Czytaj książkę: «Der Reisebericht des Hieronymus Münzer», strona 14

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Über den SeehafenLissabon, OrtHafen von LissabonLissabon, Ort

Eine halbe Meile unterhalb Lissabons liegen zwei Berge1, die eine Viertelmeile voneinander entfernt sind. Zwischen beiden kommt das Meerwasser gegen Nordosten zum Land hin, etwa 14 Meilen lang, die Mündungsbucht ist in einigen Teilen drei Meilen, in anderen weniger breit. Wie fruchtbar alles ist, und wie gut die Ufer an diesem Küstenarm besiedelt sind. Sie sind, wie ich unterstreiche, reich an Salinen2, Oliven und allen möglichen Fruchtarten dieses Landstriches. In der Umgebung von LissabonLissabon, Ort sind die Schiffe auch bei den stärksten Unwettern vollkommen sicher. In dem Teil, der Lissabon im Süden gegenüberliegt, gibt es einen schönen Berg, auf dessen Spitze man ein Schloss sieht, das ursprünglich „Alemania“ genannt wurde und heute, nachdem das Wort fälschlich verändert wurde, „AlmadaLissabon, OrtAlmada, Berg“ heißt3. Als Deutsche, Engländer und Franzosen aus Liebe zu unserer eigenen Religion Lissabon von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) eroberten, schlossen die Sarazenen den HafenLissabon, OrtHafen bei dieser Eroberung und fügten ihnen viel Unheil zu. Hinter dem Schloss des Königs steht die Kollegiatkirche des heiligen VinzenzLissabon, OrtSão Vicente de Fora, Kl.4, dort sind viele Deutsche begraben, deren Schädel man uns zeigte. Diese Deutschen starben, als Lissabon belagert und den Sarazenen mit Gewalt entrissen wurde5.

Über die Höflichkeit des Volkes und das Land

Die Leute beiderlei Geschlechts sind sehr umgänglich. Die Reicheren sind meistens Deutsche aus FlandernFlandern, L.. Sie halten sich auf dem Platz und in der Rua Nova auf, die nach Art der Deutschen gemacht ist. Der größte Teil ist im Handel beschäftigt1. Man findet dort auch außergewöhnlich reiche Juden, die fast alle Waren verkaufen und die nur von der Arbeit ihrer Sklaven leben2.

Über das Land PortugalPortugal, L.

Die Länge PortugalsPortugal, L. von Norden bis nach SilvesSilves, Ort, das im Süden in der AlgarveAlgarve, L. liegt, beträgt gut 120 und die Breite von Westen nach Osten kaum 24 Meilen. In vielen Gegenden gibt es gutes fruchtbares Land. Aber die Algarve, das heißt die Ecke vom Kap São VincenteSão Vicente, Kap bis etwa nach SetúbalSetúbal, Ort, ist gebirgig und nur dünn besiedelt. Dennoch gibt es in der Algarve an der Küste Feigen, Trauben, Mandeln und anderes im Übermaß.

Über das meerwärts gelegene westliche AfrikaAfrika, L.

