Czytaj książkę: «Der Reisebericht des Hieronymus Münzer», strona 8

Czcionka:

Über die Umgangsformen (der Valencianer)

Das valencianische Volk ist sehr höflich und menschlich. Es gibt dort zwei Herzöge – einer von ihnen ist der Sohn des Papstes Alexander VI.Alexander VI. / Rodrigo de Borja, P. (1492–1503)1 –, weiterhin viele Grafen wie den Grafen von OlivaOliva, Geschlecht und den von AversaAversa und Geschlecht, Ort2 sowie mehrere andere, mehr als fünfhundert Ritter. Händler, Handwerker und Kleriker zählt man mehr als zweitausend. Die Männer kleiden sich mit schönen und langen Gewändern. Ebenso sind die Frauen über das Maß hinausgehend herausgeputzt. Vorn sind ihre Kleider ausgeschnitten bis zum Busen, so dass du die Brustwarzen fast wie Knospen der Bäume sehen kannst. Alle schminken sich im Gesicht, benutzen Öle und Duftwasser, was schlecht ist3.

Sie haben auch die Gewohnheit, dass das ganze Volk beiderlei Geschlechtes in den Straßen vom frühen Abend bis in die Nacht hinein spazieren geht; in so großer Menge, dass du dich auf einem Fest wähnst. Jedoch belästigt niemand die anderen. Hätte ich es nicht mit meinen edlen Begleitern, den Kaufleuten aus RavensburgRavensburg, Ort, gesehen, so würde ich es kaum geglaubt haben. Die Lebensmittelgeschäfte sind offen bis Mitternacht, so kannst du zu jeder gewünschten Stunde in ihnen kaufen, was du willst. Es gäbe viel über diese Dinge zu schreiben, ich übergehe dies, weil ich mich kurz fassen möchte. Die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) haben ein eigenes ViertelValencia, OrtAljama, das mit einer Mauer umgeben ist wie bei den Juden von RegensburgRegensburg, Ort4. In den Gemeinden und Ortschaften bei der Stadt gibt es fast ausschließlich Sarazenen, die sich fleißig der Bearbeitung des Bodens widmen.

Am neunten Oktober verließen wir ValenciaValencia, Ort und durchquerten eine sehr schöne und besiedelte Ebene, 6 Meilen lang, danach kamen wir zum Ort und zur Burg von Alcira. Dieser Ort ist groß und bringt verschiedene Früchte im Übermaß hervor. Schon früh ritten wir dann 16 Meilen und zwei Tage lang durch eine schroffe und steile Bergwelt sowie vornehme Orte. Schließlich gelangten wir zu einem Ort und einer Ebene mit Flüssen, dort lag die Stadt Xàtiva/JátivaXàtiva / Jàtiva, Ort mit einer sehr edlen BurgXàtiva / Jàtiva, OrtBurg. Welch großen KanalXàtiva / Jàtiva, OrtKanal hat auch diese Stadt Játiva, der bestes Wasser führt und dessen Ursprung wir in der Nähe des Bergjoches passierten. Wir kamen zu der schönen Seestadt AlicanteAlicante, Ort. Während wir durch eine bergige Gegend ritten, sahen wir fruchtbares Land mit Färberpflanzen, ebenso Kümmel oder Espartogras, mit Anis und anderen Pflanzen. Alicante liegt am Meer gegen Süden. Im Norden ragt ein sehr hoher Berg auf, auf dessen Gipfel eine wunderbare Burg steht5. Am Fuß des Berges liegt eine besiedelte Ortschaft mit ungefähr fünfhundert Häusern. Dort gibt es unter anderem eine Kirche der Heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, die am Hauptaltar eine wunderbare Altartafel hat, welche die Inhaber der Kirche vor kurzem für 1500 Dukaten kauften6.

