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Czytaj książkę: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», strona 11

Czcionka:

Achtes Kapitel.
Perotti endigt seine Erzählung

Mit Mühe erreichte ich das Land der Celtiberier. Diese waren einst arbeitsam, stolz, großherzig, dichterisch gewesen, allein Reichthum hatte Trägheit über sie gebracht, und der Aberglaube hatte, durch frühere politische Leitung so dick und dunkel die Geister umnebelt, daß wer nicht den Druden jedes Mährchen aufs Wort glaubte, verbrannt wurde. Ich gewann indeß ansehnliche Geschenke, da ich den Crodoismus annahm, und hielt mich länger nicht auf.

Nun kam ich noch zu manchen anderen Völkern. Unter andern ins Land der Hinkenden. Hier konnte Niemand grade einhergehn, den Fehler aber zu verstecken, tanzte man beständig. Die Kapriolen mit gebrechlichen Beinen nahmen sich sonderbar genug aus, ob man gleich nun die Lähmung nicht entdeckte. Ich ging natürlicherweise aufrecht, und ohne Sprünge zu machen, einher, da hättet ihr das Lachen sehen, das Spotten hören sollen. Es blieb dabei nicht, ich wurde auch mit Steinwürfen abfertigt. Dies Land der Hinkenden kam mir vor, wie ein gewisses, wo es scheint, die Menschen wüßten gar nicht das nächste evident klare Urtheil auszusprechen, sei es nun aus einem wirklichen Hindernisse in der Gehirnmasse, das den einfachen Gedanken immer unterbricht und verschiebt, oder aus einem gewissen Dünkel, dem das Grade gemein dünkt, und die Umschweife vornehm. Genug, um das Uebel zu verstecken, bedienen sie sich der philosophischen Tanzkunst, und schweben immer zur Höhe empor. Wehe, wer nun ein gesundes Urtheil, das sich nach Gebühr, auf dem Erdboden erhält, unter ihnen gültig machen will! Er wird ausgezischt, gegen ihn geschrieben, man bewirthet ihn mit Schimpf, ja es kann dahin kommen, daß er in den Kerker wandern muß. Und so schlechte Progressen auch die philosophischen Hinker machen; so sehr ihre Sprünge sie auf dem Wege zurückhalten; wie sie ermattet keuchen, wo sie bequem vorwärts dringen könnten; sie weichen dennoch nicht von der beliebten Methode.

Ich sah auch noch ein Volk von lauter Harlekinen, über die man nicht lachte, von lauter tragischen Poeten, deren Nüchternheit keine Thräne rief. Endlich aber ward ich der Streiferei müde, und begab mich nach dem Gilimerischen Städchen, wo ich zuerst über jenen Gränzstrom setzend, angelangt war. Ich forderte die Erlaubniß, mich wieder zurückbegeben zu dürfen. Doch umsonst. Heilig hielt man das Landesgesetz. Die übrige bewohnte Welt soll nichts von diesen verborgenen Völkern erfahren, und deshalb wird kein Fremdling von ihnen gelassen. Man sagte mir: ich müsse mich auf Lebenslang ansiedeln, wo? stände in meiner Willkühr.

Zum Glücke aber ist die Luftschifferei unter ihnen noch unbekannt. Ich verfertigte ins Geheim einen Ball, wartete günstigen Wind ab, und flatterte so nach der Wüste. Wie sahn die Bewohner mir nach! Man wird wie von einem Wunder von meiner Abreise sprechen.

In der Wüste hatte ich meine Schätze verborgen, die, welche ich einst dir verwahrte, und die mir der ruchlose Musa abnahm, waren dabei. Ich hatte nur eine mäßige Summe mit über den Strom genommen.

