Czytaj książkę: «Das kleine Paradies», strona 7

Czcionka:

Kapitel 5

Kevin stand früh auf und las noch einmal ihre Nachricht; grinsend und zum hundertsten Male. Schnell duschte er. Aber auch das kalte Wasser konnte seine Gedanken an Julia nicht unterbrechen. Er freute sich, dass er sie endlich wiedersah. Er zog Jeans und Hemd an und ging gutgelaunt in die Küche. Jack stand bereits an der Kaffeemaschine und machte sich daran zu schaffen.

»Morgen Kevin!«

»Morgen!«

Er nahm sich eine Tasse und goss sich Kaffee ein. Der erste Schluck war immer der Beste, fand er. Langsam ließ er das heiße Etwas durch seine Kehle rinnen.

Jack schaute ihm belustigend zu und sagte grinsend: »Wenn man dir dabei zuschaut, könnte man denken, dir geht einer ab.«

Kevin verzog das Gesicht zu einem Grinsen und stieß ihn in die Seite.

»Hör auf damit!«

»Was denn? Das war nur eine Feststellung.«

Kevin stellte seine Tasse ab und stieß einen lauten Pfiff aus. Es dauerte keine 4 Sekunden, da kam Max um die Ecke geschossen. Schwanzwedelnd leckte er Kevins Hand ab.

»Ist ja gut mein Alter!«

»Wann holst du Julia ab?«

»Ich geh mit Max noch raus und fahre dann in einer halben Stunde los.«

»Du kannst sie auch später abholen. Melinda hat vorhin angerufen und wir haben das Shooting auf 12:00 Uhr verschoben.«

»Auch gut! Ich werde Julia aber trotzdem gleich abholen.«

»Warum das?«

Er zwinkerte Jack zu und sagte lächelnd: »Das erzähle ich dir später.«

»Und was ist mit Frühstück?«

»Nein Danke! Ich frühstücke mit ihr.«

Kevin wollte schon gehen, da rief ihm Jack zu: »Ach so, ich muss dir leider noch was gestehen.«

Verlegen trat er von einem Bein auf das andere. Kevin zog die Augenbrauen zusammen. Das bedeutete nichts Gutes!

»Na ja... ich dachte ja nicht, dass du Julia... ich meine, du findest sie doch nett oder?«

»Jaaaaa... Und?«

Jack kratzte sich am Kopf und stieß hervor: »Mein Gott, ich dachte du bräuchtest etwas Gesellschaft und habe Sarah eingeladen.«

»Du hast was???«, brüllte Kevin.

Jack hob zur Verteidigung seine Hände, da Kevin so aussah, als wäre er kurz davor, ihn anzuspringen.

»Oh man Kevin. Ich konnte doch nicht ahnen, dass dir Julia den Kopf verdreht. Wie konnte ich wissen, dass du dich ausgerechnet für sie interessierst?«

»Jack, aus der Nummer kommst du nicht so leicht raus! Herrgott, du weißt doch wie Sarah tickt! Sie wird an mir wie eine Klette hängen.«

Kevin war so geschockt, dass er sich hinsetzten musste.

»Bitte übertreibe nicht so. Sie ist nett und gutaussehend... das hast du selber mal gesagt.«

Er schaute Jack wütend an.

»Genau das meine ich, wenn ich sage, du sollst dich nicht einmischen. Du schleppst ständig Frauen an, mit denen ich nichts zu tun haben möchte.«

»Jetzt bist du ungerecht. Schließlich habe ich Julia auch angeschleppt... na ja, irgendwie.«

Sein Grinsen war der Versuch diesen Satz zu untermalen.

Er schlug fehl!

»Julia hast du aber nicht für mich angeschleppt, sondern sie arbeitet hier für dich. Das ist etwas anderes. Kapierst du das nicht?«

Kevin konnte es nicht fassen. Was würde Julia denken? Dass Sarah seine Freundin ist? Garantiert!

»Kevin, es tut mir leid. Ehrlich!«

»Jack, du sorgst dafür, dass sie mich in Ruhe lässt!«

»Wie stellst du dir das denn vor? Du weißt doch, dass sie in dich verknallt ist. Also, wie soll ich sie von dir fernhalten?«

»Das ist dein Problem!«

Kevin stellte wütend die Tasse ab und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche.

