Czytaj książkę: «Goethes Briefe an Leipziger Freunde»
Herrn
Salomon Hirzel
Sie haben, lieber Freund, nicht nur die erste Veranlassung zu diesem Buch gegeben, sondern auch auf Form und Inhalt desselben einen so bestimmenden Einfluß geübt, daß Sie sich es schon gefallen lassen müssen auch Ihren Namen dazu herzugeben. Ich weiß gewiß, daß Niemand mehr Freude an den Reliquien haben wird, die hier das Goethefest zum Vorschein brachte, Niemand aufrichtiger die Dankbarkeit gegen diejenigen mit mir theilen wird, deren Güte die Veröffentlichung derselben gestattete, als Sie. Deshalb werden Sie auch die etwas bunte Mischung des Inhaltes, für welche nicht einmal ein passender Titel zu finden war, mit gewohnter Nachsicht, wie ich hoffe, entschuldigen.
So bringe ich Ihnen das Buch als eine Erinnerung an einige in heiterer Thätigkeit angenehm verlebte Tage und an einen aufrichtigen, treuen Freund.
Leipzig am 18. October 1849.
Otto Jahn.
Goethes Jugend in Leipzig
Eine Rede
von
Otto Jahn
Gehalten am 28. August 1849 in der akademischen Aula in Leipzig
Beim Anschauen des Olympischen Zeus vergaß der Grieche in stiller Bewunderung Leid und Kummer, gebannt unter den Zauber göttlicher Majestät fand er Frieden und Kraft, und ging mit dem stolzen Gefühl, ein Grieche zu sein, von dannen. Der heutige Tag giebt dem Deutschen ein ähnliches Gefühl. Heute ist es ihm vergönnt, selbst die schwerste Sorge, die Sorge um das Vaterland, den tiefsten Kummer um vereitelte Hoffnungen und Bestrebungen im Andenken an den großen Mann zurückzudrängen, der dem ganzen Vaterlande angehört, um auszusprechen, worin wir alle einig und frei sind, unsere Bewunderung und Verehrung gegen Goethe. Dankbarkeit und Anhänglichkeit auszusprechen, bedarf es keiner besonderen Berechtigung, Goethes Andenken zu feiern ist jeder berufen, der an deutscher Bildung Theil hat; für uns aber ist es eine mahnende Pflicht, das Bild des Dichters, der uns persönlich nahe angehört hat, mit einem Kranze der Erinnerung zu schmücken.
In Leipzig hat Goethe sein Studien begonnen, drei Jahre hindurch hat er unserer Universität angehört, ist hier durch den Verkehr mit Künstlern und Kunstfreunden angeregt und gebildet worden, Freundschaft und Liebe haben ihn hier mannigfach gefesselt, hier hat er die unruhvoll bewegte Zeit der ersten Selbständigkeit durchlebt – wahrlich kein unbedeutender Theil seines Lebens gehört uns an. Wir dürfen ihn selbst zum Zeugen seiner Anhänglichkeit an Leipzig nehmen, dessen Erinnerung ihm stets theuer und bedeutend war. „Wer kein Leipzig gesehen hat,“ schrieb er seinem Freunde Breitkopf nach der Heimkehr in Frankfurt, „der könnte hier recht wohl sein,“ in einer Stadt, „die zu sehr Antithese von Leipzig ist, um viel Annehmlichkeit für ihn zu haben.“ „Sie haben Recht, meine Freundin, daß ich jetzt für das gestraft werde, was ich gegen Leipzig gesündigt habe,“ heißt es in einem anderen Briefe; „mein jetziger Aufenthalt ist so unangenehm als mein Leipziger angenehm hätte sein können, wenn gewissen Leuten gelegen gewesen wäre, mir ihn angenehm zu machen.“ So urtheilte nicht nur der von dem Scheiden aus lieben und gewohnten Verhältnissen schmerzlich ergriffene Jüngling, der „draußen im Reich, in der Frankfurter Hungersnoth des guten Geschmacks“ die feinere, namentlich litterarische Bildung, den freien ungezwungenen Verkehr, besonders mit Frauen, wodurch Leipzig sich auszeichnete, gar sehr vermißte. Als später Goethe von Weimar aus in wiederholten Besuchen seine persönlichen Beziehungen zu Leipzig erneuete, schrieb er (December 1782) an Frau von Stein: „Seit 69, da ich von hier wegging, bin ich nie über ein paar Tage hier gewesen, auch habe ich nur meine alten Bekannten besucht und Leipzig war mir immer so eng wie jene ersten Jahre. Diesmal mache ich mich mit der Stadt auf meine neue Weise bekannt und es ist mir eine neue kleine Welt. – Ich wünschte, mich ein Vierteljahr hier aufhalten zu können, denn es steckt unglaublich viel hier beisammen. Die Leipziger sind als eine kleine moralische Republik anzusehen. Jeder steht für sich, hat einige Freunde und geht in seinem Wesen fort, kein Oberer giebt einen allgemeinen Ton an