Czytaj książkę: «SexGames | 9 Erotische Geschichten»
Impressum:
SexGames | 9 Erotische Geschichten
von Kira Page
Kira Page ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Durch ihre langjährige Tätigkeit in der Werbebranche lebte sie u. a. in den USA, Kanada und Spanien. Ihre Geschichten verbinden prickelnde Erotik mit Spannung und Fantasie. Dabei legt die Autorin genauso viel Wert auf eine niveauvolle Sprache wie auf lebendige Figuren.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Artem Furman @ bigstockphoto.com © conrado @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862777662
www.blue-panther-books.de
NoSexDays
»Okay«, sagte Charlie zögerlich. »Ich fasse das jetzt noch mal zusammen, zumindest soweit, wie ich dich verstanden habe.« Er saß gegenüber von Lynn auf der Couch und trug noch seinen schwarzen Anzug. In seinem Gesichtsausdruck mischten sich Unverständnis, Resignation mit ein paar Anteilen Müdigkeit und einer Prise Verzweiflung.
»Ihr hattet da also ein Gespräch mit eurem Yoga-Yoda«, fuhr Charlie fort, unterbrach sich aber gleich wieder, als er merkte, dass Lynn ihm einen strafenden Blick zuwarf. Sie hasste es, wenn er zu ihrer Meditationslehrerin »Yoga-Yoda« sagte. Sie hasste es wirklich!
»Ich meinte: Ihr habt euch unterhalten. Der ganze Yoga- und Meditationskurs.«
»Es war ein Lehrgespräch, ein Satsang«, sagte Lynn frostig. Sie trug ihr helles Sommerkleid und saß im Schneidersitz auf dem großen Sessel. Mit einer ihrer Hände spielte sie in ihrem langen, schwarzen Haar, während sie Charlie streng ansah.
»Du weißt, dass es Satsang heißt.«
»Ein Satsang. Natürlich«, sagte Charlie. »Und das Thema eures Satsangs war diese ganze Energie, die in euch rumfließt.«
»Du willst, dass es lächerlich klingt, oder?« Lynn stellte das Spielen mit ihren Haaren ein und warf Charlie einen weiteren strafenden Blick zu.
»Ich habe dir ganz genau erklärt, dass wir uns mit den Chakren beschäftigt haben, den Energiezentren des Körpers, besonders mit dem Svadhisthana.« Ihre Hand zeichnete einen Kreis in die Luft vor ihrem Schoß. »Das Svadhisthana ist das Sexualchakra.«
»Das Sexualchakra. Schon klar.«
»Sag dass bitte nicht so.«
»Ich versuche nur, das Ganze zu verstehen.«
»Dann versteh es, aber sag es nicht so.«
»In Ordnung.« Charlie hatte sich nach Lynns Ankündigung, etwas Wichtiges mit ihm besprechen zu müssen, einen Flasche Bier aus dem Kühlschrank geholt. Jetzt griff er danach und nahm einen Schluck. Während er trank, flammte kurz die Lust nach einer Zigarette in ihm auf. Er verkniff sie sich.
»Ihr diskutiert also so über eure Sexualchakren und am Ende kommt raus, dass es eine gute Idee ist, einen Monat lang keinen Sex mehr zu haben.«
Lynn schüttelte ungnädig den Kopf. »Du willst alles lächerlich machen. Es geht um die Konzentration des Pranas, die innere Einkehr und die tantrischen Prinzipien. Ich habe dir das alles im Detail und in Ruhe erklärt. Das hätte jeder verstanden.«
»Okay, aber herauskommt, dass wir beide einen Monat lang nicht miteinander schlafen sollen.«
»Das ist die praktische Seite der spirituellen Übung.«
»Das ist die Seite, auf die es ankommt.« Charlie stellte die Bierflasche wieder auf den Tisch. Er war jetzt wirklich wütend, das heißt, so wütend, wie er es in Gegenwart von Lynn sein konnte. Sehr wütend war das nicht, aber er hatte das Maximum erreicht. Mit einer Hand griff er in seinen Hemdkragen und lockerte ihn etwas.
»Ihr veranstaltet einen Keuschheits-Workshop und das ausgerechnet jetzt, wo wir uns gerade verlobt haben. Kommt dir das nicht auch ein wenig ungelegen? Nur ein kleines bisschen?«
»So ist es doch gar nicht«, antwortete Lynn, aber dieses Mal musste sie sich unterbrechen. Sie senkte ihren Blick und zog nachdenklich ihre Nase kraus.