Als Julia erwachte, vernahm sie ein komisches Geräusch. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass es ihr Smartphone war. Verschlafen sagte sie: »Ja?«

»Hi Schlafmütze! Wie war der Abend mit Liam? Ich möchte alles wissen. Hat er dich in Ruhe gelassen?«

»Stopp!«, rief sie so laut, wie es ihre Müdigkeit zuließ. Rose verstummte tatsächlich. Julia schaute auf ihre Armbanduhr.

»Rose, es ist 4 Uhr. Mitten in der Nacht... sag mal, hast du dir den Wecker gestellt?«

»Nein, natürlich nicht. Ich habe die Nacht schlecht geschlafen. Stell dir vor, ich bin plötzlich wach geworden und hatte Liam und dich vor Augen. Nun sag schon, hat er sich anständig benommen?«

»Ja. Gute Nacht!«

Sie legte auf und nahm ihre Schlafposition wieder ein. Nach einigen Minuten, jedenfalls empfand das Julia so, wurde sie wieder vom Smartphone geweckt.

»Rose? Bist du jetzt mein persönlicher Stalker?«

»Hey, ich wollte mich nur vergewissern, dass du deinen ersten Tag nicht verschläfst«, kam es kleinlaut von Rose.

»Rose, ich kann gar nicht verschlafen wenn du hier alle 5 Minuten anrufst.«

»Was heißt hier alle 5 Minuten? Ich habe 2 Stunden wach gelegen und brav die Finger vom Smartphone gelassen.«

Julia überlegte. Das Rechnen fiel ihr noch schwer. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie erkannte, dass es bereits 6 Uhr war. Sie setzte sich aufrecht hin. Sie hatte zwar noch viel Zeit, aber konnte jetzt bestimmt nicht mehr einschlafen. Sie seufzte.

»Hör zu Rose, ich muss mich jetzt fertig machen. Ich habe keine Zeit für einen Plausch.«

»Aber du musst mir noch erzählen...«, weiter kam sie nicht.

Sie wurde von Julia unterbrochen: »Keine Zeit... hättest eben früher anrufen müssen.«

Julia kicherte und Rose tobte.

Bevor sie aber von Rose etwas zu hören bekam sagte sie schnell: »Bye Rose, hab dich lieb!«

Sie schaltete das Smartphone komplett aus um sicher zu gehen, dass sie von Rose nicht weiter genervt wurde. Dabei musste sie grinsen. Sie konnte sich das Gesicht von Rose genau vorstellen, wenn sie beim nächsten Anruf erkannte, dass es aus war. Einige Sekunden blickte sie auf ihr Display und schaltete das Smartphone dann doch wieder ein. Die Predigt von Rose wollte sie sich ersparen. Kaum hatte sie es angeschaltet, klingelte es.

»Herrgott du nervst«, schrie sie ins Smartphone.

»Das war nicht meine Absicht!«

Sie erkannte Kevins Stimme und ließ sich vor Schreck nach hinten in die Kissen fallen.

»Oh!«, kam es kleinlaut aus ihrem Mund.

Sie vernahm ein Lachen und seine Stimme hörte sich vergnügt an: »Mit deinem „oh“ begrüßt zu werden gefällt mir viel besser.«

Sie setzte sich wieder aufrecht hin und versuchte es zu erklären.

»Bitte verzeih! Ich dachte es wäre Rose. Sie nervt wirklich.«

»Macht sie sich immer noch Sorgen?«

»Ja, sie dachte, dass ich verschlafe.«

Dass Liam der Grund war, verschwieg sie. Sie wollte weder Rose noch Kevin erzählen, dass Liam versucht hatte, sie zu küssen. Was würde das bringen? Nur noch mehr Kontrolle von Rose und noch mehr Feindseligkeit von Kevin, gegenüber Liam.

Keine gute Idee also!

»Gut. Dann habe ich dich ja Gott sei Dank nicht geweckt?«

»Nein, hast du nicht! Aber woher hast du eigentlich meine Nummer?«

»Die hat mir Jack gegeben. Zur Sicherheit, falls ich dich am Flughafen nicht gefunden hätte. Außerdem hast du mir gestern geschrieben. Das warst du doch, oder?«

»Hmmm«, kam es verlegen zurück.

»Du hast mir damit meine Nacht gerettet.«

»Wirklich?«, fragte sie ungläubig.

Sie hörte ihn lachen.

»Geht das schon wieder los? Hör auf zu lachen.«

Er riss sich zusammen und fragte: »Schaffst du es etwas früher fertig zu sein? Ich würde dich nämlich gerne schon um 6:30 abholen. Ich möchte dir noch etwas zeigen.«

Sie überlegte kurz. Eine halbe Stunde müsste reichen.