und jeder produzirt sein kleines Original, es sei nun verständig, gelehrt, albern oder abgeschmackt, thätig, gutherzig, trocken oder eigensinnig, und was der Qualitäten mehr sein mögen. Reichthum, Wissenschaft, Talente, Besitzthümer aller Art geben dem Ort eine Fülle, die ein Fremder, wenn er es versteht, sehr wohl genießen und nutzen kann. Er muß sich nur im Allgemeinen halten, und keinen Antheil an ihren Leidenschaften, Händeln, Vorliebe und Abscheu nehmen. Es leben hier einige Personen im Stillen, die, wenn ich so sagen darf, vom Schicksal in Pension gesetzt worden sind, von denen ich großen Vortheil ziehen würde, wenn es mir die Zeit erlaubte. Von dem allgemeinen Betragen gegen mich kann ich sehr zufrieden sein. Sie bezeigen mir den besten Willen und die größte Achtung, dagegen bin ich auch freundlich, aufmerksam, gesprächig und zuvorkommend gegen Jedermann.“ Und so ist Goethe nicht nur mit den in jenen Studienjahren ihm bekannt und vertraut gewordenen Personen in Verkehr geblieben, bis in die letzte Zeit haben Leipzigs bedeutende Männer – ich darf nur Gottfried Herrmann, Friedrich Rochlitz, Blümner nennen – ihm nahe gestanden. Freilich erging das Strafgericht der Xenien auch über Leipzig, und er fand auch wohl gelegentlich, daß bei Anwesenheit der Catalani sich die Leipziger absurd benahmen, und meinte, „es thäte Noth, daß man solchem verfluchtem Volke die Gaben Gottes in Spiritus aufhübe, damit sie solche, bei Gelegenheit vergleichen und eine der anderen unterordnen könnten;“1 allein nicht lange vorher war er eifrig bemüht, die von Quandt hier aufgefundenen altdeutschen Gemälde, welche jetzt unser städtisches Museum schmücken, ihrem wahren Werth nach in weiteren Kreisen bekannt zu machen.2 Überhaupt fühlt man leicht in so manchen kleinen Zügen die Theilnahme und Freude, mit welcher Goethe die Erinnerung an seinen Leipziger Aufenthalt wieder auffrischt und auf alles überträgt, was Leipzig angeht.
Bei einer Feier, welche seinem hundertjährigen Geburtsfest gilt, werden wir vor allem uns Goethe in Leipzig vergegenwärtigen wollen. Dies Bild zeigt uns zwar nicht den Mann in seiner vollendeten Kraft, nicht den Dichterfürsten im vollen Glanze seines Ruhmes, sondern den strebenden Jüngling, der die ersten Schritte auf seiner langen Siegesbahn beginnt, allein es zeigt uns schon den ganzen Goethe. Was uns bei der Betrachtung Goethes mehr als alles andere mit Staunen erfüllt, das ist die wunderbare Einheit und Kraft seiner Natur, welche ihn jede Stufe menschlicher Entwickelung so ganz voll und rein durchleben und darstellen ließ. Wer nicht beim Greise das rasche Feuer der Jugend, beim Jüngling die erfahrene Weisheit des Alters erwartet, vom Manne nicht stürmischen Übermuth, vom Jüngling nicht besonnene Sicherheit fordert, wer unbefangen die Schranken erwägt, welche der menschlichen Natur in ihrer Ausbildung gesetzt sind: dem wird Goethe von der Jugend bis ins hohe Greisenalter als ein Typus naturgemäßer Entfaltung einer großen und reichen Menschennatur erscheinen. Wäre zu unserer Zeit im Volke noch die dichterische Kraft schöpferisch lebendig, gewiß wäre Goethe durch die Sage zu einem Bilde des deutschen Geistes in seinen edelsten Richtungen verklärt worden: jetzt hat der Dichter selbst uns mit seltener Unbefangenheit und Klarheit sein eigenes Abbild entworfen. Wäre es die Aufgabe des Redners, mit Goethes Meisterwerk einen Wettkampf einzugehen, wer möchte sie übernehmen? Allein vergessen wir nicht, daß der reife Mann seine Jugend schilderte, auf deren Streben und Irren er mit Gelassenheit zurücksah, und daß diese Schilderung den Stempel einer Ruhe trägt, nach welcher jene Zeit vergebens rang. Versuchen wir daher, aus den leider nur spärlichen Nachrichten, welche uns aus jener Zeit in unmittelbarer mündlicher und schriftlicher Überlieferung grade hier zu Gebote stehen, uns eine anschauliche Vorstellung der Personen und Verhältnisse zu bilden, unter denen Goethe hier gelebt hat, und welchen Einfluß sie auf ihn gewonnen haben. Auch das unbedeutendere, das für ihn selbst später das Interesse verloren haben mochte, wird in diesem Zusammenhang einige Aufmerksamkeit verdienen.