Mein Diener war krank zurück geblieben, und zur Pflege bei einem alten Neger gelassen worden. Ich fand ihn hergestellt. Wir nahmen die Schätze, die Kameele, die der Neger auch hatte füttern müssen, und begaben uns zurück. Mich traf das Unglück, den Spähern des Musa in die Hände zu fallen, oder vielmehr das Glück, denn nun konnte ich dir, hohe Nene, treue Dienste leisten. Was mir Armen sonst widerfuhr, ist dir bekannt.

Hier schloß Perotti seine Erzählung, aber Flore maß ihr wenigen Glauben bei, und äußerte unverholen, sie hielte alles für unverschämte Erdichtung.

Achtes Kapitel.
Sie kommen in der Hauptstadt des innern Darkulla an

Die Schwäne zogen rüstig, der Wind half, und so sahe man denn bald den Blumenpallast der Hauptstadt liegen. Flore zeigte ihn Gigi von fern, doch diese blickte nur mit flüchtigem Auge dahin, sie beschäftigte die holde neugeborne Liebe.

Als das Reiseeiland endlich dem Gestade des Pallastgartens nahe war, rief Flore den alten Alonzo auf die Seite. Schon während der ganzen Reise, fing sie an, denk ich darauf, wie ich das Beilager der Liebenden auf eine neue, noch nicht erhörte Weise feiern lassen will. Alles in unsern Schicksalen ist außerordentlich, so muß es auch diese Feier sein. Aber ich bin ohne Erfindung, nur Gewöhnliches fällt mir bei, wissen sie nichts auszudenken?

Und sie fragen noch? erwiederte der Hispanier. Wir steigen alle vom Eiland, bis auf das Paar, ich spreche einen eiligen Vater- und Priestersegen, sie bestätigen ihn obrigkeitlich, und wir stoßen sie wieder ab. Sie mögen nun drei Tage für sich umherschwimmen. Kann ein junges Paar seliger sein?

Recht Alter, Recht! entgegnete Flore, nach drei Tagen holen wir sie von dem Eilande ein, und dann eine große Feier durchs ganze Land.

Man befand sich schon bei der Auffuhrt. Perotti, Imar und die Diener wurden voran in die Stadt geschickt, Flore hatte einige rosenfarbne Veilchen in einen Kranz gewunden, und schmückte die rabenschwarze liebliche Locke Isabellens, unerwartet damit. Alonzo, heiligen Ernst auf der Stirne, hieß die beiden niederknien. Sie thaten es betroffen, vor einem Hügel von gediegenem Goldstaub, auf den der Strahl des eben über das Palmengebüsch emporschwebenden Vollmonds glänzte. Alle Abendviolen des Eilands hatten eben die duftenden Busen geöffnet.

Seegen vom Himmel auf dies neue Paar, sprach Alonzo mit freudebebender Stimme, das ich an Priesters Statt hier verbinde.

Seegen! rief Flore, zog den Alten hinüber, und stieß mit einem kleinen Stabe an die Insel, den Schwanen zugleich ein Zeichen gebend. Die verständigen Thiere wandten sich um, und ruderten still wieder in den großen silberklaren mondbeglänzten Teich. Ein leiser Zephyr stieg zugleich auf, und blies in die breiten Cocosblätter und den Jasmin, die Seegelstelle vertraten, und ein zahlreiches Heer von Nachtigallen, fing ein holdes Lied an zu flöten, Isabellen und ihrem Erwählten das heiligste Epithelam.

In drei Tagen Widersehn, riefen Jene den frohbestürzten, entzückten, Neuvermählten zu, deren Wonne verstummte.

Alle Trauben an den Thyrsusstäben, verwandelten sich in ätherischen Nektar, aus jeder Frucht ward Ambrosia Elysiums. Luna umstrahlte mit Verklärung, im Dufte der Blumen athmeten sie Götterwahn, Philomelens Gesang hob sie in die Sphären der Unsterblichkeit. Ein Gott und eine Göttin von lauter Himmel umgeben, schwammen sie auf dem Eiland dahin. Keine Fabel, denn trugen sie nicht den Götterfunken der Liebe im Busen, hier von dem entzückend freundlichen Schicksal zur flammenden Apotheose erzogen?

