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Czytaj książkę: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», strona 3

Czcionka:

Verruchter, rief Flore, ich höre auf, deinen Stand zu achten, und strafe nur den Frevel.

Stolz erwiederte jener: Das würdest du vor dem Volke verantworten müssen.

„Für niemand wird es sich einlegen, der seine hohe Würde entheiligte. Ich rede schon zuviel mit dir. Wache!“

Noch Eins! Ich kann dich verderben. Das Geheimniß ist mir bekannt, wie neulich die wüthende Menge beruhigt wurde.

Flore erschrack.

Der Priester bemerkte es schadenfroh, und setzte hinzu: Verwirfst du mich, schreie ich der mich verhaftenden Wache zu: die heilige Eselin ist der Ohren beraubt, geschändet, Weh über Darkulla, wenn sie nicht gerächt wird! Preise dein Geschick, daß ich über die Eselin lache, daß Liebe mir höher gilt, wie Possen, sonst wärst du schon verloren.

Flore sah den Abgrund, der vor ihr gähnte, sie dachte: Besonnenheit allein kann mich retten, zog einen unter dem Kleide verborgenen Dolch hervor, und stieß ihn dem Priester in die Brust. Eine That, welche die grausam dringende Nothwendigkeit, und das nichtswürdige Betragen des Bonzen ihr erleichterten.

Er sank hin, sagte aber sterbend: Es wird dich reuen, schöne Tyrannin.

Kein Eingeborner durfte ins Zimmer. Alonzo und Perotti wurden schnell gerufen. Verbergt den Leichnam, schnell, schnell!

Die Beiden erschracken heftig.

„Es mußte sein, das Weitere ein Andermal.“

Sechstes Kapitel.
Fortsetzung

Wo man den Meister spielt, läßt sich viel ins Werk setzen, darum wurde die heimliche Beerdigung des Priesters bald zu Stande gebracht. Alonzo sagte aber: Wir müssen mehr als je mit dem Volke auf unsrer Hut sein. Perottis Einfall rettete für den Augenblick, aber späterhin kann er uns verderben.

Ei, rief Perotti, ich machte schon ein ander Thier ausfindig, das dem vorigen ähnlich ist. Bei Nacht schaff ich es in den Tempel, und das verstümmelte wird in einen Teich versenkt.

Wie gefährlich aber ist das alles, versetzte der Spanier. Laßt uns auf Mittel sinnen, dem Volke ein Blendwerk im höheren Styl zu bereiten. Selbsterhaltung legt es uns auf. Wir sind Europäer. Unsre Naturwissenschaft muß uns dazu in Stand setzen. Laßt uns einige der geschicktesten Caffern gebrauchen. Auch über sie schwebt die Gefahr. Feuergewehr ist selten in diesem Reiche, wenn es schon nicht den Schrecken verbreitet, wie bei ganz wilden neuentdeckten Völkern. Wir wollen aber dennoch Salpeter suchen und Pulver in so großer Menge verfertigen, als es immer möglich ist.

Gut, gut, rief Perotti, fehlt es uns an Flinten oder Stücken, so machen wir Feuerwerke, hier ein ungesehen Schauspiel, mit dem manches auszurichten ist. Das Volk muß uns schon der Kurzweil halber lieben.

„Auch denke ich Minen unter den Wall zu legen, oder – noch etwas anders fällt mir bei, wovon ich nachher reden werde.“

Mir auch, warlich in dem nämlichen Augenblick, sprach der Italiener, und ich wette, wir fielen auf einen Gedanken.

„Sollte es uns nicht möglich werden, eine elektrische Vorrichtung zu erbauen. Es fehlt uns zwar manches dazu, aber Noth ist erfinderisch.“

Wohl! Die Theorie davon ist mir wenigstens bekannt. Doch vor allen Dingen mögte ich leichtes Gas und einen Wachstaffent bereiten können. Ich glaube, einer unserer geschickten Zeugmacher hat einen feinen dichten seidenen Stoff fertig.

„Mit Wachs überzieh ich ihn.“

Vitriol, Eisen, besitzen wir. Warum sollte sich nicht ein leichtes Gas bereiten lassen.