Im Herbste des Jahres 1765 reiste Goethe, nicht lange erst 16 Jahr alt geworden, in Gesellschaft eines Buchhändlers Fleischer, der sich auf die Messe begab, und seiner Frau nach Leipzig. In jener Zeit wurde für die Kaufleute, welche zur Messe reisten, in den Kirchen gebetet; auch Goethe kam nicht ohne Unfall davon: bei Auerstädt wurde der Wagen umgeworfen, und Goethe strengte sich bei dem Aufrichten desselben übermäßig an, so daß er später noch die Folgen spürte. Hier angekommen miethete er sich in der Feuerkugel am Neumarkt zwei artige Zimmer, die in den Hof sahen, und wurde am 19. October von dem damaligen Rector, Hofrath Ludwig, als Student in der bayrischen Nation inscribirt.3 So sah er sich denn in der glücklichen Unruhe des jungen Studenten, der zum ersten Mal der Aufsicht des väterlichen Hauses entledigt den festen Vorsatz hat, seine Freiheit und Selbständigkeit, die ihm doch mitunter noch unbequem ist, zu genießen, voll Zuversicht, daß ihm die Welt gehöre, wenn er sie gleich noch nicht zu gewinnen weiß, voll Vertrauen auf seine Zeit und sein Geld, die ihm unerschöpflich dünken, voll guten Willens, sich auf das Leben vorzubereiten, das er noch nicht kennt. Ein Versuch, eine Enttäuschung folgt der anderen, kein Streben wird befriedigt, Genuß und Entsagung, Arbeit und Zerstreuung verdrängen einander, Leidenschaft stürmt auf Leidenschaft: so zieht das mächtig eindringende Leben tiefe, schmerzliche Furchen in das jugendliche Gemüth, welches frisch und voll die Eindrücke desselben in sich aufnimmt, daß es zu männlicher Kraft erstarkt, seine Früchte bringe. Goethe giebt uns während der ganzen Zeit seines hiesigen Aufenthalts das Bild dieses unruhvollen Drängens und Treibens, das sich weder seines Ziels noch seiner Kräfte klar bewußt ist, mit um so größerer Hast bald dies, bald das entgegengesetzte ergreift, um schnell enttäuscht zu ermatten. Er war in seinen Beschäftigungen unstät, schwankend, nie mit sich zufrieden; aber so entschieden war die Richtung seiner Natur, so stark das innerste Bedürfniß seiner Seele, daß er sich immer wieder auf die künstlerische Production hingeführt sah. Nicht minder wechselnd war seine Stimmung, bald ausgelassen lustig, bald selbstquälerisch verstimmt, bald übermüthig und neckisch, bald weich und theilnehmend, aber stets offenbarte sich die Überlegenheit einer tiefen und großen Natur, welche seine Umgebung, wie er sie auch verletzen und quälen mochte, immer wieder versöhnte und beherrschte.
Goethe befand sich, da er die Universität bezog, in einem eigenthümlichen Zwiespalt. Sein Vater sah zwar seine dichterischen und künstlerischen Beschäftigungen als einen wohlanständigen Zeitvertreib in Mußestunden mit Wohlgefallen und beförderte selbst, daß er sie gründlich trieb; als Hauptstudium aber hatte er für ihn die Jurisprudenz bestimmt und ihn selbst auf dieselbe vorbereitet. Der Sohn aber fühlte sich von der Rechtswissenschaft in keiner Weise angezogen; sich allein zum Dichter auszubilden kam ihm freilich nicht in den Sinn, seine Neigung führte ihn zu gründlicher Erforschung des Alterthums, und deshalb hatte er nach Göttingen zu gehen und in Heyne's und Michaelis Schule sich zu begeben gewünscht. Allein der Vater bestand auf Leipzig. Ihm, dem strengen, pedantisch abgemessenen Mann, von seinem Vorhaben zu sagen, wagte Goethe nicht; der erste Gebrauch, den er von seiner akademischen Freiheit machen wollte, sollte der sein, sich von der Jurisprudenz förmlich und feierlich loszusagen und dem Studium der Alten und der Kunst hinzugeben. Offen und ehrlich theilte er dem Hofrath Böhme, an welchen er empfohlen war, seinen Entschluß mit; allein den ernsten Auseinandersetzungen desselben und mehr noch den wohlwollenden Vorstellungen seiner Gattin gelang es bald, ihn von demselben zurückzubringen. Aber der nun gefaßte Entschluß, der Jurisprudenz treu zu bleiben, scheint nicht viel fester gewesen zu sein. Zwar besuchte er Anfangs juristische und philosophische Vorlesungen, schrieb auch mit großer Selbstüberwindung eifrig nach, wenn er nicht etwa zur Erholung vorzog, den Rand seines Hefts mit Carricaturen zu illustriren, allein gegen Fastnacht geriethen die Collegien in einen gefährlichen Conflict mit den köstlichen Pfannkuchen, welche am Thomaskirchhof gebacken wurden – es ist dann von ihnen nicht viel mehr die Rede. Auch die grammatisch kritische Richtung der sächsischen Philologie scheint ihn nicht angezogen zu haben; bei Ernesti hörte er über Ciceros Redner, aber der berühmte Philolog entsprach den gehegten Erwartungen nicht, und auf die Richtung seiner Studien gewann er keinen Einfluß.