Ende des siebenten Buchs

Potpourri.
Erfinderische Träumereien

Manches Ding auf Erden bringt dem Geschlechte der Sterblichen, alleinigen Nutzen, es müßte denn offenbarer Mißbrauch im Spiele sein, manches wird wenigstens eben so oft heilsam wie nachtheilig, die entschiedenen Schädlichkeiten können meistens unter besonderen Umständen Vortheile bringen, wie unter andern Gifte, in der Aerzte Hand. So leicht aber wird keine Sache ein so sichtbares empörendes Uebergewicht des Bösen zeigen, wie das Schießpulver. Ganz überflüssig wäre es, dieser Behauptung noch die kleinste Rednerblume anzuflechten, sie überzeugt genug in vollkommner Einfachheit, denn das versteht sich wohl, der Gesichtskreis soll hier nicht gelten, in welchen der Widerspruch den Helden führen könnte, welcher durch die Mönchserfindung seinen Ruhm erweitert. Auch den oft gehörten Satz: die Kriege sind jetzt weniger blutig, als da noch mit Lanzen und Pfeilen gestritten wurde, weisen wir billig zurück. Held und Krieg werden hier nicht bedungen, sondern Menschenwohl.

Bei dem allen könnte das Pulver, vermöge seiner Gewalt, und bei schwierigen weitläuftigen Arbeiten, höchst ersprießliche Dienste leisten, ja auf andern Wegen ganz unerreichbare, unglaubliche romanhafte Zwecke, ließen sich im Bunde mit dieser Titanenkraft umarmen, wenn wir mehr Aufmerksamkeit auf diesen hochwichtigen Gegenstand wendeten.

Vor allen Dingen müßte die Materie wohlfeiler dargestellt werden, und das könnte geschehn, wenn wir den Salpeter, wie in Frankreich, mehr aufsuchten. Dann ist auch zu gewissen Zwecken gar nicht nöthig, daß es mühsam und kostspielig auf den Mühlen zubereitet werde, der Zusatz von Kohle, nothwendig, sobald vom Schießen die Rede ist, kann vielleicht unter gewissen Umständen, zum Theil, oder ganz wegfallen. Salpeter und Schwefel verlieren ohnehin durch ihn nur an Stärke. Lavoisier fand freilich die Explosion ohne den Zusatz zu furchtbar, und die Materie schwierig und gefährlich zu handhaben, allein das beweiset nicht, daß sich dazu nicht bequeme Mittel ausfindig machen liessen, und mit der erhöhten Vorsicht, wird die Gefahr vermindert.

Der Ackerbau, die Bergwerke, der Handel, alles was große mechanische Kräfte braucht – wo ein Hauptstoß bedungen wird, da ist doch alle Mechanik gegen das Pulver wie eine lahme Matrone zu betrachten.

Einem schlechten Acker, den der Landwirth in nutzlose Brachen abtheilen muß, wäre oft durch eine gänzliche Umwühlung aufzuhelfen, bisweilen liegt nicht tief unter dem Sande, eine Ton- oder andre fruchtbare Erde, wüßte man sie hinauf und den Sand hinunterzubringen, beide allenfalls nur zu mischen, so würde der Acker an Ergiebigkeit, folglich an Werth, ansehnlich gewinnen.