„Unter dem Pallast sind tiefe Kellergewölbe. Da leg ich eine Werkstatt an. Die Caffern, welche mir helfen, kommen nicht mehr ans Tageslicht, bis das Volk von Darkulla uns unbedingt huldigt.“

Flore rief: Ihr Herren denkt auf alles. Beim Ausführen des Wunderbaren will ich schon an meiner Stelle stehn. Warlich, nichts Geringes lastet auf uns. Eigentlich müssen wir ja gegen das innere Volk der Stadt, und wider das Belagerungsheer zugleich kämpfen. Fast ist unser Sieg nicht abzusehn. Doch fallen wir, kann es die Feinde nicht ehren.

Doch unser Triumph wird unerhört sein. Und die hohe Stufe europäischer Kultur muß gebieten! schwärmte der Spanier, der viel Elastizität hatte, welche nur des äußern Drucks bedurfte, um wirksam zu sein. Daneben fehlte es ihm gar nicht an dem poetischen Schwung, der ja nach Isabellens Zeiten, wie neuere deutsche Autoren behaupten, ein Grundzug des hispanischen Charakters geworden sein soll.

Genug, sechs Arbeiter wurden im Geheim angestellt, Perotti leitete die Technik, die Ideen gab Alonzo, Flore übte die Rollen des Ausführens ein. Weiter unten wird das Warum, Wie und Wo, näher berichtet.

Wenden wir den Blick zu Tata hin. Er stand vor der Stadt, und besichtigte die Vertheidigungslinie. Anfangs glaubte er, seine Befehle würden ohne Weiteres Unterwürfigkeit erzielen, da er aber die Hauptstadt Nene anhängen, und sich zur Wehre stellen sah, wurde er heftig erbittert. Zwar meinte er gleich, das Volk sei durch Verführungskünste geblendet worden, und zauderte deshalb, um nicht Blut von Darkulla durch Darkullaner zu vergießen, allein fest stand auch der Beschluß: wenn man nicht bald sich gäbe, die ausgesprochenen Schreckensdrohungen nach ihrem ganzen Umfange zu erfüllen.

Während er nun auf Aenderung des Sinnes hoffte, und die schwächste Stelle der Verschanzung ausgesucht ward, um sie, wenn es sein müsse, zu erstürmen, langte ein Knabe bei ihm an, der in der Nacht über den Wall gestiegen war, und den Graben durchschwommen hatte. Er brachte ein Palmblatt, auf welchem diese Worte standen:

Ruchlose Gaukelei hat das Volk der Stadt betrogen. Kein Zeichen vom Himmel war es, daß die Sultanin der Menge mit den Ohren der heiligen Eselin erschien, tempelräuberisch haben ihre Caffern das Thier verstümmelt, und frech hat Nene die Ohren entweiht. Daß nicht Tausend Donner den Frevel straften, ist des Himmels Langmuth, und seine Gnade gegen dich, o Tata, weil er dir die Rache übergiebt. Ich sterbe für meine Aussage, und bin nicht mehr, wenn der Bote deinem Lager naht.

Der Großpriester der heiligen Eselin.

Diesem im Tempel dienenden Knaben, der des Lesens unkundig war, hatte der Verräther das Blatt überliefert, ehe er zu Nene ging. Niemand, bei Strafe des Feuertodes, lautete seine Weisung, zeige das Blatt. Warte drei Tage auf mich, bin ich dann nicht wieder bei dir, so lebe ich nicht mehr, und die Esel des Paradieses wollen, daß du in Tatas Lager schleichest, ihm das Blatt in seine Hände zu liefern.

Der Knabe hatte am Altar schwören müssen. Allein nicht gleich war es ihm möglich geworden, das Gebot zu erfüllen. Zu genau wachten die Krieger auf dem Walle. So waren acht Tage vergangen, endlich aber doch die Aufsicht betrogen worden.

Tata schauderte, da ihm doch noch einige Landesvorurtheile anhingen, schäumte vor Wuth gegen die Sultanin, war aber bei dem allen auch froh, nun ein Mittel gefunden zu haben, wodurch die Feindin unfehlbar zu verderben sei.

Das Blatt wurde sogleich vervielfältigt, und rund um die Stadt durch angestellte Getreuen laut abgelesen. Die Darkullaner auf dem Walle vernahmen jedes Wort, Fanatismus, Jähzorn und Rachsucht loderten furchtbar in allen Busen auf.

