehen?“ Mona schaute Mike schmollend an. „Ich dachte du schaust auf die Bühne und nicht zu mir. Hast du denn von der Oper überhaupt was mitbekommen, hm? … Ja, okay Leute, ich geb es zu. Wie soll ich sagen, es war wunderbar und hat mir sehr gut gefallen. Mit Sicherheit nicht mein letzter Opernbesuch!“ Im Hochgefühl einen wunderbaren Abend erlebt zu haben gingen alle nach Hause.

„Und Mike, was machen wir jetzt? Es war so wunderschön!“

„Möchtest du etwas trinken?“

„Ein Gläschen Sekt wäre nicht schlecht. Ich habe ein bisschen Durst!“

„Dem kann abgeholfen werden.“ Mike holte Gläser und Getränk und setzte sich zu Mona auf das Sofa. Er legte seinen Arm um ihre Schulter „Mona, ich wollte es vorhin im Theater schon sagen. Du bist so schön, mir fällt nichts dazu ein.“

„Wenn das so ist“, sagte sie lächelnd, stand auf und baute sich vor ihm auf. Mike schaute sie fragend an. Sie löste ihren Zopf und ihre langen Haare fielen offen über ihre Schultern. Ganz langsam streifte sie erst den linken Träger ihres Kleides und dann den rechten herunter, dass ihr Kleid zu Boden rutschte. Mike musste schlucken, sie hatte keinen BH an. „Mona, mir fehlen die Worte.“

„Dann halt einfach den Mund.“ Und sie machte weiter, mit wippenden Hüften streifte sie ihren Slip ab.

Langsam kam sie lächelnd auf Mike zu, drückte ihn sanft rückwärts in das Sofa hinein, zog ihn langsam aus und begann ihn am ganzen Körper zu liebkosen. Mike schloss die Augen und genoss die Situation. Er spürte ihren Atem und öffnete die Augen. Mona war ihm ganz nah. Sie küssten sich wieder und wieder. Er zog sie vollkommen an sich, streichelte sie. Sie warf ihren Kopf zurück, dass die Haare wild durch die Luft wirbelten. „Mona, du machst mich noch wahnsinnig.“ Ein liebevoller Blick traf ihn.

Thelmas Geheimnis

Mike wusste, was er zu tun hatte. Er war fest entschlossen, Fakten zu schaffen. Beide verließen am Morgen die Wohnung. Mike hatte Kundentermine, Mona ging zur Schauspielschule. Bevor sie am Abend in die gemeinsame Wohnung zurückkehrte, besuchte sie noch kurz ihre Mutter. Eine SMS auf ihrem Handy beunruhigte sie.

Als sie ankam, nahm Thelma ihre Hand und zog sie in die Küche, anschließend verschloss sie die Tür. „Mami, was ist los? Du machst mir Angst!“

„Mona, hör mir zu, es ist wichtig, sehr wichtig. Du weißt, dass ich dir voll und ganz vertraue und ich muss eine Person hinzuziehen, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann, falls mir denn etwas zustoßen sollte!“

„Zustoßen? … Aber warum sprichst du nicht mit Papa?“

„Das geht nicht!“

„Warum denn nicht?“

„Weil dein Stiefbruder Kai eine kriminelle Tour vorhat, erstens will er mich und auch dich aus dem Weg haben und zweitens will er an das Geld deines Vaters. Noch weiß ich nicht viel, aber ich fahre heute noch in die Schweiz und soll dort einiges an Informationen bekommen. In zwei Tagen bin ich zurück. Und jetzt kommt dein Part. Wenn jemand nachfragt, wir zwei waren zusammen unterwegs, du solltest eine Rolle in einem Film bekommen und deswegen sind wir beide kurz zwei Tage weggefahren.“

„Aber Mami, ich kann doch nicht Papa anlügen; und was soll ich denn Mike sagen?“

„Mona, kein Wort zu beiden, das musst du mir versprechen, bitte!“ Mona zögerte, stimmte aber auf Drängen ihrer Mutter dann doch zu.

Mike kam mit Absicht früher nach Hause, er hatte Monas Lieblingsblumen, zwei Zweige Strelitzien mitgebracht. Mona war immer noch etwas durcheinander. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, da sie doch schweigen sollte. Mike würde bestimmt etwas merken. Als Mona in die Wohnung kam, begrüßte Mike sie überschwänglich, umarmte und küsste sie.