Das sogenannte Rajolen wird jetzt in Gärten angewendet, auf dem Kornfelde selten, es ist dem Landmanne zu kostspielig, es fehlt auch gemeinhin an hinlänglichen Menschenarmen dazu. Vielleicht würde es schon bei dem gegenwärtigen Preise des Pulvers wuchern, sich seiner zur Totalumwühlung schlechter Aecker zu bedienen, wie viel mehr, wenn erst eine gewisse Wohlfeilheit erzielt würde, was, wie wir eben zeigten, gar wohl möglich ist. Der Prozeß wäre dann folgender. Man baute eine Art Ramme mit Rädern, die dann auf lange Zeiten, und von einer ganzen Ortschaft zu benutzen wäre. Mit dieser würde ein spitzer Pfahl in angemessenem Abstand, sechs oder acht Schuh tief, in schiefer Richtung in die Erde geschlagen. Dann hätte man von einer eigens dazu bereiteten schlechten Pappe, mit etwas Holz gegen den Erddruck gesichert, Schachteln mit Pulver gefüllt. Diese würden nun in das schiefe durch den Pfahl gebohrte Loch niedergelassen. An den Schachteln befände sich von derselben harten Pappe eine Röhre, die bis auf den Erdhorizont hinausginge, und durch welche ein in Schwefel und Salpeter getränkter Faden lief. Sodann drückte und schüttete man die Erde mit Vorsicht zu.

Die Masse Pulver müßte eben hinreichen, einen Trichter Erde zur Höhe zu sprengen. Läge sie sechs Fuß tief, so würde der Trichter, laut den Erfahrungen der Minenlehre, zwölf Fuß im Zirkeldurchschnitt bekommen. Alle zwölf Fuß müßten also auch Löcher eingesteckt werden. Die in einen Punkt verbundenen Faden zündete man an, so würde das Feuer zu jeder Schachtel laufen, und die allgemeine Sprengung von Statten gehen. Die obere Erde ginge zuerst in die Luft, würde also auch die Steigekraft zuerst wieder verlieren, und zurückfallen. Die untere, ohnehin unmittelbar durch den Anstoß getroffen, dränge durch die obere Lage, und sänke später nieder. Dadurch also bekäme der Landmann diejenige Erde, welche sechs Fuß tief gelegen, oben, wenigstens mischte sie sich sehr stark mit der anderen. Wäre sie von besserer Güte, so könnte das Grundstück nun vielleicht noch einmal so viel werth seyn, wo nicht, so wäre bei der frischen ausgeruheten Erde, immer einer Brache zu entsagen, und das gäbe schon einen ansehnlichen Gewinn.

In einem flachen Lande unterstützt nichts so die innere Gemeinschaft, wie Kanäle, auch von dem Nutzen, den sie als Bewässerungsmittel für das Land haben, weggesehn. Wie anmuthig wird auch das Leben in Holland durch sie. Statt in anderen Ländern, bei einer Reise man sich, dem immer doch unbequemen Wagen, vertrauen, sich zu Pferde setzen, oder den Weg beschwerlich zu Fuße zurück legen muß, miethet man dort einen Platz in der Postgondel. Es ist ein wandelndes Haus. Man sitzt im netten, in der Hitze kühlen, bei rauher Luft erwärmten Zimmerchen, fühlt kein Stuckern, fürchtet kein Umwerfen, und die Landschaft draußen zieht still vorüber.

Alle niederen Lande könnten mit Kanälen durchschnitten, alle Flüsse von Belang, mit Hülfe der Schleusen durch sie verbunden sein; bis jetzt macht das aber ganz unerhörte Kosten, nur sehr wirthliche Regierungen können von Zeit zu Zeit daran denken. Mehren wir aber erst den Salpetergewinn, und bereiten eine rohe wohlfeile Sprengemischung, dann legt man in dichten Abständen Minen, daß ein Zirkel in den andern greift, und wirft sich so einen Kanal aus der Erde. Die Hauptsache ist mit dem Wurfe geschehen, die Ungleichheiten des Randes werden mit dem Spaten gehoben, und nun für die Bewässerung Sorge getragen.