In AfrikaAfrika, L. bei der Meerenge (GibraltarGibraltar, L. und Meerenge) und den Säulen des Herkules1 liegt die Stadt CeutaGibraltar, L. und MeerengeAbyla / Ceuta, Felsen und Ort, die einstmals sehr groß war. Die Vorgänger (des heutigen Königs) nahmen diese Stadt dem König von FezFès, Ort ab2. Nun ist die Stadt klein und gegen Angriffe der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) gut befestigt. Im Jahre 1458 erhoben sich die Könige von FezAbd al-Haqq II. / Abū Muhammad ʿAbd al-Haqq ibn ʿUtmān, Herrscher von Marokko (1421–1465)3, TunisTunis, Ort4 und von OranOran, Ort5 und kamen mit mehr als vierzigtausend Leuten nach Ceuta, um die Stadt zurückzuerobern6. Sie waren jedoch unbewaffnet und nur mit vielen Schilden aus Eichenholz ausgerüstet, das sie „zockelholtz“ nennen7, und näherten sich den Befestigungen wie eine Herde, ohne groß voranzukommen. Es gab achthundert Christen in der Stadt, darunter zwei Deutsche: einer, Georg von EhingenEhingen, Georg von († 1508), Reichsritter, Reisender aus der Grafschaft WürttembergWürttemberg, L., der in JerusalemJerusalem, Ort zum Ritter geschlagen worden war8, und ein anderer, Gregor von RamseidnerRamseiden, Georg (15. Jh.) aus SalzburgSalzburg, Ort9, beide sehr tapfere Streiter. Georg von EhingenEhingen, Georg von († 1508), Reichsritter, Reisender teilte sogar einen gewissen Sarazenen, einen sehr tapferen Ritter, mit seinem Schwert mittendurch, nahm ihm sein Schwert ab und überließ alles andere den Portugiesen10. Ramseidner bewies den Portugiesen sein Können und sein Geschick mit einigen aus Lehm nur halb gebrannten Töpfen, gefüllt mit Pulver und dreieckigen Eisen, die man „fuseysen“11 nennt; diese ließ er von außerhalb der Mauern inmitten der Sarazenen werfen12. Die Sarazenen wurden geblendet, verwundet und erlitten große Verletzungen. Zu Hilfe kamen einige Schiffe aus SanlúcarSanlúcar, Ort, aus SevillaSevilla, Ort, denn der König PortugalsJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L. konnte wegen ungünstigen Windes nicht helfen. Der oberste Befehlshaber der Sarazenen, der Lazaratisch13 genannt und von ihnen wie ein Heiliger betrachtet wurde, gab dem König von FezAbd al-Haqq II. / Abū Muhammad ʿAbd al-Haqq ibn ʿUtmān, Herrscher von Marokko (1421–1465) die Schuld, weil dieser Wein getrunken habe, etwas, was ein Muslim nicht darf. Zwischen ihnen erhob sich Zwietracht, und am fünften Tag zogen sie sich beschämt zurück und ließen, wie es bei ihnen üblich ist, viel Kriegsgerät zurück. Die Christen schmerzte deren nächtlicher Rückzug, weil sie mehr als zweitausend nicht getötet hatten.

In den folgenden Jahren nahm der König von PortugalJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L. den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) drei weitere Orte ab, ArzilaArzila, Ort, TangerTanger, Ort und AlcazarsegurAlcazarsegur, Ort14; alle diese Orte befestigte er aufwändig und machte die in der Umgebung lebenden Völker tributpflichtig. Sie hatten jedes Jahr pro Kopf einen Dukaten abzugeben, was sie „Tablos“15 nennen. Der König hat in Alcazarsegur erfahrene Bombardiere aus DeutschlandDeutschland, L.16, darunter gab es einen gewissen Schwaben Jakob17 aus WaiblingenWaiblingen, Ort, einer Stadt in der Grafschaft WürttembergWürttemberg, L., der viele Dinge energisch ausführte. Im vergangenen Monat November verpflichtete er eine rebellische Stadt, einen Tribut von dreitausend Ziegen, zweihundert Ochsen und anderen Dingen zu entrichten, außerdem führten sie 14 Sklaven ab. Diese Städte18 liegen 17 Meilen von der Region SevillaSevilla, Ort entfernt. Der KönigJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495) zieht daraus eher Anerkennung und Ehre als Vorteil.