Über die Früchte in AlicanteAlicante, Ort

Auf einem Berg am Meer gegen Westen findet man ein edles Mineralsalz, das man wie das Alaun gewinnt und das sie in verschiedene Häfen, zum Beispiel nach GenuaGenua, Ort und andere Orte transportieren. Es gibt in einem Tal des Küstenbereiches, das von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) bewohnt wird, Rosinen in solch großen Mengen, dass jedes Jahr etwa 10 oder 15tausend Zentner nach ganz Europa exportiert werden. Man bereitet diese auf folgende Art und Weise: Im August, wenn die Früchte und Trauben reif sind, setzen die Sarazenen eine Lauge aus der Asche von Weinstöcken und anderen kleinen Bäumen an; sie lassen diese 8 Tage lang in einem Gefäß ruhen. Schließlich sieden sie diese in einem großen Topf, und mit einem eisernen, durchlöcherten Schöpflöffel führen sie die Trauben in die siedende Lauge ein. Alles Verfaulte der Früchte wird durch die Lauge absorbiert und bleibt nicht in den Früchten. Sie nehmen die Früchte heraus und legen sie 8 oder zehn Tage lang auf Binsenmatten zum Trocknen in die Sonne; schließlich füllen sie diese in Gefäße oder Kiepen aus Espartogras und verkaufen sie. Die Rosine wird auch in anderen Orten zwischen ValenciaValencia, Ort und AlicanteAlicante, Ort hergestellt. Aber jener ist der wichtigste. Der Graf von ConcentainaCocentaina, L. ist der unumschränkte Herr dieser Mauren1. Es gibt dort auch viele Ortschaften, (die Rosinen herstellen), eine heißt AspeAspe, Ort. Die Toledaner fügen (zur Herstellung der Rosinen) der Lauge Öl hinzu und wässern die Früchte in dieser Lauge. Dann nehmen sie sie heraus und trocknen sie. Anschließend besprengen sie sie mit ein wenig Honigwasser, dem etwas Mehl beigegeben ist, und bewahren sie in Körben auf2.

Es wächst auch in den Meergegenden gegen Osten eine große Menge an Weißwein; allerdings noch mehr schwarzer Rotwein, der ‘Alakant’ genannt wird. Dieser wird nach EnglandEngland, L., SchottlandSchottland, L., FlandernFlandern, L. und in andere Orte Europas geschickt. In Flandern färbt und mischt man hiermit Rheinwein, um diesen etwas zu verstärken. Der Alakant-Wein wird in bewundernswert großer Menge hergestellt. An jenem Tag gab es dort 26 Schiffe aus der BiskayaBiskaya, L., aus Flandern und anderen Gegenden, die dort mit Wein und anderen Dingen beladen wurden. In dieser Gegend werden ebenso Mandeln und Reis in großer Menge geerntet3. Dies sagte mir ein deutscher Kaufmann aus KemptenKempten, Ort, ein sehr vertrauenswürdiger Mann namens Jodocus SchedlerSchedler, Jodocus, dt. Kaufmann, der seit vielen Jahren im Namen der Handelsgesellschaft von RavensburgRavensburg, Ort dort kaufte und der uns große Ehren erwies4. Er versicherte mir, dass in vielen Jahren in diesem relativ kleinen Gebiet bis zu siebzig some5 von süßen Mandeln gewonnen werden, die nach Flandern, England und an andere Orte transportiert werden. Und in ähnlicher Weise unzählbare Mengen an Reis.

Am zwölften Oktober verließen wir AlicanteAlicante, Ort und durchquerten eine unfruchtbare Ebene, die früher wegen der wegelagernden SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) als sehr gefährlich galt. Wir ritten zwei Meilen und gelangten dann durch eine andere Niederung, die fruchtbar ist und durch Flüsse bewässert wird, zur Ortschaft Elche, was im Lateinischen „gemischt“ oder „Hermaphrodit“ bedeutet, denn dieser Ort liegt zwischen den Grenzen von GranadaGranada, Ort und von ValenciaValencia, Ort, manchmal begünstigten sie die Christen, manchmal die Sarazenen. Es ist ein sehr fruchtbarer Ort, der viel Öl hervorbringt. Nirgendwo gibt es mehr. Niemals habe ich bis heute so viele Palmen gesehen wie auf diesem Weg; die Datteln dieser Bäume sind, wenn sie reif werden, nicht ganz so süß wie in AfrikaAfrika, L., weil diese Gegend weniger heiß ist. Oh, wie fruchtbar dieser Ort ist! Ihn bewohnen Christen und auch viele Sarazenen.