Der eigentliche Mittelpunkt und Kern derselben blieb das, wozu er berufen war, seine Ausbildung zum Dichter; was er sonst auch thun und treiben mochte, diente immer seinen dichterischen Bestrebungen zur Grundlage und führte ihn unvermerkt zu ihnen zurück. Leipzig hatte in der Entwickelungsgeschichte der deutschen Litteratur eine eigenthümliche und bedeutende Stellung eingenommen. Freilich konnte es dieselbe zu der Zeit, als Goethe hinkam, in Wahrheit nicht mehr behaupten, allein die Männer, deren Namen in aller Munde waren, lebten zum großen Theil noch, ihr Ruhm warf noch einen herbstlichen Schimmer auf ihre Umgebung, welche fortfuhr Ansprüche auf Verdienste zu begründen, von denen man nicht einsah, daß sie schon vergangen waren. Es ist in der That eine merkwürdige Schickung, daß der jugendliche Goethe hier in Leipzig noch persönlich den Eindruck jener Art zu dichten erhielt, von welcher er uns vollständig frei machen sollte.
Gottsched, der durch das, was er selbst anregte und leistete, wie durch die Polemik, welche er gegen seinen Schulzwang hervorrief, großen Einfluß geübt hatte, war noch am Leben, aber ohne Bedeutung nur noch eine Curiosität. „Gottscheden habe ich noch nicht gesehen,“ ist eine der ersten Nachrichten, welche Goethe seinem Freunde Riese mittheilt, aber schon nach wenigen Tagen schrieb er ihm: „Ganz Leipzig verachtet ihn. Niemand geht mit ihm um,“ nachdem er eine poetische Beschreibung von ihm entworfen:
„Gottsched, ein Mann so groß als wär er vom alten Geschlechte
Jenes der zu Gath im Land der Philister gebohren,
Zu der Kinder Israels Schrecken zum Eichgrund hinabkam.
Ja, so sieht er aus und seines Körperbaus Größe
Ist, er sprach es selbst, sechs ganze Parisische Schue.“
So geht es eine Weile fort und lautet dann zum Schlusse:
„Ich sah den großen Mann auf dem Catehder stehn,
Ich hörte was er sprach und muß es Dir gestehn,
Es ist sein Fürtrag gut, und seine Reden fließen
So wie ein klarer Bach. Doch steht er gleich dem Riesen,
Auf dem erhabnen Stuhl. Und kennte man ihn nicht
So wüßte man es gleich weil er stets prahlend spricht.“
Das war der erste Eindruck; die komische Situation, in welcher er ihn bei einem späteren Besuche fand, wie er mit der einen Hand sich die Perücke aufsetzte, mit der anderen dem Bedienten eine furchtbare Ohrfeige versetzte, ist jedem bekannt. Von Einfluß konnte um so weniger die Rede sein, da Gottsched schon im Jahre 1766 starb.
Von den Schriftstellern einer jüngeren Generation, welche Gottsched nicht sowohl durch Polemik als ihre Leistungen überwunden hatte und einen Fortschritt in der deutschen Litteratur bezeichnen, waren Gellert und Chr. Fel. Weiße damals vor allen angesehen. Dem wohlwollenden, liebenswürdigen Weiße, der als Bühnendichter wie als Herausgeber der Bibliothek der schönen Wissenschaften in voller Thätigkeit war, trat er in persönlichem Umgange nahe und wurde durch eine dauernde Anhänglichkeit an ihn gefesselt; im Jahre 1801 noch läßt er sich durch Rochlitz dem verehrten Greise empfehlen. Gellert war als Mensch und Schriftsteller Gegenstand einer allgemeinen, ans Schwärmerische grenzenden Verehrung; die Einfachheit und Aufrichtigkeit seines Wesens, die Herzlichkeit seiner Theilnahme, selbst seine Kränklichkeit machten auch auf die Jugend einen tiefen Eindruck, so daß die weinerliche Weichheit seines Vortrages und sein Moralisiren weder ihre Abneigung noch ihren Muthwillen erregte. Auch Goethe finden wir als einen eifrigen Zuhörer Gellerts, der bemüht ist, aus seinen Vorlesungen wie aus seinen stylistischen Übungen allen Nutzen zu ziehen, und sich es angelegen sein läßt, die kaum erworbene Weisheit in seinen Briefen seiner Schwester mitzutheilen. Allein ein nachhaltiger Einfluß zeigt sich, wie zu erwarten, auch hier nicht, Lehrer und Schüler waren zu verschiedener Natur. Gellert mußte sich für den Einzelnen schwer zugänglich machen, eine persönliche, unmittelbare Einwirkung war nicht möglich; Ermahnungen zum fleißigen Kirchenbesuch bildeten den Hauptinhalt solcher Privatunterhaltung, für Goethe unbequem und drückend, der sich die akademische Freiheit durch kirchlichen Zwang nicht verkümmern wollte und damals im Gegensatz gegen frühere und spätere Richtungen allen theologischen Studien entsagt hatte. In den Stylübungen zog Goethe Gellerts besondere Aufmerksamkeit nicht auf sich, er verbesserte seine Aufsätze wie alle anderen, ohne sie auszuzeichnen. Sie zogen ihn nicht an, was uns sehr begreiflich erscheint, wenn wir die geringen Bruchstücke dieser meist in Briefform geschriebenen Aufsätze betrachten, die uns zufällig erhalten sind.4 Sie zeigen eine Freiheit und Leidenschaft in Auffassung und Form, welche Gellert nicht wohl gefallen konnte, uns aber beweisen, daß Goethe auch in diesen Schulübungen nur das, was er wirklich erlebte, künstlerisch zu gestalten suchte.