Am 2. Dezember verließen wir das ehrwürdige und ruhmreiche LissabonLissabon, Ort nach dem Mittagessen und folgten 5 Meilen lang dem Meeresufer, um schließlich schon spät in der Nacht im Ort AlvercaAlverca do Ribatejo, Ort anzukommen. Wir erhoben uns wiederum früh, und nach 9 Meilen strammen Rittes kamen wir in der Stadt SantaremSantarém, Ort an. Auf dem Weg sahen wir zwei Meilen von Lissabon entfernt ein sehr schönes und großes Schiff des KönigsJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495), das vollständig mit allem ausgerüstet war, wie wir es noch nie gesehen hatten. Dieser Abschnitt zwischen Lissabon und Santarem ist an allen Früchten sehr reich, besonders an Öl, Wein und Salz an der Küste, dass es nicht mehr zu wünschen gibt. Santarem liegt in der Bucht des goldenen und bekannten Flusses Tejo (TajoTajo / Tejo, Fluß), der größer ist als der MainMain, Fluß in FrankfurtFrankfurt, Ort. Der Fluss fließt an der Stadt vorbei, bis er in diesen Meeresarm mündet. Oh, wie fruchtbar ist in der Tat dieser Ort, im Überfluss gibt es besten Wein, Öl und anderes!

Am 4. Dezember verließen wir SantaremSantarém, Ort und sahen einige wunderschöne Orte, gelangten nach 8 Meilen zur Stadt TomarTomar, Ort, die wegen ihrer äußerst großen Olivenbäume, ihrer ausgedehnten Äcker und wegen eines unbedeutenden Flusses (NabãoNabão, Fluß), der aus einer Quelle mit kühlem Wasser entspringt und viele Forellen nährt, bekannt ist. Der Ort hat ein erhabenes Schloss, das durch den Infanten HeinrichHeinrich der Seefahrer († 1460), Infant von Portugal aufwändig ausgeschmückt wurde19, den Entdecker der Inseln, der hier den größten Teil seines Lebens verbrachte. Dieser Ort ist fruchtbar an Oliven, die auf einem Gebiet von über 4 Meilen angebaut werden.

Am 5. des oben genannten (Monats) verließen wir nach dem Essen TomarTomar, Ort, legten 12 Meilen Weges zurück, und sehr spät in der Nacht nach einem harten Ritt kamen wir schon mit dem Licht des Mondes in CoimbraCoimbra, Ort an, das auf einem schönen Berg in einer Ebene liegt, die der Fluss MondegoMondego, Fluß durchquert, über den es eine sehr bekannte Brücke gibt. An diesem Ort wachsen viele Olivenbäume.

Am 6. des oben genannten (Monats) verließen wir nach dem Essen CoimbraCoimbra, Ort und ritten zwei Tage durch fruchtbare, ländliche Landschaften und kamen zu der vornehmen, uralten Stadt PortoPorto, Ort, die am Fuß eines hohen Berges gelegen ist20. An den Stadtmauern vorbei fließt der äußerst bekannte Fluss Douro (DueroDuero, Fluß), der hier so groß wie der RheinRhein, Fluß in BaselBasel, Ort ist. Dort ist ein Bischofssitz; es ist ein fruchtbarer und äußerst alter Ort. Die Stadt liegt eine Meile vom Meer entfernt und in Zeiten steigender Flut kommen auch die großen Schiffe bis zu den Stadtmauern. Die Mauern sind ganz aus behauenen Quadern aus uraltem Stein. Porto ist älter als LissabonLissabon, Ort21. Ich fand dort den hochgelehrten Mann Eduard de CalvoCalvo, Eduard / Galvão, Duarte († 1517), portugiesischer Chronist, Diplomat und Hofprediger22, den Redner und Prediger des Königs von PortugalJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L., der den Doktor Johannes von LandsbergDr. Johannes Burckstaller, Lehrer Münzers an der Universität Leipzig23, meinen hochgeschätzten Meister, bestens kannte und hoch lobte. Der Redner war zweimal bei König MaximilianMaximilian I., röm.- dt. Kg. (1486–1519), Ks. (1508– 1519) (I.). Er lehrte mich viele Dinge über SpanienSpanien, L., denn er war ein großer Kosmograph. Die Stadt Porto liegt, wie ich schon gesagt habe, auf einem großen Berg und in den umliegenden Tälern und am Fuß des Berges ist sie mit sehr alten Bauwerken ausgestattet; sie gehört zum Bistum Coimbra24. Viel wäre darüber zu schreiben, was ich aus Gründen der Kürze weglasse. Nach Lissabon ist dies die berühmtere Stadt unter den Städten Portugals. Sie ist 18 Meilen von Coimbra entfernt.

