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Czytaj książkę: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», strona 4

Czcionka:

Achtes Kapitel.
Tatas großer Plan scheitert

Wir schweigen davon, was Flore nun den Kriegern in der Stadt war, und wie es ein Spiel wurde, sie überall nach ihrem Willen zu lenken.

In Tatas Lager hatte man übrigens auch die Lichterscheinung wahrgenommen, und sie dem Heerführer angezeigt. Dieser tritt aus seinem Zelte, und erblickt im Luftraum den ungewöhnlichen strahlenden Gegenstand. Begreifen konnte er nicht, was er sah, doch ermangelte ihm die Fassung nicht, den Schluß zu ziehn: Wer einmal Blendwerkskünste treibt, ist geneigt, öfter dazu seine Zuflucht zu nehmen, und was man bei ihm Nicht Erklärbares findet, berechtigt immer, auf neuen Trug der Art zu schließen. Sogleich ließ er den Befehl rund um die Linie ergehn: es sollte sich alles platt aufs Gesicht niederwerfen, und nicht wieder erheben, bis die Trommel ein gewisses Zeichen gäbe. Klüglich wollte er hierdurch ausweichen, daß seine Leute der Anblick irre machte.

Sein Ueberläufer konnte keine Auskunft geben; nur die Bereitung des Pulvers, nicht das chemische Laboratorium hatte er gesehn. Doch wurde gleich beschlossen, er sollte in die Stadt zurückschleichen, um auch die unbegreifliche Kunst abzusehn, woran er freilich nicht gern wollte.

Doch war auch für die folgende Nacht etwas Anderes vorbereitet, und Tata hoffte um so mehr davon, als es seit einigen Wochen seine ganze Anstrengung aufgeboten hatte. Die Höhlung im Walle war fertig, und schon mit Pulver geladen.

Nun brachte man den mit Feuerwerksmaterien behangenen und entzündeten Esel aus dem Verschlage. Unter dem Ruf: Mahomed ist der wahre Prophet, aber auch der Väter Götter thronen im Himmel! ward er gegen den Wall geschafft. Auf ein vom Feldherrn gegebenes Zeichen ward die Mine angebrannt, und ein Stück Wall flog krachend zur Höhe, deckte auch, wie man erwartet hatte mit der niedersinkenden Erde einen Theil des Grabens. Noch etwas Strauchwerk zur Aushöhung, und der Esel konnte hinüber, und hielt einen Einzug, dem des Rosses von Ilion ähnlich, wenn schon mit minderem Glück. Zugleich mußte ein dicker Haufe mit vordringen, um den Sturm auf die Stadt zu bestehn, während der Esel schon psychologisch alles überwunden hätte. So hohe Aussichten eröffnete sich die Erwartung von dem Thierlein, das freilich oft mehr gilt, wie man glauben sollte. Darf man Kleines mit Großem vergleichen, so ist hier die Anekdote in Erinnerung zu bringen, wie einst ein berühmter deutscher General sagte: Meine Regimentsmusikanten taugten nicht, ich ließ sie aber fleißig auf einem Esel reiten, und nun blasen sie vortrefflich. Ein anwesender witziger Prinz bemerkte: Was doch ein Esel vermag!

Gleichwohl ging es dem Esel Tatas, wie seinen Kriegern überaus schlimm. Diese fanden im Vordringen einen neuen Graben. Neger durchschwimmen den wohl bald, aber ein neuer Wall mit spitzen Pfählen ausgesteckt, täuschte die Hoffnung, weiter zu kommen, grausam. Der Raum füllte sich um so schneller, als laut dem entworfenen Plan, die Krieger hinten dichte aufrückten. Da nun der Raum angefüllt war, gab Alonzo das Zeichen, seine Mine zu sprengen, und es flogen Esel und Mannschaft in die Luft, wogegen die Belagerten, die zeitig den neuen Wall mieden, nicht einen Krieger verloren.

Der Morgen enthüllte einen Anblick voll Grausen. Mehr als Tausend von Tatas Leuten waren dahin, zerrissenes Gebein überall herumverstreut. Der Abschnitt spottete eines abermaligen Angriffes.