Was Charlie da sagte, war in der Tat ein schwieriger Punkt. Es war der schwierigste Punkt. Sie hatte schon während des Satsangs immerzu daran denken müssen.
Seit sie sich vor einem Monat verlobt hatten, war die Energie zwischen ihnen beiden auf einem unheimlich hohen Niveau. Gerade jetzt Verzicht zu üben, war eine heikle Angelegenheit – für Charlie wie für sie selbst. Allein der Gedanke daran war unbehaglich, fast schmerzhaft.
»Okay, ich weiß, was du meinst«, setzte sie nach einer Weile neu an. »Es wird für uns beide aber kostbar sein. Es klingt schwierig – für mich ebenfalls. Aber es ist ja nicht nur Verzicht und Askese, sondern auch eine reiche Erfahrung – eine ganze Quelle an reichen Erfahrungen.«
»Mit dir zu schlafen, ist eine reiche Erfahrung«, gab Charlie trocken zurück, während er sein Sakko auszog.
»Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir beide uns anders und neu erleben.«
»Verdammt, Lynn, mir geht es sehr darum! Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt? Willst du, dass wir einen Monat lang nebeneinander im Bett liegen und nichts tun? Das ist keine reiche Erfahrung. Das ist absurd!«
»Ich habe nie gesagt, dass wir nichts tun dürfen. Es geht darum, die Energie zu speichern und zu potenzieren.«
»Im Klartext: Du willst nicht kommen. Kein Orgasmus.«
»Ja, das ist ...«
»... die praktische Seite der spirituellen Übung«, fuhr Charlie ihr dazwischen. »Und meine Übung sieht genauso aus, in der Praxis, richtig?«
»Ich habe gehofft, dass wir diese Erfahrung teilen könnten.«
Charlie lachte auf, aber es war kein fröhliches Lachen und erstarb sofort wieder. Sein Sakko lag inzwischen neben ihm. »Das letzte Mal, als du das mit den Erfahrungen teilen gesagt hast, haben wir anschließend zwei Wochen nur dieses grüne Zeug getrunken.«
»Das waren naturbelassene Weizengras-Smoothies.«
»Die Pampe hat nach Wiese geschmeckt, Lynn. Mir war laufend übel davon.«
»Es hat uns total entschlackt.«
»Mich nicht.«
»Doch, du hast es dir bloß nicht bewusst gemacht.«
Charlie verdrehte die Augen. »Vergessen wir dieses Weizengraszeugs. Bleiben wir beim Thema.«
Lynn nickte.
»Also, wenn du mich fragst, waren unsere Erfahrungen in letzter Zeit gar nicht so übel. Denk doch bloß mal an heute Morgen.«
»Es war wunderschön, aber vielleicht wird es noch schöner, wenn wir es ein wenig ruhen lassen. Vielleicht wissen wir dann alles noch mehr zu schätzen.«
»Wer weiß denn hier was nicht zu schätzen?« Charlie krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Seine Augen funkelten beleidigt.
»Jetzt willst du mich mit Absicht falsch verstehen.«
»Verdammt, Darling, ich habe jetzt schon Schwierigkeiten, neben dir einzuschlafen. Du weißt das. Da muss nichts reicher oder potenziert werden oder was auch immer. Ich will dich einfach.«
Lynn schluckte. Es war schwer, gegen diese Art von Argumenten anzutreten. Es fühlte sich nicht gut an, aber sie musste es schaffen. Der ganze Kurs hatte sich bereiterklärt, die Enthaltsamkeitsübung zu absolvieren. Da konnte sie nicht einfach aufgeben. Es war ja auch wirklich eine wichtige und kostbare Übung. Wie es hieß, waren schon viele Menschen – Frauen wie Männer – im Zuge dieser besonderen Praxis spirituell sehr gereift. Ihre Lehrerin praktiziertes jedes Jahr zwei Monate lang Enthaltsamkeit, gemeinsam mit ihrem Ehemann, hatte sie gesagt. Bestimmt war ihr Mann nicht annähernd so schwierig wie Charlie es war. In dieser Angelegenheit war ihr Verlobter einfach ein Ignorant. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, das zu ändern. Wie oft hatte sie versucht, Charlie dazu zu bringen, auch einen Meditationskurs zu absolvieren! Genützt hatte es bis zum heutigen Tag nichts. Leider.