Am 13. Oktober durchquerten wir eine unfruchtbare Ebene und einige Ortschaften der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) und gelangten nach 5 Meilen in die Stadt OrihuelaOrihuela, Ort, die in einer fruchtbaren und bewässerten Gegend liegt. Es ist eine große Stadt mit 5000 Häusern, am Fuße eines südlich gelegenen Berges. Auf der Höhe des Berges gibt es eine vornehme BurgOrihuela, OrtBurg6. Die Stadt unterliegt der königlichen Jurisdiktion und ist 11 kleine Meilen von CartagenaCartagena, Ort entfernt, einer Seestadt, die früher HannibalHannibal († 183 v. Chr.), karthagischer Feldherr, der Afrikaner, gründete und Cartago Nova nannte. Heute ist sie verfallen, so wie andere (Orte), die zu einem kleinen Ort schrumpften7. Orihuela ist, wie ich bereits sagte, groß und wird von einem Fluss namens SeguraSegura / Secura, Fluß bewässert, der über MurciaMurcia, Ort aus KastilienKastilien, L. kommt. Der Ort liegt an der Grenze des Reiches von ValenciaValencia, Ort. Wer aus der Stadt herausgeht, betritt sofort das Reich von Kastilien. Die Gegend von Orihuela ist fruchtbar, eben, reich an Datteln, Feigen und anderen edlen Früchten dieses Landes. Alle Bewohner sind Christen.

Am 14. Oktober, nachdem wir 4 Meilen durch eine Ebene und fruchtbare Landschaft geritten waren, kamen wir zur sehr alten Stadt MurciaMurcia, Ort, die so groß ist wie NürnbergNürnberg, Ort, wie ich von einem sehr hohen Turm aus feststellte. Der Ort hat eine schmucke, große und gewölbte KircheMurcia, OrtSanta María, K., die 82 Schritte breit und 130 lang ist, mit schönen Kapellen, einem großen Chorraum mit einem hervorragenden Chorgestühl sowie mit einem sehr schönen Kreuzgang. Sie ist Mariä Geburt geweiht und hat einen Bischof8. Die Stadt liegt in einer schönen und großen Ebene, die ähnlich wie MailandMailand, Ort vollständig von Bergen umsäumt ist. Es gibt einen Fluss mit Namen SecuraSegura / Secura, Fluß, der das ganze Land durch verschiedene Wasserläufe bewässert. Es war früher ein eigenes Reich, das Reich von Murcia genannt. Heute gehört es zum Reich KastilienKastilien, L.9. Dort liegt die erste Stadt des Königreiches von ValenciaValencia, Ort im Südwesten. Früher unterstand sie dem Bischof von CartagenaCartagena, Ort. Nachdem inzwischen Cartagena zu einem kleineren Ort geworden ist, hat Murcia selbst einen eigenen Bischof10. Das Land ist sehr fruchtbar, es bringt Öl, Reis, Mandeln, Getreide hervor; alle Lebensmittel werden zu vorzüglichen Preisen verkauft.

Am selben Tag verließen wir MurciaMurcia, Ort, und nach 6 langen Meilen durch ein ebenes Gelände, das überall vor allen Dingen mit Espartogras und einer Pflanze namens Kali – in der Volkssprache nennen sie sie sosa – bewachsen ist, kamen wir zu einem kleinen Ort, das heißt einem kleinen Dorf mit etwa 30 Häusern. Auf dem Berg steht eine wunderbare Burg, die AlhamaAlhama de Murcia, Ort heißt11. Wir trafen dort auf zwei Thermen mit heißem und klarem Wasser, in denen wir uns wuschen; es ist sehr gut für die Wassersüchtigen, für Koliken und andere Krankheiten. Wir fanden dort auch eine hervorragende Glaserwerkstatt. Sie nehmen zwei Teile der Asche von dem Kaligras, das sie sosa nennen, und einen Teil schneeweißen Sandes, der mit einem großen Stein fein zermahlen wird, und sie bearbeiten dies mit einem großen Mühlstein. Hieraus machen sie schließlich einen großen Teig, wie für enorme Brote, und brennen ihn im Backofen12. Heraus kommt eine Mischung wie die Asche oder Pottasche, die wir „Waidasch“ nennen. Sie schmelzen diese Masse im Ofen und stellen verschiedene Arten von Glas unterschiedlicher Farbe her, durchsichtig und in verschiedenen Farbgebungen schicken sie dies in verschiedene Länder. Der Eigentümer zeigte mir alle – ein eindrucksvoller Anblick. Die genannte Pflanze wächst hier in so großem Übermaß wie Kraut in DeutschlandDeutschland, L.. Sie ist ähnlich wie der Ginster hochgewachsen, und die Früchte gleichen der Frucht und den Blüten der Haselnüsse; sie sind grün und weich. Die (Glas-) Masse wird an verschiedene Orte gesandt. Wenn du ein kristallklares Glas wünschst, musst du mehr weißen und feinen Sand hinzufügen, der feiner ist als derjenige, der in NürnbergNürnberg, Ort in die (Sand-)Uhren gegeben wird. Noch bessere sosa wächst jedoch in KatalonienKatalonien, L. und ValenciaValencia, Ort; hieraus werden hervorragende Gläser hergestellt.

