Czytaj książkę: «Weg mit dem Schussreflex!»
Jes Lysgaard
Weg mit dem Schussreflex
Mit der TAB-Methode Scheibenpanik besiegen
Übersetzung aus dem Englischen: Ekkehard Höhn
Redaktion: Volker Alles, Angelika Alles-Hörnig
Umschlag: Angelika Alles-Hörnig
Layout: Susanne Haupt
Printausgabe unter der ISBN 978-3-938921-69-2 erschienen.
E-Book © 2021 Verlag Angelika Hörnig
ISBN 978-3-938921-70-8
Verlag Angelika Hörnig
Siebenpfeifferstraße 16
67071 Ludwigshafen
Jes Lysgaard
Weg mit dem Schussreflex!
Mit der TAB-Methode Scheibenpanik besiegen
„Was ist Liebe?“
„Wenn es gar keine Angst mehr gibt,“ sagte der Meister.
„Was fürchten wir?“
„Liebe,“ sagte der Meister.
Anthony de Mello
INHALT
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Mein Standpunkt
Einführung
SCHUSSREFLEX
Warum entsteht der Reflex überhaupt?
Muskuläres Gedächtnis
Konditionierte Reflexe können dekodiert werden
Ein erhöhter Adrenalinspiegel verstärkt den Schussreflex
Zusammenfassung
METHODEN
Engagement
Was dir hilft
Eigene und fremde Erwartungshaltungen ablegen
Die Gliederung des Schusses in Zeitintervalle
Zeitintervalle und innere Haltung beachten
Visualisieren
Der Versuch mit dem Lavendelöl
Affirmationen und Schlüsselworte - der innere Dialog
Bewusste Atmung
ANALYSE des Schussablaufs
Bestimme deinen Schlüsselreiz
Der mentale Schussaufbau vor dem tatsächlichen Schuss
SCHUSSABLAUF IN 5 SCHRITTEN
Fünf Schritte führen durch den Schuss
Äußere und innere Störfaktoren
DEKODIERUNG
Das Fünf-Punkte-Programm der Dekodierung
Dekodierung in Phasen
1. Den optimalen Schuss visualisieren
2. TAB Visualisierung und innerer Dialog
3. Fokus auf Kontrolle und Zeitintervalle
4. Visualisierung und Training ohne Bogen mit TAB Visualisierung
5. Schießen mit TAB Visualisierung
Realistische Ziele
Abschluss
Literaturverzeichnis
Weitere Bücher
VORWORT
Dieses Buch entstand dummerweise – oder glücklicherweise – aufgrund meiner eigenen Scheibenpanik. Ich war stark betroffen, über eine lange Zeit. Ich habe den Frust und das Negative der Scheibenpanik erlebt. Im täglichen Training und auch bei den großen internationalen Wettkämpfen. Nach den Europameisterschaften in Schweden 2012 habe ich den Stier wirklich bei den Hörnern gepackt, und mir ist klar geworden, dass meine bisherigen Trainingsmethoden nicht gut genug waren, um das Problem des Schussreflexes zu lösen.
In diesem Buch zeige ich die Wege auf, die ich selbst ging, um die Kontrolle im Schuss zurückzugewinnen. Kontrollverlust ist frustran. Heute schieße ich wieder sehr gerne, weil ich Kontrolle im Schuss habe. Es geht mir darum, auch anderen Schützen dieses Gefühl zurückzugeben.
Viele Leute haben mich in meiner technischen und mentalen Entwicklung unterstützt. Indem sie mich ermuntert haben oder einfach akzeptieren, dass meine Schießergebnisse eine Zeitlang weniger gut waren. Diese Leute haben mich nicht auf Grund meiner Ergebnisse bewertet, sondern haben mich unterstützt und mir weitergeholfen. Das war eine sehr gute Erfahrung.
Ein großes Dankeschön geht an David Hauge, den Coach der 3D Nationalmannschaft. Dank auch an Hjötur Gislason und natürlich auch an meine wunderbare Bogensport-Freundin Evgeniia Schushikova aus der russischen 3D Nationalmannschaft, die hier auch die Rolle des Fotomodells übernommen hat. Ein riesiges Dankeschön nicht zuletzt an die Brüder Siim und Madis Talmar aus Estland von Falco.ee, meinem Sponsor für Bogen und Ausrüstung.