Neben Gellert, den seine Kränklichkeit sehr beschränkte, war in ähnlicher Weise Clodius durch Vorlesungen und Übungen wirksam, die Goethe ebenfalls besuchte. Das Ansehen dieses, auch als Dichter thätigen und bekannten, Mannes war aber nicht wie bei Gellert in einer aufrichtigen Pietät fest begründet; die Schüler, welche sich mit Eifer selbst in der Dichtkunst versuchten, waren keineswegs geneigt sich seinem Urtheil unbedingt zu unterwerfen, sie fanden bald seine Schwächen und die Kunstgriffe seiner poetischen Technik heraus. Dazu kam, daß er durch das Auffallende seiner äußeren Erscheinung ihren Spott reizte, zu dessen Zielscheibe sie ihn häufig machten. So machte Goethe einst im Kuchengarten in harmloser Laune das Gedicht auf den Kuchenbäcker Händel, in welchem alle pomphaften Prachtwörter, welche Clodius zu gebrauchen pflegte, parodisch angebracht waren:
„O Händel, dessen Ruhm vom Süd zum Norden reicht,
Vernimm den Päan, der zu deinen Ohren steigt!
Du bäckst, was Gallier und Britten emsig suchen,
Mit schöpfrischem Genie, originelle Kuchen.
Des Kaffes Ocean, der sich von dir ergießt,
Ist süßer als der Saft, der vom Hymettus fließt.
Dein Haus, ein Monument, wie wir den Künsten lohnen,
Umhangen mit Trophä'n, erzählt den Nationen:
Auch ohne Diadem fand Händel hier sein Glück,
Und raubte dem Cothurn gar manch Achtgroschenstück.
Glänzt deine Urn' dereinst in majestät'schem Pompe,
Dann weint der Patriot an deiner Catacombe.
Doch leb! Dein Torus sei von edler Brut ein Nest!
Steh' hoch wie der Olymp, wie der Parnassus fest!
Kein Phalanx Griechenlands mit römischen Ballisten
Vermög Germanien und Händeln zu verwüsten.
Dein Wohl ist unser Stolz, dein Leiden unser Schmerz,
Und Händels Tempel ist der Musensöhne Herz.“
Als es mit einer boshaften Anwendung, welche Horn demselben auf Clodius durch sein Schauspiel Medon gegeben hatte, bekannt und später sogar gedruckt wurde,5 erregte es allgemein großes Aufsehen und Mißbilligung, und Goethe war sehr unzufrieden darüber; indeß urtheilte Clodius selbst über die Sache und Goethes Benehmen bald billig; Goethe läßt in seinen Briefen stets Grüße an ihn ausrichten.