Ein Strom von Empörern brauste in zügelloser Erbitterung auf den Pallast los. Schon sind sie an seiner Eisenpforte, wollen sie aufreissen, das Haupt, das Herz der Sultanin holen, um das beleidigte Göttliche zu sühnen – da trifft den vordersten Mann, der das Thor berührt hat, ein Schlag von unsichtbarer Hand, und diesen nämlichen Schlag fühlt die ganze gedrängt nachstürzende Menge. Alle Nerven wurden den Männern durch den entsetzlichen Schlag erschüttert. Kaum konnten sie über das Ereigniß nachsinnen, als die Sultanin auf dem Balkon erschien, und ausrief: Unverletzlich ist das Thor der Sultanin. Der Himmel beschützt sie, und wer das geringe Zeichen seines Unwillens noch nicht achtet, dem wird es sich wiederholen, bis er todt zu Boden stürzt, und die Seele der Verdammniß sendet. Fort auf den Wall, die Stadt zu vertheidigen!

Starr weilte die Menge. Niemand wagte sich mehr vorwärts, Niemand wagte auch den Befehl zu erfüllen. Plötzlich fühlte jeder einen neuen Schlag, viel stärker als der vorige. Alles stürzte zu Boden.

Erfüllt das Gebot, oder des Himmels neues Zeichen stürzt euch alle ins Grab.

Behend sprang hier Jeder auf, nach seinem Platze auf der Verschanzung zu eilen. Tata hatte doppelt sicher gehen wollen, und während der Zeit, wo der Wall von seinen Vertheidigern leer war, einen Sturm anbefohlen. An vielen Stellen hatte man den Graben bereits durchschwommen, und beträchtliche Haufen kletterten schon an dem Walle hinauf, doch nun stürzte die erschrockene, durch eine höhere Furcht, als die vor dem feindlichen Angriff, entflamme Menge hinzu, ein wüthend Gemetzel entstand, die Stürmer wurden in den Graben zurückgeworfen, und die Felsstücke, welche Alonzo an seinem Rande hinreihen ließ, auf sie niedergerollt, daß fast keiner zurück ins Lager kam.

Nach dem vorhin Angedeuteten begreift der Leser wohl, wie elektrische Vorrichtungen das hervorgebracht hatten, was Unkunde und Empfänglichkeit für Aberglauben, Wunder nennen mußten. Den ersten Schlag empfingen die Aufrührer durch das eiserne Thor selbst, den andern durch einen aus dem Keller emporgeleiteten Draht, womit Perotti einen in der Menge berührte.

Bald sahe Flore Abgesendete aus dem Volke, welche im Staube flehten, den tapferen Kampf gegen Tatas Sturm, der Unbesonnenheit des verführten Volkes, zur Entschuldigung gelten zu lassen. Sie verzieh auf die Bedingung künftiger Unerschütterlichkeit.

Sie zeigte sich oft den Kriegern, sorgte reichlich für sie, munterte durch Belohnungen auf und gewann sich die Herzen aufs Neue.

Dem Tata schickte sie eine Botschaft hinaus, welche ihm sagen sollte: Ihr sey es nicht zu verargen, wenn sie sich gegen Schande und schmachvollen Tod zur Wehr setzte. Er mögte abziehn, damit kein Blut mehr flösse, und Kuku melden, was er gesehn hätte. Wenn Kuku aber selbst käme, dann wolle sie unbewaffnet ihm entgegen gehn, sein Herz würde sie dann hören.

Tata ließ aber den Darkullaner, welcher die Botschaft brachte, sogleich aufknüpfen, und erfuhr sogar nicht, was die Sultanin ihm wollte. Zu ergrimmt war er ohnehin über den Verlust beim Sturm und sein Mißlingen, und willigte auch bei andern Versuchen in keine Unterhandlung. Dagegen ließ er immer wieder des Großpriesters Bericht ablesen, und immer wurde hinzugesetzt: Darkullaner, eine höllische Gaukelei betrog euch, laßt euch die heilige Eselin zeigen, und ihr werdet sehn, welche Missethat die Cafferin verübte.

Das verfehlte denn doch nicht allen Eindruck, nachdem der erste Schrecken über die Elektrizität gewichen war. Wo ist der Großpriester? diese Frage wurde öfters gehört, man wünschte allgemeine Gebete um Waffenglück, wo die heilige Eselin in Prozession umhergeführt, und in die Mitte gestellt wurde.

