Czytaj książkę: «Dein innerer Heiler»
Dein innerer Heiler
Eine vereinheitlichte Feldtheorie für die Gesundheitsfürsorge
James Mc Govern, PhD
Rene McGovern, PhD
Mit einem Vorwort von
Christian Hartmann
DIE AUTOREN
JAMES J. MCGOVERN, PhD
… ist der ehemalige Präsident der Andrew Taylor Still University, die das Kirksville College of Osteopathic Medicine, die International School of Health Management, die Arizona School of Dentistry and Oral Health und die Arizona School of Health Sciences umfasst. Er war früher Professor der Physik, Geistlicher, außerordentlicher Direktor von zwei staatlichen Schulbehörden für höhere Ausbildung, Direktor des Office of Health Finance des Staates Illinois und Vizepräsident des Medical College of Virginia und der Case Western Reserve-University.
RENE J. MCGOVERN, PhD
… ist ehemalige Professorin an der Abteilung für Neuroverhaltenswissenschaft am Kirksville College of Osteopathic Medicine der Andrew Taylor Still University und nebenberuflich außerordentliche Professorin an den Abteilungen für Psychiatrie, Neurologie und Psychologie an der Case Western Reserve University. Sie hat über verschiedene Aspekte der mentalen Prozesse, des Körpers und des Geistes Vorlesungen gehalten und veröffentlicht. Gegenwärtig ist sie Direktorin des Elderlynk-Projects, das ein mentales Gesundheitsmodell der Altenpflege im ländlichen Raum für 10 Verwaltungsbezirke anbietet.
Your Healer Within: A Unified Field Theory for Healthcare
© 2003, A. T. Still University. All rights reserved.
Fenestra Books.
ISBN 1-58736-199-X
Dein innerer Heiler
Eine vereinheitlichende Feldtheorie für die Gesundheitsfürsorge
von James McGovern und Rene McGovern
2. überarb. Auflage
© 2014, JOLANDOS
978-3-95712-000-7 (print)
978-3-941523-74-6 (mobi)
978-3-941523-75-3 (epub)
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ÜBERSETZUNG
Dr. Martin Pöttner
LEKTORAT
Martin Ingenfeld
COVERENTWURF, SATZ UND LAYOUT
Christian Hartmann
Titelbild: Hippokrates (Grafik: Simone Stricker)
DRUCK
Buchproduktion Ebertin - Uhldingen, Deutschland
EBOOK-GESTALTUNG
Zeilenwert® GmbH
Schwarzburger Chaussee 74 – 07407 Rudolstadt
Jede Verwertung von Auszügen dieser deutschen Ausgabe ist ohne Zustimmung von JOLANDOS unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
Das Buch ist den Lesern gewidmet, die aufgrund seiner Lektüre ihr eigenes und das Leben anderer ein wenig mehr bereichern.
ABKÜRZUNGEN UND LEGENDE
AAO = American Academy of Osteopathy
AACOM =American Association of Colleges of Osteopathic Medicine
AMA = American Medical Association
AOA = American Osteopathic Association
ASO = American School of Osteopathy
DO = Doctor of Osteopathy (USA)
FAAO = Fellow of the American Academy
JAOA = Journal of the American Osteopathic Association
ATSU = Andrew Taylor Still University
KCOM = Kirksville College of Osteopathic Medicine
[] = Ergänzungen durch Übersetzer oder Herausgeber
INHALTSVERZEICHNIS
COVER
TITEL
DIE AUTOREN
IMPRESSUM
WIDMUNG
ABKÜRZUNGEN UND LEGENDE
AUTORENGRUSS AN DAS DEUTSCHSPRACHIGE LESERPUBLIKUM
VORWORT DES ÜBERSETZERS
VORWORT DES HERAUSGEBERS
EINFÜHRUNG
Prolog
KAPITEL 1: DIE FRÜHE GESCHICHTE DER MEDIZIN UND GESUNDHEITSFÜRSORGE
Frühgeschichtliche Kulturen
Die chinesische Choi-Medizin (500 v. Chr.)
Die griechische Medizin des Hippokrates (400 v. Chr.)
Die griechische Medizin des Aristoteles (350 v. Chr.)
Die Hinduistische Susruta-Medizin aus Indien (200 n. Chr.)
Die römische Medizin des Galen (200 n. Chr.)
Die persische Medizin des Avicenna und die spanische Medizin des Maimonides (1100 n. Chr.)
