Czytaj książkę: «Was Christen mögen ...»
Jonathan Acuff
Was Christen mögen ...
Ein satirischer Blick auf »typisch christliche« Eigenarten
Aus dem Amerikanischen von Christian Rendel
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865065506
© 2011 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Originaltitel: Stuff Christians Like
Originally published by Zondervan, Grand Rapids, Michigan 49530/USA.
© 2010 by Jonathan Acuff Illustrationen: Mark Sheeres
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelillustration: Mark Sheeres
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Was Jon mag: Jenny
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Einleitung
Mein Fehler
Gebet
In Liebe begegnen
Gemeinde
Gott
Zeugnis geben
Die Bibel
Eltern
Missionale postmoderne Relevanz
Tränenfeste am Samstagabend
Schluss
Danksagungen
Lust auf mehr von dem, was Christen mögen?
Einleitung
Wenn du dieses Buch kaufst, wird Gott dich reich machen.
Eigentlich wollte ich sagen, wenn du dieses Buch liest, aber ich bin ziemlich sicher, dass Leute, die es sich in der Bücherei ausleihen, nicht so viel an Herrlichkeiten bekommen werden wie diejenigen, die es kaufen.
Wenn du also gerade in der Buchhandlung stehst und mit dir ringst, ob du dieses Buch kaufen solltest, dann ist die eigentliche Frage wohl diese: Magst du Geld?
Und ein schickes Auto?
Willst du eine bessere Ehe haben?
Und wohlerzogene Kinder?
Und zwei perfekt geschwungene Augenbrauen?
Falls du irgendeine dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, weiß ich wirklich nicht, warum du noch zögerst.
Liebst du Jesus? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.
Findest du Christen seltsam? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.
Was ich mit alledem sagen will, ist wohl: Dieses Buch ist für jeden. Für jeden, der genug Knete hat, um meinen Schuhfetisch zu finanzieren. Ich mache nur Witze – das ist eine Textzeile von Fergie, kein Ausdruck meiner inneren Haltung. Eigentlich dürfte ich nicht einmal wissen, dass Fergie existiert, geschweige denn in einem Buch, das in einem Verlag erscheint, der auch Bibeln herausgibt, aus einem ihrer Songs zitieren.
Um es dir noch leichter zu machen, dich mit Was Christen mögen … anzufreunden, habe ich vier kurze Essays als Starthilfe an den Anfang gestellt. Schau sie dir ruhig an, aber falls du gerade in der Buchhandlung in der Abteilung »Erbauliches« stehen solltest, geh zum Lesen lieber hinüber zu den Zeitschriften. Wenn du zu lange bei den Bibeln stehen bleibst, wird dir früher oder später jemand Zeugnis geben.
Booty, Gott, Booty
Die Archive reichen nicht weit genug zurück, aber ich glaube, das ist genauso eine Idee wie die, mit denen Billy Graham am Anfang punktete, als er auf dem Weg nach oben war. Ist ja auch sinnvoll, denn Christen mögen »Booty, Gott, Booty«.
Das habe ich gemerkt, als ich einmal meinen Lieblingsradiosender in Atlanta hörte – V103, den »Sender fürs Volk«. Das ist ein Hip-Hop-Sender, auf dem meistens Rap und Rhythm & Blues läuft. Das Beste an V103 ist die Morgensendung. Jeden Morgen um halb sieben, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin, kommt da so ein Programmteil namens »Inspirierendes Vitamin«. Da lesen sie einen Bibelvers vor und spielen dann einen Gospelsong oder einen Clip von einem Pastor aus Atlanta. Ganz ehrlich, für mich ist das meistens ein erbauliches Erlebnis. Was ich daran jedoch am interessantesten finde, ist die Art, wie sie das inspirierende Vitamin in ihr normales Programm hineinquetschen. Oft läuft es so, dass um sechs Uhr fünfundzwanzig, unmittelbar vor dem Übergang zum geistlichen Teil der Sendung, irgendein Booty Song gespielt wird. Sagen wir, »I’m ’n Luv (Wit a Stripper)«. Dann bringen sie um sechs Uhr dreißig den Bibelvers. Und hinterher um sechs Uhr fünfunddreißig schieben sie prompt so etwas wie Lil’ Waynes »Lollipop« nach. Im Grunde rahmen sie als das inspirierende Vitamin mit Booty ein, nach der einfachen Formel: Booty, Gott, Booty.