Es erschien dieserhalb eine Bittschrift bei der Sultanin. Sie erwiederte: Wie schon Tag und Nacht im Tempel gebetet würde, und deshalb auch kein Priester ihn verlassen dürfe, (sie waren aber in Gewahrsam, denn sie hatten nun doch den Zustand des Thieres gesehn, und konnten dem Volke schlimme Dinge ins Ohr sagen) da aber die öffentliche Andacht gewünscht werde, so könnte sie in einigen Tagen statt haben.

Bald darauf mußten die Herolde ankündigen: Die Hälfte der Bewaffneten sollte sich einfinden, die andere auf dem Walle bleiben. Flore hatte rund um den Eselstempel die nahen Gebäude wegreissen, und in der Entfernung von einigen hundert Schritten einen Verschlag anbringen lassen. Gegen Abend sammelte sich die Hälfte der Krieger, strömten alle Weiber und Kinder aus der Stadt zu. Ein langes stummes Gebet machte den Anfang der Feierlichkeit, dann trat Flore auf und hielt eine noch längere Rede, indem sie bald nach dieser, bald nach jener Seite der Schranken ging, überall ihre Worte zu wiederholen. Hauptsächlich trug sie vor: Darkullaner, die Würde der Religion Mahomeds hat eure Herzen gerührt, doch noch ruht des Propheten Zorn auf euch, da ihr das Joch alter Abgötterei noch nicht abzuwerfen vermögt. Zweierlei Andacht ist frevelhaft. Eine tadelt die Andere. Manche Noth, die seit kurzem dies reizende Land heimsuchte, mag eine Strafe der Untreue seyn, die immer einer Gottheit widerfahren muß. Weit entfernt sey es von mir, entscheiden zu wollen, welche die allein wahre ist, die ältere oder die neuere? Aber die Zeit ist gekommen, wo sich die allein wahre, durch ein Wunder der Allmacht offenbaren will. Das sagte mir ein heiliger Traum. Wohlan, so vereint denn eure Gebete brünstig mit dem meinigen. Wie eure Sultanin, sinkt aufs Knie, und fleht, daß dies Wunder heute vor euren staunenden Blicken erscheinen möge. Seht, hier steht der Tempel der heiligen Eselin! Aus seinem Fenster glänzt der Opferlampe Schein durch die Nacht. Dort auf der andern Seite prangt die Moschee, stattlich aufgeführt, durch die Gefühle der Gläubigen geweiht, um dort den Gottesdienst zu feiern, den des Propheten Coran auferlegt. Fleht, daß an den Tempeln noch in dieser Nacht kund werde, welcher von ihnen dem Himmel der gefälligste ist!

Alles warf sich nieder. Die feierliche Erwartung, der Fanatismus aufs höchste gespannt. Leises Beten der Einzelnen, halblautes Seufzen, aber in der Vielheit in der nächtlichen andächtigen Stille, schon ein wesentliches Geräusch. Einige Zeit vergeht, dumpfe Pause folgt der auf den Lippen und von den Busen hörbaren Inbrunst, dann tönt Florens Stimme wieder, und die andern fallen neuerdings ein. Dicke Nacht umgiebt die Knieenden und der Himmel ist umwölkt. Selbst die Opferflamme im Tempel glimmt düster.

Plötzlich wird ein dumpfer unterirdischer Donner vernommen, und die Erde, worauf die Andacht sich niederschmiegte, bebt. Dieser Donner löst sich in ein hohles Knarren, ein gellendes Krachen, zuletzt in einen orkanhaften Knall auf, bei dem alles aus Schrecken aufs Antlitz sinkt. Ein helles Umleuchten. Ueberraschung mahnt aber in demselben Momente, alle Blicke, sich wieder emporzurichten. Halbgeblendet, staunen, starren sie nach dem Götzentempel hin, der in Trümmern zerschellt in einer hohen Feuersäule in die Wolken steigt. Dampf, Rauch und dicker Staub verschlingen bald wieder die Blitzeshelle, die zerrissenen Mauern sinken aber brennend und rauchend auf den Boden zurück, Erde fällt weit umhergeschleudert auf die Beter nieder.

Mahomed ist Gottes Prophet! tönt nun eine Stimme aus der Höhe, nach der Moschee richten sich alle Augen. Sie ist von lauter feurigen Lichtern umgeben, kleine Flammen, Sternen gleich, steigen aus den Minarets empor, und oben zeichnet Feuerschrift mit großen Charakteren den Namen des arabischen Religionsstifters. Die Empfindungen der Menge ergeben sich von selbst.