Die Formulierung von Theorien
Zusammenfassung
KAPITEL 2: DIE JÜNGSTEN JAHRHUNDERTE DER MEDIZIN UND GESUNDHEITSFÜRSORGE
Rush aus den Vereinigten Staaten (1800)
Virchow aus Deutschland (1850)
Pasteur aus Frankreich (1850)
Darwin aus England (1850)
Still aus den Vereinigten Staaten (1900)
Zusammenfassung
KAPITEL 3: OSTEOPATHISCHE EINSICHTEN
Die Medikamententour
Wohlbefinden nach Still
Osteopathische Leistungen
Die innere Bedeutung
Wir brauchen allgemeine Konzepte!
mentale Prozesse, Körper und Geist
Zusammenfassung
KAPITEL 4: DER BEDARF FÜR EINE FELDTHEORIE
Einheitliche Feldtheorien in der Physik
Interaktionen von mentalen Prozessen, Körper und Geist
Eine einheitliche Feldtheorie für die Humanwissenschaften
Etwas fehlt noch
Zusammenfassung
KAPITEL 5: DIE VIERTE DIMENSION DER GESUNDHEITSFÜRSORGE
Das Ziel im Auge behalten
Ein aktives Placebo
Ein völlig verschiedenes Prinzip
Was ein Name auslöst
Sie machen den Unterschied aus
Zusammenfassung
KAPITEL 6: DIE EINHEIT DER SYSTEME UND FELDER
Die vier Prinzipien der Gesundheitsfürsorge
Charakteristika einer einheitlichen Feldtheorie
Form(al)-Ursache (Pythagoras)
Material-Ursache (Thales)
Wirk-Ursache (Heraklit)
Final-Ursache (Platon)
Aspekte der Untersuchung
Zusammenfassung
KAPITEL 7: DIE DIMENSIONEN DER GESUNDHEITSFÜRSORGE
Andrew Weils Spontan-Heilung
A. Ayurvedische Gesundheitsfürsorge
B. Buddhistische Gesundheitsfürsorge
C. Traditionelle Chinesische Medizin
D. Homöopathie
E. Chiropraktik
G. Orthodoxe Medizin
H. Osteopathische Medizin
Zusammenfassung
KAPITEL 8: EINE EINZIGARTIGE LÖSUNG
Individuelle Reaktion und zweifache Entwicklung
Ein neues Bild
Innen-Außen-Analyse
A. Soziale Netzwerke
B. Musiktherapie
C. Haustier-Therapie
D. Erleichterung durch Komik
E. Entspannungstherapie
Die Qualitätsstempel für Heiler
Zusammenfassung
KAPITEL 9: ALLGEMEINE ÜBERBLICKE
Zusammenstellung der Ergebnisse
Weitere Modellbildung
Das biopsychosoziale Modell
Spirituelle und mentale Strukturen
Depression als Beispiel
Kognitiv-verhaltensorientierte Konzepte
Das Zusammenspiel von Praktiker und Patient
Wege in der Zukunft
DANKSAGUNGEN
GLOSSAR
BIBLIOGRAFIE
FUSSNOTEN
AUTORENGRUSS AN DAS DEUTSCHSPRACHIGE LESERPUBLIKUM
Der deutschsprachige Geist scheint besonders gut dazu geeignet, die Kontinuität, Prinzipien und allgemeinen Theorien zu erkennen, welche sich über vereinzelte Ereignisse oder Entwicklungen hinwegspannen.
Der Untertitel des Buchs lautet Eine vereinheitlichende Feldtheorie für die Gesundheitsfürsorge, zu Ehren Einsteins Anstrengungen eine vereinheitlichende Theorie zu finden, um Bereiche wie Gravitation und Elektromagnetismus miteinander zu verbinden.
Wie im letzten Kapitel hervorgehoben, hoffen wir, dass dieses Buch andere Menschen inspirieren wird, die darin genannten Prinzipien weiterzuentwickeln. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja deutsche Wissenschaftler, Therapeuten oder DOs, die diesen Versuch unternehmen werden, um dabei mitzuhelfen der osteopathischen Profession weltweit Anerkennung zu verschaffen.
VORWORT DES ÜBERSETZERS
Das Buch von James und Rene McGovern entwickelt das Konzept osteopathischer Medizin fort. Insbesondere die Vernetzung klassischer osteopathischer Einsichten mit neueren immunologischen, psychosomatischen und neurobiologischen Erkenntnissen versucht das alte Versprechen zu erfüllen, Körper, Psyche und Geist in der Medizin zu vereinbaren. Das Buch stellt entsprechend eine Reihe von geschichtlichen und systematischen Erwägungen vor, die ein Panorama antiker und moderner Medizin aus verschiedenen Kulturen entfalten.