»Ich glaube, das schaffe ich. Was möchtest du mir denn so früh am Morgen zeigen?«

»Lass dich überraschen.«

»Du weißt doch aber, dass...«

»Ja, ich weiß... du magst keine Überraschungen!«, sagte er vergnügt.

»Genau! ...und warum...«

»Weil ich den Ausdruck in deinen Augen mag, wenn du überrascht und begeistert bist«, unterbrauch er sie wieder.

Er wollte eigentlich „weil ich den Ausdruck in deinen Augen liebe“ sagen, traute sich jedoch nicht. Sie fühlte sich irgendwie geschmeichelt und war heil froh, dass er ihr Rundumlächeln nicht sehen konnte.

Eilig sagte sie: »Okay, ich werde fertig sein.«

Seine Stimme nahm einen anderen Ton an. Rauer und fremder: »Ich klingle dich an, wenn ich da bin. Ich möchte verhindern, dass ich am frühen Morgen jemanden verletze.«

Sie verstand und musste schmunzeln.

»Bis gleich!«, sagte er wieder gutgelaunt.

»Ja, bis gleich!«

Auch ihre Laune stieg an. Rose Telefonterror war vergessen und sie schwebte förmlich ins Bad. Sie duschte, cremte sich ein, putzte sich die Zähne und schminkte sich nur ein wenig. Ihr schulterlanges braunes Haar band sie zu einem Zopf zusammen. Sie zog bequeme Jeans und ein Sweatshirt an. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und war erstaunlicherweise zufrieden damit. Kevin war der Grund und das wohlige Gefühl, dass sie hatte, wenn sie an ihn dachte. Da gab es keinen Zweifel. Sie nahm ihre Tasche, schlüpfte in ihre Stiefel und steckte das Smartphone ein. Sie überlegte kurz, ob sie es auch wirklich mitnehmen sollte. Rose würde bestimmt Kontrollanrufe starten. Egal, dachte sie. Sie verließ das Zimmer mit einem Lächeln auf den Lippen. Und so lächelnd traf sie auf Liam. Sie hätte nicht gedacht, dass ein Casanova so früh aufstand.

Er verstand das Lächeln natürlich falsch. Er bezog es auf sich.

Fataler Fehler!

»Guten Morgen Julia!«, begrüßte er sie freundlich.

Julia war so gut gelaunt, dass sie sogar zuließ, dass er sie umarmte.

Ermutigt über den Körperkontakt, schlug er ihr vor: »Ich bin extra früh aufgestanden, um dich zu Mr. John zu fahren. Vorher jedoch, würde ich dich gerne in ein tolles Café entführen und dich zum Frühstück einladen.«

Er war sich sicher, dass sie anbeißen würde. Jede Frau tat es. Julia ist aber nicht jede Frau.

Sein Siegerlächeln erstarb als sie antwortete: »Oh, das tut mir leid. Ich werde gleich von Kevin abgeholt.«

Seine Augen verengten sich und er versuchte seinen Ärger nicht in seine Stimme zu legen.

»Schade! Es wäre aber echt nett gewesen, wenn du es mir gestern gesagt hättest.«

Sie bemerkte das Zucken um seinen Mund und ihr Lächeln verlor den Glanz.

»Entschuldige bitte. Hätte ich vorher gewusst, was du vor hast...«

Er war verärgert und wollte es ihr aber nicht zeigen. Er versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, was aber eher gequält aussah.

»Ist schon gut. Ich hoffe aber, dass du wenigstens unsere Verabredung heute Abend nicht vergessen hast?«

Siedend heiß fiel es ihr ein.

Mist! Mist! Mist! Das supertolle Edelrestaurant in Aberdeen!

Ihr Smartphone klingelte. Erleichtert über diese Unterbrechung, ging sie ran.

»Ich bin da!«, hörte sie die vertraute und warme Stimme. Ihr Herz schlug schneller und sie konnte ein Lächeln nicht verhindern. Zum Frust von Liam. Er hätte ihr das Smartphone am liebsten aus der Hand geschlagen. Er musste sich so sehr beherrschen, dass er kaum atmen konnte.

»Ich komme!«, sagte sie schnell und zu Liam gewandt, »zu wann hat dein Vater den Tisch reserviert?«

»20:00 Uhr!«

Seine Stimme klang noch immer verärgert.

Na das kann ja ein toller Abend werden, dachte sie.