Aus irgendeinem Grund wanderte Lynns Blick auf die Bierflasche, die Charlie vor sich auf dem Tisch stehen hatte. Sie sah weiter darauf, als sie sagte: »Ich bin entschlossen, diesen Weg zu gehen, und ich bitte dich, mich dabei zu begleiten.«
»Darling«, Charlies Tonfall bekam etwas Flehendes, »du weißt doch, wie wir sind. Du weißt, wie ich bin, wenn du bei mir bist.« Er suchte nach einer passenden Formulierung für den Abschluss. Sie sollte nicht zu bedürftig klingen, aber den Ernst der Lage klar ausdrücken. Er entschied sich für: »Ich brauche kein esoterisches Ritual, um verrückt nach dir zu sein.«
»Es geht doch nur um einen Monat und das Ergebnis könnte so wichtig sein.«
»Einen Monat, in dem ich dich nicht anfassen darf. Das ist nicht witzig, Darling.«
»Es geht ja auch nicht um Witze und es geht nicht ums Anfassen. Wir dürfen uns theoretisch sogar küssen. Es geht um Bewusstwerdung und das Energielevel.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich habe mich entschieden. Ich gehe diesen Weg.« Lynn streckte ihr Rückgrat durch. Sie saß jetzt kerzengrade, wie bei ihren Meditationsübungen, und schaute ihren Verlobten durchdringend an.
Charlie griff nach seinem Bier. Mit einem Mal kam ihm die Vision, dass seine Zukünftige in die Fänge einer verrückten Yoga-Sekte geraten war. Er schob diesen Gedanken allerdings genauso schnell beiseite wie die Lust auf eine Zigarette. Was übrig blieb, war die frustrierende Erkenntnis, dass Lynn es tatsächlich ernst meinte.
Man schrieb das 21. Jahrhundert. Sie wohnten mitten in New York und seine dreißigjährige Verlobte wollte Enthaltsamkeit. Einen Monat Enthaltsamkeit. Das war kein Witz, und er hatte nicht einmal den Anflug einer Chance, ihr das auszureden. Er konnte Lynn nie irgendetwas ausreden. Man brauchte sich nur ihre Wohnung anzusehen. Lynn hatte die Einrichtung ihrer gemeinsamen vier Wände komplett diktiert. Im Schlafzimmer über dem Bett baumelten Traumfänger von der Decke, in der Küche hing ein riesiges Poster von einem indischen Tempel, dessen Namen er vergessen hatte. Links von Charlie stand eine gut hundert Pfund schwere Buddha-Statue an der Wand.
Er war chancenlos. Es war bloß zu hoffen, dass es Lynn dieses Mal selbst zu viel werden würde und sie einfach aufgab. Er leerte seine Bierflasche und stellte sie zurück auf den Tisch.
»Was sagst du jetzt dazu?«, wollte Lynn wissen.
»Wie wäre es denn, wenn wir statt diese Kein-Sex-Nummer durchzuziehen, einen Monat lang nur Weizengras-Smoothies trinken würden?«
Lynn schüttelte energisch den Kopf.
»Wir ernähren uns ab heute streng vegan. Wie wäre das?«
»Ach Charlie ...«
»Wir ernähren uns vegan und glutenfrei!«
»Lass bitte deinen Sarkasmus.«
Charlie lehnte sich weit im Sofa zurück. Er fixierte den Buddha an der Wand. Da saß er im Lotussitz, gelassen, ruhig, erleuchtet. Mit sich und dem Kosmos im Reinen und über alle Triebe erhaben. Verdammter Scheißkerl!
»Allzu viele Alternativen habe ich dann wohl nicht mehr.« Charlie seufzte resigniert.
»Heißt das: Wir tun es zusammen?«
»Ja, wir haben zusammen keinen Sex. Das wird bestimmt super!«
»Wenn du es ernst meinst, dass sage es bitte auch so.«
»Ja, ja, schon gut. Wir machen es. Einen Monat.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Aber keine Minute länger!«
Lynn stand von ihrem Sessel auf, was ihre Halsketten leise klimpern ließ, und ging zu Charlie hinüber. Sie beugte sich hinab und hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen. Sie schmeckte herrlich, süß, weiblich und so verführerisch, dass Charlie sofort zupacken wollte.
Oh mein Gott, dachte er, als sie ihn noch einmal küsste. Oh mein Gott. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn!
***
Charlie war Journalist. Er schrieb regelmäßig eine Kolumne für den URBAN CHRONICLE. Sie trug den Titel »Bad Notes«. Charlie schrieb darin bissige Kommentare über das Leben in New York. Die meiste Zeit arbeitete er zu Hause. Es gab im Monat nur ein paar Tage, an denen er in die Redaktion fahren musste, um sich mit seinen Kollegen über die Themen seiner Texte abzustimmen.