Dabei kommt der bislang besonnensten Philosophie eine zentrale Rolle zu. Aristoteles gehört zu den phänomenologischen Denkern, die an der Wahrnehmung und Erfahrung von Phänomenen orientiert sind. Derartige Wahrnehmungen und Erfahrungen sind immer perspektivisch gebrochen. Entsprechend entwickelte Aristoteles eine Methode, verschiedene philosophische Ansichten miteinander zu vergleichen und sie kritisch zu diskutieren. Dabei werden jeweils Wahrheitsmomente gegeneinander abgewogen und als Aspekte des (mutmaßlich) Ganzen erfasst. Auf die wissenschaftliche Grundfrage von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen bezogen, vereinheitlichte er die vier bis dahin erarbeiteten Vorschläge: Es gibt Form-Ursachen, Material-Ursachen, Wirk-Ursachen und Final-Ursachen.
Dieses differenzierte Ursachen-Modell wenden McGovern & McGovern auf die Probleme der Gesundheitsfürsorge (healthcare) bzw. des Gesundheitswesens an. Dann zeigt sich, dass die osteopathischen Prinzipien von Andrew Taylor Still1 (Interaktive Einheit des Körpers, Interdependenz von Struktur und Funktion, Selbstheilungsmechanismen) den ersten drei aristotelischen Ursachentypen entsprechen. Der vierte Ursachentyp, die Final-Ursache verweist auf die grundlegende menschliche Struktur, von (nicht immer bewussten) Zielen bzw. Lebensentwürfen bestimmt zu sein. Das Prinzip lässt sich medizinisch als Bedeutungs-Erwartungs-Reaktion bezeichnen. Wissenschaftlich wird dies durch eine zutreffende Interpretation des Placebo-Effekts bzw. der Placebo-Reaktion von Patientinnen und Patienten eingeholt. Die Idee einer einheitlichen Feldtheorie, die auf Anregungen Albert Einsteins zurückgeht, wird so gedanklich kontrolliert und anschaulich erfasst.
Mit diesem vierten Schritt sind McGovern & McGovern auch in der modernen Philosophie angelangt, welche die Entwurfsstruktur und Zukunftserwartung menschlichen Daseins als grundlegend ansieht. Dass dies medizinisch reformuliert und in moderne Behandlungsweisen umgesetzt werden kann, ist eine große Leistung des Buchs. Damit ist ein wesentlicher Schritt getan, der die zur Schulmedizin alternativen Behandlungsweisen (z. T. religiöser Art) und die Hinwendung vieler Patientinnen und Patienten zu derartigen Methoden philosophisch und wissenschaftlich rekonstruieren und rechtfertigen kann. Das Glossar des Buches erschließt zusätzlich eine Reihe solcher Verfahren und in ihren Kontexten verwendete Begriffe.
M. E. sind nur zwei kleinere Fragezeichen anzubringen. Wirft das kraniale Konzept von William Garner Sutherland2 keine eigenständigen ‚philosophischen‘ Fragen auf, sodass es stillschweigend unter A. T. Still subsummiert werden kann? Wie erklären sich McGovern & McGovern genau die Interaktion von mentalen Prozessen, Körper und Geist? Hier ist neben der Ursachentheorie m. E. eine konkrete semiotische Theorie für eine einheitliche Feldtheorie nützlich und wohl auch nötig, um die Interaktionen von Körper, mentalen Prozessen und Geist zu verstehen. Denn in den unterschiedlichen Aspekten eines Menschen werden – zum größten Teil unbewusst – Zeichen ausgetauscht. Eine derartig noch ein wenig erweiterte einheitliche Feldtheorie wäre mit Stills philosophischem Zeitgenossen und Landsmann Charles Sanders Peirce (1839 – 1914) im Gespräch. Zudem fände man ihm einen reflektierten Verteidiger der Final-Ursache. Auch die psychosomatische Theoriebildung wählt zumindest gelegentlich diesen Weg.3
Diese Einwände verstärken die Einschätzung, dass hier ein tatsächlich bedeutendes amerikanisches Buch seinen Weg in den deutschsprachigen Raum findet. Es handelt sich um ein innovatives Buch, das weitere Innovationen befördern kann. Es ist sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für Berufstätige im Gesundheitswesen gut lesbar. Nicht zuletzt aber korrigiert es einen (falschen) Eindruck, der in der letzten Zeit vielleicht entstehen konnte. Denn es rezipiert unter modernen Bedingungen die bedeutendste Theorie des ‚alten Europa‘ – und wendet sie erkenntnisfördernd an.