Man kann sich leicht darüber amüsieren, wie unaufrichtig dieses inspirierende Vitamin rüberkommt, wenn es von zwei Hardcore-Rap-Songs flankiert ist, aber vielleicht hört sich ja Gott die Radiosendung meines Tages an und bekommt dabei Folgendes zu hören:
Samstagabend, zum Feiern in die Stadt. Gott ist zu Hause und babysittet mein Zeug.
Sonntagmorgen, wieder daheim bei Gott. Wir verstehen uns. Wir sind im Gebet. Wir sind die besten Kumpels.
Montag, wieder an der Arbeit. Gott sitzt im Auto, wo ich meine Bibel liegen gelassen habe.
Vielleicht ist es nicht ganz so augenfällig oder grell, aber der Gegensatz zwischen dem, was ich bin, wenn ich »auf Gott« bin, und dem, was ich bin, wenn nicht, ist beträchtlich. Also, wenn du das nächste Mal von einem Teil deines Tages zum anderen übergehst, frag dich ruhig mal: Habe ich gerade Booty, Gott, Booty gemacht?
Das ist mein inspirierendes Vitamin für diesen Tag.
»Kindlichen Glauben« als Rettungskapsel, um schwierigen theologischen Diskussionen zu entkommen
Ich will ehrlich zu dir sein. Sollten wir uns je begegnen, und du verwickelst mich in eine wirklich schwierige theologische Diskussion, in der Wörter wie »Hermeneutik« oder »Trimillennialismus« vorkommen oder in der es darum geht, was genau in der Endzeit passieren wird, dann werde ich in meine »Kindlicher-Glaube«-Rettungskapsel steigen und mich einfach aus dem Gespräch herauskatapultieren.
FREUND: Jon, glaubst du, die Erde wurde buchstäblich in sechs Tagen erschaffen, oder bedeuten die Tage in Gottes Wahrnehmung der Zeit etwas anderes?
ICH: Hmmm, wenn ihr nicht glaubet wie die Kinder …
FREUND: Ja, sicher, kindlicher Glaube, toll, aber hast du je über die Begrenzungen Gottes nachgedacht? Er kann nicht lügen – heißt das dann also, dass er nicht allmächtig ist? Weil er doch nicht die Fähigkeit zum Lügen hat?
ICH: Sehr gute Frage. Ich würde sagen, meine Antwort ist …»kindlicher Glaube«.
FREUND: Richtig, aber ich glaube, Gott hat uns diesen wunderbaren Verstand gegeben, damit wir den tiefsten Wahrheiten auf den Grund gehen. Außerdem sagt die Bibel doch, wir sollen abtun, was kindlich ist.
ICH: EKG.
FREUND: Hast du Herzprobleme? Was hat das denn damit zu tun?
ICH: Ein Kindlicher Glaube. EKG.
FREUND: Das ist ja entsetzlich. Du solltest dich was schämen.
ICH: Man braucht nicht witzig zu sein, wenn man einen kindlichen Glauben hat. Ist dir schon mal ein Fünfjähriger begegnet, der witzig war? Einer hat mir neulich einen Witz erzählt, der ging so: »Treffen sich zwei, und der eine kommt nicht.«
FREUND: Warum gebe ich mich eigentlich mit dir ab?
ICH: Weil ich dich mit zu den Dove Awards nehme, falls ich mal ein berühmter Christ werde.
Neunzig Prozent meiner Gespräche mit Freunden enden mit diesen beiden Zeilen.
Ist das schlimm? Bist du anderer Meinung? Was sagst du da? Du kennst vier verschiedene hebräische Ausdrücke, die meinen Hang zum kindlichen Glauben widerlegen? Ich kann dich so schwer verstehen durch diese Rettungskapseltür. Tut mir leid, die Verbindung reißt ab. Raketen zünden!
Nicht witzig sein für den Herrn
Christen mögen es nicht, witzig zu sein. Hätte ich einen Dollar für jedes Mal, wo mir einer gesagt hat: »Was mir an den Christen am besten gefällt, ist, dass sie so witzig sind«, müsste ich für Cents auf der Straße tanzen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Ein Übermaß an Humor oder Schlagfertigkeit oder Satire ist unserer christlichen Kultur noch selten als Etikett aufgeklebt worden.