An diesen Tagen klingelte der Wecker immer schon um sieben Uhr. Zwar musste Charlie erst um zehn in den Redaktionsräumen des CHRONICLE auftauchen, aber er hasste es, sich hetzten und von Lynn losreißen zu müssen. Er hatte sie gern morgens neben sich liegen. Er liebte ihre glatte, weiche Haut, die sich, wenn er aufwachte, immer ganz heiß anfühlte. Und er liebte es, wenn sie anfing sich zu räkeln, ihren ganzen duftenden, heißen Körper an seinem rieb und sie ihn nach ein paar Minuten dahin ließ, wo sie noch heißer war.
Heute war einer jener Tage, an denen er in die Redaktion musste. Charlies innere Uhr ließ ihn um exakt 6:58 Uhr aufwachen. Lynn war offenbar noch nicht so weit. Sie lag auf der Seite und atmete gleichmäßig.
Charlie stellte den Wecker aus – er hatte ihn aus Gewohnheit auf sieben gestellt –, betrachtete Lynns braungebrannten Nacken und roch an ihr. Dann rieb er sich die Augen.
Er hatte furchtbar geschlafen. Seit Lynn vor zwei Wochen den Monat der Enthaltsamkeit ausgerufen hatte, schlief er furchtbar. Er kam nicht richtig zur Ruhe und wachte vier oder fünf Mal in der Nacht auf, weil er mit Lynn zusammenstieß oder sie seine Arme wegschob, die er im Schlaf nach ihr ausstreckte. Manchmal griff sie auch nach ihm und zog plötzlich, im Halbschlaf vermutlich, rückartig ihre Arme weg.
Charlie seufzte. Im Prinzip hätte er noch eine gute Stunde gehabt, um liegen zu bleiben, aber so müde er auch war, einschlafen würde er nicht mehr.
Lynn und er stellten immer eine Flasche Wasser neben das Bett. Er nahm die Flasche und trank einen Schluck. Anschließend sah er sich wieder den kleinen Kopf mit den langen schwarzen Haaren und den braungebrannten Nacken an, den Lynn ihn sehen ließ. In diesem Kopf liefen merkwürdige Dinge ab. Warum steigerte sie sich in diesen esoterischen Blödsinn bloß so hinein? Wie kam man auf so einen Irrsinn? Kein Sex – das wäre ja prinzipiell auszuhalten gewesen, aber mit Lynn ständig um sich, ihren Brüsten, ihren langen Haaren, ihrem Duft, ihren Kurven ...
Charlie rieb sich noch einmal die Augen und knirschte mit den Zähnen.
Als ob das irgendetwas bringen würde, außer schlechten Nächten. Herr im Himmel, als er Lynn gefragt hatte, ob sie ihn heiratete, hatte er das nicht getan, um im Zölibat zu leben! Das Ganze war eine einzige Farce, ein Scheißspiel.
Lynn seufzte im Schlaf und drehte sich ein Stück, sodass die Decke von ihren Schultern rutschte. Charlie musterte sie. Es waren traumhaft schöne Schultern, zart, aufregend, perfekt. Er streckte seine Hand aus und streichelte darüber. Zu gern wäre er jetzt mit seiner Hand weiter um Lynn herumgewandert. Er erinnerte sich daran, wie es war, wenn er ihren Schoß streichelte, an das kitzelende Gefühl, das ihr kleiner Busch hervorrief und endlich an die warme Enge, die er spürte, wenn er mit einem Finger in ihre Pussy fuhr. Er war mit einer Erektion zu sich gekommen, die sich jetzt deutlich bemerkbar machte. Seine Latte wurde steinhart.
Es hatte in seinem Leben einige Frauen gegeben, aber nicht eine, die ihn annährend so wahnsinnig machte wie Lynn. Sie besaß diese unwiderstehliche Mischung aus Niedlichkeit und Sexappeal. Seit sie zusammengekommen waren, konnte er eigentlich nie seine Finger von ihr lassen und beim Sex mir ihr stimmte alles. Im Bett war sie unfassbar gut! Leidenschaftlich, fantasievoll, ein richtiger Vulkan. Genau das, was er wollte.
Seine Hand fuhr streichelnd über ihr Schulterblatt. Lynn seufzte leise. Sie war aufgewacht.
»Guten Morgen«, grummelte sie.