Es leuchtet ein, daß die Universität durch die Persönlichkeit ihrer Lehrer auf Goethe keinen bestimmenden Einfluß ausüben konnte. Jene einst leuchtenden Sterne waren im Verbleichen, Klopstock hatte schon auf Goethe als Knaben einen mächtigen Eindruck gemacht, Wieland wurde von dem Jüngling mit Bewunderung gelesen, und vor allem Lessing, selbst in Leipzig gebildet, hatte den Weg bereits betreten, auf dem ihm Goethe nachfolgen sollte. Seine Minna von Barnhelm (1730) „stieg wie die Insel Delos aus der Gottsched-Gellert-Weissischen Wasserfluth, um eine kreißende Göttin gnädig aufzunehmen“: kein Werk hatte einen ähnlichen Eindruck auf Goethe gemacht. In welchem Grade man dasselbe verehrte, wie man sich in dem Kreise, in welchem Goethe verkehrte, in dasselbe hinein gelebt hatte, das lehren uns kleine Züge noch anschaulich. „Konnte die Landsmännin der Minna anders schreiben?“ heißt es in einem Briefe an seine geliebteste Freundin und später: „Sie wissen, was mich unzufrieden, launisch und verdrießlich machte. Das Dach war gut, aber die Betten hätten besser sein können, sagt Franziska.“ Man hatte sich in einem freundschaftlichen Kreise an die Aufführung dieses Lustspiels gewagt und später noch nannte man sich unter einander mit den Namen der Rollen. „Was macht unsere Franziska?“ fragt er und erkundigt sich, ob sie, nachdem ihr Wachtmeister fort sei, sich nun mit Just vertrage. Minna von Barnhelm erfüllte ihn ganz als ein Werk, das ihn aufmerksam machte, „daß noch etwas Höheres existire, als wovon die damalige schwache litterarische Epoche einen Begriff hatte,“ und ermuthigte ihn da es lehrte, wie er es zu erreichen habe. Aber es war das einzige Werk seiner Art.6
Im Allgemeinen fand sich Goethe durch die Leistungen der Gegenwart wie durch den Verkehr, in welchen er in Leipzig trat, nicht sowohl angeregt und gefördert als verwirrt und unsicher gemacht. Er war an mehrere angesehene und gebildete Familien empfohlen und bei ihnen eingeführt. Die lebhafte litterarische Production, deren Mittelpunkt Leipzig seit geraumer Zeit war, hatte auch in weiteren Kreisen größere Theilnahme für die Litteratur hervorgerufen, welche durch Kenntniß und allgemeine Bildung unterstützt, ein gewisses Verständniß derselben, eine Fertigkeit im Urtheilen darüber verbreitet hatte. Allein diese Kritik, welche man zur Unterhaltung zu üben pflegte, und die höchstens dahin gelangte das mittelmäßige mittelmäßig zu finden, war mehr abstumpfend als fördernd; sie nahm dem Jüngling seinen Glauben und seine Verehrung, er fühlte sehnlichst das Bedürfniß nach Unterstützung in seinen Bestrebungen durch Beispiel, durch productive Anregung – sie gab ihm Steine statt Brod. Die natürliche Folge war Mißmuth, Unsicherheit, Unzufriedenheit mit andern und mit sich – eines Tags verbrannte er alles, was er bis dahin versucht und entworfen hatte.
Nicht blos in einer Hinsicht sollte er diese Erfahrung machen. Als er kaum erst nach Leipzig gekommen war, da lebte er
„So wie ein Vogel, der auf einem Ast
Im schönsten Wald, sich, Freiheit athmend wiegt.
Der ungestört die sanfte Lust genießt,
Mit seinen Fittichen von Baum zu Baum
Von Busch zu Busch sich singend hinzuschwingen.“
Aber als er in die feine Welt eingeführt wurde, empfand er bald, daß das „klein Paris, das seine Leute bildet,“ Ansprüche an ihn machte, die ihm lästig genug waren. Weder seine Kleidung noch sein Benehmen hatte den rechten Zuschnitt, seine Frankfurter Aussprache und die kurze körnige Ausdrucksweise, welche er sich zu eigen gemacht, war nicht das reine Wasser des echten meißner Deutsch, und nicht alle suchten ihn so milde und freundlich zuzustutzen, wie die liebenswürdige Hofräthin Böhme, von der er auch Kartenspielen lernen mußte. Auch mit seinen Ansichten und Gefühlen sah er sich überall fremd, seine Begeisterung für Friedrich den Großen fand begreiflicher Weise keinen Widerhall, auch hier wußte man ihm seine Bewunderung zu zerstückeln. Die Unbehaglichkeit dieser Schulmeisterei, des Zwanges, den er sich überall anthun sollte, ertrug er nicht lange; so wie er die Vorlesungen fallen ließ, so zog er sich allmälig, besonders nach dem Tode der Hofräthin Böhme, auch aus diesem geselligen Verkehr zurück, der ihn, so vergnügt er auch übrigens war, dennoch allen Mangel eines gesellschaftlichen Lebens fühlen ließ, wie es seine Jugend befriedigen konnte. „Ich seufze nach meinen Freunden und meinem Mädgen,“ schreibt er an Riese (28. April 1766), „und wenn ich fühle, daß ich vergebens seufze
Da wird mein Herz von Jammer voll
Mein Aug wird trüber.“
Aber schon im zweiten Semester änderte sich dies und Goethe trat in einen ganz anderen Kreis ein. Johann Adam Horn, mit dem er schon in Frankfurt nahe befreundet war, kam ebenfalls nach Leipzig, dem an sich selbst und seinem dichterischen Beruf irre gewordenen durch seine unverwüstliche Heiterkeit und den Einfluß früher Jugendbekanntschaft ein großer Trost. „Horn hat mich durch seine Ankunft einem Teil meiner Schwermuth entrissen,“ schreibt er (28. April 1766) an Riese; „er wundert sich, daß ich so verändert bin,
Er sucht die Ursach zu ergründen,
Denkt lächelnd nach, und sieht mir ins Gesicht.