V. Von BarcelosBarcelos, Ort bis zum RabanalRabanal del Camino und Berg, Ort


Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 171r

Am 9. (Dezember) verließen wir PortoPorto, Ort nach dem Essen und kamen zur Stadt BarcelosBarcelos, Ort, die auf einem Berg liegt1. An den Mauern vorbei strömt ein bekannter Fluss, der von der alten Stadt BragaBraga, Ort, einstmals Augusta, herkommt. Von Porto ist der Ort 8 Meilen entfernt.

Am 10. (Dezember) verließen wir BarcelosBarcelos, Ort und kamen nach fünf großen Meilen zur Stadt Ponte do LimaPonte do Lima, Ort, an der ein großer, LimaLimia, Fluß genannter Fluss vorbeifließt, darüber gibt es eine Brücke mit 18 Bögen2. Ich aß in einer Herberge, und nach 3 Meilen gelangten wir nach CoseradoCossourado (Coserado), Ort.

Am 11. (Dezember) kamen wir drei Meilen weiter nach Valença do MinhoValença do Minho, Ort, welches die letzte Seestadt PortugalsPortugal, L. nach Norden hin ist. Wir setzten mit dem Schiff über den Miño (Minho)Miño / Minho, Fluß, der dort etwa so groß ist wie der RheinRhein, Fluß bei BaselBasel, Ort, und kamen nach TuiTui / Tuy, Ort (Tuy), das auf einem Berg am Fluss gegenüber von Valença liegt. Es ist die erste Stadt GaliciensGalicien, L., und sie hat einen Bischofssitz mit einer ziemlich schönen Kirche3. Am selben Tag verließen wir Tui nach dem Essen und kamen zu schon vorangeschrittener Nacht in einen kleinen Ort RedondelaRedondela, Ort. Er ist an einem Meeresarm gelegen, dort werden Sardinen im Übermaß gefangen. Und wenn ein aus FrankfurtFrankfurt, Ort4 gebürtiger, dort ansässiger Deutscher uns keine Gastfreundschaft gewährt hätte, wäre es schlecht für uns gewesen, denn die Nacht war äußerst kalt; er gab uns von allem freigiebig für unser Geld.

Am 12. (Dezember) standen wir früh auf und erreichten nach drei Meilen PontevedraPontevedra, Ort, eine uralte Stadt, die nicht sehr groß, aber für ihren Meerhafen berühmt ist, wo im Übermaß Sardinen gefangen und zu verschiedenen Orten gebracht werden; von diesen ernähren sie sich hauptsächlich. Es gibt ebenso einen Fluss (LérezLérez, Fluß) mit einer wunderschönen Brücke, die 14 Bögen hat. Am selben Tag kamen wir nach dem Essen und einem Ritt von 3 Meilen an den Ort CaldasCaldas de Reis, Ort (de Reis), (der so heißt,) weil er heiße und sulfatreiche Wasser und Thermen besitzt, die ich ausprobierte. Aber die Leute dort sind unaufmerksam, sie haben weder ein Gebäude noch ein Bassin gebaut, sondern nur eine Grube, in der sie sich waschen. Das Wasser ist dennoch ausgezeichnet, so heiß wie das der Thermen in BadenBaden, Ort bei ZürichZürich, Ort in der SchweizSchweiz, L.5.