Tata beweinte die Verlornen, doch sein Muth wuchs mit dem Widerstande. Der Ueberläufer sollte und mußte in die Stadt. Allein die Unfälle folgen sich gern. Er wurde ergriffen und gehängt, aber an einen Galgen von Mahagoniholz und einem parfumirten Strick. Man war auch so artig, auf einer mit einem Pfeil hinübergeschossenen Visitencharte das traurige Ableben zu melden.

Wohlan, rief Tata, seine Truppen anredend, an loser Kunst ist uns die rebellische Cafferin überlegen. Laßt uns aber sehn, ob sie auch Mittel finden wird, samt ihren treubrüchigen Soldaten, dem Hunger zu entgehn. Wir sind zahlreich genug, jeden Eingang zu bewachen. Auch kein Reiskorn darf in die Mauern der Stadt. Daß der Mangel bereits wüthet, ist mir bekannt. Laßt uns hier liegen, entweder die Noth reibt sie auf, oder sie müssen sich uns ergeben.

Neuntes Kapitel.
Vorkehrungen gegen den Mangel in der Stadt

Freilich sahen sowohl Flore, wie ihre Räthe, die ängstliche Lage ein, worin sie die Entbehrung aller Zufuhr brachte.

Die Niedergeschlagenheit wegen dieses traurigen Umstandes verminderte die Freude über die letzten Siege gar sehr.

Man hatte zwar schöne Gärten, die neben den trefflichsten anderen Obstarten, Brotbäume, Sagopalmen, Oelpalmen, Ananas und Pisangpflanzen trugen; auf den Teichen schwammen der Albatros, der Anhinga, der Papagoientaucher und Pelikan; aus ihren klaren Wogen fischte man den Zitteraal, den Paru, den Chätodon, Cephalus, den Cobitis, Polynemus, und andre leckre Wasserthiere, wie auch die Ufer dieser Teiche, so artig gestaltete, als fein nahrhafte Schildkröten, Muscheln und Schnecken lieferten; aber wie mäßig auch verfahren wurde, wie enthaltsam der Mensch im heissen Erdgürtel an sich ist, die Zahl derer, welche Anspruch auf die Lebensvorräthe machten, stand mit diesen in keinem Verhältnisse. Gärten und Teiche zeigten bereits merkliche Abnahme, und es wurde sogar beschlossen, die Menagerie des Pallastes anzugreifen, die ohnehin aus Futtermangel nicht mehr zu unterhalten war, aber freilich auch für einige Zeit noch aushelfen konnte, denn es fanden sich ganze Ställe voll Giraffen und Heerden von Straußen da.

Der treue Darkullaner aber sagte zur Sultanin: Wie ich zu dir kam, berichtete ich dir, daß ein Haufe von dir ergebenen Knechten sich im großen Dattelwalde gesammelt habe.

Alonzo fiel ein: daß ihnen ein Anführer mangele. Der hat sich gefunden.

O fuhr jener fort, dann sind sie auch wohl schon stark genug, etwas im offenen Felde wider Tata zu unternehmen. Laß mich noch einmal entschleichen, Sultanin, ich suche die Männer auf, melde die Bedrängniß, und können sie Tata nicht ganz überwältigen, so wird doch während eines nächtlichen Kampfes, der von der Stadt unterstützt werden muß, es möglich werden, Hundert beladene Kameele in ein Thor zu treiben.

Flore rief aus: Ich verdanke der Erfindung Perottis in jenem Aufruhr das Leben; Alonzos kühne Einfälle haben mich in der Gunst des Volkes befestigt, und Tatas Angriffe bis jetzt vereitelt; wer nun noch Mittel erdenkt, diese Schaaren dem Hungertode zu entziehn, hat einen gleichen Anspruch auf meinen Dank.

Alonzo sprach: So viel der Europäer sonst möglich machen kann, hier will mir nichts beifallen. Und die Hoffnung, welche der Neger hegt, scheint sehr unsicher, es wäre denn, der Haufe von Getreuen hätte sich über die Erwartung beträchtlich gemehrt. Dann steh ich für den Anführer ein.

Aber wer ist denn dieser Anführer? Davon weiß ich ja noch nichts, sagte Flore.

Alonzo erwiederte lächelnd: Einer unserer Caffern, der viel Talent zum Kriege offenbarte.