Um viele nahmhafte Städte wird die Gegend der fehlenden Abwechslung wegen angeklagt. Die Kunst hat durch Jahrhunderte gestrebt, das Schöne darzustellen, sie prangt in stolzen Monumenten, und lockt des Wanderers staunende Blicke an; allein die Väter wählten die Lage ohne Geschmack, eine stiefmütterliche Natur steht mit einem öden Kontrast gegen die Herrlichkeiten von Menschenhand da, und nur desto freudenlosere Empfindungen ergreifen das Herz, wenn man vor Thoren eines neuen Athens lustwandelt, und vielleicht eine unbildliche charakterlose Fläche anblicken muß! Was haben sich unter andern die Umgebungen von Berlin, durch den sinnreichen Verfasser der Parallele: Wien und Berlin, müssen Bitteres sagen lassen! Petersburg, Moskau, Warschau, Kopenhagen darben an Bergen in der Nähe, die eine schöne Landschaft bilden könnten. Was würden nicht auch Paris und London dadurch gewinnen!

Die alten egyptischen Könige hätten sich nun freilich unter solchen Umständen bald zu helfen gewußt. Wer Pyramiden erbaute, oder den See Mäotis ausstechen ließ, bei dem hätte es wohl nur einer Erinnerung bedurft, und bald würde sich ein kleiner Ossa oder Pelion emporgethürmt haben. Nur im Geschmack der Neueren liegt so etwas gar nicht, besonders weil sie so selten etwas für die Nachwelt thun wollen; die Erndte kann immer nicht rasch genug auf die Saat folgen. Aber freilich, wer denn auch einmal von der kleinlichen Gemeinregel abweicht, erscheint bald wie eine Art Wunderthäter, und die Fürsten, welche ihre Regierung nur als Pfründegenuß ansehn, und das Lob ihrer Ruhe, am liebsten von der Schmeichelei hören, sinken bald zu Boden, wenn es einem unter ihnen in gutem Ernste beifällt, das Leben der Unsterblichkeit zu widmen.

Einen Berg, oder eine Bergreihe darzustellen, hat aber so abschreckende Hindernisse nicht, wie die Einbildungskraft im ersten Augenblicke träumt, wenn man sich der Salpeter- und Schwefelkräfte bedient, und daneben (das brauchte freilich keiner Erinnerung) die Kosten nicht scheut.

Hier folgt die Art der Sprengung, welche Schreiber dieses zu einem solchen Ende erdacht hat. Er mögte sie gern durch Zeichnungen erläutern, aber der Verleger spricht achselzückend vom – Zeitalter.

Man legt neben der Stelle, wo ein Berg entstehen soll, in einer nach Maasgabe gekrümmten Linie eine Minenreihe an, deren Trichter zur Hälfte ineinander greifen müssen, ladet und zündet. Nun wird die Erde nach beiden Seiten zum Theil weit versprengt, zum Theil dicht am Rande des entstandenen Grabens hingeworfen werden. In diesem aber, der Seite des projektirten Berges gegenüber, gräbt man (bedient sich des Erdbohrers vielmehr) dann wieder eine Reihe in den Rand, so daß die kürzeste Linie nach diesem, nicht nach dem oberen Erdhorizonte geht. Jetzt wird man Herr über die Sprengung, und kann sie beliebig nach der Stelle des Berges leiten. Wie die Erde dieser Minenreihe nach ihrer Bestimmung geworfen ist, fällt der Erdhorizont nach und ein neuer schiefer Gang wird gebildet. In diesen scheidet man wie zuvor ein, und wirft seine Hälfte weg, wodurch ein abermaliger neuer Rand sich darbietet. So wird nun in der Widerholung alle Erde aus der Tiefe der anfänglichen Miene fort, und nach der Bergstelle geschafft. Die Ladung wird so abgepaßt, daß vorerst eine neue und niedrige Fläche erzielt wird, welche die nöthige Unterlage giebt. Gedieh das weit genug, beginnt ein neuer Hauptgraben, von dem aus eine anderweitige Lage fortgenommen wird. Daß der Aufwurf schmaler zur Höhe steige, müssen die Verhältnisse der Ladung bewirken. Das Wasser in der Tiefe wird vorerst durch hydraulische Mittel entfernt, dann aber noch mit den nächsten Flüssen in Verbindung gesetzt, daß man nicht nur einen Berg, sondern zur größeren Verschönerung auch einen See daneben erziele.