Das Wasser auf der Höhe des Berges und der Burg ist kalt und angenehm, die Menge genügt für den ganzen Ort und die Landwirtschaft. Unten ist es hingegen heiß und versorgt einige schöne Thermen, wie ich schon oben beschrieben habe. Ich habe eine Stunde lang gebadet und bin gut und ausgiebig ins Schwitzen gekommen; 8 Tage lang spürte ich die Erholung des Körpers und meiner Kräfte13.

III. Von LorcaLorca, Ort bis SevillaSevilla, Ort


Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 131v

Am 15. Oktober verließen wir den kleinen Ort AlhamaAlhama de Murcia, Ort und gelangten nach der Durchquerung einer besonders ausgedehnten Ebene nach 6 Meilen zur Stadt LorcaLorca, Ort, die am Fuße eines Berges liegt, auf dessen Spitze eine gut befestigte BurgLorca, OrtCastillo de Lorca, Burg mit einem hohen viereckigen Turm steht. Man sagt, dass es in ganz KastilienKastilien, L. keine vergleichbare Befestigungsanlage gibt1. Sie liegt an der südlichen Grenze Kastiliens, direkt vor GranadaGranada, Ort. Viele Jahre lang gab es fortwährend Krieg mit den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) von Granada, und immer erwiesen sich die Christen als tapfer und siegreich, indem sie den Sarazenen täglich Niederlagen zufügten2. Aus diesem Grunde fiel der König von GranadaMohammed XIII. ibn Saʿd / al- Zagal, Herrscher von Granada (1485–1486) im Jahre 1478 mit einem Heer von dreißigtausend Fußkämpfern und fünftausend Reitern in jene Provinz ein. Er verwüstete CartagenaCartagena, Ort und machte viele Gefangene; aber weil den granadinischen Truppen Wasser und Essen während dreier Tage fehlten, waren sie bald erschöpft3. So griffen unerwartet und mit Gottes Hilfe die Christen von Lorca, von MurciaMurcia, Ort, FachecaFacheca, Ort und andere die Sarazenen mit 700 Pferden, 1 700 Fußkämpfern und zahllosen Armbrustschützen plötzlich an, und die Sarazenen, durch Hunger und Durst erschöpft, wurden in die Flucht geschlagen; mehr als fünftausend töteten sie auf einem großen Feld, das von Lorca eine Meile entfernt liegt. Wir ritten durch diese Gegend, und es wurde uns alles im Einzelnen gezeigt.

Welch guten Boden aber LorcaLorca, Ort besitzt, wie fruchtbar diese Gegend ist! Sie kann überall von einem kleinen Fluss bewässert werden. Der Ort hat, wie ich schon sagte, ein sehr stark bewehrtes KastellLorca, OrtCastillo de Lorca, Burg. Ich glaube, dort sind ungefähr achthundert ebenfalls hervorragend zu verteidigende Häuser, die kontinuierlich von einem starken Heer bewohnt werden4. Wie vorzüglich und aromatisch die im Übermaß dort vorhandenen Früchte sind! Es hingen zu dieser Zeit sogar noch einige sehr große Birnen an den Bäumen.