Auch möchte ich mich bei meinen Kameraden und Trainern meines Bogensportvereins Lyngby Bueskyttelaug für ihre Mitarbeit und ihr Interesse bedanken, wenn ich neue und manchmal seltsam anmutende Ideen mit ins Training gebracht habe. Dennis Bager – einer der besten dänischen Recurveschützen – und der traditionelle Bogenjäger Peter Juulsgaard haben das Manuskript dieses Buches gegengelesen und waren mir damit eine große Unterstützung. ch stehe in der Schuld dieser und vieler anderer Menschen.
In diesem Buch geht es um das Phänomen der Scheibenpanik oder Schussreflex, wie ich es nenne. Davon sind leider viele Schütz*innen betroffen. Mit diesem Thema habe ich mich auseinandergesetzt, habe die Literatur dazu studiert und geprüft und ich habe mich mit Schützen unterhalten, die unter Scheibenpanik litten.
Ich schildere meine eigenen Erfahrungen mit Scheibenpanik und stelle das TAB System (Target Anchor Back System) vor. Mit diesem System arbeite ich, wenn Bogenschütz*innen mit Scheibenpanik zu mir kommen. Später erkläre ich, warum ich diesem Phänomen einen anderen, neuen Namen gegeben habe.
Mit dem TAB-System habe ich das Rad nicht neu erfunden. Es handelt sich um eine einfache Methode zur Dekodierung des Schussreflexes und beinhaltet eine Visualisierung. Ich teile den Schuss in Zeitintervalle anstatt in Bewegungsabschnitte ein.
Da Bogenschütz*innen nun mal unterschiedlich sind und auch unterschiedlich lernen, war es mir wichtig, dass sich das System in unterschiedliche Trainingsmethoden integrieren lässt. Dadurch kannst du so trainieren wie du willst und wie es zu dir und deinem Schießen passt.
In einer Sache sind sich Coachs und Trainer*innen in der ganzen Welt einig: Es gibt leider kein schnelles Wundermittel, um Scheibenpanik zu überwinden. Egal welche Methode man anwendet, sie setzt dich lediglich auf den richtigen Weg, führt dich in die richtige Richtung.
Es erfordert deinen Willen und viel Arbeit, den Schussreflex zu dekodieren, den neuronalen Pfad neu zu bahnen und auch die innere Einstellung zu verändern. Das dauert seine Zeit, aber auch der Schussreflex hat sich ja über viele Schüsse hin ausgebildet.
Das TAB System kann nicht isoliert und für sich genommen angewendet werden. Dazu kommen Visualisierungstechniken, mentales Training, Schießübungen und das Verständnis davon, wie unser Gehirn Reflexe oder Programme aufbaut.
Es gibt verschiedene Theorien dazu, wie Scheibenpanik entsteht. Ich erkläre hier meinen Ansatz und zeige, wie damit umzugehen ist. Mein Ansatz wird durch verschiedene psychologische Theorien und die Aussagen von anderen Autor*innen, die sich mit der Thematik beschäftigt haben, gestützt.
Mein Standpunkt
Ich denke, dass fast alle traditionellen Schützen früher oder später in ihrer Laufbahn mit dem Schussreflex zu tun haben. Ob nun die eine oder andere Theorie den Schussreflex besser beschreibt, ändert nichts daran, dass er erlebte Realität ist. Fakt ist auch, dass man den Reflex nur schwer dekodieren und verändern kann. Die Theorie über die Entstehung des Reflexes entscheidet jedoch über die Methode, mit der man ihn überwinden will. Unabhängig von der gewählten Methode braucht es viel konsequente Arbeit, um den Reflex zu überwinden.
Ich hoffe, meine Methode hilft allen, die dieses Buch lesen. Ich hoffe, du lässt dieses negative Gefühl hinter dir, wenn dein Körper im Schuss irgendwelche unbeabsichtigten und unkontrollierten Bewegungen macht. Ich hoffe, du findest - so wie ich - die Freude am Schießen wieder.
Ich erläutere später noch, wie ein einmal im Nervensystem angelegter Gedächtnispfad – in diesem Fall leider der Schussreflex – unter Umständen wieder aktiviert wird, wenn er nur die passenden Schlüsselreize erhält. Deswegen musst du dir immer bewusst sein, dass es den Schussreflex gibt und bei jedem Schuss diszipliniert damit umgehen.