Anfangs dachte ich immer, das wäre Gottes Schuld. Vielleicht, dachte ich, hatte er irgendwann im Alten Testament mit der Faust der Gerechtigkeit auf die Amalekiter oder Girgaschiter oder sonst irgendwelche »Iter« geschlagen, weil sie zu viele Witze machten. Doch je mehr ich in der Bibel lese, desto klarer wird mir, dass Gott das Lachen durchaus befürwortet. Mein Lieblingsbeispiel ist Psalm 126,1 - 3: »Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens sein, aber wir werden es sofort ausspucken, weil Christen nicht lachen sollten.« Quatsch. In Wirklichkeit endet der Vers mit: »Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan!«
Die Heiden sahen, wie gut Gott war, weil sein Volk so viel lachte. Wow, das ist toll! Wie sind wir dann aber zu unserem schlechten Ruf gekommen, so furchtbar ernsthaft zu sein? Ich führe das auf das Salbungsvolle-Christen-Syndrom zurück.
Das Salbungsvolle-Christen-Syndrom (SCS) ist eine Krankheit, die einen glauben lässt, man müsse, um ein guter Christ zu sein, immerzu ernst sein. Um Menschen für Gottes Reich zu erreichen, müsse man sich fromm und ehrfürchtig geben, und statt laut zu lachen, müsse man mit leicht gekräuselten Augenwinkeln leise sagen: »Das ist lustig. Ich erkenne das Humorvolle an dieser Situation. Das ist lustig.«
Als ich anfing, Was Christen mögen … zu schreiben, ertappte ich mich dabei, dass ich die ersten Kapitel mit SCS kontaminierte. Ich ließ jeden Text, den ich schrieb, mit einem buchstäblichen »Ruf nach vorn« enden. Selbst die albernsten Texte fingen zwar witzig an, kamen aber dann doch irgendwie zu einem Schluss, der kurz gefasst sagte: »Und deshalb sollten Sie das Blut Jesu in ihre Seele aufnehmen. Ahhhhhhaleulah.« (So schreibt man das, was Mönche bei ihren liturgischen Gesängen von sich geben. Nur zu, google es ruhig. Ich warte so lange.)
Mitten in meinem Anfall von SCS stolperte ich über einen Vers in Matthäus 6. Da sagt Jesus in Vers 16: »Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.«
Er predigt hier über Leute, die sich Mühe geben, fromm auszusehen. Leute, die ihre Gesichter verziehen, um geistlicher auszusehen als andere. Der Vers handelte zwar vom Fasten, aber ich fühlte mich ziemlich ertappt im Hinblick auf mein Geschreibsel.
Beim Salbungsvolle-Christen-Syndrom geht es allein darum, fromm auszusehen, geistlicher zu erscheinen als andere und anderen weiszumachen, man sei perfekt. Und genau das machte ich mit meiner Schreiberei. Ich versuchte, jedem Text zwanghaft eine ernsthafte Einsicht einzuflößen, damit jeder, der das Buch dann lesen würde, sich denken sollte: »Potzblitz, sein Blog ist witzig, aber sein Buch ist randvoll von Weisheit und Frömmigkeit. Der könnte durchaus der nächste C. S. Lewis sein.« Was ich, nebenbei bemerkt, wahrscheinlich tatsächlich sein könnte, hätte mein Verleger nicht meinen ursprünglichen Titelvorschlag für dieses Buch abgelehnt: Was Christen mögen: Das Buch, das C. S. Lewis schreiben würde, wäre er vierzig Prozent sarkastischer und hundert Prozent weniger tot.
Was hilft gegen SCS? Die Verse im Matthäus-Evangelium schlagen vor, sich das Haupt zu salben und das Gesicht zu waschen. Falls das nicht hilft, salbe dir doch das Gesicht und sag den Leuten, das sei »Predigtglanz« und du wolltest ein schwitzender Prediger sein. Witze über schwitzende Prediger kommen immer gut an.
Flitterwochensex ein bisschen höher einstufen als die Wiederkunft Christi
Christen in aller Welt sind begeistert von der Vorstellung, dass Jesus wiederkommt, aber nur, wenn sie vorher ihre Jungfräulichkeit verlieren.