Perotti kratzte den Kopf, und nahm das Wort: Ich habe schon an so vielerlei gedacht. Wären nur Tauben abzurichten, die in ganzen Schaaren zu unsern Freunden flögen, und denen diese kleine Fläschchen mit Wein, oder Ananas an den Hals hingen, oder wenn unsre Anhänger eine Batterie von großen Mörsern zu errichten wüßten, und uns daraus Melonen, Pfauenschinken und Korbflaschen mit Maraskinoliqueuren zuwürfen.

Ein kühner Ausfall, nahm Alonzo wieder das Wort, muß uns Proviant erkämpfen. Wir bemächtigen uns der Vorräthe, welche der Feind häufte, mit Gewalt.

Flore war in Traurigkeit versunken. Und wohin führte es am Ende, fragte sie, wenn auch das noch gelänge?

Sei getrost, sprach der Darkullaner. Dieser Mehemed sprach von Tauben. Es war eine Art Ahnung. Wisse, daß ich schon seit einigen Wochen mit unsern Freunden durch Tauben Briefe wechsle. Was ich vorhin sagte, geschah, dich nach und nach auf eine höchst freudige Botschaft vorzubereiten. Ich brauche nicht von dannen zu schleichen, denn in dieser Nacht kömmt Hülfe.

Alle schrien froh auf.

Zum Heer ist das Häuflein im Dattelwalde herangewachsen. Alle Caffern vom Lande und begnadigte Beduinen schlugen sich zu ihm. Besser wurde es schon eingeübt, wie Tatas Krieger. Auch sie haben sich den schwarzen Staub bereitet, der im Kampfe so furchtbar ist. Doch fertigten sie auch Röhre aus Giraffengebeinen mit seidnen Strängen, Leder und Eisenwerk überzogen, an, und schleudern geglättete Steine. Genug, die Rettung ist nahe. Wir müssen uns nur bereit halten, einen kräftigen Ausfall durch das Thor zu thun, während Tatas Krieger von rückwärts angegriffen werden, und alles wird gut gehn. Sind wir Ueberwinder, fällt auch Tatas Anhang der Sultanin zu. Alle die noch zaudern, und um der Sicherheit willen, partheilos gelten wollen, schließen sich dann an unsere Sache, Nene ist Meisterin des inneren Darkulla und indem sie den Eingang versperrt, wird Kuku auf immer von der Herrschaft ausgeschlossen.

„Das würde nimmer geschehn, wie mir auch das Waffenglück lächelte. Dem Sultan darf ich sein Land nicht vorenthalten, nur muß er sich mit mir verständigen, und einen guten Frieden eingehn, dessen Hauptpunkt mein Abzug zu den Meinen ist.“

So Flore. Alonzo und Perotti dagegen meinten: wenn die Herrschaft befestigt wäre, müsse es sich doch ganz artig in Darkulla leben lassen.

Zehntes Kapitel.
Entsatz

Der Neger hatte keine Unwahrheit gesagt. Gegen die Tiefe der Nacht erhob sich in Tatas Lager jähling ein wildes Geschrei: Zu den Waffen! Wir sind verrathen! In demselben Augenblicke vernahm man auch Artillerieschüsse, Sausen der Wurflanzen, Schwirren der Pfeile, Säbelklang, Wehklage der Sterbenden und Verwundeten, und was der Ripienstimmen noch mehr sind, welche ein Schlachtkonzert zusammensetzen, und die nachzuahmen, doch keinem andern Tondichter gelingen will.

In der Stadt waren Tausend Mann schon am Abend bereit gestellt worden, um in diesem Fall durch ein Thor auszubrechen, Alonzo bat sich nun die Ehre aus, sie anführen zu dürfen, und lud Perotti ein, die Rolle seines Lieutenants dabei zu übernehmen.

Gern, recht gern, rief dieser, und nahm einen langen Spieß in die Hand. Aber Cospetto di baco! brach er mit einemmale aus, können wir auch den Ausfall wohl sicher wagen? Kann Tata nicht den Darkullaner gewonnen haben, all das Getöse Kriegslist seyn, und man nur eine Falle legen?

Der Darkullaner überlieferte sich sogleich der Leibwache Florens, und bedeutete sie, ihm den ärgsten Martertod zu geben, falls er gelogen hätte.

Bei dem allen, meinte Perotti, sei es doch besser, er bliebe innerhalb, im schlimmen Fall dem Spanier einen gesicherten Rückzug zu bereiten.

Dieser lächelte. Ich merke, Signor Perotti, ihr seid ein besserer Meister in List, wie in Tapferkeit.