»Guten Morgen, Darling.« Charlie legte sein Gesicht an ihren Nacken, sog einen Moment lang konzentriert ihren Geruch ein und küsste sie. Ihre Haut schmeckte so, wie sie duftete: süß und nach mehr. Er küsste sie vier Mal hintereinander. Dabei hörte er ihren Atem und das Rascheln der Decke.
»Was machst du?«, fragte Lynn. Ihre Stimme war noch brüchig und leise vom Schlaf.
»Ich sag dir guten Morgen.«
»Okay.«
Charlie senkte erneut sein Gesicht auf ihre Haut. Gott, diese Frau mit ihrer warmen, duftenden Haut! Er küsste sie auf den Nacken und hinter dem Ohr, das er erreichen konnte. Mit einiger Genugtuung hörte er, wie Lynn erregt aufseufzte. Ihr Körper schien ihm jetzt noch wärmer und irgendwie brachte sie es fertig, sich noch lockender und erregender anzufühlen. Es war quälend. Wie machte sie das eigentlich?
Er fasste sie um die Taille und schmiegte sich an sie. Lynns weicher Po fühlte sich herrlich an, da, wo er war, herrlich und schmerzvoll gleichzeitig. Charlie war so hart, dass es kaum noch auszuhalten war.
»Bitte denk daran, dass wir etwas vorhaben«, ermahnte sie ihn.
»Ich weiß«, flüsterte Charlie. »Ich tu ja gar nichts.«
»Fühlt sich aber gar nicht nach gar nichts an.«
»Küssen ist erlaubt, hast du gesagt.«
»Du bist so nah«, flüsterte Lynn.
»Wie bitte?«
»Ich kann dich da unten fühlen.«
»Oh, ich wusste nicht, dass das verboten ist?«
»Ist es ja nicht. Ich wollte nur, dass du daran denkst.«
»Ich denke an nichts anderes.« Er zog Lynn fester an sich und küsste sie zwischen die Schulterblätter. Wenn er sich nicht täuschte, hielt sie die Luft dabei an. Ihr Körper vibrierte, ganz leicht nur, aber er spürte es genau.
»Ich muss duschen gehen«, seufzte sie plötzlich.
»Wir haben jede Menge Zeit, Darling«, flüsterte Charlie und ließ eine seiner Hände unter ihr Shirt wandern. Er fand ihre Brüste. Sie fühlten sich prall an und herrlich. Behutsam presste er ihre kleinen festen Nippel.
»Charlie, bitte!«
»Ja?«
»Ich muss wirklich duschen.«
Er spürte, wie sich ihr zierlicher Körper aus seinen Armen winden wollte. Das konnte sie jetzt nicht ernst meinen! Charlie hielt sie ein bisschen fester. »Du musst nicht duschen. Duschen ist out und ungesund.«
»Doch ich muss.« Lynn löste sich endgültig aus seiner Umarmung.
Er fühlte einen leisen Stich in der Brust. Warum zum Teufel musste sie jetzt aufstehen?
Lynn stellte sich neben das Bett und wuschelte durch ihre Haare. Ihr Gesicht wirkte müde, was nichts daran änderte, dass sie unheimlich sexy aussah. Ihr Shirt war so kurz, dass es ihren straffen, glatten Bauch freiließ. Unten herum trug sie einen schmalen dunklen Slip. Zu gern hätte Charlie ihn heruntergezogen und sich mit dem beschäftigt, was darunter lag.
»Bleib doch noch«, flüsterte er.
Lynn schüttelte den Kopf. »Duschen. Ganz dringend. Und bleib bitte da.«
»Lynn ...«
Es hatte keinen Sinn. Charlie sah, wie sich umdrehte und aus dem Schlafzimmer eilte.
»Scheiße!« Er ließ sich, Gesicht voran, in Lynns Kissen fallen. Ihr Duft war noch darin.
***
Lynn steifte ihr Shirt ab und nestelte ihren Slip herunter. Die Art und Weise, wie Charlie sie geweckt hatte, hatte ihre Spuren hinterlassen. Der Stoff war sichtlich feucht.
Schon die Nacht war schwierig gewesen. Sie hatte davon geträumt, wie Charlie sie gestoßen hatte. Dabei war sie mehrfach aufgewacht und jedes Mal war ihr Körper ganz dich an Charlie herangerobbt. Einmal hatte sie sogar im Schlaf in seine Boxershorts gefasst und seine weichen Hoden berührt. Als sie ihre Hand wegzog, hatte sie ihn damit aufgeschreckt.