»Okay! Ich weiß zwar nicht, wie lange Jack, äh Mr. John, den heutigen Arbeitstag geplant hat, aber ich werde es versuchen.«

»Versuchen?«, fragte er gereizt.

Julia wurde wütend. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Lauter als gewollt sagte sie: »Hör zu Liam, es ist wirklich sehr nett von dir, dass du dich um mich kümmern möchtest. Aber ich bin hier zum Arbeiten. Nur das zählt für mich. Und wenn Jack die ganze Nacht durcharbeitet, werde ich an seiner Seite sein und nicht früher nach Hause gehen.«

Mit großen Augen starrte er sie an und konnte nicht glauben, was er da hörte. Das Gefühl, einen Korb zu bekommen, kannte er nicht, bzw. ließ er nie zu. Er hatte seine Mittel, die Frauen gefügig zu machen. Jedoch dachte er nicht, dass er bei Julia etwas davon anwenden müsste.

Julia sah nicht mehr, dass aus den großen Augen kleine Schlitze wurden, denn sie ließ ihn einfach stehen. Wütend schaute er ihr hinterher und hatte bereits einen Plan im Kopf, wie er sein Ziel erreichen würde.

Kevin lehnte, die Arme ineinander verschränkt, an seinem Auto und sah einfach umwerfend aus. Er strahlte sie an und sagte: »Guten Morgen Julia!«

Als Julia ihn sah, verblasste sofort der Ärger über Liams Worte. Herrgott, wie kann ein Mann nur so atemberaubend gut aussehen? Und warum interessiert sich so ein Mann für mich?

Sie rief vergnügt: »Guten Morgen Kevin! Lieb von dir, dass du mich abholst.«

»Immer wieder gerne!«

Als sie nah vor ihm stand, überlegte sie kurz, ob sie ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange geben sollte, ließ es jedoch bleiben. Stattdessen streckte sie ihm die Hand entgegen. Er nahm sie mit beiden Händen und strich ihr zärtlich über ihren Handrücken. Die Haut von Julia reagierte sofort und formte sich zur Gänsehaut. Es entstand eine kleine Pause, in der sie sich stumm in die Augen schauten. Kevin räusperte sich verlegen, ließ ihre Hand wieder los und öffnete die Beifahrertür.

»Danke!«, sagte sie lächelnd und stieg ein.

Schnell lief er um das Auto und stieg schweigend ein. Julia wartete noch bis er den Motor anließ und fragte dann neugierig: »Nun sag schon, warum hast du mich früher abgeholt?«

Lachend sagte er: »Hab Geduld!«

»Hast du dir zur Aufgabe gemacht, mich zu foltern?«, neckte sie ihn.

»Nein!«, sagte er ruhig und nahm den Blick nicht von der Straße.

Okay, ich werde geduldig sein und schweigen.

Sie schaute aus dem Fenster und versuchte trotz Dunkelheit zu erkennen, in welche Richtung er fuhr. Sie fuhren an einem Hotel vorbei, das ihr bekannt vorkam.

Sie rief: »Hey, dass kenne ich, das ist Queen´s Cross. Hier sind wir gestern vorbei gekommen, stimmt’s?«

»Ja, das stimmt!«

»Wie jetzt? Mehr hast du nicht zu sagen?«

»Nein, da es ja eine Überraschung ist.«

Sie zog einen Schmollmund und er lächelte.

Sie fuhren über eine Brücke und dann durch einen kleinen Wald. Als sie zur Küstenstraße abbogen, wusste sie wo sie waren. Es war die Strecke zum kleinen Paradies. Allerdings fragte sie sich, warum er mit ihr dort hinfuhr.

Aufgeregt zappelte sie herum und trommelte mit ihren Fingern auf ihrer Jeans. Er schaute kurz zu ihr und ihre Blicke trafen sich.

Sie konnte nicht mehr ruhig bleiben und sagte: »Okay, okay! Du hast gewonnen!«

Sie hielt ihm ihre Hand hin.

»Los, nimm sie! Du kannst sie haben! Sagst du mir dann, was du vorhast?«

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Lippen und küsste sie zart.

»Dieses Angebot ist wirklich verlockend, jedoch kriegst du mich nicht damit rum, dir zu sagen, was die Überraschung ist.«

»Schuft!«, sagte sie murrend und zog die Hand wieder weg.