Siebentes Kapitel.
Tatas Unglaube

Daß eine Mine den Götzentempel in die Luft gesprengt hatte, sieht jedermann ein. Wo so leicht gebaut wird, wie in Darkulla, ließ sich in ihrer Nähe aushalten, bei dicken Steinmauern wären wohl manche der Beter zertrümmert worden.

Die Priester machten die Reise mit, obgleich Flore gewollt hatte, man sollte sie retten, und irgendwo verbergen. Perotti meinte: besser sey besser, und erklärte, als er Florens Vorwürfe hörte, er wolle alle die Priesterseelen auf sein Gewissen nehmen.

Auch die heilige Eselin ohne Ohren ward bei dieser Gelegenheit zerrissen, und man war der schlimmen Untersuchung überhoben. Alonzo und Perotti tappten noch in der Nacht mit kleinen Blendlaternen umher, und brachten die Stücke der Körper zusammen, die etwa oben auf den Trümmern lagen, um sie zu verscharren. Der Glaube sollte meinen, alles Leben sei hier völlig vernichtet worden.

Die Moschee erleuchtete ein Feuerwerk, von dem alle verrätherische Ueberbleibsel auch weggenommen wurden, und damit das alles destomehr ohne Beobachtung geschehen konnte, ließ Flore beim Sonnenaufgang, diesen Tag dem Fasten und Gebeten widmen, denen, mit Ausnahme der Krieger auf der Verschanzung, Jedermann daheim im Hause obliegen sollte.

Vielleicht wundert man sich, wie es Alonzo und Perotti möglich wurde, so mancherlei Geheimes ins Werk zu richten, und die Arbeiter in der Werkstatt zu bewachen. Aber es ist auch oben erinnert worden, wie letztere dabei mit Leben und Wohlfahrt interessirt waren. Bei dem allen hatte Perotti von den entlassenen stummen Kammerherrn gehört, meinte, hier ständen sie an ihrem Platz, und berief sie ein. Sie mußten Aufsicht über die Künstler führen, Neugierige abhalten, und wo es sonst nöthig wurde, Hülfe leisten.

Zum Unglück aber konnte einer von ihnen schreiben, sogar etwas denken. Er sah von den Arbeiten ab, was ihm möglich war, und überlegte, daß er dem Bruder des Sultans mit Nachrichten über diese Gegenstände, willkommen sein dürfte. Wenigstens lächelte er ihn an, und versicherte ihn seiner Gnade, ein Genuß, welcher ihn, so lange er vom Hofe entfernt war, nicht gelabt hatte.

In Tatas Lager sah man den Aufflug der Mine und die Verklärung des islamitischen Tempels gar wohl, und die Krieger fanden sich wunderbar durch die Erscheinungen bewegt. Ein Wispern und Flistern durchlief die Reihen: man führe schlimmen Krieg, Gott stände dem Feinde bei. Tata erschrack darüber nicht wenig, und wußte doch nicht, wie er den bösen Eindruck bei seinen, und den guten bei Nenes Kriegern, den diese unerhörte Dinge ins Leben gerufen hatten, tilgen sollte.

Da kam in der Nacht jener stumme Höfling, dem es gelungen war, aus der Stadt zu schleichen. Die widerrechtlich eingeschlummerten Schildwachen mußten dazu einen Todtenschlaf gehabt haben, da der Parfüm des Vorüberschleichenden sie nicht weckte. Genug der Höfling war da.

Man reichte ihm einige Palmblätter, darauf niederzuschreiben, was er anzubringen hatte. Einige wurden mit Artigkeiten angefüllt, dann ging es zur Sache über, wo dem Fürsten Tata versichert wurde, wenn es ihm Vergnügen mache, werde er, der Ankömmling, die Ehre haben, auch feurige Erscheinungen und entsetzliche Donnerwetter hervorzubringen.

Ich dachte es, rief Tata, ich dachte es, Gaukelei liege zum Grunde, oft habe ich gehört, daß die Caffern im Ländchen Europa mit ihrem schwarzen Staub, Blitz und Donner machten; den Feuerschlund, welchen unsere Krieger einst eroberten, würden wir auch laden und losbrennen können, wenn uns der Staub nicht fehlte.