Lynn warf ihren den Slip in den Wäschekorb, drehte die Dusche an und stellte sich darunter. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich das kühle Wasser der Brause in den Nacken regnen.
Von Charlies Berührung war sie immer noch ganz wuschig. Sie wollte dieses Gefühl jetzt aber nicht unterdrücken, sondern sich genau darauf konzentrieren. So hatten sie es im Meditationskurs besprochen. Es ging darum, achtsam zu spüren, ohne etwas am Gefühlten ändern zu wollen, die Energie zu spüren und anzunehmen, wie sie sich umwandelte. Das war ein wesentlicher Teil der Chakra-Übung. Ihre Meditationslehrerin hatte es sehr lange erklärt und alles hatte ganz einleuchtend und überzeugend geklungen.
Lynn versuchte es. Sie versuchte, bewusst zu atmen und sich gleichzeitig auf ihren Körper zu konzentrieren, auf dieses Gefühl. Was war es eigentlich? Klar, sie war scharf. Aber was hieß das? Was hieß das ganz genau? War es wirklich ein Kribbeln? Das war es – ein heißes Kribbeln. Irgendwie war es hitzig – herrlich und zum Verzweifeln gleichzeitig. Drängend, pulsierend, gierig, pochend. Und es war überall. Am stärksten zwischen ihren Beinen. Man wurde es nicht los und es zog Gedanken an. Jetzt, da sie bewusst darauf achtete, stellte sie fest, dass ihr Geist sich ständig vorstellen wollte, wie Charlie sie mit seinem starken Armen umschlang, festhielt und in ihr kam. Es tat immer so gut, als seien sie beide genau dafür auf dieser Welt ...
Lynn spürte, wie sie sich in diesem Gedanken verlor. Das war keine Meditation mehr, das war Kopfkino. Ihr Atem ging auch falsch. Verdammt noch mal, alles lief falsch!
Sie schaltete das Wasser ab, trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Als sie damit fertig war, wickelte sie sich das Handtuch um den Oberkörper und ging zurück ins Schlafzimmer.
Charlie hatte sich inzwischen auf das Bett gesetzt. Bis auf seine Boxershorts war er nackt. Lynn wollte ihn nicht zu lange ansehen, kam aber nicht umhin, sich wieder einmal davon zu überzeugen, wie unverschämt gut ihr Verlobter aussah, wenn er nichts anhatte. Er war nicht übermäßig muskulös, aber es gab kein einziges Gramm Fett an seinem Körper. Jetzt, da er etwas gebeugt dasaß, erinnerte er an einen Schwimmer, der eben dabei war, von seinem Startblock ins Becken zu hechten. Seine Augen blickten sie konzentriert an, was ihr Herz schneller schlagen ließ.
Sie stellte sich vor den Spiegel. Aber bevor sie irgendetwas tun konnte, war Charlie aufgestanden. Seine nackten Füße flitzen über den Dielenboden. Er fasste ihr behutsam an die Hüfte und flüsterte in ihr Ohr. »Was machst du da?«
»Ich zieh mich an.«
»Aber du kannst dich jetzt noch nicht anziehen«, flüsterte Charlie verführerisch. Sein Mund war so nah an ihr Ohr gerückt, dass sie seinen Atem daran fühlte. Ihre Kopfhaut kribbelte davon.
Sein großer Körper drängelte sich noch fester an sie und Lynn spürte, wie Charlie wieder hart wurde. Sein Glied presste sich gegen ihren Po.
»Natürlich kann ich.«
»Das ist aber nicht fair. Du hast mich dich nicht einmal berühren lassen! Nicht ein einziges Mal!«
»Hör auf zu spinnen.«
»Nicht ein einziges Mal.«
»Sie haben mich berührt, Charlie David Bolter.«
»Aber nicht hier.«
Ein Zucken fuhr durch ihren Körper, als Charlie plötzlich seine große Hand unter das Handtuch schob, auf ihren Bauch legte und langsam nach unten fuhr. Offenbar wollte er es ihr heute Morgen so schwer wie möglich machen. Das war eindeutig ein Anschlag.
»Hier nicht«, flüsterte er. In seiner Stimme mischte sich ein sinnlicher Ton mit einem teuflischen.
»Charlie, bitte!«
»Anfassen ist erlaubt.«
»Du gehst zu weit. Wir wollten es ruhen lassen.«
»Anfassen ist erlaubt.«
»Nicht gerade jetzt«, seufzte Lynn und kniff die Augen zusammen.