PD Dr. Martin Pöttner
Heidelberg, 2003
VORWORT DES HERAUSGEBERS
Als James und Rene McGovern in den 1990ern an die ATSU/KCOM berufen wurden, stand die älteste Ausbildungsstätte der Welt für Osteopathie finanziell am Abgrund und es ist allein dem Geschick v. a. James MacGoverns zu verdanken, dass das KCOM nicht nur weiter existiert hat, sondern inzwischen zu einer der innovativsten medizinsichen Ausbildungsstätten in den Vereinigten Staaten geworden ist. Die McGoverns sind aber nicht nur für das ‚physische‘ Überleben des KCOM verantwortlich, sie haben der amerikansichen Osteopathie auch wieder die ursprüngliche Philosophie der Klassischen Osteopathie nach Still wieder näher gebracht. Das inzwischen auf dem Campus umfassend erweiterte Museum of Osteopathic Medicine gilt inzwischen zurecht als das Mekka der osteopathiehistorischen Forschung.
Da beide oftmals durch Europa gereist sind, um die verschiedenen Kulturen und Denkweisen der alten Welt begierig und wissensdurstig zu absorbieren, gehören sie zu den wenigen Amerikanern im osteopathischen Umfeld, die tatsächlich in der Lage sind, Brücken zwischen den zwei doch sehr verschiedenen Welten der Osteopathie dies- und jenseits des Atlantik zu bauen. Obwohl Dein innerer Heiler 2003 bereits erstmals verlegt wurde, ist es m. E. bis heute der tiefgründigste, qualifizierteste und inspirierendste Versuch, die Osteopathie in ihren philosophischen Wurzeln – Klassische Osteopathie beginnt und endet nicht mit Theorie und Technik, sondern mit dem philosophischen Denken – zu erfassen. Aber die McGoverns belassen es nicht dabei, sondern erweitern und komplettieren den ursprünglichen Ansatz des Entdeckers der Osteopathie, Andrew Taylor Still (1828 – 1917), mit dem Aspekt der Bedeutungs-Erwartungs-Reaktion um eine entscheidende Dimension (s. a. Vorwort des Übersetzers).
OSTEOPATHIE UND PHILOSOPHIE
Immer wieder wird darüber gestritten, ob Osteopathie eine eigenständige Medizinphilosophie ist oder nicht. Streng genommen ist es korrekt zu sagen, dass dies nicht zutrifft, denn Stills ursprünglicher Ansatz ist salutogenetisch/vitalistisch orientiert und damit ganz in der Tradition aller naturheilkundlichen Ansätze. Stills eigene Aussagen, Osteopathie sei eine Philosophie sind vielmehr dahingehend zu verstehen, dass er den Begriff Philosophie ganz im Geiste eines pragmatischen Grenzländers seiner Zeit funktionell ausdeutet: die Liebe (altgriechisch φιλοσοφία, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“). Dieses Denken findet sich beispielsweise auch in Stills Ausdeutung des Begriffs Osteopathie selbst, deren Ausdeutung:
Knochen als Hebel für Techniken (Osteo…) => Anpassung des muskuloskelettalen Rahmens => ungehindertes Fließen von Blut, Lymphe und Liquor => optimaler Fluss der selbstregulierenden Informationen => maximale Entfaltung der Physiologie => maximale Verdrängung der Leiden (…pathie)=> Heilung durch die Natur.
Es geht bei der Philosophie der Osteopathie also grundsätzlich um kein akademisches Konstrukt, sondern ganz generell um die pure Lust am Wissen selbst, d. h. am ganz alltäglichen ‚philosophieren‘. Nach Still und anderen bedeutenden Osteopathen der Gründerzeit beginnt und endet Osteopathie mit eben diesem Wissen-wollen, dieser unbedingten Neugier die tieferen Zusammenhänge nicht nur medizinischer, sondern aller Dinge verstehen zu wollen, dieser Liebe zur Weisheit. Und deshalb betonten sie auch, dass DO eigentlich keinen Titel bezeichnet, sondern Dig On! (‚Grabe tiefer!‘) repräsentiert.