Er lachte kurz aber herzlich. Sie schaffte es immer wieder ihn zum Lachen zu bringen. Dies beeindruckte ihn sehr und er wusste endlich, was er bei den bisherigen Frauen vermisst hatte. Den Rest der Fahrt schwieg sie und er genoss es, einfach nur neben ihr zu sitzen und sie für sich alleine zu haben. Er bog in die kleine Auffahrt, die zu seinem Haus führte. Er parkte und sagte zu ihr: »Warte bitte kurz.«

»Ich soll warten?«, rief sie entsetzt.

»Hmmm… schaffst du das?«

Nur ihre Augenbrauen zeigten ihm, was sie davon hielt.

Er liebte ihre Reaktionen, die bei ihm immer zu einem Grinsen führten. Er stieg aus und lief zum Kofferraum. Es vergingen nur Sekunden, da öffnete er ihre Tür und hielt ihr seine Hand hin. Ohne ein Wort legte sie ihre in die seine und er umschloss sie sanft.

»Deine Hand ist ja ganz kalt?«, fragte er erstaunt.

»Oh ja und du bist schuld. Wenn ich aufgeregt bin, habe ich immer kalte Hände.«

»Du musst nicht aufgeregt sein, es ist nichts Besonderes.«

»Das sagst du erst jetzt? Dann hätte ich ja doch länger schlafen können?«

»Hättest du nicht, da Rose es ja bereits verhindert hatte.«

»Mist!«, sagte sie laut.

Er blinzelte und sie konnte seine Augen kaum erkennen. Dies war wieder der Moment, wo sie nicht recht wusste, ob er sie überhaupt auf hatte. Sie liefen langsam um das Haus herum und durch den Garten, dann durch das Tor, über die kleine Brücke und gelangten wieder auf die riesige Wiese. Er zog sie langsam hinter sich her, wohl bedacht darauf, dass sie nicht stolperte. Sie konnte nicht gleich alles erkennen, da sie brav hinter ihm lief. Durch seine Größe verdeckte er ihr die Sicht. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blieb sie stehen, zog an seiner Hand und zwang ihn somit ebenfalls stehenzubleiben.

»Warum bleibst du stehen? Was ist?«

»Herrje schau doch nur! Schau nur wie der Himmel aussieht!«, sie drehte sich zur Seite und zog ihn wieder mit sich. »Und schau dir das Meer an. Und da….«, sie holte tief Luft, »die Sonne… sie geht gerade auf.«

Erst jetzt schloss sie ihren Mund wieder. Ihre Augen strahlten vor Begeisterung und sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Sie konnte sich aber nicht bewegen, aus Angst das Bild würde vor ihren Augen verschwinden. Er beobachtete sie und war fasziniert über die Art, wie sie ihre Freude und ihr Staunen zum Ausdruck brachte. Sie ließ seine Hand los und lief langsam mit offenen Armen über die Wiese. Er folgte ihr… wie immer grinsend. Sie atmete die Luft tief ein und langsam wieder aus. Sie drehte sich zu ihm um und sagte: »Die Überraschung ist dir gelungen. Früh am Morgen sieht das kleine Paradies ja noch paradiesischer aus.«

Er blieb ca. 1 Meter vor ihr stehen.

»Aber das ist nicht die Überraschung!«, stellte er richtig.

»Nein? Ist sie nicht?«

»Nein!«

»Aber…?«

»PSSST!«

Er legte seinen Finger an seine Lippen und forderte sie mit einer Handbewegung auf, zwei Schritte zurückzugehen. Er nahm seinen Rucksack, den er vorher aus dem Kofferraum genommen hatte, und stellte ihn vor sich ab. Er holte eine Decke heraus, die auf einer Seite mit Kunststoff beschichtet war. Er breitete sie vor sich aus und nahm aus dem Rucksack noch eine Thermokanne, zwei Tassen, ein Windlicht und eine gefüllte Papiertüte. Er verteilte alles und sagte dann mit einer tiefen Stimme: »Das ist die Überraschung! Frühstück im kleinen Paradies während die Sonne aufgeht.«

Sie merkte, wie sich langsam ihre Augen mit Tränen füllten. Sie schaute schnell auf die Decke und schluckte.

Herrgott, reiß dich zusammen, du blöde Kuh. Auf keinen Fall jetzt heulen. Verdammt noch mal, nicht jetzt!

Sie holte nochmals tief Luft und hob langsam den Kopf. Sie konnte seine Augen kaum sehen, es war noch immer recht dunkel, aber sie wusste genau, wie seine Augen jetzt aussahen.