Kann sein, war die Antwort, verschieden theilte die Natur ihre Gaben aus.

Nun wurden die Balken, womit man die Thore verrammelt hatte, von einem derselben weggeschafft, mit einem Flosse der Weg über den Graben gebahnt, und Alonzos Trupp, durchglüht von Kampfgier und Verwegenheit, trat den Marsch an.

Tatas Krieger waren schon in die übelste Verlegenheit gerathen. Nicht in den Rücken erwarteten sie einen Angriff, die Wachen standen alle gegen die Stadt, hinterwärts Zelte, Hütten, Vieh, die Behältnisse der Vorräthe. Um nun gleich etwas entgegen werfen zu können, mußten die Wachen, durchs Lager nach hinten eilen. Da Alonzo aber eintraf, fand er keinen offnen Widerstand, und drang gleich bis ins Lager, wo die aus dem Schlaf erwachten Krieger erst gestellt wurden, und von der Stadt aus keinen Anfall ahnend, den Rücken dahin wendeten. Leicht ward es so, im Gemetzel Herr zu werden, und die Feinde zu Schaaren hinzustrecken.

Bald war eine große Lücke durchbrochen, und die Bündner, durch ein Loosungswort einander kenntlich, das in des Darkullaners Briefwechsel verabredet war, stießen zusammen. Alles vom Feinde Uebrige wurde in die Seite genommen, und das ist bekanntlich die Schaam des Kriegers, die ja bedeckt gehalten werden muß. Man rollte rund um die Stadt auf. Gnade nahm keiner der Belagerer an, obgleich das zur Wehr stellen, ganz zwecklos war, da gegen die überaus schmale Vertheidigung eine so breite Säule herandrang. Der aufdämmernde Morgen zeigte den Siegern den freudigen Gräuelanblick erst ganz, die Stadt war gleichsam mit einem Gürtel von schwarzen Leichnamen umgeben. Tata war gleich anfangs getödtet worden.

Wie der Seefahrer, den die ganze gewitterschwere Nacht hindurch, die Furcht vor Klippen und Sandbänken ängstete, am Morgen froh aufathmet, wenn Titans erste Strahlen die Einfahrt des freundlichen Hafens beleuchten, so fühlte Nene den Busen erleichtert, da, nachdem die Finsterniß geendet hatte, ein Bote auf den andern mit Siegesnachrichten erschien. Endlich kam Alonzo selbst und legte Tatas Schwert vor ihr nieder. Er war verwundet, doch nicht schwer. Flore umarmte den kühnen Greis dankbar.

Nun traf ein Caffer ein. Ihm folgten Hundert Kameele mit Lebensvorräthen, zudem alle dem Feinde abgenommene Waffen und Kostbarkeiten, welche andere Lastthiere trugen. Der Caffer fragte: wohin die Sultanin beföhle, daß alles das gebracht würde?

Flore überließ es Alonzo, Sorge zu tragen, riß ihre Diamanten vom Halse, sie dem Caffer zu schenken, und rief: Aber wo ist der Anführer des Heeres, dem wir Rettung verdanken? Warum seh ich den Helden nicht, ihm in meinen Freudenthränen die Fülle der Erkenntlichkeit zu weinen? Jener antwortete: Schon zieht er mit den Truppen ab, die hier nicht mehr nöthig sind, da nicht einer von deinen Feinden noch lebt. Er wird den Felsenpaß besetzen, damit kein neuer Widersacher eindringe.

Und ich soll ihn nicht sehn? Nimmermehr, eile ihn zurückzurufen!

Er wird sich nur zeigen, Sultanin, wenn dein Streit mit Kuku endete.

Nun, fiel Alonzo lächelnd ein, da müssen ihn doch wichtige Gründe bestimmen. Wärs auch nur die zarte Bescheidenheit, die keinen Dank ärndten will, gebührt es sich, sie zu ehren.

O, rief Flore in Feuer, hier ist nicht bloß von meinem Dank die Rede. Die Sultanin muß ihm die Stirn mit einem Lorbeer schmücken. Und den hat ja, wie ich hörte, Cäsar getragen, und er soll doch auch bescheiden gewesen seyn.

Cäsar, gab der Spanier zur Antwort, hatte ein kahles Haupt; dies Gebrechen zu verbergen, diente ihm die Zweigkrone. Laß deinen Helden ziehn, nöthig ist es, den Felsenpaß zu besetzen.