Über den Einzug in das Reich GranadaGranada, Ort von KastilienKastilien, L. aus

Am 16. Oktober überschritten wir die Grenze von KastilienKastilien, L. und betraten das Reich GranadaGranada, Ort1. Nachdem wir 9 Meilen durch recht fruchtbare Landstriche, jedoch ohne Fluss und Bewohner, geritten waren, kamen wir zur ersten Stadt des Reiches von Granada, die VeraVera de Levante, Ort heißt. Es gibt dort einen Berg in einer schönen und fruchtbaren Niederung und auf dessen Spitze ein bemerkenswertes KastellVera de Levante, OrtKastell2. Am Fuße des Berges liegt rundherum der Ort mit 600 Häusern. Weil er sich an der Grenze befindet, bewohnten ihn seit der Vertreibung der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) nur noch Christen. Am Fuße des Berges und der Stadt gibt es lebhaft sprudelnde Quellen, deren Wasser die Einwohner versorgt. Der Ort liegt wunderbar eine halbe Meile vom Meer entfernt und verfügt über einen kleinen Fluss, der mit seiner Bewässerung das Land ziemlich fruchtbar macht. Aber der größte Teil des Ortes ist in einem beklagenswerten Zustand, weil nach Vertreibung der Sarazenen die Kämpfer des spanischen Königs viel zerstörten3.

Am 17. Oktober verließen wir VeraVera de Levante, Ort und gelangten über sehr hohe, furchterregende und unfruchtbare Berge und Täler, in das innere (Reich) GranadaGranada, Ort, zu einer kleinen Stadt namens SorbasSorbas, Ort, die auf einem sehr hohen Berg 6 Meilen von Vera entfernt liegt. Und weil nur Muslime sie bewohnten, nahmen wir unser mitgenommenes Essen am Fuße des Berges ein, bei einer sprudelnden Quelle, und hörten sie um die Mittagsstunde herum vom Turm des Ortes nach ihrem Brauch schreien. Nachdem wir an diesem Tag noch einen sehr weiten Weg zurückgelegt hatten, kamen wir nach 5 Meilen recht spät, in stockfinsterer Nacht, im Ort TabernasTabernas, Ort an, der ebenso voll von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) ist mit Ausnahme eines einzigen Christen, in dessen Hause wir beherbergt wurden.

Über den Hafen AlmeríaAlmería, Ort und die Stadt (im Reich) GranadaGranada, Ort

Am 18. Oktober ritten wir von TabernasTabernas, Ort zwei Stunden vor Sonnenaufgang zwei Meilen, bei Sonnenaufgang sahen wir dann ein sehr schönes Tal und ein kleines Flüsschen, an beiden Ufern schöne Gärten und Felder mit Oliven, Palmen, Feigen und Mandeln, als ob wir ein Paradies durchquerten. Dort gewahrten wir auch einen Aquädukt, der von einem fließenden Gewässer aus große Wassermengen etwa eine Meile weit zur Stadt beförderte. Als wir uns der Stadt weiter näherten, erblickten wir wunderschöne Gärten mit Ummauerungen, Wasserbecken, Türmen und Wasserspielen, die in der Art und Weise der Heiden gebaut waren. Es gibt nichts Großartigeres! Die Stadt liegt am Fuße eines Berges, gegen Süden erstreckt sich das offene Meer, und auf dem Berg steht eine sehr hochaufragende und sehr große weitläufige BurgAlmería, OrtKastell mit vielen eisernen Toren1. Zurzeit errichtet der König auf der Spitze des Berges ein neues KastellAlmería, OrtKastell auf den Mauern des alten; es ist aus hartem behauenen Stein gebaut und erweckt Erstaunen. Er ließ auch einen bemerkenswerten quadratischen Garten anlegen, in dessen Mitte fließendes Wasser aus einem Rohr sprudelt. Wir sahen dort auch viele Gefangene in eisernen Fußfesseln arbeiten. Der Kastellan erwies uns jedoch große Ehren, er war ein adliger und sehr gelehrter Mann, der in NeapelNeapel, Ort geboren war.2 Er zeigte uns alle Waffen, die man von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) erbeutet hatte. Es gab Bögen, Katapulte, Schwerter, Pfeile in unzähliger Menge. Wir sahen ebenso einen sehr großen Straußen mit tiefschwarzen Federn. Der Kastellan führte uns auch zu seiner bildhübschen Frau3, die sich sehr nett mit mir unterhielt und mir Empfehlungsschreiben für den Vorsteher von GranadaGranada, Ort mitgab4. Die Kastellane heißen aber in ihrer Sprache „Alkayr“5.