Mit Hunderttausend Thalern ließe sich schon viel sprengen. Manches Prachtgebäude kostet mehr und bringt doch bei weitem den Eindruck eines Berges an seinem Orte, nicht hervor. Wirthlichkeit muß es aber noch weit wohlfeiler bewirken können.

Bei Berlin, in der Gegend der sogenannten Jungfernhaide, zum Wedding und Gesundbrunnen hin, ein großer gekrümmter See, mit Wiesen diesseits, mit einer stattlichen, bepflanzten, in verschiedenen Kuppen sich endenden Bergreihe jenseits, ein andrer See zwischen Tempelhof und Schöneberg, der den Templower Berg, mit seiner Erde spitz erhöht, einige kleinere Anlagen auf der nordöstlichen Seite – würde die Landschaft da nicht bald einen anmuthigen, ja romantischen Charakter empfangen? Und die dann entstehenden, entzückenden Aussichten, von den Höhen über die große Stadt!

Ohne diese Theorie hätte dergleichen, wenn gleich nicht so vollkommen, mit Menschenhänden zu Stande gebracht werden können, wären seit dem siebenjährigen Kriege die vielen müßigen Soldaten außer dem sogenannten Dienst auf diese Weise beschäftigt worden. Und welche Kunststraßen hätten sie in einem solchen Zeitraume anlegen können!

Aber freilich, sie mußten ihre Kraft allein der Waffenübung zuwenden – um das Vaterland einst mit hohem Nachdruck zu vertheidigen.

Letztes Buch

Erstes Kapitel.
Wie Flore den Zustand der Dinge vorfand

Flore hatte ihre Residenz eilig verlassen, und wenig Vorkehrungen wegen des Regiments während ihrer Abwesenheit gemacht, doch fand sie alles mit Treue und Gewissenhaftigkeit verwaltet. Der alte Darkullaner hatte viele Glieder des Divans mit den Einzelgeschäften beauftragt, und so war alles in der Ordnung gegangen.

Am anderen Morgen nach ihrer Rückkunft ließ sie sich Bericht erstatten. Es war überhaupt lange nicht geschehn, und die unbeständige Sultanin etwas nachläßig gewesen. Die vormaligen Divanglieder zeigten mit einigem Nachdrucke der Stimme an, daß, was sonst nimmer in Darkulla erfolgt war, viele Bürger Einander um Schuld und Rückstände verklagt hätten. Gewöhnlich sei der Gegenstand irgend ein gekauftes und noch nicht bezahltes Kleidungsstück. Ja, es habe sogar ein Darkullaner den andern erschlagen, um ihm einen köstlichen durch die Caffern gefertigten Mantel zu nehmen; demnächst wären die Knechte sehr schwierig gegen ihre Herren, fast täglich liefen da Beschwerden ein. Sie wollten bei großer Dürre (sonst gabs keine Ackerverrichtungen, als daß man säete und ärndtete) kein Wasser auf die Gefilde tragen, darüber sei manche Frucht untergegangen, auch das Gold nicht aus den Flüssen waschen, daß also die Herren der Sultanin nicht so viel Gold als sie sollten, entrichten könnten, und also ein Ausfall in den Einkünften vorhanden sey. Sogar habe es von einem neuen Aufstande gegen die Regierung verlauten wollen, was aber noch bei guter Zeit unterdrückt worden wäre.

„Ihr wollt mich überzeugen, daß Laster im Gefolge meiner Neuerungen entstanden sind. Zufolge der menschlichen Natur, ist es schwer zu vermeiden, die Güte der Gesetze vermag aber viel dagegen. Wartet nur noch kurze Zeit, ihr werdet euch einer trefflichen Regierung freuen!“

Jetzt traf Flore Anstalten zu dem bevorstehenden hohen Feste. Alonzo und Perotti mußten alle ihre Erfindung aufbieten. Wie Cäsar das ganze Volk von Rom speiste, sah man Dürftigkeit, gegen die Fülle, welche hier herbeigeschafft wurde. Cäsar hatte aber keinem Darkulla zu gebieten.