Am 13. (Dezember) verließen wir CaldasCaldas de Reis, Ort vor Sonnenaufgang und kamen in die sehr alte Stadt El PadrónPadrón / Iria Flavia, Ort, einst Iria6 genannt. Wir traten zuerst in die äußerst alte JakobskirchePadrón / Iria Flavia, OrtSantiago de Padrón, K. und sahen unter dem Hauptaltar die konkave Steinsäule, wo der Leichnam des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) geruht haben soll7. Danach gingen wir zum Flussufer8, wo das Schiff war, das den Körper des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) von JudäaJudäa, L. mit einigen Jüngern ohne Ruderknecht hierher führte; und als der Körper auf einem Felsen lag, zerschmolz dieser Stein wie Wachs und nahm den heiligsten Leichnam auf, wie du ausführlicher in seiner Legende beschrieben findest9. Wir erblickten auch, als wir auf den Berg jenseits der Brücke stiegen, den Ort, wo er den Heiden predigte10. Es findet sich eine Ansammlung größter Steine in der Art der Pyramiden, und auf dem Gipfel gibt es einen flachen Stein in Form eines Stuhles. Dort sahen wir auch die KapellePadrón / Iria Flavia, OrtSantiaguiño do Monte, Einsiedelei, unter der die Quelle entspringt, die der selige Jakobus durch die Berührung mit seinem Stab zum Fließen gebracht haben soll11. Es ist weiches und süßes Wasser, das wir tranken und das uns gut bekam.

Nachdem wir all dies gesehen hatten, kamen wir ernüchtert nach vier Meilen in die heiligste Stadt CompostelaSantiago de Compostela, Ort, in der, wie man sagt, der Leichnam des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) des Älteren, des Zebedäussohnes und Bruder des Evangelisten JohannesJohannes († um 101), Apostel, Hl., vollständig ruht12.

Abb. 5:

Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 181r

Mit den Pfeilen, die in der Handschrift am Rande dieses Folios zu sehen sind, weist Hieronymus Münzer auf das Wappen der Katholischen Könige hin, die er immer wieder in einem sehr positiven Licht erscheinen lässt.

Über die Lage CompostelasSantiago de Compostela, Ort, (Stadt) des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)

Am 13. Dezember kamen wir nach CompostelaSantiago de Compostela, Ort, das ringsum von Hügeln umgürtet ist. In deren Mitte erhebt sich ein weiterer Hügel. Der Ort hat keinen Fluss1, sondern zahlreiche gute Quellen, die Süßwasser hervorsprudeln lassen. Die Stadt ist nicht groß, aber alt und mit einer sehr guten alten Ummauerung und zahlreichen starken Türmen befestigt. Das Land ist freilich gut, und die Gärten der Stadt sind voll mit Apfelsinen, Limonen, Äpfeln, Pfirsichen, Pflaumen und anderen Früchten. Aber das Volk dort ist schweinisch, hat zahlreiche Schweine, die günstig verkauft werden, und ist faul; es kümmert sich weniger um die Bearbeitung des Bodens, sondern lebt hauptsächlich vom Gewinn an den Pilgern2. Sie haben ein gutes Klima; innerhalb und auch außerhalb der Stadtmauern finden sich viele Klöster, wie das DominikanerklosterSantiago de Compostela, OrtDominikanerkl.3, in dem es einen hochgelehrten Prediger gibt, der mir vieles gezeigt und beigebracht hat. Ebenso besteht dort das BenediktinerklosterSantiago de Compostela, OrtSan Martín Pinario, Kl.4, dessen Abt der König gefangen nach KastilienKastilien, L. abführen ließ, weil er Güter verschleudert habe5. Weiterhin gibt es die Klöster der KlarissenSantiago de Compostela, OrtSanta Clara, Kl.6, der KarmelitinnenSantiago de Compostela, OrtKarmeliterkl.7 und der FranziskanerSantiago de Compostela, OrtSan Francisco de Val de Dios, Kl.8. Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)9, dessen Leben Gott verlängern möge, begünstigt augenblicklich die Reform der Augustiner10.