Die Stadt (AlmeríaAlmería, Ort) ist dreieckig. Sie ist von einer Mauer mit vielen Türmen umgeben, im Inneren jedoch durch ein Erdbeben und seit der Eroberung so sehr beschädigt, dass sie an vielen Orten zerstört und unbewohnt ist6. Früher hatte sie fünftausend bewohnte Häuser, heute sind es kaum achthundert, und jeder Fremde, der dort mit dem Wunsch ankommt sich niederzulassen, erhält umsonst Haus, Gärten, Felder und Olivenhaine, damit er sich leicht ernähren kann7. Deshalb dürfte die Stadt bald wieder besiedelt sein.

Über die Moschee in AlmeríaAlmería, Ort

Die MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale, das heißt die Hauptkirche von AlmeríaAlmería, Ort, gehört zu den schönsten im ganzen Reich von GranadaGranada, Ort1. Vor dem Krieg und vor dem Erdbeben gab es so viele Kaufleute, dass in der Stadt und der Umgebung jedes Jahr mehr als zweihundert Zentner Seide umgesetzt wurden. Wegen dieser und wegen anderer Reichtümer erscheint jener teuflische Tempel (!) hervorragend ausgestattet. Er ist wunderschön und hat mehr als achthundert Säulen. Zu Zeiten der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) brannten im Innern den ganzen Tag lang mehr als hundert Lichter. Wir besuchten auch den Raum, in dem das dem Tempel geschenkte Öl aufbewahrt wird, sowie den geheimen Ort, wo ihr Kali2, das heißt der oberste Priester, zu den Gläubigen sprach. Im Zentrum der Kirche gibt es einen großen quadratischen Garten mit Zitronen- und anderen Bäumen sowie mit Marmorstatuen gesäumt; in der Mitte plätschert fließendes Wasser, wo man sich, entsprechend den Riten, vor dem Eintritt in den Tempel wusch. Die MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale ist sehr schön, sie ist 113 Schritte lang und 72 Schritte breit. Man sagte mir, dass es zu Zeiten der Sarazenen 50 Priester gab, die Fakini3 genannt wurden; sie standen dem Gottesdienst vor, und jeden Nachmittag stiegen 12 oder 14 von ihnen zum Turm hinauf und mit verstopften Ohren und weißgekleidet schrien sie entsprechend ihren Gebräuchen: „Halo, halo“ und so weiter4. Anschließend spielten sie auf ihren Trompeten. Danach wagte keiner, ohne ein Licht durch die Straßen zu gehen. Heute ist die Moschee der seligen JungfrauMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi geweiht, es gibt einen Bischof und etwa 20 Kanoniker. Zur Zeit der Sarazenen bezog dieses Gotteshaus eine Jahresrente aus den Besitzungen, Feldern und Gärten, die sechsundsechzigtausend Reales betrug, was 600 Dukaten entspricht5. Über diese Einnahmen verfügen nun die Kirche, der Bischof und die Kanoniker. Der Ort besitzt weitere kleine Moscheen, deren gesamte Einkünfte nun dem Bischof und dem Klerus zukommen, weil die Gotteshäuser der Kathedralkirche inkorporiert wurden. Ebenso gibt es jährliche Einkünfte von 24 000 rubae an Öl für die Lampen, eine Abgabe, die etwa fünfhundert Zentnern unserer Rechnung entspricht6. Zwei vertrauenswürdige Deutsche, die den Kastellan gut kannten, einer namens Andreas aus FuldaAndreas aus Fulda, einer Stadt in HessenHessen, L., und der andere, Johannes aus StraßburgStraßburg, Ort7, versicherten mir, sie hätten gesehen, dass im obersten Teil der MoscheeAlmería, OrtMoschee / Kathedrale an verschiedenen Stellen Glocken aufgehängt seien, welche sie den Christen in verschiedenen Kriegszügen abgenommen hätten. Diese Glocken hätten sie überall durchbohrt und auf der Konvexseite viele Ringe mit kleinen Kandelabern versehen, in die sie Lichter stellten, zuweilen in einer Glocke bis zu dreihundert Lampen8. So brennen nachmittags zweitausend oder mehr Lampen in der Moschee. Wir sahen vor dem Altar auch zwei große Leuchter mit Kristallen verschiedener Färbung, die sie aus MekkaMekka, Ort in Arabien, wo MohammedMohammed / Muhammad, Begründer des Islam begraben ist, herbeigebracht haben. Es ist nicht verwunderlich, denn die Seestädte, die vom Handel leben, wachsen und schrumpfen schnell.