Auf einem schönen Anger, nahe an der Stadt, wurden in Eile lauter kleine runde trockne Teiche gegraben, und mit Perlmutter und breiten Muscheln fest ausgelegt. Dann füllte man sie, entweder mit dem trinkbaren süßberauschenden Blumenthau von Darkulla, mit dem frischgepreßten Most der edlen wilden Reben, mit der Milch der Angoraziegen, die auf den duftenden Hügeln weideten, mit einem Sorbetähnlichen Gemisch, oder dem ausgedrückten Saft von Himbeeren, oder Ananas.

Zwischen diesen Bassins (auf denen, in der Manier des Lord Russel, Knäbchen und kleine Mädchen auf großen Muscheln herumruderten, und die Gäste bedienten) wurden nun Lauben gebaut, aus lauter mit der Wurzel eingegrabenen Fruchtbäumen und Weinranken, daß Pomonens Ueberfluß auf die Rasentische niedersänke.

Noch leitete man überall kleine Bäche durch, in welchen Austern, roh und gebraten, wie alle Arten Fische, auf die leckerste und verschiedenste Weise zugerichtet, geschwommen kamen.

Gebraten Geflügel aller Art, dem sowohl die Schwingen gelassen, als auch mit kleinen Bläschen voll brennbarer Luft versehn waren, flatterte umher; so liefen Haasen, Kaninchen, Rehe völlig zubereitet zwischen die Lauben, denn die brennbare Luft half ihnen fort.

In der Mitte des Angers steckte an einer Zeder von ungeheurer Länge, ein weisser Elephant, und wurde bei einem gewaltigen Feuer gedreht. In seinem Bauch befanden sich drei bis vier Ochsen, die wieder Ziegen oder Rehe in den Eingeweiden hatten, worauf Lämmer, Spanferkel, Eichhörnchen folgten, zuletzt kam immer eine kleine weisse Maus, von besonders zartem Geschmack.

So trugen andre Vorrichtungen Strauße von ausnehmender Größe, denen Schwan, Pfau, Gans, Fasan, Papagoi, Waldschnepfe, bis zum Zaunkönig einverleibt waren.

Eine Giraffe lag auf einem Rost von Mastbäumen, und ein kleines Wäldchen war allein zu dieser Feuerung umgehauen.

So war alles in Bereitschaft gesetzt worden, als die Neuvermählten drei Nächte, und drei Tage, der Einsamkeit auf ihrer schwimmenden Insel gehuldigt hatten.

Gegen Abend ließ Flore das Volk berufen, hielt eine innige Rede, und ließ sich das allgemeine innige Versprechen geben, daß man mit dem, was sie anordnen würde, zufrieden seyn wolle. Das Volk sah die festlichen Anstalten, wallte von Liebe über und verhieß.

Nun steuerte Flore nach dem Eilande, das eben nicht weit vom Pallastgarten schwamm. Das junge Paar wollte gar nicht glauben, daß schon drei Tage geschwunden waren, stritt, bat um Verlängerung seiner Einsamkeit, aber Flore willigte in nichts. Das Volk ist zum Feste versammelt, sprach sie, nun gelte die allgemeine Freude.

Coutances und Isabelle mußten folgen, so schwerfällig ihr Tritt auch war. Sie wurden vorerst in den Pallast geführt, um sich zu schmücken, dann ging es in Begleitung des Hofes, der hohen Staatsdiener, der Garden, und allem was den Glanz des Gefolges mehren konnte, zum Gefilde hinaus.

Der Mond ging diesen Abend später auf, daher war es dunkle Nacht. Den Neuvermählten kam es schon sonderbar vor, in die Finsterniß geleitet zu werden, doch das Zeichen einer Rakete, und ein bewundernswürdiges, jeder Erwartung spottendes Schauspiel, überraschte ihre befremdeten Blicke.