Doch wie kann er die Ursach finden,
Ich weiß sie selbsten nicht.“
Auch sein späterer Schwager, Johann Georg Schlosser, hielt sich eine Zeit lang in Leipzig auf und führte ihn in eine unterhaltende Tischgesellschaft ein, theils Studirender theils solcher, die ihre Studien nicht lange vollendet. Unter diesen wird der Bruder des Dichters Zachariae, Pfeil und der spätere Bürgermeister Herrmann genannt, der mit treuer Sorgfalt Goethe nachher in seiner Krankheit pflegte, durch gleichmäßige Tüchtigkeit seines Wesens ausgezeichnet. Ganz anderer Art war Behrisch, der Hofmeister des Grafen Lindenau. Er stammte aus einer adeligen Familie, war, obwohl sorglos in Geldangelegenheiten, rechtlich und brav, ein Mann von Kenntnissen, leidenschaftlicher Musikliebhaber, aber ein Original; so kleidete er sich modisch und fein, aber nur grau, das er in den verschiedensten Schattirungen und Stoffen anzubringen beflissen war. Er gehörte zu den Menschen, welche nie auf Universitäten ausgehen, die eine besondere Gabe haben die Zeit mit Geschick zu verthun und dabei sich und andere ironisiren, ebenso gefährlich für die mittelmäßigen und schwachen, als anziehend und selbst anregend für die bedeutenden. Der Humor, mit welchem er seine Thorheiten höchst ernsthaft und das Ernsthafteste possenhaft betreiben konnte, war unerschöpflich und unwiderstehlich, und fesselte auch Goethe an ihn, obwohl er ihn in barocker Weise fortwährend hofmeisterte. Auch an seinen dichterischen Arbeiten nahm er, ein Mann von feinem Geschmack, lebhaften Antheil und munterte ihn fortwährend auf sich darin fortzubilden; nur etwas drucken zu lassen hielt er ihn stets ab und schrieb dagegen die Gedichte, welche seine Kritik bestanden, mit einer seltnen, in seiner Familie heimischen, Kunst zur Belohnung höchst sauber in ein zierliches Buch. Als Behrisch von Leipzig nach Dessau fortging, wo er auf Gellerts Empfehlung, dessen Liebling er war, Erzieher des Erbprinzen, dann Pagenhofmeister wurde, entließ ihn Goethe mit Abschiedsoden von schwerem Caliber; später erneuerte er von Weimar aus die alte Bekanntschaft und fand ihn als feinen Hofmann bei Hofe wohlgelitten und allgemein geachtet, in seinem Humor aber ganz den alten „mit gescheiten Bemerkungen dumm ausgedrückt und vice versa.“7 „Hab' ich es dir nicht gesagt?“ – damit empfing er ihn – „war es nicht gescheit, daß du damals die Verse nicht drucken ließest und daß du gewartet hast bis du etwas ganz gutes machtest? Freilich schlecht waren damals die Sachen auch nicht, denn sonst hätte ich sie nicht geschrieben. Aber wären wir zusammen geblieben, so hättest du auch die andern nicht sollen drucken lassen; ich hätte sie dir auch geschrieben und es wäre eben so gut gewesen.“8 Langer, der nach Behrisch Hofmeister des Grafen Lindenau wurde, später Bibliothekar in Wolfenbüttel, ein Mann, der in einem bewegten Leben als Militair die mannigfaltigsten Erfahrungen gemacht und, ohne je studirt zu haben, sich die gründlichste, umfassendste Gelehrsamkeit erworben hatte, wurde für Goethe in seiner Krankheit ein großer Trost und gewann durch seinen milden Ernst eben so großen Einfluß auf sein Gemüth, als seine Kenntnisse und Erfahrungen ihn in seiner Bildung förderten.
Von den jüngeren Studiengenossen kennen wir Bergmann, später Prediger in Lievland, der als ausgezeichneter Fechter Goethe als Fuchs den Arm zeichnete,9 Wagner, an welchen Goethe als Greis die Verse richtete:
„Ziehn wir nun die achtzig Jahr
Durch des Lebens Mühen,
Müssen auch im Silberhaar
Unsre Pflüge ziehen.
Führt doch durch des Lebens Thor
Traun! so manche Gleise,
Ziehn wir einst im Engelchor,
Gehts nach einer Weise“10
die beiden Brüder Breitkopf und Horn. Dieser, dessen kleine Gestalt und krumme Beine stets herhalten mußten,11 war die lustige Person in der Gesellschaft, die er besonders durch sein Talent nachzumachen ergötzte, immer bereit zu mystificiren und sich mystificiren zu lassen: übrigens ein braver und treuer Mensch, was er in Goethes Krankheit bewährte.