Und wenn das auf dich zutrifft, wenn du Christ bist und nie verheiratet warst und nie Sex hattest, dann lass mich dir erst einmal gratulieren. Du, mein Freund, bist ein einzigartiges Fanal der Reinheit. Zweitens, lass mich dir versichern, dass deine Erwartungen an deine Hochzeitsnacht wahrscheinlich voll ins Schwarze treffen. Ich weiß, irgendwo tief in deinem Innern schwelt der Gedanke: »Ich werde stinksauer auf Jesus sein, wenn er wiederkommt, bevor ich jemals Sex hatte.«
Dieser Gedanke ist vollkommen verständlich; Sex ist schon etwas ziemlich Umwerfendes.
Wohlgemerkt: Was wir beide hier gerade sagen, ist, dass die Wiederkunft des Messias ein bisschen weniger umwerfend sein wird als Geschlechtsverkehr. (Ich habe eben das Wort Messias verwendet, um die Schuldschraube eine Spur höher zu drehen.) Wenn das deine Erwartung ist, wenn du lauthals verkündest, dass deine Hochzeitsnacht die Wiederkunft Jesu an Herrlichkeit und Großartigkeit überstrahlen wird, dann steht mit dir, glaube ich, alles zum Besten.
Denn ziemlich genauso wird es tatsächlich sein.
Aller Wahrscheinlichkeit nach bist du einer jener seltenen Menschen, die ihre eheliche sexuelle Beziehung nicht über sechzig Jahre oder so aufbauen und zum Erblühen führen müssen. (Autsch … ich habe gerade die Worte »sexuelle Beziehung« und »sechzig Jahre« in ein und demselben Satz verwendet.) Stattdessen wirst du sofort und von ganz allein wissen, wie du es anstellen musst, um deinem Mann oder deiner Frau die höchsten Wonnen zu verschaffen. Du wirst wissen, auf welche Knöpfchen du drücken musst, und du wirst lachen, oh, wie du lachen wirst über all die Leute, die es nicht geschafft haben, in ihrer Hochzeitsnacht, nach einem der körperlich, emotional und geistig anstrengendsten Tage ihres Lebens, dahinterzukommen. Plötzlich werden all jene schrägen frommen Witze darüber, dass es völlig egal sei, wo die Hochzeitsreise hingehe und wie das Wetter sei, weil man ja sowieso nie das Hotelzimmer verlassen würde, einen Sinn ergeben. Wahrscheinlich wird die Sonne mit einem herrlichen Kaleidoskop von Pink- und Orangetönen im Meer versinken, und die Vögel in den Palmen werden einen Song von Prince zwitschern. Und zwei Delfine werden immerzu aus dem Wasser in die Höhe springen und die Form eines Herzens bilden, als Symbol für zwei Christen, die eins werden.
Könnte so passieren.
Ich kann mich nicht erinnern, dass es auf meiner Hochzeitsreise ganz genauso gelaufen wäre.
Aber bei dir könnte es ja durchaus so kommen.
Mein Fehler
Einmal ging ich mit einem Freund, der in einer Kirchengemeinde arbeitet, in einen Film, der ab siebzehn Jahren freigegeben war. Hinterher auf dem Weg nach draußen bemerkte er zwei Leute, die ihn kannten. Er packte mich, bevor sie uns erkannten, und wir versteckten uns draußen, bis wir dachten, sie wären weg. Doch dann stellte sich heraus, dass sie im Foyer auf uns warteten. Ich arbeitete nicht in einer Gemeinde, also hatte ich nur eine ganz normale Sünde begangen. Mein Freund hingegen hatte gegen irgend so ein Gelübde für Gemeindeangestellte verstoßen, »niemals den Film Desperado mit dem lateinamerikanischen Superstar Antonio Banderas in der Hauptrolle anzuschauen«. Also deutete ich kurzerhand mit dem Finger auf ihn und sagte: »Ist doch peinlich, wenn man sieht, wie Pastoren über die Stränge schlagen. Wir drei sind schließlich nur ganz normale Christen. Aber dieser Typ ist ein Profi. Der sollte sich was schämen.« Dann fluchte ich noch ein bisschen, um meiner Rede Nachdruck zu verleihen, aber es war einer von den lässlichen Flüchen, also nicht so schlimm.