Über die Kirche des heiligen JakobusSantiago de Compostela, OrtBasilika Sankt Jakob, K.Jakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)

Die Kirche des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) ist eine der drei Hauptkirchen nach der römischen und der von EphesusEphesos, Ort in AsienAsien, L., die letztere gibt es inzwischen nicht mehr1. Erbaut wurde sie von Karl dem GroßenKarl der Große, fränkischer Kg. (768–814), Kg. der Langobarden (774–814), Ks. (800– 814), dem König der FrankenFranken, L. und Kaiser von DeutschlandDeutschland, L.. Dieser, wie du später über seine Kriegstaten hören wirst2, ließ sie aus Spolien, Geschenken und der Beute von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) erbauen3. Es ist ein beeindruckender Bau in Form eines Kreuzes. Das Mittelschiff ist 100 Schritt lang, die Länge der Arme 120 und deren Breite 15; die Breite des Mittelschiffs beträgt 32, die Länge des gesamten Mittelschiffes mit dem Chorraum 1504. Alles ist aus Quadern und aus sehr hartem Stein erbaut und überwölbt. Die KircheSantiago de Compostela, OrtBasilika Sankt Jakob, K. hat zwei Seitenschiffe wie die SebalduskircheNürnberg, OrtSt. Sebald, K. (in NürnbergNürnberg, Ort) und im Umgang des Chores Kapellen. Es ist wirklich ein äußerst solides Werk und hat an den 4 Ecken 4 gut bewehrte Türme, und momentan wird ein weiterer ebenso starker Turm erbaut5.

Abb. 4:

Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 173r

Die romanische Kathedrale von Santiago de Compostela schien Münzer so wichtig, dass er hier die größte Zeichnung in sein Itinerarium einfügte. Maße in Schritten, Türme, Altar, Türen, Chor und Chorgestühl, aber auch Himmelsrichtungen sind durch Beischriften erläutert.

Bild der KircheSantiago de Compostela, OrtBasilika Sankt Jakob, K. Sankt JakobJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) und Kapellen6

12 Kapellen umgrenzen den Chorraum, und die Kuppel des Kreuzes ist äußerst hoch7. In der Mitte davon wird von einer zur anderen Seite des Querschiffes ein riesiges Weihrauchfass mit aromatischem Rauch geschwungen8.

[Es folgen Exzerpte aus dem Liber Sancti Jacobi, die eine gekürzte Historia Turpini, den Passions- und Translationsbericht des Apostels, eine Exclamatio pulcra, die Erläuterung der Symbolik der Pilgermuschel – in deren lateinischen Text MünzerMünzer, Hieronymus (†1508) Nürnberger Humanist interessanterweise auch das deutsche »Muschlen« einschmuggelt – sowie eine Oration enthalten9. Hier werden nur Auszüge geboten.]

[Auszüge aus dem Liber Sancti Jacobi]

16. Dezember im Jahre des Heils 1494

Der Papst CalixtCalixt II., P. (1119–1124) (II.); ein besonderer Liebhaber des Heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi); schrieb ein großes und ausführliches Werk, in 4 Bücher unterteilt, über dessen Taten und dessen Befreiung GaliciensGalicien, L. durch Karl den GroßenKarl der Große, fränkischer Kg. (768–814), Kg. der Langobarden (774–814), Ks. (800– 814). Ebenso notierte er die zahlreichen Wunder10. In den nachfolgenden kurzen Bemerkungen habe ich, als ich in CompostelaSantiago de Compostela, Ort im Haus eines gewissen Kaplan Johannes RamusJohannes Ramus, eines sehr frommen Mannes11, weilte, aus dessen Original auszugsweise abgeschrieben12, so wie es folgt, am 16. Dezember 1494.