Jener klopfte der weisen Rede mit seinen Händen Beifall, und schrieb wieder: er habe das Geheimniß abgemerkt.

Sogleich wurden ihm Handlanger in Menge zugesellt, die Gegend war an Salpeter und Schwefel reich, man half sich mit den Kohlen so gut es gehn wollte, und nach einigen Wochen besaß Tata einen großen Vorrath an Schießpulver. Stand es gleich um die Mischung und Körnung desselben fehlerhaft, war es immer geeignet, Staunen und Schreckniß unter die Darkullaner zu verbreiten, und Florens Triumph zu stören.

In der Stadt vermuthete man gar wohl, daß den Belagerern eine solche Kunde zugekommen sei. Denn es wurde der Flüchtling vermißt und Tata ließ auch vor den Wällen ausrufen: er werde nächstens auch solche feurige Erscheinungen hervorbringen, wie die Gauklerin Nene, welche die Darkullaner schändlich betröge, und sich frevelhaft rühme, der Gottheit Wunder erfleht zu haben. Das machte allerdings, daß die erste Stimmung nach jener Nacht, die Floren vollkommen günstig gewesen wäre, wie eine neue Religionsstifterin in Darkulla aufzutreten, in eine gewisse Kälte, eine mißtrauische Bedenklichkeit, und eine gespannte Erwartung, was im Lager vorgehn werde, überging.

Das Kleeblatt, Flore, Alonzo, und Perotti, berathete also, wie, wenn auch Tata Explosionen mit Schießpulver zu Stande brächte, doch Vorliebe, Bewunderung und Ehrfurcht auf dieser Seite zu erhalten, und noch siegender als zuvor dahin zu lenken wären.

Tata ließ unterdessen einen ungeheuren Esel anfertigen. Es geschah in einem Verschlag, daß die Ansicht der zunehmenden Arbeit nicht dem Eindruck der Vollendung schaden sollte. Daneben war der Plan sehr klug, einen Theil des Walles zu untergraben, und in die Luft zu sprengen. Das sollte in der Nacht geschehen und dann der Esel mit Feuerwerksmaterie behende auf Rollen durch die Bresche in die Stadt geschoben werden.

Alonzo, der gern etwas Genaueres wissen wollte, redete mit jenem Darkullaner, der zuerst die treue Nachricht überbracht hatte, und bewog ihn, im Finstern durch den Graben zu schwimmen und sich einen Tag im Lager aufzuhalten, wo man, ihn für einen Krieger Tatas haltend, keinen Verdacht schöpfen würde. Dann sollte er alles erspähn, und zurückkehren.

Der Neger, fest in seiner Anhänglichkeit, richtete den Auftrag zur Zufriedenheit seiner Sender aus, und diese erfuhren Tatas Absicht vollkommen, waren mithin auch im Stande, Gegenmittel vorzukehren.

Die Stelle des Walles, an welcher die Kluft ausgehöhlt ward, (eine Arbeit, welche die Belagerer immer in der Nacht vollzogen, nachdem die Arbeiter über den Graben geschwommen waren) blieb nun nicht unbekannt, und es wäre ein leichtes gewesen, die Höhlung wieder auszufüllen, und keinen Gräber mehr hereinzulassen. Das wollte man aber nicht, der Triumph wäre nicht glänzend genug gewesen. Es wurde vielmehr hinter jener Stelle ein neuer Abschnitt von einem Wall und Graben gemacht, weit genug, daß die Kraft des im Hauptwalle entzündeten Pulvers ihn nicht treffen konnte. Dazu legte man in der Mitte dieses Abschnittes noch eine kleine Mine an. Zu welchem Behuf, werden wir hören.

Jetzt gedieh auch die chemische Beschäftigung mit dem Vitriol, und dem kleingehackten Eisen mehr, und es wurde so viel brennbares Gas gewonnen, als zu den vorgesetzten Zwecken erforderlich war.

Aus feinem gewächsten Seidenzeuge fertigten die Männer eine Hülle, die aufgebläht die Gestalt eines Engels mit ausgebreiteten Fittigen nachahmte. Das brennbare Gas füllte diesen seidenen Körper, und wohlverschlossen wurde er in der Nacht an einem sehr langen dünnen seidenen Strange in die Luft gelassen. Das Ende des Stranges war in einem Zimmer angeknüpft, dem kein Ungeweihter nahen durfte.