Er zog sie in das Berliner Zimmer und übersah in seinem Eifer Monas trauriges Gesicht. „Mike, was ist denn, hast du im Lotto gewonnen?“

„Nein, viel besser! Setz dich doch erst mal hin.“ Er überreichte ihr die Blumen.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Wofür sind die denn? Hast du was angestellt?“ Neugierig schaute sie ihn an und dachte für sich, was jetzt wohl kommt. „Mona, ich muss mit dir reden.“

Mike wurde plötzlich ernst, der Enthusiasmus war aus seinem Gesicht gewichen. Nicht noch so ein Ding wie heute Nachmittag. Doch Mike fuhr unbeirrt fort. „Mona, wie lange sind wir jetzt zusammen?“

„Fünf Wochen?“

„Stimmt genau. An einem Montag haben wir uns kennengelernt. Und wie lange kommt es dir gefühlt vor?“

„Länger, viel länger“ und ganz leise, „fast wie fünf Jahre, als würde ich dich schon ewig kennen.“

„Ja, Mona, mir geht es genauso. Ich habe mir aber so meine Gedanken gemacht: Wir sind doch recht unterschiedlich, nicht nur in der Hautfarbe, wir werden mit Sicherheit in Zukunft auch Streit miteinander haben und es wird nicht alles einfach und geradeaus laufen. Meine Familie hat mich verstoßen. Ich hatte mich für dich entschieden, damals …“

Mike schaute Mona direkt in die Augen, die sie weit aufgerissen hatte und ängstlich fragte: „Hatte, wieso hatte? Was … was willst du damit sagen?“

„Mona, ich habe mich nach kurzer und reiflicher Überlegung nun endgültig entschieden“,

oh Gott bitte nicht.

„… für Dich, ich habe keinen Augenblick bereut, bin mir tausendprozentig sicher und darum …“ Mike ging vor Mona mit einem Knie auf den Boden. Mona schlug die Hände vor den Mund.

„Mona, ich liebe dich mehr wie alles andere auf der Welt. Ich werde zu dir stehen in guten wie in schlechten Zeiten. Willst du meine Frau werden?“ Mona zögerte, ihr ging das Gespräch mit ihrer Mutter durch den Kopf. Sie wusste, Mike kann sie vertrauen, nein, sie muss ihm vertrauen. Alles andere wäre ein Bruch.

„Mona?“ Mike wurde nervös, als sie nicht reagierte. Die Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Du musst ihm vertrauen. Er macht dir gerade einen Heiratsantrag. „Ja, Mike, von ganzem Herzen!“

Mike sprang auf, sie küssten sich. „Hier habe ich noch etwas für dich.“ Und zog ein kleines Schmuckkästchen mit zwei Ringen heraus. Den kleineren steckte er Mona an. „Die sind aus Silber und nur für den Übergang gedacht. Wenn wir heiraten, suchen wir die Ringe zusammen aus. Zur Feier des Tages habe ich für uns schon einen Tisch bei Hartmanns bestellt!“

„Was hättest du getan, wenn ich nein gesagt hätte.“

„Daran wage ich jetzt nicht zu denken. Ich hatte keinen 'Plan B'. Ich hoffe, ich habe dir gerade nicht zu viel Angst gemacht.“

„Einen Augenblick dachte ich, das war’s. Nein, schon verziehen, alles in Ordnung. Dann lass uns gehen, ich habe dir sehr viel zu erzählen!“, sagte sie geheimnisvoll.

Beim Essen erzählte Mona von ihrem Gespräch mit ihrer Mutter. „Hoffentlich unternimmt sie keine unbedachten Schritte, ich habe ein bisschen Angst um sie. Mir kommt das alles so unwirklich vor. Was will sie ausgerechnet in der Schweiz. Außerdem hat sie mich verpflichtet zu niemandem darüber zu sprechen, auch mit dir nicht!“

„Dann hast du ja gerade Wortbruch begangen. Danke, dass du mich trotzdem mit einbeziehst. Ich denke, das ist sehr wichtig. Du weißt, ich helfe dir und ich verspreche dir auch, dass ich ohne dein Wissen es niemandem weitersagen werde. Ist schon alles etwas seltsam! Wenn das mit Kai stimmt, dann ist deine Mutter in großer Gefahr.“ Sie diskutierten noch lange weiter, kamen dann aber zu dem Ergebnis, abzuwarten, bis Thelma zurück ist.

Die nächsten Wochen verliefen ruhig ohne besondere Vorkommnisse. Thelma ließ nichts verlauten, auch nicht zu ihrer Tochter. Sie ließ sich nichts anmerken, vielleicht war sie etwas verschlossener und einsilbiger. In der Woche nach ihrer Verlobung rief Mike seine Eltern an und teilte ihnen diese mit.

Auch Melanie, die Schwester, wurde informiert. Die Reaktionen der beiden hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können. Melanie freute sich, gratulierte und wollte wissen, wann gefeiert wird. In diesem Zusammenhang erzählte sie Mike von ihrem Auftritt in Lorch und ihrer Drohung. Mike war überrascht, bedankte sich bei ihr und hatte wieder einen Funken Hoffnung. Noch löste diese Mitteilung bei seinen Eltern gelinde formuliert Unverständnis aus. Uwe nahm die Mitteilung ohne Kommentar zur Kenntnis und Christiane redete Mike in das Gewissen, es sich noch einmal zu überlegen, worauf Mike nur kurz meinte, sie könnten es akzeptieren oder bleiben lassen. Die Hochzeit werde auf jeden Fall stattfinden.

Hier aber irrte Mike, denn es sollte anders kommen, wie er es sich in seinen kühnsten Gedanken nicht vorstellen konnte.

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