Darüber klagen, dass man in der Gemeinde keine »Nahrung« bekommt
Wenn du ein professioneller Gemeindemeckerer werden willst – nicht nur ein Amateur, der gelegentlich den Gottesdienst, den Pastor oder andere Attribute der Gemeinde mit Steinen bewirft – dann musst du dir die folgende Formulierung merken:
»Ich bekomme hier keine Nahrung.«
Diese schlichte Beschwerde – es fehlt an Lehre, die Predigten sind dünn, die Lobpreismusik ist nicht erbaulich genug oder eine Million anderer Dinge, die den Leuten nicht ausreichend erscheinen – ist die offizielle Beschwerde der Gemeindemeckerer aus aller Welt. Fänden wir einen Weg, sie in bare Münze umzusetzen, so könnten wir der Armut in der Welt ein für alle Mal ein Ende machen. Vergiss die Kernfusion: Könnten wir immer dann, wenn jemand diesen Satz sagt, daraus Energie erzeugen, wäre es mit unserer Abhängigkeit von ausländischem Öl innerhalb von vier Minuten vorbei!
Diese Aussage ist so perfekt, weil sie alle Aufmerksamkeit von mir weglenkt und zugleich eine falsche Demut erzeugt und mich geistlich reif und weit fortgeschritten erscheinen lässt. »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Ich möchte nur etwas lernen. Ich gebe zu, dass ich noch nicht fertig bin. Ich habe Hunger nach tiefer, echter geistlicher Lehre. Ich gebe demütig zu, dass ich aus der Gemeinde nicht genug empfange. Bitte hilf mir, die reichen, Glauben stärkenden Erfahrungen zu machen, die ich so dringend brauche.«
Aber pass auf, zu wem du das sagst. Die Pastoren werden immer gewitzter. Wenn die Leute zu meinem Freund kommen und sagen: »Ich bekomme hier keine Nahrung«, dann antwortet er: »Mein einjähriges Kind füttere ich gern mit dem Löffel. Wenn er aber fünf ist und ich das immer noch machen muss, haben wir ein Problem. Hier hast du eine Gabel. Guten Appetit.«
Mit der Kleingruppe Schluss machen
Viele Christen kommen in der Beziehung zu ihrer Kleingruppe irgendwann an den Punkt, wo sie erkennen: »Das bringt’s für mich einfach nicht mehr. Ich muss auch mal andere Kleingruppen kennenlernen.«
Das ist eine knifflige Situation, die mit einzigartigen Herausforderungen befrachtet ist. Wählst du den passiv-aggressiven Weg und tauchst einfach nicht mehr auf? Bringst du Ausreden vor, bis die Leute irgendwann nicht mehr anrufen? Kannst du der Gruppe fernbleiben, ohne dass es so aussieht, als hieltest du dich von Gott fern, denn ihn hast du ja immer noch lieb, nicht wahr? Organisierst du eine Meuterei und versuchst, andere Paare mitzunehmen? »Ich kann nicht dauernd das Buch Hiob lesen. Ich werde mich aus dem Staub machen. Wir machen eine neue Gruppe auf und brechen zur Grenze des Neuen Testamentes auf. Ich glaube, wir können noch zwei Leute in unserem Auto unterbringen. Drei, wenn einer hinten im Kofferraum sitzt. Aber Hank und Stacy werden es wohl nicht mehr schaffen. Schaut euch nicht um. Rennt einfach. Rennt!«
Oder legst du es darauf an, dass die anderen dich loswerden möchten? Etwa, indem du, wenn die Kleingruppe bei dir zu Hause stattfindet, ein absolut scheußliches Dessert servierst, so wie Erdbeerpastete mit sauren Nierchen oder Brombeer-Rote-Beete-Pudding? Fängst du an, dich bei den Gruppenabenden endlos über die kleinsten Details deines Lebens zu verbreiten, bis man dich aus lauter Verlegenheit bittet, dir eine andere Gruppe zu suchen? »Ich möchte euch von meinen Darmproblemen erzählen, die mich in letzter Zeit beschäftigt haben. Kennt das einer von euch auch? Darmprobleme? Also, auf der Toilette heute Morgen ist mir Folgendes aufgefallen. Ich habe auch ein paar Bilder mitgebracht.« Oder bringst du deine eigenen Gedichte mit und sagst den Leuten: »Gott hat mir dieses vierzehnseitige Gedicht über den Tod meiner Katze aufs Herz gelegt, das ich euch heute Abend gerne vorlesen möchte. Es ist auf Klingonisch geschrieben. Könnte also sein, dass es beim ersten Mal ein bisschen schwer zu verstehen ist«?