In diesem Sinn ist auch Dein innerer Heiler zu verstehen. Es ist nicht für Oateopathinnen und Osteopathen gedacht, die Osteopathie als Methode oder Job betrachten, als simple Ergänzung physiotherapeutsicher oder orthopädischer Grundkenntnisse, sondern für jene, die erkannt haben, dass sich in den philosophischen Grundlagen der Klassischen Osteopathie tatsächlich eine neue Dimension der Medizin des 21. Jahrhundert verbirgt. Eine Medizin, die Subjektivität als wichtig und zentral in der Behandlung akzeptiert und schätzt, eine Medizin, die den Menschen und keine Krankheitsbilder behandelt; eine Medizin, die versucht, immer den Menschen in seiner Gesamtheit und nie nur Symptome oder Krankheiten behandelt; eine Medizin, die Schöpfung und Leben nicht ausklammert, sondern im vitalistischen Kontext seriös implementiert; und eine Medizin, die evidence based medicine auf allen drei Säulen (externe Evidenz, Patientenerwartung, Therapeutenerfahrung) lebt und damit zurecht als human based science im Sinne einer modernen Biowissenschaft praktisch und menschennah nicht nur werbewirksam propagiert, sondern tatsächlich auch im klinsichen Alltag konsequent zum Wohl der hilfesuchenden Menschen umsetzt. Dieses Fokussieren auf ein über das therapeutische Ich hinausgehende Ziel, die Bewusstheit kein ‚heroischer‘ Beherrscher der Natur, kein heilender Halbgott oder rettender Engel mehr, sondern lediglich ein demütiger Erfüllungsgehilfe der Natur sein zu wollen und letztlich die damit verbundene dramatische Einsicht, dass die Natur allein für den Heilerfolg und man selbst ‚nur‘ für die Rahmenbedingungen verantwortlich ist, bezeichnet den zentralen Wesenszug der Klassischen Osteopathie nach Still.
Das grundlegende Interesse an allen Dingen, die Philosophie als idealer Urgrund für gute und menschliche Wissenschaft, bezeichnen also noch weit vor allem medizinischen Grundwissen und technischem Geschick das Alpha und Omega des osteopathischen Kunsthandwerks. Sie ist das Schiff, auf dem der osteopathische Ozean besegelt wird und auf diesem Schiff dient Dein innerer Heiler als Sextant zur Orientierung. In diesem Sinne lohnt es sich vor Beginn der Lektüre alle unmittelbar praktisch-klinischen Überlegungen beiseite zu legen, sich weit vom Bild des klinischen Alltags zu erheben und dann erst mit der Lektüre zu beginnen. Dein innerer Heiler ist kein Buch über Osteopathie im übliche Sinn, es ist – jenseits aller medizinischen Theorie und Praxis – eine Beschreibung ihres innersten Kerns, ihrer eigenen ‚Seele‘ sozusagen und belegt damit eindrücklich: Die Klassische Osteopathie war und ist ihrer Zeit noch immer weit voraus. Und genau deswegen birgst sie soviel Spannung, Unruhe, Inspiration und Sinnhaftigkeit; nicht nur für die Menschen, die mit ihr Arbeiten, sondern für das gesamte Gesundheitswesen.
WICHTIGER HINWEIS
Da Osteopathen ausschließlich in den Vereinigten Staaten den Ärzten gleichgestellt sind und auch sämtliche Fertigkeiten eines Arztes erlernen und ausüben (inkl. Chirurgie, Gynäkologie, Intensivmedizin etc.), erscheinen einige Bemerkungen der Autoren bezogen auf die Osteopathie und die Osteopathen auf den ersten Blick ungewohnt. Hier handelt es sich aber lediglich um ein oberflächliches Detail, denn worauf es ankommt ist die Geisteshaltung ALLER im Gesundheitswesen tätigen Menschen und nicht nur der Osteopathen. Dies ist die tiefe Überzeugung der McGoverns und dies betonten Sie mir gegenüber immer wieder ausdrücklich. Mit anderen Worten, das Motiv entscheidet über den Wert und die Bedeutung einer Meinung oder einer Handlung – ganz nach dem Motto jener beiden berühmten Ermahnungen, die über dem Eingang des antiken Tempels von Delphi gestanden haben sollen:
„Erkenne dich selbst!“ und „Alles in Maßen!“
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Buches!
Christian Hartmann
Pähl, Juli 2014