Diese Disziplin kann aber zu einer guten Gewohnheit werden, die sich gut anfühlt und deine Wahrnehmung für das schärft, was du gerade tust. Es ist egal, ob es sich dabei um das Schießen handelt oder um andere Lebenssituationen, in den du präsent sein musst.
Viel Freude beim Lesen und viel Freude beim Training.
Jes Lysgaard
Einführung
Ich arbeite mich langsam durch meinen Schussablauf.
Mein Zeigefinger ist genau am Ankerpunkt am Eckzahn – das Zielbild ist fast erfüllt, langsam senke ich den Bogenarm um ein paar Millimeter bis das Zielbild perfekt ist.
Ich habe den Eindruck von Zeitlosigkeit – alles fühlt sich kontrolliert und gut an.
Ich bin in Göteborg und es ist das Jahr 2018 im Spätsommer und ich schieße bei der 3D Europameisterschaft. Zum sechsten Mal bin ich Mitglied der dänischen Nationalmannschaft.
Zwei Jahre lang hatte ich Probleme mit Scheibenpanik, mit wechselnder Intensität. Durch einen Sturz, bei dem ich mir das Schlüsselbein ausgerenkt habe, entwickelte sich dieser unglückliche Reflex, mit dem ich dann so lange zu tun hatte.
Nur noch ein Millimeter, und der Pfeil steht dort, wo er sein soll. Dann verreiße ich den ganzen Schuss mit meiner Zugschulter, die Zughand fliegt seitlich weg, anstatt schön nach hinten zum Nacken zu gleiten, mein Bogenarm fällt und der Pfeil fliegt über das Ziel hinweg.
Da stand ich, beschämt über diesen schlechten Schuss in Gesellschaft der besten europäischen Schützen. Ich musste auch an meinen Sponsor Falco aus Estland denken, der mich jahrelang unterstützt hatte, mit den besten Bögen und Pfeilen. Was für eine miserable Leistung.
Dann ein einfacher Schuss und eine weitere Fahrkarte! Ich habe Angst, völlig von der Rolle zu kommen und versuche mit all meinen Mitteln und Techniken die Kontrolle zurückzugewinnen.
Bewusste Atmung, positives Selbstgespräch, positive Affirmationen, ja sogar schwedischer Schnupftabak! Aber ich komme einfach nicht zurück in den grünen Bereich, nichts hilft. Einige Schüsse gelingen gut und kontrolliert. Aber in meinem Hinterkopf lauern die schlechten, unkontrollierten Schüsse. Ich kann sie nicht vertreiben.
Jetzt bin ich völlig in der Abwärtsspirale gefangen, ich habe Scheibenpanik, so wie es viele Schützen kennen. Ich hatte es schon erlebt, aber noch nie so heftig wie dieses Mal.
Als mir klar wurde, in welche Richtung sich meine Punktzahl bewegte, musste ich das als völlige Niederlage hinnehmen. Ich fing an, das so zu akzeptieren und entspannte mich in Folge dessen. Das wiederum verbesserte mein Schießen und meine Ergebnisse wurden wieder konstant, aber für diesen Wettkampf war der Zug abgefahren.
Währenddessen dachte ich über mein Gefühlsleben nach, ausgelöst durch den Kontrollverlust und die mentalen Umwege als Folge der verrissenen Schüsse, die immer und immer wieder vorkamen. Durch den Wettkampfdruck und die starke internationale Konkurrenz war das alles verstärkt worden. Mit diesen Schützen hätte ich mich auf Augenhöhe messen müssen.
Europameisterschaft in Göteborg
Ich war durch die Aufregung angespannt und konnte die Techniken, die ich trainiert hatte, nicht so anwenden wie geplant. Ich konnte auch meine eigene Erwartungshaltung nicht ausblenden, genauso wenig wie die Erwartungshaltung und das Urteil anderer.
Die ganze Situation fühlte sich furchtbar an.
Ich wurde nicht Letzter, das konnte ich verhindern. Die dänische Nationalmannschaft lieferte ein besseres Ergebnis ab als je zuvor, und ich konnte mich mit den anderen freuen, obwohl ich selbst so schlecht abgeschnitten hatte. Aber mir wurde klar, dass ich nun von Grund auf ganz neu anfangen muss.
Lass uns zuerst klären, was der Schussreflex eigentlich ist und warum die meisten traditionellen Schütz*innen damit zu tun bekommen.