Oder fängst du an, dich nebenher mit anderen Kleingruppen zu treffen? Und lässt deine Ex-Gruppe weiterlaufen, weil du mit einem der Männer gerne über Fußball redest und deine Frau die Rezepte mag, die eine der anderen Frauen ihr immer gibt? Geistliche Substanz kannst du woanders finden. Fang doch einfach an, dich mit Kleingruppen überall in der Stadt einzulassen, bis du eine findest, die dir gefällt. Wenn es so weit ist, kannst du ja immer noch mit der alten Schluss machen.
Wenn alle Stricke reißen, kannst du natürlich auch einfach ehrlich sein. Aber das brauchst du nur, wenn du kein gutes Rezept für Hackfleisch-Ananas-Kekse mit weißen Schokoladenchips kennst. Die hassen die Leute. Serviere deiner Kleingruppe einen warmen Teller davon, und nach einem oder zwei Bissen ist alles vorbei.
Mehr Hassmails verschicken als die Satanisten
Ich will dich nicht anlügen. Ich kenne die genauen Zahlen zu dieser Studie nicht. Es hat sich niemand mit Bunsenbrenner, Messbecher oder statistischen Flussdiagrammen hingestellt und die Menge der von Satanisten verschickten Hassmails mit der Menge der von Christen verschickten verglichen. Aber was Hassmails über von mir geschriebene Sachen angeht, die mir per E-Mail oder als Blogkommentar zugesandt wurden, so kann ich mit Sicherheit sagen, dass hundert Prozent davon nicht von Satanisten kamen und dass die Mehrzahl von meinen lieben Mitchristen stammte.
Das kommt mir widersinnig vor. Ich habe keine Freunde, die sich zur Satansanbetung bekennen, aber ich nehme an, dass da eine Menge Hass im Spiel ist. Ich kann mir nur vorstellen, dass man, wenn man dem Vater der Lüge dient, viel mit Lügen und Kritik und allen möglichen Gemeinheiten zu tun hat. Hass ist für Satanisten so etwas wie Frisbee für Christen. Das ist einfach eine Sache, die man mitmacht, wenn man dem Verein beitritt. Und dennoch kriege ich die frustriertesten Hassmails, die mir wünschen, ich möge in eine Grube voller Pumas fallen, die auf Crystal Meth sind, von anderen Christen.
Das ergibt keinen Sinn. Schließlich ist die Liebe in unserer Satzung festgeschrieben. Wir sollen Gott lieben, unseren Nächsten lieben und uns selbst lieben. Hört sich doch ganz einfach an. Aber vielleicht ist es zu schwer, das alles auf einmal zu versuchen.
Wie wär’s, wir würden uns für dieses Jahr mal ein nicht ganz so unrealistisches Ziel vornehmen, wie zum Beispiel: »Lasst uns weniger Hassmails verschicken als die Teufelsanbeter«? Zugegeben, das ist vielleicht nicht die Art Ziel, die sich als Kawohl-Kalenderspruch verwenden lässt, aber zumindest ist es erreichbar. Hoffe ich.
Kirchen bemitleiden, die nicht mega sind
Christen haben manchmal Spaß daran, kleine, stille Wellen des Mitleids für jede Gemeinde zu empfinden, die nicht über explodierende Besucherzahlen verfügt.