»Anfassen«, raunte Charlie in ihr Ohr, »ist erlaubt.«
»Charlie!«
Lynn spürte, wie Charlies Hand sich langsam, aber zielstrebig zwischen ihre Schenkel vorarbeitete. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie im Spiegel, wie er ihr das Handtuch vom Körper zog und auf den Boden warf. Sein freier Arm wanderte zu ihrem Hals. Er hielt sie fest und ließ gleichzeitig einen seiner Finger über ihren Venushügel zu ihrer Klit wandern. Behutsam umkreiste eine einzelne, feuchte Fingerspitze die empfindlichen Ränder ihrer Knospe. Es fühlte sich wahnsinnig gut an. Es war genau das, wovon sie geträumt hatte.
»Aber nicht so lange«, stöhnte Lynn.
»Bestimmt nicht, Darling.«
»Und wir gehen nicht zu weit.«
»Natürlich nicht.«
Seine Stimme verklang und Lynn beobachte im Spiegel, wie er sie umschlang, während er ihre Klit verwöhnte. Ihr Gesicht war heiß und verschwitzt geworden und alles an ihr fühlte sich aufgepumpt und weiblich an. Seine Berührung war vertraut und gleichzeitig extrem geil. Inzwischen wusste er ganz genau, wie er sie anfassen musste, um sie um den Verstand zu bringen. Er hielt sie kraftvoll fest und streute kleine Pausen in seine Massagen ein, um Lynn das ungeduldige Pochen in ihrem Inneren erfahren zu lassen. Dann zupfte er leicht an ihrem Kitzler, um anschließend wieder seinen Finger darum kreisen zu lassen. Es war, als würde die Feuchtigkeit nur so aus ihr herauslaufen.
Wo war bloß ihre Entschlossenheit hin? Irgendwann zwischen dem Aufwachen und jetzt war sie verlorengegangen.
Es war kaum zu fassen, wie sehr ihr Körper nach seiner Berührung gierte und wie schnell er aus der Fassung geriet. Ihr war jetzt schon, als würde sie jeden Moment kommen. Ihre Beine fingen an zu zittern. Sie konnte sich kaum noch zurückhalten. Am liebsten hätte sie Charlie die Shorts heruntergerissen und sich auf ihn geworfen. Sie wollten ihn in sich haben. Sie verlor die Kontrolle. Genau das durfte nicht passieren, sonst wäre die ganze Übung gescheitert.
»Hör auf«, wollte sie sagen, aber ein Stöhnen kam ihr dazwischen und machte ihre Äußerung fast unverständlich.
»Noch ein bisschen«, flüsterte Charlie. Er warf einen Kuss auf ihren Nacken. Dann war sein Mund an ihrem Ohr. Er knabberte daran. Gleichzeit ließ er einen seiner Finger in sie gleiten.
»Nur ein bisschen.«
»Lass das bitte.«
»Sieh es als spirituelle Herausforderung an, als Prüfung.«
»Charlie!«
»Komm schon, Darling.«
Sie sah, wie er seinen Finger langsam aus ihr zurückzog. Sein Arm fuhr herauf und Charlie leckte seinen Finger so genüsslich ab, als würde er von einer süßen Köstlichkeit probieren.
»Übrigens«, sagte er leise, »hast du mich dich auch kein einziges Mal küssen lassen.«
»Charlie!«
»Nicht da unten.«
Lynn spürte, wie Charlie sie sanft in Richtung Bett ziehen wollte. Ihr Körper wollte nachgeben. Er hatte sich auf Charlies Seite geschlagen und sich mit ihm verbündet. Sie stand vollständig allein da. Umringt von Feinden.
»Nein«, sagte Lynn scharf.
»Komm, Darling. Ich will dich. Ich will meine zukünftige Frau.«
»Nein!« Lynn kämpfte sich aus Charlies Griff und presste ihre zitternden Beine zusammen. »Das genügt.«
»Willst wirklich aufhören? Jetzt?«
»Es ist Schluss!«
»Ich würde lieber weitermachen.«
»Ich würde auch gern weitermachen, aber wir haben etwas vor.«
Charlies verführerisches Minenspiel erstarb plötzlich. Seine Stirn legte sich in Falten. Frust stand jetzt in seinem Gesicht. »Was denn eigentlich? Was haben wir vor?«
»Das weißt du genau«, kam es zischend und zornig aus Lynn heraus.