Goethe gab nun den Mittagstisch, welchen nach damaliger Sitte Hofrath Ludwig für Studenten hielt, auf und schloß sich ganz diesem Kreise an, in welchem Geist und Bildung, ungezwungene Heiterkeit und Laune, jugendlicher Übermuth herrschten. Man fand sich Mittags und Abends am bestimmten Ort zusammen, die Vergnügungsörter, Apels (später Reichels) Garten, die Kuchengärten, Gohlis, Raschwitz, Konnewitz wurden fleißig besucht. Wie ausgelassen lustig es dabei hergehen konnte, das zeigt uns die Scene in Auerbachs Keller im Faust. Zwar ist es einer gründlichen Forschung noch vorbehalten die Leipziger Originale der dort auftretenden Personen nachzuweisen, allein die Localfarbe derselben ist unverkennbar, schon der Scherz mit Herrn Hans von Rippach erweist sie, den ohne Commentar zu verstehen noch jetzt das Vorrecht der Leipziger ist. Ebenso wenig als man hier im Genuß stets Maaß beobachtete, hielt man auch die übermüthigste Laune und den schonungslosesten Witz in Schranken, und gab so nach vielen Seiten Anstoß und Gelegenheit zu übler Nachrede. Liebschaften waren damals an der Tagesordnung und manche aus diesem Kreise hatten eine Neigung zu Mädchen, die zwar „besser waren als ihr Ruf,“ deren Umgang aber mindestens für den Ruf nicht vortheilhaft war. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß sowohl die Ansicht von dem Wankelmuth und der Unzuverlässigkeit der Frauen, als auch eine gewisse Leichtfertigkeit und Freiheit sinnlicher Leidenschaft, welche in Gedichten und Briefen jener Zeit sich ausspricht, aus diesem Verkehr hervorgegangen war. Dabei darf man freilich nie vergessen, daß die Vorstellungen von Schicklichkeit in Ton und Betragen gar sehr wechseln; schon ein Blick auf Bilder aus damaliger Zeit erklärt manches, was uns jetzt befremdet. Wenn Goethe in feuriger Jugendkraft rücksichtslos sich frischem Lebensgenuß ergab und sich wenig um ein geregeltes Leben kümmerte, so blieb die Strafe dafür, wie für andere Unvorsichtigkeiten, durch welche er seiner Gesundheit schadete, nicht aus. Ein Blutsturz brachte ihn an den Rand des Grabes und wenn ihn auch die sorgfältige Behandlung seines Arztes Reichel und die treue Pflege seiner Freunde rettete, so blieb er doch die letzte Zeit seines Aufenthalts in Leipzig und später noch in Frankfurt fortwährend leidend und kränkelnd. Dies hatte auf seine Stimmung keinen geringen Einfluß, auch nach der Genesung blieb sie gedrückt, der jugendliche Frohsinn und Übermuth war gebrochen. Er hatte es kein Hehl, daß er leichtsinnig auf seine Gesundheit eingestürmt sei, allein als er nun nicht nur sich selbst mit einer gewissen Ängstlichkeit schonte, sondern auch die Freunde gern zur Mäßigung ermahnte, entging er ihrem Spott nicht, wie es in einem seiner Lieder heißt:
Ich theile hier das durch Horn abgeänderte Gedicht mit, wie es Christ. Heinrich Schmid in der Vorrede zu J. C. Rosts vermischten Gedichten (1769) hat abdrucken lassen:
„O Händel! dessen Ruhm vom Süd zum Norden reicht,Vernimm den Päan, der zu deinen Ohren steigt,Du bäckst, was Gallier und Britten ämsig suchen,Mit schöpfrischem Genie, originelle Kuchen.Des Kaffees Ocean, der sich vor dir ergießt,Ist süsser als der Saft, der von dem Hybla fließt.Dich ehrt die Nation, abwechselnd sanft in Moden,Ihr Tribunal verbannt hin zu den Antipoden,In trauriges Exil, den Kopf leer von VerstandDer kein Elysium in deinem Garten fand.Dein Haus ist ein Trophä von Spoljen unsrer Beutel,Strahlt gleich kein Diadem dir um den hohen Scheitel,Erhebt zu deinem Ruhm sich gleich kein Monument:Auch ohne Purpur ehrt dich dennoch der Student —Glänzt deine Urn' dereinst in majestätschem Pompe,Dann weint der Patriot an deiner Katakombe;Wann dann ein Autor dich uns im Kothurne zeigt,Und du Sentenzen sprichst, wird unser Herz erweicht.Wär es dem Marmor gleich, so darfst du uns erscheinen,Wie Medon uns erschien und Myriaden weinen.Doch leb! Dein Torus sei von edler Brut ein Nest,Steh hoch, wie der Olymp, wie der Hymettus fest;Kein Phalanx Griechenlands, nicht Römische BalistenVermögen je dein Glück, o Händel, zu verwüsten!Dein Wohl ist unser Wohl, dein Leiden unser SchmerzUnd Händels Tempel ist der Musensöhne Herz.“
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