»Kevin… oh mein Gott Kevin… das ist… ich meine… ich glaub das einfach nicht.«

Er lief um die Decke herum und überlegte sich währenddessen, ob er sie jetzt einfach küssen sollte. Sein Verlangen war so stark, dass er es erst in der letzten 100stel Sekunde schaffte, seine Absicht zu ändern. Und so legte er nur seine Hand um ihre Taille und schob sie langsam auf die Decke.

»Setz dich bitte!«

Es kam nur ein „Hmm“ aus ihrem Mund. Sie kniete sich hin und er schenkte Kaffee ein.

»Du trinkst doch morgens Kaffee, oder?«

Wieder nur ein „Hmm“. Sie musste sich dermaßen konzentrieren, dass sie nicht doch noch losheulte. Er machte das Windlicht an, jedenfalls versuchte er es. Beim fünften Anlauf klappte es; trotz Wind. Er sah, dass sie zitterte und holte eine warme Fließjacke aus seinem Rucksack. Er legte sie ihr um die Schultern und fragte besorgt: »Besser so? Oder frierst du immer noch?«

Ja, sie zitterte, aber weiß Gott nicht vor Kälte.

Sie räusperte sich und sagte kleinlaut: »Kevin, wie bist du nur auf so eine Idee gekommen?«

Unsicher fragte er: »Wieso, gefällt sie dir nicht?«

»Mir nicht gefallen?«

Sie fasste sich am Kopf und bei dieser Gelegenheit versuchte sie schemenhaft eine Träne fortzuwischen. Er sah dies natürlich und fragte besorgt: »Hab ich etwas Falsches gemacht?«

Nun war sie wirklich verlegen. Nicht nur, dass sie sich blöderweise in eine Heulsuse verwandelte, nun auch noch in eine undankbare Heulsuse. Sie musste es richtig stellen… auf der Stelle. Sie rückte ein wenig näher an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Das ist die romantischste Überraschung, die ich je bekommen habe. Ich danke dir!«

Glücklich über ihr Geständnis sagte er: »Das habe ich gerne gemacht und ich freue mich, dass es dir gefällt.«

»Aber wieso?»

»Wieso es mich freut?«

»Nein. Ich meine, wir kennen uns erst seit gestern und du gibst dir so viel Mühe. Wieso?«

Er zuckte mit den Schultern.

»Weiß nicht! Wenn ich an dich denke, dann fallen mir halt solche Sachen ein… weil… weil ich dich mag.«

»Das ist wirklich süß von dir. Ich bin stark beeindruckt.«

Sie küsste ihn auf die Wange und nahm wieder vor ihm Platz. Der Kuss war nicht das, was er sich erhofft hatte, aber es war ein Anfang. Er legte sich rechts von ihr auf die Seite und stützte sein Kopf mit der Hand ab. Es wurde langsam heller und die aufgehende Sonne strahlte ihr Gesicht an, dadurch konnte er sie jetzt deutlicher sehen. Er fand, dass sie wunderschön im Morgenlicht aussah und er fühlte ein Verlangen, dass er mühsam versuchte zu unterdrücken. Von all dem merkte sie nichts. Sie war viel zu sehr von dem Panorama eingenommen. Sie holte tief Luft und versuchte diesen Moment in Worte zu fassen.

»Du hast hier wirklich ein Paradies auf Erden. Wenn ich malen könnte, würde ich genau diesen Moment einfangen wollen.«

»Schön, dass es dir gefällt.«

»Machst du Witze? Es ist… es ist spektakulär!«

Schmunzelnd fragte er: »Hast du Hunger? Möchtest du etwas essen?«

Sie blinzelte in die Sonne und fragte erstaunt: »Daran hast du auch gedacht?«

»Natürlich! Was wäre ein Frühstück ohne Essen?«

»Kann ich später essen? Ich bin viel zu aufgeregt dafür.«

»Was immer du möchtest, Julia.«

Sie lehnte sich langsam zurück und spürte am Kopf seinen Arm, den er bereits ausgestreckt hatte. Sie zuckte leicht und wollte sich wieder gerade hinsetzen, doch er hielt sie an der Schulter fest.

»Bitte bleib liegen, mich stört das nicht«, erklärte er.

Nur zu gerne kam sie seiner Bitte nach. Sie blickte in den Himmel und sah eine ganze Armada von Wolken, die langsam in Richtung Sonne zogen. Sie stieß einen Seufzer aus.

»So schwer?«, fragte er leise.

»Das war kein Seufzer sondern ein Zufriedenheits-Sauerstoffausstoß.«

Er drehte sich lachend zu ihr um.

»Das war was?«

Sie musste kichern und wandte ihr Gesicht ebenfalls ihm zu.