Deshalb denke ich jedes Mal, wenn meine Frau und ich auf dem Weg zu der Megakirche, in die wir gehen, an der kleinen Baptistengemeinde in meiner Nachbarschaft vorbeifahren: Müssten nicht das Kamerateam oder der Bursche, der die Lasershow steuert, längst in der Kapelle sein? Aber der Parkplatz ist morgens um acht noch vollkommen leer. Sicher, da passen sowieso nur ungefähr vierzig Autos drauf, aber müsste nicht wenigstens das Begrüßungsteam schon da sein, um die Pylone aufzustellen? Wer schaltet die ganzen Flachbildschirme ein oder steuert den Kamerakran, den sie benutzen, um den Gottesdienst an die anderen Standorte zu übertragen, in die richtige Position? Dann fällt es mir wieder ein: Stimmt ja, die haben gar keinen Kran und auch keine anderen Standorte.
Und dann tun sie mir richtig leid.
Wenn nämlich Gott wirklich gut fände, was die da machen, hätten sie dann nicht auch ein so großes Gebäude wie die Gemeinde, in die ich gehe? Hätten sie nicht auch an einem durchschnittlichen Sonntag fünfzehntausend Gottesdienstbesucher? Hätten sie nicht vierhundert Mitarbeiter statt nur vier? Würde Gott diese Gemeinde nicht segnen und mega machen, wenn er gut fände, was die da machen?
Das würde er, und das steht ja auch so in der Bibel. In Lukas 15,10 heißt es: »So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.« Ich weiß, was Sie jetzt denken: »Aha, eine Person ist für Gott schon mega!« Aber vielleicht ist ja »eine Person« im Sinne der göttlichen Mathematik zu verstehen, so wie manche Leute auch argumentieren, die sechs Schöpfungstage könnten auch dem menschlichen Äquivalent von sechstausend Tagen entsprechen. Vielleicht sollten wir »eine Person« als »ein großstädtisches Ballungsgebiet« verstehen?
Das alles kann einen schon manchmal sehr verwirren. Ich würde mir ja gerne in der kleinen Gemeinde in meiner Nachbarschaft einen weisen Rat dazu holen, aber ich glaube, die beschäftigen dort nicht einmal einen Experten fürs Neue Testament. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass der Pastor derselbe Typ ist, der da immer den Rasen mäht. Der übrigens so klein ist, dass man darauf nicht einmal ein Open-Air-Kino-Event veranstalten könnte. Wie traurig.
Auf Megakirchen herumhacken
Ich gehe in eine Megakirche, und das bringt es mit sich, dass gelegentlich Christen, die große Gemeinden für eine Fehlentwicklung halten, mich in Debatten darüber verwickeln, warum Megakirchen doof sind. Wobei die Leute es nie einfach offen aussprechen und sagen: »Megakirchen sind doof.« Manchmal wäre es mir lieber, sie täten das. Das ginge nämlich viel schneller als folgender Monolog:
Die Sache ist die: Wenn eines Sonntags eine Karawane von Schulbussen vor unserer Gemeinde vorfahren würde und aus heiterem Himmel auf einmal Tausende von Besuchern auftauchen würden, dann würde ich sie wieder wegschicken. Ich würde ohne Umschweife sagen: »Nein danke, wir wollen keine Megakirche sein. Steigen Sie wieder ein und fahren Sie woanders hin.« Wahrscheinlich müsste ich die hartnäckigeren Fälle mit dem Gartenschlauch verscheuchen, aber das Allerletzte, was ich wollte, wäre, zu einer Megakirche zu gehören.
Ich bin ziemlich sicher, dass Gott nicht viel von diesen Gemeinden hält. Die Musik ist viel zu laut, und man kommt sich im Gottesdienst vor wie bei einem Konzert. Ohne alte Choräle weiß ich gar nicht, ob das überhaupt als Gottesdienst gilt. Außerdem kann man keine echten Beziehungen zu Leuten aufbauen, wenn man am Sonntagmorgen von viertausend anderen Gemeindegliedern umgeben ist.
Und sie benutzen Laserscheinwerfer. Gott hasst Laserscheinwerfer. Und im Missionsauftrag in Matthäus 28,19, wo es heißt: »Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker«, da meinte Jesus »alle« nicht im Sinne von »jeden«. Er meinte alle im Sinne von »alle Leute, die in ein Gebäude von angemessener Größe passen«. Was das ist, ein Gebäude von angemessener Größe? Zum Beispiel das, in dem sich meine Gemeinde zurzeit versammelt. Komm bloß nicht auf den Gedanken, zu uns in den Gottesdienst zu kommen. Ich habe einen Gartenschlauch, und ich scheue mich nicht, ihn zu benutzen.