Nicht weit von der Hauptstadt befand sich nämlich ein hoher spitzer Berg, dessen Inneres viel Schwefeladern enthielt. Alonzo war darauf gefallen, einen Vulkan daraus zu machen, der dem Mahle am Feste leuchten sollte. Mit Hülfe einer großen Menschenmenge, hatte man den Berg also bis auf den Schwefel gehöhlt, und noch Harz, Pech, Salpeter, Eisenschlacken u. s. w. in großer Menge hineingeworfen, auch dergleichen Materien die Fülle daneben unter Schirmdächern aufgehäuft, um immer wieder Nahrung in den Krater werfen zu können. Damit auch keine Explosion, sondern eine Strömung erfolgte, wurde ein kleiner Bach hinein gelenkt, der den schnellen Ausbruch dämpfen konnte.

Da nun die Rakete winkte, zündeten die Männer, deren Obhut der Vulkan übergeben war, an, und ein dicker Feuerstrom, in allen Farben spielend, stieg majestätisch gegen den Aether empor, und erhellte die ganze Gegend. Nicht der Mittag stellt die Dinge klarer dem Auge dar, wie diese eindruckreiche, magische Beleuchtung.

Isabelle schrie bewundernd auf, Coutances erstarrte. Sie wußten nicht, sollten sie den Blick nach der Lichtsäule wenden, oder nach dem unübersehbarem Volke und den Anordnungen der Lust, oder nach der Stadt, deren Prospekt in dieser Helle etwas Hinreißendes zeigte.

Coutances, rief Flore, die alte Weissagung trifft ein, ihr seid Sultan von Darkulla. Euch und Isabellen übergebe ich Land und Herrscherstab, und des Volkes Zusage: meiner Verfügung froh zu begegnen, ward mir. Ihr kühner, alles hoffender, jedem Hinderniß spottender Geist, Isabelle, wird in Wonne schwelgen, diesem Volke edlere Bildung zu erziehn, und viel kann ein so warmer Wille umfassen. Für mich, die Schwächere, paßt das Riesenwerk nicht, und ich folge dem Zug ins Vaterland.

Isabellens Auge glänzte. Freundin, diese Großmuth – Coutances rief: Meine Ahnung!

Nichts von Dank, wo er mir nicht gebührt, fuhr Flore fort, Herolde verkündet meinen Willen! juble Volk deinen Gruß dem neuen Herrscherpaare!

Bald ras’te das betäubende Freudengeschrei, denn auch in Afrika fliegen die Herzen und Erwartungen neuen Regenten zu.

Dann nahm der Hof unter seinen Goldbaldachinen Platz, die Menge vertheilte sich in die Lauben. Der Schmaus, der stattliche, begann. Dann durchtönten tausend afrikanische Instrumente die Luft, und die freudetrunkenen Paare wirbelten im bachantischen Tanz dahin.

Der heiße Neger ist bei solcher Gelegenheit nicht so zu zügeln, wie der Europäer, besonders der verfeinerte, bei dem oft eigne Schwäche zur Polizei wird. Vom Mittelalter lesen wir aber, daß auch in unserm Welttheile bei Trunk und Tanz Gefahr für die Jungfrauen erwachsen sei. Dort aber ward es ungemein arg damit. Des Hofes Ansehn, die wenigen Eunuchen richteten nichts aus. Flore mußte sogar, des Aergernisses halber, zornig gebieten, daß der Vulkan mit seiner Feuerfontaine einhielt, wodurch die Sache freilich viel schlimmer ward.

Bei dem allen darf man hier nicht an das vom Tigellinus dem Nero gegebene Gastmahl, denken, wovon Tacitus im funfzehnten Buche der Annalen ein Gemälde liefert.

Der Hof kehrte auch, früher wie er es gedacht, zurück in den Pallast.

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12+
Data wydania na Litres:
30 czerwca 2018
Objętość:
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