»Das sagt Rose immer, entschuldige bitte.«

Nur noch 20cm und ein wenig Mut, trennten ihn von einem Kuss. Sie schienen trotzdem für ihn unüberbrückbar zu sein. Nicht, dass sie unnahbar auf ihn wirkte. Nein, eher sehr verletzlich. Und er wollte sie nicht verletzen. Nie!

»Und? Warum hast du nun einen Zufriedenheits-Sauerstoffausstoß gemacht?«

Sie sah ihn noch immer an und es war genau der Blick, den er nicht lange verkraften konnte, ohne verrückt zu werden.

»Dieser Zufriedenheits-Sauerstoffausstoß galt dir.«

»Ehrlich?«

»Es müsste eigentlich Glücksgefühl-Sauerstoffausstoß heißen! Ja, so nenne ich ihn.«

»Du bist also glücklich?«

»Ja, wie schon lange nicht mehr.«

Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er rückte noch näher an sie heran und sie bewegte sich keinen Zentimeter. Den ausgestreckten Arm hob er an und drückte dadurch ihren Kopf in seine Richtung. Seine Lippen berührten ihre ganz zart. Dieses Mal erstarrte sie nicht, sondern erwiderte seinen Kuss. Zärtlich umschlang er mit dem freien Arm ihre Taille und schob seine Hand langsam nach oben und vergrub sie in ihren Haaren. Sie schmolz förmlich in seinen Arme dahin und wollte nicht, dass er je aufhörte. Auch ihre Hände wanderten über seinen Rücken und er spürte seine Lenden. Er löste sich sanft von ihren Lippen und fragte mit zärtlicher Stimme: »Hey, was passiert hier gerade?«

»Du verzauberst mich?«

Er lächelte und strich mit seinen Fingern über ihre Lippen.

»Nein… du verzauberst mich!«

Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Seine Hand war noch immer an ihren Nacken und sie spürte die Wärme, die von ihr ausging.

Hastig sagte sie: »Bitte küss mich, das klappt nämlich zurzeit besser als das Atmen.«

Er drückte sie fester an sich. Sie schloss die Augen und hatte Angst, sie würde vor Erregung ohnmächtig werden. Wie eine riesige Welle kamen ihre Gefühle nicht zum Stillstand und sie wollte diese Welle langsam am Strand ausrollen lassen. Doch mit einer tobenden Gewalt von Fragen und Ängsten kam die Welle vor dem feinsandigen Sandstrand an einer kantigen Klippe zum Bersten. Sie öffnete die Augen und schob ihn vorsichtig weg. Das reden fiel ihr schwer, da sie sich immer noch viel zu sehr auf das Atmen konzentrieren musste.

»Wir dürfen das nicht tun, Kevin.«

Verwirrt schaute er sie an. Ihrem Gedankensprung konnte er nicht folgen.

»Was? Küssen? Du hast mich aber gerade darum gebeten.«, flachste er herum und wollte sie wieder an sich ziehen, doch sie ließ es nicht zu.

Lächelnd sagte sie zu ihrer Verteidigung: »Ich bin eine Frau. Noch nie etwas von Gefühlsschwankungen gehört?«

Er setzte sich auf. Sie blieb liegen.

»Hab schon davon gehört. Hoffte aber immer, dass es ein Mythos sei. Ist es also nicht? Hmm, …das haut mich jetzt um!«

Sie schlug ihn belustigend gegen die Schulter.

»Kevin, ich meine es ernst!«

Erst jetzt bemerkte sie, dass er sich wieder einmal über sie amüsierte. Er saß da, seine Hand am Kinn und Mund und versuchte sein Grinsen zu verbergen.

»Oh bitte lache nicht über mich. Nicht jetzt! Es ist ein so schöner Moment, den darfst du nicht mit deinem Grinsen zerstören.«

Er beugte sich wieder zu ihr runter und stützte seine Hände links und rechts neben ihren Schultern ab. Er schaute sie herausfordernd an. Sein Blick führte bei ihr zum Atemstillstand.

Leise sagte er ernst: »Entschuldige bitte! Also, was meintest du mit wir dürfen das nicht tun

»Hab ich vergessen!«, sagte sie zwischen zwei kurzen Atemzügen.

Nun musste er doch laut Lachen, da half kein Zusammenreißen mehr. Sie trommelte mit ihren Fäusten wütend gegen seine Brust.

»Höre sofort auf zu lachen!«, befahl sie streng.

Er griff ihre Handgelenke und drückte sie vorsichtig nach hinten.