Flore mußte es sich gefallen lassen, so gern sie auch dem Anführer der entsetzenden Truppen Dank und Lohn ertheilt hätte. In der Stadt dagegen ordnete man glänzende Feierlichkeiten an, alle Herzen neigten sich wärmer zu Nene hin; bald kamen zahlreiche Sendungen vom Lande, die ihr im Namen des ganzen Volkes den Wunsch darbrachten, ihr allein als Herrscherin von Darkulla huldigen zu dürfen.

Sie hielt da, wie es sich von selbst versteht, Reden, und wie es sich gar nicht von selbst versteht, sie machte sie selbst.

Elftes Kapitel.
Erste Gesandtschaft an Kuku

Machten ihr aber die Triumphe Freude, so schauderte sie bei dem Gedanken an das vergeudete Blut. Denn nicht nur bei der Hauptstadt, auch in der Provinz hatte des Krieges Flamme während dessen gelodert, aber ihre Parthei nach und nach allenthalben die Oberhand behalten. Aber der Erbitterung wegen, mit welcher afrikanische Krieger fechten, war die Summe der in all den Gefechten Erschlagenen groß, ja sie hatte einen gar merklichen Theil der Bevölkerung verschlungen. Sie floh deshalb den Anblick der Menschen und sann im einsamen Gemach nach, was hier weiter zu thun sei.

Bald darauf ließ sie Musa zu sich rufen. Er hatte sich immer noch in der Stadt aufgehalten, und ob Perotti ihm schon übel wollte, und ihn gern verdächtig gemacht hätte, so gab Flore nichts darauf. Höre, Dschelab, sagte sie zu ihm, hast du Lust eine Sendung zu übernehmen? Ich verspreche dir Gewinn.

Musa. Und warum nicht, erhabene Sultanin?

Flore. An Sultan Kuku?

Musa. Hm – wenn er des Bruders Tod erfährt, wird er übel zu sprechen sein, und der Kopf des Gesandten die böse Laune erfahren.

Flore. Ich hoffe, der Sendung Inhalt soll ihn versöhnen.

Musa. Der wäre?

Flore. Du magst ihm entbieten: Sultan Kuku! Du gabst Verläumdungen Gehör, und begehrtest der treuen Nene Leben. Wohl der Wurm erwehrt sich des Todesstreiches, so auch Nene. Oft ließ sie Tata Unterhandlung anbieten, er lieh ihr kein Ohr. Endlich fiel er durch das Schwert der Tapfern, welche unaufgefordert der Stadt zu Hülfe eilten, und Nene konnte nichts mehr als ihn beweinen, und ihm ein ehrenvolles Grab erhöhn.

Nene ist jetzt Herrin des innern Darkulla, und mit Mühe wird ein fremdes Schwert das Land ihr streitig machen. Wohl aber gedenkt sie, wie deine erste Liebe, dein erstes Vertrauen ihr die Macht in die Hände gaben. Um dieser schönen Zeit, will sie die traurige Verirrung aus dem Gedächtnisse tilgen, wo deine Grausamkeit sie zwang, sich kriegend gegen dich zu vertheidigen. Bereit ist sie, dir dein Land mit allen Reichthümern zurückzugeben, so du schwörst, sie mit sicherem Geleit nach Egypten ziehn, und dem Volk, das für sie stritt, alle Rache zu erlassen.

Musa. Ein freundlich Anerbieten. Ich richte die Sendung aus.

Flore. Und was meinst du, daß der Sultan beschließen werde?

Musa. Aufrichtig, daß er dich ziehn läßt, glaube ich nicht. Seine Liebe —

Flore. O die haben Zeit und Abwesenheit getilgt, wie hätte er sonst meinen Kopf fordern lassen.

Musa. Aber kann man denn nicht demungeachtet heiß, recht heiß lieben?

Flore. Eine ächt afrikanische Frage! Freilich ließ er seine vorigen Weiber einst morden. Gigi sollte auch die heisse Liebe empfinden, lehnte aber die Ehre ab. Es heißt: der Krieg wider Gigi nähme jetzt glücklichere Wendungen. Ich wollte, Gigi würde Kukus Gefangene, er versöhnte sich mit ihr, und entbehrte desto lieber mich. Doch was rede ich. Nicht Liebe, Haß wirst du bekämpfen müssen! Und ich denke, das schöne Land soll alles gleich machen. Biete alle Kunst der Ueberredung auf! —

Musa sahe noch das prachtvolle Leichenbegängniß, das Flore dem Bruder des Sultans hielt, und die Errichtung seines kostbaren Denkmals im Pallasthofe. Dann reiste er auf der Stelle ab.