Gelegentlich fluchen
Christen fluchen gelegentlich. Sie tun das nicht dauernd. Ich rede hier nicht von dreißígsekündigen Tiraden aus lauter Schimpfwörtern. Ich meine nur, dass sie alle paar Tage mal mitten im Gespräch einen Kraftausdruck fallen lassen. Warum machen wir das? Ich glaube, wir möchten gern andere wissen lassen, dass wir diese Wörter durchaus kennen. Wir wollen, dass andere merken, dass wir wissen, dass es sie gibt und was sie bedeuten. Außerdem weiß doch jeder, dass ein Fluch neunzehn Mal wirkungsvoller ist, wenn er aus dem Mund eines Christen kommt. Das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Wenn man ungläubig ist und flucht wie ein Landsknecht, dann ist das nichts Besonderes. Wenn man aber als Christ flucht, dann fallen die Vögel vom Himmel herab. Die Bäume erzittern bis in die Wurzeln. Das Magma unter der Erdkruste kühlt sich um vierzehn Grad ab. Über solche Macht zu verfügen, ist einfach zu verlockend, als dass man es ignorieren könnte.
Sagen, ein anderer werde im Himmel ein größeres Haus haben als man selbst
Jeder Christ hat so seine eigenen Vorstellungen davon, wie es im Himmel sein wird. Doch über eins sind sich alle einig: Höchstwahrscheinlich wird irgendjemand, den man kennt und der superfromm ist, dort ein schöneres Haus haben als man selbst. Man selbst ist gut, aber man kennt bestimmt Leute, um die sich Gott ganz besonders kümmern wird, wenn alles vorbei ist.
Deshalb hoffe ich, dass ich im Himmel mal meine Nachbarin Lynn besuchen darf. Die wird nämlich ganz sicher in einer exklusiven geschlossenen Wohnanlage wohnen. Das Tor wird zwar sicher offen sein, weil ja im Himmel keiner irgendwo einbricht, aber sie wird wahrscheinlich trotzdem auf den Summer drücken oder vielleicht auch die Posaune blasen müssen, um mich hereinzulassen. Ich schätze, im Himmel wird es eine Menge Posaunen und Harfen geben.
Versteh mich nicht falsch – ich werde im Himmel bestimmt auch eine nette Bleibe haben. Aber ich habe noch nie jemandem nach einem Sturm das Dach neu gedeckt. Ich habe nie meine Schwiegermutter bei uns einziehen lassen und sie ein Jahr lang gepflegt, als sie krank war. Ich habe mich noch nie zwei Jahre lang für zwei Tage in der Woche als Babysitter für meine Enkeltochter zur Verfügung gestellt, bloß weil das gerade der richtige Schritt war.
Wenn es so weiterläuft wie bisher, kriege ich wahrscheinlich ein Loft. Es wird klein sein, aber eine hübsche Aussicht haben. Größtenteils auf Lynns Haus, weil das so riesig sein wird, dass man im Himmel kaum einen Platz finden wird, von dem aus man es nicht sehen kann. Ich sage ja nur – sie bekommt das VIP-Programm.
Ein bisschen weniger nett sein als die Mormonen
Hast du je einen Mormonen getroffen, der ein Blödmann war? Ich nicht. Jeder Mormone, dem ich je begegnet bin, war nett, freundlich und gut gekleidet. Aber ich weiß, bei denen gibt es auch welche. Irgendjemand in Utah muss ja wohl ein Blödmann sein. Aber ich finde, Mormonen sind ein bisschen netter als Christen. Und der Grund ist folgender: Wenn Blödmänner Christen werden, ist das manchmal so, wie wenn ein Schlägertyp Karate lernt. Statt uns von Christus in unserem Herzen und unserer Einstellung verändern zu lassen, haben wir jetzt eine neue Methode, um andere in Grund und Boden zu hauen. Unsere bisher schon vorhandene Neigung, andere zu verurteilen, wird durch die neu gefundene Spiritualität nur noch verstärkt. Was früher »allen anderen meine Meinung aufzwingen« war, ist jetzt »allen anderen im Namen Gottes meine Meinung aufzwingen«.
Eine geistliche Ausrede dafür haben, dass man keine geistliche Disziplin hat