Am Tage sahe niemand den Strang, weil er zu dünn war, und in einer beträchtlichen Höhe aus dem Pallaste stieg; der Cherub hatte sich vollends allen Augen entzogen, und schwebte hoch im Aether.

Nun kündigte die Sultanin abermals eine öffentliche Gebetfeier an, die aber diesmal auf den frühen Morgen bestimmt war. Wie neulich mußte sich das Volk versammeln, aber Flore zeigte sich nur von einer Zinne des Pallastes, auf welcher sie frei stand. Hier wurde das Volk wieder ernst aufgerufen. Die Rednerin sprach über die Tücke und Ruchlosigkeit der Feinde, welche sie verderben wollten, wie sichtbar auch der Schutz höherer Mächte sei; wie sie sich bemühten, sogar den Glauben wankend zu machen, ja wie die Sultanin in Erfahrung gebracht, daß sie Teufelskünste bereiteten, um die hohe Erscheinung verspottend nachzuahmen. So fleht denn alle, setzte sie hinzu, daß der Herrscherin Geist von Oben erleuchtet werde, daß sie stark und weise genug sei, des Gegners Bosheit zu vereiteln.

Sie kniete oben, unten sank die Menge nieder. Ein langes stummes inbrünstiges Gebet, bald von einzelnen Seufzern unterbrochen, dann ein gemeinsamer lauter Chorus, der aus tiefen Herzen die Bitte tönen ließ.

Plötzlich vernahm man einige liebliche Akkorde, die aus den himmlischen Gefilden herabzusteigen schienen. Alles ward still, kein Athem mehr hörbar, denn jedes Ohr wollte die wundersüßen fremden Wohllaute trinken. Die Blicke staunten empor in die Region des Liedes, wußten aber nicht, wie es ins Leben gerufen wurde. Doch ein Pünktlein ward bald darauf in der Höhe sichtbar. Ein Gestirn im reinen Blau des Morgenschimmers, wenn schon die Sonne hoch über dem Horizonte prangt – dies hatte noch keines Darkullaners Auge gesehn. Doch der Punkt ward heller, größer, schien sich herzuneigen aus den stillen Lüften. Die andächtigste Erwartung, frommes wollüstiges Beben in jeder glühenden Brust. Doch bald kein Punkt, kein Stern, kein Mond mehr. Ein glänzender schöner Knabe, vom Schimmer der Verklärung umflossen, getragen durch ein leichtes Goldgefieder, eine Harfe in der Hand. Daher tönten also die entzückenden Melodien. Auf den Rücken warf sich alles, die Hände zur Anbetung emporgestreckt. Keinen Augenblick wollte man im Anschauen des himmlischen Boten versäumen.

Endlich senkt sich die Engelsgestalt auf die Zinne des Pallastes nieder, wo Flore kniete. Sie berührt den Boden nicht, umschwebt nur der Sultanin Haupt, und scheint ihr himmlische Kunde zu vertrauen. Bald darauf erhebt sie sich wieder, unter der alten Göttermusik, verkleinert sich, und dann bleibt nichts mehr den Sinnen wahrzunehmen, als ein süßer Duft, der, seitdem die Gestalt näher kam, die Athemzüge mit balsamischem magischen Hauche labte.

Der Leser weiß, wie die ästhetischen Gaukler verfuhren. Ein Aufrollen des Fadens, und das Abrollen nachher, bewirkten das ganze Wunder, nachdem die ärostatische Figur einmal in die Höhe gelassen war. Eine Aeolsharfe, die die Gestalt trug, und einige andre auf der Zinne angebracht, sangen mit Zephirs Beistand die wonnigen Harmonien, und eine, aus den erwähltesten Blumen gezogene Essenz wurde reichlich verschwendet, um mehr als einen Sinn zu bezaubern.

In der folgenden Nacht mußte aber der Engel herunter, und ward sehr sorgsam versteckt, denn ein besonders scharfes Auge, das immer auf die Zinne geblickt hätte, könnte doch wohl den Faden entdeckt haben. Und scharfsinnig sind die Neger, wobei man das Wort nicht in dem Verstande zu nehmen braucht, welchen ihm eine verschobene Sprachmanier unter uns gab.

Ograniczenie wiekowe:
12+
Data wydania na Litres:
30 czerwca 2018
Objętość:
260 str. 1 ilustracja
Właściciel praw:
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