»Okay, warte mal.« Charlie legte kurz sein Gesicht auf ihre Schultern, atmete schwer und schaute sie dann wieder an. »Ich will nicht streiten. Es ist nur so ... Du fehlst mir eben, okay? Ich will dich, und zwar richtig. Hörst du? Ich will dich richtig.«
»Wir haben etwas anderes vor.«
»Ich weiß, aber nach zwei Wochen darf man wohl eine Zwischenbilanz ziehen, oder?«
Sie sagte nichts. Charlie ging ein paar Schritte zurück. Lynn drehte sich zu ihm und sah, wie er sich vor dem Bett postierte. Seine Erektion war auf dem Rückzug.
»Du fehlst mir. Du stehst hier vor mir und du fehlst mir, Darling. Ich verstehe nicht, was daran gut sein könnte. Verdammt«, sagte er böse, »wir sind frisch verlobt!«
»Manchmal tut Entwicklung weh.«
»Woher hast du diese Sprüche eigentlich immer? Aus Glückskeksen?«
Lynn schüttelte den Kopf und griff mit einer wütenden Bewegung nach ihrer Jeans und ihrem Shirt. Sie merkte, wie der Zorn in ihr heiß und heftig wurde.
»Und das ist also alles für dich, ja?«
»Was meinst du?«, fragte Charlie.
»Alles, was dich mit mir verbindet – Vögeln.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber so ist es doch.«
»Nein.«
»Aber ohne Ficken ist alles andere nicht viel wert.«
Charlie schluckte merklich. Sie hatte ihn geschockt. Das sah sie, aber es änderte nichts an ihrem Zorn.
»Lynn, was soll denn das jetzt?«
»Was das soll? Es geht um eine Erkenntnis. Genau deshalb macht man solche Übungen – um Erkenntnisse zu sammeln. Das ist die Grundbedeutung von Spiritualität.«
»Jetzt mal langsam. Du bist ja ganz hysterisch«, sagte er kleinlaut und setzte sich auf das Bett.
»Und meine Erkenntnis ist: Wir können ficken, aber sonst können wir nicht viel miteinander. Eigentlich gar nichts.«
»Also ...« Charlie verstummte.
»Wir haben nichts gemeinsam – nur das Ficken.«
»Du bist ...«
»Was bin ich denn? Na? Du nennst mich ›Darling‹ und bist so verliebt in mich, richtig? Aber wenn du mich nicht vögeln kannst, sieht alles gleich ganz anders aus.«
»Das habe ich doch nie behauptet.«
»Nee, hast du nicht. Du hast nur deine sarkastischen Sprüche gemacht.«
Charlie schwieg.
»Das ist ja alles so endlos naiv und albern, was die Lynn macht, richtig? Dein Darling! Ein bisschen blöd und verwirrt ist die kleine Lynn, aber mit ihr ficken ist ganz in Ordnung. So siehst du die Dinge doch.«
»Hier gerät alles durcheinander.«
»Und warum?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich schon«, brodelte es aus Lynn heraus. Sie schrie jetzt. »Weil wir nicht ficken! Weil wir nichts anderes haben als das. Weil wir uns außerhalb vom Bett scheißegal sind. Schön, dass wir das beide einmal so klar vor Augen haben. Jetzt sehen wir, was unsere Beziehung wert ist. Und – das ist doch auch gut – wir haben nur zwei Wochen dafür gebraucht. Wenn das nicht effektiv ist, was? Ein paar Tage keinen Sex, und man sieht die Dinge klarer.« Sie presste ihre Klamotten an ihre Brust und ging zur Tür hinaus.
***
»Lynn?«, fragte eine tiefe Stimme. »Ich wusste doch, dass du das bist.«
»Benn?« Lynn stand von ihrem Tisch auf. Sie bewegte sich etwas ungeschickt. Fast hätte sie ihre Tasse umgestoßen.
Sie war nach ihrem Streit mit Charlie durch die Stadt gelaufen, eine ganze Weile. Ihre Gedanken drehten sich immer um dasselbe – darum, was für ein Ignorant Charlie war. Irgendwann hatte sie sich in ein Café gesetzt und einen Grünen Tee bestellt. Bis Benn sie überrascht hatte, hatte sie einfach grübelnd dagesessen und auf ihren Verlobungsring gestarrt.
Benn umarmte sie.
»Mensch, Lynn, du siehst toll aus!«, sagte er anerkennend, als sie sich wieder getrennt hatten.
»Darf ich mich zu dir setzen oder wartetest du auf jemanden?«
»Nein, setzt dich«, sagte Lynn, ohne sich ihre Unschlüssigkeit anmerken zu lassen.