»Verzeih! Ich kann nichts dafür. Du bist einfach zu süß, wenn du hilflos bist!«

»Ich bin süß und hilflos und du musst lachen?«, fragte sie schmollend.

Seine Antwort war ein zärtlicher Kuss, den sie wieder nach scheinbar unendlich langen Sekunden beendete. Nie zuvor wurde sie so geküsst.

Atemlos sagte sie: »Wir dürfen…«

Er unterbrach sie, indem er ihr den Mund zuhielt.

»Schschsch… sag jetzt nichts, lass uns einfach nur diesen romantischen Augenblick genießen«, bat er sanft und streichelte dabei ihre Wange. Sie nickte und er legte sich wieder neben sie und zog sie in seine Arme.

Beide schauten in den Himmel und schwiegen.

Beide wussten, dass dieser Moment einmalig sein würde.

Beide wussten, dass es nach einer Woche ein Ende geben würde.

Beide schoben die Wahrheit weit weg und schufen somit einen einzigartigen Moment, den sie nie wieder vergessen sollten.

Nach einer Ewigkeit, so schien es ihr jedenfalls, legte sie ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag.

»Dein Herz schlägt ganz ruhig«, sagte sie leise.

»Es fühlt sich wohl bei dir.«

»Meines rast immer noch. Bin ich krank?«

Sie musste nicht hinschauen um zu wissen, dass er wieder lachte. Seine Brust hob und senkte sich in kurzen Abständen.

»Du lachst schon wieder!«, protestierte sie.

»Du bist nicht krank. Wie kommst du nur immer auf solche absurden Ideen?«

»Weiß nicht! Du bringst mich immer dazu, solche Dinge zu sagen.«

»Und du bringst mich dazu, Dinge zu tun, die ich früher nicht für möglich gehalten habe.«

»Welche denn?«

»Na zum Beispiel, dich zu küssen, obwohl ich dich erst gestern kennen gelernt habe.«

»Geht mir auch so. Wie ist das möglich?«

»Ich kenne dich bestimmt aus einem anderen Leben«, sagte er ernst.

»Du meinst, meine Glaubens-Theorie, dass wir wiedergeboren werden, ist doch vertretbar?«

»Für mich schon. Somit kann ich all dies hier erklären. Es sei denn, du hast mir eine Droge verabreicht.«

»Nein, habe ich nicht. Ich schwöre, ich bin unschuldig.«

»Okay, keine Droge aber unschuldig bist du nicht.«

Sie hob ihren Kopf und legte ihr Kinn auf seine Brust. Mit einem fragenden Blick schaute sie ihn an.

»Hmm… verstehe ich nicht.«

Er streichelte ihr Haar und sagte mit bewegter Stimme: »Ich versuche es dir zu erklären.«

Dafür holte er tief Luft: »Du bist schuld daran, dass ich mich wie ein normaler Mensch fühle, weil du mich so behandelst. Du bist schuld, dass ich mich endlich wieder unbeschwert unterhalten kann, denn bei dir kann ich ICH sein. Du bist wahrhaftig schuld daran, dass ich in den letzten 24 Stunden mit einem weiblichen Wesen mehr gelacht habe, als in den letzten 24 Monaten. Du bist schuld, dass ich so etwas wie Eifersucht fühle, wenn ich an den Idioten Liam denke. Du bist schuld, dass ich nur noch an dich denken kann. Du bist schuld, dass ich die Zeit anhalten möchte, damit sie endlos wird. Du bist schuld, dass ich mein Paradies wiederentdeckt habe. Du bist schuld, dass ich schmutzige Gedanken habe, wenn ich dich in den Armen halte. So wie jetzt!«

Julia lächelte: »Hmm… schmutzige Gedanken, ja?«

Auch er lächelte jetzt und fragte empört: »Hast du mir überhaupt zugehört? Ich meine, vor dem Satz mit den schmutzigen Gedanken.«

»Es waren mehrere Sätze?«

»Freches Ding!«, rief er und drückte sie auf den Rücken. Er verlagerte seinen Oberkörper auf ihre Brust und hielt dabei ihre Arme über ihren Kopf fest. Sie spürte seinen Atem und ihre Erregung im ganzen Körper.

Zärtlich sagte er: »Vergiss die anderen Sätze. Du musst dir nur einen merken… Du bist schuld, dass ich glücklich bin!«

Dies war wieder der Augenblick, wo sie vergaß zu atmen. Unsicher fragte er: »Was ist?«

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