Daheim traf Flore nun viele Veränderungen. Der Senat wurde in den Ruhestand versetzt. Eben so die älteren Minister. Dagegen errichtete sie drei hohe Rathsstellen, und theilte sie dem treuen Darkullaner, Alonzo und Perotti zu. Gleichviel verdanke ich euch Dreien, sagte sie, billig, daß euch mit demselben Danke gelohnt werde.

Jeder bekam einen Zweig in der Landesverwaltung, den er pflegen sollte. Es ging aber dabei so erwünscht nicht, wie die Sultanin hoffte. Der Spanier, im Drange der Noth einst so thätig, war jetzt abgespannt, und überließ sich seinem alten Gram um Isabellen wieder. Was zu seiner Erheiterung geschah, war fruchtlos.

Der Darkullaner, so treu, wie er sich immer schon bewiesen hatte, war aber unfähig, Geschäften vorzustehn. Leidenschaften mußten bei ihm die Stelle der Vernunft einnehmen. Dazu ward er sehr stolz, und prunkte unmäßig.

Perotti hingegen, nahm nicht nur seiner zugetheilten Arbeit wahr, sondern riß auch die fremde an sich, daß Flore über seine Thätigkeit staunte. Immer wußte er ihr etwas Angenehmes zu berichten. Allein sie wurde meistens getäuscht. Der Schein, nicht die That. Perotti ladete die Arbeit Unterbeamten auf, und verfuhr selbst mit Oberflächlichkeit, und einer Kürze, welche eigentlich den Zeitgeitz zum Grunde hatte, den Zeitgeitz, der den Vergnügungen keine Frist rauben will. Bestechen ließ er sich unerhört, doch mußte es mit Dekoration geschehn. Da aber die Unterdiener denn doch hinter die Koulissen blickten, so machten sie es ihrerseits kein Haar besser, und der Italiener sah ihnen großmuthsvoll nach, ausgenommen es hatte einer es zu arg gemacht. Dann mußte er die Kunst verstehn, die Hälfte des Raubes der Exzellenz zuzuwenden, wenn er nicht verfolgt seyn wollte. Die Forderung erfüllte ein solcher getrost, denn um so offner und sicherer waren nun die Wege, die geopferte Hälfte doppelt zu gewinnen. Genug, Perotti hätte wohl in andern Ländern Minister seyn können, als in Darkulla.

Die drei Minister fingen auch bald an, gegen einander zu kabaliren. Jeder wollte die vorzüglichste Aufmerksamkeit der Monarchin für sich, jeder erinnerte an das, was er geleistet hatte, mit dem erheblichsten Anspruch.

Alonzo, der trotz seiner düstern Stimmung doch den Stolz nicht aufgegeben hatte, gab zu verstehen: Nur Volksgunst erhielt die Sultanin. Und wer hat diese durch erhabene, ja poetische Politik, wieder geweckt, höher entflammt, mächtig erhalten?

Der Darkullaner äußerte unverhohlen: Ohne ihn würde die Parthei in der Provinz nicht so angewachsen, Hunger endlich eine alles zu Boden werfende Empörung aufgereitzt haben, wenn er nicht durch seine Verbindungen es dahin gebracht hätte, daß das Heer zum Entsatz herangenaht sei.

Perotti hingegen spielte oft, als geschähe es aus aufgeklärtem Spott über das Alterthum, auf Eselsohren an, im Grunde aber wollte er immer mahnen: Mein damaliger Einfall rettete im Aufruhr Nenes Leben.

Sie sagte ihnen bisweilen: Ihr Herren, ich verdanke euch alles, aber ihr mir doch auch. Und wieder eben so viel bin ich dem Manne schuldig, der Tata schlug, und der bescheidener als wir Viere sich gar nicht einmal zeigt.

Ende des fünften Buches
Ograniczenie wiekowe:
12+
Data wydania na Litres:
30 czerwca 2018
Objętość:
260 str. 1 ilustracja
Właściciel praw:
Public Domain